Wann gibt ein liebender Partner Nähe und Aufmerksamkeit?

  • Es kommt doch darauf an, ob er in der Lage ist, auch seinen eigenen Bedürfnissen nachgehen zu können, oder? Manchmal tröste ich einen anderen Menschen, obwohl mir gerade so gar nicht nach körperlicher Nähe ist. Ich nehme ihn/sie dann dennoch in den Arm, weil er/sie mir wichtig ist und es in diesem Moment dringend braucht. Und dann gibt es wieder Situationen, in denen ich mehr Nähe und Aufmerksamkeit brauche, als mein Mann mir gerade in dem konkreten Augenblick geben kann. Dann melde ich meine Bedürfnisse trotzdem an. :wink: Das hätte ich früher nie getan.


    Ich denke, dass ein liebender Partner in der Lage sein sollte, Nähe und Aufmerksamkeit so zu geben, so gut er es eben kann. Das ist auch abhängig von der Tagesform.

    Lass dir von Menschen mit zu kleinem Horizont nicht erzählen, dass deine Träume zu groß sind.

  • Ich muss das Thema wieder nach oben schieben, weil es mich gerade sehr beschäftigt. Einen potenziellen Partner gibt es in meinem Leben nach wie vor nicht, aber über einen Mangel an sozialen Kontakten kann ich mich nicht mehr beklagen. Es läuft wirklich gut, bis auf diese eine Sache. Es ist immer noch so, dass der Großteil meiner Mitmenschen fast nur dann etwas für mich tut, wenn es ihr eigener Vorschlag war. Wenn ich andere um einen Gefallen bitte, heißt es fast jedes Mal "Nein" oder ich bekomme erst gar keine Antwort, wenn ich die Frage schriftlich formuliere. Und es passiert wirklich selten, dass ich jemanden um etwas bitte, weil ich schon oft abgewiesen wurde und im Laufe der Jahre selbständiger geworden bin.


    Aktuelles Beispiel: Ich habe in letzter Zeit öfters mit einem Bekannten geschrieben, der bis vor etwas mehr als einem Jahr halbwegs in meiner Nähe gewohnt hat und mit dem ich sporadisch auf Konzerte gefahren bin. Wenn er mit eine Mitfahrgelegenheit angeboten hat und das angenommen habe, war es immer sehr lustig mit ihm. Aber wenn ich ihn wirklich als Fahrer gebraucht und gefragt habe, ob er mich mitnehmen wollte, hat er nie darauf reagiert. In der letzten Zeit hatten wie viel mehr Kontakt als in den ganzen Jahren zuvor. Er hat mehrmals geschrieben, dass wir wieder öfters was zusammen machen sollten und mich gebeten, ihm meine Konzertpläne zu verraten... wenn mein Wohnort mal auf dem Weg liegt, würde er mich gerne mitnehmen. Eine ganze Weile gab es kein Konzert, welches wir beide besuchen wollten. Im August steht etwas an, was uns beide interessiert. Er hat auf FB schon zugesagt. Ich habe ihn angeschrieben, dass ich gerne mitkommen würde. Das Konzert ist an einem Sonntag, ich muss am Montag früh im Büro sein und würde ohne Fahrer nicht nach Hause kommen. Das war vor 2 1/2 Wochen. Er hat bis heute nicht reagiert. Wenn er auf solche Mails nicht spätestens am nächsten Tag antwortet, dann tut er es gar nicht - so meine Erfahrung.


    Es nervt mich, dass sich viele Leute fast jedes Mal verweigern, wenn ich wirklich auf sie angewiesen bin. Das gilt v. a. für Fahrgemeinschaften, Besuche und Übernachtungen in fremden Haushalten. Ich schaue vor jedem Konzert erstmal, wie ich ohne fremde Hilfe hinkomme, wo ich übernachte, etc. Es macht mir auch nichts aus, wenn jemand mal eine Bitte meinerseits ablehnt. Aber wenn ich merke, dass manche sich grundsätzlich verweigern, wenn ich sie mal brauche (und ich bitte niemanden oft um einen Gefallen), dann regt mich das schon auf. Was soll das? Warum haben manche Probleme damit, anderen einen Gefallen zu tun?

  • Zitat von Reni

    Was soll das? Warum haben manche Probleme damit, anderen einen Gefallen zu tun?


    Reni, ich würde die Frage anders stellen: Warum hats immer DU Probelme mit solchen Menschen. Keinem sonst hier geht es so....
    Du suchst an der falschen Stelle. Alles was du schreibst klingt immer so reflektiert und durchdacht und man denkt im ersten Moment: Die Arme Reni, die hat ja dauernd Pech, die macht doch alles richtig. Ich würde alles genauso machen...


    Was ich aber glaube Reni: Du blendets einen entscheidenden teil von dir aus. Du musst versuchen herauszufinden, was das ist. Wir können das nicht, weil wir sind quasi dein verlängertes Selbst. Alle Informationen haben wir nur von dir. Du kannst wirklich sehr gut schreiben und formulieren, man fühlt sich fast hineigezogen in dein Leben und bedauert dich. Aber ich glaube nicht an so viel Pech. Ich hab dir das schon mal geschrieben, vielleicht kannst du jemand finden, der dich mehr von außen betrachtet...


    Es ist ein bisschen so, wie wenn ein Kind von der Schule kommt und entrüstet über eine Ungerchtigkeit eines Lehrers schimpft. Es schildert den Vorfall in schillerdnen Farben und völlig überzeugend. Obwohl ich misstrauisch bin es könnte übertreiben, kann ich irgendwann nicht mehr anders und gebe ihm recht. Ich stürze aufgebracht in die Schule wegen dieser Ungerchtigkeit. Und dann kommt die Schilderung des Lehrers und es entsteht ein völlig anderes Bild. Und wie kommt das zustande? Das Kind hat ein paar winzige aber entscheidende Kleinigkeiten weggelassen, ausgeblendet, ein paar andere Dinge total übertrieben. Im Detail war das jeweils nicht viel, aber es entsteht eben ein komplett anderes Gesamtbild...


    So ähnlich kann das auch beim Blick auf die eigene Person sein. Ich glaube auch wirklich, dass es Dinge gibt, die man bei sich selbst garnicht so ohne weiteres wahrnehmen KANN. Deshalb Reni, verschwende nicht deine Kraft mit den falschen Fragen...

  • Zitat von Sukramine

    Ich habe das Problem auch schon manchmal, ABER: Ich habe das Problem nicht mit allen Menschen.


    Ich habe das Problem auch nicht mit allen Menschen, mit denen ich Kontakt pflege.


    Es kann durchaus etwas dran sein, dass es an der Hard Rock-/Heavy Metal-Szene liegt, in der ich unterwegs bin. Bei uns gibt es zwar auch Leute mit Eigentum, Kindern, Haustieren, usw., aber das ist nicht die Mehrheit. Die meisten Leute führen ein eher lockeres Leben ohne viele Verpflichtungen. Natürlich habe ich mir Gedanken darüber gemacht, warum ich mich ausgerechnet zu ihnen hingezogen fühle. Und ich gebe auch offen zu, dass auch ich einer Vielzahl an Verpflichtungen aus dem Weg gehe, weil ich mich so einem Leben einfach nicht gewachsen fühle und damit überfordert wäre.


    Nehmen wir mal als Beispiel meine beste Freundin, die wirklich sehr viele Verpflichtungen hat. Als sie während ihrer Arbeitslosigkeit noch nicht in Weiterbildung war, ist die Mutter einer anderen Freundin von ihr erkrankt und für 3 Wochen in Kur gefahren. Diese andere Freundin ist Single, arbeitet in Vollzeit und hat einen Hund. Während sie arbeitet, kümmert sich normalerweise ihre Mutter (die in der Nähe wohnt) um das Tier. Als die Mutter 3 Wochen nicht da war, hat meine beste Freundin das übernommen. Ihre Freundin hat den Hund jeden Morgen vor der Arbeit zu ihr gebracht. Meine Freundin hat sich dann den ganzen Tag um ihn gekümmert, ist 2x täglich mit ihm spazieren gegangen und abends hat ihre Freundin ihn wieder abgeholt - und das 3 Wochen lang. Nehmen wir mal an, ich wäre jetzt arbeitslos und irgendjemand würde mich bitten, so etwas für ihn zu tun. Klar, für gute Freunde würde ich das manchmal schon machen, mich um den Hund kümmern und mit ihm laufen gehen. Aber ich würde das sicher keine 3 Wochen am Stück Montag bis Freitag täglich machen. Für mich wäre das eine riesige Einschränkung, nach ein paar Tagen würde mir die Daueranwesenheit des Hundes auf den Wecker gehen. So 2 bis maximal 3x in der Woche würde ich es tun, aber nicht jeden Tag.


    Ich glaube, dass ich von den meisten Leuten in der Szene noch weitaus weniger erwarten darf, als ich selbst geben kann. Meine Erwartungen habe ich ja schon gewaltig runtergeschraubt, aber ich hätte trotzdem gerne mal wieder eine Beziehung mit einem Mann aus diesem Umfeld. Nur wie soll ich das anstellen, wenn sich keiner findet, der mich einigermaßen regelmäßig sehen möchte...

  • Zitat von Reni

    Aber ich würde das sicher keine 3 Wochen am Stück Montag bis Freitag täglich machen. Für mich wäre das eine riesige Einschränkung, nach ein paar Tagen würde mir die Daueranwesenheit des Hundes auf den Wecker gehen. So 2 bis maximal 3x in der Woche würde ich es tun, aber nicht jeden Tag..


    Es kommt doch immer auf die Umstände an. Ich bin eigemtlich auch keine, die sich dauernd anbietet jemandem zu helfen. Dazu bin ich irgendwie bisschen zu träge. Aber wenn ich spüre, da braucht mich jetzt wirklich jemand, das ist ein Notfall, dann spielt das keine Rolle, ob ich mich einschränken muss. Dann schränke ich mich eben mal ein, so what? Das ist doch nicht für immer...Und wenn man wirklich gute Freunde hat, dann geben die das einem auch zurück, die sind dann auch für einen da im Notfall, vielleicht on einem ganz anderen Bereich.


    Ich wunder mich jetzt nicht mehr so, dass du dich wunderst, warum alle so sind. Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus, heißt es doch so schön...Hast du nicht mal geschrieben, du wärst immer für andere da, aber sie nicht für dich, oder verwechsel ich jetzt was? Und was ist so schlimm daran, sich mal einzuschränken, was passiert da mit dir? Wirst du agressiv oder hystersich? Vielleicht ist deine Angst davor, dich einzuschränken etwas, was nur in deinem Kopf existiert. Probier es doch einfach mal, tu was für jemanden, was dir schwer fällt und schau wie es dir damit geht...Vielleicht schränkst du dich dann zwar ein, aber gewinnst auch etwas....


    Natürlich gitbes auch Menschen mit Helfersyndrom, die sich selbst besser und wichtiger fühlen, wenn sie sich "aufopfern". Deine Freundin könnte theoretisch auch so eine sein, muss aber nicht...Aber sooo weit musst du ja nicht gleich gehen :wink:

  • Im Freundeskreis meiner Freundin ist das ganz normal, dass man sich immer gegenseitig in Notsituationen hilft. Nur kommen bei denen solche Notsituationen halt sehr oft vor und nicht nur sporadisch. Sehr oft bedeutet mehrmals in der Woche, damit wäre ich überfordert. Vor fast jedem geplanten Treffen ruft mich meine Freundin an und fragt mich ob es okay ist, wenn wir uns etwas später sehen, weil sie noch für irgendwelche Leute etwas erledigen muss.


    Ich habe niemals behauptet, dass ich immer sofort zur Stelle bin, wenn jemand mal was braucht. Und ich bitte auch wirklich selten andere Menschen um Hilfe und nur, wenn es tatsächlich nicht anders geht. Außerdem achte ich darauf, dass sich andere meinetwegen nicht zu sehr einschränken müssen. Z. B. der besagte Bekannte wg. der Fahrt zum Konzert im August, der muss sowieso an meinem Ort vorbeifahren und müsste nicht meinetwegen einen Umweg in Kauf nehmen. Sonst hätte ich ihn nicht gefragt.


    Meine Angst vor Einschränkungen ist in erster Linie die Angst, mir zu viel Stress aufzuhalsen und diesen nicht bewältigt zu kriegen. Ich bin wie gesagt nicht sehr belastbar. Wenn ich einen anstrengenden Fulltime Job habe und dafür lange fahren muss, bleibt unter der Woche mein Haushalt fast komplett liegen. Dann habe ich abends nicht mehr viel Kraft für andere Verpflichtungen. Ich kann auch niemals spontan Besuch empfangen und möchte immer einige Tage vorher darauf vorbereitet sein, damit meine Wohnung einigermaßen in Ordnung aussieht, wenn jemand vorbeikommt.


    Um ehrlich zu sein, bittet mich kaum noch jemand um etwas, was mir schwer fällt... die Leute kennen mich zu gut und wissen, was ich packen kann und wo meine Grenzen liegen. Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, mal mit meinem Neffen einen Spaziergang zu machen, wenn er auf der Welt ist... in meine Wohnung lassen ihn mein Bruder und seine Partnerin sicher nicht rein. Aber so wie ich das Ganze einschätze, lassen sie ihren Sohn vorerst nicht in meiner Gegenwart, wenn keine anderen Menschen dabei sind. Ich hätte aber nichts dagegen, es wenigstens mal zu versuchen.

  • Jetzt, wo ich krank und relativ hilflos bin, tut es mir sehr gut, zu wissen, daß ich menschen habe, die sehr wohl wegen mir einschränkungen erdulden. Ich hätte ein riesenproblem, wenn ich diese menschen nicht hätte. Bei denen ist null von egoismus oder sonst was zu merken. Die sind im notfall tag und nacht für mich da. Und schmeissen teilweise wegen mir ihren ganzen tagesablauf um.


    Ich bin auch nicht sehr belastbar. Meine bekannten wissen sehr wohl meine grenzen. Als „krankenschwester“ bin ich absolut unbrauchbar. Also wenn wer krank ist, bin ich einfach überfordert. Aber auch für nen kranken menschen kann ich minimum einkaufen fahren, sachen aus der apotheke holen, geld leihen usw. ich tue mir leichter mit freunde in die werkstatt fahren, wenn ihr auto kaputt ist, ihnen bei irgendwelchem formularkram zu helfen oder so was. Und obwohl ich angst vor krankheiten, ansteckung und bakterien habe, habe ich meine nachbarin schon 2x zum magen-darm-spezialisten gefahren. Das ist ne extreme herausforderung für mich. Ich nehme mir auch in der arbeit frei, wenn ein freund irgendwas von mir braucht.


    Auch wenn man nicht sehr belastbar ist, gibt es doch immer situationen, wo man anderen helfen kann. Ich sage sehr deutlich, was ich leisten und helfen kann, und wo ich überfordert bin. Und wenn ich selbst hilfe brauche, bitte ich drum. Bin aber auch nicht böse, wenn der andere nicht kann. Ich habe einige leute, mit denen funktioniert das wunderbar.

  • Ganz so schlimm ist es bei mir auch wieder nicht. Klar kann ich Geld leihen, wenn mal Not am Mann herrscht (meine Mutter z. B. unterstütze ich jeden Monat finanziell und besorge auch manchmal Medikamente für sie). Ich habe für meine Mutter schon viele Formulare ausgefüllt, weil ihr Deutsch nicht so gut ist. Ich lese für sie Videotext, suche im Internet Busverbindungen für sie raus und habe ihr beigebracht, wie sie Geld am Bankautomaten abheben kann. Wenn jemand krank ist, höre ich mir auch geduldig an, wenn er mit mir darüber reden möchte. Aber ich könnte einen erwachsenen, kranken Menschen nicht wie ein Pfleger wickeln und umkleiden. Damit wäre ich überfordert.

  • Zitat von Reni

    . in meine Wohnung lassen ihn mein Bruder und seine Partnerin sicher nicht rein. Aber so wie ich das Ganze einschätze, lassen sie ihren Sohn vorerst nicht in meiner Gegenwart, wenn keine anderen Menschen dabei sind. Ich hätte aber nichts dagegen, es wenigstens mal zu versuchen.


    Reni, das klingt ja als wärst du ne Schwerverbrecherin. Wieso sollte denn dein Neffe nicht allein in deine Wohnung kommen?? :shock:


    Für mich klingt das was du schreibst wie ein falscher Glaubenssatz: Du glaubst, dass du nichts geben kannst und überfordert bist und wahrscheinlich strahlst du das dann auch aus. Leider wirkt das auf Außenstehende einfach nur egoistsich. An sich ist es gut, wenn man sich selber einschätzen kann und sich selber nicht überfordert, nur um anderen zu helfen. Dann ist man nämlich selber bald so weit, dass man Hilfe braucht. Ich finde, es zählt bei jedem, das was er kann. Und letztlich zählt die Einstellung. Bin ich bereit meine Komfortzone mal ein bisschen zu verlassen? Was einer mit links macht, ist für den anderen schon ne Riesenanstrengung. Vielleicht hst du anderen schon viel öfter geholfen, als dir bewusst ist Reni. Kann das vielleicht sein?

  • einen kranken menschen wickeln können die allerwenigsten. umkleiden, na ja, kommt auf dessen gewicht an. ich habe damals in der Klinik einer Mitpatientin manchmal den rücken mit nem waschlappen abgerieben oder ihr Augentropfen eingeträufelt. für sie war das ne hilfe. oder Kaffee und tee mitgebracht. reni, du machst doch ne menge für deine freunde. das ist für viele sicher eine große hilfe. auch wenn man nicht so belastbar ist, man kann immer irgendwie helfen. mach dich doch nicht selber klein.

  • Zitat von Griselda

    Reni, das klingt ja als wärst du ne Schwerverbrecherin. Wieso sollte denn dein Neffe nicht allein in deine Wohnung kommen?? :shock:


    Leider hält mich meine Familie für eine Versagerin, die in ihrem Leben wenig auf die Reihe bekommt. Sie trauen mir so gut wie nichts zu. Meine Eltern haben mir, als ich noch bei ihnen wohnte, sehr viele Dinge abgenommen (um mich von ihnen abhängig gehalten) und mir genau das später zum Vorwurf gemacht. Ich habe mir vieles nach meinem Auszug selbst beigebracht und halte mich für nicht so unfähig, wie sie denken. Aber rede ihnen das mal aus...


    Vor einigen Jahren waren mein Bruder und seine Freundin mal bei mir. Ich habe für die Beiden ein süßes Dessert mit Mascarpone-Creme gemacht, das Rezept hatte ich aus einer Fernsehsendung. Dieses Dessert habe ich auch für Freunde gemacht, die mich an anderen Tagen besucht haben. Alle fanden es laut eigener Aussage sehr lecker. Nach dem Besuch hatten mein Bruder und seine Freundin aber Bauchschmerzen und Blähungen. Also gingen sie davon aus, dass das an den Lebensmitteln liegen musste, die ich für das Dessert verwendet habe. Seitdem nehmen die Beiden keinen Bissen mehr zu sich, wenn eine Mahlzeit von mir zubereitet wurde. Wenn wir bei meiner Mutter oder bei gemeinsamen Freunden eingeladen sind und ich was Süßes mitbringe, rühren sie es aus Prinzip nicht an, verdrehen ständig die Augen und versuchen, den anderen Leuten mein Essen madig zu machen.
    Ich versichere dir, dass ich sowohl für mich selbst, als auch für andere Menschen keine abgelaufenen oder verschimmelten Lebensmittel zubereite. Ich kaufe auch immer nur so viel ein, wie ich essen kann und werfe so gut wie nichts weg. In dem Dessert war garantiert kein schlechtes Essen drin.


    Zitat von Griselda

    Bin ich bereit meine Komfortzone mal ein bisschen zu verlassen? Was einer mit links macht, ist für den anderen schon ne Riesenanstrengung. Vielleicht hst du anderen schon viel öfter geholfen, als dir bewusst ist Reni. Kann das vielleicht sein?


    Ja, ich bin dazu bereit. Gerne würde ich den Kleinen mal nehmen, wenn er da ist. Was meine Wohnung angeht, sind mein Bruder und seine zukünftige Frau extrem pingelig. Sie erwarten 100% Sauberkeit und Ordnung, das kann ich nicht bieten. Aber ich würde gerne mit dem Kinderwagen spazieren fahren, vermute aber, dass sie mich nicht lassen. Das hat mein Bruder von meiner Mutter. Als er noch ein Kleinkind war, hat sie mir auch nicht erlaubt, mich mit ihm alleine zu beschäftigen und auf ihn aufzupassen. "Du kannst das nicht!" hieß es dann. Und wenn ich es ihr beweisen wollte und "Doch, lass´ es mich bitte mal versuchen!" sagte, dann hat sie mich geschlagen.


    Zitat von mary12345

    reni, du machst doch ne menge für deine freunde. das ist für viele sicher eine große hilfe. auch wenn man nicht so belastbar ist, man kann immer irgendwie helfen. mach dich doch nicht selber klein.


    mary, meine Freunde sind hier nicht das Problem. Es ist meine Familie, die mir seit ich denken kann immer wieder vermittelt, dass ich strunzdumm bin und nichts auf die Reihe bekomme. Meine Eltern haben damit angefangen, als ich noch nicht einmal zur Schule ging. Mein Bruder und die anderen Verwandten haben das im Laufe der Jahre auch übernommen. Es liegt wohl auch daran, dass meine Prioritäten woanders liegen als dort, wo es meine Familie von mir erwartet. Ich war noch nie ein häuslicher Typ Frau und werde es auch niemals werden. Eine Frau, die nicht gerne Kuchen und Plätzchen backt, keine Socken strickt und Tupperpartys meidet wie die Pest, gilt bei uns als abnormal und wird nicht akzeptiert.

  • Nach allem was du schilderst Reni, würde ich glaube ich an deiner Stelle den Kontakt zur Familie abbrechen oder zumindest auf 2 Anrufe im Jahr "Frohe Weihnachten", "Happy Birthday" reduzieren.


    Die Geschichte mit dem Dessert und deinem Bruder ist unter aller Sau - sowas würde ich mir nicht bieten lassen!!!

    "Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird."

  • Was die Hilfsbereitschaft angeht hat jeder seine Grenzen und ich finde es gut, wenn du von vornherein klar machst, gewisse Dinge nicht leisten zu können.Man muss nicht für alles bereitstehen......ebenso kann nicht jeder einen Kranken mit allem drum und dran pflegen. Einkaufen und Besorgungen machen, Krankenfahrten zum Arzt, erfordert sicherlich keine große Aufopferung, aber beim Klogehen oder Wickeln, Zähneputzen, füttern usw, da kommen sehr viele an ihre Grenzen.....
    Wenn du also von vornherein schon gewisse Dinge und Zeiten ausschließt,wofür ich durchaus Verständnis habe, musst du allerdings auch damit leben, dass du nicht so "gebraucht" wirst, wie du es vielleicht gerne hättest. Ebenso auch, dass du bei gewisse "Sahnestückchen" von Hilfeleistungen, wie Kind ausfahren, übergangen wirst.


    Jetzt noch eine andere Frage???.....wie sehr "saust" du denn deine Wohnung ein, dass du 2Tage Reinemachen benötigst, um wieder Besuch empfangen zu können? ...damit schränkst du dich nur ein....oder übertreibst du da nicht ein wenig?

    Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es einen unstillbaren Sommer in mir gibt.
    Albert Camus

  • many + Babsi: Ich habe meinem Bruder wegen dem Dessert ganz deutlich die Meinung gesagt, und zwar im Beisein von anderen Personen, die gerade anwesend waren. Seine Reaktion: Er hat nur überheblich mit den Augen gerollt.
    Am Freitag habe ich das letzte Mal mit ihm telefoniert. Es ging mal wieder um meinen Laptop. In der Nacht auf Donnerstag hatten wir ein übles Gewitter. Der Blitz hat eingeschlagen und mein Stromkabel kaputt gemacht. Wenn es um technische Dinge geht, bin ich auf ihn angewiesen. Er hat mir dann ein paar technische Fragen gestellt, die ich nicht beantworten konnte, weil ich von Technik keine Ahnung habe und mich nicht dafür interessiere. Dann ist er wütend geworden, hat gesagt ich solle endlich mein Leben in den Griff bekommen und wie ich denn so blöd sein kann, dass ich grundlegende Dinge nicht weiß. Irgendwann war das Telefonat beendet, und ich dachte die Verbindung sei abgerissen. Als ich nochmal seine Nummer wählte, meinte er, dass er einfach aufgelegt hätte. Ich fand das unmöglich.


    Meine Mutter bat mich um Verständnis für seine aktuelle Lage, er sei nur gestresst und würde das nicht so meinen. Mein Bruder hat sehr viel Stress auf der Arbeit, muss viele Überstunden schieben und auch öfters am WE ran. Dazu kommt noch, dass seine zukünftige Frau hochschwanger ist, außer Kochen nichts im Haushalt macht und er fast den ganzen Haushalt alleine schmeißen muss. Das ist aber nicht meine Schuld. Er wollte ein Kind, also muss er auch mit den Konsequenzen leben.


    Jojo: "Einsauen" ist der falsche Begriff. Ich hab´ keine verschimmelten Lebensmittel im Kühlschrank, wasche regelmäßig das Geschirr und auch die Wäsche vernachlässige ist nicht. Mein Problem liegt woanders: Ich bin ein Papier-Messie. Das war ich schon als Kind. Meine Schränke, Schubladen, Taschen und Rucksäcke waren schon immer voller Papier, welches ich nicht mehr brauchte.


    Ich muss gestehen, dass ich mich in einem Punkt verspekuliert habe. In den ersten Jahren in meiner eigenen Wohnung hatte ich alles im Griff: Ich ging in Vollzeit arbeiten, die Wohnung war fast immer sehr ordentlich, ich traf mich oft mit Freunden, fuhr häufig am WE auf Konzerte, besuchte meine Familie noch öfter als heute, war regelmäßig im Netz unterwegs und auch 2-3x pro Woche im Fitnessstudio. Die große Wende kam, als ich bei der Zeitarbeitsfirma anfing. Meine festen Jobs früher hatte ich in einer näheren Umgebung. Ich stand morgens zwischen sechs und halb sieben auf und war am Nachmittag meist so zw. fünf und halb sechs wieder daheim. D. h. ich hatte werktags massig Freizeit. Damals betrug mein Arbeitsweg ca. 10-15 Minuten in eine Richtung. Seit ich bei der Zeitarbeit bin, sind meine Arbeitswege viel länger. Beim Vorstellungsgespräch gab ich an, nicht länger als 70 Minuten pro Richtung fahren zu wollen. Von anderen Zeitarbeitern weiß ich inzwischen, dass das die Firmen nicht interessiert und man im Regelfall nehmen muss, was kommt. Ich hatte schon mehrere Jobs mit einem Fahrtweg von 90-110 Minuten (momentan sind es 95) pro Richtung. Und wenn die Züge Verspätung haben, brauche ich manchmal 2 Stunden oder noch länger vom Büro bis zur Haustür.


    Wenn der Wecker zwischen 3:50 und 4:40 Uhr klingelt und ich erst gegen 19 Uhr oder noch später nach Hause komme (was die letzten Jahre keine Seltenheit war), ist es kein Wunder, dass unter der Woche oft keine Kraft für weitere Pflichten habe. Außerdem habe ich noch den Nebenjob, seit ich bei der Zeitarbeit bin. Als ich meine festen Jobs hatte, hat mich die Monatskarte zur Arbeit 55-70 Euro gekostet. Jetzt bezahle ich 285 Euro nur für die Fahrerei, habe entsprechend weniger für mich zur Verfügung und gleiche das mit dem Nebenjob aus, der mich weitere Zeit kostet. Und am WE will ich auch mal was anderes tun als rund um die Uhr nur zu arbeiten. Wenn ich Urlaub habe, bin ich fast immer verreist und sehe es nicht ein, den Großteil meines Urlaubs für Pflichten zu nutzen.


    Nächster Punkt: Ich habe viel mehr Papierkram als früher. Meine Ex-Firmen haben mir nur die monatlichen Gehaltsabrechnungen mit der Post geschickt. Von der Zeitarbeitsfirma gibt es jeden Monat 2 verschiedene Zeitschriften, ab und zu Briefe mit diversen Neuigkeiten, Einladungen zu irgendwelchen Veranstaltungen... ich bekomme monatlich ca. 4-5x Post von der Firma. Vor meinem Einstieg in die Zeitarbeit war ich ein halbes Jahr arbeitslos. Damals habe ich ein Fernstudium angefangen, welches ich seit April nicht mehr mache. Auch von der Fern-Uni habe ich ständig massenweise Post bekommen.


    Aus diesen Punkten ziehe ich die Konsequenz, dass ich mich anders organisieren muss. Ich kann es mir wegen der langen Anfahrt und dem Mehraufwand an Papierkram zeitlich nicht mehr leisten, meine Ablage nur noch 1-2x im Jahr zu machen (meine Ordner und Register sind übrigens sauber beschriftet, daran liegt es nicht). Kürzere Arbeitswege als 1 Stunde pro Richtung sind nicht möglich, weil ich in einem Großkonzern arbeiten will, die Großkonzerne eben in Großstädten angesiedelt sind und ich in einem Landkreis ohne Großstadt lebe. Ab sofort will und muss ich die Ablage öfter machen. Bei mir hat sich in den letzten Jahren so viel Papier gestapelt, dass ich an manchen Stellen nicht mehr saugen oder abstauben konnte. Damit ich nicht zu geschlaucht bin, lasse ich an einem Samstag pro Monat eine Putzfrau kommen, die mir ein wenig hilft. Meine Mutter hat sich angeboten, das zu übernehmen. Bin mir aber nicht sicher, ob ich das will. Sie neigt dazu, sich zu sehr in mein Leben einzumischen.


    Wie gesagt, funktioniert derzeit mein privater Laptop nicht. D. h. ich kann nur im Büro oder im Internetcafé ins Netz, der Nebenjob liegt gerade auf Eis. Ich habe die letzten Tage sinnvoll genutzt und überwiegend Papier sortiert, abgelegt und weggeworfen. Allein gestern waren es fünf volle Tüten mit Papier für den Müll und auch viel Zeug für meine Ordner. Ich möchte wieder eine ordentliche Wohnung haben und mich in meiner Bude wohl fühlen.