Welche Therapieformen werden angewandt ?

  • Provokation ist so ziemlich das Letzte, was ich in einer Therapie gebrauchen kann. Ich bin ein sehr impulsiver Mensch und gehe schnell an die Decke, wenn mich jemand bewusst provoziert.


    Ich habe dem Therapeuten abgesagt. Nächste Woche habe ich zwei weitere Vorgespräche und warte mal ab, was sich ergibt.

  • Zitat

    Provokation ist so ziemlich das Letzte, was ich in einer Therapie gebrauchen kann. Ich bin ein sehr impulsiver Mensch und gehe schnell an die Decke, wenn mich jemand bewusst provoziert.


    Bin ich auch so. ich finde provokation unter aller kanone. Zu so jemandem würde ich nie wieder gehen. Wenn der aggressiv ist, soll er seine aggressionen an jemandem anderen auslassen, nicht an den patienten.

  • Ich kann es nicht beurteilen,...
    aber ich habe sowas auch schon mal gehört,...da der Therapeut sonst keine Chance hätte auch nur im Ansatz an das Grundproblem zu kommen.


    Ich glaube, dass so ne Art Provokation,..nicht unbedingt Standard ist.
    Aber dass es (wenn richtig und mit Verstand eingesetzt!) durchaus dazu führen kann,...dass das beim Patienten etwas "loslösen" kann.
    Aber wie gesagt,...das muss ein Therapeut selber einschätzen können,..wie weit er da bei jedem einzelnen gehen kann und darf,...


    Ich kenne das ein Stück weit von mir selber auch. Jetzt nicht aus der Therapie raus,....aber,..
    Wenn mich jemand in irgend einer Weiße "provoziert",...und ich drauf anspringe,...heisst das u.U. nix anderes,..als wenn er nen Treffer gelandet hat!
    Dass da u.U. ein Problemchen bei mir ist,...das er jetzt,..."gefunden" hat. :wink:


    Gruß

    Was Dich ausmacht, ....ist wie Du aufstehst, wenn Du gefallen bist.


    the best view comes after the hardest climb,...

  • Mein Paartherapeut provoziert mich eigentlich recht häufig, und ich finde das sehr gut! Das gibt mir Energie, aktiviert mich, mal aus meiner Dauer-Depri-Verlust-Resignations-Angst-Stimmung rauszukommen. Der freut sich richtig, wenn ich auf seine Provokationen anspringe... :-D Also, bei mir funktioniert es. Ich gehe ja nicht zum Ausheulen und "Labern" dahin, sondern weil ich neue Impulse bekommen möchte, damit es mal anders - und hoffentlich besser - weitergehen kann.


    Aber das fällt wohl irgendwie auch unter die Rubrik "Die Chemie zwischen Therapeut und Patient muß stimmen". Wahrscheinlich braucht jede/r eine individuell abgestimmte Ansprache - keine Ahnung, wie ein Therapeut sowas unauffällig rausfindet, was am besten zu der Person paßt, die da vor ihm sitzt...stell ich mir sehr schwierig vor.

  • Gestern war ich also beim Gespräch. Der Therapeut und seine Frau behandeln ihre Patienten auch in ihrer Privatwohnung. Seine Frau ist für Kinder und Jugendliche zuständig, der Mann für Erwachsene. Mir hat es sehr gut gefallen. Sofort kann er mich nicht nehmen, weil er ausgebucht ist und die ersten 3 Wochen im Januar Urlaub hat. Danach wird er sich wg. 2-3 Beratungsgesprächen melden und dann entscheiden, ob es weiter geht.

  • Ich habe ja einen Bekannten (ü40), der seit 1,5 Jahren in psychotherapeutischer Behandlung ist wg. seiner narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Auslöser für die Therapie war ein kompletter Nervenzusammenbruch auf Arbeit, dem jahrelange Depressionen vorangingen. Bindungsangst ist bei ihm auch schon lange ein Thema.


    Jedenfalls hat die Therapeutin das Thema "Beziehung" wohl kürzlich erstmals vorsichtig auf den Tisch gebracht, nachdem bisher immer nur über die Kindheit/ Verhältnis zu den Eltern gesprochen wurde. Er hat aber sofort abgeblockt, daß das für ihn derzeit einfach nicht auf dem Plan steht. Er ist froh, daß es ihm dank Therapie (und Medikamenten) nach jahrelangem Leiden endlich einfach mal gut geht und er befürchtet, daß jede "Störung" das wieder zunichte machen könnte. Von Frauen hält er sich bewußt fern, weil er Angst hat, sich zu verlieben, denn dann könnte ja wieder alles aus dem Gleichgewicht geraten.

  • Was er erzählt, klingt wie eine ganz normale Gesprächstherapie mit gelegentlichen einfachen Übungsaufgaben (Aufschreiben, was seine guten Seiten sind, seine Stärken, was ihm Freude macht usw.). Vom "inneren Kind", das hier immer mal wieder erwähnt wird, hat er nichts berichtet. Ich glaube auch nicht, daß er die Therapeutin gefragt hat, wie die Therapieform heißt. Gute TherapeutInnen sind ja ohnehin in mehreren Richtungen bewandert. Auf ihrer homepage nennt sie jedenfalls kognitive Verhaltenstherapie, systemische Paartherapie, EMDR und spezialisiert auf eine bestimmte Angststörung ist sie auch.

  • Zitat von Reni

    Gestern war ich also beim Gespräch. Der Therapeut und seine Frau behandeln ihre Patienten auch in ihrer Privatwohnung. Seine Frau ist für Kinder und Jugendliche zuständig, der Mann für Erwachsene. Mir hat es sehr gut gefallen. Sofort kann er mich nicht nehmen, weil er ausgebucht ist und die ersten 3 Wochen im Januar Urlaub hat. Danach wird er sich wg. 2-3 Beratungsgesprächen melden und dann entscheiden, ob es weiter geht.


    Bisher habe ich leider weder telefonisch noch schriftlich eine Rückmeldung bekommen... ich hoffe, der meldet sich bald.

  • Der Therapeut ist seit dem 18. Januar aus dem Urlaub zurück, hat sich aber immer noch nicht bei mir gemeldet. Kommt das bei Therapeuten auch vor, was die Singlebörsen-Nutzer so oft erleben? Also dass einer sagt, er würde sich melden und dann nichts mehr von sich hören lässt?

  • Ich habe ihm bereits Anfang letzter Woche aufs Band gesprochen, weil ich eine neue Handynummer habe und ihm diese mitteilen wollte. Der Mann hat auch eine E-Mailadresse von mir. Ich schau´ jeden Tag rein, aber auch dort bisher noch keine Rückmeldung.

  • Sein Terminkalender ist schon voll. Er hat mir gesagt, dass wir vor März auf keinen Fall mit einer Therapie beginnen können. Aber er meinte auch, dass er vor einer möglichen Therapie noch 2 oder 3 Vorgespräche mit mir führen wollte und das sollte Ende Januar geschehen. Nach den Vorgesprächen wollte er sich entscheiden, ob ich die Therapie bei ihm machen kann.

  • Das er die Vorgespräche führen will zeigt, das er seine Patienten ernst nimmt. Bis zu 5 Gespräche werden von der Kasse gezahlt. Diese dienen dazu um zu schauen, ob Patient und Therapeut miteinander können und ob die Therapieform die richtige ist etc.

  • Ich habe dem Mann nochmal auf die Mailbox gesprochen, aber keine Reaktion :( .


    Dann habe ich bei meiner Krankenkasse angerufen und sie um Hilfe bei der Suche nach einem Therapieplatz gebeten. Dort gab man mir die Nummer einer Abteilung, die bei sowas behilflich ist. Ich habe dort angerufen und mein Anliegen geschildert. Nach ca. einer Woche kam der Rückruf mit der Aussage, es hätte leider nirgends geklappt... und bei allen Therapeuten, die ich selbst angerufen habe, ging es mir nicht anders.

  • Ich war schon lange nicht mehr hier, wollte mich nun aber auch mal wieder melden und ein wenig berichten, wie es mir zuletzt ergangen ist. Wie ich hier schon angekündigt hatte, habe ich nochmal eine Therapie begonnen und mich für eine tiefenpsychologische Therapie bei einer Heilpraktikerin entschieden, die auch Verhaltenstherapie anbietet. Ich war bei ihr im Vorgespräch, habe ihr von dem eher mäßigen Erfolg meiner Verhaltenstherapie erzählt und dann mit ihr entschieden, tiefenpsychologisch an meine Probleme heranzugehen. Der Grund für diese Entscheidung war, dass ich ohnehin eher rational denkend und verkopft bin und eine Verhaltenstherapie mit ihren eher pragmatischen Ansätzen mir deshalb nicht hilft, wirklich etwas zu ändern. Da habe ich eigentlich alles, was die Verhaltenstherapie anbietet, schon ausprobiert, ohne mich wirklich befreiter und weniger ängstlich zu fühlen.


    Mir fehlt vielmehr der Zugang zu meinem Unterbewusstsein, das mich leider noch mächtig gut im Griff hat, und da hilft es zumindest mir nur, tieferzugehen. Ich hatte jetzt bisher acht Sitzungen und merke bereits, dass ich meine Gefühle besser spüren kann und es mir damit besser gelingt, an entsprechenden Stellen mehr auf andere zuzugehen und in anderen Situationen mich besser abzugrenzen, um damit meine eigenen Bedürfnisse besser zu befriedigen. Denn mein Problem war und ist es noch teilweise, mich selbst zu wenig zu spüren und mehr auf die Außenwelt und andere Menschen zu achten.


    Ich habe meiner Therapeutin schon zu Beginn gesagt, dass sie mich wird hart anpacken müssen, weil meine Fassade sehr stabil ist...das hat sie nach kurzer Eingewöhnung auch gemacht und es damit erfolgreich geschafft, mich zu provozieren und mehr Emotionen aus mir herauszukitzeln. Sie ist mit mir meinem Problem auf den Grund gegangen, warum ich es mir häufig nicht traue, zu meiner Meinung oder meinen Bedürfnissen zu stehen, weil ich Ablehnung fürchte. Und sie hat mit ihren Provokationen mich dazu bringen wollen, auch ihr Contra zu geben, was ich auch getan habe. Damit wollte sie mir zeigen, dass es richtig und gut ist, Ärger zu zeigen und dass andere das aushalten können, ohne sich von einem abzuwenden. In vielen Situationen konnte ich das schon, aber ich habe jetzt gelernt, das auch gegenüber den Menschen zu tun, wo es für mich wirklich darauf ankommt, weil sie mir sehr wichtig sind.


    Das hat dazu geführt, dass ich mit meinen Eltern ein sehr offenes, durchaus schmerzhaftes, aber auch heilsames und versöhnliches Gespräch geführt habe. Und auch mit meiner Freundin, von der ich hier berichtete, habe ich sehr offene Worte gesprochen und meinen Standpunkt klargemacht, wobei ich eine vorübergehende Ablehnung in Kauf genommen habe. Es war heftig, aber friedlich, und nachdem wir uns ein bisschen Abstand gegönnt haben, haben wir Ende letzten Jahres nochmal sehr offen miteinander gesprochen und hat sie ihre Unterstellungen zurückgenommen, sich entschuldigt und zugegeben, dass diese in ihrem schwachen Selbstwertgefühl wurzelten. Das hat unsere Freundschaft tatsächlich auf eine andere Ebene gebracht, und zwar eine, in der wir auf Augenhöhe agieren und ich mich absolut respektiert und wertgeschätzt fühle. Es ist befreiend und toll. :-D


    Nun habe ich immer noch genug Baustellen, vor allem den Aufbau einer Liebesbeziehung für mich und den Weg dahin, nicht nur die Frauen mit psychischen Problemen spannend und attraktiv zu finden. Aber an einigen Stellen hat es wirklich schon sehr befreiend gewirkt und mehr Ruhe in mein Leben gebracht, was für mich ein sehr erfreuliches Zwischenergebnis ist. :applause:


    Deshalb kann ich allen, die auch eine gute Fassade aufgebaut haben, verkopft und schwer zu knacken sind, nur empfehlen, sich auch dem harten, aber hilfreichen Prozess einer tiefenpsychologischen Therapie auszusetzen. Mein Fortschritt ist jetzt nach einem Vierteljahr schon deutlich größer als der bei einer einjährigen Verhaltenstherapie, weil ich ganz anders angepackt, gespiegelt und getriggert werde. Vielleicht kann ich damit ja einigen Mut machen, denn ich würde mich da schon als "harte Nuss" (Aussage meiner Therapeutin :wink: ) bezeichnen. :mrgreen: