Interview mit S. Stahl

  • Oh, das finde ich gut, ich bin gespannt!


    Frau Stahl mag ja vielleicht etwas zuviel von dem haben, wovon sie glaubt, daß wir es zuwenig haben - Selbstwertgefühl! - aber in einem Punkt hat sie völlig recht: dieser Mann ist überhaupt nicht vom Fach... und ich kann verstehen, daß es sie nervt, daß er soviel mediale Aufmerksamkeit bekommt.


    Ich fände eine sachliche Diskussion zum Thema mal schön, an der verschiedene Expert/innen beteiligt sind, z.B. in einer Sendung wie "scobel".

  • Gestern war es soweit. Ich war nicht ganz bis zum Ende da. Aber ich denke mal, dass ich nichts verpasst habe :wink: .


    Es war ganz schön viel los. Da waren mehrere 100 Leute, davon gefühlte 95% Frauen. Die Mehrheit war so ungefähr Mitte 20 bis Mitte 30. Für einen Mann von 41 wirkt Michael Nast ganz schön unreif, dagegen sind meine Kumpels (größtenteils Anfang bis Mitte 30) deutlich erwachsener. Mal ehrlich, ich bin jetzt auch nicht gerade super-erwachsen (und will es auch gar nicht sein), aber was dieser Mann gestern auf der Bühne gemacht hat, fand ich einfach nicht witzig. Ich finde das nicht lustig, wenn jemand 20 Minuten zu spät auf die Bühne kommt und dann die Lesung durch künstliche Pausen und Unterbrechungen ständig in die Länge zieht. Mein Gefühl sagte mir, dass er so einige Dinge im Zusammenhang mit Beziehungen bewusst ins Lächerliche ziehen wollte. Z. B. das sog. Ghosting, das plötzliche wortlose Abtauchen einer Person, nachdem es schon mehrere schöne Dates gab und das Ganze schon in Richtung Beziehung lief. Michael Nast sagte, dass er das früher auch gemacht hat, damals ein Riesen-A....loch war und dann fingen viele Zuschauer an, mit ihm zu lachen. Super.


    Es wurde generell viel an unpassenden Stellen pubertär gekichert im Publikum. Ich kam mir vor, als ob ich mir eine amerikanische Comedy Fernsehserie anschaute, weil es da so lachende Zuschauer im Hintergrund zu hören gibt. An manchen Geschichten ist schon etwas Wahres dran, z. B. an der Story mit seiner angeblichen Traumfrau Josefine. Größtenteils empfand ich diese Lesung aber als unnötigen Kindergarten und kann sie deshalb nicht weiterempfehlen.

  • Reni, Dein Bericht passt zu meinem Eindruck von ihm. Ich hab mal ein halbstündiges Interview mit ihm im Radio gehört und fand das Niveau unterirdisch. Lauter Theorien und Spekulationen. Hätte ich auch hören können, wenn ich mich mit netten Bekannten in die Kneipe setze. Ich verstehe, wenn S. Stahl das ärgert. Warum sollte man so was ernst nehmen, wenn man das Thema auch ernsthafter behandeln könnte. Ist ja nicht so, dass es keine Forschungen, keine Bindungstheorie gibt. Ich stimme Stahl vielleicht nicht in allem zu oder mag vielleicht den Stil nicht, aber wenn das Thema schon so viel Aufmerksamkeit bekommt wie durch Nast, dann wäre mehr Tiefgang wünschenswert. So, hab ich den Eindruck, fühlen sich nur alle bestätigt in ihren Meinungen und Befindlichkeiten.

  • Genau, dem Mann fehlt es einfach an Tiefgang. Am Anfang stand ein Glas Wein auf der Bühne. Er nippte einige Male und meinte dann, er hätte jetzt doch lieber ein Bier. Und alle kicherten. Er macht auf mich den Eindruck, als ob er möglichst lässig, hip und cool rüberkommen und den Leuten beweisen will, dass man mit so einem Auftreten Geld verdienen kann. Der Erfolg gibt ihm Recht, seine Lesungen sind meistens ausverkauft.

  • Ich habe mal die Leseprobe der "Generation Beziehungsunfähig" gelesen. Im Vorwort steht, dass Nast sich nicht als Ratgeberautor sondern als Geschichtenerzähler versteht, das ist natürlich ganz anders als S. Stahl ihre Rolle sieht. Trotzdem war es mir unsympathisch, weil das Vorwort ansonsten im Wesentlichen darin besteht, dass einer seiner Texte es in ein französisches Schulbuch für den Deutschunterricht geschafft hat, und dass ihm Leser geschrieben haben, wie sehr seine Geschichten ihr Leben verändert haben...
    Ich denke Nast kann man wahrscheinlich so zur Unterhaltung lesen, und mehr will er vielleicht auch nicht.