Erfahrungsbericht zum Leben und Ende mit einer Bä

  • Auf Wunsch stelle ich hier meine Geschichte rein


    Ich möchte hier mein Leben und meine Erfahrung mit einer Bindungsängstlichen mitteilen. Ich selbst wurde vor kurzem und 3 1/2 jährigem Kampf um die Liebe von ihr ins "Aus" gestellt.
    Sie hatte in dieser Zeit 5 Mal unsere gemeinsame Zeit (Beziehung will ich das nicht nennen) beendet. Nur diesmal dürfte es endgültig sein. Obwohl ich mittlerweile so gut wie alles darüber weis und mich auch ein Stück in den BÄ einfühlen kann, wäre ich immer noch bereit für meine Liebe zu kämpfen. Aber die Angst die ein BÄ verspürt ist durch Kämpfen und Liebe so gut wie nicht zu zerstören.
    Ich selbst habe überall versucht Hilfe für meine Situation zu bekommen. Allerdings ist den meisten Menschen diese Störung nicht bekannt. Menschen die sich damit nicht beschäftigen, legen es als "er/sie liebt dich einfach nicht, du bist nicht der/die Richtige gewesen, ihr habt einfach nicht zusammen gepasst, oder er/sie ist einfach nur ein Arsch" ab. Natürlich kann das genauso zutreffen. Wenn jedoch gewisse Anzeichen vorhanden sind, hat das nichts mit dem vorgenannten zu tun.


    Das Problem ist, dass die Partner von BÄ nichts mehr verstehen, alles was vom BÄ gesagt und getan wird ist unlogisch, verletzend und auch bei manchen zerstörend. Man kann irgendwie nicht abschließen, da man nicht weiß was passiert ist und viele BÄ den Partner einfach in der Unwissenheit stehen lassen und man kann dann sehen, wie man da rauskommt. Es kann sein, das man sein ganzes Leben diese Erfahrung nicht verarbeiten kann.


    Also, es wird jetzt ein wenig lang, diese Zeilen sind in erster Linie für Partner von BÄ geschrieben. Aber auch für BÄ die sich darin wieder erkennen.



    Es gibt viel Formen und Erscheinungen einer Bindungsangst. Jeder hat einen anderen psychologischen Auslöser. Ich möchte hier den meiner EX-Partnerin und auch mein irrationales Verhalten vorstellen.
    Anmerkung:Die Äußerungen die in dem Text vorkommen, sind von ihr.


    Ich habe meine Partnerin vor ca. 4 Jahren kennen gelernt. Sie wechselte beruflich zu uns. Wir verstanden uns auf Anhieb. Ich lebte zu dieser Zeit in Scheidung und hatte erstmal kein Interesse an einer neuen Beziehung. Wir verstanden uns einfach sehr gut. Sie teilte mir ihre Sorgen und ich hörte ihr gerne zu, da ich vielleicht auch ein kleines Helfersyndrom in mir habe. Hierbei zeigte sich, dass sie in psychologischer Behandlung ist. Als sie 10 Jahre alt war, hat sich ihre Mutter knallhart von ihrem Vater getrennt. Ihre Mutter gab ihr nie die Anerkennung und Liebe die sie brauchte. Das ist heute immer noch so. Sie ist wie ich jetzt 40 Jahre alt und sucht immer noch die Liebe und Anerkennung der Mutter. Die sie jedoch nie bekommen wird. Hier wurde der Grundstein gelegt. Da sie sehr intelligent ist und gewandt hat sie sich jedoch trotzdem gut entwickelt. Sie hatte langjährige Beziehungen. Ihre letzte Beziehung jedoch war dann der Auslöser für die Bindungsangst. Sie wurde von ihm betrogen und belogen und er hatte zum Schluss schon eine Andere. Das hat er aber ihr nie gestanden. Sie veränderte daraufhin ihr Leben komplett. Sie warf ihn raus, gründete eine WG, richtete sich ihr Zimmer so autonom ein, dass kein anderer Mensch da hinein passte. Sie hat viele Hobbys (Pferd, Hund, Katzen, Jagdschein, Naturschutz usw.) und ist immer so beschäftigt, dass ihr die Stunden am Tag zu wenig werden. Das ist die "Flucht". Unabhängigkeit, nicht mehr wirklich auf einen anderen Menschen einlassen, um nicht mehr verletzt zu werden.
    Offensichtlich hatte sie jedoch in mir (nach eigenen Angaben) endlich den Richtigen gefunden, das innere Band zwischen uns sei so stark. Sie war der Meinung wir sind Seelenverwandte und der Eroberungsfeldzug den sie startete war einzigartig. Darin sind sie übrigens Meister.
    In den ersten 2 Monaten war unsere Liebe gigantisch, alles passte, ich sollte mir sogar eine neue Matratze für ihr Doppelbett kaufen, Tag und Nacht bei ihr sein. Ich zögerte noch, es ging mir irgendwie zu schnell. Dann hatte sie mich jedoch überzeugt und auch ich war der Meinung meine neue große Liebe gefunden zu haben. Als ich mich dann bereit erklärte und sogar ein Einzug bei ihr auch von meiner Seite nichts mehr im Wege stand, veränderte sich sich schlagartig. Sie wurde kühl, distanziert, abweisend, unberechenbar. Ich sollte nicht mehr so oft zu ihr kommen, da ihre noch Mitbewohnerin und ich nach ihrer Meinung uns nicht so gut verstehen und sie den Stress nicht haben will. Ich verstand mich aber sehr gut mit ihrer Mitbewohnerin? Dann kam ein Ereignis, dass mich aus der Bahn warf. Wir gingen mit ihrem Vater und Schwester zum Brunch. Dort behandelte sie mich so, als ob ich gar nicht da wäre. Dann fuhren sie zu ihr nach Hause und sie bot mir an mich noch zur S-Bahn zu fahren. Ich durfte nicht mit. Ich verneinte und ging im Regen 10 Kilometer völlig verstört nach Hause.
    Am nächsten Tag brachte sie mir zur Arbeit meine Klamotten mit, mit den Worten, ich müsste sie doch auch mal waschen. Auf Nachfrage was eigentlich passiert sei, bekam ich keine Antwort mehr. Sie ignorierte mich von vorne bis hinten.
    Ich viel in ein tiefes Loch. Wusste nichts mehr.
    Ich brauchte zwei Monate und Gesprächstherapie um mich wieder raus zu ziehen. Ich schaffte es und stand ihr wieder in gleicher Augenhöhe gegenüber. Sie verliebt sich offensichtlich wieder in mich. Ich dachte alles wird gut, aber nach einem halben Jahr war es wieder soweit. In diesem halben Jahr hatte sie nur noch am WE für mich Zeit, Übernachtungen waren eher die Ausnahme, Sexentzug Regelfall, keine Liebkosungen, keine Streicheleinheiten usw.
    Der sogenannte Totstellreflex trat immer mehr ein. Ich versuchte sie zu berühren, es war aber nur ihre Hülle vorhanden.
    Sie sagte sie brauche Zeit und ich gab sie ihr. Ich wusste einfach noch nicht, was ihr fehlt und wollte natürlich auch nicht aufgeben. Ich bin ein Kämpfertyp.
    Ich näherte mich ihr wieder an, aber es blieb einfach nur noch eine lockere ja fast freundschaftliche Beziehung mit etwas sexuellen Kontakt. Das Spiel wiederholte sich insgesamt 5 Mal.


    Vor ca. 1 Jahr habe ich dann angefangen, die Ursache zu ergründen und bin auf diesen ganzen Abgrund gestoßen. Mir hat es die Füße weggezogen. Ich habe mich emotional zurückgeschraubt und da ich fundierte psychologische Kenntnis besitze
    (Das war mir allerdings unbekannt) fing ich an zu recherchieren und habe leider auch versucht sie zu therapieren. Das mögen sie gar nicht!!! Auch das Buch "Jein" habe ich gekauft (finde ich sehr gut, man könnte ihr Bild vorne drauf kleben) und dann wurde mir alles klar. Ich habe ihr dieses Buch geschenkt. Sie hat es nur bis Seite 40 gelesen. Sie verschlingt Bücher. Dieses jedoch nicht!!!


    Ihre Formulierungen verwirrten wahnsinnig. "Sie kann nicht, möchte aber, ich bin der wichtigste Mensch, sie braucht Zeit, Wenn ich es mit dir nicht schaffe, dann mit keinem,ich weiß nicht, es tut mir leid aber sie kann nicht anders, sie will mich nicht verletzten, deshalb sollte ich gehen und wenn sie soweit ist, kommt sie auf mich zu, und dann Vorwürfe: ich habe keine Hobbys (kein Wunder, muss ja die ganze Zeit dazu verwenden sie zu halten), Ich bin so launisch (klar, wenn man immer am ausgestreckten Arm emotional verhungert) usw.", Sie gab nur so viel, dass ich nicht weg gehe.
    Sie lebt nur im Jein, keine Verpflichtungen, keine festen Termine, Gesprächsverweigerung, keine Zeit usw.


    Dann vor ca. 1 Monat zog ihre Mitbewohnerin aus. Ich teilte ihr mit, dass ich gerne bei ihr Einziehen möchte, auch nur zur Probe, ich würde erstmal meine Wohnung behalten und wenn es nicht funktioniert, ist ja nicht wirklich was passiert.
    So schnell konnte ich gar nicht schauen, wie eine neue Mitbewohnerin bei ihr einzog.


    Ich habe sie natürlich in letzter Zeit mit dem Thema Beziehungsangst voll unter Druck gesetzt. Ich konnte nicht mehr anders. Ich wollte es wissen, ich wollte endlich eine Lösung. Dieser Druck war natürlich zu viel für sie. Damit habe ich aber gerechnet. Ich zog mich für 2 Wochen zurück und als ich wieder bei ihr anklopfte, sah ich es schon in ihren Augen. Sie bräuchte jetzt Abstand, weil wir uns gegenseitig aufreiben und das ist nicht förderlich. Sie war eiskalt mir gegenüber.
    Ich ging dann und kam aber nächsten Tag unter einem Vorwand wieder um noch meine Sachen zu holen. Dann kam der Satz: Sie braucht jetzt Zeit für sich selbst und wenn sie soweit wäre, käme sie wieder und wenn ich mittlerweile eine andere hätte, würde sie warten. Wir küssten uns noch und verabschiedeten uns.
    Ich glaubte ihr aber nicht mehr und wollte nur noch wissen, ob sie schon einen anderen hätte. Sie verleugnete dies immer wieder, dann brach sie aber ein und gestand, dass sie einen neuen kennengelernt hat.
    Aha, mich auf die Warteliste schieben und den anderen testen und wenn es nichts wird, wird der gutmütige Depp schon wieder da sein. Und alles so arrangieren, damit man keine klaren Aussagen machen muss und sie sich nicht schuldig fühlen muss. Das hat aber nicht funktioniert. Viele BÄ können einem nicht die Wahrheit sagen, sonst wären sie die Bösen und versuchen mit aller Gewalt den Partner dazu zu treiben, dass er Schluss macht. Ihr gemindertes Selbstwertgefühl würde sonst extrem leiden. Sie wollte einfach die Gute sein. Aber sie versteckt sich hinter einer Maske.
    Jeder der sie sieht, denkt was für eine Powerfrau, aber ich habe hinter die Maske geblickt. Aber ich liebe doch auch ihre schwachen Seiten. Das macht Liebe aus.



    BÄ haben eine gigantische Angst davor sich wieder in der Liebe zu ergeben um nicht noch mal so verletzt zu werden. Sie können nur oberflächlich lieben. Das sagte sie mir auch noch zum Schluss.


    Nun gut. Nun ist es zu Ende und ich muss sehen, wie ich es schaffe das zu verarbeiten. Ich glaube aber ich werde sie noch mein ganzes Leben lieben. Nur nicht mehr mit ihr zusammen sein.


    Jetzt zu meinem Verhalten:


    Ich habe aufgehört mein eigenes Leben zu leben, da ich immer versuchen musste sie zu erobern. Ich habe mich teilweise aufgegeben, meine Freunde, Familie vernachlässigt. Ich habe trainiert wie ein Ochse um sie zu beeindrucken, war lieb, verständnisvoll, obwohl ich im Innern nur noch traurig und wütend war. Meine Eifersucht stieg ins grenzenlose (nicht ihr gegenüber). Ich dachte den ganzen Tag nur noch an sie. Es gab nichts anderes mehr. Man verliert einfach seine Identität.


    Jetzt mein Rat für den, der ihn braucht:


    Wenn du mit einem/einer BÄ noch zusammen bist. Beschäftige dich viel mit anderen Sachen. Du musst zeigen (nicht Reden) dass du ein eigenes Leben hast und sie nicht brauchst. Sie haben extrem gute Antennen dafür ob es so ist oder nicht.
    Gestehe nicht dauernd deine Liebe, oder das sie das Wichtigste in deinem Leben ist, das treibt sie von dir weg. Wie lange du sie/Ihn überhaupt halten kannst ist sowieso fraglich. Du musst sehr viel in Kauf nehmen und bekommst fast nichts zurück. Lass dich nicht von der verworren Aussprache täuschen. Das beherrschen sie. Sie verpacken alles so, dass immer noch ein Fünkchen Hoffnung darin ist. Aber nicht um dir Hoffnung zu machen, sondern um nicht klar Stellung zu nehmen.
    Sie wollen nicht die Bösen sein. Das verträgt ihr Selbstwertgefühl nicht.
    Aber um ganz ehrlich zu sein....lauf so schnell du kannst...ich habe es nicht getan und wurde in einem Scherbenhaufen zurück gelassen, wie die meisten.
    Die viel diskutierte Kontaktsperre um ein Vermissen auszulösen kann glaube ich nur bei normalen Beziehungen funktionieren. Der BÄ funktioniert anders.


    Wenn du aber endgültig abserviert (sorry aber ich rede jetzt nichts mehr schön) worden bist. Du kennst jetzt den Schmerz, wie alle Verlassenen. Irgendwie ist dieser Schmerz jedoch wesentlich härter, als wenn eine normale Beziehung zu Ende geht. Er geht vorbei. Die Wut kommt. Lass alles zu. Rede viel mit Freunden, die dich einigermaßen verstehen können, (Die meisten meiner Freunde sagten nur"lass die Alte sausen, die ist es nicht wert) aber so einfach ist das nicht.
    Du musst merken, wenn du dein Leben vernachlässigt hast und es wieder finden. Such dir ein Lebensziel/Zweck wenn du ihn aufgegeben hast oder noch keinen hast. Zeige ihm/ihr nicht das du leidest und ganz wichtig:
    Vermeide den Kontakt absolut. Lösche alles! Ein Treffen, ein Gespräch, eine SMS befördert dich sofort wieder in den Abgrund.
    Ich weiß es, ich muss mit ihr noch zusammen arbeiten.


    Freundschaft kann ich nur empfehlen, wenn man sich wirklich sicher ist, das keine Gefühle mehr bestehen. Sonst wirst du bei jeder Kleinigkeit und Äußerung immer wieder eine Hoffnung herauslesen.


    Liebe BÄ! Ich verstehe euch nun recht gut. Ich sage nicht, ich könnte es so fühlen wie ihr. Es tut mir echt leid, dass ihr Opfer eines solchen emotionalen Zustands und eurer Angst seid. Bitte denkt daran, wenn ihr es noch nicht geschafft habt,
    daraus zu kommen, denkt an euren neuen oder zukünftigen Partner. Er weiß noch nichts von seinem Glück und er oder sie wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit genauso erleben wie wir. Es zerstört tatsächlich einen gefestigten Mann wie mich.
    Auch ich dachte über Suizid nach, so fertig war ich. Sorry, dass ich das so sagen muss, aber ihr seid dann nicht nur mehr Opfer, sondern werdet auch zum Täter und auch wenn man es sich nicht eingestehen will, Ihr seid dafür verantwortlich.


    Ich beglückwünsche jeden BÄ wenn er erkennt, das er/sei ein Problem hat und wünsche ihm ehrlich viel Erfolg bei seiner Lösung. Es ist eine Krankheit und deshalb kann und will ich nicht hassen. Sondern nur alles Gute wünschen!!!!


    Anmerkung: Das sind meine Erfahrungen mit meiner BÄ! Es gibt unterschiedliche Formen und Verhaltensweisen.

  • Lieber Holger,


    Tja, du hast da eine sehr typische Beziehungserfahrung mit einm BÄ erlebt und beschrieben! :pale:
    Ich hoffe, dass es dir diesmal gelingt, dich aus dieser unglückseligen Verbindung endgültig zu lösen .... was gelingen wird, wenn du dich an deine eigenen guten Ratschläge hältst :wink:


    Dass es dennoch nicht so einfach ist, weißt du - wie viele hier - ja schon ... aber auch das ist normal.
    Nimm dein eigenes Leben wieder auf und achte gut auf dich. Es ist übrigens oft hilfreich, sich "Jein" auf's Nachtkästchen zu legen für die Momente, in denen die Sehnsucht zu stark sich meldet ... Jedes Kapitel wird dich erinnern, wie die Realität mit ihr war/wäre ...


    Ich wünsche dir viel Kraft und irgendwann auch eine Beziehung, in der Zuneigung und Nähe möglich ist!


    Judith