Verlustangst und wie wir sie überwinden

  • "Verlustangst und wie wir sie überwinden - Ulrike Sammer"


    "Verlust- und Trennungsängste überschatten das Leben vieler Betroffener und ihrer engsten Familienangehörigen. Das Selbsthilfebuch klärt über Ursachen auf, gibt praktische Impulse für die Überwindung der Störung und unterstützt Angehörige mit Informationen und Verhaltenstipps. Verlust- und Trennungsängste überschatten das Leben vieler Betroffener und ihrer engsten Familienangehörigen.


    Das Selbsthilfebuch klärt über Ursachen auf, gibt praktische Impulse für die Überwindung der Störung und unterstützt Angehörige mit Informationen und Verhaltenstipps.
    Mütter versinken in Depressionen, wenn ihre erwachsenen Kinder das Elternhaus verlassen. Männer überwachen ihre Frauen per Handy auf Schritt und Tritt. Trennungen hinterlassen Wunden, die nicht mehr zu heilen scheinen. Es ist die Verlustangst, die solch anklammernde Verhaltensweisen hervorbringt - zum Leidwesen der Betroffenen und ihrer engsten Umgebung. Was hinter übermäßiger Trennungsangst steckt und wie man ihr zu Leibe rücken kann, entfaltet die Autorin, eine erfahrene Psychotherapeutin, in diesem Buch.


    - Es zeigt, wie stark Verlustängste in der Kindheit verwurzelt sind.
    - Es beschreibt, wie "alte Narben" bei neuen Beziehungsproblemen aufreißen können.
    - Es gibt konkrete Unterstützung hinsichtlich einer Verhaltensveränderung.
    - Es informiert, wann Psychotherapie notwendig wird.


    Aufklärung und praktische Unterstützung erfahren nicht nur Menschen mit Verlustangst, sondern ebenso ihre Partner, Kinder, Freunde, die eine derartige Störung einschränkt und oftmals ratlos macht. Gedankenimpulse, Übungen und Tipps aus Therapeutenhand helfen bei den ersten Schritten in ein autarkes Leben.

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Vorhin hab´ ich noch woanders geschrieben, dass ich das Buch bestellt habe und es morgen geliefert wird. Jetzt ist es aber schon da und ich habe mit dem Lesen angefangen. Es werden auf jeden Fall so einige aufschlussreiche Punkte erwähnt. Die sog. ungünstigen Voraussetzungen treffen auf meine Bezugspersonen fast alle zu... das ist heftig.


    1.) Die Angstbereitschaft in der Familie
    - Völlig korrekt. Ich stamme aus einer sehr ängstlichen Familie mit mehreren pessimistischen Leuten. Meine Mutter sagt noch heute fast täglich zu mir, dass ich nachts unbedingt die Tür abschließen muss, damit kein Verbrecher hier reinkommt und mir nichts passiert. Und vor jedem Urlaub, jedem Kurztrip und jedem Festival ermahnt sie mich, dass ich unbedingt auf mich aufpassen soll, bloß nicht zu fremden Leuten ins Auto steigen (ich habe nur 2x im Leben getrampt und hatte einmal einen Kumpel und beim anderen Mal meinen damaligen Freund dabei), nicht viel Alkohol trinken, früh schlafen gehen, usw. Ich finde ihr Verhalten gewaltig übertrieben. Sie findet es normal und sagt, dass jede normale besorgte Mutter so etwas zu ihren Kindern sagen sollte.


    2.) Ein familiärer Druck zur Nähe
    - Auch ganz klar vorhanden. Habe schon mehrmals gepostet, dass meine Mutter sowohl im Alltag, als auch im Urlaub tägliche Telefonate erwartet. Ich habe mir inzwischen angewöhnt, nicht mehr immer erreichbar zu sein. Wenn ich auf der Arbeit viel Stress habe oder mit meinen Freunden auf Festivals unterwegs bin, schalte ich das Handy bewusst aus.


    3.) Hilflose Bezugspersonen
    - Auch in diesem Punkt ein "Ja". Ich stamme aus einer zwanghaft strukturierten Familie und habe einige ihrer Strukturen so stark verinnerlicht, dass es mir manchmal schwer fällt, mich in Menschen einzufühlen, die in gewissen Punkten anders ticken als ich.


    4.) Bezugspersonen, die das (kindliche) Problem nicht erkannt haben
    - Oh ja, das war war bei uns auch der Fall. Meinen Eltern war es in erster Linie wichtig, dass ich ihnen brav gehorchte und gute Schulnoten mit nach Hause brachte. Mein Vater interessierte sich gar nicht für meine emotionalen Befindlichkeiten. Meine Mutter schon, aber wenn ich ihr etwas erzählte, dann wurde sie gleich übergriffig und mischte sich zu sehr in meine Angelegenheiten ein, indem sie z. B. bei meinen Freunden anrief und sie oder ihre Eltern beschimpfte.


    5.) Wenn Gefühle nicht ausgedrückt werden können
    - Das konnte meine Mutter sehr gut. Mein Vater konnte uns zwar seine Gefühle für uns offen zeigen, aber er behielt es eher für sich, wenn es ihm nicht so gut ging oder er ließ seinen Frust durch Schimpftiraden an meiner Mutter und uns Kindern aus.


    6.) Erwachsene sollten Kinder ins Leben einführen
    - Das haben meine Eltern ganz klar versäumt. Sie haben genau so ein Verhalten an den Tag gelegt, wie es im Buch beschrieben wird und viele negative Dinge vor mir ferngehalten. Beispiel: Als bei meinem Vater Krebs diagnostiziert wurde, war es schon zu spät und es war klar, dass er nicht mehr lange leben würde. Meine Mutter und mein Bruder waren bei der Diagnose im Krankenhaus dabei, ich musste arbeiten. Mir haben alle 3 später erzählt, dass er im Anfangsstadium sei und auf jeden Fall in 6-9 Monaten wieder gesund sein würde. Als er 16 Monate nach der Diagnose starb, war es entsprechend heftig für mich, weil es am Ende sehr schnell ging und ich mich gar nicht darauf eingestellt hatte.


    7.) Wie erzeuge ich Unselbständigkeit?
    - Die erzeuge ich, wenn ich ein Kind so erziehe wie meine Eltern damals mich. Oder wenn Eltern ihren längst erwachsenen Sohn so behandeln wie mein alter BA-Mann von seinen Eltern behandelt wird. In diesem Punkt haben wir zwei uns wirklich gefunden, nur mit dem Unterschied, dass ich jetzt schon länger alleine lebe und gewisse Dinge zwangsläufig lernen musste, die ihm noch komplett bevorstehen. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass auch meine Eltern total unselbständig waren und von vielen grundlegenden Dingen gar keine Ahnung hatten. Meine Mutter ist auch heute noch in manchen Punkten sehr unselbständig und auf die Hilfe von uns Kindern angewiesen.


    8.) Die Erziehung zu seinem schlechten Selbstwertgefühl
    - In diesem Abschnitt gibt mir ein Kommentar ganz besonders zu denken: "Selbständige Jugendliche sind auch nicht gerade zimperlich mit ihren Bemerkungen, wenn sie einen verwöhnten Versager, der sehr schnell an seine Grenzen angelangt ist, in seiner Hilflosigkeit erleben." Genau das ist der Punkt. Verwöhnte Jugendliche/junge Erwachsene, denen die Eltern vieles abgenommen haben, werden automatisch unselbständig. Bei mir begannen die Probleme, als ich noch bei meinen Eltern lebte. Freunde fingen an, mich mit fiesen Kommentaren runter zu machen, schämten sich immer mehr für mich und zogen sich von mir zurück. Sie vermittelten mir das Gefühl, nichts wert zu sein, weil ich aus eigener Kraft noch nichts erreicht hatte. Bei mir war es schon immer der Fall, dass ich andere weitaus öfter um Hilfe bitten musste als umgekehrt.


    9.) Ein Mangel an allgemeinen Bewältigungsformen
    - Feste Rituale gab es in meiner Familie noch nie.


    Das Buch ist stellenweise echt harte Kost, aber da muss bzw. will ich schon durch. Schließlich möchte ich endlich gesund werden.

  • ich glaube bei mir war das das erste buch, das ich zum thema verlustangst und bindungsangst gelesen habe.
    soweit ich erinnere wars manchmal echt hart und hat mich auch zum weinen gebracht, das heisst bei mir so einiges.....


    ist jetzt einige jahre her, und wenn ich den weg betrachte, den ich seither zurückgelegt habe, die veränderung, die ich geschafft habe, dann denke ich, dass es eine gute grundlage ist.
    es lohnt sich, diesen steinigen weg zu gehen!

    Spock: You mistake my choice not to feel as a reflection of my not caring, while I assure you the truth is precisely the opposite.
    (Star Trek Into Darkness)

  • Ich habe darüber nachgedacht, wann ich zum ersten Mal in meinem Leben VA gespürt habe. Das war schon in meiner Kindheit häufig der Fall. Meine Großeltern lebten in anderen Ländern und sind alle recht früh verstorben. Ich hatte schon mit 12 Jahren keine Großeltern mehr und war bis zum Abitur die einzige Schülerin in der Klasse, die weder Opa noch Oma hatte. Auch meine späteren Freunde, die ich in der Ausbildung, beim Weggehen, etc. kennengelernt habe, hatten wenigstens einen Teil ihrer Großeltern bis ins erwachsene Alter. Meine beste Freundin ist fast 40 und hat ihre Oma erst vor wenigen Monaten verloren. Ihre andere Oma ist auch erst vor wenigen Jahren gestorben. Die Großeltern meiner Schwägerin sind alle noch am Leben und sie hat auch noch beide Elternteile, während mein Vater nicht einmal seine Rente erlebt hat. Um ehrlich zu sein, hat mich das ganz schön belastet. Immer wenn Freunde mir von ihren Großeltern erzählten, wurde ich traurig, da ich selbst keine mehr hatte.


    Ein weiterer Punkt, der mir immer wieder durch den Kopf geht, ist das Weglaufen männlicher Personen vor mir. Auch das kenne ich nicht nur aus Liebesgeschichten, sondern auch aus Freundschaften und von meiner Familie. Bis ich 12 war, hat meine Mutter nicht gearbeitet und war ausschließlich Hausfrau. Später hat sie kleine Teilzeitjobs ausgeübt. Mein Vater hatte immer einen Vollzeitjob. Deshalb hätte ich gerne mehr Zeit mit ihm verbracht, wenn er mit der Arbeit fertig war. Nur leider war mein Vater mit der Nähe zu Frau und Kindern oftmals überfordert und schuf sich seine Freiräume. Manchmal fuhr er ganz spontan mit seinem Bruder oder einem Freund zu seinen Eltern in die Heimat und als sie nicht mehr lebten, fuhr er zu seiner Schwester. Diese Kurztrips beschloss er manchmal ganz spontan und stellte uns vor vollendete Tatsachen. Nach Feierabend war er oft müde und ging nach dem Essen früh ins Bett. Wenn wir alle zusammen im Familienurlaub waren, nutzte er auch viele Gelegenheiten, um nicht mit uns zusammen sein zu müssen. Wenn wir in seinem Heimatdorf waren, ging er manchmal schon um 6 Uhr morgens aus dem Haus, um frisches Brot zu kaufen und blieb dann stundenlang weg, traf sich mit Freunden, usw. Und wenn er daheim war, dann werkelte er am Haus oder in unserem Garten und verbrachte nur wenig Zeit mit der Familie. Im Sommer fuhren wir jedes Jahr 1 oder 1,5 Wochen ans Meer. Das war die einzige Zeit im Jahr, in der ich meinen Vater wirklich oft zu Gesicht bekam. Aber er ertrug die Nähe nicht und suchte immer wieder Streit wegen Kleinigkeiten.


    Ich muss gestehen, dass ich viele andere Gastarbeiter-Männer kenne, die sich ähnlich verhalten wie er. Mein Onkel und seine Freunde waren auch so, mein Cousin benimmt sich jetzt auch nicht anders. Nur habe ich das Gefühl, dass andere Frauen und Kinder nicht so sehr darunter leiden wie ich früher. Ich war schon immer ein sehr sensibler Mensch und habe darunter gelitten, wenn eine bestimmte Person mir nicht die Aufmerksamkeit schenkte, die ich mir von ihr gewünscht habe.


    zahirch, ich finde es wirklich lobenswert, was du geschafft hast. Du kannst stolz auf dich sein :wink: . Ich hoffe, dass ich eines Tages ebenfalls einen Weg aus der emotionalen Abhängigkeit finde.

  • es gibt da diese geschichte in meiner familie: meine eltern flogen für einen urlaub nach afrika ohne uns kinder. ich muss damals erst ein paar jahre alt gewesen sein.
    irgendwer muss als witz gesagt haben, sie würden in ein paar woche zurück sein, wenn sie nicht von löwen gefressen würden.
    ich kann mich selber nicht mehr daran erinnern, aber es wird erzählt, ich hätte daraufhin heftig geweint.
    das ist wohl meine erste prägende begegnung mit verlustangst....


    reni,


    danke fürs kompliment. du schaffst das auch, bist auf gutem weg! :-)

    Spock: You mistake my choice not to feel as a reflection of my not caring, while I assure you the truth is precisely the opposite.
    (Star Trek Into Darkness)

  • Zitat von Reni


    Ein weiterer Punkt, der mir immer wieder durch den Kopf geht, ist das Weglaufen männlicher Personen vor mir. Auch das kenne ich nicht nur aus Liebesgeschichten, sondern auch aus Freundschaften und von meiner Familie.


    Reni, weißt Du, warum das bei Dir so ist? Hast Du mal Rückmeldungen von den männlichen Personen, oder etwas darüber von Dritten?


    Ich habe das seit einigen Jahren, und ich kenne es aber nur in Liebesgeschichten. Mit männl. Bekannten o. platonischen männl. Freunden passiert mir das nicht. Es mögen mich viele Männer auch einfach so als Mensch, u. es möchten mehr mit mir platonischen Kontakt als dass ich dazu Lust habe. Als Affäre o. lockeren Kontakt wollen mich auch viele. Aber in der Liebe, wenn es um Beziehung geht, läuft auch alles schief bei mir, und ich weiß nicht, warum :(


    Und mal grundsätzlich: Kann es nicht vllt wirklich sein, dass man als Frau einfach sch.... ist?? Nicht liebenswert ..? Man sucht u. sucht ja gern nach Gründen, die etwas erklären könnte, beruhigen und einem selbst in der Verzweiflung helfen, aber ist es das?

  • Meine Lieblings-Kummerkastentante im Internet die den Leuten immer gerne auch mal ein paar unangenehme Wahrheiten sagt empfiehlt schon gerne mal sich kritisch zu betrachten. Einem Mann schrieb sie mal:


    ich kann dir da nicht wirklich weiterhelfen, oder zumindest kann ich dir nicht sagen, woran es genau liegt und wie du es dementsprechend ändern könntest. Denn dazu müsste ich dich live vor mir haben. Vielleicht bist du nicht allzu attraktiv (z.B. zu dick), vielleicht nen Tick zu wenig männlich, vielleicht kommst du ein bissl rüber wie ein Muttersöhnchen oder ein Verklemmter, vielleicht hast du eine ungünstige Körpersprache oder eine merkwürdige Ausstrahlung - das wären so einige Gründe, die mir grade einfallen, warum Frauen auf einen Jungen oder Mann so ablehnend und ausweichend reagieren wie auf dich. Aber da ich dich eben nicht live vor mir habe, musst du
    1) dich selbstkritisch unter die Lupe nehmen, u.a. in Unterhosen wie auch bekleidet vor nen Ganzkörperspiegel stellen und dich fragen, ob du für Frauen/Mädels begehrenswert und interessant bist;
    2) Freunde/innen und Bekannte fragen, evtl auch Frauen, die dir einen (freundlichen) Korb gegeben haben. Und je nachdem, was dabei rauskommt, packst du es an, es zu ändern.
    Ich wünsche dir Mut und Erfolg

  • zahirch: Hast du diese VA erst gespürt, als der Kommentar mit den Löwen fiel oder auch schon, als deine Eltern ohne dich verreist sind? Ich war als Kind nicht in der Situation, dass beide Eltern ohne uns Kinder Urlaub gemacht haben. Mein Vater ist zwar manchmal mit anderen Personen auf Heimatbesuch gefahren, aber meine Mutter war immer bei uns. D. h. es gab nur einmal den Fall, als meine Eltern zwecks Ernte im Herbst in die Heimat mussten. Mein Bruder durfte mit, weil er noch im Kindergarten war. Ich ging in die Grundschule, hatte Unterricht und wurde während dieser einen Woche bei Freunden untergebracht. Das hat mir aber nichts ausgemacht. Allerdings hatte ich in der Schulzeit mal eine Freundin, deren Eltern fast immer ohne die Kinder in den Urlaub fuhren. Sie hat ihre Eltern total bewundert und wollte jede Sekunde mit ihnen auskosten, weil sich ihre Eltern nicht so sehr um sie gekümmert haben.


    @Hanna: Natürlich habe ich die betreffenden Personen um Rückmeldung gebeten. Die Antwort war immer ungefähr dieselbe: Ich würde zu viel klammern. Das wird mir sogar noch heute vorgeworfen, obwohl ich längst kein Problem mehr damit habe, etwas alleine zu unternehmen und es auch aushalten kann, wenn ich meine Freunde eine Weile nicht sehe. Ich habe mein eigenes Verhalten in den letzten Jahren nicht als einengend empfunden, in dem Buch wird es aber schon so dargestellt. Da gibt es eine Passage, in der über Menschen mit VA geschrieben wird:


    "Ein Spielraum für etwaige Veränderungen macht sie nervös. Treffen müssen lange vorher ausgemacht werden, sollen zu fixen, wiederkehrenden Zeiten stattfinden und möglichst nie verschoben werden. Sie wollen immer ganz genau wissen, wann der andere wiederkommt, und die Versprechen müssen pünktlichst eingehalten werden, sonst droht Panik."


    In diesem Abschnitt kann ich mich teilweise schon wiedererkennen. Eine Freundin meint öfters mal zu mir, dass ich unbedingt spontaner werden sollte. Im Umgang mit Menschen, die in meiner Nähe wohnen, habe ich damit kein Problem. Wenn mich z. B. heute jemand anrufen und fragen würde, ob ich heute Abend Lust auf Kino/Kneipe/Café oder sonst was hätte und ich noch nicht verplant bin, dann sage ich gerne zu. Treffen mit Leuten aus meiner Nähe muss ich nicht lange vorher planen. Aber der Großteil meiner Kontakte wohnt eben nicht in meiner Nähe. Und ich wünsche mir etwas Planungssicherheit, weil mich die Bahnfahrten eben viel mehr Geld kosten, wenn ich mich erst kurzfristig festlege.


    Ich brauche keine festen, wiederkehrenden Termine für Treffen mit Freunden. Aber ich reagiere manchmal allergisch auf Verschiebungen und Absagen. Das kommt ganz drauf an, warum und wie kurzfristig mir jemand absagt. Wenn es dafür triftige Gründe (Überstunden, Krankheit, Todesfall, etc.) gibt, mache ich sicher kein Drama daraus und nehme das locker hin. Es gibt aber auch Leute, die aus reiner Unlust ein zugesagtes Treffen absagen. Damit komme ich nicht wirklich klar. Wenn jemand keine Lust hat, dann soll er mir keine feste Zusage geben. Wenn ich sofort ein "Nö, keine Lust" zu hören bekomme, dann akzeptiere ich das ohne zu meckern und bin auch nicht enttäuscht. Ich bin eben kein launischer Mensch. Wenn ich mich auf ein Treffen freue und fest zusage, dann halte ich mich auch an meine Zusage, außer natürlich, wenn etwas wirklich Triftiges dazwischen kommt. Und das ist bei mir selten der Fall. Es gibt Menschen, die ca. 7/8 von 10 geplanten Treffen absagen und niemand kann mir erzählen, dass ihm so oft etwas Wichtiges dazwischen kommt.


    Womit ich in den letzten Jahren so meine Probleme hatte: Freunde wollen z. B. das gleiche Konzert/Festival besuchen wie ich. Dann würde ich gerne wissen, wann sie ankommen, wie lange sie bleiben, damit ich sie evtl. am Bahnhof abholen kann und wir schon vor dem Gig etwas Zeit miteinander verbringen können. Meine Freunde sind davon genervt, weil sie durch meine Fragen das Gefühl vermittelt bekommen, sie wären mir Rechenschaft schuldig. Und sie fühlen sich kontrolliert. Ich habe es mir auch schon abgewöhnt, Freunde zu fragen, wie ihr WE war und was sie alles gemacht haben - auch das engt sie ein, während ich immer dachte, dass ich ihnen auf diese Weise mein Interesse zeige. Meine Mutter will ja auch immer wissen, wo ich hingehe, mit wem ich fahre, wann ich zurückkomme, etc. Mich hat das jahrelang nicht gestört, weil ich es nicht anders kannte und es normal gefunden habe.


    @Rafa: Die Sicht auf die eigene Person spielt mit Sicherheit auch eine Rolle. Ich habe nicht unbedingt ein negatives Selbstbild. Aber wenn man schon viele Verluste in Kauf nehmen musste, reißen alte Wunden wieder auf, wenn man eines Tages wieder eine Enttäuschung erlebt. Es ist wichtig, die alten Schmerzen zu verarbeiten. Ansonsten kommen die Dinge von früher immer wieder hoch, wenn man erneut mit Problemen konfrontiert wird.

  • Zitat von RafaelaSpaeth

    Meine Lieblings-Kummerkastentante im Internet die den Leuten immer gerne auch mal ein paar unangenehme Wahrheiten sagt empfiehlt schon gerne mal sich kritisch zu betrachten. Einem Mann schrieb sie mal:


    ich kann dir da nicht wirklich weiterhelfen, oder zumindest kann ich dir nicht sagen, woran es genau liegt und wie du es dementsprechend ändern könntest. Denn dazu müsste ich dich live vor mir haben. Vielleicht bist du nicht allzu attraktiv (z.B. zu dick), vielleicht nen Tick zu wenig männlich, vielleicht kommst du ein bissl rüber wie ein Muttersöhnchen oder ein Verklemmter, vielleicht hast du eine ungünstige Körpersprache oder eine merkwürdige Ausstrahlung - das wären so einige Gründe, die mir grade einfallen, warum Frauen auf einen Jungen oder Mann so ablehnend und ausweichend reagieren wie auf dich. Aber da ich dich eben nicht live vor mir habe, musst du
    1) dich selbstkritisch unter die Lupe nehmen, u.a. in Unterhosen wie auch bekleidet vor nen Ganzkörperspiegel stellen und dich fragen, ob du für Frauen/Mädels begehrenswert und interessant bist;
    2) Freunde/innen und Bekannte fragen, evtl auch Frauen, die dir einen (freundlichen) Korb gegeben haben. Und je nachdem, was dabei rauskommt, packst du es an, es zu ändern.
    Ich wünsche dir Mut und Erfolg


    1) dich selbstkritisch unter die Lupe nehmen, u.a. in Unterhosen wie auch bekleidet vor nen Ganzkörperspiegel stellen und dich fragen, ob du für Frauen/Mädels begehrenswert und interessant bist;
    2) Freunde/innen und Bekannte fragen, evtl auch Frauen, die dir einen (freundlichen) Korb gegeben haben. Und je nachdem, was dabei rauskommt, packst du es an, es zu ändern.
    Ich wünsche dir Mut und Erfolg[/i][/quote]


    Zitat


    Tja, das können in der Tat sehr unangenehme Wahrheiten sein, wenn man sie dann erfährt. Könnte einen weiterbringen vllt, könnte einen aber auch den Boden unter den Füßen wegziehen. Und i. d. R. ist es auch so, dass man es einfach eben nicht erfährt. Und dann rätselt man, warum es erst zur Beziehungsanbahnung gekommen ist u. dann die Männer wieder gehen. Klar gibt es auch Gründe, die nicht mit einem selbst zu tun haben, nur, wenn es sich wiederholt, muss man sich selbst hinterfragen. Wenn man als Frau jetzt die Männer einfach mal fragt, woran es lag, warum nicht...... also, ich denke, man kriegt selten eine verwertbare Antwort; meist eiern sie herum, und etwas ganz Schlimmes, was man gesagt kriegen kann ist: "Ich weiß es eigentlich auch nicht". Das ist für mich gleichbedeutend die Aussage: Ich kann keine Gefühle für Dich empfinden, ich kann Dich nicht lieben, ich dachte erst, ich könnte, aber i-wie geht das nicht (was mich dann wiederum bestätigt!! :pale: ). Wenn jemand ehrlich sagen würde "Ich habe Dich nur verar.... wollte nur lockeren Sex", "Du bist ja intelligenter als ich, damit komme ich nicht klar", "ich möchte nur mein Ego testen, sonst nix", "ich habe von den 28 Frauen in den letzten 5 Jahren noch nie eine geliebt", und, und, und..... DAS würde eine unsagbare Last von meinen Schultern nehmen!!

  • Zitat von Hanna1000


    .... Und dann rätselt man, warum es erst zur Beziehungsanbahnung gekommen ist u. dann die Männer wieder gehen.


    Ich glaube, daß hier 2 verschiedene Paar Schuhe gemeint sind: die Kummerkastentante wendet sich anscheinend an jemanden, um den die Frauen von vorneherein einen Bogen machen. Hanna hat es aber mit Männern zu tun, die sich ihr ja schon sehr weit angenähert haben - zumindest soweit, daß sie die Vorstellung der Dame in Unterhose nicht abgeschreckt hat -, und dann später weggelaufen sind. (Und es scheint ja nicht daran zu liegen, daß die Herren nach 5 Tagen Bekanntschaft einen Ehevertrag unterschreiben sollen, oder?)


    Ich stimme darin überein, daß "Ferndiagnosen" schlecht möglich sind und kann mich immer nur wiederholen, daß es gut ist, mal einen Profi draufschauen zu lassen, falls einen die Dinge wirklich so belasten. Nur, daß jemand generell nicht liebenswert sein soll, für niemanden, also, das glaube ich einfach nicht, das widerspricht jeglicher Erfahrung. Wer Freunde hat, sonstigen Sozialkontakten nicht aus dem Weg geht, am Arbeitsplatz beliebt ist, also ganz normale, positive Rückmeldungen vom sozialen Umfeld bekommt - der IST liebenswert.


    Überlegt mal umgekehrt, wieviele Leute es gibt, die wirklich ganz häßliche Charaktereigenschaften haben, die wegen bestimmter extremer körperlicher Merkmale "objektiv" für unattraktiv gehalten werden können - und die trotzdem einen Beziehungspartner haben.

  • Zitat von kowai

    Überlegt mal umgekehrt, wieviele Leute es gibt, die wirklich ganz häßliche Charaktereigenschaften haben, die wegen bestimmter extremer körperlicher Merkmale "objektiv" für unattraktiv gehalten werden können - und die trotzdem einen Beziehungspartner haben.


    Ich kenne viele Menschen, die charakterlich und/oder optisch gewaltige Defizite haben und trotzdem lange Beziehungen führen. Meiner Meinung nach handelt es sich bei Langzeitsingles/Dauersingles/ständig Verlassene fast immer um Personen, bei denen das Thema Partnerschaft einen höheren Stellenwert hat als alle anderen Bereiche des Lebens.

  • [quote="Reni
    @Hanna: Natürlich habe ich die betreffenden Personen um Rückmeldung gebeten. Die Antwort war immer ungefähr dieselbe: Ich würde zu viel klammern. Das wird mir sogar noch heute vorgeworfen, obwohl ich längst kein Problem mehr damit habe, etwas alleine zu unternehmen und es auch aushalten kann, wenn ich meine Freunde eine Weile nicht sehe. Ich habe mein eigenes Verhalten in den letzten Jahren nicht als einengend empfunden, in dem Buch wird es aber schon so dargestellt. Da gibt es eine Passage, in der über Menschen mit VA geschrieben wird:


    "Ein Spielraum für etwaige Veränderungen macht sie nervös. Treffen müssen lange vorher ausgemacht werden, sollen zu fixen, wiederkehrenden Zeiten stattfinden und möglichst nie verschoben werden. Sie wollen immer ganz genau wissen, wann der andere wiederkommt, und die Versprechen müssen pünktlichst eingehalten werden, sonst droht Panik."


    In diesem Abschnitt kann ich mich teilweise schon wiedererkennen. Eine Freundin meint öfters mal zu mir, dass ich unbedingt spontaner werden sollte. Im Umgang mit Menschen, die in meiner Nähe wohnen, habe ich damit kein Problem. Wenn mich z. B. heute jemand anrufen und fragen würde, ob ich heute Abend Lust auf Kino/Kneipe/Café oder sonst was hätte und ich noch nicht verplant bin, dann sage ich gerne zu. Treffen mit Leuten aus meiner Nähe muss ich nicht lange vorher planen. Aber der Großteil meiner Kontakte wohnt eben nicht in meiner Nähe. Und ich wünsche mir etwas Planungssicherheit, weil mich die Bahnfahrten eben viel mehr Geld kosten, wenn ich mich erst kurzfristig festlege.


    Ich brauche keine festen, wiederkehrenden Termine für Treffen mit Freunden. Aber ich reagiere manchmal allergisch auf Verschiebungen und Absagen. Das kommt ganz drauf an, warum und wie kurzfristig mir jemand absagt. Wenn es dafür triftige Gründe (Überstunden, Krankheit, Todesfall, etc.) gibt, mache ich sicher kein Drama daraus und nehme das locker hin. Es gibt aber auch Leute, die aus reiner Unlust ein zugesagtes Treffen absagen. Damit komme ich nicht wirklich klar. Wenn jemand keine Lust hat, dann soll er mir keine feste Zusage geben. Wenn ich sofort ein "Nö, keine Lust" zu hören bekomme, dann akzeptiere ich das ohne zu meckern und bin auch nicht enttäuscht. Ich bin eben kein launischer Mensch. Wenn ich mich auf ein Treffen freue und fest zusage, dann halte ich mich auch an meine Zusage, außer natürlich, wenn etwas wirklich Triftiges dazwischen kommt. Und das ist bei mir selten der Fall. Es gibt Menschen, die ca. 7/8 von 10 geplanten Treffen absagen und niemand kann mir erzählen, dass ihm so oft etwas Wichtiges dazwischen kommt.


    Womit ich in den letzten Jahren so meine Probleme hatte: Freunde wollen z. B. das gleiche Konzert/Festival besuchen wie ich. Dann würde ich gerne wissen, wann sie ankommen, wie lange sie bleiben, damit ich sie evtl. am Bahnhof abholen kann und wir schon vor dem Gig etwas Zeit miteinander verbringen können. Meine Freunde sind davon genervt, weil sie durch meine Fragen das Gefühl vermittelt bekommen, sie wären mir Rechenschaft schuldig. Und sie fühlen sich kontrolliert. Ich habe es mir auch schon abgewöhnt, Freunde zu fragen, wie ihr WE war und was sie alles gemacht haben - auch das engt sie ein, während ich immer dachte, dass ich ihnen auf diese Weise mein Interesse zeige. Meine Mutter will ja auch immer wissen, wo ich hingehe, mit wem ich fahre, wann ich zurückkomme, etc. Mich hat das jahrelang nicht gestört, weil ich es nicht anders kannte und es normal gefunden habe.


    [/quote]
    [quote]
    Das ist ja schon die Kernaussage! Und daran kann man arbeiten/bzw. hast Du ja nicht mehr das Problem, wie Du sagst!!??? Oder vielleicht doch?? Reni, man kann es hier keine Ferndiagnose treffen; dazu müsste man wirklich den Menschen persönlich kennenlernen. Ob Du heute noch ein Klammerverhalten hast...?? Du sagst nein, kann stimmen, kann aber auch sein, dass Du ein falsches Selbstbild hast bzw. in einigen Teilen/Bereichen ein falsches Selbstbild. Oder kennst das vllt auch mit dem sog. blinden Fleck?


    Ich habe z. B. einen Bekannten, dessen Selbstbild ist so etwas von neben der Realität. Der schreibt sich Eigenschaften zu und zutreffend ist oft genau das Gegenteil.


    PS. Deine aufgeführten Beispiele übrigens, so wie Du geschrieben hast (z. B. Bahnpreise, Terminabsagen), sind übrigens überhaupt kein Hinweis auf klammerndes Verhalten, finde ich. Da würde ich so wie Du empfinden.[/quote]

  • @Rafa: Bei mir war das schon immer der Fall. Meine Kindheit/Jugend war schwierig, weil ich mich von meinen Eltern (v. a von meiner Mutter) total eingeengt fühlte. Wir wohnten in einer Straße, in der viele Familien mit Kindern lebten. Während die anderen Kinder draußen spielten, musste ich zu Hause meiner Mutter Gesellschaft leisten. Sie fand es viel zu gefährlich, mich auf der Straße spielen zu lassen. Als ich in die Schule kam, machten andere Kinder öfters nach dem Unterricht bei jemandem zu Hause gemeinsam die Hausaufgaben und spielten danach noch zusammen. Ich durfte das fast nie und musste generell meine Mutter erst um Erlaubnis fragen. Ich durfte mich niemals spontan verabreden. So mit 8, 9 gingen fast alle Kinder in meiner Klasse in einen Sport- oder Musikverein. Ich war auch in einem Turnverein, aber das passierte auf Wunsch meiner Mutter. Sie lief mit mir jedes Mal dorthin, weil einige ihrer Freundinnen ihre Kinder auch in den Verein begleiteten und sie Leute zum Quatschen brauchte. Natürlich holte sie mich auch jedes Mal wieder ab mit den anderen Frauen im Schlepptau. Als ich ins Gymnasium kam, fuhren alle Kinder mit dem Fahrrad zur Schule. Ich durfte das erst mit 14, vorher hat es mir meine Mutter nicht erlaubt. Irgendwann kam ich in die Pubertät. Meine Klassenkameraden trafen sich öfters am WE, gingen ins Kino, in die Disco, auf Partys, in Kneipen. Mir wurde das alles verboten bzw. höchstens 1-2x im Jahr erlaubt. Ich wurde jedes Mal von meinen Eltern hingefahren und wieder abgeholt. Und ich musste so ziemlich jedes Treffen als Erste verlassen. Ich durfte nicht einmal bei Freundinnen übernachten, geschweige denn einen Freund haben. Ich wurde auf Schritt und Tritt kontrolliert. Meine Mutter kam ohne zu klopfen in mein Zimmer, durchwühlte in meiner Abwesenheit meine Schubladen und Schränke, las meine Briefe und Tagebücher, ich hatte NULL Privatsphäre. Andere Mädels machten in der Pubertät ihre ersten Erfahrungen mit Jungs und Alkohol, färbten sich die Haare, legten Make-up auf, lackierten sich die Nägel, usw. Für mich war das alles tabu. Ich wurde sogar noch als Volljährige wie ein Kleinkind behandelt.


    Während andere mit 18 machen konnten, was sie wollten, wurde ich von meinen Eltern genauso behandelt wie vorher. Ich lebte noch bei ihnen und verdiente kein eigenes Geld. 2 Monate vor meinem 21. habe ich mein Abi gemacht und danach eine 2jährige rein schulische Ausbildung absolviert. Mit 23 verdiente ich mein eigenes Geld, aber ich musste trotzdem schwer um meine Freiheit kämpfen. Meine Eltern vertraten die Ansicht, dass es sich für eine junge Frau nicht gehörte, ständig auszugehen und sie am Besten zu Hause bei ihren Eltern aufgehoben war. Ich musste mich jedes Mal rechtfertigen, wenn ich verabredet war und wurde streng kontrolliert. Als ich 26 war, schenkten sie mir zu Weihnachten ein Handy und riefen mich permanent an, wenn ich mit Freunden unterwegs war. Wenn ich es ausschaltete, gab es Riesenärger.


    Ich habe den Fehler gemacht, dass ich erst spät ausgezogen bin. Meine Eltern haben mich immer wieder davon abgehalten. Aber das ist Vergangenheit, ich wohne seit 7,5 Jahren alleine und bin viel selbständiger geworden. Wenn du von deinen Eltern dermaßen eingeschränkt und in deiner Entwicklung behindert wirst, freust du dich irgendwann auf jede Minute, die du ohne sie und mit anderen Menschen verbringen kannst.



    @Hanna: Aus meiner Sicht habe ich die letzten Jahre nicht sehr geklammert, meine Freunde sehen das aber anders. Weißt du, sie sind ganz anders erzogen worden als ich und empfinden daher auch viele Dinge ganz anders. Für mich war es z. B. gewöhnungsbedürftig, wenn Freunde von mir einfach in den Urlaub gefahren sind, ohne mir vorher Bescheid zu geben, dass sie verreisen und einige Wochen nicht zur Verfügung stehen. Natürlich habe ich kein Problem damit, wenn Freunde längere Zeit Urlaub machen und dann nicht verfügbar sind. Ich reise selbst oft und gerne. Aber ich bin es gewohnt, meine Freunde immer vorher darüber zu informieren, wann ich nicht im Lande bin. Einige meiner Freunde wollen aber einfach verreisen, wenn ihnen danach ist und sich nicht vorher "bei mir abmelden". Sie empfinden das als Klammern und Kontrolle. Ich kenne sowas nicht von früher, weil meine Eltern ihren Verwandten und Freunden immer über ihre Abwesenheiten Bescheid gegeben haben und umgekehrt war es genauso.

  • Zitat von kowai

    Nur, daß jemand generell nicht liebenswert sein soll, für niemanden, also, das glaube ich einfach nicht, das widerspricht jeglicher Erfahrung. Wer Freunde hat, sonstigen Sozialkontakten nicht aus dem Weg geht, am Arbeitsplatz beliebt ist, also ganz normale, positive Rückmeldungen vom sozialen Umfeld bekommt - der IST liebenswert.


    Ich komme mir schon fast "abartig" :crasy: vor: Freunde, gutes kollegiales Umfeld, keine sozialen Kontaktschwierigkeiten anderer Art. Eben NUR im Bereich Liebe kein Glück, seit 5 Jahren zumindest, nach langjähriger Beziehung (ich habe Schluss gemacht); danach lief Verschiedenes an, aber relativ schnell im Sande.

  • Zitat von Hanna1000

    Ich komme mir schon fast "abartig" :crasy: vor: Freunde, gutes kollegiales Umfeld, keine sozialen Kontaktschwierigkeiten anderer Art. Eben NUR im Bereich Liebe kein Glück, seit 5 Jahren zumindest, nach langjähriger Beziehung (ich habe Schluss gemacht); danach lief Verschiedenes an, aber relativ schnell im Sande.


    Wenn du dir schon fast "abartig" vorkommst, was soll ich dann sagen? Ich hatte noch nie eine Beziehung, die länger ging als ein halbes Jahr, habe noch nie mit einem Mann zusammengewohnt und bin seit über 9 Jahren alleine. Gut okay, ich habe zu viel Zeit in den BÄ-ler investiert. Aber in den 4 Jahren vor ihm, als ich Single war, gab es mehrere Männer, die sich für mich interessierten. Doch sobald ich ihr Interesse erwiderte, überlegten sie es sich anders und wollten mich nicht mehr.


    Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass ich zu viel Energie in mein Liebesleben gesteckt und dafür andere Bereiche vernachlässigt habe... also nicht andere Menschen, aber meine Verpflichtungen.

  • Wahnsinn, Reni, ich habe die Punkte gelesen, die du als "ungünstige Voraussetzungen" aufgelistet hast. Es ist verblüffend, wie viel sich mit meinen eigenen Erfahrungen deckt. Diese Angstbereitschaft in der Familie, das Klammern, diese Unfähigkeit loszulassen und dem Kind Flügel zu verleihen, wie man so schön sagt. Ich habe auch viel zu lange bei meinen Eltern gewohnt und wurde damit noch länger von ihnen geprägt, was sicherlich nicht nur negativ war, für meinen Vorstellungen von zwischenmenschlichen Beziehungen aber schon ziemlich verheerend.


    Das Komplizierte ist, dass sie nicht auf Durchzug schalten, wenn ich sie auf gewisse Dinge anspreche und ihnen sage, dass ich ihretwegen (vor allem wegen meinem Vater, der voller Ängste ist) zu misstrauisch auf andere Menschen zugegangen bin, zu hohe Erwartungen an andere hatte/habe und keine Fähigkeiten entwickelt habe, Grenzen zu setzen. Sie sehen das dann ein und sind bestürzt. Es ging ihnen sogar einmal gesundheitlich sehr schlecht danach, weil es sie so mitgenommen hat, zu sehen, zu welchen Problemen das bei mir geführt hat. Sie wollten das ganz sicher nicht, haben es nur nicht geschafft, ihre eigenen Ängste so zu bewältigen, dass ich davon verschont bleiben konnte. Das ist eher tragisch. Deswegen bin ich ihnen auch nicht in dem Sinne böse, weil ich weiß, dass sie das taten, wovon sie überzeugt waren, dass es richtig ist. So gut sie es konnten. Aber gravierend ist es für mich schon und ich weiß noch nicht so recht, wie ich es komplett für mich auflösen kann, ohne sie zu sehr damit zu konfrontieren. Denn ich glaube eigentlich nicht, dass es mir sehr viel bringt, wenn ich ihnen vor Augen halte, was sie falsch gemacht haben und was mir das jetzt für Probleme macht. Sie fühlen sich dann ehrlich schlecht und entschuldigen sich immer wieder. Meine Probleme werden ja dadurch nicht kleiner, dass sie sich das nun alles vorwerfen.


    Ich muss aber auch heute trotz all dieser Gespräche immer noch hin und wieder Grenzen setzen, wenn sie zu viel klammern. So richtig abgelöst, dass es normal und kein Zeichen für ein Problem ist, wenn man sich mal mehrere Tage nicht hört, haben sie sich immer noch nicht. Als ich zuletzt eine Woche im Urlaub war und es sich so ergab, dass sie gerade in Urlaub fuhren (für drei Tage), als ich zurückkam, meinte meine Mutter, dass das ja unglücklich sei, weil wir uns dann so lange nicht sehen würden... Das hat mich schon ein bisschen schockiert. Wir wohnen im gleichen Ort und sehen uns meistens zweimal wöchentlich. Das finde ich auch schön so, ich komme gerne mal auf einen Kaffee vorbei und mag dann auch die Gespräche. Aber mich belastet das Gefühl, dass sie dann diese Regelmäßigkeiten erwarten/erhoffen und dann, wenn ich mal weniger von mir hören lasse, gleich denken, ich hätte ein Problem, mir ginge es nicht gut etc. Natürlich habe ich mich auch dann schon mal zurückgezogen, wenn es mir nicht so gut ging und ich Zeit für mich brauchte, aber erstens ist das normal und auch nicht ungesund (das kann ich ohne Eltern aushalten), und zweitens gibt es ja auch zig andere Gründe, warum man sich unregelmäßig sieht.


    Meine Eltern schreiben mir fast jeden Tag SMS oder Mail, was sie so gemacht haben, und irgendwie löst das Druck aus, auch zu reagieren. Dabei muss ich von mir aus keine alltäglichen Banalitäten austauschen. Wir sehen uns ja eh oft. Manchmal schreibe ich dann einfach kurz etwas zurück, um nicht gefragt zu werden, ob irgendwas sei. Oder letztens, da hatte ich mal nicht geantwortet und bin am nächsten Tag dann spontan vorbeigekommen, weil ich gerade in der Ecke war. Da meinte meine Mutter dann, sie habe schon so ein Gefühl gehabt, dass ich komme, weil ich nicht geantwortet habe und ich das ja manchmal nicht mache, wenn ich eh vorbeikomme. Sie fand das lustig, das richtige Gefühl gehabt zu haben. Für mich war es eher beklemmend, weil es reiner Zufall war und es mir vor Augen geführt habe, dass ich mir das nicht nur einbilde, dass sie immer noch regelmäßig auf meine Besuche hoffen und mein Antworteverhalten analysieren, sondern dass sie das wirklich tun. Sicherlich nicht, weil sie mich für irgendetwas einspannen wollen oder eine Gegenleistung fordern (ich bin finanziell unabhängig). Sondern einfach nur, weil sie sich emotional noch immer nicht richtig abgekapselt haben und mich schnell vermissen.


    Bei mir hat es lange genug gedauert, bis ich ausgezogen bin und mich emotional davon freigemacht habe, bei Problemen immer zu meinen Eltern zu kommen, weil ich gelernt habe, dass ich selbständiger werden muss und für mein eigenes Leben Verantwortung trage. Jetzt habe ich das ziemlich gut geschafft und muss ihnen quasi klarmachen, dass sie diese Loslösung auch schaffen müssen. Das ist verdammt schwer, weil ich sie wirklich von Herzen liebe und sehr gerne Zeit mit ihnen verbringe. Das macht mir viel Freude, ist auch ein wertvoller Halt, aber ich brauche sie eben nicht mehr so wie als Kind. Es ist schwer, da Grenzen zu setzen, ohne dass sie das Gefühl bekommen, ich würde sie weniger mögen als früher.


    Und es ist auch kein Wunder, dass ich selbst ein Weniger an Kontakt so lange mit abflauender Sympathie gleichgesetzt habe. Dass das bei mir Ängste ausgelöst hat und immer noch hin und wieder tut. Daran arbeite ich weiterhin, umso schwieriger ist es, wenn die Eltern einem das dann immer wieder spiegeln. Ich kann das gut nachvollziehen, Reni.


    Vielleicht sollte ich das Buch auch mal zur Hand nehmen. Auch wenn ich gerade eigentlich viel lieber nur leben und nicht grübeln will. Aber das funktioniert wohl nur, wenn die alten Sachen aufgearbeitet werden. :think: