Bei diesem Buch handelt es sich offenbar um die niederländische Version der BA-Aufklärungsbücher von Frau Stahl. Das Phänomen "Liefdesbang" wird beschrieben und anhand der Bindungstheorie erklärt, es werden Auswege aufgezeigt. Im Grunde kennen wir das alles schon aus den Büchern von Frau Stahl, etwas Neues gibt es hier nicht. Im direkten Vergleich finde ich die Bücher von Frau Stahl sehr viel klarer und verständlicher, plakativer und gradliniger formuliert. Das Buch von Frau Cuppen wirkt dagegen etwas "schlaff", umständlich und in Teilen verträumt mit Hang zum Esoterischen.
Interessant finde ich, daß die Autorin, eine Sozialpädagogin und Psychotherapeutin, selbst betroffen war. Sie hat offenbar jahrelang selbst BA-Beziehungen gehabt, in denen sie der verlustängstliche Teil war. Im Buch wirkt sich das so aus, daß der Schwerpunkt hier mehr auf den Verlustängstlern liegt - nicht, wie bei Frau Stahl, auf den aktiven Wegläufern. Obwohl auch Frau Cuppen weiß, daß das lediglich 2 Seiten der selben Medaille sind, trennt sie im Text zwischen der verlust- und der bindungsängstlichen Perspektive. Ich als primäre Verlustängstlerin fühlte mich hier mehrfach direkt angesprochen, wenn etwa erklärt wird, wie man als Kind darauf konditioniert wurde, emotional unerreichbare Menschen lieben zu wollen. Hierin geht Frau Cuppen über Frau Stahl hinaus.
Das Buch geht auch insofern noch etwas über die Stahl-Bücher hinaus, als daß hier "Familienforschung" betrieben wird, die über die Elterngeneration bis in die Großelterngeneration hineinreicht. Familiale Traumata in der Großelterngeneration, z.B. ausgelöst durch Krieg oder hohe Kindersterblichkeit, werden in ihren Nachwirkungen auf das Bindungsverhalten der aktuellen Generation beschrieben.
Ich würde nach wie vor als Einsteigerlektüre die Stahl-Bücher vorziehen. Dieses Buch wäre mehr zur Abrundung und Ergänzung des bereits Bekannten zu empfehlen.