Woher kommt die Abhängigkeit in BA-Beziehungen?

  • Habt Ihr euch schon mal gefragt, welche Ursachen diese Abhängigkeit in BA-Beziehungen eigentlich hat? Für mich kann ich ganz klar sagen, dass das eine Sache der Gewohnheit ist. Wenn ich mich an einen Menschen bzw. an bestimmte Handlungen seinerseits gewöhnt habe und mir das sehr wichtig geworden ist, kann ich nach einer Weile nur schwer darauf verzichten. Dann werde ich total panisch und mache oftmals Druck. Auf diese Weise äußert sich meine Abhängigkeit.


    Z. B. war ich mit ca. Mitte 20 mal kurze Zeit mit einem Typen zusammen, der mich rund um die Uhr mit SMS bombardierte. Das fing schon an, als wir noch nicht zusammen waren. Ich bekam täglich eine "Guten Morgen"-SMS, und die Tage endeten immer mit einer "Gute Nacht"-SMS. Als eines Abends zum ersten Mal die "Gute Nacht"-SMS ausblieb und am nächsten Tag auch keine "Guten Morgen"-SMS kam, wurde ich total nervös und bekam VA. Dann habe ich ihm gleich mehrere "Was ist los?"-SMS geschrieben und irgendwann ganz verzweifelt angerufen...


    Und so ungefähr läuft das jedes Mal, wenn eine Routinehandlung plötzlich seitens der anderen Person unterbrochen wird. Mit einem Mann habe ich immer am gleichen Wochentag zu einer bestimmten Uhrzeit telefoniert... bis er eines abends nicht erreichbar war und ich Stress machte. Mit meinem Ex habe ich jedes WE verbracht, aber irgendwann drückte er sich davor und wollte mich an einem WE nicht sehen - Resultat: Panik bei mir. Wenn ich es gewohnt bin, mit einem bestimmten Menschen an einem festgelegten Tag etwas zu tun und er dann nach lang eingespielter Routine plötzlich nicht mehr will, bricht in meinem Inneren das reinste Chaos aus.


    Ich möchte versuchen, diese Routine gar nicht mehr entstehen zu lassen. Weil ich genau weiß, dass ich wieder in eine Abhängigkeit gerate und schwer ins Straucheln komme, wenn sich die andere Seite mir entzieht. Kommt euch das bekannt vor?

  • Google mal dazu. Da findest du sehhhr viel, wo das her kommt.


    Stichworte sind da:


    Selbstwertgefühl -> Verlustangst

    Was Dich ausmacht, ....ist wie Du aufstehst, wenn Du gefallen bist.


    the best view comes after the hardest climb,...

  • In mehreren Beiträgen ist von einem klammerhaften Festhalten an die Dinge, die wir für dauerhaft halten, die Rede. Mir ist schon klar, dass ich nichts für dauerhaft nehmen darf und immer damit rechnen muss, dass es Veränderungen gibt. Mit Veränderungen komme ich ganz schwer zurecht, wenn sie zu meinen Ungunsten ausfallen. Deshalb ist es besser für mich, wenn ich erst gar keine Routine zulasse - als Schutzmaßnahme vor Abhängigkeit sozusagen.

  • Ich glaube nicht, dass das nur mit Routine zu tun hat.


    Ich kenne das von mir auch,...dass ich da mit halber Panik reagiert habe, wenn mal keine Nachricht kam, wie das sonst halt so war.
    Dann fängt das Kopfkino an. Man spinnt sich Dinge zusammen,...die in der Realität aber gar nicht stimmen.
    Hier wird die Verlustangst in uns getriggert,..

    Was Dich ausmacht, ....ist wie Du aufstehst, wenn Du gefallen bist.


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  • Ich glaube schon, dass es bei mir einen Zusammenhang zwischen Routine und VA gibt. Bricht die Routine weg, kommt die VA zum Vorschein. Habe ich schon öfters erlebt. Wenn ich einen Partner an bestimmten Tagen gesehen oder am Telefon mit ihm gesprochen habe und er dann an "unseren" Tagen auf einmal was anderes machen wollte, war ich völlig überfordert.


    Dieses Problem hab´ ich auch im Umgang mit Freunden. Wenn ich es gewohnt bin, mit einem Kumpel oder einer Freundin jede Woche zu chatten und das Chatprogramm der anderen Person dann immer häufiger auf offline bleibt, bekomme ich Angst. Wenn ich mir jahrelang mit den gleichen Leuten auf Konzerten und Festivals das Hotelzimmer geteilt habe und sie dann plötzlich lieber mit anderen übernachten möchten als mit mir, denke ich, dass sie mich nicht mehr so gern haben wie früher.


    Oder wenn ich es - egal von wem - gewohnt bin, dass meine E-Mails und SMS immer beantwortet werden und auf einmal bleibt eine Antwort aus... das ist ganz schön schlimm für mich. Wenn ich allerdings jemanden als unzuverlässig kennengelernt habe und er von Anfang an nicht immer zurückgeschrieben hat, kann ich gut damit umgehen. Dann denke ich mir: "Der ist halt so" und fertig. Veränderungen machen mir hin und wieder ganz schön zu schaffen.

  • Ob Du das nun Routine nennst,...??


    Fakt ist,...
    In einer zwischenmenschlichen Beziehung bildet sich immer eine gewisse "Bindung", ein Sache oder Aktionen die einen verbindet(n).
    Man bekommt (durch was auch immer) Zuwendung, Aufmerksamkeit, Wertschätzung, usw...
    Fällt dieses nun auf einmal weg,...fühlt man sich abgestoßen, nicht wert geschätzt, zurück gewiesen, abgelehnt....-> entzogene Zuneigung !
    Man ist von diesen Zuneigungsbekundungen,...also abhängig....weil einem nicht das gegeben wird,...was man gerade als Bedrüfniss hat.


    Das ist,....einfach Verlustangst,...die einen davon abhängig macht. Meine Meinung ist das zumindest.
    Man sucht (ggf. unbewusst) nach etwas von anderen,...und wenn man das (warum auch immer) nicht bekommt,...werden alte Wunden in einem aufgerissen,...dann kommt die Verlustangst hervor.


    Gruß

    Was Dich ausmacht, ....ist wie Du aufstehst, wenn Du gefallen bist.


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  • Bei mir tritt die VA hauptsächlich dann auf, wenn mir etwas entzogen wird, was ich schon eine ganze Weile gewohnt bin. Nächste Woche treffe ich mich mit einem netten Paar aus der Metalszene, mit dem ich noch nicht sooo lange Kontakt habe. Mir sind die Beiden sehr sympathisch, aber unsere Treffen sind eher unregelmäßig. Es kann sein, dass wir uns 1-2x im Monat sehen und dann wieder 3-4 Monate gar nicht - je nachdem, wie es sich ergibt. Ich freue mich immer, das Paar zu sehen. Aber es ist auch kein Drama, wenn ich die Beiden mal längere Zeit nicht sehe. Ich möchte mich nicht von ihnen abhängig machen. Wenn ich sie jede Woche sehen und sie nach einer gewissen Zeit auf einmal unseren Kontakt ganz stark einschränken würden, hätte ich meine Probleme damit.


    Manchmal habe ich versucht, von anderen Leuten Treffen zu erzwingen, weil ich sie lange nicht gesehen hatte und das unbedingt wollte. Erst jetzt merke ich, wie kontraproduktiv das war... v. a. wenn meine Mutter am Telefon zu mir sagt, dass ich am nächsten WE unbedingt zur ihr kommen MÜSSE, weil ich die letzten 2 oder 3 Wochen nicht da war.

  • Zitat von Reni

    Bei mir tritt die VA hauptsächlich dann auf, wenn mir etwas entzogen wird,..........



    Na,...das ist doch immer so.
    Die VA kommt dann hoch,...wenn sie durch irgendwas getriggert wird.


    Man wünscht sich innerlich was, erwartet etwas,....hat Bedürfnisse.
    Und wenn die nicht "gestillt" werden,...ist das ein Zeichen der Ablehnung. Man ist quasi darauf angewiesen von anderen Leuten etwas zu bekommen. Das ist ganz dicke,...die Verlustangst,...und da hängt zu ganz großen Anteil das eigene Selbstwertgefühl dahinter.



    Gruß



    P.S. Metalszene ? :-) ich bin auch so einer :-)

    Was Dich ausmacht, ....ist wie Du aufstehst, wenn Du gefallen bist.


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  • Ich würde das nicht Routine nennen, sondern die Sicherheit die solche Wiederholungen immer ausstrahlen. Fällt diese Sicherheit weg, geht die VA los. Das kenne ich auch.
    Ich hab früher immer die Kriese bekommen, wenn sie mein Objekt der Begierde nicht mehr so oft und so ausführlich gemeldet hat, wie Anfangs. Ich hab dann irgendwann die Zeit nur noch in Wartestellung vor dem PC oder dem Smartphone verbracht und bin tausend Tode gestorben, warum der Typ mich wohl nicht mehr will ( genau das dachte ich dann nämlich immer, " Der hat kein Interesse mehr an mir, ich bin ihm nicht mehr wichtig genug etc"...


    Das lässt sich beliebig ausweiten. Wenn man sonst jeden Abend unter die letzte Mail drunter schrieb "Ich liebe dich" und das mal nicht kam, waren sofort Ängste an der Reihe, ob er mich wohl nicht mehr liebt...


    Das hat mit Sicherheit und immer währender Bestätigung des anderen zu tun, dass noch "alles okay" ist ...

  • Hmmm, natürlich kenne ich das auch, daß man aufs Handy starrt, aber mal Sicherheitsbedürfnis hin, Verlustangst her - wenn sich das Verhalten des Partners so ändert, ist es dann nicht normal für jeden Menschen, auch für jemanden mit gutem Selbstwertgefühl, daß man sich fragt, was dahintersteckt? Wie würdet Ihr Euch denn eine "normale, gute, angemessene, nicht-angstgesteuerte" Reaktion auf so etwas vorstellen? Einfach hinnehmen und denken, ok, irgendwann schreibt man sich halt nicht mehr jedesmal, daß man sich liebt, da muß ich nicht nachfragen oder zweifeln, ich weiß ja eigentlich, daß die Person mich (noch) liebt...? Wird schon alles weiterhin in Ordnung sein? Oder gerade umgekehrt: einfach mal nachfragen, warum die Person nicht mehr so lieb schreibt? Sagen, daß man das vermißt? :think:

  • Ich hab einfach mehr vertrauen mittlerweile, dass man Partner sich schon melden wird sobald er Zeit / Lust dazu hat. ( Gott sei Dank ist das bei uns auch so ausnahmslos) Früher hätte ich nen Rappel gekriegt, wenn er mal Überstunden macht und dann nicht wie gewohnt online kommt oder so. Heute weiß ich, dass das so ist und muss mir dann keine Murmel mehr drüber machen, dass das mit mir zu tun haben könnte. Mit dem "Ich liebe dich" ist es genau das selbe. Man hat einfach nicht jeden Tag die Stimmung dazu dem anderen das zu schreiben.
    Oder ich schreib es halt zuerst wenn ich das Bedürnis habe das los zu werden....


    Man muss einfach lernen, dass nicht immer alles zu einem selbst Bezug haben muss was um einen herum passiert. Da wurde die Sache mit dem Selbstwert ja schon angesprochen und ich finde der ist gerade in diesem Thema sehr wichtig.

  • Zitat von SugarLea

    Man muss einfach lernen, dass nicht immer alles zu einem selbst Bezug haben muss was um einen herum passiert. Da wurde die Sache mit dem Selbstwert ja schon angesprochen und ich finde der ist gerade in diesem Thema sehr wichtig.


    Ok, ich glaube, bei mir sind die Dimensionen aufgrund meiner Vorerfahrungen mittlerweile schon etwas anders. Ich fange an, am Rad zu drehen, wenn die Person sich urplötzlich tagelang nicht meldet - nachdem bis dahin immer ein lockerer, aber irgendwie doch regelmäßiger Kontakt bestanden hat. Also bei einem eindeutigen Rückzug. So ca. am 4. oder 5. Tag Schweigen geht das Kopfkino dann bei mir los - und ich vermute sehr, sehr stark, daß das auch bei "normalen" Menschen ohne besonders große Verlustangst so wäre. Und meine Angst bezieht sich mittlerweile vor allem darauf, daß der Mann sich - wieder mal - als jemand outen wird, der unter Ängsten und Depressionen leidet, mich ganz toll findet, aber keine Beziehung kann wegen psychischer Probleme... Ggf. mittlerweile auch darauf, daß er sich mit mir irgendwie übernommen hat und doch lieber in sein altes Leben zurückwill, mit seiner Ex-Frau oder so.... D.h., daß irgendwas in dem vor sich geht, das mit mir primär gar nichts zu tun hat, ihn aber dazu veranlaßt, wegzulaufen. Und ich stehe wieder mal da und verstehe die Welt nicht mehr.


    Wenn der Partner mal Überstunden macht, würde mich das nicht zum Nachdenken bringen, wenn doch ansonsten kontinuierlich Kontakt besteht. Und wenn mal keine Liebesbekundungen kommen, aber doch ansonsten kontinuierlich liebevoller Kontakt besteht, würde ich mir auch keine besonderen Sorgen machen. Hmm. Ist wohl unterschiedlich, was man als Problem wahrnimmt.


    Ich glaube eher, ich mache locker-distanziertes Verhalten ungewöhnlich lange mit - und interpretiere zuviel hinein? zuviel Wunschdenken? zuviel Hoffnung?, aber wenn der Kontakt dann ganz abzubrechen droht, drehe ich am Rad.

  • HI Kowai,


    ich denke,...das ist sehr davon Abhängig wie stark die Verlustangst ausgeprägt ist!
    Da gibt es quasi eine "virtuelle" Skala,....und auf der muss man schauen wo man sich einordnen kann.


    Zudem kann es auch auf bestimmte frühere Ergeignisse ankommen. Wenn es da z.B. Was ganz spezielles gab.
    Nehmen wir Überstunden,...
    Wenn der Papa mal Überstunden machen musste, und sich raus stellte, dass die Überstunden bei einer anderen Frau stattgefunden haben, daran dann die Ehe zur Mama voll scheiterte,...
    Was nimmt ein Kind dann daraus mit ?


    Uns so kann das eben auch immer völlig unterschiedlich Dinge,..im Hintergrund haben. Bei jedem was anderes.


    Und wie gesagt,...die Ausprägung,..ist bei jedem auch unterschiedlich stark,....
    Es gibt Menschen mit VA,...die im extremsten Fall in den Suizid gehen,... wenn sie einen lieben Menschen verlieren!
    Von daher,....auf die Ausprägung kommt es mit an.



    Verlustängste sind etwas ganz menschliches. Die hat jeder auf diesem Planeten.
    Es kommt halt drauf an,..ob sich diese im "angemessenen" Rahmen befinden!


    Und wenn das so ist wie bei uns z.B. dass wir selbst an eher "Kleinigkeiten" getriggert werden,..ist das nicht mehr so ganz im angemessen Rahmen.



    Gruß

    Was Dich ausmacht, ....ist wie Du aufstehst, wenn Du gefallen bist.


    the best view comes after the hardest climb,...

  • Zitat von Caddy73

    Man wünscht sich innerlich was, erwartet etwas,....hat Bedürfnisse.
    Und wenn die nicht "gestillt" werden,...ist das ein Zeichen der Ablehnung. Man ist quasi darauf angewiesen von anderen Leuten etwas zu bekommen. Das ist ganz dicke,...die Verlustangst,...und da hängt zu ganz großen Anteil das eigene Selbstwertgefühl dahinter.


    Bei mir halten sich die Bedürfnisse in Grenzen, wenn ich einen Menschen noch nicht so gut kenne. Dann erwarte ich auch nichts von ihm. Aber je mehr mir dieser Mensch von sich aus gibt und freiwillig viel für mich tut, umso abhängiger werde ich davon. Und wenn das irgendwann plötzlich wegfällt, bricht bei mir die Panik aus.



    Zitat von Caddy73

    P.S. Metalszene ? :-) ich bin auch so einer :-)


    Nicht nur du... Metaller sind in diesem Forum keine Seltenheit :wink: .


    SugarLea: Ja genau, Sicherheit ist der passende Begriff. Ich war schon öfters in der Situation, dass mir jemand über einen längeren Zeitraum diese Sicherheit gegeben hat und irgendwann ließ das nach. Im Sommer habe ich mit einigen Freunden darüber geredet und ihnen geschildert, wie ich mich fühle, wenn sie sich anders verhalten als früher und mir nicht mehr diese Sicherheit geben. Sie hatten nicht so wirklich Verständnis für mich und meinten durch die Blume, dass ich selbst für mich sorgen müsse.


    kowai: Das Starren auf das Handy hab´ ich mir zum Glück schon lange abgewöhnt. Ich hab´ mein Handy gar nicht immer bei mir und sehe Anrufe in Abwesenheit, SMS, usw. erst Stunden später oder am nächsten Tag.

  • Zitat von kowai

    Hmmm, natürlich kenne ich das auch, daß man aufs Handy starrt, aber mal Sicherheitsbedürfnis hin, Verlustangst her - wenn sich das Verhalten des Partners so ändert, ist es dann nicht normal für jeden Menschen, auch für jemanden mit gutem Selbstwertgefühl, daß man sich fragt, was dahintersteckt?


    Ich finde das auch normal und ehrlich gesagt: Es steckte auch immer was dahinter, wenn jemand solche Routinen verändert hat. Bei mir war die Verlustangst jedesmal berechtigt. Ich bin überzeugt: Eine Änderung des Kommunikationsverhaltens hat auch jedesmal etwas mit der Veränderung der Einstellung zu tun. Der andere wollte dann doch nicht mehr so viel, oder so intensiv, wie vorher. Und das ist belastend. Ich frage mich genau wie kowai: Was sollte denn hier die angemessene Reaktion sein? "Gelassen" kann man bei sowas nur bleiben, wenn einen der andere nicht oder nicht mehr intersiiert.


    Man sollte sich vielmehr fragen, was das für Personen sind, die einen dauernd in so ein Gefühlschaos stürzen und wie man sich vor denen besser schützen kann. Ich habe mittlerweile noch eine gamz eigene Theorie über BÄ- Dynamik: BÄ schießen oft zu Beginn übers Ziel hinaus, spielen sich also selbst mehr Gefühle vor, als sie haben. Und fahren dann auf "Normalmaß" runter. Aber dann hängen wir leider schon an der Angel und es fühlt sich an, als würden sie uns was wegnehmen. Hab das zweimal so erlebt...


    Man spürt gaaanz genau, wann der andere sein Verhalten und seine Kommunikation ändert (und einem damit Grund für Verlustangst gibt - mit darauf folgendem Verlust) und wann nur das eigene Kopfkino einem einen Streich spielt. Wenn letzteres der Fall ist, nimmt der andere einem schnell die Zweifel, weil er das Missverständnis aufklärt und einem damit Sicherheit gibt...


    Verlustangst gegenüber einem BÄ ist so normal, wie Flugangst in einer klapprigen Propellermaschine bei Windstärke 10. Sie ist begründet.

  • Zitat von Griselda

    Es steckte auch immer was dahinter, wenn jemand solche Routinen verändert hat. Bei mir war die Verlustangst jedesmal berechtigt.


    Das war bei mir auch so.



    Zitat von Griselda

    Man sollte sich vielmehr fragen, was das für Personen sind, die einen dauernd in so ein Gefühlschaos stürzen und wie man sich vor denen besser schützen kann. Ich habe mittlerweile noch eine gamz eigene Theorie über BÄ- Dynamik: BÄ schießen oft zu Beginn übers Ziel hinaus, spielen sich also selbst mehr Gefühle vor, als sie haben. Und fahren dann auf "Normalmaß" runter. Aber dann hängen wir leider schon an der Angel und es fühlt sich an, als würden sie uns was wegnehmen. Hab das zweimal so erlebt...


    Mittlerweile bin ich sehr vorsichtig im Umgang mit Menschen, die schon in der Frühphase sehr viel geben und tun. Ich lasse das nicht mehr so nah an mich ran, um mich nicht abhängig zu machen und Enttäuschungen zu vermeiden. Aber was ist, wenn man von einer Person wirklich viele Jahre diese Sicherheit bekommen hat und dann nach einer langen Zeit dieser plötzliche Entzug kommt? Damit kann ich überhaupt nicht umgehen.


  • Da ist was dran ja,


    viele hier schildern das und auch im Buch von Carter und Sokol steht so etwas drin.
    BÄ haben gerne das Verhalten,...dass sie gerade zu Beginn einer Beziehung richtig Vollgas geben. Es nicht langsam angehen lassen,..sondern in kürzester Zeit die Intensität, Leidenschaft und Offenbarung ganz hoch halten.
    Sehr schnell mit Zukunftsperspektiven kommen (Zusammenziehen,..Urlaubsplanungen,..usw.) die uns dann das Gefühl geben,...dass wir genau die Menschen sind, die für Ihre Zukunft die Erlösung sind. Und das gefällt uns natürlich zunächst einmal. Das gibt uns große Wertschätzung. Wir bauen uns in unseren Gedanken, Luftschlösser, verfallen in glückliche Zukunftsillusionen.
    Das führt dann oft auch dazu dass es diese gefühlte Seelenverwandtschaft gibt, die in BA Beziehungen Anfans immer beschrieben wird. Ähnlich wie bei Borderlinern,...diese Symbiose! Verschmelzung
    BÄ sind dort wohl getrieben von der eigenen VA. Sie müssen schnell und immer wieder kehrend eine Sicherheit und Bestätigung bei uns einholen,...dass wir es mit ihnen Ernst meinen. Für Immer!
    Ob diese Gefühle gespielt sind? Weiß ich nicht so recht. Meine Ex versicherte mir immer, dass all das echt gefühlt war. Und ich glaube schon auch, dass das stimmt, dass sie das durchaus so fühlen können, so lange die BA in ihnen noch nicht aktiv ist. Sie sind ja auch Menschen,..die Gefühle haben können. Nur durch die BA eben nicht aufrechterhalten können.
    Denn irgendwo spürt und fühlt man das ja auch selbst,...wie intensiv das ist was einem der andere gibt. Kann man sich das vormachen? Ich könnte solche Intensität nicht spielen,...die ist da,...oder nicht.


    Wenn man so will,...ist auch dieses Anfangsverhalten, ein Muster das zur BA gehört. Auch diese schnelle Hochlaufphase,...ist nicht normal. Genausowenig, wie die dann folgenden Fluchten.
    Das trifft sicher nicht auf jeden BÄ zu,...aber man liest es wirklich immer wieder,....dass gerade die Anfangsphase seeehhr Intenstiv gestaltet wird.


    Und dann ist es natürlich klar, dass wir Partner das auch sofort spüren,...wenn sie an diesem so Euphorischen Anfangsverhalten etwas ändern.
    Das ist unsere Verlustangst, die diese Abweichungen von ihrem Verhalten, welches wir normal so kennen (z.b. eine regelmäßgie Guten Morgen SMS), deutlich spürt.
    Ganz plötzlich,...bekommen wir die Bestätigungen (Sicherheit) von Ihnen nicht mehr so wie wir das kannten,...und dann drehen wir am Rad.


    Gruß

    Was Dich ausmacht, ....ist wie Du aufstehst, wenn Du gefallen bist.


    the best view comes after the hardest climb,...

  • Zitat von Reni


    Aber was ist, wenn man von einer Person wirklich viele Jahre diese Sicherheit bekommen hat und dann nach einer langen Zeit dieser plötzliche Entzug kommt? Damit kann ich überhaupt nicht umgehen.


    Reni, manchmal (sogar recht oft) hört die Liebe auch auf. Oder man entwickelt sich voneinander weg. Dann hat der andere auf einmal nich mehr eine so große Bedeutung, andere Menschen werden wichtiger. Meist kündigt sich das an, weil man auch selber einen Anteil daran hat. Man wird nachlässiger, desinterssierter. Wenn jemand wirklich von heute auf morgen "verschwindet" ohne Ankündigung, so ist das glaube ich eher die Ausnahme. Das ist tragisch ind man hat schwer daran zu knabbern...


    Auch ich selber habe schon erlebt, dass nach zwei Jahren bei mir auf einmal die Zuneigung schwand. Ich habe diesen Mann dann schweren Herzens verlassen...aber es war richtig. Aber vermutlich hat er sich dieselben Fragen gestellt, wie wir jetzt hier. Im Nachhinein weiß ich, dass ich ihn sehr idealisiert habe. Ich war sehr verliebt in jemanden, den ich garnicht richtig kannte. Die Umstände (Fernbeziehung) trugen nicht gerade dazu bei, ihn besser kennenlernen zu können...


    @Caddy
    Die BÄ Beispiele, die ich im Kopf habe, da kam es garnicht erts soweit, dass Zukunftspläne geschmiedet wurden. Aber es reicht schon, wenn man wochenlang flirtet per Chat, sich jeden Abend eine Gute Nacht wünscht (und er hat immer noch ne allerletzte verspielte Nachricht geschrieben) und dann von einem Tag auf den anderen - nichts mehr, ohne Kommentar. Das tut bereits sehr weh...


    Euphorie am Anfang ist aber kein Zeichen ausschließlich für BÄ. Auch jemand, der es ernst meint, ist durchaus euphorisch am Anfang. Was mir allerdings aufgefallen ist: BÄ haben am Anfang oft ein falsches "Timing", so will ich es mal nennen. Ein BÄ aus ner Singlebörse wollte zB sehr schnell Sex. Das Timing hat für mich nicht gestimmt, ich war eigentlich noch nicht so weit, aber mochte ihn schon, deshalb habe ich "mitgemacht". Ähnlich war es bei den anderen. Bei dem Nicht-BÄ den ich dann kennengerlent habe, war das viel stimmiger (obwohl es auch nicht sehr lange gedauert hat :-)). Meine Theorie ist, dass sich jemand ohne BA einfach die Zeit lässt für gesunden Zweifel. Man kennt sich ja nicht, warum sollte man dann so Knall auf Fall Nähe herstellen. Er hat das nicht nötig, sich gaaaanz schnell der Zuneigung des anderen zu versichern...


    BÄ wollen sich erstmal sicher sein und dann entscheiden, was sie tun. Ich hab das dem einen mal richtig so gesagt, dass das unfair ist: Du machst mich verliebt und dann entscheidest du, ob du dazu weiter Lust hast oder nicht. Du hast zwei Optionen, ich in dem Augenblick nur eine. Das hat ihn schon nachdenklich gemacht...

  • Die Hochgefühle am Anfang sind sicher echt. Und mir gibt dies ja auch ein (leider trügerisches) Gefühl der Sicherheit. Ich habe dann in der Anfangsphase den Eindruck, als sei da jemand, der sich seiner Gefühle zu mir 100%ig sicher ist, und als sei es dann lediglich noch an mir, mich zu entscheiden, ob ich eine Beziehung mit dem Mann will oder nicht. Ja, und wenn ich ihn dann weiter kennenlerne und beschließe, daß ich es mit ihm versuchen will...dann läuft er leider weg.


    Wie man darauf dann angemessen reagiert, wenn man selbst in die Verlustangst kommt und am Rad dreht... ich fürchte, auch wenn ich so über die Gespräche mit meinem Paartherapeuten nachdenke, da kann man nicht viel "richtig" machen. Will man den Flüchtenden zurückholen, rennt er ja nur noch schneller weg.


    Es scheint eher in die Richtung zu gehen, sich mit dem (drohenden) Verlust einfach rasch abzufinden, gar nicht soviel drüber nachzudenken, was in der Person bloß vor sich geht, keine Dynamiken analysieren usw. - alles, was wir hier mit viel Hingabe tun - sondern sich irgendwie vor Augen halten, daß das Bedürfnis nach sicherer Bindung ein menschliches Grundbedürfnis ist, daß man das braucht und daß das "richtig" ist, so etwas haben zu wollen - und wenn man an jemanden geraten ist, der das nicht kann, dann halt abhaken und weitersuchen, bis man so jemanden hat.


    Und wenn man das nicht kann - so wie ich offenbar - soll man sich fragen, warum man das nicht kann, warum man an Personen festhält, die einem etwas entziehen bzw. langfristig vorenthalten, was man als Mensch nun mal braucht.

  • Ja Kowai,


    so ist es wohl.
    Das was jeder Mensch als Grundbedürfnis in sich hat, kann ein BÄ auf dauer nicht geben. Dort fehlt eine Konstantz, weil sie sie keinen normalen Zugang zu Ihrer Gefühlsebene haben.
    Sie hängen in einem ständigen Hin und Her, im stehten Ja und Nein,..im dauerhaften Zwiespalt fest.
    Dass auch in normalen Beziehungen, schwankungen der Gefühle da sind, dass man nicht jeden Tag gleich die Liebe spürt ist normal.
    Aber in normalen Beziehungen,..flüchtet deswegen keiner,...so schnell und krass.


    Warum wir,...an diesen Menschen soo fest halten,...und nicht von ihnen wirklich los lassen können?
    Das ist unser Problem,..Wo auch immer das herkommen mag. (Unsere eigene große Verlustangst,...Ein unermesslicher Kampfgeist?,..Die Liebe des Lebens gespürt zu haben?,...???? )


    Uns gelingt es eben nicht wirklich, uns vor Augen zu halten,..das man solche einen Menschen, der uns das nicht geben kann, was wir uns wünschen,...einfach mal schnell abhaken sollte.
    Es ist ein Kampf, den wir auch mit uns selber führen,...Immer weiter am anderen festhalten zu wollen,...wohlwissend, dass das ein anrennen gegen Windmühlen ist.


    Ich denke, es ist etwas tieferes in unserem Unterbewusstsein,..dass uns so schlecht los lassen lässt.
    Und dass unser Bewusstsein, unser rationelles Denken, nicht stark genug ist,...gegen das aus dem Unterbewusstsein anzukommen.
    Zumindest,...dauert es bei uns,...sehr, sehr lange,...bis wir mehr mit dem Bewusstsein,...arbeiten.


    Gruß

    Was Dich ausmacht, ....ist wie Du aufstehst, wenn Du gefallen bist.


    the best view comes after the hardest climb,...