Hat jemand seine Bindungs-/Verlustangst überwunden?

  • Zitat von RafaelaSpaeth


    Diese Veränderung bei der man plötzlich mit einer anderen, wildfremden Person konfrontiert ist, die vertraute Person ist verschwunden. Das triggert bei mir ganz alte Verletzungen und ich bekomme Todesängste oder denke ich werde verrückt.


    Bei mir war es ähnlich. Meine Mutter wurde plötzlich distanziert und dann gab es wieder Momente der Nähe. Ich habe ab einem gewissen Zeitpunkt bei meiner Ex gemerkt, dass sie das gleiche Verhaltensmuster wie meine Mutter an den Tag legt. Ab da war mir sehr klar, dass ich in Beziehungen dem gleichen Muster gefolgt bin - traurige Frauen, die sich nach Momenten der Nähe irgendwann von mir abwenden. Habe eine Frau kennen gelernt, wo ich für drei Minuten ein kleines Verliebtheitsgefühl hatte, aber dann sehr schnell gemerkt habe, dass diese Frau die Krönung meines Musters wäre. Hatte gedacht, eine Freundschaft wäre was Gutes mit dieser Frau - aber no way - habe endlich mal meine Grenze gesetzt und diese Frau aus meinem Leben gestoßen.


    Dann wünsche ich dir, dass du deine alten Verletzungen heilen kannst, so dass diese Todesängste nicht mehr auftauchen. Bei mir sind einige Ängste verschwunden, z.B. hatte ich als Erwachsener lange Zeit noch Angst allein im dunkeln zu schlafen. Kann ich jetzt sogar, wenn ich einen Horrorfilm zuvor gesehen habe. Habe es irgendwann geschafft, aus der kindlichen auf die erwachsenen Ebene zu wechseln.

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Hallo Mary!


    Das geht gar nicht, dass der frühere Therapeut von Dir über die Grenzen der Therapie ging. Hast Du das gemeldet? Die Therapie ist auch sehr mit dazu da, dass eben Deine Grenzen geschützt sind und nicht, dass da jemand die Situation ausnutzt.


    Dass Du bei der jetzigen Therapeutin ein gutes Gefühl hast, freut mich. Hm, der Dr-Titel sagt aber nichts darüber aus, wie empathisch sie ist. Ist sie eine ärztliche Psychotherapeutin oder eine psychologische Psychotherapeutin? Ich persönlich würde nur zu psychologischen Psychotherapeutinnen gehen. Wer ärztlicher Psychotherapeut ist, macht ja erst einmal die ganze Medizin, um sich dann erst zu spezialisieren und die Psychotherapie drauf zu setzen. Das ist für mich weiter weg von dem, was für die Seele eines Menschen wichtig ist als wenn jemand Psychologie studiert und dann die Psychotherapie draufsetzt. Ein psychologischer Psychotherapeut hatte in seinem Werdegang viel mehr mit Psychologie zu tun als ein ärztlicher Psychotherapeut. Und vor allem aber halte ich das Risiko bei ärztlichen Psychotherapeuten, dass sie eher in Krankheitsschubladen denken (einfach, weil sie es so beigebracht bekommen) für größer als bei einem psychologischen Psychotherapeuten, bei dem stärker das Wie der Seele im Werdegang im Vordergrund steht. Aber auch da mag es individuell sehr große Unterschiede geben, je nachdem auf was für einen Menschen als Psychotherapeuten man trifft. Und wenn es passt, dann passt es.


    Ja, es ist sehr schwer, da jemanden zu finden, der gut ist und wo wirklich viel Vertrauen möglich ist. Es gibt sie aber. Nicht nur welche, die "irgendwie" gehen, sondern auch welche, die richtig, richtig menschlich und gut sind.


    Schau gut nach Deinem Gefühl in den nächsten Probestunden und hör da drauf. Ich drücke die Daumen, dass es eine Therapeutin ist, die Dir gut weiterhelfen kann, mit der es einfach passt.


    Viele liebe Grüße
    Mawa

  • Hallo Ratsuchend!


    Zitat von Ratsuchend

    ja, ich weiß sehr genau, warum alles so war, wie es war. Warum sie so geworden ist, werden musste, wie sie war. Aber wir sind insbesondere in den letzten Jahren uns wieder näher gekommen. Ich konnte sie gehen lassen, ohne dass auch nur eine Frage unbeantwortet wäre. Es wurde alles gefragt, es wurde alles gesagt.


    Mit meiner Großmutter hatte ich früher keinen so guten Kontakt. Im hohen Alter dann bekam sie auf die Welt eine andere Sicht, war zu spüren. Ich hatte noch ein paar Jahre mit ihr, die sehr friedlich waren. Es machte nicht weg, wie es vorher war, aber es versöhnte. Als alle sie aufgaben, aber ich nicht und sie noch ein paar Monate lebte, war das für sie noch eine sehr wichtige Zeit, da sie noch eine wichtige Begegnung hatte. Als sie dann starb, war ich traurig, konnte sie jedoch auch in Ruhe gehen lassen.
    Meine Mutter schreibt für mich ihre Lebenserinnerungen auf. Es ist ihre Art, mir mitzuteilen, was ihr wichtig ist noch mir zu sagen. Das wühlt mich sehr auf. Wie ich damit klarkomme, weiß ich noch nicht, finde es aber gut.


    Zitat von Ratsuchend

    Mir hat kreativer Ausdruck immer sehr geholfen, zumindest einen akuten Schmerz zu lindern. Gedichte oder Geschichten schreiben. Für mir war es, als ob ein Eitergeschwür aufgeschnitten wäre. Der größte Dreck kann abfließen und danach setzt die Heilung ein. Damit kommt man aber nur an die Metastasen ran. Um an die Quelle des großen Schmerzes zu kommen, ist entweder ein besonders einschneidendes Erlebnis notwendig oder die Mithilfe einer Therapie. Gerade Ängste und Schmerzen beflügeln die Kreativität, mehr als Psychopharmaka.


    Psychopharmaka stehe ich auch sehr kritisch gegenüber, nahm daher nie welche, obwohl ich mehrfach welche hätte nehmen sollen. Kreativität braucht es auch, um neue Wege für sich zu finden. Das Bild, was Du hier verwendest, wie Verletzungen reagieren, das trifft es gut. Ich schreibe auch - allerdings nicht in größter Not, sondern immer erst, wenn ich schon stabiler bin.


    Zitat von Ratsuchend

    Heute erschrecke ich, wenn ich einige meiner frühen Gedichte lese. So finster, so verzweifelt, so hoffnungslos.


    Was ich ganz interessant finde. Ich habe so vor 16 Jahren einen Text geschrieben, in dem es um das Erwachsenwerden geht. Um das Loslassen. Das Loslassen von der Jugend. Loslassen von nicht mehr Notwendigem. Von zentnerschwerer Last, die auf einem lastet und deren Ursache man nicht kennt. Das man sich Hilfe suchen muss. Das es Zeit bedarf. Das man statt dem Blick zurück immer mehr dem Blick nach vorn suchen soll...Und als ich den Text jetzt wieder las, war mir, als hätte ich damals einen Blick in die Zukunft geworfen. Denn all das, was ich damals schrieb, ist heute mein Thema. Ich habe die zentnerschwere Last erkannt und mich von ihr befreien können. Die Vergangenheit kann ruhen. Loslassen und neu orientieren. Verlustangst ist damit sehr wahrscheinlich überwunden. Bindungsangst könnte eine Rolle spielen, wenn sich wieder eine Beziehung anbahnen könnte - wegen Angst vor neuer Enttäuschung. Bin aber optimistisch. Habe zumindest eine Frau kennen gelernt, mit der ich schon eine gute Freundschaft habe. Und die Dinge anders, langsamer, entspannter angehe als sonst. Ich hätte gerne eine neue Beziehung, muss sie aber nicht haben.


    Ich glaube auch, dass manches unbewusst schon sehr viele Jahre vorher in einem arbeiten kann, bevor es dann einem klar wird und sich ein anderer Weg des Umgangs damit finden lässt.
    Was ich nicht verstehe: Wenn Du Angst vor erneuter Enttäuschung hast und daher Bindungsangst, was ist da für Dich der Unterschied zur Verlustangst?
    Die Frau, von der Du hier schreibst, ist das die, bei der Du in einem anderen Beitrag nun geschrieben hast, dass dies wieder das alte Muster für Dich wäre und Du da jetzt eine Grenze gesetzt hast? Oder ist es ein anderer Kontakt? Ich wünsche Dir, dass es sich gut entwickelt.


    Zitat von Ratsuchend

    Wegen durch Ängste zerbrochenen Beziehungen sind wir alle hier...Und du scheinst deinen Ängsten ja auch schon sehr gut auf der Spur zu sein.


    Ja, schon sehr lange. Manchmal habe ich jedoch das Gefühl, ich renne immer hinterher. Bin also z. B., wenn die Angst klein genug ist, zu spät, um noch eine Familie gründen zu können. Und was mir auch Kopfzerbrechen macht, das ist mitzubekommen, wie viele natürlich schauen, wie waren bei dem Menschen vorherige Beziehungen und davon abhängig machen, sich auf diesen Menschen einzulassen oder nicht. Ich kann es einerseits verstehen, andererseits bliebe ich dann lebenslang ohne Chance auf ein Leben, wie ich gern leben möchte mit Partner.


    Zitat von Ratsuchend

    Der Tod war schon mein Begleiter, als ich noch nicht laufen konnte. Real und im Stillen in den Erinnerungen meiner Mutter. Der Tod wurde stets tabuisiert. Irgendwann wurde ich selbst das Tabu, wurde Teil der schwarzen Szene. Suchte dort nach Antworten und lebt quasi den Tod. Er war immer präsent. Ich war oft auf Friedhöfen - der Ruhe wegen. Als Kind war er mein Spielplatz, während meine Mutter das Grab pflegte. Ich wurde zum Einsiedler. Enttäuscht und verletzt von den Menschen. Erst als ich das Tabu - den Tod meines Vaters - ansprach, wurde ich von dem jahrelangen Alptraum, der damit verbunden war, erlöst. Ich habe als Kind Erzählungen, die nichts miteinander zu tun hatten, fälschlicherweise miteinander verknüpft - und damit selbst das Drehbuch für meinem Alptraum mit Dauerkarte geschrieben. Nach dem klärenden Gespräch wendete der Traum sich zum Guten - und ich träumte ihn danach nie wieder.


    Ich finde schlimm, was ein Schweigen anrichten kann. Mit Dir hätte viel früher gesprochen werden müssen. Von Dir aus hättest Du das als Kind oder Jugendlicher nicht gekonnt. Gut, dass Du es später geschafft hast. Aber warum merken Menschen nicht, dass oft viel furchtbarer ist, was durch Schweigen entsteht als das, was sie befürchten, was geschehen würde, würde man miteinander darüber reden.
    Auch mit mir wurde nicht geredet über den Tod eines mir sehr geliebten Menschen.


    Zitat von Ratsuchend

    Ich habe den Verlust von Menschen durch Tod damit verbunden, dass ich auch Menschen in Beziehungen verlieren werde. Und so kam es immer wieder. Verlust- und Bindungsangst, eine verhängnisvolle Kombination.


    Das ist mir auch gut bekannt. Ich habe ja als Kind immer damit gelebt, dass ein geliebter Mensch an einer Krankheit hätte sterben können (die Gefahr war sehr real) - was dann auch geschah, aber ganz anders, noch viel schlimmer. In einer Beziehung habe ich nicht nur Angst, jemand geht, weil die Beziehung nicht gut klappt, sondern auch, dass demjenigen etwas passiert.
    Wie hast Du diese Kombination für Dich auflösen können?


    Zitat von Ratsuchend

    Aber irgendwann wollte ich nicht mehr die Finsternis sehen. Sie kannte ich nur zu gut. Ich wollte die Sonne sehen. Und so kämpfe ich mich zurück ins Licht. Und es wird immer heller. Erst heute verstehe ich viele Dinge, die mir schon vor Jahren gesagt wurden. Aber ich musste wohl erst noch ein paar Lektionen lernen.


    Dass Du dazu entschlossen bist, ist zu spüren. Es wird dann sicherlich auch viel noch geben, wo es dennoch dunkel ist oder Steine im Weg liegen, aber ich denke, Du wirst diesen Weg dennoch immer beibehalten oder schnell wieder finden jetzt. :) Ich glaube, je weiter man ihn geht, umso klarer wird er auch.


    Viele liebe Grüße
    Mawa

  • Hallo Mawa,


    ich habe zwei Frauen kennen gelernt.


    Mit der einen könnte ich mir vorstellen, dass wir eine stabile Beziehung führen könnten. Allerdings ist sie auch ein gebranntes Kind und es sprechen ein paar rein logistische Gründe gegen eine Beziehung (Entfernung etc.). Aber eine Freundschaft bzw. sehr gute Freundschaft ist definitiv schon entstanden. Ich habe insofern Bindungsangst überhaupt wieder eine Bindung einzugehen. Wo dann meine Verlustangst aus dem Hintergrund sprechen würde "wen du nicht hast, kannst du auch nicht verlieren". Vielleicht bin ich in diesem Falle auch passiver Vermeider, indem ich mich auf eine Frau konzentriere, die ich möglicherweise nicht haben kann. Und so auch nicht in meiner Nähe für eine möglicherweise passende Frau offen bin. Wobei ich allerdings Angst habe, eine Frau kennen zu lernen, die noch ein Kind möchte. Ich wollte nie welche und daran hat sich nichts geändert. Wäre ein absolutes "No Go" für mich.


    Bei der anderen Frau hatte ich ganz kurz das Gefühl "vielleicht wäre die was". Habe dann aber recht schnell hinter ihre Fassade blicken können und wusste, dass selbst eine Freundschaft nicht geht. Ein absoluter Energievampir. Und ich habe gemerkt, diese Frau tut mir absolut nicht gut. Und habe dann eine sehr deutliche Grenze gesetzt. Das war für mich ein großer Fortschritt, bis vor kurzem hätte ich mich nicht gewehrt bzw. nicht zu wehren gewusst.


    Ich kannte das Vorleben meiner Ex, wusste also grob, worauf ich mich einlasse. War aber dennoch hoffnungsvoll, der Richtige zu sein. Und wurde letztendlich genau so abserviert wie alle anderen zuvor, nur dass es bei mir länger dauerte bis zum endgültigen Ende. Aber es ist ja heute so, dass jeder ein Vorleben hat und Beziehungen aus den unterschiedlichsten Gründen auseinander gehen. Ich denke, dass ich so viel nicht falsch gemacht habe, dass sie weg ist. Es ist eher ihrer Problematik geschuldet. Man muss dann halt hoffen, dass, wenn man einen potentiellen Partner trifft, er sich Zeit nimmt, einen selbst kennen zu lernen und nicht nur Rückschlüsse über eine Vita zieht. Vielleicht wäre es anders, wenn ich eine Frau mit Kind kennen lernen würde, aber im Moment wäre das für mich auch nicht möglich, mich drauf einzulassen. Aber das hat dann nichts mit der Person an sich zu tun, sondern einfach, dass ich es mir nicht vorstellen kann.


    In absoluten Krisensituationen sind Psychopharmaka sicherlich hilfreich, vielleicht auch, wenn es ein körperliches Defizit gibt, was dadurch ausgeglichen werden kann (Seratoninmangel z.B.). Aber wenn es eine reaktive Depression ist, dann muss die Ursache erforscht und behandelt, aber nicht betäubt werden.


    Schön, dass deine Mutter dir ihre Erlebnisse aufschreibt. So hat sie einen Weg gefunden, Dinge mitzuteilen. Und du kannst sie und Geschehnisse möglicherweise besser verstehen und rückblickend neu bewerten. Bei mir war es so.


    Zum Teil wird mir heute immer noch gesagt, lass die Vergangenheit ruhen. "Es war halt so". Aber ich weiß mittlerweile, dass dieses "es war halt so" mir in meinem bisherigen Leben oft hinderlich war. Erst durch Dinge, die mir auch gesagt wurden, konnte ich besser verstehen. Und manches, was ich ohnehin schon ahnte, gesagt zu bekommen, bestätigt zu bekommen, tut sehr weh - erklärt aber auch vieles. Also muss ich meinen Weg anders gehen und mir andere Quellen suchen.


    Ich werde diese Kombination VA/BA wohl erst richtig in einer Beziehung auflösen können. Sich nicht in eine Abhängigkeit begeben. Freiräume geben und selbst nehmen/leben. Sich seiner selbst bewusst sein. Die andere Person nicht mehr retten wollen und selbst nicht gerettet werden wollen. Wenn ich meine Hausaufgaben mache, dann wird sicherlich eines Tages wieder eine Frau in meinem Leben sein, mit der ich auf konstruktive Weise eine Beziehung führen kann. Das wünsche ich mir und uns allen hier!


    LG, Ratsuchend

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Ich will das Thema hier noch mal hochschubsen.


    Anlass war dieser Post:

    Zitat

    Darkstar hat geschrieben:http://www.beziehungsdoktor.de/naehe-distanz-problem/
    Ratsuchend hat geschrieben:
    Leider sehr ernüchternd, leider sehr wahr...


    Stimmt das? Ich meine, ich befürchte es bereits. Auch weil die Andeutungen der beiden Therapeuten aus den probatorischen Sitzungen in diese Richtung gegangen sind. Ich suche das Internet ab, aber oft finde ich nur Anzeichen, Ratschläge für die "Opfer" und immer den Rat eien Therapie zu machen. Aber wenn man die BA gar nicht los wird?


    Bitte sagt mal etwas dazu.

  • Hier noch mal der gekürzte Teil, der mir Sorgen macht:



    Hier geht es teilweise um Sex, aber gemeint ist die grundlegende Problematik.

  • hi,


    klar kann die entwicklungsgeschichte nicht umgekehrt werden, sie liegt ja in der vergangenheit.


    aber ich bin überzeugt, und das ist wissenschaftlich auch nachgewiesen, dass man einfluss hat auf seine muster, gedanken, selbst seine hirnstrukturen.
    ich würde das also nicht ganz so negativ sehen, wäre ja schlimm, wenn man gar keine möglichkeit hätte, sein leben zu verbessern.....

    Spock: You mistake my choice not to feel as a reflection of my not caring, while I assure you the truth is precisely the opposite.
    (Star Trek Into Darkness)

  • Mein Therapeut meinte, ohne Einsicht, Selbstreflektion und Veränderungswillen wäre BA so gut wie nicht behandelbar...


    Letztendlich hängst es vom eigenen Leidensdruck ab, ob man was ändern möchte...


    Wo ein Wille, da ein Weg...

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Hi Rafaela,


    Zitat von RafaelaSpaeth

    Es gibt keine psychologische Methode, mit der es möglich wäre, einen Menschen mit einem Nähe-Distanz-Problem in eine Person zu verwandeln, die stark nähebedürftig ist.


    Dieser Satz stimmt, aber wenn du ihn genau durchliest sagt er, dass man BA nicht um 180° drehen kann.
    Aber darum geht es gar nicht. :?:


    Es geht zunächst einmal darum, durch die Auseinandersetzung mit der BA sie zu erkennen, ihre Symptome wahrzunehmen und dann neue Möglichkeiten zu finden, damit besser umzugehen, d.h. sich nicht mehr total davon kontrollieren zu lassen sondern bewußt Einfluß darauf zu nehmen und sie bzw. den Umgang damit dadurch zu verändern.
    So wie auch in manchen Posts nachzulesen geht es z.B. darum, zu erkennen, wann ein Fluchtimpuls sich in welcher Weise bemerkbar macht und diese zu hinterfragen und w.m. in der Folge Veränderungen zu versuchen.
    Dabei kommt es natürlich auf das Ausmaß der BA an (es gibt nicht die BA sondern so wie überall auch bei der BA ein mehr oder weniger) und wie Ratsuchend schrieb auf den Leidensdruck und den Veränderungswillen.


    Es ist gar nicht notwendig, dass ein BÄ "stark nähebedürftig" werden soll. Das ist ja auch bei Nicht-BÄ kein erstrebenswerter Zustand!


    Genaugenommen geht es auch nicht nur darum, dass ein BÄ endlich in der Lage sein soll, eine Partnerschaft zu führen.
    Es geht darum, dass ein BÄ in seiner Lebensgestaltung mehr "Freiheit" bekommt, denn BA führt zu viel mehr als zu den hier im Mittelpunkt stehenden Problemen bzgl. Partnerschaft. Keine Beziehung, keinen Job längerfristig zu behalten ist nicht "Freiheit", auch wenn es als solche dargestellt wird, sondern genaugenommen ist es eine Unfreiheit sprich Unfähigkeit, sich einzulassen .. also eine durch die BA hervorgerufene Entscheidungs-Unfreiheit.
    BÄ sind - je nach Ausmaß der BA - oft in verschiedenen Situationen/Lebensbereichen unter großem Stress, leben oft in einer ständigen Anspannung, sobald sie sich in soziale Situationen begeben oder Verpflichtungen eingehen (sollen) oder Erwartungen beim Gegenüber annehmen.


    Eine Psychpotherapie kann eine auf einer frühkindlichen Traumatisierung beruhende BA nicht in ein großes Nähebedürfnis verwandeln, aber sie kann in Abhängigkeit vom Ausmaß der BA - viele positive Veränderungen bewirken, soferne der Leidensdruck und der Veränderungswunsch groß genug sind UND - und das ist das große Fragezeichen - der Psychotherapeut über BA gut Bescheid weiß und Erfahrung im Umgang mit Klienten mit BA hat.
    Dazu muß man aber auch noch sagen, dass die Therapie bei einem BA-Klienten sicher nicht in 10 Stunden erfolgreich sein wird.


    Also Rafaela: "Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos"


    Judith

  • "Überwunden" ist so ein starkes und absolutes Wort. Doch ich setze mich über meine Verlustangst hinweg. Als sehr kopflastiger Mensch rattern mir da allerdings gerne die Gedanken mal richtig los, meine Gedanken neigen dann dazu sich regelrecht im Kreis zu drehen und zwar nur noch um die betreffende Person. Von allen ausprobierten Möglichkeiten, dies auszugleichen, war bei mir bislang ausschließlich regelmäßiges Yoga von nachhaltigem und durchschlagenden Erfolg gekrönt. Deswegen habe ich zum Thema Yoga hier auch schon einen Thread eröffnet, welcher bislang jedoch noch keine Resonanz fand. Ich glaube, dass Yoga eine der Meistunterschätzten Entwicklungsmöglichkeiten für Partner (bzw. solche, die dies gerne wären :P) von BÄ ist, denn es hilft besonders bei den wesentlichen Schwierigkeiten, denen wir uns ausgesetzt fühlen:


    - Wir müssen die Dinge so akzeptieren, wie sie sind und
    - dazu müssen wir uns so akzeptieren, wie wir sind und
    - dazu müssen wir fühlen, wie wir eigentlich sind


    Außerdem hilft es loszulassen, von Gedanken, Erwartungen, vom Partner und es führt uns in unsere Mitte und stärkt das Bewusstsein und die Aufmerksamkeit. Es hilft, sein verletzendes Verhalten gegenüber den Mitmenschen zu reduzieren und gleichzeitig bei verletzendem Verhalten, welches einem entgegengebracht wird nicht impulsiv zu reagieren und es sich dennoch auf Dauer nicht gefallen zu lassen wenn es einem nicht gut tut.

  • Ich habe noch immer das Gefühl, es wird einen nie loslassen. Das ist nicht als Schwarzmalerei gemeint, sondern ich versuche herauszufinden welche Erwartung realistisch ist. Und soweit ich den Erfahrungen anderer Menschen glauben kann, sollten sowohl die BAler alsauch die VAler (ich denke ohnehin, man hat immer beides zugleich) die Erwartungen unfassbar niedrig ansetzen.


    Ich denke inzwischen, es wäre lohnender sich daran zu gewöhnen alleine zu bleiben, auch wenn der Familienwunsch dabei auf der Strecke bleibt.

  • Zitat von RafaelaSpaeth

    Ich habe noch immer das Gefühl, es wird einen nie loslassen. Das ist nicht als Schwarzmalerei gemeint, sondern ich versuche herauszufinden welche Erwartung realistisch ist. Und soweit ich den Erfahrungen anderer Menschen glauben kann, sollten sowohl die BAler alsauch die VAler (ich denke ohnehin, man hat immer beides zugleich) die Erwartungen unfassbar niedrig ansetzen.


    Ich denke inzwischen, es wäre lohnender sich daran zu gewöhnen alleine zu bleiben, auch wenn der Familienwunsch dabei auf der Strecke bleibt.


    Hallo Rafaela,


    das wäre wirklich sehr schade, denn ich denke, dass sich die allermeisten Menschen (und die bindungsängstlichen Menschen besonders) ein Leben mit einer glücklichen Partnerschaft wünschen. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Mensch nicht zum alleine sein gemacht ist und alleine auch nicht glücklich werden wird, sondern es sich höchstens vormacht.


    Auch wenn ein bindungsängstlicher Mensch sich nicht gänzlich ändern kann, aber auch da gibt es ja positive Beispiele, dann kann er es mit einer Therapie und Kampf auf jeden Fall schaffen, sich soweit zu ändern, dass er eine glückliche Beziehung mit Nähe und allem was dazu gehört, führen kann.


    Ich drücke dir die Daumen !


    Lieben Gruß


    Thomas

    Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.


    Lucius Annaeus Seneca

  • Leider lässt sich das nicht pauschalisieren. Allerdings wird die Kraft des Willens meist unterschätzt. Ich sah schon jemanden allein durch Willenskraft wieder alleine Treppen steigen, was aus Sicht der Medizin nicht möglich sein kann - denn 2 Jahrzehnte zuvor konnte nicht einmal mehr ein Glas zum trinken selbst gehalten werden und es handelt sich um eine irreversible MS-Erkrankung, für die es keine Behandlung zur Besserung gibt (außer Schmerzmittel, es wurde dadurch tatsächlich nur schlimmer)


    Wenn man WILL, dann geht einiges :flower: