BA = unbegründete Angst?

  • Hallo,


    ich bin meiner Meinung nach ein Switcher (BA und auch BA-Betroffener). Ich lese schon eine Weile zum Thema Bindungsangst und was mir auffällt ist, dass grundsätzlich zwischen den Zeilen oder explizit da steht, dass die Angst unbegründet sei. Als Kind hatte man schlechte Bindungserfahrungen und daher reagiert man jetzt - in einer nicht mehr gefährlichen Situation - mit BA.


    Aber:


    1. Die schlechte Bindungserfahrung zu den Eltern ist eine wesentliche Erfahrung und lässt einen erahnen, wie die Menschen in der Welt so drauf sind. Die Eltern haben ja auch eine Beziehung zu Partnern.


    2. BA entsteht nicht nur in Kind-Eltern-Beziehungen, sondern auch aus früheren Beziehungen zu erwachsenen Partnern.


    3. Beziehungen können real sehr gefährlich sein, insbesondere für Menschen, die sich nicht gut wehren können und ein geringes Selbstwertgefühl haben. Es bringen sich Menschen um aus Liebeskummer oder weil sie in schrecklichen Beziehungen drinstecken. Beziehungen können Menschen traumatisieren, sie arbeitsunfähig oder zumindest weniger leistungsfähig machen. Alles reale Gefahren.


    Für mich hat das Konsequenzen für die Therepie. Ich finde es nicht richtig, einem BA die Angst nehmen zu wollen, im Sinne einer klassischen Angsttherapie, systematische Desensibilisierung u.ä. Ich fände es eher wichtig, dem BA Werkzeuge in die Hand zu geben, wie er sich in einer für ihn gefährlichen Beziehung verhalten kann. Wie bleibe ich auf Augenhöhe? Wie kann ich meine Bedürfnisse gleichwertig durchsetzen? Wie kann ich eine Beziehung beenden, die mir nicht gut tut? Wie kann ich unangemessene Forderungen zurückweisen? Wie kann ich mich gegen Manipulation, Unterdrückung, Missbrauch wehren? Wie kann ich Gefühle leben, ohne mich schwach machen zu lassen? Wie kann ich mit Trauer, Schmerz, Demütigung, Abhängigkeit, Kontrollverlust umgehen?


    Ich finde diese Heile-Welt-Sicht auf Beziehungen ("Öffne dich, hab Vertrauen und alles wird gut.") eher gefährlich.


    delah

  • Zitat von delah

    3. Beziehungen können real sehr gefährlich sein, insbesondere für Menschen, die sich nicht gut wehren können und ein geringes Selbstwertgefühl haben. Es bringen sich Menschen um aus Liebeskummer oder weil sie in schrecklichen Beziehungen drinstecken. Beziehungen können Menschen traumatisieren, sie arbeitsunfähig oder zumindest weniger leistungsfähig machen. Alles reale Gefahren.


    Oja, das stimmt.


    Zitat

    Für mich hat das Konsequenzen für die Therepie. Ich finde es nicht richtig, einem BA die Angst nehmen zu wollen, im Sinne einer klassischen Angsttherapie, systematische Desensibilisierung u.ä. Ich fände es eher wichtig, dem BA Werkzeuge in die Hand zu geben, wie er sich in einer für ihn gefährlichen Beziehung verhalten kann. Wie bleibe ich auf Augenhöhe? Wie kann ich meine Bedürfnisse gleichwertig durchsetzen? Wie kann ich eine Beziehung beenden, die mir nicht gut tut? Wie kann ich unangemessene Forderungen zurückweisen? Wie kann ich mich gegen Manipulation, Unterdrückung, Missbrauch wehren? Wie kann ich Gefühle leben, ohne mich schwach machen zu lassen? Wie kann ich mit Trauer, Schmerz, Demütigung, Abhängigkeit, Kontrollverlust umgehen?


    Ich finde diese Heile-Welt-Sicht auf Beziehungen ("Öffne dich, hab Vertrauen und alles wird gut.") eher gefährlich.


    delah


    Du bist gut, du bringst alles auf den Punkt und das kann wirklich nur jemand der selbst betroffen ist und Switcher ist, dazu würde ich mich auch zählen. Habe bis November aber nicht gewußt was mit mir war/ist.

    Um in der Welt etwas zu bewirken, bedarf es liebevoller Emotionen, nicht kaltherziges Denken!


    Wenn du mein Licht erst kennst, dann weißt Du, wie hell dein Tag sein kann und wie hinreißend die Freude die Du, durch mich erfährst.

  • Hallo Delah,
    die Lösung kann sicher nicht sein, zu lernen, jedem zu vertrauen und dich jedem zu öffnen. Es spricht nichts gegen Vorsicht und Prüfung, auf wen man sich da einlässt. Aber, wenn Du jemanden schon gut kennst und einschätzen kannst, der Dich weder unterdrücken oder sonstwie traumatisieren will, der keine gravierende Persönlichkeitsstörung hat oä, dann ist es doch schade, wenn man dann nicht den Versuch wagen kann, sich darauf einzulassen und vielleicht großes Glück zu erleben. Findest Du nicht?
    Und klassische Angsttherapie im Sinne von Desensibilisierung reicht bei BA sicher nicht aus, was Stefanie Stahl macht ist ja zum Beispiel die Stärkung des Selbstwertgefühls, der Konfliktfähigkeit usw. Wenn Du das hast, kannst Du Beziehungen gestalten und aussteigen, bevor Du Dir zu viel gefallen lässt und kannst auch mit einer eventuellen Trennung umgehen. lg

  • Zitat von gigola

    Aber, wenn Du jemanden schon gut kennst und einschätzen kannst, der Dich weder unterdrücken oder sonstwie traumatisieren will, der keine gravierende Persönlichkeitsstörung hat oä, dann ist es doch schade, wenn man dann nicht den Versuch wagen kann, sich darauf einzulassen und vielleicht großes Glück zu erleben. Findest Du nicht?


    Nein, ehrlich gesagt, genau das finde ich nicht. Ich habe viel Jahre damit zugebracht, zu versuchen das zu lernen. Wie kann ich unterscheiden zwischen Menschen, denen ich vertrauen und nicht vertrauen kann? Aber ich glaube inzwischen, dass das zu keiner Lösung führt. Denn man kann seine Menschenkenntnis zwar verbessern, aber dafür braucht man erstens viele Jahre und zweitens kommt es selbst dann noch zu Fehleinschätzungen. Sicher ist man erst, wenn man weiß: Egal an was für einen Menschen ich gerate, ich werde mich notfalls wehren können und halbwegs unbeschadet da rausgehen. Ich will nicht in eine Beziehung gehen, wo ich davon abhängig bin, dass der andere mich schon gut behandeln wird. Aber wenn ich weiß, ich kann auf mich aufpassen, dann brauche ich vor niemanden Angst zu haben.

  • Ich würde nicht sagen Bindungsängste sind generell unbegründet, aber in vielen Fällen einfach der Situation nicht angemessen. Dass Bindungen grundsätzlich Schäden mit sich bringen können ist sicherlich richtig, genauso wie du Schaden nehmen kannst wenn du am Straßenverkehr teilnimmst. Man kann sich nie komplett schützen, es sei denn man verzichtet ganz aufs Rad- und Autofahren. Aber es gibt ja immer die Möglichkeit vorsichtig und mit Weitsicht zu fahren. Und lernen Risiken realistisch einzuschätzen. Wer beispielsweise als Autofahrer Angst vor einem entgegenkommenden Kind mit Stützrädern hat und auf dieses panisch reagiert, der weiß offenbar seine eignen Handlungsmöglichkeiten (ausweichen, anhalten oder hupen) aber vor allem auch seine eigene Kraft nicht so recht einzuschätzen. Wichtig wäre meiner Beobachtung nach für viele Betroffene daher zu lernen besser zwischen den Gefahren differenzieren zu können. Wie gefährlich ist das Stützrad-Kind für mich wirklich? Und wie gefährlich ist im Vergleich ein großer LKW? In welchen Momenten stehen die Chancen die Situation gut zu überstehen hoch und in welchen nicht?


    Ich denke für Beziehungen gilt das genauso, die wirkliche Bedrohung und die eigene Hilflosigkeit wird scheinbar oft höher eingeschätzt und andere Handlungsmöglichkeiten als radikale Schutzversuche (durch Wegstoßen, abwerten, untertauchen) nicht als einsatzfähige Alternative angenommen.


    In dem Sinne ist es sicherlich falsch zu behaupten tiefere zwischenmenschliche Beziehungen würden kein Verletzungspotential beinhalten. Und ich denke es ist unrealistisch zu glauben, man müsste es nur richtig anstellen und würde dann nie wieder verletzt werden können. Aber das heißt ja nicht, dass Beziehungen ausschließlich höchst riskant und daher generell zu meiden wären. Es gibt Wege gut auf sich selbst aufzupassen ohne dabei andere grundsätzlich von sich fern halten zu müssen. Genauso wichtig wie gröbere Verletzungen vermeiden zu können so gut es geht ist dabei aber auch zu lernen mit kleineren und mittleren Verletzungen umgehen zu können. Mit einer reinen Ausweichstrategie kommt man da meines Erachtens nicht weit.

  • Zitat von Roca

    Ich denke für Beziehungen gilt das genauso, die wirkliche Bedrohung und die eigene Hilflosigkeit wird scheinbar oft höher eingeschätzt und andere Handlungsmöglichkeiten als radikale Schutzversuche (durch Wegstoßen, abwerten, untertauchen) nicht als einsatzfähige Alternative angenommen.


    Traumatisierte Menschen sind viel verletzbarer als gesunde. Was für einen gesunden Menschen keine Verletzung ist, kann von einem traumatisierten als sehr schlimm erlebt werden. Es gibt da keine Objektivität, daher finde ich es schwierig zu meinen, eine Bedrohung werde überschätzt. Das mag mit einfließen, aber Menschen sind grundsätzlich sehr unterschiedlich verletztbar. Das muss einem immer bewusst sein. Im Bild des Straßenverkehrs sind BÄs dann vielleicht Fahrradfahrer, während die anderen mit auf Sicherheit getrimmten BMWs rumkurven :).


    Im zweiten Punkt stimme ich dir aber zu. Wegstoßen und abwerten sind nicht die besten Handlungen (wenn man aber nur die zur Verfügung hat, dann sind sie noch besser als gar nichts!). Wichtig ist es zu lernen, was man alternativ tun kann, wie man kommunizieren, sich wehren, Konflikte lösen kann. Und wie man mit den Gefühlen umgeht, dem Schmerz, der Schwäche, der Macht, die der andere über einen hat. Diese Gefühle sind real und sie bringen real das Leben durcheinander.


    Für meinen BA ist Kontrolle und Überlegenheit der Königsweg. Bloß nie abhängig werden, den anderen immer unter Kontrolle halten, nie so viel Gefühl zulassen, dass man die Kontrolle verlieren könnte. Ich kann es ihm nicht einmal verübeln, ich verstehe, wie wichtig das für ihn ist. Und: Könnte ich ihm zusichern, dass ich ihn nie ernsthaft verletze? Ich muss ehrlich sagen, dass ich das nicht könnte. Ich kann ihm versprechen, dass ich es immer versuche. Aber ich kann nicht garantieren, dass ich ihn immer lieben werden, ich kann nicht garantieren, dass ich ihn immer toll finden werde. Und ich glaube, wenn er sich mir anvertraut und das dann irgendwann passieren würde, wäre es eine Retraumatisierung für ihn. Ich kann gar nicht auf ihn aufpassen, so sehr ich es auch wünsche und tun möchte. Er kann nur selbst auf sich aufpassen. Und solange er das nicht kann, muss ich die Finger von ihm lassen, ihn nicht verleiten, sich fallen zu lassen. Ich muss zugeben, dass er eigentlich recht hat.

  • Hallo Delah,


    ich hab bei meinem gemerkt, das er sich sehr unsicher ist und ich hab ihm geschrieben und das ist er nicht ohne Grund, während mein Ex-Mann und mein Ex-Freund sich zu sicher waren mit mir, das sie mich für immer haben, aber ich mich bei ihnen nicht wohl fühlte, bin ich gegangen.

    Um in der Welt etwas zu bewirken, bedarf es liebevoller Emotionen, nicht kaltherziges Denken!


    Wenn du mein Licht erst kennst, dann weißt Du, wie hell dein Tag sein kann und wie hinreißend die Freude die Du, durch mich erfährst.

  • Zitat von gigola


    Warum denkst Du denn, dass Du nicht auf Dich aufpassen kannst?


    Ich tendiere zur Abhängigkeit in Beziehungen. Ich habe Angst und wehre den anderen ab, aber ab einem bestimmten Punkt kippe ich und bin dem anderen dann hoffnungslos ausgeliefert. Ich kann nicht gehen, ich leide (wenn der andere sich verletztend verhält), kann aber nicht weg. Viele lassen sich auf diese Weise ihr Leben lang malträtieren, bleiben bei abwertenden, kaltherzigen, teilweise brutalen Partnern.


    Inzwischen habe ich es aber ganz gut gelernt. Bei meinem jetzigen BA drohte mir wieder diese Abhängigkeit. Er ist übermächtig, kontrolliert, stark, unabhängig. Ich habe es aber geschafft, die Sache recht frühzeitig zu beenden.

  • Zitat von delah

    Ich tendiere zur Abhängigkeit in Beziehungen. Ich habe Angst und wehre den anderen ab, aber ab einem bestimmten Punkt kippe ich und bin dem anderen dann hoffnungslos ausgeliefert. Ich kann nicht gehen, ich leide (wenn der andere sich verletztend verhält), kann aber nicht weg. Viele lassen sich auf diese Weise ihr Leben lang malträtieren, bleiben bei abwertenden, kaltherzigen, teilweise brutalen Partnern.


    Ich war es genauso, hab sehr lange in der Ehe verweilt, weil er mir immer mit Neuanfang gekommen ist, aber es wurde nicht besser, sondern immer schlimmer und ich hatte Angst um meine Existenz, bis ich mit Menschen zusammengekommen bin, die mir Mut gemacht habe und ich geschafft habe, da raus zu kommen. Ich hab jetzt in den letzten Monaten herausgefunden, das mein Ex-Mann und meiner Mutter von mir abhängig waren und deshalb alles mir schlecht geredet, mein Ex-Freund auch, aber von ihm hab ich mich schnell trennen können, er war sauer, das ich nicht so gekämpft habe, wie in meine Ehe, hab ich ihm gesagt, wenn ich weiter kämpfen wollte, wäre ich bei meinem Ex-Mann geblieben.


    Zitat

    Inzwischen habe ich es aber ganz gut gelernt. Bei meinem jetzigen BA drohte mir wieder diese Abhängigkeit. Er ist übermächtig, kontrolliert, stark, unabhängig. Ich habe es aber geschafft, die Sache recht frühzeitig zu beenden.


    Bei meinem jetzigen hab ich auch rechtzeitig gemerkt, was mit ihm ist und war fast in seinen Fängen war bis meine Freundin mir einen Tip gegeben hat, was mit ihm ist und ich danach geschaut habe. Er hat sich gewünscht, das ich ihn mal verstehen würde, waren 8 Monate ohne Kontakt, hab ihm die Chance gegeben als Freunde zu versuchen, er hat ein Tempo drauf gehabt und mich dann unter Druck gesetzt, dann hab ich gemerkt, er geht immer auf Distanz, wenn ich unterwegs war mit Freunden oder alleine, er meldet sich ein paar Tage nicht und erfindet immer Geschichten warum.


    Er will die Freiheit haben, aber ich darf es nicht, jetzt hab ich ihm gezeigt wo meine Grenzen sind und das ich keine Gefühle mehr für ihn habe, weil ich mich so nicht wohl fühle.


    Kontrolliert hat er mich auch...

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    Wenn du mein Licht erst kennst, dann weißt Du, wie hell dein Tag sein kann und wie hinreißend die Freude die Du, durch mich erfährst.

  • Zitat von delah

    Für meinen BA ist Kontrolle und Überlegenheit der Königsweg. Bloß nie abhängig werden, den anderen immer unter Kontrolle halten, nie so viel Gefühl zulassen, dass man die Kontrolle verlieren könnte. Ich kann es ihm nicht einmal verübeln, ich verstehe, wie wichtig das für ihn ist. Und: Könnte ich ihm zusichern, dass ich ihn nie ernsthaft verletze? Ich muss ehrlich sagen, dass ich das nicht könnte. Ich kann ihm versprechen, dass ich es immer versuche. Aber ich kann nicht garantieren, dass ich ihn immer lieben werden, ich kann nicht garantieren, dass ich ihn immer toll finden werde. Und ich glaube, wenn er sich mir anvertraut und das dann irgendwann passieren würde, wäre es eine Retraumatisierung für ihn. Ich kann gar nicht auf ihn aufpassen, so sehr ich es auch wünsche und tun möchte. Er kann nur selbst auf sich aufpassen. Und solange er das nicht kann, muss ich die Finger von ihm lassen, ihn nicht verleiten, sich fallen zu lassen. Ich muss zugeben, dass er eigentlich recht hat.


    Dies trifft auf meinen Ex ebenfalls 100 Prozent zu und ich hatte dieselben Gedanken wie du. Es spricht eine große Hilflosigkeit aus dieser Art des BÄ, die mit Überlegenheit kaschiert wird. Es ist dies die Strategie, die sich ein solcher Mensch zugelegt hat und die für ihn auch funktioniert. Ich glaube aber, dass diese Strategie auch einen hohen Preis hat. Ein BÄ wird diese erst aufgeben, wenn er ihn nicht merh zahlen kann oder will. Bis dahin zahlt auch die Umwelt, die Menschen, denen er mit seiner Art die Energie abzieht. Wir können nichts tun, absolut nichts...außer uns davor zu schützen... :cry:

  • Zitat von Griselda


    Dies trifft auf meinen Ex ebenfalls 100 Prozent zu und ich hatte dieselben Gedanken wie du. Es spricht eine große Hilflosigkeit aus dieser Art des BÄ, die mit Überlegenheit kaschiert wird. Es ist dies die Strategie, die sich ein solcher Mensch zugelegt hat und die für ihn auch funktioniert. Ich glaube aber, dass diese Strategie auch einen hohen Preis hat. Ein BÄ wird diese erst aufgeben, wenn er ihn nicht merh zahlen kann oder will. Bis dahin zahlt auch die Umwelt, die Menschen, denen er mit seiner Art die Energie abzieht. Wir können nichts tun, absolut nichts...außer uns davor zu schützen... :cry:


    Ja :-(

    Um in der Welt etwas zu bewirken, bedarf es liebevoller Emotionen, nicht kaltherziges Denken!


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  • hi delah


    Ich finde es schon wichtig, jemanden eine unbegründete Angst zu nehmen. Natürlich besteht in Beziehungen immer die Angst verletzt zu werden, das gilt auch für ' Normalos" ...auch wir müssen lernen uns zu schützen und rechtzeitig erkennen, wann uns eine Beziehung nicht mehr gut tut.das Rüstzeug dafür sollten wir eigentlich in der Kindheit mitbekommen...nämlich ein gesundes Maß an Selbstvertrauen.
    Bei Baler ist da aber einiges schiefgelaufen und BAler scheinen hier andere Rezeptoren der Wahrnehmung mit bekommen zu haben, bei Ihnen schrillt schon die Alarmglocke, wenn überhaupt keine Gefahr besteht....also die Glocke schrillt an falscher Stelle oder viel zu früh.....er bekommt Angst und rennt weg bzw. zieht sich zurück...etc


    Deswegen ist es wichtig herauszufinden,an welchen rezeptoren der Wahrnehmung Alarm geschlagen wird.


    manche BÄler empfinden keine Leidensdruck richten ihr Leben ein, akzeptieren wie es ist...und vielleicht finden Sie einen Partner der ähnlich funktioniert...alles gut ..
    Aber dann gibt es noch die andren, die darunter leiden, wenn si keine Nähe aushalten können, weil ihnen die Angst immer wieder zur Flucht rät
    ...und dann wären dann noch die Partner von BAs.....die durch die Angst des Partners in starke Mitleidenschaft geraten,und sehr verletzt werden.....und gegen diese Art von Verletzung war und ist hier im Forum keiner gefeit gewesen!

    Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es einen unstillbaren Sommer in mir gibt.
    Albert Camus

  • Zitat von delah

    Ich tendiere zur Abhängigkeit in Beziehungen. Ich habe Angst und wehre den anderen ab, aber ab einem bestimmten Punkt kippe ich und bin dem anderen dann hoffnungslos ausgeliefert. Ich kann nicht gehen, ich leide (wenn der andere sich verletztend verhält), kann aber nicht weg. Viele lassen sich auf diese Weise ihr Leben lang malträtieren, bleiben bei abwertenden, kaltherzigen, teilweise brutalen Partnern.


    Inzwischen habe ich es aber ganz gut gelernt. Bei meinem jetzigen BA drohte mir wieder diese Abhängigkeit. Er ist übermächtig, kontrolliert, stark, unabhängig. Ich habe es aber geschafft, die Sache recht frühzeitig zu beenden.


    Hallo Dela, dann ist es im Moment bei Dir sicher so, dass Deine Angst vor einer Beziehung begründet ist, weil Du
    1. Dich anscheinend zu Partnern hingezogen fühlst, die Dir nicht gut tun
    2. nach einer ängstlichen Phase ein Abhängigkeitsverhalten/Suchtverhalten an den Tag legst.


    Dann ist in Deiner momentan Situation wirklich eine Beziehung einzugehen gefährlich, genauso wie es für eine Suchtpersönlichkeit gefährlich ist ein Bier zu trinken.
    Trotzdem ist Bindungsangst nicht allgemein begründet, genauso wie Bier trinken nicht allgemein gefährlich ist.


    Bei Dir macht es dann wirklich mehr Sinn, sich nicht einfach mal einzulassen in der Hoffnung, diesmal eine positive Beziehunsgerfahrung zu machen, sondern an Deinem Abhängigkeitsverhalten und seinen Ursachen (zum Beispiel das Gefühl, vielleicht ist es ok, wenn ich schlecht behandelt werde) zu arbeiten.

  • Hi gigola,


    im Prinzip hast du Recht, nur liegt das, was du beschreibst bei mir schon länger zurück. Inzwischen habe ich gelernt, die Angst wahrzunehmen und zu ignorieren, bis sie verschwindet. Ich habe eine bessere Menschenkenntnis. Und ich habe gelernt, aus Beziehungen auszusteigen, wenn ich schlecht behandelt werde und in die Abhängigkeit abzugleiten drohe. Von daher bin ich nicht wirklich geheilt, aber ich komme zurecht und kann Beziehungen eingehen.


    Meine Frage war auch eher prinzipiell gemeint, nicht auf mich gemünzt. Wenn, dann eher auf meinen BA. Ich habe eine ganze Weile gedacht "vertrau mir doch, es ist doch alles okay.". Aber inzwischen sehe ich, dass ich tatsächlich eine reale Gefahr für ihn bin und dass ich das - egal wie ich mich bemühen würde - nicht weg bekäme. Er müsste sich ändern. Er müsste lernen, sich so anzunehmen wie er ist, Schmerz auszuhalten, Abhängigkeit zu ertragen. Solange er das nicht kann, ist es für ihn richtig, keine näheren Beziehungen einzugehen.


    Ich merke hier, dass viele das nicht so sehen. Vielleicht kann man das nur, wenn man selbst auch BA ist. Wenn man diese Welt kennt, wenn man in ihr gelebt hat/lebt.


    delah

  • Hallo Delah,
    ich versteh schon, was Du meinst. Im Prinzip ist es so wie Jojo es gesagt hat:


    Zitat

    Bei Baler ist da aber einiges schiefgelaufen und BAler scheinen hier andere Rezeptoren der Wahrnehmung mit bekommen zu haben, bei Ihnen schrillt schon die Alarmglocke, wenn überhaupt keine Gefahr besteht....also die Glocke schrillt an falscher Stelle oder viel zu früh.....er bekommt Angst und rennt weg bzw. zieht sich zurück...etc


    Wenn wir vor etwas besonders große Angst haben, passiert es schnell, dass wir alle Situationen so interpretieren, dass wir uns in unserer Angst bestätigt fühlen. Wenn also ein Bindungsänsgtler sehr große Angst vor Ablehnung hat, wird er auch Situationen, in denen er überhaupt nicht abgelehnt wird, so interpretieren, als sei er abgelehnt worden. Das ist mir bei meinem BÄ aufgefallen, dass, als ich gesagt habe, ich weiß noch nicht, ob ich morgen Zeit habe (auf seinen Vorschlag am nächsten Tag was zu machen) er innerlich richtig zusammengebrochen ist, als hätte ich ihm damit eine generelle Absage für seine Person erteilt. Dabei hatte ich real am nächsten Tag eine Verpflichtung, der ich nachgehen musste. Auch in anderen Situationen, in denen ich nur ein wenig Missbilligung für eine Verhaltensweise von ihm gezeigt habe, hat er das gleich so interpretiert, als fände ich ihn generell total verachtenswert und war total verletzt (er ist verbal aggressiv geworden, als die Nähe zu viel wurde und ich bin einfach aufgestanden deswegen, als ich neben ihm saß) und hat sich richtig theatralisch verhalten und wollte mir zeigen ha, ich lass mich nicht von Dir verletzen.


    Es ist also so, dass durch ganz normale Beziehungssituationen und die Interpretation der Situation beim BÄ immer wieder eine Traumatisierung eintritt.


    Insofern kann man wohl wirklich für eine Beziehung zu verletzlich sein. Aber daran lohnt es sich wirklich zu arbeiten. lg

  • Ich kann mich gigolas Beitrag nur anschließen. Es geht nicht darum, dem Betroffenen abzusprechen, dass er sich tatsächlich verletzt gefühlt hat.


    Aber einfach zu sagen derjenige sei eben verletzbarer als andere und das müsse man so akzeptieren und nicht "beanstanden" öffnet einer destruktiven Beziehung Tür und Tor. Dann hat dieser Mensch nämlich die Oberhand, weil er sich das Recht herausnehmen kann zum Selbstschutz anderen gegenüber verletzend zu sein und sich darauf zu berufen er könne halt nicht anders. Das ist kein guter Ausgangspunkt für eine Beziehung.


    In dem Sinne bin ich schon der Meinung, dass die Angst unangemessen ist. Denn gegenüber anderen haben diese Menschen oft kein Problem "auszuteilen", sehen also die Bedrohung wenn sie nicht sie selbst betrifft als kleiner an. Viele Betroffene messen da, manchmal bewusst, manchmal unbewusst, mit zweierlei Maß. Und da kann ich nicht anders als zu sagen: Wer kräftig um sich schlägt sich aber selbst für wehrlos hält, dessen Problem liegt nicht darin, dass er real wehrlos ist oder bedroht werden würde. Dessen Problem liegt dann ganz in der Wahrnehmung der Situation und in der Wahrnehmung von sich selbst.

  • Zitat von Roca

    Aber einfach zu sagen derjenige sei eben verletzbarer als andere und das müsse man so akzeptieren und nicht "beanstanden" öffnet einer destruktiven Beziehung Tür und Tor. Dann hat dieser Mensch nämlich die Oberhand, weil er sich das Recht herausnehmen kann zum Selbstschutz anderen gegenüber verletzend zu sein und sich darauf zu berufen er könne halt nicht anders. Das ist kein guter Ausgangspunkt für eine Beziehung.


    Ich meinte nicht, dass der andere verletzbarer ist und man daher eine Schieflage in der Beziehung hinnehmen muss. Sondern dass der andere verletzbarer ist und damit seine Angst begründet ist. Für die Beziehung bedeutet es m.E. letztendlich, dass sie nicht zustanden kommen kann/sollte. Dafür sind beide verantwortlich. Man hat nicht das Recht, jemanden zu verletzen und/oder auszunutzen, nur weil man selbst nicht klar kommt, man hat aber das Recht, sich nicht öffnen zu wollen. Und der Partner sollte für sich selbst sorgen und sich einen beziehungsfähigen Partner suchen, vielleicht sogar verstehen, dass es für den BA in diesem Augenblick das beste ist und darauf Rücksicht nehmen.


    Das ist vermutlich, was nicht gesehen wird. Ein BA ist auch oft (nicht immer vermute ich) beziehungsunfähig. Selbst wenn man die Angst weg bekommt, bleibt die Beziehungsunfähigkeit. Alles wird auf die Angst geschoben, aber die ist nur ein Teil vom Ganzen. Das ist m.E. eine gefährliche Fixierung. Daher auch meine Frage zu den Unterschieden zwischen BAs. Bei einigen mag die Angst eher unbegründet sein und das Hauptsymptom sein, bei andere steckt eine ausgewachsene PS dahinter.


    delah

  • Zitat

    Man hat nicht das Recht, jemanden zu verletzen und/oder auszunutzen, nur weil man selbst nicht klar kommt, man hat aber das Recht, sich nicht öffnen zu wollen. Und der Partner sollte für sich selbst sorgen und sich einen beziehungsfähigen Partner suchen, vielleicht sogar verstehen, dass es für den BA in diesem Augenblick das beste ist und darauf Rücksicht nehmen.


    Das Schlimme ist aber doch, dass Bindungsängstler nicht eindeutig sagen "Ich will mich nicht öffnen und ich will keine Beziehung", sondern oft gerade alles tun, um den Partner zu erobern und sich eigentlich unbedingt öffnen wollen, es aber tatsächlich nicht können. Und sobald jemand mir immer wieder aktiv zeigt, dass er eigentlich tiefere Gefühle für mich hat, trägt er, wie ich finde auch ein Stück Verantwortung für meine Gefühle, die dadurch entstehen. Es ist, wie wenn mir jemand sagt "Hilf mir" und wenn ich ihm helfen will sagt er "Ich habe das Recht keine Hilfe von Dir zu wollen" und wenn ich dann gehe sagt er wieder hilf mir bitte.

  • hi gigola,


    ich finde auch, dass der BA Verantwortung trägt - habe ich ja auch geschrieben. Ich selbst habe aktuell ein verletzende Sache mit einem BA hinter mir und lecke mir gerade die Wunden. Ich bin auch wütend, dass er das alles mit mir gemacht hat, und das OBWOHL ich ihm gesagt habe, dass es mich verletzt.


    Aber wenn der andere seine Verantwortung nicht übernehmen will oder kann, dann kann man nur noch für sich selbst sorgen. Das sollte man eh immer tun, man kann nicht darauf setzen, dass der andere sich angemessen verhält.


    In meiner Jugend habe ich auch einige sehr verletzt mit meinem Verhalten. Ich habe bis heute ein schlechtes Gewissen deswegen und mir ist auch recht schnell klar geworden, was bei mir abläuft und dass ich das nicht mehr tun kann. Aber man muss das erst einmal begreifen und dagegen ankönnen. Das ist nicht so leicht. Man ist auch so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass man den anderen nicht so sieht. Außerdem habe ich die anderen immer für übermächtig gehalten, hätte nicht gedacht, dass die auch leiden können. Ich dachte, ich bin es immer, die leidet.