(Wie) Haben euch eure Erfahrunge verändert?

  • Hallo,


    ich war selbst jahrelang in Therapie und bei mir ging es NICHT um Aufarbeitung und Verarbeitung von Kindheitserlebnissen, sondern um STABILISIERUNG.
    Eine Konfrontation mit verdrängten Erinnerungen hätte mich zusätzlich destabilisiert und wurde sogar zu diesem Zeitpunkt abgeraten. Dazu muss man bei entsprechenden Erlebnissen erst einmal stabil sein, sonst wirft einen aus der Bahn, was da hochkommt und verarbeitet werden muss.


    Es gibt also Unterschiedliche ZIELE in einer Therapie- und diese legt der Therapeut zusammen mit dem Patienten im Vorfeld fest.
    Ein Ziel KANN Veränderung oder Aufarbeitung sein...oder eben auch "nur" Stabilisierung!


    Das ist mein Senf dazu.


  • hallo zahrich,
    ja es ist vor 2 Wochen etwas passiert, was alte Wunden wieder aufgerissen hat & daran habe ich momentan zu knabbern.
    Habe mir die letzten Tage sehr viel Zeit für mich genommen und viel nachgedacht & auch viel aufgeschrieben. ich merke dass es besser wird... ich sehe wieder Licht am Ende des Tunnels...
    danke für deine Tipps.


    Zitat

    ich war selbst jahrelang in Therapie und bei mir ging es NICHT um Aufarbeitung und Verarbeitung von Kindheitserlebnissen, sondern um STABILISIERUNG.
    Eine Konfrontation mit verdrängten Erinnerungen hätte mich zusätzlich destabilisiert und wurde sogar zu diesem Zeitpunkt abgeraten. Dazu muss man bei entsprechenden Erlebnissen erst einmal stabil sein, sonst wirft einen aus der Bahn, was da hochkommt und verarbeitet werden muss.


    ja Rosenrot, es gibt Erlebnisse, die man nicht unbedingt wieder rausholen sollte. Das ist auch meine Meinung... außerdem ist jeder Mensch anders. Manche sind robuster als andere...
    darf ich fragen welche Art von Therapie du gemacht hast? evtl. hast du das auch in kowais thread geschrieben, ich muss nochmal gucken... danke auch dir.

  • Zitat

    Ansonsten würde ich dich bitten, diese subtilen Bemerkungen in einigen anderen Threads mir gegenüber zu unterlassen. Ich empfinde das als unschön und manipulativ. Danke.


    ich fand es auch unschön, sukramine. es hat mich verletzt. ich kann das und will das nicht immer ignorieren, es war ja auch nicht das erste Mal. warum du das tust, weiß ich nicht... :(

  • Zitat von Sara


    Nach Rainer Sachse (einem Spezialisten für PS) ist das schlimmste, was ein "normaler" Mensch einem davon Betroffenen antun kann, zu sagen "ich hatte das auch - habe das und das gemacht - und habe das damit in den Griff bekommen".


    dann wäre das forum hier jo überflüssig ;-)


    ich sehe das (für mich) etwas differenzierter.


    ich habe beides schon erfahren. situationen, in denen mir jedes hilfsangbot als druck erschien, weil mir eh alles zuviel war.
    das war während meiner depression, für aussenstehende ist das auch viel weniger verständlich, man sieht es einem ja nicht sofort an. und wie hier an anderer stelle schon geschrieben wurde, viele lieb meinende menschen haben das gefühl, man könnte ja, wenn man nur genug wollte.


    ich kenne aber auch situationen, in denen es mir geholfen hat, wenn mir andere betroffene erzählt habe, was sie versucht haben, um ihre situation zu verändern. seien dies ratschläge wie eine "positivliste" zu erstellen oder dieses oder jenes buch zu lesen, oder auch eine empfehlung für die eine oder andere therapieform.
    therapeuten arbeiten meines wissens ähnlich. sie haben sozusagen einen werkzeugkasten und geben dem patienten nach und nach diese werkzeuge zur hand, so lange, bis die das werkzeug gefunden haben, mit dem der patient arbeiten kann.


    was ich im zusammenhang mit helfen auch immer interessant finde ist die frage, warum jemand helfen will. nicht selten steckt da teilweise auch die durchaus egoistische motivation dahinter, seinem eigenen leben durch das helfen einen sinn zu verleihen.

    Spock: You mistake my choice not to feel as a reflection of my not caring, while I assure you the truth is precisely the opposite.
    (Star Trek Into Darkness)

  • Zitat von zahirch

    ..


    was ich im zusammenhang mit helfen auch immer interessant finde ist die frage, warum jemand helfen will. nicht selten steckt da teilweise auch die durchaus egoistische motivation dahinter, seinem eigenen leben durch das helfen einen sinn zu verleihen.



    Hi,


    Nun, ich denke,..wir alle hier im Forum, oder zumindest die meisten hier,...sind auf der Suche nach Hilfe,...egal in welcher Art. Sei das Trost, sei das Mitgefühl, sei das Unterstützung, geht es um Tipps, Anregungen? Ratschläge?, Erfahrungsaustausch ....was auch immer.


    Und ich finde,..man bekommt hier durchaus gute Anstöße.
    Ging mir ja auch selber so,...dass ich hier auf verschiedene Dinge hingewiesen worden bin, Tips kamen,.. Ratschläge kamen,... zu ein und dem selben Punkt mit völlig unterschiedlichen Meinungen...(jeder User hat da eben eigene Meinungen)
    Auch von Dir hab ich z.B. Tips und Anregungen bekommen... :wink:


    Nicht jede Hilfestellung ist unbedingt passend,..aber vieles kann man trotzdem zumindest aufnehmen, versuchen darüber nachzudenken und seine Schlüsse daraus ziehen.
    Manches davon, "schmeckt" einem ggf nicht so recht, zumindest in dem Moment wo man es liest,..aber mit etwas Abstand und Zeit,...haben auch diese Dinge (Tips) ggf. ihre reele Berechtigung.


    Aber ich denke,...hier im Forum,...geht es als solches um Erfahrungsaustausch und auch um Hilfe,...das eine schließt da das andere ja nicht aus.
    Und jeder der sich dabei in irgend einer Form beteiligt,...bietet eben Hilfe (auch in Form von eigener Erfahrung?) an.
    Das finde ich auch gut so,..denn dazu ist das Forum ja auch da. oder nicht?


    Und ich finde,...es ist doch gut so,....dass es hier Hilfe gibt,....mal egal aus welcher Motitvation heraus das entsteht.



    Gruß

    Was Dich ausmacht, ....ist wie Du aufstehst, wenn Du gefallen bist.


    the best view comes after the hardest climb,...

  • Mir hat das Forum insofern sehr geholfen, indem ich erkannt habe, dass ich mit meinen Erfahrungen nicht alleine war. Meine Wahrnehmungen, an denen ich gezweifelt hatte , durchaus sinnig und richtig.
    Ebenso ist es auch im Nachhinein sehr lehrreich , anhand von anderen Erfahrungsberichten zu begreifen , dass meine Aktivitäten wieder an den gleichen Grenzen scheitern mussten...dass meine Hilfsbereitschaft NICHT ausreichen konnte , es nicht an mir lag , dass die Muster nicht aufgelöst wurden. Dies ist sehr positiv für einen selber, wenn auch sehr schmerzhaft.
    Hinweise, man muss mehr auf sich und seinen Selbstwert achten, sind wie kleine Energiedrinks, die uns auf den Weg der Verarbeitung mitgegeben werden.


    Für BAs hier im Forum sieht die Sache der Öffnung doch ein bisschen anders aus :
    Während wir Ex) Partner von BAs hier leichter Antworten, Tipps und literaturhinweise auf unsere Fragen bekommen, wir uns hier auch mal richtig "auskotzen " dürfen, können wir IMMER mit Trost, Zuspruch und Empathie von Leidensgenossen rechnen.
    Der Ba dagegen wird früher oder später immer auf seine verletzendes Verhalten hingewiesen und die wohlmeinenden Ratschläge , diese oder jenes zu probieren, um seine Muster zu lösen , helfen nicht wirklich weiter. Auch deswegen wohl, weil wir aus einer ganz anderen Position heraus argumentieren.....und sie auf der " anderen Seite " stehen.
    Als Nichtbetroffender schießt man auch schnell mal übers Ziel hinaus, weil der Weg uns so einfach erscheint.


    ich glaube hier kommt das Forum auch sehr schnell an seine Grenzen. Wir können Beistand leisten, Mut zusprechen , viele Tipps und Ratschläge geben.....ihn vielleicht dadurch ein Stück auf seinen Weg begleiten, aber wir Forumsmitglieder können die Muster und Ursachen der Bindungsangst nicht lösen.

    Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es einen unstillbaren Sommer in mir gibt.
    Albert Camus

  • danke Sara für deine Erklärungen!

    Zitat

    Damit eine Therapie gelingt, muß der Patient mittun - aber es muss der Therapeut sich mit dem Problem auch auskennen (und die wenigsten sind gut auf dem Gebiet von bindungsstörungen), es muss die Methode zum Klienten und zum Problem passen (Psychoanalyse hat noch nicht allzulange ein Konzept für bindungsstörungen, die habe das Thema lange nicht mögen) und es muss die Chemie passen.


    Wenn ein Therapeut einen Patienten 8 Jahre lang (habe ich das richtig verstanden?) behandelt und - mal nur angenommen - der Patient leistet die ganze Zeit seinen Beitrag nicht, dann trägt der Therapeut aber zumindest Mitschuld wenn er nicht signalisiert, Frau podenca, so macht das aber keine Sinn. Und zwar bevor die 8 Jahre rum sind. kurz - entweder der Therapeut hat keine Ahnung gehabt oder das therapieziel, um das es damals ging, wurde auch erreicht.


    Es waren 2 verschiedene Therapeuten - einmal 3 Jahre, das andere Mal 5 Jahre.
    Dass ich Bindungsangst habe, wurde (glaube ich) von keinem der Therapeuten erkannt oder "bearbeitet". Angesprochen wurde es von mir bei der zweiten Therapeutin... sie ging aber einfach drüber weg.
    Letztendlich kann ich nicht beurteilen, warum es mir nicht so viel gebracht hat, wie ich mir gewünscht hätte. Ich weiß es nicht....


    Zitat

    ich glaube hier kommt das Forum auch sehr schnell an seine Grenzen. Wir können Beistand leisten, Mut zusprechen , viele Tipps und Ratschläge geben.....ihn vielleicht dadurch ein Stück auf seinen Weg begleiten, aber wir Forumsmitglieder können die Muster und Ursachen der Bindungsangst nicht lösen.


    Ja Jojo, so ist es wohl - leider!

  • Sicherlich gibt es Grautöne zwischen " BA" und auf der anderen Seite " Normalo" , und wird deswegen dem einzelnen nicht gerecht. Aber ich habe diese extreme Einteilung bewusst anschaulich so gewählt weil ich mich frage, warum meistens BA-Betroffenen sich hier im Forum angegriffen fühlen.


    Bei mir selber und vielen anderen hier kann ich kein offensichtliches abwertendes Angreifen eines BAs entdecken, außer dass einen vielleicht die Lösung mancher Problematik einfacher erscheint als sie es für Betroffenen in der Realität ist.
    " Musst Therapie machen" " Tritt in den Hintern " sind nur einige der Beispiele , die dann auf den Betroffenen verletzend wirken können, so als würde man ignorieren, dass sie bereits an sich arbeiten, sich öffnen oder bereits helfen lassen.
    Dazu kommt meines Erachtens noch, dass hier im Forum , dass voll mit leidvollen Erfahrungen der Partner, den BAs. ständig deren Verhalten und damit verbundenen Konsequenzen indirekt vor Augen geführt wird. Anschlissend bekommen sie noch unsere Kommentare zu lesen, wie schlimm es ist, wie leidvoll und traurig.......puh .....ich stell mir gerade vor, wie das für mich wäre .....das ist für Betroffene sicherlich schwer abzugrenzen.Auch bringt es den BA auf Dauer nicht wirklich weiter, wenn er sich ständig mit dem verletzenden Verhalten andere BAs auseinandersetzt.....die, die hier im Forum aktiv werden , wissen es doch eh.
    Vielleicht verlassen deswegen BAs schneller das Forum.


    Für mich ist es durchaus denkbar, dass hier das Forum von BAs und Normalos unterschiedlich wahrgenommen wird.
    Ich habe aber auch keinen konkreten Lösungsvorschlag, wie es entschärft werden könnte.

    Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es einen unstillbaren Sommer in mir gibt.
    Albert Camus

  • Ist vielleicht eine naive Frage, aber ich stelle sie einfach mal trotzdem: warum ist es eigentlich so, daß in diesem Forum ganz oft BÄler-Partner aktiven BÄlerInnen Ratschläge geben, während es umgekehrt so gut wie nie passiert, daß aktive BÄler die Geschichten von PartnerInnen kommentieren? Es kommt doch relativ häufig vor, daß mehr oder weniger verzweifelte PartnerInnen hier auftauchen und von aktiven BÄlern gern wissen würden, wie sie das Verhalten ihres speziellen BÄlers wohl deuten sollen, wie sie sich ihm gegenüber am besten verhalten sollen usw. Darauf kommen aber fast nie Antworten...
    :think:

  • Zitat

    wie sie das Verhalten ihres speziellen BÄlers wohl deuten sollen, wie sie sich ihm gegenüber am besten verhalten sollen usw. Darauf kommen aber fast nie Antworten...


    Vielleicht, weil sie sich eben um SICH SELBST kümmern sollen und nicht um "Rezepte zum richtigen Umgang mit ihrem BÄ". Das gibt es nicht. Auch die Deuterei hilft nur zum Verständnis, aber nichts, wenn sie dazu dient weiter am BÄ zu klammern.
    Und der Hinweis, daß sie ihre eigenen Baustellen in den Griff bekommen sollen kommt doch fast immer.


    Es wird vom "normalen" Partner auch meistens überhaupt so gar nicht gerne gehört, daß er selbst vielleicht auch ein Problem hat- unter Umständen selbst BA in der passiven Form.

  • Rosenrot, was Du schreibst, ist ja richtig, natürlich sollten die Partner auch mal bei sich schauen, ob sie nicht vielleicht auch ein Problem haben. Und daß diese Deuterei wenig bis nichts bringt - zu der Erkenntnis kommt man ja irgendwann auch.


    Ich meinte eher, warum aktive BÄler sich so überaus selten dazu angeregt fühlen, den Partnern etwas mitzuteilen. (Unabhängig davon, was das den Partnern bringt.) Sieht man als aktiver BÄler nur sich selbst und sein eigenes Problem? Oder liegt es vielleicht daran, daß man alles, was dazu beitragen könnte, eine auf der BA-Kippe stehende Beziehung zu retten, meidet, weil man selbst einfach nur weglaufen will?


    Das Forum ist doch auch dazu da, einen Dialog zwischen beiden Seiten (der selben Medaille) hinzubekommen... schade, daß der aber oft so einseitig ist.

  • Ja da hast du Recht.
    In der Beziehung selbst ist es oft so, daß der BÄ es ja selbst nicht versteht und es dadurch auch nur schwer kommunizieren kann.


    Zitat

    Oder liegt es vielleicht daran, daß man alles, was dazu beitragen könnte, eine auf der BA-Kippe stehende Beziehung zu retten, meidet, weil man selbst einfach nur weglaufen will?


    Das ist ganz bestimmt ein erheblicher Grund- wenn auch unbewusst.

  • ich habe nie gewollt, dass mein partner auf meine verlustangst auf eine spezielle art reagiert, mir war immer wichtig, dass er sich selber bleibt und sein verhalten nicht mir anpasst.


    für mich gibt es deshalb keine ratschläge, wie sich ein partner in einer ba-beziehung verhalten soll, und deshalb schreibe ich dazu auch kaum etwas.

    Spock: You mistake my choice not to feel as a reflection of my not caring, while I assure you the truth is precisely the opposite.
    (Star Trek Into Darkness)

  • Zitat

    Das Forum ist doch auch dazu da, einen Dialog zwischen beiden Seiten (der selben Medaille) hinzubekommen... schade, daß der aber oft so einseitig ist.


    Kann es nicht auch einfach sein, dass die meisten, die hier "herumschwirren" passive BÄs sind bzw. BÄ-Partner? d.h. dass sie auch schlicht zahlenmäßig überlegen sind?
    naja, das ist nur eine mögliche Erklärung, hinzu kommt sicherlich auch, dass die "aktiven" oft einen schlechten Zugang zu ihren eigenen Gefühlen haben - ich hatte ja selbst ein paar aktive Phasen, da hätte ich das niemals erklären können, was gerade mit mir passiert, außer, dass die Gefühle halt quasi plötzlich "ausgeknipst" waren.
    Deshalb weise ich auch immer wieder darauf hin, dass man unbedingt bei sich selber bleiben soll... man kann nur sehr schwer etwas verstehen, was derjenige selbst nicht versteht...

  • Zitat von Rosenrot

    Ja da hast du Recht.
    In der Beziehung selbst ist es oft so, daß der BÄ es ja selbst nicht versteht und es dadurch auch nur schwer kommunizieren kann.


    "Da gibt es nichts zu verstehen" sagte mir "mein" BA mal, als ich sagte, lass uns doch darüber reden, ich möchte dich verstehen ... wahrscheinlich, weil er es selbst nicht verstand/versteht.


    Und dann möchte ich mal anmerken, dass ich es unglaublich finde, wie viele Neuanmeldungen es hier gab, seit ich hier angemeldet bin ... um 150 rum ... nur vergleichsweise wenige neue Postings ...


    Und ich glaube nicht, dass die BA-Partner hier in weit überlegener Anzahl vorhanden sind ... ich glaube einfach, dass die BA-Partner "kommunikativer" sind


    Ich bin mir zu 99,9% sicher, würde mein BA hier lesen, und sehen, wie es anderen geht und was BA Verhalten mitunter bei andern auslöst ... er würde sich scheisse finden (noch mehr)

    Ich will glänzen ich will scheinen und ich tu als tät nichts weh
    würde dir gern alles zeigen bin ein eisberg auf der see


    vielleicht wirds morgen für mich regnen und irgendwann ergeb ich mich
    wenn wir uns je wieder begegnen zeig ich dir mein wahres ich

  • Ich glaube, ich wundere mich deshalb so darüber, daß so wenig an "Ratschlägen" von aktiven BÄlern kommt, weil hier im Forum doch auch einige sehr reflektierte, therapieerfahrene BÄler unterwegs sind (aktiv und passiv - gilt ja für beide Seiten), und ich habe immer noch die Frage im Hinterkopf, die meine Bekannte, die Psychiaterin/Psychotherapeutin mir mitgab: "Frag ihn doch mal, was er braucht... wie er sich das alles so vorstellt" - ich finds halt komisch, daß diese Frage so wenig beantwortet wird, selbst von sehr (selbst)erfahrenen Menschen im fortgeschrittenen Alter in der Anonymität eines Forums.


    Zitat von zahirch

    ich habe nie gewollt, dass mein partner auf meine verlustangst auf eine spezielle art reagiert, mir war immer wichtig, dass er sich selber bleibt und sein verhalten nicht mir anpasst.
    für mich gibt es deshalb keine ratschläge, wie sich ein partner in einer ba-beziehung verhalten soll, und deshalb schreibe ich dazu auch kaum etwas.


    Ich meine auch nicht Anpassung, sondern: Darauf-Eingehen. Das ist doch was völlig Normales in einer Beziehung, ob mit oder ohne BA. Ich mißverstehe das vielleicht, aber aus manchen postings lese ich heraus, daß sich aktive BÄler vor allem zu wünschen scheinen, daß der Partner quasi superstark sein soll, in sich ruhen...wie eine Statue? Ich unterstelle, weiß nicht, ob zu Unrecht, daß das so ist - wenn es so ist - , weil es einem dann das Weglaufen erleichtert, das schlechte Gewissen reduziert, denn man will ja niemanden verletzen, und wenn man sich dann vorstellt, daß der Partner ja sowieso so stark ist und in sich ruht, daß ihm der Verlust gar nichts ausmacht.... na ja. Vielleicht sehe ich das so, weil ich selbst ja doch jedes Mal sehr verletzt war, wenn wieder ein BÄler weglief.


    Dann wollte ich noch sagen, daß für mich der Ratschlag, den BÄler doch am besten zu vergessen, wahrscheinlich genauso sinnvoll klingt und genauso schwer umzusetzen ist, wie für einen aktiven BÄler der Ratschlag, doch bitte nicht gleich wegzulaufen, sondern es weiter zu versuchen.... :?

  • Zitat von Sukramine

    Ich denke, dass du mit dem Wunsch nach "Stark sein" und "In sich ruhen" ziemlich richtig liegst. Nur würde meine Interpreation da nicht ganz so negativ ausfallen. Wenn man bedenkt, dass BÄ oft psychisch verunsichert sind, wenig Selbstwertgefühl haben....dann ist dieser Wunsch nach Unerschütterlichkeit und Stärke ja doch irgendwie nachzuvollziehen, oder?


    Sukramine, ja, das ist sogar sehr gut nachzuvollziehen, und einerseits ja, ich habe oftmals das Gefühl gehabt, daß dieser Wunsch nach innerer Stärke auf mich projiziert wurde: "Du bist so eine starke Frau... Du ruhst in Dir selbst... Du gehst Deinen Weg..." usw. - da habe ich eigentlich immer nur gedacht: HÄ?! Das ist doch völlig übertrieben... :think: Und mein BA-Partner-Spruch lautete deshalb ja auch immer: "Ich bin aber doch auch nur ein Mensch!"


    Und andererseits folgte eben immer darauf, daß ich angeblich so superstark war, daß der BÄler sich selbst so furchtbar schwach vorkam - vgl. BA-Spruch: "Du hast jemand Besseres verdient" - und: weglief. Also, selbst wenn man die Erwartung nach innerer Stärke usw. erfüllen würde, nicht in Verlustangst-Panik verfiele... – und ich glaube, daß mein aktueller BÄler sowie vielleicht auch andere das gar nicht so sehr mitbekommen, wieviel Angst ich habe, weil sie eben so intensiv um sich kreisen – ein idealer, starker Partner würde beim aktiven BÄler wohl früher oder später eine krasse Selbstabwertung hervorrufen, gefolgt von Flucht. Ist also im Ergebnis gleich. Glaube ich jedenfalls.

  • Zitat von kowai

    Ich meine auch nicht Anpassung, sondern: Darauf-Eingehen. Das ist doch was völlig Normales in einer Beziehung, ob mit oder ohne BA. Ich mißverstehe das vielleicht, aber aus manchen postings lese ich heraus, daß sich aktive BÄler vor allem zu wünschen scheinen, daß der Partner quasi superstark sein soll, in sich ruhen...wie eine Statue? Ich unterstelle, weiß nicht, ob zu Unrecht, daß das so ist - wenn es so ist - , weil es einem dann das Weglaufen erleichtert, das schlechte Gewissen reduziert, denn man will ja niemanden verletzen, und wenn man sich dann vorstellt, daß der Partner ja sowieso so stark ist und in sich ruht, daß ihm der Verlust gar nichts ausmacht.... na ja. Vielleicht sehe ich das so, weil ich selbst ja doch jedes Mal sehr verletzt war, wenn wieder ein BÄler weglief.


    nein, darum geht es nicht, stark zu sein, weil einem dann ein verlust nichts ausmachen würde.


    natürlich gibt es in jeder beziehung dinge, wo man sich anpasst oder kompromisse.
    wenn mir mein partner aber sagt, er habe nicht gewusst, wie er sich verhalten soll, damit ich nicht wieder in meinen "modus" gerate, dann ist das etwas, das sich für mich falsch anfühlt.
    ich kann es irgendwie noch nachvollziehen, es ist (bzw. war ;-)) für ihn nie schön, wenn ich mich im "modus" aus vermeintlichem selbstschutz ihm gegenüber ablehnend verhielt.
    aber indem er die situation vermeidet nimmt er mir die möglichkeit, den umgang mit für mich schwierigen situationen zu lernen und diese irgendwann ohne "absturz" zu meistern.


    wir haben anfangs nicht mal so selten gestritten. wir mussten unsere vorstellungen, wie eine beziehung zu sein hat, mit dem realen menschen, mit dem wir eine beziehung haben, in einklang bringen. und eines seiner "streit-muster" war, dass er irgenwann sagte, er könne das nicht mehr, dann müsse ich halt den rest meines lebens alleine verbringen...
    zur erinnerung, ich bin diejenige mit verlustangst, er ist bloss manchmal etwas stur ;-)
    für meine verlustangst war das natürlich speziell am anfang der blosse horror, ausgerechnet dieser satz.....
    heute bin ich dafür fast dankbar, ich habe auch dadurch die erfahrung gemacht, dass mich zumindest der gedanke daran, verlassen zu werden, nicht mehr komplett aus dem konzept bringt. wie ich reagiert hätte, wenn er tatsächlich mal gepackt hätte....keine ahnung.


    in sich ruhen heisst manchmal auch, umbequem sein, wenn man für sich einsteht.
    und das ist, was ich ganz persönlich von meinem partner wünsche, dass er weiss, wer er ist, was er will, und dass er sich dafür auch gegen allfälligen widerstand einsetzt.
    das hat für mich nichts mit der möglichkeit zu tun, ohne schlechtes gewissen wegrennen zu können. das ist nicht mein thema, als mensch mit verlustangst kann ich gut mit nähe umgehen.

    Spock: You mistake my choice not to feel as a reflection of my not caring, while I assure you the truth is precisely the opposite.
    (Star Trek Into Darkness)