Nah und doch so fern

  • Sicher kennen schon einige hier diesen Beziehungsratgeber von Steven Carter und Julia Sokol. Ich habe es mir inzwischen durchgelesen und in wirklich vielen Textpassagen mich selbst erkannt... echt Wahnsinn, wie oft die beiden Autoren mich beschreiben :shock: ! Ich bin der klassische passive Bindungsvermeider. Ich neige dazu, mich in Männer zu verlieben, die aus bestimmten Gründen nicht für eine Partnerschaft geeignet sind. In meinem Kopf mache ich mir eine Vorstellung von ihnen, in welche ich mich dann verliebe. Eines Tages stelle ich fest, dass meine Vorstellung nicht unbedingt der Realität entspricht und bin enttäuscht.


    Die Autoren schreiben, dass BÄ-ler oftmals Panik vor einem langweiligen, routinierten Alltag haben. Das ist mein größtes Problem überhaupt. Ich verbringe meine Freizeit am liebsten mit Menschen, die nicht der breiten Masse entsprechen und empfinde den Mainstream als spießig. Diese Einstellung wird im Buch ebenfalls thematisiert. Da ist die Rede von Menschen, die wir eigentlich sympathisch finden, aber mit denen wir uns nicht unbedingt näher abgeben, weil sie uns zu erwachsen, reif und verantwortungsbewusst erscheinen. In meinem Fall absolut korrekt, denn ich habe keine Lust auf ein Leben, welches fast nur aus Arbeit und Verpflichtungen besteht. Es werden sehr viele Punkte angesprochen, die sehr "typisch Reni" sind... ich musste zwischendrin immer mal wieder das Buch zur Seite legen und kurz durchatmen. Hier ein paar Beispiele:


    1.) Wohnsituation
    Ich lebe ganz bewusst in einer kleinen 2-Zimmer-Wohnung, die eher spärlich eingerichtet ist. Im Fall der Fälle möchte ich die Option haben, schnell und problemlos wegziehen zu können. Eine größere Wohnung mit mehr Ausstattung bedeutet mehr Arbeit. Eigentum geht für mich gar nicht. Das bindet nämlich stärker an einen Ort, was ich nicht möchte. Ich bin auch Männern mit Eigentumswohnungen und eigenen Häusern immer aus dem Weg gegangen, weil mich das Eigentum stärker an sie gebunden hätte. Eigentum = viel Verantwortung und Arbeit, die ich mir nicht aufhalsen möchte. Ich habe noch nie mit einem Mann zusammen gelebt und möchte mir damit viel Zeit lassen, falls ich mal wieder einen Partner finden sollte. Ich möchte mir erst sicher sein, dass er den Großteil der anfallenden Aufgaben nicht auf mich abwälzt, bevor ich mich darauf einlasse. Außerdem ist es mir wichtig, auch in der gemeinsamen Wohnung manchmal für mich alleine zu sein. Das ist wohl die Folge der Wohnsituation damals in meiner Familie. Wir lebten in einer kleinen Wohnung, und es war fast immer jemand da. Das stresst mich.


    2.) Arbeit
    Flexible Arbeitszeiten sind mir sehr wichtig. Ich hatte mal einen Job mit festen Arbeitszeiten, und das war für mich der Horror schlechthin. Obwohl ich Frühaufsteherin und eine der ersten im Büro bin, komme ich nicht damit klar, wenn ich zu einer bestimmten Uhrzeit anwesend sein muss. Ich möchte die Freiheit haben, auch mal etwas später anfangen zu können, wenn mir morgens danach ist oder früher zu gehen, wenn ich privat etwas geplant habe. Jobs mit Urlaubssperren gehen auch nicht für mich.
    Auch im Büro brauche ich sehr viel Freiheit. Z. B. habe ich seit kurzem eine Kollegin, die mich morgens immer sofort bei meiner Ankunft mit irgendwelchen Aufgaben empfängt. Wenn ich ankomme, möchte ich zuerst meine Jacke ausziehen, die Tasche ablegen und in aller Ruhe meinen Rechner hochfahren, bevor irgendwelche Leute zu mir kommen und sagen: "Du, ich hab´ eine Bitte. Kannst du dies, das und jenes machen?" Ich habe kein Problem mit Überstunden, mag es aber nicht, wenn mich ständig jemand durch die Gegend hetzt und in unnötigen Situationen unter Zeitdruck setzt.


    3.) Kinder
    Mein Kinderwunsch war noch nie sonderlich ausgeprägt. Mit Anfang 20 konnte ich mir zwar noch vorstellen, irgendwann mal Mutter zu werden. Aber als ich bei anderen Personen merkte, wie viel Arbeit das ist, hakte ich das Thema ab. Deshalb habe ich mich auch noch nie auf einen Mann eingelassen, der Kinder mit einer anderen Frau hatte. Wenn ich mir z. B. meine beste Freundin anschaue, deren Partner 2 Kinder aus seiner geschiedenen Ehe hat... au weia! Jedes 2. WE sind die Kinder da und in den Ferien oftmals auch. Ich mag es nicht, wenn ein Großteil meiner Freizeit verplant ist.


    4.) Haustiere
    Dasselbe Spiel. Ich mag Tiere gerne, könnte mir aber nicht vorstellen, welche zu haben. Z. B. hätte ich absolut keine Lust, bei starkem Regen, Schneefall, extremer Hitze oder Minusgraden mit dem Hund laufen zu gehen. Ich reise sehr gerne und möchte mir nicht vor jeder Reise Gedanken darüber machen, was während meiner Abwesenheit mit den Tieren passiert und nach einem Aufpasser suchen.


    5.) Pflanzen
    Mir kommt es ganz gelegen, dass meine Wohnung sich in einer Lage befindet, dass nach ca. 10 Uhr morgens keine Sonne mehr reinscheint und die meisten Pflanzen bei mir nicht überleben könnten. Pflanzen sind schließlich auch zusätzliche Arbeit. Kinder, Tiere und Pflanzen bringen Freude in das Leben eines Menschen. Personen mit BA denken hingegen in erster Linie an die Verpflichtungen, die daraus entstehen und haben Angst, diese nicht immer erfüllen zu können.


    6.) Mitgliedschaften in Vereinen
    Damit habe ich auch so meine Probleme, weil ich in meiner Freizeit weitestgehend spontan sein und nicht allzu viele feste Termine haben möchte. Ich mache sporadisch - aber wirklich selten, nicht jedes Jahr - Kurse bei der VHS. Und wenn ich das mache, dann höchstens 1x pro Woche. Ich will auch generell nicht öfter als 1x pro Woche nach Feierabend etwas außer Haus machen. Am WE bin ich gerne öfters unterwegs, aber nach der Arbeit bin ich froh, wenn ich nach Hause komme und will nicht ständig woanders was erledigen müssen.


    7.) Umgang mit modernen Kommunikationsmitteln wie Telefon, Handy und E-Mail
    Ich habe zwar einen Festnetzapparat (viele Leute aus meinem Umfeld haben keinen, weil sie nicht ständig erreichbar sein möchten), bin aber nur in Notfällen rund um die Uhr erreichbar. Ansonsten gilt bei mir abends nicht nach 21 Uhr anrufen und am WE nicht vor 11 Uhr, wenn man nur einfach so mit mir quatschen möchte. Zwar stehe ich auch am WE gerne früh auf, bin aber ein ziemlicher Morgenmuffel und möchte nicht schon um 8-10 Uhr ohne Anlass am Telefon zugetextet werden. Ein Handy besitze ich auch, kann damit aber nur telefonieren und simsen. Es ist kein Smartphone, und ich will auch keins haben. Mir ist aufgefallen, dass viele Smartphone-Besitzer unterwegs permanent angeschrieben werden, ihre E-Mails checken, etc. Ich möchte nicht dauernd für alle erreichbar sein, wenn ich mich mit anderen Leuten treffe. Das ist für mich der reinste Stress. Auf E-Mails und SMS antworte ich schon, wenn auch nicht immer sofort. Das mache ich, wenn es mir zeitlich passt... lasse aber die Leute nicht zu lange warten, so extrem bin ich dann auch wieder nicht. Es gefällt mir aber nicht, wenn meine Antwort noch aussteht und der Absender mir eine zweite Nachricht schickt, bevor ich die erste überhaupt beantwortet habe. Dann fühle ich mich unter Druck gesetzt.
    Ich mag es auch nicht, wenn mir Leute ohne konkreten Anlass öfters SMS schreiben. Wenn mir jemand schreibt, dann erwartet er auch eine Antwort. Und jede SMS kostet Geld. Da ich nicht viel verdiene, möchte ich die Kosten für mein Handy in Grenzen halten und kein Geld für sinnloses Gesimse verpulvern. Ich hab´ übrigens schon immer Handys mit Prepaid-Karte gehabt und meide Verträge ganz bewusst. Ein Vertrag ist halt auch eine Verpflichtung, und ich müsste mich mit zusätzlichem Papierkram beschäftigen, worauf ich keinen Nerv habe.


    Es gibt noch so viel mehr... nur habe ich jetzt keine Zeit mehr. Vielleicht am Abend oder in den nächsten Tagen :wink: .


    Als ich mit dem Buch fertig war, fühlte ich mich dermaßen beziehungsunfähig wie noch nie zuvor. Wenn ich über die Worte der Autoren so nachdenke, habe ich das Gefühl, als ob ihrer Ansicht nach nur ganz bestimmte Leute wirklich beziehungsfähig sind - und zwar die sog. "langweiligen Spießer". An einer Stelle schreiben sie ja auch, dass viele Menschen den Fehler machen, interessante Personen als feste Partner in Erwägung zu ziehen und keine Personen, die passend wären. Jetzt frage ich mich ob es tatsächlich Sinn der Sache ist, sich auf einen Menschen einzulassen, den man uninteressant findet. Das habe ich noch nie getan. Ich fand das auch fair gegenüber meinen Mitmenschen. Ganz ehrlich, wenn ich mich auf einen Mann einlassen würde, den ich uninteressant fände, hätte ich das Gefühl, ich wäre nur mit ihm zusammen, weil ich nicht alleine sein könnte. Dann würde ich mir vorkommen, als ob ich diese Person nur für meine Zwecke ausnutze. Und das ist doch auch nicht Sinn der Sache, oder?

  • Hm, Reni, ich finde es bedauerlich, wenn ein Buch dazu führt, dass man sich "falsch" fühlt. Jeder ist wie er ist...
    Ich hab das buch auch, habes aber nicht zu Ende gelesen.
    In einem bestimmten Punkt bin ich wie du: Ich mag es nicht langweilig...
    Ich finde aber, dazu kann man stehen, wie eigtöich auch zu allem anderen. Man sollte sich nur bewusst sein, dass man eben nicht alles haben kann. Mein Leben ist nicht langweilig, ich habe gerade ein etwas "komplizierte" Beziehung, einen Ex-BÄ an dem ich noch hänge, einen anderen Ex-Freund, mit dem ich eine gute Freundschaft habe, einen Verehrer, der mit mir flirtet...
    Aber ich hab keine gemütliche Couch-Beziehung, ist eben so. Ich empfinde das nicht als Mangel, sondern als andere Seite der Medaille. In der schönste aller welten, hätte ich alles was ich oben aufgezählt haben UND eine feste harmonische beziehung. Aber das geht eben nicht. Solange ich das akzeptiere, fällt es mir nicht schwer damit umzugehen.


    Veilleicht wäre das auch ein Weg für dich, dein So sein zu akzeptieren und das zu genießen, was du davon hast...
    Und vielleicht kommt es auch mal anders, auch bei mir. Offen bin ich dafür zumindest...


    LG G.

  • Ach Griselda, ich hab´ mich nach dem Lesen zwar beziehungsunfähig gefühlt, aber nicht "falsch". Schließlich gibt es kein Gesetz, welches besagt, dass alle Menschen auf der Erde in einer Partnerschaft leben müssen. Ich kenne einige Personen, die grundsätzlich keine Beziehung wollen, akzeptiere ihre Einstellung und empfinde sie keineswegs als "falsch" oder "unnormal". Jeder soll so leben, wie er es für richtig hält. Klasse, dass du voll und ganz hinter deinen Bedürfnissen stehst und dich nicht verbiegst, nur um es der Gesellschaft Recht zu machen :wink: . Ich weiß auch, dass ich mich gar nicht soooo extrem verändern könnte, selbst wenn ich es versuchen würde. Dann müsste ich mich schon arg verbiegen.


    Es ist aber tatsächlich so, dass ich weitaus mehr glückliche Paare im Kreis der "Normalen" kenne als unter Menschen, die einen recht außergewöhnlichen Lebensstil führen. Da gibt es weitaus mehr Probleme. Wobei mir gerade ein Paar in den Sinn kommt, das alles andere als "spießig" lebt und trotzdem schon seit über 10 Jahren eine glückliche Beziehung führt. Beide sind Mitte 40, leben ohne Trauschein in einer kleinen Mietwohnung in einer Großstadt, waren noch nie verheiratet und wollen auch in Zukunft nicht heiraten, wollten niemals Eigentum kaufen oder bauen, haben keinen Kinderwunsch und keine Haustiere. Kennengelernt haben sie sich auf einem kleinen, lokalen Rockkonzert in der Heimat des Mannes. Sie teilen mehrere Interessen, wie z. B. Musik hören, Konzerte besuchen, haben einen ähnlichen Bücher- und Filmgeschmack und reisen beide sehr gerne. Auch jetzt sind sie mal wieder im Urlaub und teilen jeden Tag ihre Wandererlebnisse mit ihren Kontakten auf FB. Ihre Urlaube verbringen sie nicht so auf die typische Familienart mit All Inclusive im teuren Hotel, jeden Tag Strand, Pool, usw. Sie machen lieber Städtekurztrips mit viel Sightseeing oder längere Individualreisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, und zwar nicht nur in Europa. Und sie wandern gerne durch die Natur.


    Trotz der gemeinsamen Interessen pflegen sie ihre Aktivitäten nicht immer als Paar, sondern auch manchmal alleine oder mit guten Freunden ohne den Partner. Das gefällt mir sehr gut. Wenn z. B. der Mann mal Lust auf ein Konzert hat, welches nicht dem musikalischen Geschmack seiner Partnerin entspricht, fährt er eben alleine oder mit Freunden hin. Und sie macht es genauso. Weil die Frau als Dipl.-Ingenieurin wesentlich mehr Geld verdient als ihr Partner (er ist Handwerker), kann sie sich auch mehr leisten, was das Reisen angeht und verbringt manchmal einen Urlaub ohne ihn... aber meistens ist er schon dabei. Wenn er mal eine Reise machen will, die nicht ihr Fall ist, lässt sie ihn auch alleine losziehen.


    Die Beziehung dieses Paares entspricht in etwa meiner Vorstellung von einer Partnerschaft. Man teilt mehrere außergewöhnliche Interessen, die man gemeinsam pflegt, aber manchmal auch getrennt. Und es gibt keine einschränkende Verpflichtungen in Form von Haus, Eigentumswohnung, Kindern, Haustieren und Vereinsmitgliedschaften. Ich kenne durchaus noch andere Männer, die einen ähnlichen Lebensstil führen wie der Partner meiner Bekannten... und gar nicht mal so wenige. Nur sind diese Männer entweder aus Überzeugung Singles oder lassen ihre Partnerinnen nicht so richtig an ihrem Leben teilhaben. D. h. Urlaube werden generell nicht zusammen verbracht, und ihre Hobbys pflegen sie alleine oder mit guten Freunden. Die Frauen sehen sie überwiegend am Essenstisch oder im Bett. Wenn ich schon einen Mann habe, der ein interessantes Leben führt, dann möchte ich ein Teil davon sein. Dieses "nebeneinander herleben" macht für mich keinen Sinn, da bleibe ich lieber Single.


    Es ist nicht leicht, jemanden mit einem interessanten Alltag zu finden, der mich daran teilhaben lässt. Vor ein paar Jahren war ich mal eine ganze Woche mit drei Männern im Urlaub. Obwohl wir nicht rund um die Uhr zusammen unterwegs waren, alle Personen sich genügend Zeit für sich alleine nahmen und wir uns manchmal in Zweierkonstellationen aufteilten, empfanden die Männer den Urlaub im Nachhinein als einengend und wollten seitdem nie wieder länger als 3 Tage mit anderen Leuten verreisen. Ich bin echt nicht der Typ Frau, der im Urlaub ständig am Rockzipfel seiner Mitreisenden hängt und unternehme auch trotz Begleitung gerne was alleine. Ich könnte mich auch problemlos mit getrennten Wohnungen arrangieren. Den meisten Männern aus meinem Umfeld ist es schon zu viel, mich 1x im Monat zu sehen. Vielleicht ist es doch besser, wenn ich mich auf unverbindliche Geschichten beschränke. Vielleicht geschieht eines Tages ein Wunder, aber darauf möchte ich mich nicht versteifen.

  • Hier ist noch eine Passage, die mich ziemlich nachdenklich macht:


    Zitat

    Da Ihnen lockere Beziehungen am liebsten sind, verlangen Sie auch von Ihrem Partner nicht viel. Leider ziehen Sie mit dieser Haltung oft Menschen an, die das bemerken und ausnutzen. Falls Sie eine Frau sind, stellen Sie sich vielleicht eine ausgewogene Beziehung vor, in der zwischen den Partnern alles ganz natürlich "fließt" und keiner etwas vom anderen fordern muss. Weil Sie Verständnis für den Wunsch nach Spontaneität haben, stellen Sie zunächst nur geringe Ansprüche - bis Ihr Partner seine Konflikte derart offen auf Ihre Kosten auslebt, dass Sie darunter leiden.


    Oder Sie sind eine Frau, die sich für stark und unabhängig hält, mit einem eigenen Leben und eigenen Interessen. Sie suchen einen Mann als Geliebten und besten Freund, aber nicht als Brotverdiener. Warum lernen ausgerechnet Sie dann immer nur Männer kennen, die nicht einmal die wenigen, bescheidenen Anforderungen erfüllen, die Sie stellen?


    Ich habe mir von einigen Frauen einreden lassen, dass ich zu hohe Ansprüche hätte. Diese Frauen stellen wenige bis gar keine Ansprüche, sind in ihren Beziehungen todunglücklich und leiden still vor sich hin. Inzwischen bin ich der Meinung, dass ich nicht zu viel, sondern zu wenig gefordert habe. Und die Männer dachten sich: "Nun ja, warum sollte ich mich mehr für sie anstrengen, wenn ich wenig für sie mache und sie trotzdem bei mir bleibt?" Mir ist klar, dass ich mit offenen Forderungen nichts erreichen werde. Aber ich habe die Option, ganz unauffällig auf Distanz zu gehen, wenn ich das Gefühl habe, dass ich bei einem Mann zu kurz komme. Das fällt mir aber sehr schwer, ich war in diesem Punkt noch nie richtig konsequent: 1.) weil ich generell selten von einem Mann umworben werde und 2.) weil meine interessanten Sozialkontakte nicht in der Nähe wohnen und mir auch nicht viel Aufmerksamkeit schenken. Da ich keine Lust habe, den Großteil meiner Freizeit alleine oder mit langweiligen Leuten zu verbringen, bin ich meistens froh, wenn sich eine interessante Person bei mir meldet und den Kontakt sucht. Bei den zufälligen Begegnungen unterhalte ich mich meist recht lange mit den Leuten, weil ich sie sowieso nur selten sehe und möchte dann nicht stundenlang alleine in der Ecke stehen. Keine Ahnung, wie ich aus diesem Dilemma rauskommen soll...

  • 10 Monate nach dem Kauf lese ich dieses Buch gerade zum zweiten Mal. Mit etwas Abstand betrachtet, habe ich in einigen Punkten aus meinem ersten Beitrag meine Meinung in der Zwischenzeit ein wenig revidiert.


    1.) Wohnsituation
    Ich möchte in den ersten Monaten des nächsten Jahres auf jeden Fall umziehen und bin schon dabei, mich nach passenden Mietwohnungen zu erkundigen. Ich bin immer noch für eine nicht ganz so große Wohnung, bin aber dem Thema Eigentum gegenüber nicht mehr so negativ eingestellt wie letztes Jahr. Was hat den Ausschlag gegeben? Nun, also ein Haus will und brauche ich nach wie vor nicht. Ist mir einfach zu viel Arbeit. Aber irgendwie bereue ich es schon ein wenig, dass ich keine Eigentumswohnung habe. Die positive Entwicklung von SugarLea hat mich zum Nachdenken gebracht. Sie hat bei der Erwähnung eines möglichen Hauskaufs mit ihrem Verlobten etwas erwähnt, woran ich immer wieder denken muss. Sie schrieb, dass es ihr in erster Linie um die Altersvorsorge geht.
    Ich konnte früher nicht verstehen, warum so viele Leute so scharf auf eigene Häuser und Eigentumswohnungen sind. Mittlerweile ist mir klar geworden, dass die Renten in der heutigen Zeit sehr niedrig sind und kaum was übrig bleiben wird, wenn ich als Rentnerin immer noch in einer Mietwohnung lebe. In jüngeren Jahren dachte ich mir, vielleicht lerne ich einen Mann kennen, der sich eine Eigentumswohnung gekauft oder eine von seinen Eltern geerbt hat. Und wenn ich bei ihm einziehe, hätte ich automatisch eine eigene Wohnung, ohne großartig dafür sparen zu müssen. Die emanzipierten Männer von heute ticken aber oft anders als mein Vater früher. Sie betrachten ihre geerbte oder selbst finanzierte Wohnung nur als ihre Wohnung und nicht als gemeinsame Wohnung des Paares. Abgesehen davon kann ich mich nicht darauf verlassen, dass ich überhaupt jemals einen festen Partner finde. Früher war das für mich klar, dass eine Frau, die nicht schlecht aussieht, was im Köpfchen hat, lustig/gesellig ist und ihr eigenes Geld verdient, auf jeden Fall einen Mann findet. Heute weiß ich, dass es nicht selbstverständlich ist.
    Dummerweise habe ich in jüngeren Jahren mein ganzes Geld ausgegeben und später die meiste Zeit sehr schlecht bezahlte Jobs gehabt, sodass kaum Eigenkapital vorhanden ist und ich jetzt nichts kaufen könnte, selbst wenn ich wollte (ohne EK will ich nichts kaufen). Ich versuche mal, die nächsten 4-5 Jahre etwas anzusparen. Wenn es klappt, dann kaufe ich mir evtl. doch eine Wohnung und wenn nicht, dann lasse ich es bleiben.


    2.) Arbeit
    Flexible Arbeitszeiten finde ich nach wie vor angenehm. Aber was habe ich davon, wenn ich extrem viel arbeiten muss und phasenweise fast keine Freizeit habe? Der Einsatz, den ich im November angefangen und letzte Woche beendet habe, war bis Mai knochenhart. Ich hatte 35-Stunden-Vertrag und war trotzdem fast jede Woche 45 bis knapp 50 Stunden im Büro, und zwar meistens im Schnelltempo. Dazu kam noch, dass wir im Januar an einen anderen Standort gezogen sind und ich dann jeden Tag mehr als 3 Stunden in den Öffentlichen saß, wenn alles pünktlich fuhr. Oft war ich 14-15 Stunden täglich außer Haus. Da ist es kein Wunder, dass ich Probleme hatte, meine anderen Pflichten zu erledigen.
    Inzwischen bin ich gegenüber Jobs mit festen Arbeitszeiten wieder etwas aufgeschlossener. Meine Schwägerin z. B. (aktuell in Elternzeit) hat einen 38,5-Stunden-Vertrag, 3 Schichten (beginnt immer am Vormittag, aber zu unterschiedlichen Uhrzeiten) und muss 6 Samstage im Jahr arbeiten. Trotzdem ist sie glücklich, denn sie verdient sehr gutes Geld, bekommt fast ihr ganzes Fahrtgeld bezahlt, hat nette Kollegen und selten richtig Stress. Manchmal fallen Überstunden an, aber 42-43 Stunden pro Woche sind das Maximum. Sie hat weitaus mehr Freizeit als ich und ist nicht ständig so platt von der Arbeit. Wenn ich mich von der Zeitarbeit wegbewerbe, werde ich nicht mehr ausschließlich die Großkonzerne anschreiben, in denen ich die letzten Jahre eingesetzt wurde. In vielen Bereichen wird eine Menge erwartet. Und ich habe definitiv keine Kraft für einen Job, in dem fast jede Woche knapp 50 Stunden an der Tagesordnung stehen.


    3.) Kinder
    In dem Punkt hat sich nicht wirklich was verändert. In 3 Wochen kommt mein Neffe auf die Welt. Ein Neffe ist aber kein eigenes Kind und kein Stiefkind, für ihn muss ich keine Verantwortung übernehmen und kann mich auf die schönen Seiten mit ihm konzentrieren. Abgesehen davon ist es für eigenen Nachwuchs bei mir eh fast zu spät und ohne passenden Partner will ich das erst Recht nicht.


    4.) Haustiere
    Will ich nach wie vor keine.


    5.) Pflanzen
    Wenn ich eine neue Wohnung finde und an einer Stelle ausreichend Sonne in die Bude scheint, kaufe ich mir evtl. doch ein kleines Pflänzchen, damit es bei mir nicht ganz so karg aussieht.


    6.) Vereine
    Das stresst mich, dieses ständige verplant sein. Will ich nicht, brauche ich nicht. Wenn ich einen festen, gut bezahlten Job hätte und nicht ständig so viele Überstunden machen müsste, würde ich mich auch werktags wieder häufiger mit anderen Leuten treffen und irgendwelche Termine wahrnehmen. Als ich jünger war und noch nicht so viel Stress auf der Arbeit hatte, war ich unter der Woche mit Freundinnen im Kino oder Café, traf mich mit Kumpels auf ein Bier und nahm wesentlich mehr Termine bei Ärzten usw. wahr. Die letzten Jahre war ich oft viel zu müde und wollte nach der Arbeit nur noch nach Hause.


    7.) Telefon / Handy
    Mir ist aufgefallen, dass es mich nicht stört, wenn meine Mutter oder andere Leute mich in entspannten Phasen öfters anrufen. Wenn ich viel arbeiten muss, überfordern mich diese Anrufe sehr.


    Für 2016 habe ich mir vorgenommen, nicht mehr so viel zu arbeiten. Das wird nicht einfach. Ich habe es in meinem letzten Einsatz mehrmals gebracht, nach 8 bis 8,5 Stunden zu gehen und einige Vorgänge einfach liegen lassen, also auf den nächsten oder übernächsten Tag verschoben. Und dann kamen Vorwürfe á la: "Und wo bleibt DAS?", "Wieso ist das noch nicht erledigt?" Chefs jammern rum, wenn ihre Mitarbeiter zu viele Überstunden machen. Aber wenn die Angestellten mal ein wenig früher gehen und etwas liegen lassen, ist es ihnen auch nicht Recht und sie sind eingeschnappt. Ich brauche einen dauerhaften Arbeitsplatz mit einer angemessenen Bezahlung und ohne Dauerstress.

  • Interessant zu lesen :)


    Auch ich hab das Buch natürlich gelesen, auch mehrfach. Aber bei deinem Text hab ich gerade echt nachgedacht wie das bei mir so ist mittlerweile.


    1) Wohnsituation:


    Bis vor einem halben Jahr konnte ich mir gar nicht vorstellen mit einem Mann zusammen zu leben. Schon gar nicht ein Haus zu kaufen. Ich hätte eine Scheiß Angst gehabt vor dieser Verantwortung mit den Raten und der Pflege von Garten und Co.Und ich hätte Angst gehabt, das ich mich in dieser Wohnung gefangen fühle, immer das Gefühl hätte dies und jenes nicht tun zu dürfen. Hm, gerade als ich das hier schreibe, liege ich mit dem Laptop in unserem 2,60 m breiten Bett in unserer gemeinsamen Wohnung, der TV läuft, ich hab mir eine Pizza gemacht und das einzige was mir fehlt ist mein Partner, der leider erst am Donnerstag wieder kommt.


    2) Arbeitszeiten:


    Gott, wie du hab ich das gehaßt "Von bis" zu arbeiten. Ohne Freiheiten. Bis heute haß ich das, wenn ich zu bestimmten Zeiten schlafen gehen muss, obwohl ich gar nicht müde bin, weil ich sonst am nächsten Morgen nicht aufstehen kann um zur Arbeit zu fahren. Schon in der Ausbildung hat mir das regelmäßig Ärger gemacht. Ich hab immer Angst gehabt, das ich mein Leben lang leiden muss wenn ich einen Job habe, weil mich diese Arbeitszeiten so unter Druck setzen, dass ich früher sehr viel Fehlzeiten hatte wei sich das dann so gesteigert hatte, bis ich gar nicht mehr aus dem Haus gekommen bin.
    Heute hab ich einen Job, der erst um 9 Uhr anfängt, bei dem ich jeden Tag Abwechslung habe, quasi mehrere Berufsbilder in einem und ich muss sagen, diese Kombi rettet mich wirklich. Ich hab am Abend genug Zeit für mich selbst und morgens genug um in Ruhe wach zu werden. Und es deckt sich mit meinem Schlafbedürfnis und meinen Zeiten. Vielleicht versuchst du eine Änderung im Job und hast so viel Glück wie ich :)


    3) Kinder


    Ich wollte früher keine Kinder, hab ich auch immer abgelehnt Babysitten zu gehen oder dergleichen. Kinder haben mich immer genervt. Ich mag auch bis heute die meisten fremden Kinder nicht so ohneweiteres. Ausnahmen bestimmen die Regel. Aber du weißt es ja, mein Partner und ich sind mitten drin momentan welche zu bekommen ;)
    Also kann es auch gut sein, dass auch dieser Punkt sich bei dir noch ändert, wenn du mal den passenden Partner gefunden hast und das spürst dass es der Richtige ist.


    4) Haustiere


    Ich hatte ein Pferd und will auch wieder eines. Ebenso einen Hund und ein Terrarium, was unser Haus mitbewohnen soll :)


    5) Pflanzen


    Meine Freundin mit ihrem riesen Garten voller Blumen, Gemüse und Obstbäumen hab ich immer belächelt. Wir, mein Freund und ich haben jetzt zu Hause in jedem Zimmer mindestens 2 Pflanzen ( vorher waren weder bei ihm, noch bei mir welche zu sehen)


    6) Vereine


    sehe ich wie du. Das liegt mir auch nicht. War früher in einigen Sport und Reitvereinen. Hatte sogar mal einen eigenen kleinen Tierschutzverein und war Kassierer und stellvertretender Vorstand in einem Verein. Heute wäre mir das alles viel zu viel Arbeit und würde mich zu sehr an irgendwelche Dinge oder Zeiten binden.


    7) Handy


    Ohne mein Smartphone würde ich nicht mehr sein wollen. Schon alleine wegen der Tatsache, das viele meiner Freunde weit weg wohnen und ich telefonieren haße.
    Hab mich aber auch lange Zeit gesträubt mir so ein Smartphone anzuschaffen, hatte lange eine alte Krücke und hab meinen Internetzugriff auf den PC zu Hause beschränkt auch dieser kam erst vergleichsweise spät in meinen Haushalt.


    Hat sich einiges verändert im Laufe der Zeit, von dem ich früher immer der Meinung war dass wäre halt ich und würde sich auch nie ändern :) Was ich aber nach wie vor habe ist die Tatsache dass ich mich nur schwer auf was festlegen kann. Egal um was es sich handelt. Man kann aber sagen, je mehr Konsequenzen es für mein Leben haben könnte, desto schlimmer.

  • Für mich war das noch nie ein konkretes Thema, mit einem Mann zusammen zu leben. Dafür waren meine Beziehungen zu kurz und nicht intensiv genug. Einige Userinnen hier (du, many, Rafaela, usw.) sind noch gar nicht sooo lange mit ihren Partnern zusammen und wohnen schon gemeinsam mit ihnen. Das würde mir ehrlich gesagt viel zu schnell gehen. Da ist meine BA echt zu groß, ich müsste schon mindestens 1-1,5 Jahre glücklich mit einem Mann zusammen sein, bevor ich mich auf gemeinsames Wohnen einlasse. Wahrscheinlich schreckt es mich so ab, weil meine Eltern bereits 10 Tage nach ihrer ersten Begegnung zusammen gezogen waren und ihre Ehe sehr problematisch war.


    In der Schule und Ausbildung hatte ich feste Zeiten. Das hat mir damals überhaupt nichts ausgemacht. Ich bin übrigens Frühaufsteherin und habe kein Problem damit, morgens aus den Federn zu kommen. Aber die flexiblen Arbeitszeiten in den Großkonzernen haben mich verwöhnt. Manchmal hab´ ich echt so Tage, da bin ich einfach schlecht gelaunt und komme erst um 9 oder 10 ins Büro statt um 6 oder 7, wie ich es eigentlich lieber mag. Oder ich gehe früher oder bleibe ganz zu Hause und arbeite hier, weil ich keine Lust auf viele Menschen und Großraumbüro habe. Ich habe inzwischen große Probleme mit Routine im Tagesablauf und mache meine Arbeitszeiten oft spontan von meiner Laune abhängig. Das geht bei festen Zeiten natürlich nicht.


    Ich hatte bisher nur einmal einen Job mit festen Arbeitszeiten. In der Firma habe ich ein Jahr gearbeitet und bin nur einmal ein wenig zu spät gekommen, weil mein Bus Verspätung hatte. Sonst war ich immer überpünktlich, aber sehr genervt, weil mir diese Pünktlichkeit aufgezwungen wurde. Wer in dieser Firma auch nur 1 Minute zu spät kam, musste mit einem heftigen Anpfiff rechnen. Aber wehe man ist ganz pünktlich gegangen... wenigstens paar Minuten länger wurden erwartet. Ich habe mich in dem Job damals allgemein unwohl gefühlt. Mit den Arbeitszeiten wäre ich wohl besser klar gekommen, wenn es mir in der Firma gefallen hätte.


    Für Kinder ist es bei mir aus biologischen Gründen fast schon zu spät. Ich bin ein ganzes Stück älter als du und irgendwann geht das nicht mehr. Das muss ich akzeptieren. Wenn ich unerwartet doch noch jemanden kennenlernen sollte und es mit ihm passt, würde ich mir für eine Entscheidung bzgl. Kindern sicher Zeit lassen und die habe ich eben nicht mehr. Ich will halt kein Zusammenziehen, keine Heirat und keine Kinder mit einem Mann planen, den ich erst wenige Monate kenne. Die alten Fehler meiner Mutter lassen mich irgendwie nicht los. Meine Mutter ist nach 10 Tagen zu meinem Vater gezogen, hat ihn nach 3 Monaten geheiratet und erst dann erfahren, dass er aus einer völlig destruktiven Alkoholiker-Familie stammte, von der sie dann meistens schlecht behandelt wurde. Als sie mit mir schwanger wurde, durfte sie jahrelang nicht mehr arbeiten gehen. Sie saß in der Falle und kam nicht mehr raus. Sie selbst empfindet das im Nachhinein weitaus weniger schlimm als ich es tue. Mir macht die Vorstellung, ein ähnliches Leben zu führen wie sie, richtig Angst.

  • Da ist noch etwas, was mir beim Lesen immer mehr klar wird: Viele Beziehungen funktionieren nicht, weil Menschen mit starker BA wenig Lust haben, sich mit dem Alltag zu beschäftigen. Eine Partnerschaft ist eben mehr als Sex und Zärtlichkeit, miteinander ausgehen und gemeinsame Hobbys pflegen. In einer Partnerschaft gehört es auch dazu, den Alltag gemeinsam zu bewältigen.


    In dem Punkt wird es mit BÄ-lern oft schwierig. Sie empfinden Gespräche über alltägliche Themen wie das Geschehen am Arbeitsplatz, Ärger mit dem Vermieter, etc. als langweilig und reagieren manchmal ziemlich genervt. Die meisten Leute sind damit überfordert. Ich bekomme meinen Alltag auch nicht immer auf die Reihe, aber wenigstens bin ich dazu bereit, mich mit den Themen auseinander zu setzen und offen darüber zu reden.

  • Ich verstehe dich schon, ich war in jeder meiner Beziehung nicht mal annähernd zu dem bereit was jetzt abläuft. Ich war jahrelang mit Männern zusammen und zusammen ziehen kam nie in Frage. Weder für die Männer, noch für mich. Mein jetziger Partner und ich hingen schon das allererste Wochenende, an dem wir uns kannten komplett zusammen. Wenn es so was wie Liebe auf den ersten Blick wirklich gibt, dann ist das bei uns definitiv der Fall gewesen. Nie in meinem Leben hat sich was richtiger angefühlt als das jetzt mit ihm und ich zögere weder bei der Wohnung ( Haus), noch bei der Hochzeit.


    Ich glaube langsam wirklich das man das sehr stark merkt wenn es insgeheim echt nicht passt und man deswegen so zöglich ist und man viele Ängste einfach auch nicht umsonst hatte, sondern weil man unterbewusst gespürt hat, dass was so gar nicht passt.


    Was mein Partner für eine Familie hat, wäre und ist mir übrigens völlig egal. Ich bin ja mit ihm zusammen und nicht mit dessen Familie. Wenn die mir nicht passen würden ( was auch schon vorkam) dann treffe ich sie einfach nicht mehr. So einfach hab ich mir das gemacht. Warum soll ich mich mit Leuten treffen, mit denen ich nicht kann. Das hab ich mir ja selbst bei der eigenen Sippe abgeschafft. Meiner hat auch nur einen Vater ( den ich sehr mag und er mich auch) weil seine Mutter und Geschwister die Familie verlassen haben, als er noch klein war.

  • Manche Männer bestehen aber darauf, dass sich ihre Partnerin gut mit seiner Familie versteht. Ich war schon in der Situation, dass ich immer mal wieder von Familienmitgliedern abwertende Sprüche zu hören bekam, der Kerl einfach schweigend daneben saß und wenn ich unter 4 Augen zu ihm etwas sagte, dann war ich die Böse, die ihn gegen seine Familie aufhetzen wollte. Ich erwarte von der Familie meines Partners, dass sie mich respektvoll behandeln. Wenn sie es nicht tun, erwarte ich von ihm, dass er sie in ihre Schranken verweist und es nicht zulässt, dass sie mich so behandeln. Nie wieder werde ich was mit einem Mann anfangen, der einfach nur schweigt, wenn seine Familie oder Freunde bösartig zu mir sind bzw. werde mich dann von ihm trennen.

  • Das ist aber kein Recht des Partner drauf zu bestehen, das man sich mit den Eltern gut versteht. Familie kann man sich nicht aussuchen, Freunde und Bekannte aber schon. Es ist seine Familie also muss er mit ihnen klar kommen ( oder eben den Kontakt abbrechen) aber er kann nicht erwarten, das jeder jeden mögen muss. Wenn ich die Leute nicht mag, dann geh ich da nicht hin. Fertig. Und wenn der Typ so wenig Eier in der Hose hat, um bei seinen Eltern Grenzen aufzuzeigen würde ich mir überlegen wo der im Leben noch ein Weichei ist und kneift wenn es drauf ankommt. Meine Eltern dürften sich das nie im Leben rausnehmen, sich meinem Partner gegenüber respektlos zu verhalten. Die hätten mich das letzte Mal gesehen.


    Das selbe gilt für seine Freunde. Hatte ich auch schon, das ich bestimmte Leute aus dem Freundeskreis nicht mochte und er die alleine getroffen hat. Aktuell ist es auch gerade so, dass es eine Person gibt in seinem Freundeskreis mit dem ich mich nicht abgeben möchte. Er versteht und respektiert dies. Wenn der bei Treffen mit mehreren dabei ist, was meistens der Fall ist dann gegen wir mit Respekt und höflich miteinander um aber wenn er sich mit dem alleine ohne die anderen Kumpels treffen will, bleib ich zu Hause und mach stattdessen was anderes. Der Mensch ist frei in seinen Entscheidungen und hat nicht das Recht jemand anderen zu Dingen zu zwingen, die er nicht möchte.


    Man kann seine Wünsche vortragen, hat aber nicht die Garantie dass man diese auch erfüllt bekommt. Ich würde mich nie mehr für nen Mann verbiegen wenn mir was gegen den Strich geht. Hätte ich solche Schwiegereltern würde ich eine klare Ansage machen an Ort und Stelle und meine Grenzen aufzeigen. Wenn die Konsequentz dann bedeutet, dass ich dort nicht mehr willkommen wäre, dann bitte nichts lieber als das :D

  • Du hast eine klasse Einstellung. An dir können sich viele Feiglinge ein Beispiel nehmen :-D .


    Auch in diesem Punkt gibt es Parallelen zwischen mir und dem Leben meiner Mutter. Die Familie meines Vaters hat sie nicht gemocht und oft respektlos behandelt. Mein Vater hat immer zu seinen Eltern und Geschwistern gehalten. Meine Mutter war in seinen Augen diejenige, welche den Familienzusammenhalt störte, weil sie sich eben nicht alles bieten ließ und öfters mal negative Dinge über seine Familie sagte.


    Menschen mit so einer Einstellung machen es sich aus meiner Sicht zu einfach. Die denken viel zu simpel gestrickt, so nach dem Motto: "Jeder, der zu meiner Familie oder zu meinem Freundeskreis gehört, ist heilig. Über Leute aus meinem näheren Umfeld darf sich keiner negativ äußern." Genau so waren auch die Typen drauf, mit denen ich zusammen war, und leider vertreten auch einige meiner Freunde diese Einstellung. Wenn ich von Außenstehenden schlecht behandelt wurde, waren meine Familie, Ex-Partner und Freunde immer für mich da. Aber wenn sich jemand aus dem näheren Umfeld mir gegenüber eine Respektlosigkeit herausnahm, wurde von mir erwartet, dass ich das kommentarlos runterschluckte ("er ist doch einer von uns blabla..."). Das habe ich aber nicht getan und somit war ich für sie die Böse, welche die Gruppendynamik gestört hat. Ich bin schon mehrmals an Männer geraten, die ähnlich wie mein Vater das Wohl einer größeren Gruppe über das Wohl eines einzelnen Menschen gestellt haben.


    Mensch, dieses Buch ist so gut... interessant finde ich auch die Aussage über Menschen, die gebunden und gleichzeitig frei sein wollen. Das ist sehr typisch BA. Und diese Sache mit der Fantasie-Beziehung. Nichts anderes hatte ich mit dem BÄ-ler... eine Beziehung, die sich in der Fantasie abspielte und mit der Realität wenig zu tun hatte.

  • Du musst dringend diese Geschichten mit deinen Eltern aufarbeiten. Bevor das nicht passiert ist möchte ich wetten, ziehst du immer wieder Menschen in dein Leben, die dein gekanntes Muster in diesen Zusammenhängen bestätigen und zwar so lange bis du es lösen kannst.


    Ich hab glaube ich die Veränderungen die gerade in den letzten Monaten abgehen dadurch erreicht, dass ich angefangen habe mich trotz Angst nicht mehr zu verhalten wie früher. Ich hab mich nicht mehr selbst runtergemacht, nicht mehr klein gemacht. Bei sämtlichen Triggern mich erstmal gefragt, mit welchem Gefühl und welcher Situation dieser nun wirklich zu tun hat und dann war der ganz schnell aus der Welt geräumt. Ich hab mich von vielen Dingen und Einstellungen getrennt, die mir nicht gut getan haben. Ebenso von Menschen, die meinen Selbstwert gedrückt haben.


    Wenn man aneckt und sich aus der trägen Gesellschaft erhebt wird es immer Menschen geben, die einen dann anfeinden. So what? Was interessiert mich das, wenn ich mir dafür selbst treu bleibe? Je mehr man sich selbst lebt, ganz egal wie sehr die Eltern das Bild geprägt haben je mehr "Erfolg" zieht man in sein Leben. Egal ob im beruflichen oder im privaten Umfeld.


    Bei mir hat sich genau dadurch echt alles geändert. Vor einem halben Jahr war ich ein depressives Nichts, das zu Hause dem BA hinterhergeheult hat, auf Harz 4 ohne Perspektive und Ziele. Heute, sechs Monate später hab ich einen Job der mich total ausfüllt und bei dem selbst der Chef mich um Rat frägt, bei dem ich schon nach wenigen Monaten auf Fortbildungen geschickt werde ( wofür so manch andere jahrelang betteln müssen) ich zum größte Teil meine Arbeitszeiten noch mitbestimmen darf. Ich bin raus aus Harz 4, verdiene meine eigene Kohle, hab maßig Verantwortung zu tragen und muss den ganzen Tag einen klaren Kopf behalten.


    Ich hab einen Partner wie ich mir keinen besseren wünschen würde und den ich niemals gegen einen anderen eintauschen wollen würde. Das erste Mal in meinem Leben bin ich mit einem Mann wirklich glücklich und 100 % ich selbst. Egal ob ich gut oder schlecht gelaunt bin, ob ich traurig bin, Angst hab, vor Freude in die Luft springe oder einfach nur vor mich hin träume er ist immer der Mensch an meiner Seite, den ich genau dort auch haben will. Am liebsten 24 Stunden, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr.


    Ich hab Pläne, will wieder studieren neben dem Job. Ich hab noch so viel vor. Überleg mal, du kennst meine Texte der letzten zwei Jahre. Ich war ein ganz anderer Mensch, 15 Jahre meines Lebens hab ich mit Ängsten und Depressionen verbracht, mehr tot wie lebendig und das was jetzt alles läuft hätte ich nie für möglich gehalten.


    Weißt du was mich dahin gebracht hat? Meine Denkweise! Das einzige was ich verändert habe ist meine Denkweise über mich selbst und über das was ich bin, kann und sein will. Ich geb nix mehr drauf was meine Eltern an mir verbrochen haben, das zog sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Meine Mutter hat heute Geburtstag, ich hab ihr ne kurze SMS geschrieben und fertig. Ich muss da nicht vorbei gehen oder anrufen um auf pseudo heile Welt zu machen, nur weil andere meinen das gehört sich so. Ich muss gar nichts mehr, was nicht zu mir passt, was mir nicht gut tut. Ich lass mir nicht mehr von alten, vorgelebten "Du musst so oder so", "Du hast so oder so zu sein" und all diesen negativen Glaubenssätzen, die ich all die Jahre inhaliert habe wie die Luft zum atmen, mein Leben versauen.


    Seit ich mich selbst gefunden habe, können mich auch andere finden. In dem Fall mein Freund ohne das ich ihm ständig meine Traumas unterschieben muss.
    Kenne deinen Wert und du kennst alles was du wissen musst.
    Man hat nur ein Leben und in diesem Leben den Sinn das beste aus dieser Zeit zu machen. Nichts anderes tu ich mehr, ich mach das für mich beste aus diesem Leben und alles was darin keinen Platz hat, kommt da auch nicht mehr rein.


    Diese Veränderungen an einem selbst erfordern großen Mut und Durchhaltevermögen aber sind nicht halb so quälend wie diese dunklen Zeiten, gefangen in alten Mustern und destruktiven Beziehungen all die Jahre. Verschenke Lebenszeit, die man nie mehr zurück bekommt.


    Ich weiß nicht, ob ich dieses Verhalten auf Dauer halten kann oder ob es auch hier Rückfälle geben wird. Aber jeder Moment wo ich bei mir selbst bin ist ein wundervolles Geschenk und mich erniedrigt auf dieser Welt keiner mehr!


    PS: Gerade hat sich mein Partner gemeldet und mir alles gute zum "Halbjährigen" gewünscht :flower: ( Jahrestage hat vor ihm noch nie einen interessiert, oder mein Geburtstag oder sonstwelche solcher Tage, die mit der Beziehung zu tun haben)
    Kenn deinen Wert und du wirst es gespiegelt bekommen :)

  • Zitat von SugarLea

    Du musst dringend diese Geschichten mit deinen Eltern aufarbeiten.


    Was genau soll ich deiner Meinung nach tun?



    Zitat von SugarLea

    Ich hab mich nicht mehr selbst runtergemacht, nicht mehr klein gemacht. Bei sämtlichen Triggern mich erstmal gefragt, mit welchem Gefühl und welcher Situation dieser nun wirklich zu tun hat und dann war der ganz schnell aus der Welt geräumt.


    Das versuche ich ja schon. Wenn z. B. mal wieder jemand auf eine Nachricht von mir nicht antwortet oder mich gerade nicht sehen will, mache ich mir klar, dass es nicht unbedingt an mir liegen muss. Viele Menschen haben Probleme und brauchen erstmal Zeit, um wieder selbst mit ihrem Leben klar zu kommen. In solchen Phasen haben sie einfach keine Kraft, um sich mit anderen Menschen zu beschäftigen.



    Zitat von SugarLea

    Ich hab mich von vielen Dingen und Einstellungen getrennt, die mir nicht gut getan haben. Ebenso von Menschen, die meinen Selbstwert gedrückt haben.


    Das habe ich auch schon getan und bereue es nicht.



    Zitat von SugarLea

    Wenn man aneckt und sich aus der trägen Gesellschaft erhebt wird es immer Menschen geben, die einen dann anfeinden. So what? Was interessiert mich das, wenn ich mir dafür selbst treu bleibe?


    Da hast du natürlich Recht. Wobei ich in diesem Punkt zwischen Beruf und Privatleben unterscheide. Wenn mir jemand aus meinem privaten Umfeld nicht gut tut, kann ich die Konsequenzen ziehen und gehen. Beruflich ist das nicht ganz so einfach, denn einen passenden Job findet man nicht an jeder Ecke. Als ich noch bei meinen Eltern wohnte, hielten sich die beruflichen Probleme in Grenzen. Erst seit ich alleine lebe, ist das Problem größer geworden. Weil ich eben in der Vergangenheit nicht gespart habe und deshalb nicht so viel Geld zur Verfügung habe wie andere, bin ich eben auch abhängiger geworden. Trotzdem habe ich mir nach der letzten Mobbingerfahrung in den Jahren 2013/14 vorgenommen, mir so etwas nie wieder bieten zu lassen und mir sofort etwas anderes zu suchen, wenn das erneut vorkommen sollte.


    Es freut mich sehr für dich, dass sich dein Leben so sehr in die positive Richtung verändert hat und du jetzt nach langer Zeit richtig glücklich bist. Du kannst wirklich stolz auf dich sein :-D .



    Zitat von SugarLea

    Weißt du was mich dahin gebracht hat? Meine Denkweise! Das einzige was ich verändert habe ist meine Denkweise über mich selbst und über das was ich bin, kann und sein will.


    Die Erfolgserlebnisse der letzten Monate haben sich auch positiv auf mein Denken ausgewirkt. Ich bin sicher, dass ich es genauso schaffen kann wie du es geschafft hast und gebe nicht mehr darauf, was andere Leute von mir halten. Ich bin so wie ich bin und nicht so, wie andere Menschen mich gerne hätten. Wenn ich daran zurückdenke, wie sehr ich mich damals dem BÄ-ler angepasst habe, nur um ihn nicht zu verlieren, kann ich nur den Kopf schütteln. Trotz meiner damals großen Verlustangst hat er den Kontakt bis heute noch nicht vollständig abgebrochen. Und selbst wenn es der Fall wäre, würde mich das heute nicht mehr jucken. Wer nichts mit mir zu tun haben möchte, hat eben Pech gehabt. Ich habe mich viel zu oft für ein wenig Aufmerksamkeit total verbogen, war todunglücklich und bekam dann trotzdem nicht das, was ich mir wünschte. Inzwischen verbiege ich mich nicht mehr und stehe zu meiner Meinung, auch wenn ich Gegenwind bekomme.


    Herzlichen Glückwunsch zum 6-monatigen :cheers: .

  • So, inzwischen ist einiges an Zeit vergangen und siehe da... ich hab´ seit Anfang des Jahres einen Handyvertrag :-D . Mein altes Handy hat in der Silvesternacht den Geist aufgegeben, und dann hab´ ich mir ein Smartphone zugelegt. Inzwischen kann ich mir gar kein anderes Handy vorstellen. Ich bekomme fast täglich Fotos und Videos von meinem kleinen Neffen und kann ihm so beim Aufwachsen zuschauen :cheers: . Außerdem ist die App bahn.de ein wahrer Glücksgriff, wenn ich unterwegs bin und schnell nach einer Verbindung suchen will. Es ist auch sehr praktisch, dass ich jetzt sowohl auf dem Festnetz als auch auf anderen Handys anrufen kann, ohne zusätzlich was zu bezahlen. Whatsapp und SMS kosten mich ebenfalls nix extra.


    Dann gibt es noch eine Neuigkeit. Ich bin im Februar in eine andere Wohnung gezogen. Seit ein paar Wochen befinden sich auf meiner Terrasse zwei große Pflanzen. Mein Vermieter hat mir das Angebot gemacht, sie hinzustellen und etwas reinzupflanzen. Mittlerweile hat er es getan und ich freu´ mich über das Grün vor meiner Wohnungstür :flower: . Arg viel tun musste ich bisher aber noch nicht, weil es in diesem Frühjahr öfters stark geregnet hat und die Pflanzen gerade mehr als genug Wasser bekommen.