Löst Bindungsangst Bindungsangst aus?

  • Stelle mir gerade die Frage, ob eine ON/OFF-Beziehung beim Nicht-BA in einer zukünftigen Beziehung selbst Bindungsangst auslöst?


    Wie kann man sich irgendwann wieder auf einen neuen Beziehungspartner einlassen, ohne das Hirn total auf Alarmstufe Rot eingestellt zu haben?


    Sagt man sich dann nicht vielleicht selbst, ich lasse mich nicht so richtig auf die Beziehung ein, nachher bin ich nur wieder der Unterlegene?


    Jemand hier, der Nach-BA-Erfahrungen mit einem neuen Partner hat?

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Also ich würde sagen, es hängt gänzlich von deiner eigenen Mitte ab (als BA-Partner).
    Die Frage ist.....brauchst du unbedingt einen Partner....oder kannst du auch allein (glücklich) sein.
    Sobald sich das Gefühl "brauchen" entwickelt...handelt man willkürlich, weil man sucht/will...und sein Handeln wird zum unbewussten "muß".


    Genau DANN erkennt man in Beziehungen auch...wenn man der Unterlegene ist.
    Aber dieses "unterlegen" sein....finde ich schon mal als Wort echt schlimm!
    Eine Beziehung sollte auf Augenhöhe sein (das geht auch in einer BA-Beziehung)....in der Höhen und Tiefen beidseitig bewältigt werden können - weil man DIES auch beidseitig möchte!
    Ich habe das Buch "ich liebe dich nicht..." auch gelesen. :think:
    Füreinander da sein und sich gegenseitig durch schwierige Zeiten helfen - DAS macht eine Beziehung aus....aber nicht...selber zu erkennen: Huch, ich bin gerade der oder die Unterlegene...nun muß ich was tun!?


    Sich nach einer BA-Erfahrung wieder auf eine neue Beziehung einlassen zu können...liegt wirklich nur in deiner inneren Zufriedenheit - oder gar eigenen Zerissenheit.

  • Klar bin ich auch für eine Beziehung auf Augenhöhe, aber in einer BA-Beziehung fühlt man sich manchmal als Unterlegener. So war es bei mir am Anfang. Mittlerweile beziehe ich die Distanzierung(swünsche) nicht mehr auf mich, weil sie nichts mit meiner Person zu tun haben.


    Bei all der Freude, ich ich in der ON-OFF-Beziehung bzw. Freundschaft Plus habe, und die überwiegt in den letzten Jahren - habe ich nach der Hochphase der Verliebtheit auch den ganzen Schmerz einer BA-Beziehung erlebt. Ich war noch immer in höheren Sphären auf Wolke 7 unterwegs und habe aus dem Nichts die erste, mir unerklärliche Distanzierung erlebt. Hat 'ne Weile gedauert, bis ich erkannte, in welcher Konstellation ich gelandet bin. Hab' meine eigenen Angstanteile (VA) erkannt, mich denen (u.a. in Therapie) gestellt und arbeite immer noch daran, meine Mitte zu finden.


    Bei mir besteht aktuell auch nicht der Anlass einer neuen Beziehung. Aber ich habe Sorge, mich gegen eine eventuell irgendwann mal kommende Verliebtheitsphase zu wehren, um nicht noch einmal einen Absturz aus solcher Höhe zu erleben, also Selbstschutz betreibe und einer Bindungsangstkomponente folge. Weiß aber auch, dass ich mit dieser Einstellung auf dem besten Weg zur selbsterfüllenden Prophezeiung bin.

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Zitat

    ...Aber ich habe Sorge, mich gegen eine eventuell irgendwann mal kommende Verliebtheitsphase zu wehren, um nicht noch einmal einen Absturz aus solcher Höhe zu erleben, also Selbstschutz betreibe und einer Bindungsangstkomponente folge. Weiß aber auch, dass ich mit dieser Einstellung auf dem besten Weg zur selbsterfüllenden Prophezeiung bin...


    Das ganze Leben ist ein Risiko.
    Niemand weiß - was erwartet mich nach einem Sprung ins kalte Wasser?
    Negative Erfahrungen gehören zum Leben dazu....und man muß lernen wieder aufzustehen.
    Man geht evtl. zukünftiger etwas vorsichtiger an neue Erfahrungen heran....aber der Absturz wird dann nie wieder so tief sein, weil du realistischer/handlungsfähiger geworden bist.
    Ganz wichtig ist auch, dass zwischen "alt" und "neu" genügend Zeit-Abstand war.....um Erfahrungen wirklich trennen zu können (sofern man es auch will).
    Mit dem Wissen und Gewissen - Nichts hält ewig (Tod) ....aber schaun wir mal, wie weit/lang unser gemeinsamer Weg ist...beruhigt ungemein und macht auch Mut für neue Beziehungen.
    Eine zutiefst gefühlte Enttäuschung basiert hauptsächlich auf Selbstmitleid........hast du das erstmal erkannt, gehst du zukünftig wertfrei und erwartungsniedrig in die Zukunft.
    Diese "Gelassenheit" schmälert auch keine Gefühle (Verliebtheit)....denn nur du allein weißt - das du auch allein glücklich sein kannst (Familie, Freunde, Hobby, Job).


    Zitat

    ..aber in einer BA-Beziehung fühlt man sich manchmal als Unterlegener. So war es bei mir am Anfang..


    Unterlegen ist man in jeder Verliebtheitsphase.....weil man "gefallen" möchte.....und man nicht weiß ob Dies gelingt.
    In einer BA-Beziehung....hast du selber irgendwo echt schön beschrieben - wenn man hinter die Angst-Facette blicken kann und Dies versteht und sich dementsprechend verhalten kann.....ist der Umgang viel leichter.
    Somit sollte auch dieses "unterlegene" Gefühl verschwinden - weil es dann kein "über-/unterlegen" gibt, zumindest für den BA-Partner.


    Aber gut.....vielleicht habe ich auch "leicht-reden".....denn ich lese hier immer wieder BA-Beziehungen...welche eigentlich nur Freundschaft Plus darstellt und keine Paar-Beziehung.
    Nur eine Freundschaft mit Extra käme für mich nicht in Frage....da dort kein gemeinsames Lebens-Ziel erkannt wird.

  • Hallo Ratsuchend
    Ja, bei mir ist es ganz klar so das meine BÄ-Erfahrungen mir den Kopf verdrehen in der jetztige Beziehung... Zuerst habe ich einfach auf jedes Zeichen BÄ seinerseits gewartet, um schnell STOPP sagen zu können und Grenzen setzen (dies weil ich wusste, er hat ein sehr brüchiges Selbstwertgefühl und das ja oft in gewissen BÄ resultieren)
    Mittlerweile glaube ich nicht mehr, dass er besonders viel BÄ hat - der ist zwar vorsichtig mit seinen Gefühlen aber scheut das Gespräch oder den Streit nicht, wenn etwas geklärt werden muss. Ich selber dagegen merke bei mir, dass ich sobald ich an seiner Liebe zweifle (und das ist oft!!!) total runterschalte, keinen Sinn mehr in uns sehe und alle möglichen "Beweisen" finde, dass ich Schluss machen muss... :-(
    Suche zwar immer noch Nähe, ist also ne BÄ, die sehr stark aus Ablehnungsangst definiert ist, unter dem Strich muss ich aber sagen, dass meine innere Unruhe mich immer wieder treibt, alles in Frage zu stellen und eine Trennung herstellen (weil wenn ich das diesmal initiere, kanns mich ja nicht sooo hart treffen...so der Logik dahinter im durchgebrannten Kopf)
    Kann aber nicht sagen, ob dieses Muster auch so aussiehen würde, hätte ich mich für einen ruhigen, starken Mann entschieden, der mich quasi tragen wurde und mir die Ängste wegnehmen könnte...Schlussendlich wollte ich ja doch von innen heilen, und mir selber die Liebe geben, die ich so brauche - und das wäre doch unmöglich, wenn ich mich hinter jemanden "verstecke"


    Momentan sehe ich eh grad nix klar - bin seit Wochen in einem Abwärtsspiral von negativen Gedanken, aus denen ich mich nicht mehr befreien kann...

  • Zitat von NightStar


    Aber gut.....vielleicht habe ich auch "leicht-reden".....denn ich lese hier immer wieder BA-Beziehungen...welche eigentlich nur Freundschaft Plus darstellt und keine Paar-Beziehung.
    Nur eine Freundschaft mit Extra käme für mich nicht in Frage....da dort kein gemeinsames Lebens-Ziel erkannt wird.


    Ich kam aus einer symbiotischen Beziehung. Hat etwas gedauert, bis ich das alles verstanden habe. Hab' mich aber dann doch auf diese neue Beziehung eingelassen. Irgendwie habe ich durch die vorbelastete Beziehung sicherlich auch eine Art BA entwickelt/mitgebracht.


    Die jetzige Freundschaft Plus, die zwischendurch immer mal wieder eine Paar-Beziehung war, gibt mir die Möglichkeit, mich auch mit meinen Ängsten zu konfrontieren und sich ihrer anzunehmen, damit sie keine große Macht mehr über mich haben. Ich befürchte, dass eine Pause vorgeschlagen wird, um mich zu entlieben, aber ich wäre auch mit der Fortführung des jetzigen Zustandes zufrieden. Eben, weil es auf der Gefühlsebene doch eine nahe Beziehung ist. Ich selbst weiß im Augenblick nicht, welches mein oder ein gemeinsaems Lebens-Ziel ist. Ich will die Dinge wachsen lassen und hoffe, irgendwann an einem Punkt zu sein, wo sich die Dinge regeln werden, so dass beide auf dem weiteren Weg, ob allein, gemeinsam, Single, Paar oder Freunde, ihr Glück finden werden. Ich bin jedenfalls nicht auf der Suche nach der Prinzessin, mit der alles gut wird - denn die gibt es nicht. Mit der jetzigen Frau gibt es so viele Übereinstimmungen, dass ich schon gemeinsam weiter gehen will.

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Zitat von NightStar


    Damit bringst du es sehr schön auf den Punkt. An all diesem arbeite ich. Aus deinen Worten spricht viel Lebenserfahrung. Besonders das Wort "erwartungsniedrig" ist wohl das richtige Mittel zum Zweck. Klingt zwar wie "aus der Traum", aber meine Erfahrung zeigt inzwischen auch, dass man nicht so hoch fliegen sollte, weil der Flug nur kurz, der Fall aber umso tiefer ist.

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Zitat

    Ich kam aus einer symbiotischen Beziehung. Hat etwas gedauert, bis ich das alles verstanden habe. Hab' mich aber dann doch auf diese neue Beziehung eingelassen. Irgendwie habe ich durch die vorbelastete Beziehung sicherlich auch eine Art BA entwickelt/mitgebracht...


    Genau dieses Abhängigkeitsgefühl....(bei mir war es VA (??) ) brachte mich damals zum verzweifeln....und ich spürte genauso diese "Unterlegenheit"...wie in so manchen Büchern beschrieben.
    Heute belächel ich diese Bücher....so auch diese Unterlegenen-Gefühle.
    Bitte welcher Mensch braucht einen Partner - welcher dich "nur" lieben kann, wenn es dir gut geht und du im Erfolgskurs stehst?
    Eigentlich braucht man genau dann Liebe - wenn es dir gar nicht so gut geht...wenn du dich auch mal "anlehnen" möchtest...wenn du Halt brauchst!
    Erkennst du was?
    Das "flexible" Leben....die Medien....die Sozial-Politik setzen dich total unter Leistungsdruck....und man tut sich schwer - Dies als schlechten äusseren Einfluß zu erkennen.
    Jeder will ach so cool und toll sein....um mithalten zu können...(??)
    Aber für Wen? Deinem Partner? Wozu? .....wo bleibst du dann als Mensch mit deinen eigenen Bedürfnissen? :wink:
    Letztendlich setzt du dich selber unter Druck....sogar unbewusst....und dadurch fühlst dich schlecht(er)....bedürftig(er)...


    Erst jetzt in meiner BA-Beziehung erkannte ich....das meine VA nicht dem Partner galt, sondern nur meiner Existenz.
    Es ist wirklich wichtig - für sich selber zu erkennen - was genau macht mir Angst oder könnte mich in Panik versetzen?
    Ich sehe meine Beziehung genauso wie du - als eine Möglichkeit um meine eigenen Ängste richtig deuten und dementsprechend "auflösen" zu können.
    Kein Mensch ist völlig Angstfrei....zumindest sollte eine Angst nicht deine Lebensqualität minimieren.


    Ich habe keine Angst meinen Partner zu verlieren, was aber nicht heisst - dass ich ihn nicht wirklich liebe!
    Ich wäre "nur" unsagbar traurig, weil er ein wunderbarer Mann/Mensch ist.
    Aber (!!!) ...was habe ich sonst noch zu verlieren??? Nichts! Meine Existenz, Job, Freunde und Familie bleibt mir erhalten.
    Einen neuen Partner(in) kann man immer wieder finden.........man darf sich nur nicht selbst aufgeben.


    Zitat

    ..befürchte, dass eine Pause vorgeschlagen wird, um mich zu entlieben, aber ich wäre auch mit der Fortführung des jetzigen Zustandes zufrieden..


    :shock:
    Wer bestimmt denn sowas? Die Therapie?
    Man entliebt sich doch nicht durch Pausen...und schon gar nicht "auf Kommando"! :mrgreen:
    Dazu braucht es eine eigene innere Einstellung zur Situation....


    Zitat

    ...Ich bin jedenfalls nicht auf der Suche nach der Prinzessin, mit der alles gut wird - denn die gibt es nicht. Mit der jetzigen Frau gibt es so viele Übereinstimmungen, dass ich schon gemeinsam weiter gehen will...


    Und genau DAS ist schon mal eine wirkliche aufbauende Basis! Man muß mit dem "Vorhandenem" was anfangen können...
    Ja natürlich haben wir auch bestimmte Ansprüche............aber in welcher Form?
    Tut dir "etwas" nicht gut....hält man auch nicht länger dran fest. Das hat nichts mit Oberflächlichkeit oder Egoismus zu tun!
    Tut dir "etwas" richtig gut....ist es ausbaufähig und man lernt den Umgang mit Schwächen - weil Diese deine eigene Lebensqualität nicht (mehr) einreißen.... :wink:

  • Zitat von kerran

    Suche zwar immer noch Nähe, ist also ne BÄ, die sehr stark aus Ablehnungsangst definiert ist, unter dem Strich muss ich aber sagen, dass meine innere Unruhe mich immer wieder treibt, alles in Frage zu stellen und eine Trennung herstellen (weil wenn ich das diesmal initiere, kanns mich ja nicht sooo hart treffen...so der Logik dahinter im durchgebrannten Kopf)


    Hallo Kerran,
    die von dir beschriebene Logik im "durchgebrannten" Kopf ist meines Erachtens auch die Logik, der ich augenblicklich ausgesetzt bin. Weil Harmonie herrscht, wird diese vorsorglich untergraben, damit eine mögliche Harmonieänderung einen nicht verletzt?


    Aber das ist das Risiko im Leben, vom dem auch Nightstar in diesem Thread sprach. Kommt diese Logik des lieber verlassen als selbst verlassen werden einfach aus einem Gefühl oder weil schon selbst erlebt?

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"


  • Das hast du sehr schön beschrieben. Das, was man hat bzw. was bleibt, wird einem jetzt wieder bewusster.


    Ich komme ja mit meinem Leben schon klar. Kann meine VA jetzt auch besser einordnen, habe sie bisweilen sogar unter Kontrolle bzw. lasse mich durch sie nicht umwerfen. Auf einmal kamen Bilder aus Kindertagen lebendig in mir hervor und ich konnte meine VA sogar einem exakten Ereignis an einem exakten Ort zuordnen und dadurch abstellen. Verrückt.


    Aber irgendwie möchte ich auch das Gefühl haben, angekommen zu sein. Das hatte ich bei ihr.


    Ich weiß mittlerweile auch besser, wer ich bin und das ich Jemand bin. Mein Selbstbewußtsein ist schon stärker geworden und die Selbstzweifel geringer.


    Mal sehen, was wird...

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Zitat von Ratsuchend

    Kommt diese Logik des lieber verlassen als selbst verlassen werden einfach aus einem Gefühl oder weil schon selbst erlebt?


    Erlebt... Die Hammerschläge als mein ExBÄ aus dem heiterem Himmel Schluss gemacht hat, haben mich jedes Mal ins Panik gesetzt. Das Gefühl, die Welt nicht mehr zu verstehen, und sich nicht auf Kopf, Herz oder Bauch verlassen zu können, sondern völlig ohne Kontrolle einem plötzlichen Fremden ausgesetzt zu sein... Wenn ich selber aus Kleinigkeiten Streit mache, die Beziehung (zu früh) unter Test stelle oder in seinem Verhalten mir allerlei Beweise hole, er liebe mich nicht - ja, dann tut es immer noch weh aber die Kontrolle liegt bei mir und die Trennung wird verständlich... Die Vorwürfe an einem selbst sind dann zwar nachher auch vorhanden, wenigstens kann man sich dann auf dem Schulter klopfen und sagen "hast du richtig erkannt, dieses Scheissgefühl war tatsächlich richtig" Ob es dann so ist oder ob man sich einfach unmöglich und zu bedürftig gemacht hat ist denn nicht mehr so wichtig...


    Ein "normales" Verlassen hab ich noch nie probiert - als in "ich liebe dich nicht mehr oder wir passen einfach nicht so gut zusammen"... Habe eig immer bis zur gefühlten letzten Tropfen Blut um die Beziehung gekämpft - also weiss ich nicht, ob eine solche Trennung wehtut, wo der andere also leidet und ich quasi nicht...hmmmm