Ich kann nicht mehr

  • Ich habe keine Kraft mehr. Ich will ihn endlich loslassen. Es ist mir noch nicht klar, wie ich das schaffen soll. Aber ich muss diesen Mann aus meinem Kopf kriegen. Sein Verhalten macht mich schon seit langer Zeit total kirre. Bevor ich mich in ihn verliebte, war ich eine lebenslustige Frau und psychisch stabil. Diesen Zustand möchte ich wieder erreichen.

  • Ich habe mich dazu entschlossen, unsere Geschichte Stück für Stück hier zu posten. Jeder normale Mensch müsste ziemlich schnell erkennen, dass die Sache von Anfang an völlig aussichtslos war. Nur zu dumm, dass mir das Herz schon zu oft einen Streich gespielt hat.


    Ende 2010 fing es an. Wir kannten uns damals schon gut 5 Jahre, aber nur flüchtig. Ich fand ihn schon immer nett, war aber lange nicht an ihm interessiert. Auf einmal funkte es und das ganz gewaltig... so etwas hatte ich noch niemals zuvor in diesem Ausmaß erlebt. Die ersten 2,5 Monate fühlte ich mich wie in einem Rausch, obwohl es bis zu unserer ersten körperlichen Annäherung noch lange gedauert hat und wir bis heute keinen GV miteinander hatten.


    Und dann kam es zum ersten Bruch. Wir waren auf einer kleinen Veranstaltung. Ich und ein paar andere hatten ein Poster bei ihm bestellt. Er hatte diese Poster geschenkt bekommen und wollte sie an interessierte Leute verteilen. Leider bekam ich ihn gar nicht zu Gesicht. Ich suchte ihn die ganze Zeit, konnte ihn aber nirgends finden. Vor lauter Enttäuschung betrank ich mich und war traurig, obwohl ich eigentlich einen tollen Abend hatte. Nach dem Ende der Veranstaltung ging ich aus der Halle und sah ihn auf dem Hof. Er und einer seiner Freunde standen mit dem Rücken zu mir Arm in Arm. Der BÄ wirkte ganz traurig, und ich sah dass er weinte. Ich konnte einige Wortfetzen ihres Gesprächs mithören:


    BÄ: „Duuuu (schluchzend), bist du dir ganz sicher, dass die Reni nichts mehr von dir will?“
    Kumpel: „Ja klar, die will nichts mehr von mir (wollte ich noch nie, mit diesem Kumpel hatte ich vor laaaanger Zeit mal einen lockeren Flirt, ohne dass was gelaufen ist...).“
    BÄ: „Bist du dir auch wirklich absolut sicher?“
    Kumpel: „Hey, mach´ dir mal keine Gedanken! Die Reni will absolut gar nichts mehr von mir, ganz bestimmt nicht.“
    BÄ: „Weißt du, die Reni bedeutet mir so viel... ich hab´ sie ganz arg lieb. Ich bin so traurig, weil ich sie heute nicht gesehen habe.“


    Dummerweise wurde ich dann von hinten von jemandem angesprochen. Ich fasste mich sehr kurz und schaute wieder in die Richtung der beiden Männer, aber sie waren nicht mehr da. Ein Bekannter meinte später, sie hätten den letzten Zug Richtung Heimat genommen.


    Am nächsten Tag schrieb ich einen Bericht über die Veranstaltung und postete ihn in mein Stammforum. Ich richtete Grüße an einige Leute aus, die ich dort getroffen hatte. Dann schrieb der BÄ unter meinen Bericht: „Ja ja, aber mich grüßt du nicht... mit mir hast du dich kein einziges Mal unterhalten!“ und setzte einen bösen Smiley dahinter. Meine Antwort: „Hey, ich hätte mich sehr gerne mit dir unterhalten... ich hab´ dich gesucht und 2 deiner Freunde extra nach dir gefragt.“ Hab´ ich wirklich gemacht. Tja, so bekam er die Bestätigung, dass ich ein gewisses Interesse an ihm hatte und reagierte gar nicht mehr.


    Ich war traurig und enttäuscht, aber nicht von ihm. Ich gab mir die Schuld für alles, was passiert war und hakte ihn schweren Herzens ab. Nach 2,5 Monaten war das noch irgendwie möglich, weil meine Gefühle damals noch nicht ganz so tief waren. Wäre ich nur dabei geblieben... nach über 2 Monaten ohne Kontakt ging das Ganze erst richtig los. Dieses Poster bekam ich ein paar Wochen später auf einer Reise von meinem besten Freund. Der BÄ hatte es ihm am besagten Abend in die Hand gedrückt. Eigentlich schon ein klares Zeichen dafür, dass er gar nicht nach mir gesucht hatte und mir eher aus dem Weg gehen wollte, oder? Einige Sachen sind mir im Nachhinein richtig peinlich. Aber Ihr wisst ja selbst wie das ist, wenn man sich verliebt… :roll: .

  • Ich dachte nicht mehr, dass aus uns noch etwas werden könnte. Tief in meinem Inneren hatte ich ihn aber nicht ganz vergessen. Deshalb freute ich mich sehr, als er nach 2 Monaten ohne Kontakt wieder meine Beiträge im Forum kommentierte und einen Lachsmiley nach dem anderen postete... wobei unser Wiedersehen auf einem Event eher zwiespältig war. Er selbst war am Anfang unsicher, dann freundlich, und als ich mein schönstes Lächeln aufsetzte, warf er mir einen verächtlichen Blick zu. Das irritierte mich schon sehr. Im Laufe des Tages wendete sich das Blatt, und es schien so, als ob er wieder etwas Vertrauen zu mir fasste. Wir unterhielten uns ganz gut, und zwischendurch suchte er leichten Körperkontakt zu mir. Den brach er jedoch voller Panik ab, als ich ihn erwiderte.


    Letztendlich verstanden wir uns wieder sehr gut, aber ich war nach diesen Tag trotzdem ziemlich durcheinander. Zwei Freunde des BÄ-lers hatten mich im Suff begrapscht. Das war ein Schock, denn so etwas hatte ich keinem dieser Männer zugetraut. Die eine Aktion hat der BÄ-ler auch gesehen. Sein Freund entschuldigte sich beim nächsten Treffen 2 Wochen später bei mir und meinte, er könne sich an nichts mehr erinnern. Der BÄ-ler hätte ihm am nächsten Morgen im Hotel die Meinung gegeigt. Ich war natürlich glücklich, weil er sich für mich eingesetzt hat und bedankte mich ganz lieb bei ihm.


    Trotzdem hätte ich nach dieser Aktion misstrauischer sein sollen. In der ersten Phase, als zwischen uns noch alles bestens lief, wurde ich einmal von einem Fremden belästigt. 3 Freunde des BÄ-lers standen daneben und bekamen alles mit. Ich schaute hilfesuchend zu ihnen, aber anstatt mir zur Seite zu stehen, warfen sie mir nur hasserfüllte Blicke zu, so nach dem Motto: „Selber schuld, wenn du dich nicht wehrst!“ Als Südländerin war ich es gewohnt, dass mir Männer in solchen Situationen zur Hilfe eilten. Ich hatte mich nie selbst verteidigen müssen und dachte es sei selbstverständlich, dass die Männer das machen würden.


    Aber es war ja nicht der BÄ (sonst hätte ich ihn schnell gekickt), und ich redete mir ein, dass er nichts für das Verhalten seiner Freunde und anderer Typen konnte. Heute sehe ich das anders. Der Freundeskreis eines Menschen sagt viel über ihn selbst aus. Der BÄ würde niemals eine Frau belästigen. Aber wenn ein Mensch solche Freunde hat und trotz dieses Charakterzugs zu ihnen steht, kann ich als Frau nicht wirklich auf ihn zählen.


    Die nächsten Treffen waren himmlisch, ich fühlte mich wie im Paradies und war überglücklich. Der Rauschzustand der Anfangsphase wurde wieder erreicht, ich war verliebter denn je und schwebte im 7. Himmel. Es ging mir blendend. Ich dachte es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis wir endlich ein Paar wurden.


    Leider übersah ich vor lauter Blindheit weitere Alarmsignale. Nicht nur der BÄ-ler versuchte immer mal wieder, Distanz zu schaffen. Auch ein Teil seiner Freunde, die ich größenteils auch für BÄ halte, waren an der Sache beteiligt. Ich erinnere mich an ein Gespräch zwischen uns Beiden... er legte gerade vorsichtig die Hand auf meinen Rücken, als einer seiner Freunde kam und zu ihm sagte: „Hey, schau´ mal die Schnecke da drüben! Ist die geil oder ist die geil?“ Natürlich hat er das so laut gesagt, dass ich es nicht überhören konnte. Der BÄ hat nicht drauf reagiert. Ganz ehrlich, ich finde so eine Aussage richtig unverschämt, wenn der Kumpel gerade mit einer potenziellen Partnerin im Gespräch ist und die Beiden sich ein wenig näherkommen. Ein anderer Freund hat einmal noch was viel Heftigeres gebracht. Der sagte doch tatsächlich in meiner Gegenwart zum BÄ: „Sag´ mal, wann gehst du endlich mal mit mir ins Bordell? Glaub´ mir, auch du würdest dort deinen Spaß haben!“ Der BÄ wurde knallrot und zuckte nur mit den Schultern. Ich ließ mir nicht anmerken, dass ich verletzt war. Damals vermutete ich, dass die Männer evtl. testen wollten, ob ich eifersüchtig war. Heute glaube ich eher, dass der andere Kerl mich bewusst provozieren und evtl. in die Flucht schlagen wollte.


    Oh Mann... es ist doch klar wie Kloßbrühe, dass nie mehr draus werden konnte. Wie konnte ich nur so blind sein? Der BÄ schien mich damals zu vergöttern, und ich hatte absolut keine Zweifel an seinen Gefühlen für mich. Was juckte mich das Verhalten seiner Freunde? Au weia... wenn ich mir das heute durch den Kopf gehen lasse, dann ist mir das echt peinlich.

  • Der Sommer 2011 war mein persönliches Highlight des Jahres. In diesem Sommer haben der BÄ und ich einen WE-Trip ins Ausland gemacht. Ich schrieb im Forum, dass ich eine Veranstaltung in einem anderen Land besuchen wollte und schon meine Flüge gebucht hätte. Nach ein paar Tagen bekam ich eine Mail von ihm. Er schrieb, ich solle ihm mal meine Flugdaten schicken. Seine Freunde hätten keine Lust, und er wolle sich einfach mal dranhängen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass ich total aufgeregt und überglücklich war.


    In den nachfolgenden 7 Wochen bis zum Trip hatten wir regelmäßig Kontakt. Das Ganze lief locker-flockig, und ich hatte ein sehr gutes Gefühl bei der Sache. Der Flughafen im Ausland befand sich ca. 2 Stunden vom Ort der Veranstaltung entfernt, und ich wollte die erste Nacht in der Nähe des Flughafens verbringen. Er schlug mir vor, ein Doppelzimmer zu buchen (natürlich buchte ich ein Doppelbett, auch wenn ich mir sicher war, dass wir aufgrund seiner Verklemmtheit keinen Sex haben würden) und war happy ohne Ende als er mich fragte, ob wir auch gemeinsam mit der Bahn zum Flughafen fahren könnten.


    Den Großteil der Organisation habe ich übernommen. Das machte mir nichts aus, denn die Planung von Reisen gehörte schon immer zu meinen Stärken. Ich freute mich sehr auf unser gemeinsames WE. Zwar wollten auch 3 andere Bekannte kommen. Sie flogen aber von woanders, und er wollte sich auch in der 2. Nacht im Veranstaltungsort das Zimmer mit mir teilen.


    Auf diesem Trip war der Mann sehr anhänglich und ließ mich kaum eine Minute aus den Augen. Ich war überrascht, dass er schon auf dem Hinweg sehr viel redete, wo er doch eigentlich eher ein stiller Typ ist. Das sagte ich ihm auch, und er meinte dann: „Wenn ich jemanden mag, dann rede ich schon gerne etwas mehr mit ihm.“ Es gab aber auch einige Situationen, die etwas seltsam waren. Z. B. sagte er mir auf dem Weg zum 2. Hotel, dass einige meiner männlichen Bekanntschaften nicht wirklich sein Fall waren und seiner Ansicht nach nicht zu mir passten. Meine Antwort: „Ach du, mach´ dir mal keine Gedanken! Bis auf meinen besten Freund sind das alles nur oberflächliche Bekannte, mit denen ich privat nichts zu tun habe. Außerdem mag ich einige ihrer Charakterzüge nicht. Einige dieser Leute nutzen andere gerne aus, und sowas kann ich absolut nicht leiden.“ Daraufhin sagte er nichts mehr dazu. Er äußerte sich generell nicht zu ernsthaften Themen, wenn ich mal welche angesprochen hatte. Das schien ihm irgendwie unangenehm zu sein. Er schaute dann immer nur weg und sagte nichts. Ich habe mich später immer wieder gefragt ob es ein Fehler war, über ernsthafte Dinge mit ihm zu sprechen und es bereut, dass ich es zu diesem Zeitpunkt schon getan habe.


    Auf dieser Reise erfuhr ich so einiges über ihn, seine Familie und Freunde, sein Studium und andere Sachen. Wir verstanden uns prächtig, solange ich ihm nicht zu nah kam. Weil ich in diesen Beziehungsratgebern gelesen hatte, dass man als Frau dem Mann eine Chance geben sollte, etwas für sie zu tun, wollte ich das machen und erzählte ihm, dass mich ein weiterer Mann aus seinem Umfeld sexuell belästigt hatte. Reaktion: „Du lästerst in meiner Gegenwart über meine Freunde?“ Autsch, das saß! Ich wechselte schnell das Thema, um die Situation wieder aufzulockern. Heute würde ich so ein Thema definitiv nicht mehr ansprechen. Das hat nichts mit ihm zu tun, also halte ich ihn auch komplett aus der Sache raus. Ich muss dazu sagen, dass ich vor 2 Jahren einen Selbstverteidigungskurs gemacht habe und seitdem wohl eine andere Ausstrahlung habe. Ich wurde schon lange nicht mehr von irgendwelchen Männern belästigt.


    Mit dem Körperkontakt tat er sich weiterhin sehr schwer. Wenn wir gemeinsam im Bett saßen, waren wir fast durchgehend aneinander gelehnt... Bein an Bein, Hüfte an Hüfte, Arm an Arm, Schulter an Schulter. Einmal kitzelte ich ihn, was er sichtlich genossen hat. In der zweiten Nacht nahm ich mal vorsichtig seine Hand. Er erwiderte das und lächtelte mich an, zuckte dann aber schnell wieder zurück und verkroch sich unter die Decke. Ähnlich war es, als ich ihm den Rücken streichelte. Er fand es schön, hielt aber nicht lange durch. Auf der Veranstaltung legte er mal vorsichtig seine Hände um meine Taille und zog mich leicht an sich. Als ich mich umdrehte und meine Hände um seine Schultern legte, bekam er Panik und schreckte blitzschnell zwei Schritte nach hinten. Auf der Rückfahrt in der Bahn waren sich unsere Gesichter einmal sehr nah, und ich dachte wir würden uns gleich küssen... aber dann ging er wieder zurück und sagte irgendwas.


    Beim Abschied meinte er, dass er in den nächsten 2-3 Monaten für seine letzten Prüfungen lernen müsse und in dieser Zeit nicht ausgehen würde. Die Prüfungstermine sollte er einige Tage später erfahren. Das war für mich ein Zeichen, dass es mit einem weiteren Treffen so schnell nichts werden würde. Aber ich wollte ihm in der Prüfungszeit zur Seite stehen und ihm zeigen, dass er mir etwas bedeutete. Damit meine ich, dass ich ihm viel Glück wünschen und zwischendurch nachfragen wollte, wie es gelaufen ist, usw. Eigentlich ganz normal, dachte ich... Oder ist es besser, einen BÄ in so einer Situation komplett in Ruhe zu lassen und abzuwarten, bis er sich wieder meldet?

  • Nach dieser Reise ging ich davon aus, dass wir uns weiterhin regelmäßig schreiben würden wie zuvor. Da irrte ich mich aber gewaltig. Wenn ich ihn anschrieb, bekam ich zwar auch immer eine Antwort. Aber er war ziemlich kurz angebunden und machte nicht den Eindruck, als ob er den Schreibkontakt weiter ausbauen wollte. Ich hatte natürlich Verständnis für seine Situation, weil er lange studierte und endlich fertig werden wollte. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, wenigstens ab und zu mit ihm zu kommunizieren. Immerhin war er ständig im Netz präsent.


    Ich freue mich sehr, wenn ich mich auf Prüfungen vorbereiten muss und in dieser Phase von lieben Menschen unterstützt werde. Ihm schien das eher unangenehm zu sein. Kurz nach unserem Trip hatte ich Geburtstag. Ich rechnete zwar nicht mit einem Geschenk, aber ich wünschte mir eine etwas persönlichere Gratulation von ihm. Dann war der Mann am besagten Tag rund um die Uhr online und gratulierte mir erst eine halbe Stunde vor Mitternacht mit einem knappen „Glückwunsch!“, so wie er es mit x-beliebigen Bekannten macht. Trotz meines Verständnisses für seine Situation war ich natürlich enttäuscht. Ich hätte mir in derselben Lage auf jeden Fall etwas Nettes für ihn einfallen lassen und ihn nicht so knapp abgefertigt.


    Ein paar Tage später äußerte ich mich im Forum zu einem recht heiklen Thema, welches aber nichts mit dem BÄ oder mit der Liebe allgemein zu tun hatte (ich schreibe in diesem Forum kein Wort über Liebe, Beziehungen, usw. 98% der aktiven User sind Männer, da halte ich mich lieber zurück). Um ehrlich zu sein, wusste ich zu dem Zeitpunkt schon, dass nicht unbedingt jeder meine Meinung teilen würde und es war mir egal. Als der BÄ aber daraufhin für seine Verhältnisse recht heftig reagierte, brachte er mich total durcheinander. Ich dachte lange darüber nach, schlief einige Nächte darüber und revidierte letztendlich meinen Kommentar ein wenig, um ihn zu besänftigen. Ich habe tatsächlich meine Meinung so einigermaßen der seinen angepasst, weil ich Angst hatte ihn zu verlieren.


    Als ich einige Monate später meinen Freundinnen davon erzählte, meinten sie: „Mensch Reni, warum lässt du dir das gefallen? Der Typ spielt Katz und Maus mit dir! Er schreit auf, und du springst. Du tust alles, um ihn nicht zu verlieren und verleugnest dich selbst, nur damit er eine gute Meinung von dir hat.“ Im Nachhinein muss ich meinen Freundinnen Recht geben. Die Reni von heute steht übrigens immer zu ihrer Meinung und passt sich niemandem mehr an. Wer sich von mir zurückzieht, wenn ich seine Ansichten nicht teile, der ist es auch nicht wert, ein Teil meines Lebens zu sein - so einfach ist das. Früher konnte ich nur dann zu meinen Ansichten zu stehen, wenn die wichtigsten Menschen in meinem Leben das akzeptierten. Sobald jemand beleidigt war und mir subtil mit Rückzug drohte, knickte ich ein. Das ist auch so ein typisches Zeichen für Verlustangst. Seit ich meine Ansichten auch im Umgang mit dem BÄ konsequent vertrete, bringt er solche gar Aktionen nicht mehr.


    Ein Jahr später habe ich in den Büchern von Sherry Argov gelesen, dass Männer mit solchen Verhaltensweisen gerne mal uns Frauen auf die Probe stellen und war dann völlig durch den Wind. Mir würde es nicht im Traum einfallen, so etwas zu bringen, wenn ich einen Menschen über alles liebe. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob er das wirklich gemacht hat um mich zu testen. Könnte auch gut sein, dass er nach dieser Zweisamkeit auf dem Kurztrip wieder etwas Distanz schaffen wollte.


    Damals habe ich sein Verhalten noch lange nicht als Grenzüberschreitung aufgefasst. Ich hatte immer für alles, was er sagte und machte, eine passende Entschuldigung. Leider habe ich ihm vieles durchgehen lassen, weil er so unerfahren ist und noch nie eine Partnerin hatte. Wenn selbstbewusstere Männer mit Beziehungserfahrung sich etwas bei mir erlaubten, griff ich schneller und härter durch. Heute gelten bei mir dieselben Regeln für alle Menschen, die mit mir in Kontakt stehen. Nur weil jemand unerfahren und verklemmt ist, hat er noch lange nicht das Recht dazu, mir weh zu tun und muss genauso mit Konsequenzen rechnen wie ein erfahrener Mann, der bei Frauen gut ankommt. Beim nächsten Treffen hat er sich dann auch Sachen geleistet, die er sich mittlerweile nicht mehr bei mir rausnimmt.

  • Das nächste Treffen auf einer Veranstaltung im Herbst 2011 war wieder recht zwiespältig. Einerseits war die Freude über das Wiedersehen auf beiden Seiten groß. Er strahlte wie ein Honigkuchenpferd, als er mich erblickte. Als ich ihn fragte, wie seine Prüfungen bisher gelaufen waren und ob er nun fertig sei, zog er kein sonderlich erfreutes Gesicht und meinte: „Sehr gut, 2 habe ich noch vor mir (er nannte mir das Datum). Aber ich muss jetzt mal raus an die frische Luft.“ Das fand ich sehr merkwürdig. Ich wollte nur höflich sein, und er fertigte mich kurzerhand ab. So kannte ich ihn bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht.


    Gegen später erschienen einige männliche Bekannte und nahmen mich zur Begrüßung in den Arm, das ist bei uns ganz normal. Er sah das, und dann verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck. Im Freundeskreis des BÄ-lers nehmen sich die Leute zur Begrüßung und Verabschiedung auch gegenseitig in den Arm. Aber diese Clique besteht eben nur aus Männern und den Partnerinnen der gebundenen Typen. Personen, die nicht zur Gruppe gehören, werden meistens mit Handschlag begrüßt. D. h. andere Männer grundsätzlich nur mit Handschlag, denn der BÄ und seine Freunde haben irgendwie Panik, für schwul gehalten zu werden. Ich bin auch die einzige Frau, die nicht zur Clique gehört und vom BÄ in den Arm genommen wird. Das fällt ihm aber bis heute schwer bzw. überlässt er meistens mir die Art und Weise, wie wir uns begrüßen. Die Begrüßung mit seinen Freunden fällt je nach Tageslaune unterschiedlich aus. Mal geben sie mir die Hand, mal klopfen sie mir auf die Schulter, und manchmal umarmen sie mich... und dann gibt es aber auch Tage, an denen sie gar nicht das Gespräch mit mir suchen.


    Die besagte Veranstaltung dauerte 2 Tage. Nach dem Ende des ersten Tages ging ich mit Freunden und Bekannten in eine Kneipe. Der BÄ und seine Freunde waren auch dort. Als Raucherin musste ich immer mal wieder vor die Tür gehen und traf dort ihn und seine Clique, die auch fast alle rauchen. Sie waren an diesem Abend ziemlich angetrunken. Erst war die Stimmung echt locker, und dann machte mir einer der Männer plötzlich Vorwürfe. Es ging um einen Thread in unserem Stammforum. In diesem Thread hatte ich Fotos von attraktiven Promi-Männern gepostet. Die Männer haben auch so einen Thread und posten weitaus mehr Bilder als wir Frauen, klar, wir sind ja auch ´ne große Minderheit und brauchen das nicht so oft. Und der BÄ schloss sich seinem Kumpel an und machte mir dann mitten auf der Straße eine Eifersuchtsszene. Meine Freundinnen hätten nach so einem Vorfall auf der Stelle das Gespräch beendet und ihn eine Weile mit Ignoranz gestraft. Aber ich war mal wieder viel zu gutmütig, hatte ein schlechtes Gewissen und rechtfertigte mein Verhalten. Damals wäre ich nicht auf den Gedanken gekommen, dass ich mich damit klein und schwach machte. Ich fühlte mich auch weder klein noch schwach. Für mich war das ganz normal. In meinem Kulturkreis ist es üblich, wichtigen Menschen seine Worte und Taten ganz genau zu erklären und sich ständig zu rechtfertigen, damit man niemanden verletzt. Ich war mir auch absolut sicher, dass er umgekehrt dasselbe für mich tun würde, aber da irrte ich mich gewaltig.


    Heute weiß ich, dass Erklärungen und Rechtfertigungen in Deutschland ein Zeichen von Schwäche sind und die Menschen das hauptsächlich aus diesem Grund nur sehr ungern machen. Der BÄ und einige seiner Freunde haben mich damals öfters gefragt, warum ich z. B. meinem besten Freund mehr Zeit schenkte als ihnen und lauter so Sachen. Ich bin immer drauf eingegangen, war immer nett und hab´ ihnen alles erklärt, was sie wissen wollten. Ich empfand ihr Verhalten keineswegs als Grenzüberschreitung, weil ich es gewohnt war, in meinem Elternhaus über jeden meiner Schritte Rechenschaft abzulegen... damit meine Eltern sich keine Sorgen um mich machten. Ich ging davon aus, dass der BÄ einfach besorgt um mich war, dass ich ihm etwas bedeutete und interpretierte seine Eifersucht als Zeichen seiner Gefühle für mich. Inzwischen weiß ich auch, dass Eifersucht nicht unbedingt etwas mit Liebe zu tun haben muss und viele eifersüchtige Leute ihren Gegenüber nur besitzen, beherrschen und kontrollieren wollen. Ich fand das z. B. auch gut, dass der BÄ so ziemlich alles über mich wusste, was ich in den letzten 10 Jahren im Netz gepostet hatte. Er kontrollierte meine Online-Zeiten, las jedes Wort, das ich geschrieben hatte und konnte sich alles merken. Das imponierte mir sehr, weil ich das für ernsthaftes Interesse an meiner Person hielt.


    Am zweiten Tag der Veranstaltung reisten seine Kumpels ab, nur er bleib als Einziger aus der Gruppe bis zum Abend. Er hängte sich an mich und meine Freunde und war wieder anhänglich wie eh und je. Natürlich ärgerte mich sein Verhalten aus der vergangenen Nacht, aber ich sagte nichts. Er hatte noch zwei wichtige Prüfungen vor sich, und ich wollte ihn nicht belasten. Wie dumm... er hatte sich daneben benommen, und ich nahm ihn immer wieder in Schutz. Der zweite Tag war wunderschön. Er kümmerte sich rührend um mich, war die ganze Zeit an meiner Seite und gab mir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Den Vorfall aus der Nacht sprach er nicht an, von einer Entschuldigung ganz zu schweigen. So ganz ungeschoren wollte ich ihn aber nicht davonkommen lassen und beschloss, das Thema bei der nächsten Begegnung zur Sprache zu bringen.


    Unsere Verabschiedung am Bahnhof war hollywoodreif. Ich begleitete ihn, weil ich ganz bewusst mit ihm alleine sein wollte. Leider hängte sich ein Bekannter an uns, und wir hatten beide nicht den Mumm um ihn zu bitten, uns kurz alleine zu lassen. Beim Abschied standen wir uns gegenüber und sahen uns tief in die Augen... ganz lange. Und dann fielen wir uns in die Arme und wollten uns am liebsten nicht mehr loslassen. Ich glaube, ich hätte den Mut gehabt ihn zu küssen, wenn dieser Bekannte nicht dabei gewesen wäre. Als wir voneinander ließen, gab der BÄ-ler noch dem anderen Mann die Hand und ging. Trotz der Probleme am ersten Tag war ich mir sicher, dass es passte. Wir hatten so einige Unstimmigkeiten überstanden, also würden wir auch in Zukunft alles meistern, was uns in den Weg kam. An diesem Abend nahm ich mir vor, ihn nach den letzten Prüfungen das erste Mal selbst nach einem Treffen zu fragen. Ich war total davon überzeugt, dass er sich freuen und „Ja“ sagen würde.

  • Weil der BÄ-ler immer einen Anlass hatte, wenn er mich sehen wollte, dachte ich mir es wäre das Beste, wenn ich beim Vorschlag für ein Treffen auch einen Grund angeben würde. Er hatte in unserem Forum eine Anzeige aufgegeben, weil er ein paar Gegenstände aus seinem Besitz verkaufen wollte. Da gab es etwas, das mich wirklich interessierte. Ich fragte ihn, ob es noch zu haben sei und was es kostete. Antwort: „Ja klar, das bekommst du natürlich. Kostet soundso viel. Ich schicke es dir nicht mit der Post und möchte es dir lieber persönlich geben... allerspätestens beim nächsten Event im Januar.“ Wir hatten aber erst November, und ich wollte keine zwei Monate bis zum nächsten Treffen warten.


    Ich überlegte und interpretierte, was das Zeug hielt. Ich dachte sogar, dass dieses „allerspätestens“ eine indirekte Aufforderung an mich war, um ihn nach einem Treffen zu fragen. Wir mailten ein wenig hin und her, bis mir einfiel, dass ich im Dezember aus beruflichen Gründen einen Tag in seiner Nähe sein würde. Ich traute mich immer noch nicht, ihn direkt nach einem Treffen zu fragen und schrieb: „Hey, weißt du was? Ich bin nächsten Monat wg. Arbeit mal einen Tag bei dir in der Nähe und hätte auf dem Rückweg wohl etwas Zeit zwecks Übergabe und so. Vielleicht können wir uns dann mal kurz treffen.“ Ich war total aufgeregt und checkte alle paar Minuten meine Mails... aber er ANTWORTETE MIR NICHT!!


    Ich war total down und machte mir große Vorwürfe, dachte ich hätte alles vermasselt und er kein Interesse mehr. Er machte nicht den Eindruck, als ob er unseren Kontakt abbrechen wollte. Im Internet neckte er mich hier und da mal, war gut drauf und gab mir weiterhin das Gefühl, ihm nicht egal zu sein. Ich wartete ein paar Wochen und dachte, er käme vielleicht im Dezember wieder auf mich zu, aber er ging mit keinem Wort auf das von mir vorgeschlagene Treffen ein. Dass er mit mir spielte, konnte ich mir nicht vorstellen. Ich erwähnte das auch nicht mehr, weil ich Angst hatte, etwas falsch zu machen und ihn zu vertreiben. Er hatte immer wieder ausdrücklich erwähnt, dass er mich gerne noch öfter sehen wollte und ich mich jederzeit gerne bei ihm melden konnte. Ich verstand die Welt nicht mehr.


    Bis zu diesem Vorfall war ich immer mal wieder hin- und hergerissen, aber mein Leidensweg begann mit dieser unausgesprochenen Zurückweisung. Wenn der Mann danach konsequent auf Distanz gegangen wäre, hätte ich ihn längst vergessen. Doch genau das hat er nicht getan.

  • Auf der nächsten Veranstaltung im Januar 2012 war er so, wie ich ihn meistens kannte... anhänglich, lieb und sehr aufmerksam. Wir hatten beide eine neue Frisur und fielen uns beim Wiedersehen lachend in die Arme. Ich sagte ihm, dass er gut damit aussah. Er bedankte sich und meinte, dass ich wunderschön sei. Diesen Gegenstand gab er mir dann auch und meinte, er würde ihn mir für 5 statt 6 Euro verkaufen, weil es schließlich ich sei... Nun, ich bedankte mich und gab ihm die 5 Euro. An seiner Stelle hätte ich das Ding einfach verschenkt. Wenn ich einen Menschen liebe, mache ich kein Trara wegen 5 Euro. Aber so ist er auch im Umgang mit Freunden. Ich habe ihm dann auch tatsächlich gesagt, dass ich sein Verhalten beim letzten Mal alles andere als gut fand und es mich verletzt hatte. Seine Reaktion: Er starrte auf den Boden und sagte kein Wort dazu. Weil ich das schon sehr oft erlebt habe, dass irgendwelche Leute sich bei mir nicht für ihr Fehlverhalten entschuldigten, nahm ich ihn mal wieder in Schutz („Es gibt Menschen, die können sich nicht entschuldigen, wenn sie was verbockt haben“) und genoss die restliche Zeit mit ihm in vollen Zügen.


    Diese Begegnung war wunderschön. Wir hatten keine Schwierigkeiten und genossen die gemeinsame Zeit total. Er hatte sein Studium abgeschlossen, war auf Jobsuche und nicht mehr so angespannt. Deshalb wunderte es mich, als ich nach diesem Treffen wochenlang nichts von ihm hörte. Er hatte wieder etwas mehr Freizeit, traf sich am WE manchmal mit seinen Kumpels, fragte mich aber nicht nach weiteren Treffen. Ich war sehr traurig und überlegte immer wieder, woran das lag. Für mich war das lange klar gewesen, dass wir uns nach seinen Prüfungen endlich öfter sehen und mehr Zeit miteinander verbringen würden.


    Ich weihte meine 1,88 m-Freundin, die vor Jahren eine Liebeserklärung von ihm bekommen hatte, in die Sache ein. Sie war der Meinung, dass der Mann das auf jeden Fall ernst mit mir meinte und ich ihm noch mehr Sicherheit geben musste, damit er sich drauf einließ. Ich ließ mich von ihr überreden, wieder den direkten Schreibkontakt zu ihm aufzunehmen und ihm im Laufe der Zeit ein Treffen vorzuschlagen. Anfangs war es gar nicht so einfach, ihn in ein längeres Gespräch zu verwickeln. Aber nach 3-4 kurzen Mails taute er schließlich auf und konnte sogar ein wenig flirten, was noch nie seine Stärke war. Irgendwann sah ich im Internet, dass an einem bestimmten Tag im März in meiner Nähe ein Event auf dem Programm stand, welches für uns beide interessant gewesen wäre und fragte ihn, ob er mit mir zusammen dieses Event besuchen wollte.


    Der Mann reagierte zunächst begeistert und meinte, das würde er gerne machen. Ich war allerdings verwirrt, weil er im Laufe unseres Kontaktes gar nicht mehr darauf einging und keine Pläne machte wie z. B. damals vor unserem Auslandstrip. Ansonsten lief es aber sehr gut, dachte ich zumindest. Einmal schrieb er mir, er hätte irgendwo gelesen, dass ich im Frühjahr eine bestimmte Veranstaltung in Österreich besuchen wollte. Er und zwei seiner Freunde würden vielleicht auch hinfahren und könnten mich mitnehmen... er wollte sich mit diesen Männern am kommenden WE treffen und das mit ihnen besprechen. Ich bedanke mich für das nette Angebot und meinte, ich würde es gerne in Anspruch nehmen, falls sie tatsächlich fahren sollten. Seine Reaktion auf diese Mail verwirrte mich jedoch sehr: „Ja, wir haben uns getroffen, aber nicht so wirklich darüber geredet. Außerdem kann es sein, dass wir einen ganz anderen Weg nehmen und gar nicht an deinem Wohnort vorbeikommen, falls wir tatsächlich hinfahren.“


    Für mich klangen diese Worte nicht unbedingt nach Interesse, sondern eher, als ob er zurückrudern wollte... dabei hatte er noch 2 oder 3 Tage vorher öffentlich ins Forum gepostet, dass wir uns damals regelmäßig schrieben, was ich für ein positives Zeichen hielt. Ich war enttäuscht, hoffte aber noch auf das Treffen bei mir im Wohnort. Als ich ihn ca. 3 Wochen vorher darauf ansprach, meinte er dass er noch nicht wisse, ob er da auch wirklich Zeit hätte... er hätte sich u. a. auf eine Stelle beworben, am 15. würde es losgehen (das Event war am 23.). Er könne sich also wg. Arbeit noch nicht so früh festlegen.


    Also wartete ich bis zum 15. Normalerweise weiß man schon ein paar Tage vorher, ob es mit der Stelle klappt. Ich wunderte mich, dass er sich mit keinem Wort dazu äußerte. Der 15. verging, wir waren weiterhin in Kontakt, aber er erwähnte den Job gar nicht mehr. Am 17. oder 18. fragte ich ihn ob ich ihm zum neuen Arbeitsplatz gratulieren konnte. Er meinte, die Firma hätte gar nichts von sich hören lassen. Klarer Fall von Aussitzen, oder? Ich hakte noch einmal nach wg. dem Treffen, und dann schrieb er mir: „Ich weiß es noch nicht, das kann ich dir erst ganz kurzfristig sagen. Aber ich glaube eher nicht, dass ich es schaffe.“


    Ich war mit den Nerven am Ende und weinte nur noch, was ich ihm natürlich nicht mitteilte. Ich fragte wieder diese Freundin um Rat, die sich das auch nicht erklären konnte. Sie war sich absolut sicher, dass er nur auf ein Zeichen meinerseits gewartet hätte. Wir kamen letztendlich zur Entscheidung, ihn schriftlich im liebevollen Ton und ohne jegliche Vorwürfe nach einer Erklärung zu fragen. Ich fand das schon merkwürdig, dass er mir nicht einmal einen Grund für seine Absage nannte. Ich formulierte also diese Mail, und meine Freundin unterstützte mich dabei. Ich hatte große Angst, sie ihm zu schicken. Meine Freundin machte mir Mut und meinte, das sei so ein lieber Kerl, er würde mir sicher ehrlich antworten, etc. Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und schickte ihm diese Mail. Ich wollte ihm die Zeit geben, darüber nachzudenken und eine passende Formulierung zu finden.


    Die Antwort bekam ich überraschend schnell, nach ca. 1 Stunde. Sie war äußerst ambivalent, und danach war ich noch verwirrter als zuvor. Sie lautete (die genaue Wortwahl weiß ich nicht mehr) in etwa folgendermaßen:„Au weia, du machst dir echt zu viele Gedanken! Dass mein Kumpel eifersüchtig ist, glaube ich nicht, das hat mit ihm gar nichts zu tun. Weißt du, ich muss hier erstmal meine eigenen Dinge auf die Reihe kriegen... Bewerbungen schreiben, Vorstellungsgespräche, Behördentermine, usw. So wie ich mich kenne, mache ich alles in letzter Sekunde und werde bis zum besagten Termin nicht fertig.
    Wie gesagt, glaube ich nicht dass mein Kumpel ein Problem damit hat und Stress macht. Und selbst wenn es so wäre, dann müsste er damit leben. Das zwischen uns Beiden ist etwas Besonderes, und das wird sich auch nicht ändern. Mein Kumpel ist alt genug, um damit umzugehen.“ plus Zwinker-Smiley.


    Sehr ambivalente Aussagen, finde ich... Damit habe ich ihn sicher – unabhängig von meiner Formulierung – in die Enge getrieben. Ich schrieb dann ganz normal mit ihm weiter, sprach es nicht mehr an, wurde wieder lockerer und fühlte mich sicher. Wir hatten dann noch eine Woche Kontakt, er neckte mich im Forum und war allgemein sehr aufmerksam. Als ich ihn fragte, ob er mir bei einer Aufgabe für mein Fernstudium ein wenig behilflich sein konnte, schrieb er nicht mehr zurück. Er kommentierte nichts mehr, was ich im Internet postete und suchte keinen direkten Kontakt mehr zu mir. Ich war am Boden zerstört.

  • Nach dieser Aktion hatten wir eine Funkstille von insgesamt 4 Monaten. Ich wusste, dass er 5 Wochen nach der letzten Mail eine Veranstaltung besuchen wollte, wo ich auch war. Als ich mit ein paar Freunden durch die Reihen lief, erblickte er uns und kam auf uns zu. Er gab meinen Freunden die Hand und begrüßte sie. Ich ging davon aus, dass er mich auch begrüßen wollte. Als er diesbezüglich nichts unternahm, dachte ich er hätte wohl ein schlechtes Gewissen gehabt und reichte ihm vorsichtig die Hand. Er nahm sie und sagte „Hallo“, aber er schaute mich dabei nicht an. An diesem Tag hat er sich zum ersten Mal seit wir uns kennen überhaupt nicht mit mir unterhalten. Ich war total fertig. Nur einmal, als ein guter Bekannter den Arm um mich legte, kam er immer näher und stand am Ende direkt hinter uns. Er beobachtete uns sehr genau, sagte aber keinen Ton.


    Die nächsten Monate litt ich wie ein Tier. Er suchte keinen Kontakt, und ich traute mich nicht, ihm zu schreiben. Zwar schrieb ich ihm diverse Mails, aber ich schickte sie nicht ab. Meine Verlustangst war einfach zu groß. Stattdessen rief ich bei diversen Lebensberatungsportalen und Wahrsagern an, weil ich herausfinden wollte, was mit ihm los war. Ich merkte aber schnell, dass das nichts als Geldmacherei war und gab es nach kurzer Zeit wieder auf. Mir ging es richtig dreckig. Ich hatte ständig Kopf- und Magenschmerzen, konnte kaum noch schlafen und wurde depressiv. Ich vermisste ihn sehr, aber ich traute mich nicht, ihm das zu schreiben. Um ehrlich zu sein ging ich davon aus, dass er nie wieder ein Wort mit mir reden würde und machte mir große Vorwürfe. Die Schuldgefühle machten mir sehr zu schaffen.


    Im Sommer 2012 trafen wir uns auf dem Geburtstag eines Bekannten wieder. Als ich mit einem Kumpel ins Gespräch vertieft war, kam er mit einem seiner Freunde zu uns und sprach mich an. Alleine unter 4 Augen hätte er mich wohl eher nicht angesprochen. Er war sehr nett, aber auch total nervös und konnte mir kaum in die Augen schauen. Ich war auch sehr nervös und heilfroh, dass das Eis gebrochen war. Nach dieser Begegnung ging ich davon aus, dass er kein Interesse mehr hatte und mich nur noch als platonische Bekannte betrachtete.


    Das war aber nicht der Fall. Der Kontakt kam langsam wieder ins Rollen, und bei den Treffen lief es wie in unseren besten Zeiten. Ich war sehr glücklich und dachte, es würde alles gut werden. In meiner Abwesenheit sagte er mal zu meinem besten Freund, dass er immer noch keinen Job gefunden hatte und von daher in privaten Angelegenheiten nicht längerfristig planen konnte. Obwohl er es nicht direkt erwähnte, ging mein bester Freund davon aus, dass er damit die Sache zwischen uns meinte. Es hätte durchaus sein können, dass er aus beruflichen Gründen weit von seiner Heimat wegziehen musste und wir uns dann gar nicht mehr gesehen hätten.


    Irgendwann in der Vorweihnachtszeit machte er sich wieder sehr rar. Er war öfters mit seinen Freunden unterwegs und postete im Forum, was er so alles erlebt hatte. Ich war auf einmal wieder abgemeldet und kam nicht mehr in seinen Plänen vor. Eines Tages reichte es mir, und ich beschloss ihn endgültig zu vergessen. Aus diesem Grund war ich ca. 6 Wochen weder in unserem Stammforum noch bei FB aktiv, weil ich ihm komplett aus dem Weg gehen wollte. Gegen Ende dieser Phase holte er mehrere alte Threads von mir nach oben und beantwortete diverse Fragen, die ich allgemein in die Runde gestellt hatte. Aber ich reagierte nicht darauf und blieb weiterhin offline, weil ich wirklich genug hatte. Nach dem Jahreswechsel sollte sich das Blatt in eine ganz andere Richtung wenden, womit ich zu diesem Zeitpunkt absolut nicht gerechnet hatte.

  • Anfang 2013 traf ich ihn auf einem kleinen Hallenfestival. Ich wusste schon vorher, dass er dort sein würde und wollte ihn so wenig wie möglich sehen (das Festival war sehr klein, es war unmöglich, ihm nicht zu begegnen). Das Festival fing gegen Mittag an, aber ich war erst ca. 19 Uhr vor Ort, weil ich ihm nicht ständig über den Weg laufen wollte. Nach der Ankunft ging ich erst mit einem guten Freund zur Dönerbude. Unterwegs begegneten wir einigen Bekannten, die uns u. a. berichteten, dass der BÄ-ler schon mehrmals gefragt hätte, wo ich denn war und ob ich überhaupt kommen würde. Na super...


    Vor der Halle stand er dann auch tatsächlich mit einem Kumpel in der Raucherecke und schaute mich die ganze Zeit an, als ich mit anderen Leuten in ein Gespräch vertieft war. Nach einer Weile nahm er seinen Mut zusammen und begrüßte mich vorsichtig. Er wusste erst nicht so richtig, wie er mit mir umgehen sollte. Im Laufe der Zeit entspannte sich die Stimmung, und wir führten ein richtig tolles Gespräch miteinander. Aus meiner Sicht war es das bis dahin schönste Gespräch, das wir jemals geführt hatten. Ich hatte den Eindruck, dass der Mann um einiges gereift und richtig erwachsen geworden war. Er erzählte mir u. a., dass er wenige Tage vorher sein erstes richtiges Vorstellungsgespräch (nach 15 Monaten Jobsuche) hatte und womöglich bald mit einem Praktikum anfangen konnte.


    Der Headliner dieses kleinen Festivals war meine Lieblingsband (die man hier im Forum nicht unbedingt kennen müsste). Ich war sehr vertieft in die Musik und genoss die tolle Atmosphäre, als plötzlich mich plötzlich jemand von hinten umarmte und ganz fest an sich zog. Ich dachte zuerst, es wäre einer der Bekannten gewesen, die ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht getroffen hatte. Als ich mich umdrehte, stand jedoch der BÄ vor mir und strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Der Auftritt war der Wahnsinn, und ich fühlte mich wie im Rausch... als ich auf einmal spürte, wie er seinen Arm ganz vorsichtig um mich legte. Ja, er hielt mich eine ganze Weile im Arm, und alle konnten es sehen... seine Freunde, meine Freunde und gemeinsame Bekannte. Und dann plötzlich küsste er mich ganz leicht auf den Mund. Ihr könnt euch sicher denken, dass ich die glücklichste Frau auf diesem Planeten war. Endlich würde alles gut werden, ich wähnte mich fast am Ziel meiner Träume.

  • 2 oder 3 Tage nach dieser Begegnung bekam der BÄ-ler die Zusage für das Praktikum und fing dann auch gleich mit der Arbeit an. Ich freute mich natürlich sehr für ihn. Im ersten Monat arbeitete er regelmäßig von Montag bis Freitag während der Tageszeiten und hatte die WE frei, wollte die freie Zeit aber lieber für sich alleine nutzen als irgendwelche Leute zu treffen. Laut eigener Aussage musste er sich erstmal an die neue Situation gewöhnen. Der Mann hatte die letzten 4 Semester seines Studiums keine Vorlesungen besucht und in diesen beiden Jahren sowie danach noch ein weiteres Jahr nur diesen Minijob in seinem Wohnort gehabt. Er hatte 3 Jahre lang sehr viel Freizeit. Das Praktikum in Vollzeit und der weite Anfahrtsweg waren für ihn eine große Umstellung. Im zweiten Monat ging es los mit dem Schichtdienst und der WE-Arbeit. Er schichtet übrigens nicht regelmäßig eine Woche früh, eine Woche spät, etc. Seine Arbeitszeit kann von Tag zu Tag unterschiedlich sein. In diesem Unternehmen bekommen die Mitarbeiter immer zur Monatsmitte den Dienstplan für den kommenden Monat. Sie äußern ihre Wünsche, an welchen Tagen sie gerne frei hätten oder nur eine bestimmte Schicht arbeiten wollen, und meistens werden diese Wünsche auch erfüllt.


    Bis vor kurzem war es immer so, dass er im 2-Wochen-Rhythmus in einer Woche nur einen Werktag frei hatte und in der kommenden Woche einen Werktag, Samstag + Sonntag oder Freitag/Samstag/Sonntag. Seit einiger Zeit arbeitet er ein wenig mehr und hatte in den letzten 1-2 Monaten weniger freie Tage als sonst. Ich weiß noch nicht woran das liegt, aber das wird er mir bei Gelegenheit sicher erzählen. Der Mann redet allgemein sehr gerne über seine Arbeit, die ihm großen Spaß macht. Leider ist der Job nicht allzu gut bezahlt, es gibt keine Zuschläge für Nacht- und WE-Arbeit. Außerdem müssen die Praktikanten und Azubis wie alle anderen Mitarbeiter ihre Fahrkarten aus eigener Tasche bezahlen, und bei einem Anfahrtsweg von ca. 105 Minuten in eine Richtung ist das nicht gerade billig. Er hatte im Praktikum und in der Ausbildung, die er seit Oktober macht, lange einen recht lockeren Job mit kaum Überstunden... höchstens mal 1 Stunde länger am Tag gearbeitet, wenn überhaupt. Inzwischen kann es durchaus mal vorkommen, dass er 3-4 Stunden länger bleibt. Die kleine Firma ist gerade am Expandieren und hat in diesem Jahr viele neue Mitarbeiter eingestellt.


    Ungefähr einen Monat nach seinem ersten Arbeitstag hat er die Seite seiner Firma bei FB geliked und daraufhin unsere beiden Bilder, die er ca. 1,5 Jahre in seiner Chronik hatte, entfernt. Er wollte wohl verhindern, dass ihn die Leute auf mich ansprachen und fragten wer ich sei, aber ich war trotzdem enttäuscht... v. a. weil er nicht mit mir darüber redete und sich nach der Aktion auch eine Weile gar nicht bei mir meldete. Ich war stinksauer und befürchtete, er hätte womöglich eine andere Frau kennengelernt... eine Arbeitskollegin oder eine der Freundinnen seiner kleinen Schwester, bei welcher er nach den Schichten bis 0 Uhr übernachten musste, weil dann keine Bahn mehr in seinen Wohnort fuhr. Ich wusste, dass wir uns im April auf einer Großveranstaltung sehen würden und beschloss, ihn so richtig schön auflaufen zu lassen, was ich dann auch tat.


    Auf dieser Veranstaltung versuchte er 2x, mit mir ins Gespräch zu kommen. Beide Male blieb ich sehr kurz angebunden und ließ ihn nach wenigen Sätzen einfach stehen. Als mein bester Freund und ich uns zur Begrüßung in den Arm nahmen, riss mich der BÄ-ler von hinten weg. Das fand ich übergriffig und sehr unverschämt. Eine Woche später war er mit seinen Freunden auf einem Event in meinem Wohnort. Ich war aber nicht da und zog es vor, mit meinem besten Freund zu verreisen. Ich hatte immer noch Gefühle für diesen Mann, aber ich wollte mir nicht mehr alles bieten lassen und setzte ihm Grenzen. Im Nachhinein erfuhr ich, dass er auf diesem Event wohl die ganze Zeit echt fertig war, weil ihm meine Abwesenheit zu schaffen machte... er weinte sogar, weil ich nicht bei ihm, sondern mit meinem besten Freund im Ausland war. Aber das war mir in dem Moment egal. Er hatte so viele Chancen und brachte immer wieder Aktionen, die echt gar nicht gingen. Ich wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Doch es kam – mal wieder – ganz anders, als ich dachte...

  • In den nachfolgenden Wochen hatte ich kaum Zeit, um mich näher mit dem BÄ-ler zu beschäftigen. Ein Schicksalsschlag in der Familie und viel Stress in der Arbeit brachten mich auf andere – wenn auch nicht gerade positive – Gedanken. Er versuchte auch eher halbherzig, den Kontakt zu mir wieder aufzunehmen, aber ich ließ ihn abblitzen und kümmerte mich um andere Dinge.


    Im Frühsommer wollte ich mit zwei Bekannten mit ein Open Air Festival fahren. Ich erfuhr, dass auch er mit ein paar Freunden dort sein wollte. Mir war absolut nicht danach, ihn zu sehen und ich wollte ihm gezielt aus dem Weg gehen. Leider gab es organisatorische Probleme im Vorfeld. Zuerst sagte mir das Hotel, in welchem ich ein Zimmer reserviert hatte, überraschend ab. Nachdem ich mit den Verantwortlichen gesprochen und meine Reservierung zurückbekommen hatte, sagten meine Bekannten wenige Tage vor dem Festival ab. Ich hatte also keinen Fahrer mehr, und mir war es zu teuer, so kurzfristig noch ein Bahnticket zu kaufen (ich nehme immer den Sparpreis). Aus diesem Grund schaltete ich eine Anzeige auf FB.


    Keine 10 Minuten später schrieb mich der BÄ-ler an und machte mir das Angebot, mit der Bahn in seinen Wohnort zu fahren und mir von dort aus ein WE-Ticket mit ihm und seinen Freunden zu teilen. Ich hatte echt keinen Bock drauf und antwortete ihm zunächst nicht. Leider bekam ich kein weiteres Angebot und stand vor der Wahl, entweder mit ihm zu fahren oder komplett auf das Festival zu verzichten. Das wollte ich nicht, mein Urlaub war längst genehmigt, und ich hatte mich monatelang drauf gefreut. Also sagte ich ihm zu, blieb im Schriftverkehr aber ziemlich reserviert und schrieb nur das Nötigste.


    Das Festival-WE mit ihm und seinen Freunden war wunderschön. Er kam extra früher zum Bahnhof, weil er eine Weile mit mir alleine sein wollte. Die Freunde, die dabei waren, kannte ich bis dahin wenig bis gar nicht und fand sie sympathisch. Auf dem Festival war er wirklich sehr lieb zu mir, hielt mich öfters im Arm und versteckte mich nicht vor seinem Umfeld. Wir kamen uns wieder näher und ich dachte, dass meine kleine Abreibung ihn vielleicht zur Einsicht bewegt hätte. Nach dem Festival lief es dann eine Weile wirklich gut. Ich lernte weitere Freunde und seine kleine Schwester kennen, und mit ihm verstand ich mich prächtig. Die Gefühle waren immer noch da, und ich mir sicher, dass ich einfach nur zu ungeduldig war und ihn ein wenig zu sehr bedrängt hatte.


    Leider war mein Glück auch diesmal nicht von Dauer, denn irgendwann schlief der Kontakt von seiner Seite wieder ein. Im Frühherbst war ich im Urlaub. Ich machte eine Individualrundreise und war an seinem Geburtstag in einem Ort ohne Handyempfang und Internet. 2 Tage später war ich in einem anderen Ort und nahm so einiges an Zeit auf mich, um ein Internetcafé zu finden und ihm nachträglich zum Geburtstag zu gratulieren. Ich war nicht die einzige Nachrückerin, aber die einzige Person, bei der er sich für den Glückwunsch nicht bedankte. Das passt absolut nicht zu ihm, weil er großen Wert auf gute Manieren legt und absolut kein verpeilter Mensch ist. Vermutlich war er sauer, weil ich zu spät dran war, aber er war derjenige, der sich zuvor wochenlang nicht bei mir gemeldet hatte. Ich hatte mal wieder die Schnauze gestrichen voll und wollte diesmal konsequent bleiben. Dieses Mal hielt mein Vorsatz ganze 3 Wochen, bis ich wieder weich wurde...

  • 3 Wochen später war ich auf einer Veranstaltung in der Stadt, in der er arbeitet. Ich wusste vorher, dass er auch kommen würde, aber das ließ mich kalt. Es hatten sich genügend Freunde und Bekannte angekündigt, und ich hatte ausreichend Leute, hinter denen ich mich „verstecken“ konnte. Der Abend war richtig toll. Ich hatte viel Spaß, wurde von 2 fremden Männern angeflirtet und machte auch mit... das war wohl das einzige Mal in dieser Zeit, dass ich mit anderen Männern geflirtet habe. Irgendwann tauchten ein paar Freunde des BÄ-lers auf und begrüßten mich. Sie waren sehr freundlich und locker drauf.


    Seit den beiden Vorfällen im Frühjahr 2011 hat mich übrigens keiner von ihnen und auch kein anderer Mann mehr irgendwie belästigt. Ich möchte allen Frauen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, einen guten Tipp geben: Ein Selbstverteidigungskurs bewirkt so manches Wunder und verändert eure Ausstrahlung. Ich wirke wohl inzwischen viel selbstsicherer und komme nicht mehr so einfach in diese Opferposition wie früher.


    Einer seiner Kumpels meinte (ohne Nachfrage meinerseits), dass der BÄ auch kommen würde, aber gerade mit einem Freund in einer Kneipe sitzt und voraussichtlich erst kurz vor Schluss auftaucht. Dann schrieb er ihm eine SMS und informierte ihn über meine Anwesenheit. Keine 20 Minuten später tauchte der BÄ auf. Als ich ihn aus der Ferne erblickte, ging ich so weit weg wie möglich und gesellte mich zu ein paar Leuten. Er hat mich aber relativ schnell gefunden und gleich meine Nähe gesucht.


    Wir verbrachten fast den ganzen Abend zusammen. Er beachtete seine Freunde kaum und hängte sich an mich. Es war ein wunderschöner Abend, und ich fühlte mich geborgen. Dummerweise hatte ich keine Unterkunft mehr bekommen, weil alles wegen einer Messe frühzeitig ausgebucht war. Ich wollte die Nacht am Bahnhof verbringen. Nach dem Ende der Veranstaltung legte er den Arm um mich und sagte: „Komm´, wir gehen zur U-Bahn-Haltestelle.“ Auf dem Weg dorthin fragte er mich, ob ich mit ihm in der Wohnung seiner Schwester übernachten wollte. Er musste am nächsten Tag arbeiten, die Heimfahrt lohnte sich nicht für ihn. Ich kannte die Wohnung bereits und antwortete, dass es dort keinen Platz für 3 Personen gäbe. Der BÄ-ler sagte, dass seine Schwester vermutlich gar nicht da sei und wenn ja, dann solle sie halt bei Freunden schlafen. Also ging ich mit.


    Die Wohnung seiner Schwester befand sich in einem entfernteren Stadtteil, wir mussten eine ganze Weile fahren. Das waren für mich erhöhte Kosten, aber ich war froh, dass ich die Nacht durchmachen musste. Dann meinte er noch zu mir: „Aber ich kann dir morgen kein Frühstück und auch nichts an Getränken anbieten, das musst du dir am Bahnhof selbst kaufen.“ Das war mir klar, ich kannte ihn nicht anders, wollte aber nicht unhöflich sein. Trotzdem stimmte die Chemie zwischen uns und wir genossen die restliche Zeit, die uns noch blieb. Ich erzählte ihm u. a., dass ich wahrscheinlich Anfang des Jahres beruflich in den Ort versetzt werde, in dem er auch arbeitete. Da freute er sich wie ein Schneekönig und meinte das wäre prima, dann könnten wir uns endlich mal öfter sehen.


    Der Abschied am nächsten Morgen am Bahnhof war sehr innig. Zum Thema Wiedersehen meinte er, dass es mit einer Veranstaltung in einem Monat bei mir hoffentlich auch klappen würde. Einen Monat warten war mir etwas zu lang, und ich sprach ihn auf ein anderes Event in der kommenden Woche an. Seine Reaktion: „Ja, das wäre super. Weiß noch nicht, ob da schon was anderes geplant ist, aber arbeiten muss ich definitiv nicht.“


    Ein paar Tage später schickte ich ihm auf FB die Einladung zu diesem Event. Er klickte zuerst auf „Teilnahme unsicher“ und fragte den Veranstalter, wann es zu Ende sein würde. Es hätte ihm zeitlich locker gereicht. Außerdem habe ich ihm den Vorschlag gemacht, dass der Bekannte, mit dem ich fahren wollte, ihn auf dem Rückweg mitnehmen würde (natürlich nach Absprache mit meinem Fahrer). Er schrieb er würde nur mit seinen Freunden kommen, wenn es denn klappt (wusste nicht, dass er damals eine Meinungsverschiedenheit mit meinem Fahrer hatte). Die letzten beiden Tage vor dem Event hörte ich nichts von ihm. Eine Stunde, bevor ich abgeholt wurde, klickte er auf den „Absage“-Button... natürlich ohne Erklärung. Ich war traurig, denn er wäre auch ohne seine Freunde locker wieder mit der letzten Bahnverbindung nach Hause gekommen. Dieser Mann besucht jedoch nur Events in seinem Wohn- und seinem Arbeitsort alleine. Anfahrtswege von mehr als 30-45 Minuten nimmt er nur auf sich, wenn ihn jemand begleitet. Er möchte nicht so viel Geld für die Fahrerei ausgeben und verzichtet dann lieber auf die Gesellschaft eines lieben Menschen. In diesem Punkt ticke ich ganz anders und verzichte lieber mal auf materielle Dinge. Obwohl, mir fällt mir gerade ein, dass er dieses Jahr im März mal fast bis ans andere Ende des Landes gefahren ist… ganz ohne Begleitung, aber das war eine längerfristig geplante Sache, spontan macht er das eher nicht.


    Diesmal war meine Enttäuschung nicht ganz so groß. Er hatte mich so oft enttäuscht und verletzt, und meine Gefühle waren zwar noch da, aber nicht mehr so stark wie früher. Wobei ich schon ein wenig gehofft hatte, dass er sich nach der letzten gemeinsamen Übernachtung etwas mehr ins Zeug legen würde, wo ich doch bald in seiner Nähe wohnen sollte...

  • Eigentlich habe ich Probleme mit detailgenauen Erinnerungen, aber wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht und v. a. um einen Menschen, der mir am Herzen liegt, dann kann ich mir vieles merken.


    Ende 2013/Anfang 2014 gab es für unsere Verhältnisse relativ viele Treffen. Gegen Ende merkte ich aber, dass es ihm zu viel wurde. Die Nähe zwischen uns war immer dann besonders intensiv, wenn wir uns mal längere Zeit nicht gesehen hatten. 2 oder gar 3 Treffen in einem Monat scheinen ihn zu überfordern. Nachdem es schon länger keine Respektlosigkeiten mehr gegeben hatte, schoss er im Februar mal wieder einen Bock. Es ging um eine Großveranstaltung in einer Metropole ganz am anderen Ende des Landes. Er hatte im Sommer letzten Jahres geäußert, mit mir dorthin fahren zu wollen. Dann schrieb er mich an und fragte mich, ob ich schon ein Hotelzimmer gebucht hatte… er hätte noch nichts und sei auf der Suche nach Tipps. Kein Wort davon, dass wir zusammen mit der Bahn fahren oder uns das Zimmer teilen. Wenn ich ihm einen Tipp gegeben hätte, wäre es durchaus möglich gewesen, dass er trotzdem alleine gefahren wäre. Das hätte mich sehr geärgert, und das wollte ich unbedingt verhindern. Wenn ein Mensch nicht mit mir wegfahren will, dann soll er sich auch selbst sein Zimmer buchen. Der Mann ist schließlich erwachsen. Leider hat er manchmal die Eigenart an sich, ungeliebte Aufgaben auf andere Leute abzuschieben. Dieses Vergnügen wollte ich ihm nicht gönnen. Ich ließ ihn ein paar Tage zappeln und antwortete ihm dann nur knapp: „Nein, habe noch kein Hotel.“ Er hat dann auch nicht weiter nachgehakt. Der Mann ist sehr intelligent und stellt nicht mehr viele Fragen, seit ich selbstsicherer geworden bin. Er weiß genau, dass ich ihn dann in eine Diskussion verwickeln könnte, und das will er natürlich verhindern. Ich habe meine Teilnahme an der Veranstaltung abgesagt, weil ich total sauer war und ihn nicht sehen wollte. Er hat meinen besten Freund sofort über mich ausgefragt, aber das hat mich nicht gejuckt.


    Dann waren wieder ein paar Wochen Funkstille angesagt. Im April habe ich ihn zum letzten Mal auf einer größeren Veranstaltung gesehen. Zuerst hat er mich eine ganze Weile aus allen möglichen Ecken beobachtet. Und in einem besonders intensiven Moment kam er von hinten und drückte mich an sich. Wir hatten sehr schöne Momente zusammen, redeten aber nicht soooo lange miteinander, weil wir beide immer wieder von irgendwelchen Leuten unterbrochen wurden. Diesen Monat gibt es keine Treffen. Einerseits musste er sehr viel mehr arbeiten als sonst, und auf der anderen Seite musste ich neulich unverschuldet absagen.


    Am Montag bin ich für 1 Woche mit meiner Mutter im Urlaub, und übers Pfingstwochenende verreise ich mit meinem besten Freund. Was danach sein wird, weiß ich nicht. Manchmal frage ich immer noch, ob die Sache vielleicht anders gelaufen wäre, wenn ich mich schon in der Anfangsphase so selbstsicher gezeigt hätte wie jetzt. Leider hatte ich lange keine Ahnung von bestimmten Sachen, die ich inzwischen weiß. Die ersten ca. 15 Monate habe ich so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Mir ist klar, dass Menschen mit unregelmäßigen Arbeitszeiten in ihrer Freizeit recht eingeschränkt sind. Aber auch solche Leute sind sehr wohl zu einem näheren Kennenlernen und einer Beziehung fähig. Er hingegen ist meiner Vermutung nach prinzipiell mit vielen Dingen total überfordert, was ich ihm nicht übel nehme. Z. B. hat er von Haushaltsführung keine Ahnung, ihm wird in seinem Elternhaus alles abgenommen. Seine einzige Pflicht im Leben ist sein Job. In seinem Freundeskreis gibt es sehr viele Singles. Die meisten dieser Männer haben regelmäßige Arbeitszeiten, jedes WE frei, verdienen nicht wenig Geld und hatten trotzdem noch nie oder schon ewig keine Partnerin mehr, obwohl sie sich laut eigener Aussage auf jeden Fall eine Beziehung wünschen. An der Arbeit wird das bestimmt nicht liegen.


    Es macht einfach keinen Sinn. Wir sind nach 3,5 Jahren kaum vorangekommen. Wieso sollte sich da noch etwas ändern? Wir hatten viele wunderschöne Momente miteinander, die ich keineswegs bereue. Aber was soll ich mit einem Mann, dem es zu viel ist, mich 2x im Monat oder noch öfter zu sehen und der sich zwischen den Treffen nur dann öfters meldet, wenn es ihm gerade in den Kram passt? Ich könnte mit der Seltenheit der Treffen noch leben, wenn es eine gewisse Verbindlichkeit gäbe. Aber der Mann hat mir bis heute noch nicht gesagt, wie er das mit uns überhaupt sieht. Er redet lieber mit seinen Freunden über mich, während ich nach 3,5 Jahren immer noch im Unklaren gelassen werde. Es wird mir nichts bringen, ihn direkt auf das Thema anzusprechen will. Wenn er über eine Sache reden möchte, dann macht er das ohne Aufforderung. Und wenn er ein Thema nicht anspricht, dann will er auch nicht darüber reden.

  • Ich möchte diesen Mann vergessen, indem ich mir seine negativen Charaktereigenschaften immer wieder vor Augen führe. Wenn ich darüber nachdenke, dann fällt mir so einiges ein:


    1.) Er hat sehr hohe Erwartungen an mich und hält es für selbstverständlich, dass ich diese erfülle. Ich hingegen darf nicht die geringsten Erwartungen an ihn stellen, sonst ist er eingeschnappt und ich muss mit Kontaktabbruch rechnen.


    2.) Er nutzt andere Menschen aus, insb. finanziell. Der BÄ-ler nimmt öfters Einladungen an, gibt aber niemandem einen aus, auch wenn er selbst mehr Geld hat als die andere Person. Er verschenkt grundsätzlich nichts. Durch seine Berufstätigkeit bekommt er häufig irgendwelche materiellen Gegenstände geschenkt. Wenn die Sachen für ihn uninteressant sind, dann verkauft er sie bei Ebay. Außerdem schnorrt er sich gerne durch. Wenn er einem seiner Kumpels Geld schuldet (z. B. für Spritkosten), müssen sie ihn öfters x-mal darum bitten, es ihnen zurückzugeben. Er tut dann immer so, als ob er es vergessen hätte. Das glaube ich ihm aber nicht. Der Mann hat seit ca. 15 Jahren einen Ebay-Account. Er kauft und verkauft ziemlich viel, und seine Bewertungen lagen schon immer bei 100%. Er hat ein Elefantengedächtnis und ist keineswegs verpeilt. Wenn etwas auf dem Spiel steht, dann erledigt er seine Pflichten. Ansonsten versucht er immer mal wieder, sich zu drücken.


    3.) Er kritisiert seine Mitmenschen, wann und wie es ihm gerade passt. Aber er selbst verträgt nicht mal die kleinste sachliche Kritik im höflichen Ton. Das versteht er als persönlichen Angriff, und wer an ihm hängt, der muss mit Psychoterror und Funkstille rechnen.


    4.) Auf die Bedürfnisse seiner Mitmenschen geht er nur ein, wenn es sich um Personen handelt, von denen er abhängig ist oder die ihm in gewisser Hinsicht irgendwelche Vorteile verschaffen. Z. B. seine Eltern (bei ihnen lebt er noch), seine Freunde (er hat kein Auto und braucht sie als Fahrer für private Unternehmungen), Vorgesetzte und Kollegen (er ist noch in der Ausbildung und möchte danach übernommen werden). Menschen, die er nicht braucht, dürfen auf keinen Fall damit rechnen, dass er mal auf ihre Bedürfnisse eingeht.


    5.) Er hat mir schon mehrmals falsche Versprechungen gemacht. Z. B. hat er mir schon öfters in Aussicht gestellt, mal mit ihm und seinen Freunden im Sommer zu grillen oder Silvester zu feiern. Wenn es dann soweit war, wurde ich nie gefragt ob ich kommen wollte. Hinterher musste ich mir auch noch von ihm anhören, wie toll doch die Feste waren usw. Ich saß nur traurig daneben, weil ich nicht dabei sein durfte, sagte aber nichts dazu (Frau will schließlich nicht bedürftig erscheinen).


    6.) Er definiert sich stark über Leistung, Geld, Erfolg und Status. Er betont immer wieder, dass alle Personen in seiner Familie Akademiker sind. Manchmal erzählt er von irgendwelchen Verwandten, die schon lange vor seiner Geburt gestorben sind und prahlt mit den tollen Taten dieser Menschen. Z. B. gibt es da einen Uropa, der wohl Künstler war. Der BÄ-ler spricht über ihn, als ob dieser Mann eine richtige Berühmtheit war. Dabei hat er es nicht einmal zum Wikipedia-Eintrag geschafft.


    7.) Nach außen ist er ein sehr höflicher Mensch mit guten Manieren und redet mit allen Leuten in einem freundlichen Ton. Hintenrum lästert er aber manchmal ganz schön ab, obwohl ihm keiner dieser Menschen jemals was Böses getan hat. Er ist neidisch, v. a. auf Männer, die besser aussehen, bei Frauen gut ankommen, beruflich erfolgreicher sind und mehr Geld auf dem Konto haben als er.


    8.) Er verletzt seine Mitmenschen, entschuldigt sich aber nicht für sein Verhalten. Wenn man ihn drauf anspricht und ihm erzählt, wie man sich gerade fühlt, schaut er einfach weg und schweigt.


    9.) Er verlangt eine Art Sonderbehandlung, obwohl er das nicht wirklich verdient hat. Er hatte die Erwartung, dass ich meine Freunde für ihn vernachlässigte und in erster Linie für ihn da war. Das habe ich aber nicht eingesehen, weil mir dieser Mann bei weitem nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt hat wie meine Freunde das tun.


    10.) Er spielt sich auf und tut so, als ob er in seiner Firma eine besondere Stellung hat. Ich finde seinen Job total interessant und habe ihm immer gerne zugehört, wenn er mir davon erzählte. Tatsache ist aber: Er war die ersten 8 Monate Praktikant und macht seit Herbst eine Ausbildung. Von einer hohen Position (Führungskraft will er sowieso nicht werden, dann müsste er ständig Überstunden machen, haha) ist dieser Mann noch meilenweit entfernt.


    11.) Er schmückt sich bei FB mit Bildern von Frauen, die er nur sehr flüchtig kennt. Diese Frauen haben alle irgendwas „geleistet“, sie stehen auf der Bühne (im Theater oder singen in kleinen, unbekannten Bands) und stehen somit im Rampenlicht. Er selbst ist sehr zurückhaltend und möchte gar nicht im Mittelpunkt stehen, aber bei Frauen scheint es ihm wichtig zu sein. Tja, zu dumm nur, dass ich ihm das nicht bieten kann.


    12.) Ich weiß bis heute nicht, wie er die Sache mit uns sieht. Das ist ein Tabuthema, darüber redet er nicht. Halt, er redet schon darüber – aber NUR mit ein paar Kumpels, nicht mit mir. Und das geht gar nicht. Ich kann einem Mann nicht vertrauen, wenn er sich so benimmt.


    13.) Er verhält sich in vielen Punkten sehr widersprüchlich. Z. B. unterstützt er eine Organisation, die sich für sexuell missbrauchte Frauen einsetzt. Als ich mal von einem seiner Freunde sexuell belästigt wurde und ihm davon erzählte, meinte er im vorwurfsvollen Ton zu mir, ich würde in seiner Gegenwart negativ über seine Freunde reden.


    14.) Wenn er mich verletzt oder sich widersprüchlich verhält, darf ich ihn nicht nur Rede stellen. Dann schweigt er einfach oder behauptet, das wäre alles nicht wahr, ich würde mir alles nur einbilden, etc. Selbstreflexion = null.


    Einige fragen sich jetzt bestimmt, was ich überhaupt an ihm finde, wenn ich so viele negative Eigenschaften hier aufzähle. Erstens hat es wegen der räumlichen Entfernung und der Unregelmäßigkeit des Kontaktes lange gedauert, bis ich einiges durchschaut habe. Zweitens versteht es dieser Mann hervorragend, seine Mitmenschen zu manipulieren. In der Öffentlichkeit hat er ein Saubermann-Image, er ist der nette Junge von nebenan. Erst wenn man sich wirklich intensiv mit ihm beschäftigt, kommen Dinge zum Vorschein, die man ihm vorher niemals zugetraut hätte. Von so einem Menschen darf man sich in keinerlei Hinsicht auch nur ansatzweise abhängig machen, sonst steht man auf verlorenem Posten. Wer ihn ehrlich liebt oder anderweitig auf ihn angewiesen ist, der kann ein Verhältnis auf Augenhöhe knicken.

  • Obwohl es vermutlich ganz anders klingt, möchte ich noch einmal sagen, dass der BÄ-ler und seine Freunde ganz liebe Menschen sind – solange man ihnen nicht zu nah kommt. Ich kannte einige Leute aus der Gruppe ca. 5 Jahre, bevor ich mich in ihn verliebte. Ich hatte früher weder mit ihm noch mit den anderen jemals ein Problem. Damals waren das eben nur flüchtige Bekannte, die ich hin und wieder zufällig traf und mit denen ich sporadisch ein paar Sätze wechselte. Die Schwierigkeiten begannen erst, als ich die Leute etwas näher kennenlernte und Gefühle für ihn entwickelte.


    Ich hatte zuerst einen lockeren Flirt mit einem anderen Mann aus dieser Gruppe. Mit dem ist aber nichts gelaufen, und ich hab´ das auch nicht ernst genommen. Ein paar Monate später traf ich ihn mal zufällig wieder, und wir verbrachten ein paar schöne Stunden miteinander (platonisch). Zum Abschied gab er mir seine Nummer und meinte, ich solle mich mal bei ihm melden um ein Treffen auszumachen, wenn ich mal zufällig bei ihm in der Nähe unterwegs war. Ein paar Wochen später war es soweit. Es war reiner Zufall, dass ich in seiner Nähe war. Ich hatte kein Interesse an einer Beziehung mit ihm, für mich war das eine rein freundschaftliche Sache. Deshalb wunderte es mich sehr, dass er weder auf meinen Anruf noch auf meine SMS reagierte. Bei der nächsten zufälligen Begegnung war er überraschend reserviert zu mir und wertete mich mit dummen Kommentaren ab. Daraufhin war der Kerl für mich erledigt. Ich verbuchte die Sache unter „schlechter Charakter“ und ließ den Mann nie wieder nah an mich ran, auch nicht freundschaftlich. So ähnlich war es auch mit zwei anderen Männern aus der Runde, die mich auch rein platonisch treffen wollten, wenn ich mal in ihrer Nähe war und ebenso wenig reagierten oder mich mit dummen Ausreden abspeisten. Diese Männer halten interessierte Frauen grundsätzlich auf Abstand, auch wenn diese nur freundschaftliches Interesse haben... um sicher zu gehen, dass sich die Frauen tatsächlich nicht verlieben.


    Einer von ihnen ging nach jahrelangem Singleleben 2012 eine feste Beziehung ein. Der Mann ist Mitte 40, optisch ein unauffälliger Typ, sehr intelligent und erfolgreich im Beruf. Er könnte sicher eine Partnerin haben, wenn er sich ein wenig anstrengt. Vor 2 Jahren traf er eine Frau, in die er sich Hals über Kopf verliebte... sie war seine absolute Traumfrau. Nur hatte diese Frau noch viel, viel mehr Angst vor Nähe als er. Sie hat ihm das Leben zur Hölle gemacht. Da sind Dinge vorgefallen, die ich hier nicht posten darf, weil die Grenze zur Legalität nicht ganz eindeutig ist. Er vergötterte sie, während sie immer wieder auf Abstand ging. Einmal zog sie sich zurück, nachdem er seinen Status auf FB in „in einer Beziehung“ geändert hatte. Sie zeigte sich fast nie mit ihm in der Öffentlichkeit. Wenn sie mal gemeinsam unterwegs waren, gab es kein Händchen halten, keine Küsse, und sie stellte sich dann immer als eine gute Bekannte des Mannes vor. Es war eine typische On-Off-Beziehung mit zahlreichen Trennungen und Versöhnungen. Nach knapp 2 Jahren Drama war Ende 2013 endgültig Schluss.


    Diese Geschichte hat mir übrigens der BÄ-ler erzählt. Ich hatte gehofft, dass ihm und ein paar anderen Kerlen aus der Gruppe danach vielleicht ein Licht aufgehen würde. Aber das ist scheinbar nicht der Fall. Der arme Mann wurde von einer Frau gequält, die ganz viel Angst vor Nähe hat. Jetzt wird er von seinen Kumpels bemitleidet, und wir Frauen sind wieder die Bösen. Entweder wollen wir gar nichts von diesen Männern oder wir behandeln sie schlecht – das ist ihr Eindruck von uns. Und wenn mal eine Frau ernsthaftes Interesse zeigt so wie ich, dann wird geflüchtet. Schade.


    Ich kann ihnen nur wünschen, dass sie sich eines Tages Gedanken darüber machen und vielleicht doch merken, dass es nicht nur an den Frauen liegt – wann auch immer dieser Tag kommen wird. Und dass sie sich evtl. mal mit ihrer Familiengeschichte befassen. Ich kenne von keinem der Männer die Eltern persönlich. Aber es ist auffällig, dass einige von ihnen ihre Eltern total idealisieren und vergöttern. Aus Erfahrung weiß ich, dass Kinder mit einer solchen Haltung in Bezug auf die Eltern in Wirklichkeit emotional vernachlässigt wurden und eine Menge dafür tun, um ein wenig Liebe, Zuneigung und Anerkennung zu bekommen. Sie laufen den Eltern auch im Erwachsenenalter regelrecht hinterher, wenn diese ihnen auch nur ein Bröckchen Aufmerksamkeit zuwerfen. Und genauso machen sie es mit Partnern, die sie mit einer emotionslosen Gleichgültigkeit behandeln, während sie vor ernsthaft interessierten Menschen weglaufen.

  • Ich deinen Aussagen wiedereinmal zustimmen. Aber vielleicht muss das ja mal passieren, das sie jemanden treffen, der ihren Idealen entspricht, der sich genauso gibt, wie sie es gerne hätten....so das sie sich verlieben....und derjenige hält ihnen dann den Spiegel vor die Nase! Vermutlich wacht man nur so auf...ich bin auch nur so aufgewacht !


    Und ich wünsche meinem BAler nichts schlechtes, aber ich wünsche ihm von ganzem Herzen, das er jemanden trifft, der sich ihm gegenüber so verhält, wie er sich mir gegenüber verhalten hat! Jemanden , bei dem er merkt, das seine ganze Kontrolle so garnichts bringt!

  • Reni


    Ich hab nicht deine gamze Geschichte gelesen, aber die Aufzählung seiner negativen Eigenschaften reicht mir eigentlich. Ehrlich gesagt, mir wären drei davon schon zuviel um das länger mitzumachen, BA her oder hin.
    Du hast gesagt, du hast lange gebraucht um das zu durchschauen, das verstehe ich. aber jetzt hats du es durchschaut. Was hindert dich daran ihn auf den mond zu schießen? Was gibt er dir noch?
    Ich wäre beinahe frph gewesen wenn mein BÄ solche Eigenschaften gehabt hätte, das macht es leichter sich zu lösen. Aber meiner war auch zu mir höflich und großzügig....
    Wie schon mal jemand hier geschrieben hat, klingt das nach einem ausgemachten Narzisten. Da hast du keine Chance noch was zu reißen. Google mal Narzist und Beziehung, das öffnet dir vielleicht die Augen...


    Griselda