Partner mit Bindungsangst. On Off

  • Hallöchen,
    Ich möchte meine Erfahrungen sehr gerne mit euch teilen und bin gespannt auf eure Erfahrungen und Meinungen dazu.


    Ich bin 25 Jahre alt und mein aktuell Ex Freund 35.
    Ich versuche nun mal chronologisch unsere Beziehung zu beschreiben.


    Wir lernten uns Anfang August in einer Kneipe kennen, in der er sehr häufig Gast ist.
    Schon eine Woche zuvor schrieb er mich bei Facebook an, ob wir uns nicht kennen würden. Aufgrund von meinem stressigen Alltag zu der Zeit antwortete ich nur kurz und knapp, dass das eig nicht sein kann. Er schrieb noch mal, aber ich habe es ehrlich gesagt vergessen zu antworten. Daraufhin blockierte er mich (das macht er mit zig Leuten?), was ich allerdings erst bemerkte, als wir uns dann da zum ersten Mal in der Bar gesehen haben.
    Ich kam rein, unsere Blicke trafen sich und dann war da dieser "Klick" Moment und es war irgendwie um uns beide Geschehen.
    Wir tauschten Nummern aus und verabredeten uns für die Folgewoche zum Date.
    Dies sagte er 10 min vorher ab, da er noch mit seinem Bruder in einer anderen Stadt sei und er wollte sich melden, wenn er zurück ist, was er nicht tat.
    So zog ich mit meinen Freunden los und traf ihn gut betrunken in einem Club, wo ich ihn zur Rede stellte, da ich mich "verarscht" gefühlt habe.
    Nun ja, der Umtrunk tat sein übriges und nach einigen Stunden haben wir uns doch zum ersten Mal geküsst. Es ist eine unglaubliche Spannung zwischen uns. Er brachte mich nach Hause und ich lies ihn dann selbstverständlich vor meiner Tür stehen. Auf dem Weg erzählte er gleich, dass er niemals Kinder will und niemals heiraten möchte.


    Soweit so gut. Im Nachhinein erzählte er mir, dass er Angst hatte sich mit mir zu treffen, da er nicht wieder verletzt werden wollte.


    Darauf die Woche hatten wir dann unser erstes richtiges Date. Es war wirklich wunderschön.
    Wir sahen uns dann 4 Tage am Stück und er sagte mir, dass er mit mir zusammen sein möchte. Alles war so intensiv, so liebevoll, dass ich es kaum glauben konnte, dass mir sowas wundervolles doch noch widerfährt.


    Er stellte mich jedem vor, den er kannte. Auch schon nach 1-2 Wochen seiner Mutter.
    Ende August waren wir gemeinsam auf einem Geburtstag. Er deutlich zu betrunken. Als mich eine Frau anbaggerte, war er höchst eifersüchtig und lief weg. (Das war nicht die einzige Eifersuchtsszene in unserer Beziehung) Selbstverständlich bin ich auf die Flirterei nicht eingestiegen. Ich bin ihm hinterher. Bis zu seiner Haustür, wo er zusammenbrach und weinte und mir sagte, dass er mich liebt (das erste Mal).
    Oben im Bett brach er wieder in Tränen aus, da er Angst hatte mich zu verlieren, weil er keine Kinder möchte. Dabei war das in der Zwischenzeit auch gar kein Thema mehr.


    Die weitere Zeit verlief recht harmonisch. Ab und an war er kalt und meckerte über sinnlose Dinge, wie ein Parkplatz, den ich wählte, der ihm zu weit weg war oÄ.
    Wir nannten es seine wilden 15min.
    Ich ließ mich davon nicht beeindrucken.
    Wenn er sie bekam, dann merkte man ihm sehr an der Körperhaltung an, dass er angespannt war. Er neigt dann dazu aggressiv zu werden. Aber nicht mir gegenüber.


    Im Oktober wollten wir gemeinsam in den Urlaub fahren. 1,5 Wochen davor trennte er sich Hals über Kopf.
    Ich hatte einen Unfall und war im Krankenhaus. Wir waren an dem Abend eh verabredet auf 19Uhr. Um 17uhr passierte es und wir telefonierten dann. Statt mich zu besuchen oder nach Hause zu begleiten, blieb er lieber beim Dartabend mit seinen Jungs. Ich sagte ihm, dass mich das enttäuscht. Da war seine Welt zusammengebrochen, er meldete sich nicht mehr, blockierte mich und war vom Erdboden verschluckt.
    Ich wartete vor seiner Tür (im Nachhinein blöd, ich weiß) um mit ihm zu sprechen. Es kamen ihm die Tränen, er sagte er hatte sowas schon mal und ging rein. Er brauche Zeit.


    Nach 3 Wochen trafen wir uns zufällig auf einer Feier. Kamen ins Gespräch. Versöhnten uns.
    Am nächsten Tag sprachen wir sehr ausführlich darüber und konnten diesem Bruch auch etwas positives abgewinnen, da wir viel übereinander gelernt haben.


    In den Urlaub sind wir dann auch noch für 4 Tage gefahren. Anschließend sagte er, dass er am liebsten seinen ganzen Jahresurlaub mit mir verplanen möchte, um ihn dort zu verbringen (Holland, eigenes Haus)



    Die Folgezeit war sehr sehr schön. Auch wenn es ab und an mal eine Stichelei seinerseits gab und Unzuverlässigkeit, was Verabredungen anging.
    Er sagte mir immer wieder, dass ich seine Traumfrau bin und das er sein Leben mit mir verbringen möchte. Wie sehr er mich liebt, dass ich ihn erde. Dass er angekommen ist. Er irgendwann Kinder mit mir möchte...


    Es gab noch 1,5 Wochen wo er sich komplett zurück zog, da er betrunken in mein Bett gemacht hat. Insgesamt 3x.
    Und zu etwa der Zeit sagte seine Mutter zu ihm (unabhängig davon, da sie das ja nicht wusste) dass sie glaubt, dass er ein Alkoholproblem hat. Das weglaufen/ignorieren kommt bei seiner Familie genau so vor...


    4 Tage vor der letzten Trennung kam die Äußerung, dass er sich vorstellen kann mich zu heiraten. Ich freute mich natürlich darüber! Sagte aber auch "nicht dass du dich jetzt eingeengt fühlst, wir haben alle Zeit der Welt".
    In der Woche vor der Trennung hatte er Urlaub. Wir haben dort unglaublich viel zusammen unternommen, geredet und sind irgendwie noch mehr zusammengewachsen als Team.
    Er meinte noch "du hast mich irgendwie verändert... früher wäre ich wegen manchen Sachen wochenlang sauer gewesen... aber wir reden darüber und das ist einfach nur schön!"


    Dazu muss man sagen, dass er sich an dem WE vor der Trennung auf einer Party sehr daneben benommen hat. Flirtete mit einer anderen Frau intensiv tanzend. Dann gabs da noch seine Ex, mit der er 5 Jahre das on und Off Spiel hatte und zuhause dann einen Wutausbruch. Leider kennt er kein Maß, was den Konsum von Alkohol betrifft. Und er raucht sich auch sehr gerne mal einen.


    Nun sprach ich mit meiner besten Freundin über diese Situation, um mir Rat zu holen. Es war nun mal auch kein alltägliches Erlebnis. Selbstverständlich behält sie das alles für sich. Wir kennen uns seit über 16 Jahren.


    Als wir dann am 24.11. über den Weihnachtsmarkt schlenderten (mit meiner besten Freundin, ihrem Freund und ein paar anderen), sagte sie (in einem ganz anderen Zusammenhang) mit lachen im Gesicht "wenn du ihr was erzählst, dann erzählst du das auch mir, wir erzählen uns alles". Er lachte und ich lachte auch darüber. Natürlich tauschen wir Frauen uns aus, aber ALLES erzählt man auch nicht. Nun gut
    Wenig später fragte er mich, ob ich ihr vom WE davor erzählt hatte. Ich bejahte das nur ohne Details zu nennen. Da war auch alles noch in Ordnung. Thema vorbei


    Am nächsten Morgen wachte er allerdings wütend auf und machte sich aus dem Staub, auch wenn er mir noch sagte, dass er mich liebt. Gegen Mittag sahen wir uns noch bei seiner Mutter zum Kaffee (Geb.). Da war er noch freundlich, aber auch etwas reserviert.
    Er legte sich dort dann einfach quasi kommentarlos schlafen ohne sich zu verabschieden. Ich fuhr also.


    Merkte schon ganz klar, dass das aus dem Ruder laufen wird, weil er mit seiner Wut, welches eig Trauer/Enttäuschung ist, schlecht umgehen kann.


    Am Abend gegen 22 Uhr wollte ich mit ihm sprechen.
    Er beendete plötzlich die Beziehung bei Whatsapp, schrieb noch hinterher, dass er sich neu verliebt habe und blockierte mich auf allen Leitungen ohne das ich überhaupt die Möglichkeit bekam darauf zu reagieren.


    Einen Teil meiner Sachen gab er mir persönlich wieder, doch wollte partout nicht mit mir sprechen. Den Rest dann über seine Mutter, wo er meinen handschriftlich geschriebenen Brief in tausend Fetzen zerlegt noch beilegte, sowie ein graviertes schloss, was ich ihm mal geschenkt hatte, gänzlich zerstört. Er fragte sogar noch nach, wie ich darauf reagiert habe.


    Und trotzdem ich ihm nach einer Woche nach der Trennung mitteilte, dass das Thema für mich nun beendet ist und ich das so nicht mehr kann und es für mich besser ist, wenn wir getrennte Wege gehen, stachelt er eben weiter. Danach kam das mit dem zerrissenen Brief usw. Und auch noch einige fiese Nachrichten bei whatsapp, die er mal kurz losließ, wenn er mich für einen kurzen Moment entsperrt hat. "Lass mich in Ruhe!!!!!! Für immer!!!!!!" Usw usw usw
    Als wollte er das Zepter wieder in die Hand nehmen und die Kontrolle über die Situation haben.
    Allerdings bin ich darauf nicht eingegangen...
    Wir sehen uns regelmäßig in der Bar. Und die Sticheleien hören nicht auf. So erzählt er dort rum, dass er jmd gedatet hat, weil er sehr berechnend ist und weiß, dass mir das erzählt wird. Ich äußere mich dazu aber nicht und ehrlich gesagt glaube ich das auch nicht.


    Ich bin selbst in Therapie. Ich habe Verlustängste. Oder besser gesagt ich hatte sie. Ich habe meine Ängste inzwischen sehr gut "im Griff". Er weiß darüber Bescheid, denn wir haben eig über alles gesprochen... Meine Psychologin verwies auf die Thematik Bindungsangst bei ihm, sodass ich mich nun auch sehr viel damit auseinandergesetzt habe, um das alles zu verstehen.
    Sie sagt, dass er mich zwar auf der einen Seite wegstößt, aber dennoch auch ein hinterherlaufen einfordert und sich selbst in die Opferrolle bringt (aufgrund seiner Nachrichten an mich).
    Er ist quasi auf die schwarze Seite gekippt und hat keinen Zugang mehr zu sich und seinen Gefühlen, da die Angst alles überschattet. Eig ist es eine große Not in ihm, da er kein Ventil für seine Gefühle hat und sich vermutlich darüber auch nicht ganz bewusst ist. Ich weiß, dass er sich mit dem Thema Bindungsangst schon mal beschäftigt hat. Ich glaube er hat zumindest schon mal eine Idee davon, dass sein Verhalten ambivalent ist.


    Laut meiner Psychologin ist es nur eine Frage der Zeit, wann er wieder auf "die weiße Seite" kippt und wieder fühlt.


    Nun sind es 3,5 Wochen in denen ich die Wände hoch gehen könnte. Er trinkt nun auch unter der Woche und es kommt mir vor wie eine Flucht.


    Ihr werdet mir vermutlich sagen, dass ich ihn abschreiben soll und das es besser für mich ist. Doch irgendwie hoffe ich trotzdem, dass wir wieder ein Paar sein können, da alles andere einfach gepasst hat.
    Ich weiß selbst am besten wie schwer es ist mit seinen Ängsten umzugehen. Ich hätte es mir gewünscht, dass mir damals mal jemand die Hand gereicht hätte und so würde ich es auch bei ihm tun. Natürlich kann ich ihm nicht helfen. Das muss er selbst tun. Ich schätze auch professionell. Der Tod seines Vaters, sowie sein Neffe, den er erhangen auf dem Dachboden vorfand und die ein oder andere Beziehung werden ihn irgendwie traumatisiert haben. Er brach deswegen 2x in meinem Arm zusammen, weinte bitterlich und sagte "sie haben mich einfach verlassen"...


    Ich bin gespannt auf eure Meinungen und Erfahrungen...


    Liebe Grüße
    Tony

  • Zitat

    ...hat keinen Zugang mehr zu sich und seinen Gefühlen, da die Angst alles überschattet.


    Und diese Angst macht das kaputt.


    Zitat

    Nun sind es 3,5 Wochen in denen ich die Wände hoch gehen könnte.


    Das hab ich auch erlebt damals, das war die Hölle, schlimme Zeit war das für mich und das weiss er.



    Zitat

    "sie haben mich einfach verlassen"...


    Das ist schlimm, genau auch dieses Gefühl hat mich im ganzen Leben verfolgt, weil ich mich auf niemanden verlassen konnte und kann, nur noch auf mich. Das Urvertrauen noch von meiner Mutter kaputt gemacht bekommen, langsam geht es, wenn die Menschen mir Zeit lassen und ehrlich mit mir meinen.


    Hab früher auch große Angst vor dem Alleinsein gehabt, heute nicht mehr, bin lieber alleine als in falscher Gesellschaft und wenn ich mal unter Menschen gehe, das strengt mich so an, das ich dann mich ausruhen muss.
    Jetzt ist es ganz schlimm, weil ich jetzt gern gesehen werde, weil ich eine ruhige Person und pflegeleicht bin, jeder Mensch, der mit mir zusammen war, sagt beim Abschied, es war sehr schön mit Dir, ich rede mit Dir ganz anders, als mit anderen Menschen.

    Um in der Welt etwas zu bewirken, bedarf es liebevoller Emotionen, nicht kaltherziges Denken!


    Wenn du mein Licht erst kennst, dann weißt Du, wie hell dein Tag sein kann und wie hinreißend die Freude die Du, durch mich erfährst.

  • Da würde ich ganz schnell die Füße in die Hand nehmen und laufen so weit es geht. Da ist in meinen Augen Bindungsangst das kleinere Problem. Er ist vermutlich auch Alkoholiker, was für sich alleine schon ein riesen Problem darstellt und ich mir gut überlegen würde, ob ich mir das wirklich antun möchte, dass mein "Partner" mir besoffen ins Bett pinkelt wie ein Kleinkind....


    Vermutlich ist hier auch eine Persönlichkeitsstörung vordergründig ( Alkoholsucht, Drogen (Kontrollverlust durch Substanzen), instabile Beziehungsmuster, schnell wechselnde Stimmungslagen, Wutanfälle etc) bei der die Bindungsangst nur ein Nebenymptom darstellt.


    Deine Psychologin sollte nicht ihn therapieren, sondern dich! Dazu gehört mit dir zu erarbeiten, warum DU dich an so einen Mann heftest, dich von ihm so behandeln und Grenzen überschreiten lässt ( denke die sind bei jedem überschritten wenn man so derart respektlos behandelt wird). Du hast auch Anteile an dieser Geschichte, sonst würdest du dich selbst schützen und der Mann wäre kein Kandidat mehr für weiteres...


    Das hier noch eine glückliche Beziehung entsteht wage ich mal sehr zu bezweifeln. Er hat genügend Baustellen, die er in einer Therapie selbst angehen müsste und selbst dann kann das noch Jahre dauern, bis er bereit wäre für eine stabile, verlässliche Beziehung ohne das er in dieser ständig seine destruktiven Muster ausleben muss.
    Gerade noch mit Alkohol (und Drogen) im Spiel ist die Sache noch viel schwerer in den Griff zu bekommen als ohnehin schon.


    Ich würde dir daher raten, kümmer dich um dich selbst. Um dein Seelenheil, was du wirklich willst, brauchst, dir wünscht. Dann wirst du auch leichter loslassen können, weil du merkst, dass du da den falschen Mann an deiner Seite hast. Er kann dir nicht geben, was du suchst...

  • Danke für eure Antworten.
    Ich wollte schon viele eher hier schreiben, jedoch bekam ich jedes Mal eine Fehlermeldung.


    Abgeschlossen habe ich mit ihm innerlich immer noch nicht. Aber ich brauche da eh immer recht "lange". Meine Baustellen sind mit da absolut bewusst, daher bin ich ja auch bei einer Psychologin.
    Im Endeffekt musste ich feststellen, dass ich selbst eine BA habe und in einer anderen Beziehung auch schon den aktiven Part eingenommen habe. Ohne diese Erfahrung wäre ich wohl nie darauf gekommen und kann dem Ganzen zumindest auch etwas positives abgewinnen (y)


    Bis zum 3. Januar gab es immer wieder "kleine" Gegebenheiten. Sticheleien seinerseits über dritte, besonders nachdem ich das Thema BA eröffnet habe (in der Tat ein absolut lieber vorwurfsfreier Brief, der erst Mal auf MEINE "Probleme" verwies und in dem ich meine Empfindungen äußerte und ihn nach seinen zu der Thematik fragte) usw.
    Am 3.1. habe ich herausgefunden, dass er mich hintergangen hatte, während wir zusammen waren. Es war zwar schon eine Weile her, dennoch machte es mich wütend und mein Kommentar war einfach nur "OHNE WORTE". Schließlich warf er mir einen Vertrauensbruch vor wegen dem Scherz meiner besten Freundin und gab mir für alles die Schuld.


    Seither ist Ruhe. Also gerade mal 2 Wochen. Ich muss mich erstmal sammeln. Ich weiß, dass er sein On Off Muster weiterführen wird, ergo wohl auch irgendwann wieder kommt. Nur weiß ich nicht, wie ich dann Herz und Kopf auf einen Nenner bringe. Denn nicht nur ich muss an mir arbeiten. Auch er. Für sich, nicht uns.


    Der Konsum von Alkohol und Gras ist bei ihm eher die Flucht vor seiner Gefühlswelt. Ich hab es oft genug erlebt, dass er auch ohne kann. Nur wenn er trinkt weiß er nicht wann es genug ist -.-