• Ich habe in der Familie keine Streitkultur erlernt - es war auch kein Vater da. Mein Therapeut meinte "als Junge streitet man auch nicht mit der Mutter". Folglich konnte ich in Beziehungen auch nicht streiten, habe mich eher verschlossen. Erst wenn ein gewisses Maß überschritten wurde, kann ich streiten - aber dann meiner Meinung nach auch unverhältnismäßig - eben weil angesammelte Wut, Enttäuschung etc exlosionsartig rauskommt. Die Message war schon richtig, aber der Ton zu grob. Und damit fühle ich mich nicht wohl. Ich bin eher harmoniebedürftig - laute Streits mag ich nicht.


    Meine Frage: muss man sich lautstark streiten? Muss man sich anschreien? Oder wie geht richtiges streiten? Ist etwas in ruhigem Tonfall ansprechen, was einem nicht gefällt, auch streiten?


    Streitkultur - hier sehe ich die Betonung auf Kultur, also gesittet - das muss ich wohl für die nächste Beziehung lernen.


    Würde mich über eure Vorstellungen, Streitkultur, Tipps freuen :tob::evil::wink::knuddel:


    Habe an anderer Stelle im Forum folgenden Link gefunden:http://bazonline.ch/leben/gese…us-duerfen/story/16891260

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

    Einmal editiert, zuletzt von Ratsuchend ()

  • HI ratsuchend


    In meiner Familie gab es immer reichlich Stoff zu diskutieren.
    Meine Eltern geben sich oft Widerworte, sind nicht immer einer Meinung......aber laut....nee laut wurde oder wird es bei denen nie.....
    Das läuft immer in kultivierten Bahnen ab, klar je nach Thema sind die auch unterschiedlich erregt und da kommt es schon mal vor, das der eine den anderen nicht ausreden lässt.....aber wenn das bemerkt wird, wird es wieder ruhiger.....


    Ich mit meiner Schwester zoffen uns gegenseitig auch mal laut, kann auch mal mit türschmeissen sein, aber das ist eher selten und kommt jetzt so gut wie garnicht mehr vor.


    Mit meinen Eltern zu streiten, ist schon schwieriger, ersten habe ich auch einen motz -Respekt vor meinen Eltern, so dass ich es mir wirklich gut überlege, wie ich es angehe.....oder meine Eltern meckern wegen mir was, da kann es schon sein, dass ich mich ungerechtfertigt beschuldigt fühle und laut werde......aber meistens versuche ich mir ihr Lage vorzustellen und sie dann meine und wir kommen auch zu einer gemeinsamen Lösung!


    Aber es ist so, dass wir uns IMMER wieder vertragen....wir nicht auseinandergehen, bis der Streit beigelegt.
    das war schon immer so, dass wir nie in Streit auseinander sind.



    Lg

    Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es einen unstillbaren Sommer in mir gibt.
    Albert Camus

  • Ach ja, in einer früheren Beziehung bekam ich zu hören "Warum streitest du nie?". Und wenn ich dann mal lauter wurde (meine Vorstellung von Streit) "Warum bist du jetzt so laut?"... :roll: ich habe also auch schon vorher ambivalente Frauen (unbewusst) gesucht und gefunden.

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Hey,


    ich finde streiten ganz furchtbar.
    Der Gedanke, jemand könnte sauer auf mich sein, weil ich irgendwas gemacht habe, der lähmt mich total.


    Bei uns gab es früher nie Streit. Also zumindest nicht mit rumschreien und diskutieren.
    Wenn der Ex meiner Mutter damals A gesagt hat, dann wurde A gemacht und wenn ich lieber B machen wollte, wurde ich psychisch fertig gemacht - ich würde es sogar als psychische Vergewaltigung bezeichnen, aufgrund der absoluten Macht die er ausgeübt hat). Meine Mutter konnte sich nie zur Wehr setzen und hat es so hingenommen, auch wenn er schlecht zu mir und meiner Schwester war.
    Ich durfte NIE eine eigene Meinung haben, ich musste tun was von mir verlangt wurde. Ich musste angepasst sein und auf gut deutsch "die Fresse halten".


    Aber wir waren bei der Streitkultur:
    Aus oben genannten Gründen KANN ich nicht streiten.
    Wenn jemand mit mir streiten will, dann habe ich das Gefühl, dass sich in mir etwas abspaltet in dem Moment.
    So als ob ich mein Inneres schützen müsste und es nicht aktiv am Geschehen teilnehmen darf.


    Kann man streiten lernen?

    "Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird."

  • Zitat von many

    Kann man streiten lernen?


    Scheinbar, aber da das Wort Kultur inbegriffen ist, muss es auf konstruktive Weise möglich sein. Aber wie sieht sie aus? Ich werde das mit meinem Therapeuten noch besprechen.

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Ich sehe das Problem (zumindest bei mir), dass ich nicht gut streiten kann, weil ich immer direkt denke, dass mein gegenüber dann "weg" ist. Also nie mehr mit mir reden will.
    Bei meiner Mutter kann ich das inzwischen relativ gut. Bei ihr weiß ich, dass sie da bleibt...


    Ich werde mal versuchen, wenn ich sauer auf jemanden bin, mit demjenigen zu streiten. Und berichte meine Reaktion *gg*

    "Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird."

  • HI


    ich denke schon ,dass man streiten lernen kann!!!!!!!


    wenn man streitet, vertritt man seine Meinung, egal ob die richtig oder falsch ist.
    wir waren zuhause immer gefordert, unsere Meinung zu sagen......ob das jetzt der Speiseplan der Woche war, Urlaubsplanung bzw. Freizeitgestaltung, Fernsehprogramm , Aufgabenplan.Das wurde immer in der Familie entschieden, wenn du da deine Meinung nicht gesagt hast, wurdest du einfach übergangen......unseren Eltern war aber immer wichtig, das jeder seine Stimme in die Diskussion einbringt.....und dann wurde mehrheitlich entschieden.
    Wir hatten aber bestimmte regeln, wie aussprechen lassen, keine Schimpfwörter ...und wenn entschieden war,,,,basta!!!
    So lernte ich von Anfang an, dass meine Meinung gefragt war, auch wenn nicht immer in meinem Sinne entschieden wurde.


    das mich jemand nicht mögen Könnte, nur weil ich anderer Meinung , kommt mir garnicht in den Sinn....so wie ich Leute mit anderer Meinung auch akzeptiere.

    Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es einen unstillbaren Sommer in mir gibt.
    Albert Camus

  • Hallo zusammen,


    also meine meinung zum thema streiten:


    ob mit ruhiger stimme oder schreiend gestritten wird, hängt viel vom temperament der beteiligten personen ab. Italiener werden sicher wesentlich lauter streiten als engländer, zumindest im allgemeinen. Italiener reden ja auch schon so laut, daß man es oft mit streiten verwechselt, wenn sie sich ganz normal unterhalten. Weil sie eben generell temperamentvoller sind. Eine bekannte von mir aus bayern hat mal einige jahre in norddeutschland gelebt. Und dort in der arbeit einen führungsposten inne. Die hat erzählt, daß die norddeutschen oft angst vor dem bayerischen temperament hatten. Nur wenn sie mal in der arbeit bisschen tempo gemacht hat, weil ein wichtiger termin unbedingt eingehalten werden musste, hatten die leute schon regelrecht angst vor ihr. Da hat sie noch lange nicht gestritten. Sie hat mir gesagt, daß die norddeutschen wesentlich ruhiger und mit viel leiserer stimme streiten als die bayern.


    Also ich habe keine probleme damit, wenn mich wer anschreit. Es kommt eher drauf an, was für worte der andere dabei benutzt. Extreme schimpfworte finde dabei absolut nicht toll. Das sollte sich alles im gemäßigten rahmen halten. Und sollte einigermaßen sachlich bleiben in der bedeutung, auch wenn die stimme lauter wird. Also keine tatsachen verdrehen, lügen, oder böse beschuldigungen, die nicht stimmen.


    Allerdings empfinde ich es als gut, wenn mein gegenüber ruhig bleibt. Ist ja schon mein temperament viel zu laut. Da ist ein ruhiger streitpartner sicher viel besser.


    Ausreden lassen ist generell ein problem bei mir. weil ich gerne schnell und viel rede. Und da oft im eifer das gefechts einfach nicht mehr aufhöre, oder dem anderen unbedingt schon antworten will, wenn der noch gar nicht fertig ist. und im streit, wenn ich aufgeregt bin, denke ich da natürlich erst recht nicht dran. aber ausreden lassen wäre im streit natürlich schon wünschenswert.


    Ansonsten versuche ich im streit, möglichst sachlich zu bleiben und wenn es geht, auch einigermaßen ruhig. Was mir natürlich leider in der aufregung meist gar nicht gelingt. Da muß ich noch deutlich üben.

    Zitat

    Ach ja, in einer früheren Beziehung bekam ich zu hören "Warum streitest du nie?".


    Ich denke, nicht streiten ist gift für jede zwischenmenschliche beziehung. Man hat doch unterschiedliche bedürfnisse und meinungen, und die immer runterschlucken, schadet doch nur. Dann bekommt man psychosomatische beschwerden. Oder es staut sich so viel an, daß es irgendwann eine riesige explosion mit verheerenden folgen gibt. Besser öfter mal dampf ablassen und was ausdiskutieren durch streiten. Ist wie bei einem gewitter. Erst ist die luft drückend, daß man kaum mehr atmen kann. Dann gibt es einen lauten krach, regen usw. und danach ist die luft wieder rein und klar.


    Mir wäre es lieber gewesen, mein ex hätte mal mit mir gestritten, als alles runterzuschlucken und sich dann mal ne zeitlang totzustellen.

    Zitat

    Ich sehe das Problem (zumindest bei mir), dass ich nicht gut streiten kann, weil ich immer direkt denke, dass mein gegenüber dann "weg" ist. Also nie mehr mit mir reden will.


    Wenn dich wer mag, wird es deshalb den kontakt nicht abbrechen. Ansonsten bist du dem menschen nie was wert gewesen. Dann ist es eh besser, du bist ihn los. Sollte natürlich dann ein relativ konstruktiver streit gewesen sein. wenn man die übelsten schimpfwörter benutzt oder komplett gemein wird, dann ist das sicher ein grund, den kontakt abzubrechen.


    Da hab ich mal von der ehe- und partnerschaftsberatung (glaube ich war die caritas, so was in der art gibt’s aber auch von der diakonie) mal nen film geliehen bekommen, über konstruktives streiten. Vielleicht könnt ihr da mal nachfragen, wen das interessiert.


    Lg
    Mary

  • Zitat von many

    Ich sehe das Problem (zumindest bei mir), dass ich nicht gut streiten kann, weil ich immer direkt denke, dass mein gegenüber dann "weg" ist. Also nie mehr mit mir reden will.


    Da war ich bei meiner BA-Ex auch so. Wenn man so denkt / fühlt, dann ist die Verlustangst voll aktiv. Na ja, irgendwann dachte ich mir, steh' jetzt zu deinen Bedürfnissen / Gefühlen und sage sie ihr. Und sie ist nun tatsächlich weg. Aber im Zuge dessen habe ich mich nicht mehr verbogen und habe ihr auch gesagt, was mich störte. Wahrscheinlich zu hart, aber so kann ich mich nun wirklich um mich und meine Wünsche / Bedürfnisse kümmern, als mich immer zu verbiegen und hinter der Möhre zu verhungern, die sie mir immer mit genügend Abstand vor die Nase hielt.


    Erstaunlicherweise hatte ich vor wenigen Monaten einen lautstarken Streit mit einer Bekannten (die ich nur kurz kannte). Ich beendete unseren Kontakt, weil ich gemerkt habe, dass es für eine Freundschaft nicht reicht und sie Charakterzüge hat, mit denen ich mich absolut nicht anfreunden kann. Da habe ich diese Bekanntschaft beendet. Und sie schrie rum wie eine Furie - und ich blieb cool. Vielleicht ein erster Lerneffekt. Ich habe meine Argumente sachlich vorgetragen und war ganz bei mir.

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Zitat von Jojo200


    wenn man streitet, vertritt man seine Meinung, egal ob die richtig oder falsch ist.
    wir waren zuhause immer gefordert, unsere Meinung zu sagen......ob das jetzt der Speiseplan der Woche war, Urlaubsplanung bzw. Freizeitgestaltung, Fernsehprogramm , Aufgabenplan.Das wurde immer in der Familie entschieden, wenn du da deine Meinung nicht gesagt hast, wurdest du einfach übergangen......unseren Eltern war aber immer wichtig, das jeder seine Stimme in die Diskussion einbringt.....und dann wurde mehrheitlich entschieden.
    Wir hatten aber bestimmte regeln, wie aussprechen lassen, keine Schimpfwörter ...und wenn entschieden war,,,,basta!!!
    So lernte ich von Anfang an, dass meine Meinung gefragt war, auch wenn nicht immer in meinem Sinne entschieden wurde.


    das mich jemand nicht mögen Könnte, nur weil ich anderer Meinung , kommt mir garnicht in den Sinn....so wie ich Leute mit anderer Meinung auch akzeptiere.


    Das hört sich für mich nach einer Richtung für mich an. Da hast du etwas sehr Gutes von deinen Eltern mit auf den Weg bekommen! Und besonders gefällt mir dein letzter Satz, der drückt sehr viel Selbstwertgefühl/-liebe aus. Ich habe es ganz früher mal darauf angelegt, nicht gemocht zu werden (z.B. Styling), um die Bestätigung zu bekommen, dass man mich nicht mag - habe damit von meiner fehlenden Selbstliebe abgelenkt.

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Zitat von mary12345

    Also ich habe keine probleme damit, wenn mich wer anschreit. Es kommt eher drauf an, was für worte der andere dabei benutzt. Extreme schimpfworte finde dabei absolut nicht toll. Das sollte sich alles im gemäßigten rahmen halten. Und sollte einigermaßen sachlich bleiben in der bedeutung, auch wenn die stimme lauter wird. Also keine tatsachen verdrehen, lügen, oder böse beschuldigungen, die nicht stimmen.


    Allerdings empfinde ich es als gut, wenn mein gegenüber ruhig bleibt. Ist ja schon mein temperament viel zu laut. Da ist ein ruhiger streitpartner sicher viel besser.


    Mir tut es fast schon körperlich weh, wenn ich mitbekomme, wenn sich meine Schwester und ihr Mann anschreien. Ich habe so ein großes Harmoniebedürfnis, da fühle ich mich dann total unwohl. Sie sagt aber, dass muss so sein, dann wäre alles gesagt und danach ist auch wieder gut.


    Aber ich mag das Schreien nicht. Mir gefällt das Wort "verhandeln" auch besser als streiten. Streit hat was kämpferisches, also muss einer als Sieger vom Platz gehen und einer als Verlierer. Ich sehe es eher so, dass man Kompromisse finden und eingehen muss und dass dabei eine win/win-Situation entsteht.


    Wenn ich zurück blicke, hätte ich bei meiner BA-EX früher äußern müssen, was ich will und was mich stört. Aber leichte Ansätze meinerseits führten ja sofort zu Rückzügen ihrerseits - im Prinzip war ich chancenlos. Erst als mir der Verlust egal war, weil ich mich besser fühlen wollte, gelang mir das. Irgendwie scheine ich auf dem richtigen Weg zu sein.

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Hallo ratsuchend,


    schreien heißt ja nicht, den anderen nicht zu mögen, sondern sein eigenes temperament nicht zügeln zu können. Und es ist ja auch normal, sich über wen zu ärgern, den man liebt. Aber ich bewundere generell die leute, die ihre gefühle nie zeigen. Diese ruhe und gelassenheit nach außen ist schon toll. Erstens tut man sich selbst nen gefallen damit, wenn man seine gefühle nach außen unter kontrolle hat. Zweitens tut es mir gut, wenn ein anderer seine gefühle nicht so zeigt. dann eskaliert da nichts, sondern es beruhigt mich auch.


    Mein ex war da sehr gut, mein vater und meine oma im großen und ganzen auch. Nur wenn meine oma beleidigt war, dann hat sie es deutlich gezeigt. Nur hat das den nachteil, daß ich bei meinem ex nie so recht wusste, wie ich dran bin. er hat ja alles hinter einem relativ unbeteiligten gesicht verborgen.mir wäre es lieber gewesen, er hätte mal richtig geschimpft, wenn ihm was nicht gepasst hat. Wie soll ich überlegen, ob mein handeln ihm gegenüber richtig oder falsch ist, wenn er mir nicht zeigt, was er will und was nicht.


    Leider sieht man bei mir immer sehr genau, was mit mir los ist, ob ich mich freue, traurig bin, oder wütend. Das hat mich schon oft in situationen gebracht, die nicht so toll waren. Die anderen wissen bei mir immer ganz genau, wo sie den hebel ansetzen müssen, wenn sie versuchen, mich zu manipulieren. Das heißt, ich muß höllisch aufpassen, daß ich nicht manipuliert werde.


    Aber wenn man so ein temperament wie ich hat, ist es halt schwer, sich um 180 grad zu drehen. Ich versuche schon, insgesamt ruhiger zu werden. Aber das wir schwer, meine natur ist eben anders.




    wenn ich mitbekomme, wenn sich meine Schwester und ihr Mann anschreien


    wie lange ist deine schwester denn schon verheiratet? Ist die ehe ok? Wenn das schreien für beide passt, ist es doch gut. dann haben sie ihre form gefunden, konflikte auszutragen.


    und es gibt situationen und werte da will ich keine kompromisse eingehen, dann kämpfe ich auch hart dafür. und wenn ich dabei verliere, ist es halt so. dann muß ich mir überlegen, wie ich damit umgehe. bis jetzt habe ich aber fast immer gewonnen. drum bin ich jetzt immer noch ich und nicht die marionette von wem anderen.


    es gibt auch immer wieder situationen, da kann keine win/win-situation eintreten, das muß man halt so akzeptieren.


    Lg
    Mary

  • Zitat von Ratsuchend

    Das hört sich für mich nach einer Richtung für mich an. Da hast du etwas sehr Gutes von deinen Eltern mit auf den Weg bekommen! Und besonders gefällt mir dein letzter Satz, der drückt sehr viel Selbstwertgefühl/-liebe aus. Ich habe es ganz früher mal darauf angelegt, nicht gemocht zu werden (z.B. Styling), um die Bestätigung zu bekommen, dass man mich nicht mag - habe damit von meiner fehlenden Selbstliebe abgelenkt.


    ich bin während der erziehung meiner kinder irgendwann auf den begriff "negative aufmerksamkeit" gestossen.
    so wie ich es interpretiere heisst das nichts anders, als dass das kind, weil es keine aufmerksamkeit bekommt, anfängt sich unmöglich zu benehmen und dafür dann geschimpft wird.
    und dieses strafende aufmerksamkeit ist ihm immer noch lieber als gar keine zu bekommen.....

    Spock: You mistake my choice not to feel as a reflection of my not caring, while I assure you the truth is precisely the opposite.
    (Star Trek Into Darkness)

  • Hallo Ratsuchend,
    für mich hat "vernünftig" streiten ganz viel mit Grenzen setzen und Selbstwertgefühl zu tun. Wenn das stimmig ist, kommt der Rest von ganz allein.


    Ich konnte früher auch nicht streiten, habe mich auch als hormoniesüchtig bezeichnet. Ich ahb auch oft darüber nachgedacht woher das kam. Für mich hat im streiten auch immer bedeutet, der andere mag mich nicht mehr, hat mich nicht mehr lieb. Ich wollte immer geliebt und gemocht werden. Wut und ärger, den jemand anderes auf mich hat, fühlte sich schrecklich an für mich. Ich konnte auch andere nicht auf ihre Fehler hinweisen, z.B. im job. Einmal hat eine mitarbeiterin einen ziemlich blöden Fehler gemacht und ich dachte: Ach ich tu so, als wäre es mir nicht aufgefallen, dann muss ich es ihr nicht sagen.


    Mittlerweile ist das anders. Mein Selbstwertgefühl hat sich enrom verbessert. Dadurch kann ich überzeugter zu dem stehen, was mir persönlich wichtig ist, egal wie der andere das findet. Ich weiß, wo meine Grenzen sind und kann sie dem anderen dann je nach Situation ruhig und sachlich oder auch mal mit nachdruck mitteilen. Im Zuge meiner "Selbsttherapie" wegen meiner BA Beziehung hat sich das erfreulicherweise nochmal verbessert. Es gibt ja so schwere fälle, in meinem fall ist das meine Ex-Schwiegermutter, also die oma meiner Kinder. Diese überschreitet pausenlos jedermanns grenzen. Kürzlich gab es wieder so eine Situation, die mich früher zur Weißglut gebracht hätte. Jetzt habe ich mir gesagt: Bleib ganz ruhig, wo sind deine Grenzen? Dann hab ich ihr ruhig und ohne vorwürfe (das ist auch wichtig) gesagt, wie ich die Sache sehe und ihre Reaktion darauf ihr überlassen. Dieses Abgrenzen kann man wirklich wörtlich nehmen und sich eine glasscheibe zwischen sich und dem anderen vorstellen. Man liefert sein argument und wie der andere persönlich damit umgeht ist dessen sache, das geht einen nichts mehr an.


    Auf solche Art streiten kann man auch gut üben. Gerade wenn es leute gibt, die das immer wieder heruasfordern, z.B. im Job. Dann einfach mal so eine situation im kopf vorher durchspielen, die eigene Grenze definieren und wenn es soweit ist ruhih rüber bringen. interessant ist nämlich, dass die anderen oft ganz anders und oft auch viel friedlicher reagieren, als wir uns das ausmalen. Und dann wird es beim nächsten mal gleich viel leichter.


    viel Spaß beim Streiten wünscht
    griselda

  • Mein Hauptproblem ist das Streiten in einer Beziehung. Möglicherweise habe ich da jetzt zum Schluss Fortschritte gemacht. Im "normalen" Leben weiß ich schon länger, für mich und meine Themen einzustehen. Heute weiß ich, dass die Verlustangst der größte Hemmfaktor hinsichtlich Einstehen/Nennen der eigenen Bedürfnisse oder Ausdruck von Unzufriedenheit war.

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Zitat von zahirch

    ich bin während der erziehung meiner kinder irgendwann auf den begriff "negative aufmerksamkeit" gestossen.
    so wie ich es interpretiere heisst das nichts anders, als dass das kind, weil es keine aufmerksamkeit bekommt, anfängt sich unmöglich zu benehmen und dafür dann geschimpft wird.
    und dieses strafende aufmerksamkeit ist ihm immer noch lieber als gar keine zu bekommen.....


    Das trifft es ganz gut. Das Gute daran ist, dass ich es in meinen Indivduationsprozess integrieren konnte. Was zunächst nur zur Abgrenzung, zum Selbstschutz und aus Aufmerksamkeitsgründen geschah, wurde Teil meiner Person, meines Lebensstils, meiner Einstellung. Und hat mir im Nachhinein die schönsten Jahre meines Lebens eingebracht, weil ich das für meinen Beruf gut nutzen konnte. Und aus der ursprünglich negativen Aufmerksamkeit wurde schließlich eine positive Aufmerksamkeit. Man war an mir interessiert, weil ich etwas ausdrückte, weil ich etwas zu sagen hatte.

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Hallo zahir,


    das mit der negativen aufmerksamkeit haben einige meiner partner gemacht. Wenn sie gemerkt haben, daß sie mich nicht beeinflussen konnten, weil ich mir von nem partner nichts anschaffen lasse, dann haben sie mich einfach so lang provoziert, bis ich stinkesauer war, und ihnen die meinung gesagt habe. so haben sie wenigstens etwas bei mir bewirkt.


    Das mit der aufmerksamkeit ist überhaupt so ne sache. Nachdem es meine eltern nie interessiert hat, was ich wollte oder fühlte, scheine ich mir automatisch angewöhnt zu haben, laut, schnell und viel zu reden. spätestens damit übersieht mich niemand mehr. Ich falle nicht negativ auf, weil ich mich ja doch angemessen in der gesellschaft benehmen kann. Aber ich falle durch meine lautstärke auf. Also übersehen werden kann ich so fast nicht mehr. Den raum, den mir meine eltern nie gegeben haben, nehme ich mir auf diese weise selbst irgendwie.


    Lg
    Mary

  • Hallo ratsuchend,


    und mir fällt das streiten am leichtesten in einer beziehung. Bzw je länger und besser ich wen kenne. Bei fremden leuten „traue“ ich mich oft nicht. wahrscheinlich ist meine angst vor körperlicher gewalt aufgrund meiner kindheit so groß, daß ich bei fremden immer angst habe, sie greifen mich tätlich an. und mit meinen 50 kg bin ich definitiv immer körperlich unterlegen. Da will ich es nicht auf ein kräftemessen ankommen lassen.


    in partnerschaft oder freundschaften weiß ich dagegen, daß die anderen mir nur verbal was gegensetzen. Da kann ja dann nichts passieren. Bei fremden, z. b. wenn ich mit nem handwerker ein problem habe, mache ich das meist schriftlich ab. Über nen brief oder email kann mich keiner schlagen. Und verbal bin ich meist überlegen.


    Nur wenn ich mich sehr stark ärgere, gehe ich auch auf leute verbal heftig los, die ich nicht gut kenne. Da kann ich schon bei der 2. oder 3. begegnung richtig ausrasten. Da geht dann mein temperament mit mir durch, im notfall muß ich halt dann schnell laufen.


    Was bei mir oft ist, wenn wer was sagt, über das ich mich aufrege, gebe ich einen sehr giftigen kommentar mit giftiger stimme ab. Und oft denke ich gleich danach: „das hätte ich jetzt auch ruhig und besonnen sagen können, da muß ich den anderen nicht angiften.“ Dann ist der „streit“ aber auch in 1 minute erledigt und ich rede ganz normal weiter.


    Ich muß einfach lernen, meine wut bisschen besser zu zügeln, und erst überlegen und dann schimpfen. Würde es mir oft leichter im leben machen.

    Zitat

    Und hat mir im Nachhinein die schönsten Jahre meines Lebens eingebracht, weil ich das für meinen Beruf gut nutzen konnte. Und aus der ursprünglich negativen Aufmerksamkeit wurde schließlich eine positive Aufmerksamkeit.


    Ist doch schön, wenn sich so was zum positiven wandelt. Darf ich raten: du machst irgendwas künstlerisches, denn da sind „quertreiber“, einfach leute, die anders sind als der durchschnitt, gefragt.


    Lg
    Mary

  • Zitat von mary12345

    Hallo ratsuchend,


    Ist doch schön, wenn sich so was zum positiven wandelt. Darf ich raten: du machst irgendwas künstlerisches, denn da sind „quertreiber“, einfach leute, die anders sind als der durchschnitt, gefragt.

    Ja, viele Jahre, allerdings im Moment nicht mehr beruflich, nur noch privat.

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • hi ratsuchend,


    da sieht man mal wieder, man kann aus allem was positives machen. wenn dir wer zitronen gibt, dann mach zitronenlimo draus. auch aus steinen, die man dir in den weg legt, kannst du dir was schönes bauen.


    lg und frohe weihnachten.
    mary