Kontaktabbruch zu den Eltern

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    Ob sie kriegsflüchtlinge oder zwangsarbeiter


    Die Tage hat jemand mich zum Nachdenken gebracht, er sagte, wir (Deutsche) sind alle irgendwie Flüchtlinge, wenn wir ganz zurück blicken, auch bei mir ist es so, mein Leben war wie eine Flucht und Suche nach irgendwas bis ich angekommen bin.


    Ich weiss, das meine Oma und meine Mutter nicht einfach hatten, aber ich bin der gleichen Meinung wie Mary, meine Mutter hat kein Recht gehabt mich so mies zu behandeln und zu erziehen, weil ihr Leben beschi.... war und immer noch ist, sie soll erst mal mit sich in Reinen kommen.


    Oma wird es nicht mehr, weil sie Demenz ist und 91 Jahre alt ist.

    Um in der Welt etwas zu bewirken, bedarf es liebevoller Emotionen, nicht kaltherziges Denken!


    Wenn du mein Licht erst kennst, dann weißt Du, wie hell dein Tag sein kann und wie hinreißend die Freude die Du, durch mich erfährst.

  • Hallo sara,


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    Wenn es darum geht, deine Eltern "anzuschwärzen bzw schlecht zu machen", dann lass es. Da kommt nichts vernünftiges dabei heraus.


    so ist es - genau das will ich nicht tun (bei den Verwandten). wenn ich aber über "das Problem" mit den Verwandten rede, dann wäre das ja der Effekt. ansonsten müsste ich schauspielern und so tun, als ob alles OK wäre, wenn sie mich nach den Eltern fragen (das werden sie natürlich!!!) nee, ich will nicht schauspielern und lügen. das geht nicht! somit kann ich mich nur von den Verwandten fernhalten, ich sehe keine andere Lösung...


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    Wenn es aber so ist, dass du einfach zu manchen Sachen etwas zu sagen hast, und deine Eltern "nur" deine Sicht der Dinge nicht hören wollen bzw nicht billigen, dass du diese oder jenes offen ansprichst - dann hast du allen Grund deinen Mund auszumachen. Schweigen, nur um bequem zu sein, solltest du nicht.


    Ich habe alles bei meinen Eltern angesprochen und mir wurde nie zugehört. ich werde dann sofort unterbrochen und angeschrien oder man flieht aus dem Zimmer, weil man es nicht hören will oder es wird mit Zynismus reagiert oder oder oder... es gibt da KEINE CHANCE, es zu klären! Niemals. Ich habe aufgegeben. Deshalb der Kontaktabbruch....

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    Aber das heißt doch nicht, wenn ich selbst ne schlechte kindheit hatte, daß ich dann meine kinder auch schlecht behandeln muß. Das ist doch unfair, die können ja nichts dafür, daß es mir schlecht gegangen ist. Und ich rede da nicht von kleineren ungerechtigkeiten. Sondern das, was meine mutter gemacht hat, war schon massiv. Ein psychologe hat mal von nem trauma gesprochen. Und die folgen spüre ich heut ncoh,


    Sehe ich genau wie du, mary!
    ich spüre die Folgen der Misshandlung durch meine Eltern auch bis heute (meist verbale Misshandlungen) - mein nicht vorhandenes Selbstwertgefühl wirkt sich in jeden Lebensbereich aus ...


    Und ich weiß auch, dass es meine Eltern in ihrer Kindheit auch schwer hatten und mein Vater auch selbst misshandelt wurde ... aber das ist überhaupt keine Entschuldigung für mich! :evil: v.a. kann ich meiner Mutter auch nicht verzeihen, dass sie das alles mitangesehen hat und nie daran dachte, diesen Mann zu verlassen, der ihre Kinder so mies behandelt... bis heute hält sie zu ihm.

  • @ Sara
    Na, das beginnt wahrscheinlich schon wenn ich zur Tür reinkomme & sie mich fragen "na, wie gehts deinen Eltern?"
    Dann müsste ich antworten: "Keine Ahnung, ist mir auch egal, wir haben seit Monaten keinen Kontakt"
    Dann kommt natürlich die Frage: Ach, WARUM?
    ...und los gehts! :neutral:

  • Sara, du wirst es nicht glauben, aber meine Eltern behandeln mich auch immernoch wie ne 12-Jährige... das soll keine Entschuldigung sein, aber das ist der Umgang in dieser Familie... und Grenzen ziehen, das muss ich auch lernen - ich muss erstmal meine Grenzen SPÜREN lernen, um sie dann besser verteidigen zu können... :(


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    Auf "na, wie geht's deinen Eltern" kannst du doch auch Antworten "das weiß ich nicht so genau, wir haben zuletzt wenig Kontakt." Und wenn dann nachgefragt wird warum, kann du doch auch sagen "das möchte ich nicht mit dir / euch diskutieren"


    puh, das hört sich total unfreundlich an... ich schaff das nicht. da ist gleich die Stimmung versaut. und das bleibt dann "im Raum stehen". und dann sollen wir das Thema wechseln und so tun als ob alles OK wäre? nee, das geht nicht, will ich nicht & schaff ich nicht... und ganz ehrlich: die Leute sind mir auch nicht total wichtig. ich kenne die kaum... das hat wohl auch mit meinen Grenzen zu tun, denn ICH WILL DIE GARNICHT SEHEN! die wollen das...und ich fühle mich "verpflichtet".... :evil: klar spüre ich die ERWARTUNG ganz massiv... und nachdem ich immer bloss nach den Erwartungen anderer Leute gelebt habe, ist das wohl mein Programm, das es zu durchbrechen gilt... ohne schlechtes Gewissen?! das wird schwer..... :pale:

  • Ob meine mutter von ihren eltern unterdrückt wurde, weiß ich nicht, eher von ihren geschwistern. Allerdings herrscht in der familie meiner mutter die ansicht, daß kinder unbedingt ihren eltern gehorchen müssen, und eine frau sich dem mann unterzuordnen hat. Das ist den kinder wahrscheinlich jeden tag eingetrichtert worden. Und meine mutter hat sich mehr oder weniger freiwillig untergeordnet. Ihr bruder und ihre schwester sind da nämlich eher ganz anders. Meine tante hat ihren mann und ihre kinder „fest im griff“, mein onkel ist ein rebell, der grundsätzlich immer dagegenredet. Bei denen hat die erziehung das gegenteil bewirkt.


    Die oma väterlicherseits hat niemanden unterdrückt, sie ist nur einfach so ne „alphawölfin“, die hat eine natürliche autorität. Sie hatte ihren 2. mann und ihren sohn auch im griff, ohne die jemals schlecht behandelt zu haben. Sie hat eine natürliche „führungskraft“-ausstrahlung. Nur ich mit meinem dickkopf habe mcih davon nicht beeindrucken lassen.


    Und mein opa war die herzensgüte in person, der hätte nie nen menschen schlecht behandelt, ganz im gegenteil. Der war auch zu seinem stiefsohn ein sehr guter vater. Der hat alle rundum, einschließlich oma, meine mutter, meinen vater, uns kinder, eher ständig verwöhnt und uns alles durchgehen lassen.


    Also mein vater hatte in der hinsicht keine schlechten eltern. Ich vermute eher, daß der rosenkrieg zwischen seinen leiblichen eltern ihm nicht gutgetan hat. Oder sein richtiger vater viel falsch gemacht hat. Das war nämlich ein ziemlich grober mensch. Außerdem mein vater, genauso wie die oma und ich, es einfach nicht mögen, untergeordnet zu sein. Selbst wenn meine oma meinen vater nie schlecht behandelt hat, so ne strenge mutter ist auch nicht grad der wunschtraum eines kindes. Irgendwann will man selbst mal an 1. linie der machtleiter stehen.


    Es heißt ja nicht, wenn man sich nen schwächeren partner sucht, daß man den automatisch unterdrückt. Bei mir ist das gegenteil der fall. Je schwächer jemand mir gegenüber ist, desto nachgiebiger werde ich. Kann mir ncihts passieren, ich sitze ja am längeren hebel. Wenn dagegen wer gleichstark oder gar stärker ist, da werde ich aggressiv. Da verschaffe ich mir gleich mal respekt, daß ich mich in keinem fall freiwillig unterdrücken lasse.


    Mein vater unterdrückt auch niemand. Meine mutter ordnet sich freiwillig unter. Ich habe noch nie erlebt, daß mein vater meine mutter angebrüllt hat. Handgreiflich wird / wurde der eh nicht, auch uns kindern gegenüber nie. Ich vermute mal, wenn meine mutter sich nicht von selbst untergeordnet hätte, hätte er gar ncihts gemacht, sondern sich einfach ne andere frau gesucht. Der hätte niemals versucht, sie sich unterwürfig zu machen. Hat er auch mit mir nicht. Mit so menschen wie mir, die sich nicht freiwillig unterordnen, kann er halt einfach nicht viel anfangen. Drum hatte er auch mit mir nie viel kontakt.

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    Und es scheint wie wenn du auch das "immer das schlimmste befürchten" von deiner Mutter und ihren Eltern "gelernt" hast


    Das stimmt allerdings. Obwohl ich wenigstens nicht mehr so ne negativdenkerin bin. Ich sehe durchaus auch positive aspekte, die die familie meiner mutter nicht sieht. Ich kann mich auch über kleinigkeiten freuen. Die mütterliche familie findet dagegen in jeder suppe ein haar.

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    ich spüre die Folgen der Misshandlung durch meine Eltern auch bis heute (meist verbale Misshandlungen)


    Ich wäre froh gewesen, wenn es bei mir nur verbal geblieben wäre. Meine mutter hat beim thema essen gewalt angewendet. Drum habe ich ne katastrophale ernährung und das thema „essen“ ist ein rotes tuch für mich. Außerdem fast ständig psychosomatische magen-darm-probleme. Und einige ängste. Durch meine schlechte ernährung habe ich jetzt massive körperliche probleme bekommen, was ich grad nicht sehr lustig finde.

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    mein nicht vorhandenes Selbstwertgefühl


    Mein selbstwertgefühl ist gott sei dank normal, dafür haben dann oma und opa gesorgt. Da hatte ich entsprechend rückhalt und bestätigung und liebevolle zuwendung.

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    v.a. kann ich meiner Mutter auch nicht verzeihen, dass sie das alles mitangesehen hat und nie daran dachte, diesen Mann zu verlassen, der ihre Kinder so mies behandelt... bis heute hält sie zu ihm.


    Das denke ich mir bei meinem vater. Warum hat er nicht eingegriffen? Hat er es nicht mitbekommen oder war es ihm egal? Inwieweit oma und opa davon wußten, weiß ich nicht. Aber vielleciht war gewalt ja zu der zeit der normale erziehungsstil. Oder sie wollten sich nicht einmischen. Keine ahnung.

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    Deine Variante mit "ist mir auch egal" wirkt irgendwie wie von einer trotzigen 12-jährigen ... Zwar wahr, aber nicht situationsadäquat.


    Ich sehe das nicht als trotzig, es ist die wahrheit. Und daß da vielleicht die stimme entsprechend abwertend klingt, ist auch normal. Man regt sich ja schließlich über was auf.

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    puh, das hört sich total unfreundlich an... ich schaff das nicht. da ist gleich die Stimmung versaut.


    Das empfinde ich auch so. ich glaube nicht, daß ich mit jemand noch ein nettes gespräch führen kann / will, der mir verbal signalisiert „wir sind uns nicht so nahe, daß ich dir das erzähle“. Da baut sich doch ne meterhohe mauer auf.

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    denn ICH WILL DIE GARNICHT SEHEN! die wollen das...und ich fühle mich "verpflichtet".


    Dann würde ich da auch nicht hingehen, wenn du das nur aus pflichtbewußtsein machst.

  • Ach, und du meinst, jemand mit gesundem selbstwertgefühl soll sich alles gefallen lassen. Dann kommt es auch drauf an, was jemand unter selbstwertgefühl versteht. Ich verstehe darunter, daß ich weiß, daß ich gute eigenschaften habe, liebenswert bin und kein minderwertiges wesen. Aber wie jeder mensch habe ich auch meine macken. Ich bin nicht fehlerlos. Ich denke, ich kann sowohl meine guten eigenschaften als auch meine macken sehr realistisch einschätzen.


    Wenn jemand mit körperlicher gewalt daherkommt, hat man auch mit gesundem selbstwertgefühl keine chance. Wenn mich wer verprügeln will, hilft allein körperliche überlegenheit. Und die habe ich auf keinen fall. Da ist es schon besser, jemand so einzuschüchtern, daß er gar nicht auf die idee kommt, mich verdreschen zu wollen.


    Und nur weil ich gut bin, darf ich mich doch bemühen, meine macken abzulegen, um noch besser zu werden, oder?


    Was verstehst du unter selbstwertgefühl? Vielleicht reden wir grad komplett aneinander vorbei.

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    Das aufzudröselnden mir dir, da sollte nochmal ein Profi dir dabei helfen.


    um reine Tipps, die du brauchst, geht es hier nämlich nicht - da liegen auch dysfunktionale Lebensregeln drunter, derer du dir noch gar nicht ganz bewusst bist.


    danke Sara, ja ich befürchte das auch... welche Art von Therapie würdest du mir denn empfehlen? Die Psychoanalyse war einfach nix für mich, ich brauche etwas, wo ich echte TIPPS kriege... wo man mir sagt, was falsch läuft. Das weiß ich nämlich garnicht... auch nach insgesamt 5 Jahren Therapie hab ich keine Ahnung, wo meine Lebensregeln falsch liegen...

  • auch steffi stahl beschreibt diesen typus des menschen mit geringem selbstwertgefühl, der sehr angriffig reagiert.
    ich weiss jetzt gerade nicht mehr, wie sie ihn nennt....ich werde alt ;-)


    im übrigen, mary, sehe ich das genau so wie sara, ich habe von dir den gleichen eindruck.


    ich gehe davon aus, dass menschen, die angst davor haben, angegriffen zu werden, das (unbewusst) auch ausstrahlen und die potenziellen täter diese schwäche wahrnehmen.
    menschen, die stärke und sicherheit ausstrahlen sind viel zu gefährlich für täter.
    terror mal ausgenommen, da ist es unwesentlich, was für ein typ mensch das oder die opfer sind....

    Spock: You mistake my choice not to feel as a reflection of my not caring, while I assure you the truth is precisely the opposite.
    (Star Trek Into Darkness)

  • danke Sara für deine Tipps bzgl. Therapie, ich werde mich da mal schlau machen und muss wohl doch noch mal "ran"... auch wenn ich das vermeiden wollte, aber die letzten Wochen haben mir gezeigt dass es wohl gut wäre....
    :flower:

  • PS: Habe heute bei 30!!! Therapeuten in meiner Nähe angerufen. ALLE sind ausgebucht. Es ist noch schlimmer als vor 9 Jahren als ich das letzte mal auf der Suche war... es ist zum Verzweifeln... was kann man tun? Ich habe leider kein Geld für Privat-Therapie... :cry:

  • So ähnlich geht es mir auch. Habe gestern und heute zahlreichen Therapeuten aufs Band gesprochen (direkt erreicht man ja fast niemanden mehr). Zurückgerufen haben mich bisher nur zwei. In einem Fall war es eine Absage (ausgebucht), und die andere Therapeutin hat nur einen Platz frei... jeden Montag um 15 Uhr. Das geht bei mir aber nicht wegen der Arbeit. Ich bleibe aber weiter dran und hoffe, dass sich bald was tut.

  • Zitat von podenca

    PS: Habe heute bei 30!!! Therapeuten in meiner Nähe angerufen.


    Bewundernswert!!


    Haben die Praxen denn keine Wartezeiten genannt, wollte man Dich gar nicht erst annehmen?


    Ich habe letztens irgendwo in der Zeitung gelesen, daß die durchschnittliche Wartezeit für einen Therapieplatz mittlerweile bei bis zu 6 Monaten liegt...