Rationale Kommunikation nicht möglich?

  • In dem Freundschafts-Thread von podenca bin ich auf die Idee gekommen, einen eigenen Thread zu Kommunikationsmustern von BÄ aufzumachen, weil es diese Unmöglichkeit eines ruhigen und logischen Gesprächs ist, die mich am meisten beschäftigt und ernüchtert.


    Meine BÄ sagt immer, dass man auf der emotionalen Ebene nichts zerreden kann und soll, sondern Gefühle so annehmen muss, wie sie sind. Da stimme ich ihr auch zu. Gefühle sind subjektiv, da kann man sich nicht gegenseitig überzeugen, welches Gefühl jetzt richtig oder falsch ist, denn diese Kategorien gibt es in Gefühlsfragen nicht. Daraus zieht sie aber den Schluss, dass ein sachliches Gespräch über dem Problem zugrunde liegende Geschehnisse und Handlungen auch nicht möglich ist. Aber sind das nicht zwei unterschiedliche paar Schuhe oder wie seht ihr das?


    Meine enge Freundin behauptet von mir ja seit einem Jahr, ich wolle ihr ihre Freunde wegnehmen, speziell ihre frühere Mitbewohnerin, weil ich mit dieser angefreundet habe. Wir kennen uns jetzt aber schon sieben Jahre, davon hat sie vier Jahre mit dieser Mitbewohnerin zusammen gewohnt und ich war mehrmals wöchentlich bei meiner engen Freundin, genauso nach dem Auszug ihrer Mitbewohnerin. Ihre Mitbewohnerin hat sich damals mit allen ihrer Freunde angefreundet, die regelmäßig in die WG kamen, nur ist meine BÄ mit diesen anderen Leuten jetzt nicht mehr befreundet, nur noch mit mir. Es war also ein ganz übliches Kennenlernen, wenn man ständig in der gleichen Wohnung ist, und die gemeinsamen Treffen geschahen oft auch noch nach dem Auszug der Mitbewohnerin auf Einladung meiner BÄ hin, es war nie ein Problem, bis sie jetzt von mir Abstand wollte und urplötzlich mit diesem Vorwurf ankam. Ist es da wirklich nicht möglich, rational zurückzublicken und zu sehen, dass hier niemand initiativ Freunde abgeworben hat, sondern sich einfach nur die kennenlernen und anfreunden können, die sich auch begegnen? Und dass sie das jahrelang von sich aus mit Einladungen auch so befördert hat? Ist das wirklich untrennbar mit der Gefühlsebene verbunden, sodass man auch darüber nicht reden kann?


    Mir juckt es auch immer in den Fingern, dann Nachrichten von damals herauszukramen, die genau das "beweisen", nämlich dass sie es immer okay und schön fand. Dann könnte man sich darauf einigen, dass es tatsächlich jahrelang kein Problem war, ich mich damals nicht an ihre Freundin drangehängt habe, aber die Situation jetzt vielleicht durch den Abstand, den sie immer mal wieder von mir braucht, eine andere ist, sie dann auch ihre eigenen, nicht mit mir verbundenen Freunde braucht. Das könnte ich nachvollziehen, fühlt sich auch ganz anders an, als mit dem Vorwurf des Freundediebs umgehen zu müssen. Wäre das wirklich nur ein "Zerreden" von Gefühlen, wie sie sagt, oder gehört eine Verständigung über gewisse objektive Abläufe und Implikationen eigenen Verhaltens in der Vergangenheit nicht auch dazu? (ist der BÄ aber vielleicht nicht möglich, weil für sie nicht greifbar?)


    Mit anderen Freunden habe ich solche Kommunikationsprobleme nicht, aber langsam zweifle ich an mir selbst. :roll:

  • Hallo greeny,

    Zitat

    weil es diese Unmöglichkeit eines ruhigen und logischen Gesprächs ist, die mich am meisten beschäftigt und ernüchtert


    Ich kann sehr wohl sachlich und nüchtern diskutieren. Außer, das thema belastet oder triggert mich gefühlsmäßig sehr stark. Dann werde ich mich durch nichts und niemand davon überzeugen lassen, daß meine sichtweise „falsch“ ist. Meine gefühle sind halt da, und die lasse ich mir nicht verbieten. Wer weiter auf dem thema rumhackt, riskiert nur, mich zum erbitterten feind zu machen. Solche reizthemen spricht man bei mir besser nicht an, außer man will die freundschaft unbedingt zerstören.

    Zitat

    Daraus zieht sie aber den Schluss, dass ein sachliches Gespräch über dem Problem zugrunde liegende Geschehnisse und Handlungen auch nicht möglich ist.


    Selbst wenn ihr sachlich drüber redet, ihr gefühl wird sich nicht ändern!


    Das problem deiner freundin kann ich nachvollziehen. Ich bevorzuge es auch, wenn meine freunde sich untereinander eher nicht kennen. Man weiß ja nie, ob sie sich nicht mal gegen mich verbünden. Genauso wie ich niemals einen partner einer weiblichen freundin vorstellen würde, weil sich schon einige freundinnen an meine partner ranzumachen versucht haben. Da bin ich mittlerweile vorsichtig.


    Vielleicht kannst du deine freundin mal fragen, warum sie das gefühl hat, daß du ihre freundinnen wegnimmst? Hat sie so was schon mal – oder gar öfter – erlebt? Irgendeine ursache haben ihre starken gefühle ja.


    Ansonsten würde ich auf dem thema nicht weiter rumhacken, bringt ja nichts, außer unfrieden. Das problem liegt nicht an dir, es liegt an ihr, ihren früheren erfahrungen / erlebnissen. Aber du wirst es auch nicht ändern oder lösen können.


    Lg
    mary

  • Danke für deine Antwort, mary! :)


    Zitat

    Ich kann sehr wohl sachlich und nüchtern diskutieren. Außer, das thema belastet oder triggert mich gefühlsmäßig sehr stark. Dann werde ich mich durch nichts und niemand davon überzeugen lassen, daß meine sichtweise „falsch“ ist. Meine gefühle sind halt da, und die lasse ich mir nicht verbieten. Wer weiter auf dem thema rumhackt, riskiert nur, mich zum erbitterten feind zu machen. Solche reizthemen spricht man bei mir besser nicht an, außer man will die freundschaft unbedingt zerstören.


    Ansonsten würde ich auf dem thema nicht weiter rumhacken, bringt ja nichts, außer unfrieden. Das problem liegt nicht an dir, es liegt an ihr, ihren früheren erfahrungen / erlebnissen. Aber du wirst es auch nicht ändern oder lösen können....


    Das sehe ich ganz genauso. Ich würde es liebend gerne ruhen lassen, wenn ich nicht durch die Konstellation mit der ehemaligen Mitbewohnerin meiner Freundin immer und immer wieder mit der komplizierten Situation konfrontiert würde, zu der ich mich irgendwie verhalten muss.


    Ich kann es auch verstehen, wenn es einem lieber ist, dass sich die Freunde nicht untereinander kennenlernen. Ich handhabe das zwar anders und hatte schon mehrere Freunde, die sich über mich kennengelernt haben, ohne dass dabei irgendjemand etwas verloren hat. Die haben sich dann weiterhin normal mit mir getroffen, mal die nur untereinander, mal alle zusammen. War alles kein Problem, da kenne ich meine Freunde schon gut genug und vertraue ihnen, dass meine Freundschaft zu ihnen nicht darunter leidet, sondern die beiden eben einfach nur jemand Neuen in ihrem Leben haben, was ich schön finde. Aber wenn jemand das anders halten will und Angst hat, die anderen könnten sich gegen einen verbünden, ist das genauso okay und dann respektiere ich das auch.


    ABER, und das ist ja mein großes Problem an dieser Stelle - dieses Verhalten jetzt steht komplett im Gegensatz zu ihrem früheren Verhalten in all den vielen Jahren unserer bisherigen Freundschaft. All die Jahre hat sie bei Unternehmungen mit ihrer Mitbewohnerin (wohnen seit einem Jahr nicht mehr zusammen) mich von sich aus gefragt, ob ich mitkommen will. Von sich aus geschrieben, dass sie abends kochen und ob ich rüberkommen will. Ich war damals Stammgast in deren Zweier-WG über mehrere Jahre, selbstverständlich lernt man sich da kennen und es war auch nie ein Problem, sonst hätte meine Freundin mich ja auch nicht immer aus eigenem Antrieb dazugeladen. Jetzt plötzlich, als meine Freundin aus anderen Gründen (siehe dazu meine Geschichte: http://www.bindungsangst-forum.net/viewtopic.php?f=1&t=6847) Abstand von mir wollte, kam sie mit dem Vorwurf, ich habe mich an ihre Mitbewohnerin dranhängen wollen und es mache sie traurig, das zu sehen, sie habe Angst, Freunde zu verlieren. Da das jetzt kommt, wo ich auch ihre Mitbewohnerin schon seit Jahren kenne und regelmäßige Treffen üblich geworden sind, ist es eine sehr sehr bescheidene Situation für mich. Sie sieht nur den Status Quo, der macht ihr Angst, aber dass die Entstehung dieser Freundschaft mit ihrer ehemaligen Mitbewohnerin eben gerade kein Dranhängen war, sondern sich harmonisch von allen Seiten ergab, sieht sie gerade nicht. Das finde ich so irrational und das war der Ausgangspunkt für diesen Thread. Auf einen Schlag, als hätte es diese vier Jahre davor, wo sie selbst die gemeinsamen Treffen geplant hat, nie gegeben, begegnet sie mir mit diesem Misstrauen, ich habe ihr ihre Mitbewohnerin weggenommen (dabei haben die beiden viel mehr Kontakt und sie gar nichts verloren) und würde das auch bei anderen Freunden so machen wollen (ich habe außer zu dieser ehemaligen Mitbewohnerin aber von niemandem ihrer Freunde auch nur irgendwelche Kontaktdaten). Wie kann sie einfach ausblenden, dass sie diese Entwicklung jahrelang mitbefördert hat und ich gar keine Ahnung haben konnte, dass sie das irgendwann stören würde? Und stattdessen jetzt alle Verantwortung auf mich abschieben, weil ich ihre Mitbewohnerin nach ihrer Aussage zwar weiterhin treffen soll/kann, es ihre Angst andererseits aber zementiert, wenn ich das dann wirklich tue? Ich kann es da nur falsch machen und diese Situation belastet mich sehr. Kannst du das nachvollziehen? (ihre bzw. auch meine Position :wink: )


    Meine Vermutung ist ja, dass sie bei dem aufkommenden Gefühl, von mir immer mal wieder Abstand zu brauchen, ihren eigenen Bereich schützen will, zu dem auch ihre ehemalige Mitbewohnerin gehört. Dass die da keine Überschneidungen will, weil das auch den Abstand von mir erschwert, wenn ihre Mitbewohnerin auch zu mir Kontakt hat. Erst mit diesem Abstandsbedürfnis kam der Vorwurf. Zwischendrin, wenn alles gut ist, läd sie dann auch wieder ihre Mitbewohnerin oder andere Freunde von sich auch dazu. Bis zum nächsten Abstandsbedürfnis. Es ist eben widersprüchlich, aber diesen Widerspruch zu ihrem eigenen Verhalten sieht sie nicht, ich kann in ihr auch nicht deutlich machen und versacke in dieser bescheuerten Situation. Dabei würde ich von mir aus in jeder kürzeren oder längeren Abstandsphase jeglichen Kontakt zu ihrer Mitbewohnerin einstellen, erstens aus Respekt und zweitens vor allem deshalb, weil mich der Kontakt auch traurig machen würde, an die Freundschaft mit meiner Freundin erinnern würde, die mir ja viel wichtiger ist als irgendwelche ihrer Freunde. Schon aus Selbstschutz. Sie würde also ganz und gar niemanden verlieren, hätte ihren eigenen Bereich, sobald sie von mir Abstand braucht. Ob es etwas hilft, ihr das so zu sagen?


    Zitat

    Vielleicht kannst du deine freundin mal fragen, warum sie das gefühl hat, daß du ihre freundinnen wegnimmst? Hat sie so was schon mal – oder gar öfter – erlebt? Irgendeine ursache haben ihre starken gefühle ja.


    Darüber habe ich mit ihr schon oft geredet. Und da ich sie schon lange kenne, habe ich solche Ereignisse bei ihr sogar selber miterlebt. Es war vor allem der Bruch unseres gemeinsamen Freundeskreises vor ein paar Jahren (unerwiderte Liebe einiger Leute untereinander, damit verbundene Allianzen - egal), bei dem sie (ich auch) einige Freunde verloren hat. Wir beide blieben damals übrig. Ironischerweise war es ausgerechnet ihre ehemalige Mitbewohnerin, um die es heute geht, die damals zu diesen "Ex-Freunden" aus dem ehemaligen Freundeskreis Kontakt gehalten hat und damit meine Freundin so verletzt hat. Ich habe letztens nochmal ein paar Nachrichten nachgelesen, wie sich meine Freundin damals darüber beschwert hat, dass ihre Mitbewohnerin sich jetzt an ihre Freunde dranhänge (!) und nicht zu ihr stehe, wie sehr sie das verletze. Ich habe damals sogar noch ihrer Mitbewohnerin gesagt, dass ich ihr Verhalten meiner Freundin gegenüber unfair finde, was ich wohl kaum getan hätte, wenn ich ihrer Mitbewohnerin hätte in den ***** kriechen und ihre Freundschaft gewinnen wollen. Mit all den Jahren ist das in Vergessenheit geraten, aber deswegen fühle ich mich ja gerade wie im falschen Film. Das Dranhängen an ihre Freunde hat, wenn überhaupt, ihre Mitbewohnerin gemacht, selbst nachdem diese Leute gar nicht mehr mit meiner Freundin befreundet waren. Mit dem Vorwurf, ihre Freunde wegzunehmen, werde jetzt aber ich konfrontiert, obwohl ich immer loyal war. Verstehst du, dass ich das irrational und widersprüchlich finde?


    Ich kann es mir wirklich nur mit obiger Vermutung erklären, dass sie bei Abstand ihren eigenen Bereich braucht. Und dass ihr Fokus auf ihre ehemalige Mitbewohnerin und deren Kontakt zu mir vielleicht gerade daher rührt, dass sie bei ihr auf Grund der Vergangenheit die nicht unbegründete Angst hat, sie könne sich ihr gegenüber illoyal verhalten. Dass sie das nicht mit ihrer ehemaligen Mitbewohnerin ausmacht, sondern gegen mich wendet, ist für mich aber einfach traurig und lässt mich ein wenig verzweifeln.

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    ABER, und das ist ja mein großes Problem an dieser Stelle - dieses Verhalten jetzt steht komplett im Gegensatz zu ihrem früheren Verhalten in all den vielen Jahren unserer bisherigen Freundschaft.


    Aber du schilderst ja ganz genau, wie dämlich sich ihre mitbewohnerin damals verhalten hat und sie dadurch verletzt. Jetzt denkt sie bei allen menschen, daß die sie vielleicht genauso verhalten könnten. Es liegt absolut nicht an dir, sie hat angst, und diese angst kannst du ihr nicht nehmen. Damit muß sie ganz allein fertigwerden. Du kannst sie nur beruhigen wie ein kleines verängstigtes kind.


    Ich kann deine gefühle gut verstehen, du steckst da wirklich in einer blöden situation. Bist mit beiden befreundet, und willst natürlich keine freundschaft aufgeben.

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    Das finde ich so irrational und das war der Ausgangspunkt für diesen Thread


    Das ist auch irrational. Aber wenn wer angst hat, dann kann der nicht mehr klar denken in diesem augenblick, auch wenn er sonst super intelligent und rational ist. Das kenne ich von mir. Ich habe zahnarztangst, ba und auch einige andere ängste. Ich weiß genau, diese ängste sind sinnlos, dämlich, hinderlich für mich. Aber trotzdem kriege ich sie nicht in den griff.

    Zitat

    Wie kann sie einfach ausblenden, dass sie diese Entwicklung jahrelang mitbefördert hat und ich gar keine Ahnung haben konnte, dass sie das irgendwann stören würde?


    Wenn man angst hat, ist man für logische argumente nicht zugänglich.

    Zitat

    Meine Vermutung ist ja, dass sie bei dem aufkommenden Gefühl, von mir immer mal wieder Abstand zu brauchen, ihren eigenen Bereich schützen will, zu dem auch ihre ehemalige Mitbewohnerin gehört. Dass die da keine Überschneidungen will, weil das auch den Abstand von mir erschwert, wenn ihre Mitbewohnerin auch zu mir Kontakt hat


    Das kann durchaus so sein.

    Zitat

    Dabei würde ich von mir aus in jeder kürzeren oder längeren Abstandsphase jeglichen Kontakt zu ihrer Mitbewohnerin einstellen, erstens aus Respekt und zweitens vor allem deshalb, weil mich der Kontakt auch traurig machen würde, an die Freundschaft mit meiner Freundin erinnern würde, die mir ja viel wichtiger ist als irgendwelche ihrer Freunde. Schon aus Selbstschutz. Sie würde also ganz und gar niemanden verlieren, hätte ihren eigenen Bereich, sobald sie von mir Abstand braucht. Ob es etwas hilft, ihr das so zu sagen?


    Ich würde es ihr auf jeden fall so sagen, wie du es hier geschrieben hast. Und dich mit ihrer mitbewohnerin absprechen, daß du das evtl in zukunft so handhaben willst.


    Ich kann sowohl deine als auch ihre position sehr gut nachvollziehen. Meine meinung ist ja immer, daß man über solche konflikte reden soll, weil nur durch reden sich mißverständnisse aufklären lassen. Während ich ein so untypischer bä bin, daß ich mit reden kein problem habe, haben die meisten sehr wohl ein problem mit persönlichen gesprächen. Mein letzter ex (auch bä) hatte ne regelrechte redephobie.


    Ich hoffe mal, daß ihr die situation irgendwie in den griff bekommt. Wäre so schade, wenn eine freundschaft deswegen zerbrechen würde.