Überbehütung und verwöhnung in der kindheit
Auf reni’s anregung kommt jetzt mal ein literaturtipp wegen „überbehütung in der kindheit“. Einiges zu diesem thema wird im buch „grundformen der angst“ von riemann beschrieben. Und zwar in einem kapitel, wo ich es gar nicht mehr vermutet hätte. Nämlich in dem vom „depressiven“ typ.
Obwohl meiner meinung nach eine überbehütung in der kindheit auch ba auslösen kann. das ist bei nem kumpel von mir so.
Eine überbehütung ist doch, wenn eine mutter alles „gefährliche“ von ihrem kind fernhält, alle entscheidung für das kind trifft usw. das kommt doch im endeffekt aufs gleiche raus wie unterdrückung. Einem kind wird alle freiheit genommen, selbst irgendwelche entscheidungen zu treffen. Entweder aus angst, daß dem kind was passieren könnte, oder weil die eltern es vor der „bösen“ welt geschützen wollen.
Ein kind (menschen wie auch tiere) haben ganz instinktiv das bedürfnis, zu lernen. zu lernen, wie man als erwachsener gut durchs leben geht. ein kind wird schritt für schritt immer „mutiger“, was neues im leben auszuprobieren, eigeninitiative zu zeigen. Und wenn dieses natürliche bedürfnis konsequent unterdrückt wird, dann muß doch in der entwicklung bzw in der persönlichkeit eines kindes irgendwas kaputtgehen bzw sich nicht entwickeln können.
Ich denke, irgendwann wird dieser impuls zur eigeninitiative sich einfach bahn brechen. Und sei es in einer ba. Denn wenn man gelernt hat, daß einem andere menschen eh nur jede eigeninitiative abnehmen, alle entscheidungen die eltern getroffen haben, wird sicher irgendwann der wunsch mächtig, auch selbst mal was zu entscheiden. Und da ja nahe stehende personen (damals die eltern) diesen impuls eh unterbinden, kann so eine person doch nur vor nähe angst haben. nähe heißt ja, was aufs auge gedrückt bekommen, was andere wollen.
Vielleicht weil die mutter angst hatte, daß dem kind was schlechtes widerfährt. Einem kind wird vieles verboten, weil es ja „gefährlich“ sein könnte. Der drang eines kindes, seine umwelt zu erforschen, wird massiv beschnitten. Ein kind lernt ja unter anderem auch durch mißerfolge. Ein kind, das laufen lernen will, fällt immer wieder hin. wenn man dem kind das hinfallen ersparen will, wird es nie laufen lernen. Auch erwachsene lernen noch aus fehlern.
Ein mensch, dem immer alle entscheidungen abgenommen werden, wird sich vermutlich auch später eher in die „abhängigkeit“ eines anderen begeben, der ihm alle entscheidungen abnimmt. Vermutlich kann eine solche kindheit va auslösen.
Oder eben das gegenteil, ba. Wenn der mensch einfach die schnauze von bevormundung voll hat, und endlich mal im leben seine eigenen entscheidungen treffen will. seine bedürfnisse leben will. und nicht wie als kind, nur von den eltern fremdbestimmt wurde.
Interessant ist eben in dem zusammenhang, daß mein kumpel mit ba eine sehr liebe, aber überängstliche mutter hatte. die aus lauter vorsicht ihrem sohn sicher viele sachen nicht erlaubt hat. und im gegensatz meine mutter einfach gewalttätig wurde, wenn ich nicht gemacht habe, was sie wollte. Aber im grunde sind bei beiden von uns die eigenen bedürfnisse unterdrückt worden, wenn auch aus unterschiedlichen motiven. Und beide haben wir ba. Er hat sich seinem wesen gemäß wohl untergeordnet. Ich bin von natur aus rebellisch veranlagt, und habe mich schon als kleinkind mit allen mir zur verfügung stehenden mitteln gewehrt. Beide haben wir aber angst vor einengung, die sich in ba ausdrückt.
Zur verwöhnung eines kindes steht auch in „grundformen der angst“ einiges drin. Ich sehe da folgende logische folgen: ein kind, das immer alles bekommt, was es will, lernt doch nie, mal auf was zu verzichten. Damit kommt man aber im leben nicht weit. Man kann im leben nie alles bekommen, was man will. das fängt schon an bei gesetzen, auch in der arbeit muß man sich befehlen von anderen unterordnen. Und in partnerschaft und freundschaft haben die anderen ja auch bedürfnisse. Wenn man ständig seine bedürfnisse erfüllt haben will, werden die anderen sehr schnell mal sauer und wehren sich.
Man kann im leben nicht nur nehmen, man muß auch mal geben. Gott sei dank hat mein vater sehr viel wert auf „geben und nehmen“ gelegt. So daß ich es gewohnt bin, generell eine gegenleistung anzubieten, wenn ich von anderen was will. und auch, daß ich nicht alles bekomme, was ich will. daß andere auch bedürfnisse haben und daß man im leben öfter mal kompromisse schließen muß. Wenn ich mit den bedürfnissen eines anderen nicht zurechtkomme, gehe ich diesem mensch lieber aus dem weg, als zu versuchen, ihm was aufzuzwingen. So wie meine eltern das gemacht haben.
Vielleicht finde ich noch in anderen büchern was zu verwöhnung und überbehütung. Dann schreibe ich hier die bücher rein.