Liebes Forum
Ich liebe auch einen Mann mit Bindungsangst.. und das bereits seit fast 16 Jahren. Aber lasst mich vorne beginnen mit unserer Geschichte.
Es war die grosse Liebe fast auf den ersten Blick. Chemie, Anziehung, Liebe – alles war traumhaft. 2 Jahre lang. Dann zogen wir zusammen und die Probleme traten zu Tage. Wir begannen zu streiten, es war mächtig Sand im Getriebe. Leider kann ich nicht mehr genau analysieren, was genau im Einzelnen schief ging, da dies inzwischen 14 Jahre her ist. Jedenfalls führten die Probleme zur (unschönen) Trennung. Ich zog aus.
Drei Jahre hatten wir keinen Kontakt mehr zueinander und ich befand mich auch wieder in einer festen Beziehung. Dann rief er an. Wir trafen uns und redeten viel. Aber ich konnte mich nicht mehr einlassen, weil ich a) eine Beziehung hatte und b) Angst, es könne wieder so unschön enden. Der Kontakt schlief wieder etwas ein, riss aber nie mehr ganz ab.
Dann, nach zwei weiteren Jahren zog ich in ein benachbartes Land mit meiner Beziehung zusammen. Auch dieser Beziehung tat das Zusammenziehen nicht gut und führte schliesslich zu meinem Auszug und Trennung. In den Wochen der Trennung besuchte mich meine grosse Liebe von damals und diesmal gab es kein Halten mehr. Wir liebten uns wieder. Wir schwärmten beide voneinander, erzählten uns wie toll wir uns gegenseitig fanden, gingen romantisch Hand-in-Hand spazieren, in schöne Restaurants essen. Nur: mein Geliebter wollte nun keine feste Beziehung mehr und so blieben unsere spärlichen Treffen auf der Ebene einer Affäre stecken.
Er erklärte mir, er sei nicht mehr der, der er damals gewesen sei. Er würde sich nicht mehr verlieben, könne nicht mehr treu sein und wolle mir das nicht antun. So versuchte ich mit den neuen Begebenheiten zu leben. In den dann folgenden drei Jahren kam es ab und zu, zu Treffen, bei denen wir uns leidenschaftlich begegneten und immer wenn wir beieinander waren, war es als wären wir nie getrennt gewesen. Mir wurde klar, dass er meine grosse Liebe ist und ich war überzeugt, dass ich auch die seinige sei. Wir redeten über die Problematik, aber er war nicht von seinem Handeln abzubringen. So versuchte ich mein Leben zu leben. In diesen Jahren versuchte ich alles. Ich versuchte es mit reden, dann mit akzeptieren, dann mit Kontaktabbruch. Ich versuchte es damit neue Beziehungen einzugehen. Aber nichts funktionierte. Er musste sich nur melden, dann wusste ich, ich würde JEDEN Mann für ihn stehen lassen. Wir konnten der Leidenschaft nicht widerstehen. Dies lief etwa drei Jahre.
Dann ergaben sich keine weiteren Treffen mehr und im Verlauf der Zeit begann eine heftige Krise bei ihm, die schliesslich in zwei Jahren Depressionen mündete. Wir sahen uns somit drei Jahre nicht mehr. Aber auch wenn wir uns nicht mehr sahen, blieben wir in Kontakt per Telefon oder sms.
Vor genau einem Jahr hatten wir ein sehr langes, sehr offenes Telefonat miteinander, in deren Verlauf er mir erklärte, dass er wüsste, dass ich keine Affäre möchte, sondern eine ernsthafte, feste Beziehung anstrebe, er wolle mir auch wirklich keinen Korb geben, aber er wäre noch nicht so weit, müsse seine persönliche Kriese (die damit zu tun habe, dass er sich nicht mehr auf eine Partnerin festgelegt hätte) bewältigen. So schwer es mir fiel, ich musste (und wollte) das akzeptieren, sah es doch für mich so aus, als wäre er auf dem richtigen Weg (auch unabhängig von mir). Wieder verloren wir nicht den Kontakt zueinander. Im vergangenen Sommer hatte ich einen Anflug von ernsthaften Zweifeln nach einem intensiven Telefonat, in dem ich die Frage stellte, „warum können wir nicht voneinander lassen?“ und er mit völligem Dicht-machen reagierte. Ich schrieb ihm tags darauf, dass ich für mich nach einer Lösung suche, unser „Verhältnis“ zu klären, da ich dies so nicht mehr leben möchte, es auch nicht für gesund halte. Er reagierte mit liebevollem Verständnis.
Aber unser Kontakt hielt Stand. Ich versuchte (sogar einigermassen erfolgreich) unseren Kontakt vor dem Hintergrund der „nur“ Freundschaft zu betrachten. Immer noch machten wir Spässe miteinander und lachten wir uns die Bäuche weg, jedoch ging ich nicht mehr auf seine Flirtversuche ein. Dann, Anfang Dezember rief er wieder an und teilte mir mit, es gehe ihm nun gut und er denke sein Problem bewältigt zu haben. Ich hätte doch vor gehabt in den nächsten Wochen in seine Stadt zu reisen, ob wir uns dann nicht sehen wollten. Ich fuhr hin.
Völlig aufgeregt ob der Unsicherheit, was mich erwarten würde bei unserem ersten Treffen nach drei Jahren, war ich schliesslich überwältigt. Wie immer, begannen wir über unsere schöne, glückliche Zeit zu sprechen und brachen schliesslich beide in heftige Tränen aus. Er fragte mich über Nacht zu bleiben, meine Frage, ob das eine gute Idee sei, beantwortete er mit „ich weiss es nicht“. Ich blieb. Es wurden zwei sehr intensive, glückliche Tage. Wir genossen einander, es war sehr warm und liebevoll. Aber wir redeten kein Wort über das was wir hier taten oder das was kommen solle.
Dann fuhr ich wieder heim. Er schrieb mir NICHT von sich aus, lediglich eine kleine Rückmeldung auf meine Nachricht. Dann, über eine Woche, hörte ich NICHTS mehr von ihm. Gestern kam ein Weihnachtsgruss. Sonst nichts... (den Gruss habe ich Stunden später kurz erwidert.)
Ich bin ratlos.
Ist es sinnlos, hier immer weiter zu hoffen? Macht es Sinn ganz offen zu sprechen? Soll ich meine (neu entstandene) Wortkargheit aufrechterhalten? Und wenn, warum sollte ich das? Was verstehe ich nicht an dieser Geschichte?
So viele Fragen…. Ich würde mich sehr freuen, wenn der ein oder andere Lust hat, mir seine Gedanken zu schreiben.
Es tut mir leid, dass es so lang geworden ist, aber unsere Geschichte ist eben eine lange.
Danke fürs Lesen in jedem Fall!
Xara1