Nicht-Beziehungen typisch für BA?

  • Hallo,


    ich dachte ja, mein BÄler hält unsere "Beziehung" geheim, weil seine Kinder ihn als "Spinner und Fremdgänger" verurteilen und er nicht möchte, dass diese mitbekommen, dass er "schon wieder" eine Neue hat. Die letzte Beziehung war nicht geheim, denn die Frau hat bei ihm gewohnt.


    Nun habe ich viel gelesen und habe so langsam das Gefühl, dass diese heimlichen Nicht-Beziehungen fast schon so was wie ein Symptom bei BA ist.


    Stimmt das? Und wenn ja, welche Gründe gibt es dafür?


    Falls es das Thema schon irgendwo gibt, liebe Admins, dann einfach meinen Beitrag verschieben. Ich habe über die Suchfunktion nichts gefunden.


    LG,


    Tine

  • Ganz einfach gesagt: Eine "Nicht- Beziehung" löst weniger Druck aus und noch viel weniger Erwartungen, die man erfüllen muss. Man muss keine Fragen beantworten, sich nicht zum Partner bekennen, sich nicht festlegen. All diese Dinge sind bei BA ziemlich verpöhnt und schwierig.


    Ein verliebter und "gesunder" bindungsfähiger Mensch will ja eigentlich seinen Partner zeigen, ist stolz auf diesen, nimmt ihn überall mit hin. Kennen wir alle :)
    Als ich meinen Mann kennenlernte, bin ich einmal quer durchs Land mit ihm gefahren um ihn überall meinen Freunden und Familie zu zeigen so glücklich war ich. Bei ihm genauso. BA vermeiden in der Regel diese Art von Nähe, dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, unausgesprochene Versprechen an den anderen, Verpflichtungen etc.
    Da wird immer irgendwo und irgendwie ein Hintertürchen freigelassen...

  • Da war meiner wohl nicht so das typische Exemplar: Er hat mich seinen Freunden und seiner Familie vorgestellt. Ich fürchte aber, dass das der Tatsache geschuldet war, dass es ihm total normal vorkam, ständig neue Freundinnen zu präsentieren. War ja nie seine Schuld...es hat halt einfach nicht gepasst :roll:

  • Ich hab auch immer alle mit heimgeschleppt, selbst wenn sie nur kurz da waren. Bei mir lag es aber eher daran, dass ich damit nix verbunden habe und Anfangs eh immer so überzeugt, dass da Mister Right vor mir steht.


    Meinem Ex (natürlich auch BA) bleibt nix anderes übrig seine Frauen mit heimzubringen, der wohnt nämlich mit Mitte 30 noch immer in seinem Kinderzimmer bei Muttern. Allerdings ist das bei dem auch leicht erklärt, denn der hat quasi keinen Bezug zu seiner Familie. Mit denen hatte ich mehr zu tun als er. Er hat sich immer zurückgezogen und dem war das völlig egal, was sonst so im Haus passiert um ihn rum. Auch ein seltsames Exemplar ;)

  • Zitat

    Nun habe ich viel gelesen und habe so langsam das Gefühl, dass diese heimlichen Nicht-Beziehungen fast schon so was wie ein Symptom bei BA ist.


    Das habe ich auch im Buch von Frau Stahl gelesen. Ich glaube, sie hat dafür auch Gründe genannt, warum BA Betroffene auf das Wort "Beziehung" so allergisch reagieren. Ich erinnere mich aber nicht mehr an die Gründe... Ich, als Betroffene, kann sagen, dass mir früher wichtig war eine offizielle Beziehung zu haben. Auch wenn ich darin die absolute Vollkatastrophe war. Wenn ein Mann eine Beziehung mit mir nicht offiziell gewollt hätte, wäre er für mich nicht in Frage gekommen.

    Lass dir von Menschen mit zu kleinem Horizont nicht erzählen, dass deine Träume zu groß sind.

  • Hallo,



    bei meinem war's so, dass wir uns schon ewig online kannten, und der Kontakt über die Jahre mal ganz lose und mal enger war. Es war ursprünglich nur so was wie ein Sprachaustausch. Als wir uns das erste Mal im echten Leben trafen, dachte ich vorher nicht, dass ich mich je in ihn verlieben könnte, und als es dann doch passierte, war es zu unglaublich für mich, ich sah mich als sehr rational und fand das alles zu unwirklich. Darum war es mir die ersten Monate ganz recht, dass es immer nur hieß, wir sehen, ob wir eine Beziehung führen wollen oder nicht. Ob bzw. wie sich diese Statusdefinition änderte, darüber habe ich keinen rechten Überblick. Manchmal wurde ich als Freundin vorgestellt, oft aber nicht, und ich weiß nicht, wovon das abhing. Unsere Familien haben wir kennengelernt, ich war bei seiner zu Weihnachten, sehr schön war das. Aber kurz vor Ende der Beziehung (oder so) meldete ich an, dass der undefinierte Status nicht länger ok sei. Er fragte, warum wir das denn unbedingt als Beziehung definieren müssten, es sei doch auch so schön, und das erzeuge so viel Druck, und immer, wenn er in der Vergangenheit was als Beziehung definiert habe, sei es zerbrochen. Ich denke auch, es ist die Angst vor Verantwortung und Erwartungen des Partners. Und mein Ex war nicht konfliktfähig, er hatte nicht die Erfahrung gemacht, dass man in einer Beziehung seinen Standpunkt erfolgreich verteidigen kann, er konnte Streit nicht ertragen, und ich bin wirklich kein Streithammel. Und manche der Erwartungen, die ich angeblich hatte, fantasierte er sich, aber wegen der Konfliktscheue war eben auch kein richtiges Gespräch darüber möglich. Ich hab das zweite Bindungsangstbuch von Stahl erst neulich gelesen, und das trifft sie mit Näheüberflutung recht gut, denke ich. Wenn man keine inneren Grenzen hat, dann kann man auch keine Beziehungen führen. Also hat man keine und entgeht so der ecten und der fantasierten Verantwortung.

  • Hallöchen,

    ich denke, dass auch das eine Sache ist, die man nicht generalisieren kann, die allerdings zugegebenermaßen so oder so ähnlich ziemlich verbreitet ist.

    Aus meiner Sicht hat es – wie vieles andere auch – mal wieder mit Selbstschutz und dem Erhalten der eigenen Realität zu tun. Eigentlich ganz einfach: wenn ich keine Beziehung führe, kann ich auch keine Beziehung an die Wand fahren und muss mir gar nicht erst Gedanken machen, warum es denn „mal wieder“ nicht funktioniert hat. Hinzu kommt dann wohl auch wieder das leidige Thema „Erwartungen“ bzw. „dem Partner (nicht) genügen“. Letztendlich scheinen sich ja viele BÄ sehr unter Druck zu setzen, um die „Pseudo-Erwartungen“ des Partners (als das, wovon er denkt, der Partner würde es erwarten) irgendwie erfüllen zu können. Gibt es aber keinen offiziellen Partner und dementsprechend auch keine „richtige“ Beziehung, nimmt das sehr viel Druck, weil das Verhältnis insgesamt deutlich niedrigschwelliger ist.

    Letztendlich kann man das dann wohl auch auf das Vorstellen bei Freunden bzw. der Familie oder auch dem „Einlass in die eigenen 4 Wände“ projizieren. Alles irgendwie Dinge, die einerseits den Druck erhöhen, dass es „gelingen“ und man sich „perfekt präsentieren“ muss und andererseits damit auch wieder ganz eng mit dem Thema „Selbstwert“ verknüpft sind.

    Ich war bei meinen beiden Mädels auch das ein oder andere Mal irritiert – wobei ich ja bei der zweiten schon eine konkrete Vermutung hatte, woher der Wind wehen könnte. Bei der Ersten hat es mehrere Monate gedauert, bis wir wirklich ein Paar waren (das lag aber an mir). Allerdings sind wir zuvor schon wirklich „dicke“ gewesen und haben uns wie selbstverständlich mehrmals wöchentlich gesehen. Dann kam ihr Geburtstag, (da kannten wir uns schon gut 4 Monate und waren ständig zusammen aber eben noch ohne Körperlichkeiten) an dem sie mich auch unbedingt sehen wollte. Allerdings war es für sie ein Unding, mich zu ihrer kleinen Geburtstagsfeier mit ihren Freunden am Abend einzuladen. Kurioserweise haben wir die Fete gemeinsam komplett geplant – nur dabei sein durfte ich eben nicht. (dafür hing sie dann abends ständig am Handy und hat mir geschrieben…) Letztendlich habe ich aus ihrem Freundeskreis auch tatsächlich nur ihre beste Freundin kennen gelernt. Gekippt ist es dann auch zu einer dieser „klassischen“ Situationen – dem Antrittsbesuch bei ihren Eltern, um den sie schon zuvor sehr viel Wind gemacht hat. („Ich stelle keine Freunde mehr vor, aber bei Dir bin ich mir so sicher…“) Ich merkte schon, dass sie komisch war, als ich sie abholte, dann mochten mich ihre Eltern wohl auch noch ziemlich – und etwa zwei Wochen später war trotz großer Vorschusslorbeeren plötzlich Schluss. Wenig später versuchte sie sich dann auch zu rechtfertigen… „Ich wollte ja nie eine Beziehung… na ja, für mich war es auch mehr eine Freundschaft, auch wenn man das eigentlich nicht so sagen kann…“.


    Bei meiner Zweiten war ich ratzfatz in den Freundeskreis integriert – aaaaber… sie in ihrer Wohnung besuchen? Never ever… ich glaube, ich war das erste Mal überhaupt für ein paar Minuten in der Wohnung als wir schon fast ein halbes Jahr zusammen waren. Übernachten durfte ich das erste Mal nach acht Monaten. Wobei sie bereits bei meinem ersten Besuch fast schon gebetsmühlenartig fragte „Gefällt Dir meine Wohnung wirklich? Die ist doch so singlemäßig. Deine ist viel schöner…“. Und so ging das dann tatsächlich auch in den folgenden Monaten weiter – immer wieder diese Frage… Das Selbstwertgefühl lässt grüßen, denke ich… Das war auch generell immer wieder zu sehen, denn letztendlich war ich in ihren Augen so ziemlich überall besser... Und sie der doofe Nichtsnutz... Ein Gedanke, vo dem sie sich auch auf Gedeih und Verderb nicht abbringen ließ...


    Irgendwie ist eben doch alles sehr ähnlich – aber doch nicht deckungsgleich.

    Leuchti

  • Hallo Tine,


    ich hatte so eine heimliche Nicht-Beziehung. Zwar hat mich der Mann in der Öffentlichkeit nie versteckt und sich überall gerne mit mir gezeigt, egal ob in seinem oder meinem Wohnort oder ganz woanders. Ich durfte auch seinen Freundeskreis und einen kleinen Teil seiner Familie kennenlernen. Nur seinen Eltern hat er mich niemals vorgestellt, weil die sehr konservativ sind und eine Frau in Begleitung ihres Sohnes gleich als seine zukünftige Ehefrau betrachten.


    Weil er sich niemals offiziell zu mir bekannt hat, durfte ich auch keine Ansprüche stellen. Erst vorgestern habe ich mal ganz offen über meine Gefühle mit ihm geredet. Und obwohl er sehr viel intensive Nähe zu mir gesucht hat und auch bissl mehr zwischen uns gelaufen ist, behauptet er jetzt, dass er schon immer nur eine platonische Freundschaft mit mir wollte und ich mir sein Interesse nur eingebildet habe. Dabei spricht vieles dafür, dass es sehr wohl der Fall ist. Meine Freunde haben einiges mitbekommen und sind ganz meiner Meinung.


    Es ist das Beste, wenn du von einem Menschen mit starker BA die Finger lässt. Es macht einfach keinen Sinn, wenn der Mensch nicht einsieht, dass er ein Problem hat und nicht daran arbeiten möchte.


    LG
    Reni

  • Zitat

    ...in der Öffentlichkeit nie versteckt und sich überall gerne mit mir gezeigt, egal ob in seinem oder meinem Wohnort oder ganz woanders.


    Sowas wollte jemand letztes Jahr mit mir haben um überall gut dazustehen, als Held. Ich hab ihn zurechtgewesen und ihm gesagt kein Wunder das die vorherige ihn fallen gelassen hat. Denn vor der Familie hält er das geheim, weil er auch da gut dastehen will. Das ist für mich scheinheilig.


    Selbst sein Leben nicht in den Griff bekommen, hab damals wo wir hinwollten, mich selbst erkundig, ob es barrierefrei ist, das tue ich auch, wenn ich alleine irgendwo hin möchte vorher informieren.

    Um in der Welt etwas zu bewirken, bedarf es liebevoller Emotionen, nicht kaltherziges Denken!


    Wenn du mein Licht erst kennst, dann weißt Du, wie hell dein Tag sein kann und wie hinreißend die Freude die Du, durch mich erfährst.