Schwach sein
Ich stehe hier, schau gradeaus
Mit starrem Blick,
die Hand zur Faust
in meiner Hosentasche.
Muss stark sein,
sagt´ man einstmals mir
mit seltsam – höhnisch? – Lachen!
Nun denk ich dran,
was Schwächelein wohl würden aus mir machen?
Ich setze mich,
ein lauer Wind
flüstert mir zu die Worte,
die oft verhallten all die Jahr´
an längst vergess´nen Orten.
Will Mensch sein nur,
will lachen und will weinen.
Und so, wie Manchem ich die Schulter bot,
sehn ich mich nach der einen.
Die Schulter, die ersehne ich,
stark, weich, vertraut zugleich,
an sie will anlehnen ich mich,
es machte mich unendlich reich.
Ist Schwachsein denn ein´ solche Schand?
Sehnt´ nicht ein jeder von uns sich
nach einer starken Hand?
Die ihn leitet, die ihn hält,
wenn er sich fühlt so ausgebrannt?
Welch Narr muss es gewesen sein,
der Stärke mir befahl?
Wie einsam muss die Seele sein,
kalt, hart und wie aus Stahl?
Er tut mir leid, der arme Tor!
Jetzt weiß auch ich,
warum ich immer wieder fror.
Ich stehe auf recke mich
dem Sonnenlicht entgegen
und sag mit einem warmen Lächeln:
Werd fortan auf all meinen Wegen
nicht stark sein nur!
Denn Schwachsein dürfen ist nicht minder
des Menschen ganz eigene Natur.