Gute Mutter trotz Bindungsangst

  • Hallo Zusammen


    seit ich verheiratet bin, hat die Bindungsangst so richtig überhand genommen. Ich halte die Nähe zu meinem Ehemann fast nicht aus. Stehe dauernd unter Druck, wenn er da ist. Ich flüchte entweder- oder, wenn er mir zu nahe kommt, bin ich aggressiv und eklig. Kritisiere ihn ständig und bin echt unaushaltbar. Glücklicherweise bin ich auf ein gutes Buch gestossen- dieses lesen mein Mann und ich jetzt gemeinsam. Es fordert mich zwar stark und bringt mich an meine Grenzen- aber ich möchte mich der Sache stellen. Zusätzlich werde ich Therapiegespräche besuchen. Habe mich bereits informiert, aber noch keinen konkreten Termin erhalten.


    Meine grösste Frage Momentan ist im Titel schon zu lesen...ich bin in der 39 Schwangerschaftswoche und mich beschäftigt es stark, ob ich meinem Kind Liebe und Nähe zeigen kann- trotz Bindungsangst. Vielleicht gibt es Betroffene, die aus Erfahrung erzählen können? Es ist mir sehr wichtig meinem Kleinen das geben zu können, was ich nicht bekommen konnte. Ich bin zuversichtlich, dass ich mit Therapie dies alles bewältigen werde- mit der Zeit. Aber dennoch wünsche ich mir, dass ich bereits bei der Geburt schon starke Mutterliebe haben kann- und da habe ich ja nicht mehr so viel Zeit. Hoffe stark, dass ich in der Beziehung zu meinem Kind nicht ins gleiche Muster falle, wie bei meinem Ehemann. Kann jemand berichten?

  • Eine Bindung zu einem Kind ist was ganz anderes, als eine Bindung zum Partner. Ich glaube nicht, dass du Probleme haben wirst die Nähe zu deinem Kind aufzubauen. Dein Kind ist ein Teil von dir, von dir die nächsten Jahre abhängig und die Wahrscheinlichkeit, das es dich verlassen wird ist auch eher gering.


    Ich kenne echte Hartcore BA, die keine gescheite Beziehung auf die Reihe kriegen aber ihren Kindern immer liebevolle Eltern sind. Mein Ex BA und seine Frau tun seit bald 10 Jahren rum. Ein stetiges Auf und ab und schier unmenschliche seelische Zustände bei denen immer. Aber er liebt sein Kind abartig und die haben eine wahnsinns starke Bindung. Bei dem gibts nichts, was dem näher steht als sein Sohn. Der lässt alles stehen und liegen wenn es um ihn geht.


    Ich hab noch nie, auch hier im Forum nicht von jemandem gelesen wo es Probleme gab mit der Bindung zu einem Kind.


    Versuch dir nicht so einen Kopf zu machen, wenn dein Kleines im Arm hast, wird dein Herz vor Liebe überlaufen :flower:

  • Zitat von SugarLea


    Ich hab noch nie, auch hier im Forum nicht von jemandem gelesen wo es Probleme gab mit der Bindung zu einem Kind.


    da muss ich dir leider widersprechen:
    der mann, bei dem ich bindungsangst vermute, hatte auch zu seinen kindern (die bei der von ihm geschiedenen mutter lebten) ein von bindungsangst geprägtes verhältnis.
    zwischen den beiden wohnorten war eine gewisse distanz, und einem der pubertierenden kinder war es mal zu mühsam, den weg für ein wochenende auf sich zu nehmen.
    seine reaktion war: wenn der jetzt nicht kommt, dann braucht der gar nie mehr zu kommen, sowas brauch ich nicht...
    dennoch glaube ich, er liebte seine kinder sehr....


    liebe schlafloos, ich hoffe das schreckt dich jetzt nicht allzu sehr ab.
    allerdings kann ich dir auf deine frage auch keine vernünftige antwort geben, ich frage mich auch immer mal wieder, ob meine verlustangst die beziehungen zu meinen kindern beeinflusst haben könnte. sie sind jetzt beide erwachsen und aus meiner sicht ist es gut raus gekommen. ob es spätfolgen gibt wird erst die zeit zeigen (und auch von ihrer bereitschaft zur auseinandersetzung mit sich selbst abhängen...)

    Spock: You mistake my choice not to feel as a reflection of my not caring, while I assure you the truth is precisely the opposite.
    (Star Trek Into Darkness)

  • Zitat

    Ich hab noch nie, auch hier im Forum nicht von jemandem gelesen wo es Probleme gab mit der Bindung zu einem Kind.


    Leider kenne ich auch Fälle, wo sich Väter nicht richtig an ihre Kinder binden können/konnten... das gibt es durchaus! Finde ich ganz schlimm, denn wenn das nicht therapiert wird, wächst die nächste Generation mit Bindungsproblemen heran... (ich selbst bin auch so ein Kind, mein Vater hat NIE echte Nähe zu uns Kindern zugelassen!)

  • Eine BA kann sich auf die Beziehung zum Kind auswirken, muß es aber nicht.


    * Sie kann ruhen, da die Bindung zum Kind nicht so bedrohlich ist ... man wird nicht verlassen vom Kind, das Kind wird nicht als so "über-mächtig" wie ein Partner erlebt u.ä.


    * Andererseits erfordert die Beziehung zum Kind Verbindlichkeit und das kann anderen BÄ schon zu viel sein.


    * Wenn die Empathiefähigkeit eines BÄ deutlich reduziert ist führt dies ggfs. dazu, dass beim Kind die emotionalen Bedürfnisse nicht richtig erfaßt werden können, was beim Kind zu Irritationen und ggfs. zu (psychischen) Folgeschäden führen kann, da es sich nicht wirklich "erkannt bzw. gespiegelt" erlebt.

    Es ist also beides möglich ..


    Ich würde mir dzt. nicht allzuviel Sorgen darüber machen, mir aber gelegentlich mein Verhalten auf die Bedürfnisse des Kindes bei Bedarf unter dem Aspekt betrachten, ob sie nicht ev. von der BA gesteuert werden .... wie halt auch in partnerschaftlichen Beziehungen das Verhalten des BA oft von der BA gesteuert wird und nicht von den Gegebenheiten.


    Judith

  • Also ich finde man muss auch noch Väter und Mütter unterscheiden. Ein Mann hat schon von vorneherein nicht die selbe starke Bindung zu einem Kind wie eine Frau, die es neun Monate im Bauch hat und da noch zig Hormone mitspielen um diese Bindung zu stärken. Nicht umsonst gibt es so viele Männer, die sich mir nix, dir nix aus dem Staub machen können. Von Frauen kenne ich da nicht so viele, (eigentlich außer meiner Mutter keine einzige und die hat keine BA sondern einen Scheiß Charakter und Egoismus) die ihre Kinder einfach stehen lassen und gehen. Das mag es geben, sehe ich aber als absolute Ausnahmen.

  • Hallo, ich bin selbst ganz stark von Bindungsängsten betroffen, aber auch seit fast 8 Jahren Mama und ich kann dir sagen, dass ich ein ganz tolle Mutter-Kind Verhältnis mit meiner Tochter habe...Ich kann ihr meine Liebe zeigen, ganz viel Nähe und kuscheln zulassen und wir sind uns sehr nah und vertraut...Es kann also auf jeden Fall klappen. Alles Liebe für dich!!!

  • Als Teenager sowie in meinen 20ern wollte ich schon Kinder haben. Aber nicht sehr früh, erst mit 30 aufwärts. Mit 16 habe ich mal während der Projektwoche unserer Schule zusammen mit einer Freundin in einem Kindergarten gearbeitet. Das hat mir großen Spaß gemacht. Ich wollte dann auch Kindergärtnerin werden, musste diesen Wunsch aber aufgeben, weil meine Eltern dagegen waren. Mit den Kindern dort konnte ich super umgehen. Sie mochten mich auch deutlich lieber als meine Freundin, die inzwischen Mutter von 4-jährigen Zwillingen ist.


    Jetzt bin ich fast 40 und denke es ist besser, wenn ich keinen Nachwuchs in die Welt setze. Lieber keine Kinder als welche mit einem Partner, der nicht für eine Familie taugt. Die Männer, mit denen ich zusammen war oder die ich geliebt habe, wären absolut nicht in der Lage gewesen, Verantwortung für Kinder zu übernehmen. Und den Stress als Alleinerziehende möchte ich mir auch nicht unbedingt geben.