Ich glaube nicht mehr an Bindungsangst

  • Hallo zusammen,


    puh, sind schon 5 Jahre vergangen? Denn genau da habe ich mich hier angemeldet mit meinem großen Problem. Probleme, die sich in wenig von all den anderen Geschichten hier unterscheiden. Man lernt einen Mann kennen, der bewegt Alles, um mit einem zusammen zu kommen und dann plötzlich, dass er das doch nicht kann, nicht dazu bereit ist, es nicht an einem liegt. Dann aber wieder hin und her, Ambivalenz, es seien ja Gefühle da und man passe zusammen. Es liege ja auch nicht an einem, sondern an ihm/ihr.


    Wochenlang schrieb ich hier meine Sorgen nieder und sah mich bestätigt, dass er wirklich, so wie er es mir sagte, unter Bindungsangst leide.


    Naja, vor ein paar Wochen habe ich zufällig erfahren, dass er geheiratet hat. Fazit: es lag an mir/uns (nicht falsch verstehen, nicht im Sinne, einer von uns hatte Fehler gemacht). Denn wir passten nicht zusammen, ich war es nicht für ihn. Jahrelanges Grübeln und Trauern hätte mir diese frühere Erkenntnis ersparen können.


    Ich kann nur sagen, liebe Leute, lasst Euch nicht bedingunslos irreleiten bzw. entschuldigt das Verhalten Eurer Partner mit Bindungsangst. Manchmal soll es einfach nicht so sein und es passt nicht und einer traut sich einfach nicht, dies auszusprechen bzw. will dies vielleicht selbst nicht wahrhaben weil anscheinend von Außen gesehen ja alles so wunderbar passen muss.


    Ich bin übrigens seit eineinhalb Jahren sehr glücklich liiert auch wenn ich nach dieser Geschichte nie geglaubt hatte, mit jemanden glücklich sein zu können. Jetzt bin ich es mehr als ich je vorher war.


    Euch Allen alles Gute
    S

  • Hallo Schnine,


    ja, es ist schwierig, echte Ängste und eben dieses nicht Wahrhabenwollen, dass es nicht passt, auseinander zu halten. Ich bin mittlerweile überzeugt, wenn der Partner nichts unternimmt, seine Ängste zu überwinden und statt trotzdem zusammen zu bleiben es vorzieht ohne weitere Erklärung zu gehen, dann waren die Gefühle eben doch nicht so groß und es hat nicht gepasst.


    Bei uns gab es auch keine Aussprache mehr. Ich wünschte diese aber auch nicht und habe mich ganz aus seinem Leben abgeschirmt. Im Nachhinein hätte ich erwartet, dass er vor seiner Hochzeit vielleicht Kontakt aufnimmt und mir sein damaliges Verhalten erklärt aber das ist nicht passiert.


    Ich kann aber nach all der Zeit sagen, wenn Ihr loslässt und den weitern Verlauf dem Schicksal überlässt, kommt Ihr davon irgendwann weg und es tut auch nicht mehr weh.


    Viele Grüße

  • Also ich glaube mittlerweile dass es egal ist, ob jemand wirklich Bundungsangst hat oder das Gefühl nicht reicht, weil das Ergebnis das gleiche ist. Hier im Forum gibt es Menschen mit Bindungsängsten, das möchte ich keinesfalls absprechen. Ich glaube, dass es diese gibt. Aber in den meisten Fällen die hier "aufschlagen" war nicht Bindungsangst letztendlich das Thema, sondern dass man unterbewusst gespürt hat, dass es das noch nicht ist. Ich will sagen es gibt Bindungsängstliche hier, die versuchen, sich ihrer Angst zu stellen und diese zu überwinden. Woody Allen, Sky und Jacky z.B. schreiben hier schon eine lange Zeit und scheinen sich sehr mit ihrem Thema zu befassen und es auch ändern zu möchten. Es tut mir leid, bei Leuten, die das nicht tun, glaube ich nichtmal dass die Angst das große Thema ist, sondern dass es bei ihnen nicht reicht für den Partner und sich und die Beziehung diesen Ängsten zu stellen. Kann man verstehen, wie ich das meine?


    Seit der Trennung und seiner Hochzeit lagen gute fünf Jahre. Ich bin mir natürlich bewusst, dass sich ein Mensch ändern kann. Wenn aber jemand so sehr überzeugt, er habe Bindungsangst dann halte ich dies im Nachhinein nur für fraglich.


    Und weißt du was, etwas besseres hätte uns beiden auch nicht passieren können, weil wir beide wohl den passenden Deckel erst danach gefunden haben *daumendrück, dass es so bleibt*

  • Ach ja, liebe Schnine,


    vielleicht erscheint dir mein Post zu diesem Zeitpunkt herzlos, ich hoffe aber ehrlich dass er einigen hilft, sich nicht noch weiter zu verrennen. Du bist grad am Anfang einer Trauer, bei dir ist alles noch frisch. Glaube mir, ich kann verstehen, wie schlecht es dir geht. Von Außen und mit jahrenlangem Abstand kann ich aber nur sagen, dass ich mir diese Fragen auch alle gestellt habe (warum, BA oder nur wenig Gefühl etc) aber am Ende habe ich keine einzige Fragen beantwortet bekommen. Manchmal gibt es vielleicht einfach keine Antwort und wir müssen akzeptieren, dass es so ist? Aber wenn wir das nach einiger Zeit können und wir da durch sind, dann wird es besser gehen. Dabei wünsche ich dir viel Glück und auch das Vermögen, Deine Trauer zuzulassen.

  • Zitat

    ... Also ist entsprechend wohl auch kein Leidensdruck da....


    Hallo Schniene,


    genau DAS denke ich mir manchmal auch.
    Es gibt leider solche kühlen Charaktere...denen Vieles bis fast Alles egal ist, so auch sein Gegenüber.
    Mitunter haben diese "Kühlen" derartig mit der Gefühlswelt abgeschlossen...das sie ALLES abblocken.
    Entgegenkommende Gefühle lassen sie nicht ran...und selber welche abgeben.....never.


    Man weiß nicht was diese Eismauer "erbauen" ließ. Leider wissen diese BÄ (?) es selber nicht...bzw. wird es in eigener Person nicht angenommen.
    Es ist purer Selbstschutz um sein Wertgefühl zu wahren....


    Mit einem Freund - mit dem ich ein Hobby habe schrieb mir letztens:
    "Die "Liebe" gibt es schon mal gar nicht. Jeder versteht und bastelt sich
    da was zurecht, was wie er/sie meint was der Sache am Nächsten kommt. So
    ist das."


    und....


    "Zeitempfinden in Beziehungsfragen ist allerdings auch
    so ein Faktum. Frauen dauert alles zu lange. Besonders am Anfang. Wieso
    ruft der nicht an? Ist doch schon 24 h her. *krch*"


    Mein 1. Gedanke.....wie unzufrieden muß man mit sich selber sein - um so eine Gleichgültigkeit an den Tag zu bringen. :roll:


    Dort findet definitiv kein Leidensdruck statt - somit wird auch niemals ein eigener Handlungsbedarf erkannt.
    Für diese Menschen gilt: "Wenn besser möglich ist, ist gut nicht gut genug". :cry:

  • Es gibt verschiedene Bindungsstile.
    Der kühlere etwas gefühlslosere Bindungsstil nennt sich "gleichgültig-vermeidende Bindung".
    Diese BÄ haben auch keinen allzugroßen Leidensdruck.


    Wie sagt man?
    Harte Schale, weicher Kern.
    Diese BÄ lassen aber Keinen mehr an den weichen Kern - harte Schale ist ihr Selbstschutzmantel.
    Sie haben vermutlich "abgeschlossen". Vorallem mit sich selbst...und seinem "evtl.-möglichen" Partner.
    Ihre Erwartungshaltungen sind unrealistisch hoch. :roll:


    Interview mit Stefanie Stahl, da werden die verschiedenen Bindungsstile genannt...


    http://www.connection.de/index…ahl-ueber-beziehungsangst


    LG

  • Huhu Schnine,


    da es mir ja ähnlich geht, eine Therapie noch mache, dadurch einiges Erfahre, das Buch gelesen habe und und und und..... gemacht habe , und heute mal wieder verdammt depressiv bin,
    aber dennoch eine Antwort für Dich habe die mich in meinem Falle genauso schmerzt:

    Zitat

    Soll es denn wirklich KEINE geben, die ihn "erweichen" kann. Mir will das alles gerade nicht in den Kopf/ins Herz :cry:


    Nein. Das können die Personen nur "sich" selbst. Und wenn sie das "vielleicht irgendwann" mal geschafft haben "die Selbsterkenntniss nicht mehr soetwas haben zu wollen" kommt auch danach noch eine Therapie hinzu, wobei die Wartezeit da auch sehr lange sein können, so einen Platz zu bekommen. Und selbst diese Therapie muß nicht unbedingt erfolgreich sein. Das ist von Fall zu Fall auch anders.
    Und das ganze muß durchgehalten werden.


    Und jetzt zu uns beiden:


    Es ist so, genauso wie es im Buch steht, Du und ich, wir denken doch gar nicht mehr an uns, sondern nur noch an den Expartner. Wir beide haben irgendwo noch Hoffnung das sich das Blatt wendet. Es wendet sich aber nicht bzw. so schnell wie wir es gerne hätten. Wie lange möchten wir warten? 1 Jahr 2 Jahre oder 3 Jahre? Um dann festzustellen, es hat etwas gebracht oder doch nicht?


    Ich bin durch diese vielen On/Off s, in meinem Falle, in eine Abhängikeit gerutscht. Und jetzt habe ich Entzugserscheinungen.....! Ich weiß selbst das es "nie nie nie" wieder mit meiner Ex irgendetwas geben wird, zumindest nicht die nächsten 2 Jahre. Solange warte ich doch nicht, wer weiß was in dieser Zeit noch alles passiert. Ich eine neue Partnerin, sie einen neuen Partner.... Keine Ahnung.



    Ich weiß nicht ob ich diesen LINK hier rein bringen darf, aber lies selber mal: http://www.trennungsschmerzen.de/bindungsangst-t2066.html


    Uns beide wünsche ich nur: Hoffentlich wird schnell alles wieder gut, egal wie....nur schnell und nur gut!!!
    LG

  • Hallo zusammen,


    was für ein spannendes Thema!


    Früher wurde mal von einem Ex-User/einer Ex-Userin der Begriff "Komplementärmeise" kreiert. Kann man aber hier nicht mehr "ergoogln" glaube ich. Schade, das war hoch interessant.
    Ganz einfach interpretiert: Es gehören halt immer zwei dazu..... Vielleicht auch einer mit Helfersyndrom????? Ist jedenfalls eine Variante.


    Ich selber bin ganz klassisch bindungsängstlich (gewesen) und dazu gehört auch der Glaube, den Richtigen halt noch nicht gefunden zu haben - auch beim 20. Versuch nicht usw.


    Gruß Hermine

  • Nee, das mit den "Richtigen" glaubte ich nur solange ich keinen Durchblick hatte und noch voll drin steckte in der Problematik Bindungsangst. Hinterher (im Laufe meiner Therapie, weil ich etwas verändern wollte) habe ich die ewig gleichen Muster erkannt, daran gearbeitet und dann wurde es besser


    Gruß H.

  • Zitat von Schnine125

    Komplementät-Meise... das klingt gut in einem deprimierenden Thema...


    eigentlich gibts hier einiges zu lachen im Forum, unter Tränen anfangs... grab dich mal ein bißchen durch... Lachen ist auch ein erster Schritt, mal auf andere Gedanken zu kommen. Und - die hat man in Deiner Phase *nie*, nicht wahr...

  • Also da gibt es nicht nur einen "Aufmunterungsthread" unter Sonstiges bzw. Off Topic sondern v.a. viel zu Lachen im Liebeskummerforum unter "Und noch ne Geschichte" zumindest ab Seite 2 ff :lol:


    Und Nestor fehlt ... aber das ist auch gut so, denn das heißt wohl, dass es ihm hoffentlich seehr gut geht!


    Judith

  • also, ich denke es hängt ganz oft vom timing ab. heute extrem bindungsängstlich und im laufe der jahre, nachdem der BA sich vielleicht selbst mit fragen und antworten und auseinandersetzungen mit sich selbt beschäftigt hat, ist er bereit. dann kommt die richtige person, die vielleicht die jahre zuvor auch nicht gepasst hätte, aber jetzt umso mehr.

  • Hi Schnine,


    Helfersyndrom ... Komplementärmeise ... "Ich kann ihn doch nicht fallen lassen" ... bei einem Alkoholiker würde man vielleicht sagen ".. aber wenn er trocken ist (was kaum der Fall ist) tut es ihm ja soo leid und dann ist er soo lieb" .... oder "er braucht mich doch..." :think: ..... letztendes sind diese Aussagen oder Selbst-Zuweisungen meist ja doch wieder nur eine Begründung, warum man nicht die Konsequenzen zieht!
    Tut mir leid, wenn ich dies so klar sage, aber Menschen bzw. unser Unterbewußtsein sind seeehr trickreich, um Ungewolltes zu vermeiden!


    Es geht schlicht und einfach darum, dass du nicht glücklich bist bzw. leidest so, wie die Beziehung läuft, und dass du am Partner auch nichts ändern kannst .... also wäre es besser, die Konsequenz zu ziehen und v.a. durchzuziehen, auch wenn es sehr weh tut.


    Viel Kraft und Erfolg dabei wünscht


    Judith

  • Hallo S


    Finde deinen Beitrag auch sehr gut... in manchen Fällen funktioniert die Beziehung doch! Es ist so schwer
    auseinander zu halten, ob diese Personen ein wirkliches Problem haben oder einfach nur "spielen".


    Das war immer mein grosses Fragezeichen: spielt er oder ist er wirklich ein depressives BA-Opfer?
    Da ich nicht mehr weiter weiss, habe ich mich dazu entschieden meinen Weg zu gehen, indem ich langsam loslasse.
    Weiss nicht ob ich das wirklich schaffen werde, aber wie heissts so schön: wo ein WIlle ist, da ist auch ein Weg für uns und für BÄtler...

  • mein ex hat ja nach seinem warmen wechsel von mir, nach nur 7 monaten beziehung auch seine neue geheiratet! und mittlerweile sind 2jahre vergangen. hab ihn letztens das erstemal im vorbeifahren gesehen, mit ihr händchendhaltend auf dem weg einer location (war die richtung). seitdem komme ich auch wieder mehr ins grübeln ...


    aber es gibt auch bä die verheiratet sind ...


    ich bekam mal eine sms von meinem ex, da hatte er sich das zweitemal von mir verabschiedet, mit dem inhalt, das er ein schwein wäre, und das hin und her(da wollte er wieder zu seiner ex ehefrau zurück) vor seiner ehe mit seiner ex frau schonmal hatte. das ging neun monate! das hat er mir das erstemal erzählt, und vorher immer gesagt das er lieb wäre und seine frau die böse!
    und als es zur aussprache kam, damals bei der zweiten trennung, hat er mir gesagt, das er an diese frau immer noch denken würde! also auch in seiner ehe!


    klingt doch nach bä oder???könnte noch einiges erzählen was dafür spricht....

  • Hallo zusammen,


    ich denke auch, dass BÄ sehr wohl Beziehungen führen können und einige von ihnen auch eines Tages heiraten. Die Frage ist nur, wie so eine Beziehung/Ehe überhaupt gestaltet wird.


    Z. B. kenne ich einen verheirateten Mann, den ich trotzdem als BÄ bezeichnen würde. Er ist beruflich erfolgreich und viel unterwegs. Seine Frau hat einen guten Vollzeitjob, legt aber keinen Wert auf Karriere und kümmert sich fast ausschließlich alleine um den Haushalt. Sie lässt ihm sämtliche Freiheiten und hält ihm soz. den Rücken frei. Der Mann verbringt seine Urlaube fast immer alleine oder mit Kumpels im Ausland, pflegt seine Interessen ohne die Anwesenheit seiner Frau und betrügt sie seit Jahren immer wieder mit anderen Frauen (auch schon vor der Hochzeit). Die Ehefrau versorgt ihn mit regelmäßigem Sex, wenn er mal nicht auf Dienstreise ist, hält die Wohnung in Schuss und kümmert sich um organisatorische Dinge. Ansonsten leben die Beiden eher aneinander vorbei. Sie denkt halt, dass ihr Mann schwer beschäftigt ist und wenig Zeit für sie hat... vermutlich findet sie das normal. Von seinen Seitensprüngen ahnt sie nichts. Das wird er ihr auch niemals beichten, weil er dann seine sichere Bank für warmes Essen, frische Wäsche, Sex und andere Dinge aufs Spiel setzen würde. Emotionale Nähe kann dieser Mann jedoch nicht zulassen.


    Für mich ist das ein typisches Beispiel einer Ehe mit einem BÄ. Solche Geschichten habe ich schon häufig gehört: Männer, die ihre Partnerinnen nur für Haushalt, Sex, usw. brauchen und sonst wenig bis kein Interesse an ihnen zeigen. Private Sachen machen sie mit sich selbst aus, für gemeinsame Aktivitäten am WE, Urlaubsreisen, etc. sind die Kumpels zuständig. Wenn die Frau etwas auf dem Herzen hat, soll sie nicht stressen und sich lieber Unterstützung bei ihren Freundinnen holen. Er will nur seine Ruhe und nichts davon wissen. Gibt es öfter, als man denkt.


    LG
    Anne