Verbildlichung meiner momentanen Gefühle

  • Hallo zusammen,
    ich möchte nach all dem Leid und Gejammer auch mal etwas kleines, positives da lassen.
    Die Trennung ist nun fast auf den Tag genau ein halbes Jahr her.
    Ich habe sehr gelitten und tue dies auch immer noch, aber trotzdem spüre ich nach und nach eine
    Veränderung... eine sehr große, die mein (Beziehungs-)Leben wahrscheinlich für immer verändern wird.


    Ich beschäftige mich immer noch sehr mit der vergangenen Beziehung. Warum dies und das usw.
    Ich komme trotz allem analysieren von ihr und ihrem Verhalten immer wieder bei mir und meinen Verlustängsten an.


    Die anfänglichen Schuldgefühle haben mich sehr tief getroffen. Ich konnte mir selbst nicht verzeihen, wie ich mich verhalten habe.
    Dachte oft, natürlich hat sie sich getrennt, so wie ich war... einengend, kontrollierend etc.. Aber das ist nur die halbe Wahrheit!


    Sie hat sich selbst nicht korrekt verhalten. Was ich meine weiß bestimmt jeder hier selbst. Es geht mir aber nicht mehr (wie Anfangs)
    um die Schuldfrage, mit der sich vermutlich jeder BA Partner und auch "normal" Verlassene beschäftigt.


    Es gibt Menschen, die versuchen ihre innere Leere durch andere Menschen zu füllen. Weil sie es nicht anders kennen und können.


    Das sie schon 2 Monate nach unserer 4 jährigen Beziehung jemand anders hat, sah ich aus meinen VAs als das extremste überhaupt,
    es hat mich zu Boden geworfen und mir gefühlt alle Knochen gebrochen.
    In Anbetracht des Satzes den ich davor geschrieben habe weiß ich jetzt, sie hat dies getan um ihre eigenen Defizite nicht anschauen zu müssen...
    Genau so habe ich es auch gemacht...


    Ich "(miß-)brauchte" bisher meine Partnerinnen so sehr, weil ich dachte sie WIRKLICH zu brauchen.
    Weil ich sie alle verantwortlich gemacht habe, für meine Gefühle bzw. meine Launen zuständig zu sein.
    Vor allem wenn ich mich gut fühlte, hatte das immer einen Bezug zu Worten oder Taten meiner Partnerin.
    Wich dann die "geliebte" (verantwortliche) Person zurück, waren die Auswirkungen klar... Verlustängste.


    Das alles mag den meißten hier klar sein, manch einer denkt jetzt vermutlich: "Das ist genau das, was wir Dir alle gesagt haben",
    aber das für sich selbst zu verstehen, in seine eigene Gefühlswelt aufnehmen zu können tut gut und erleichtert ungemein.


    Unsere Beziehung war zum scheitern verurteilt, ihre neue Beziehung ist zum scheitern verurteilt, ein Neuanfang wäre es auch gewesen.
    Ein solcher würde nur dann Sinn machen, wenn beide verstanden haben, dass es erst die eigenen Baustellen aufzuräumen gilt.
    Ich stehe dank der Trennung mittendrin und habe angefangen. Sie hat wahrscheinlich beide Baustellen oder "Drecklöcher" gesehen und gedacht:
    "Ich such mir lieber wieder ne grüne Wiese". Das diese aber recht nah an ihrer Baustelle liegt, die immer größer wird und irgendwann auch diese Wiese
    verschlucken wird, nimmt sie nicht wahr, weil sie absichtlich nicht nach hinten schaut. Aus Harmoniestreben. Die Wiese ist ja so schön,
    keine eingetrampelten Pfade, alles neu...
    Mit zunehmender Reflektion hätte sie vielleicht erkannt, dass genau das der Sinn einer Beziehung ist... gemeinsame Pfade anlegen, ohne die
    Wiese zu einem Dreckloch zu machen. Es ist gescheitert.
    Ich empfinde immer noch Schmerz, weil ich im Nachhinein erkenne, dass ihr die gemeinsam Angelegten Pfade wohl nicht gefallen haben.
    Sie hat sich zurückgezogen, mir gesagt ich stehe hinter Dir, mach solange weiter... Mich glauben lassen, sie will genau den Pfad ausbauen auf dem wir sind.
    Hat aber keinerlei Energie mehr darauf verschwendet.
    Statt es zu sagen und daran zu arbeiten, sie wieder einzuebnen und gemeinsam neue anzulegen, hat sie eigene angelegt, fernab von den gemeinsamen...
    Diese haben sie auf eine neue Wiese geführt. Wenn sie das nicht erkennt, wird sie bald wieder eine neue suchen. Und wieder und wieder...


    Ich werde jetzt meine Baustelle aufräumen, ohne Hilfe einer neuen Partnerin (diese kann ja nichts dafür, dass es so aussieht)...
    Und eines Tages wird auch hier wieder alles grün sein. Bereit für neue Pfade.
    Nur werde ich diesesmal vorsichtiger sein und genau hinsehen, ob sie eine Schaufel in der Hand hat, oder mit dem Bagger kommt!


    Ich weiß allerdings seither nicht mehr so richtig, ob ich vor ihr schon jemals aufrichtig geliebt habe, oder ich mich immer direkt mit der
    nächstbesten Person, die mir optisch gefallen hat und mich "bestätigt und gelobt hat" eingelassen habe.
    Irgendwie hat es immer gepasst, solange ich direkt bekommen habe, was ich "brauchte". Aus diesem Grund hatte ich auch kein Problem,
    mich in jede erdenkliche Position zu verbiegen.


    Wenn man einen Partner wie ein Bonbon sieht, das man gerne hat, aber nicht unbedingt braucht, ist es "nicht so schlimm". Man streckt sich
    ein Stückchen und wenn man nicht hinkommt weil es einfach zu hoch im Schrank liegt, lässt man es eben.
    Sieht man den Partner aber als Brotdose, kann man nicht darauf verzichten und streckt sich solange bis man sie hat, auch wenn die Kanten und
    herausstehenden Nägel des Schrankes weh tut oder man auf den harten Fußboden tief unten fällt. Was man aber übersieht, man weiß nichtmal ob die Dose voll ist.
    Aber man versucht es, man braucht das Brot schließlich zum Leben.


    Mir kommt es gerade so vor, als wäre ich einen Schritt vom Schrank zurückgegangen und hätte bemerkt, dass ich in meinem Rucksack
    eigentlich selbst eine Brotdose habe. Ich muss nur noch herausfinden, wie ich sie öffne und je nachdem, wie leer sie ist wieder selbst neu befülle.


    Entschuldigt die abstrakten Vergleiche, aber so fühlt es sich gerade an. Ich weiß nicht, wie ich es sonst erklären soll.


    Das Dilema ist, ich kann nicht ausschließen, dass ich nicht nochmal versuchen werde,
    die Dose im Schrank zu bekommen, weil meine eigene nicht richtig aufgehen will (oder ich die Frau mit dem Bagger wähle)... Ich weiß es wäre der falsche Weg.
    Vor allem, wenn die Dose wie von selbst auf einmal eine Etage tiefer liegen würde. (Stichwort: Kontaktaufnahme / Triggern)
    Falls sie das tun würde, wäre eigentlich der richtige Weg zu fragen, warum sie das tut, bzw. erst wieder an die Dose im Schrank zu denken, wenn sie
    direkt neben mir liegt...


    Ich hoffe ihr versteht was ich meine :)


    Hoffentlich bleibt das Gefühl eine Weile... Der Schrank muss tabu sein! Der Bagger auch!


    Trotzdem liebe ich sie von ganzem Herzen und wünsche, dass sie sieht was ich sehe, arbeitet und es irgendwann einen gemeinsamen Weg in die Zukunft gibt.


    Vielleicht hilft es jemand, sich zu sortieren. Schreibt gerne etwas dazu!


    Grüße MyDecember

  • Hallo MyDecember,


    ich kenne Deine Geschichte nicht, hab sie jetzt nicht noch einmal gelesen, aber ich denke, ich verstehe, was Du hier schreibst.


    Ich persönlich glaube, dass eine Beziehung mehr als lediglich ein Bonbon ist. Wir sind ja soziale Wesen, auf Interaktion angelegt, und eine Beziehung ist, so glaube ich, eine einmalige Gelegenheit, sich selber und einen andern Menschen sehr tief kennenzulernen. Ich halte die Gelegenheit für einmalig, weil man mit jedem Partner etwas andere Dinge kennenlernt, auch wenn sich vielleicht die großen persönlichen Themen wiederholen können, aber ich glaube die Ausprägung und Facetten sind verschieden, weil jeder einmalig ist und sich durch das Zusammenspiel etwas Besonderes ergibt.


    Ich glaube, das "gesündere" Verhalten in einer BA-Beziehung ist, nicht ewig zu versuchen und zu warten, sondern eigene Standards zu haben und eben zu gehen, wenn die nach gewisser Zeit nicht erfüllt werden. Aber nicht, weil eine Beziehung ein Bonbon ist, das man ja eigentlich nicht braucht, sondern weil man erkennt, dass man von genau diesem Partner nicht das bekommen wird, was man sich wünscht.


    Wenn ich darauf jetzt so herumgeritten bin, dann nicht, weil ich Dir persönlich widersprechen wollte. Sondern weil mir auffällt, dass manche Coaches, Berater usw., die helfen wollen, aus solchen Beziehungen herauszufinden, oft betonen, dass man alles in sich selber finden soll, dass eine Beziehung zwar ganz nett ist, dass man sie aber nicht so wichtig nehmen sollte. Und da wollte ich nur etwas anderes in die Waagschale werfen.

  • Hallo MyDecember und hallo SunFlower!


    Schön, dass du eine POSITIVE Veränderung in dir wahrnimmst. Ich schreib dir einfach mal, was mir bei deinem/euren Beiträgen so eingefallen ist.


    Ja, ich denke auch, dass der Mensch im Allgemeinen ein enormes Leeregefühl mit sich herumschleppt, welches andere Menschen – in erster Linie der Partner – ausfüllen sollte. Nur leider funktioniert das irgendwann nicht mehr, weil die Verliebtheit und das Gefühl, für den anderen etwas Besonderes zu sein, nicht ewig anhält. Und schon gar nicht, wenn man Probleme im zwischenmenschlichen Bereich hat.
    Auch stimme ich dir zu, dass es nicht darum gehen sollte, dass man den Partner verzweifelt braucht, damit er unsere Welt stabilisiert und unser Selbstwertgefühl pusht. Diese Dinge – dass man sich selbst in gewissem Maße stabilisieren kann auch wenn manchmal die eigene kleine Welt extrem bebt – müssen von innen kommen. Das kann nur ich mir dauerhaft geben. Aber trotzdem glaube ich, dass man immer auch ein Stück abhängig sein wird von einem Menschen, den man sehr lieb hat. Wenn ich ihn sehen will und er mal keine Zeit hat und das nun mal öfter vorkommt, kränkt mich das trotzdem, auch wenn ich vom Verstand begreife, dass es nichts mit mir zu tun hat und nicht weiter schlimm ist. Ich denke, dass es schon ok ist, sich wegen einer zwischenmenschlichen Beziehung auch mal mies zu fühlen – nur darf das nicht die grundsätzliche Laune und Lust aufs Leben permanent runterziehen.


    Nun zu deiner Bonbon-Metapher. Jeder richtet sich eben diese ganze Geschichte für sich verständlich ein. Ich habe erst neulich – in dieser Woche – begriffen, dass die Beziehung eigentlich wie ein Neugeborenes ist und das nicht verwunderlich ist, wenn so viel immer wieder danebengeht. Aber grundsätzlich sehe ich den Partner auch als Zuckerl, aber doch auch irgendwie anders. Ich bin nicht dazu bereit, dieses Zuckerl im Regal zu lassen, nur weil ich nicht dazu komme. Ich liebe Süßigkeiten über alles und ich liebe mein ganz persönliches Zuckerl in einer Weise, die mir unmöglich ist, zu beschreiben. Und ich will dieses Zuckerl. Auch wenn harte Arbeit dazu nötig ist und lange Durststrecken. Aber ich werde an dieser Leiter weiterbasteln. Aber nicht, um dieses Zuckerl dann ganz zu besitzen und nie wieder hergeben zu müssen… Nein, eigentlich ist es wie ein kleines Kätzchen, das ich liebhaben will. Aber wenn es wieder mal weggehen will, dann hab ich es trotzdem lieb und das ändert auch meine Zuneigung nicht.


    MyDecember, ich wünsche dir ganz fest, dass sich eure Wege wieder kreuzen (hör dir doch mal das Lied Kreise an, falls du das noch nicht kennst). Nutze diese Gelegenheit, mehr über dich und für dich zu lernen. Und arbeite an dem Weg, den du einschlagen willst.


    Alles Liebe, Tini
    PS: Ich hoffe, dass mit dem Zuckerl und dem Kätzchen ist nicht zu schräg und irgendwie nachvollziehbar!

  • Hallo ihr beiden!
    Erstmal danke, dass ihr mir helft meine Gedanken zu "schleifen"!


    Ich habe voll und ganz verstanden was ihr mir sagen wollt! Ich hänge im Moment noch etwas im "schwarz / weiß Modus" fest... Was aber glaube ich ein Schutzmechanismus ist um nicht zu sehr zu fallen.


    Erklärung dazu:
    Je mehr ich aus meinen Verlustängsten und der emotionalen Abhängigkeit herauskomme, desto mehr bemerke ich welche tiefen Gefühle ich wirklich für sie habe...
    Ich muss mich selbst langsam daran heranführen, die tiefe und ehrliche Liebe für sie zu empfinden, aber nicht leben zu können. Ich versuche ihr einen Platz in meinem Herzen zu bereiten, der nicht zu groß (aus selbstschutz) und nicht zu klein (aus Angst diesen Menschen ganz gehen zu lassen) ist.


    Vielleicht treffen wir uns irgendwann wieder, beide weiter, reifer und bereit, wirkliche Liebe zuzulassen. Einander zu lieben, wie einen selbst.
    Sie ist ja direkt (nach etwa 2 Monaten) nach unserer Beziehung in die nächste... Diese will ich nicht weiter stören, da ich nicht der Typ für sowas bin. Ich lasse sie ihre Erfahrungen machen und kann nur hoffen, dass sie 1. das lernt, was ich gerade lerne, und
    2. die selben Schlüsse zieht, die ich ziehe... nämlich, dass wir zusammen ein unglaublich harmonisches und tolles Paar waren und wären, das auf einer Ebene ist und einander versteht und bereichert!


    ...vielleicht eines Tages. Nur darf ich darauf weder warten, noch hoffen... sonst leide ich im dümmsten Fall bis an mein Lebensende!


    Was kann ich tun, ausser mein Leben in die Hand zu nehmen? Ich habe Angst, sie wird, wenn der Moment da ist nicht an mich denken... nicht glauben, dass ich mich geändert habe. Vielleicht wäre sie dann auch zu stolz um sich zu melden... wir haben keinen Kontakt mehr :( das letzte war ein Geburtstagsgruß an mich mit einer unterschwelligen Andeutung, dass sie fertig mit uns ist.


    Wie kann ich ihr zeigen, was ich gelernt habe? Einfach weitermachen? Das mach ich sowieso, weil ich meine Defizite aufarbeiten will!


    Grüße MyDecember

  • Hallo MyDecember.


    Du fragst, wie du ihr zeigen, kannst, dass du dich geändert hast, aber sagst auch, dass du ihre neue Beziehung nicht stören willst. Du hast Angst, dass sie dich vergisst und nicht mehr an dich denken wird. Ich verstehe dich sehr gut. Ich würde einen totalen Kontaktabbruch nicht aushalten, glaube ich. Als wir das das letzte Mal hatten, ist mir klar geworden, dass ich diesen Menschen nie mehr aus meinem Leben streichen will – auch wenn es 1000 Gründe gibt, warum ich es vielleicht besser tun sollte. Aber er macht mein Leben irgendwie besser, er macht mich irgendwie besser… Ich habe für mich entschieden, dass ich diesen einen Menschen zwar loslassen werde, wenn er das möchte, aber ihn nicht aufgeben werde. Sprich, mir ist eine ehrliche Freundschaft zu ihm am allerwichtigsten. Wenn er eine andere Frau kennenlernen wird und diese mehr mögen wird wie mich… ja, das wird sehr wehtun, aber er ist so besonders für mich… Was ich eigentlich sagen möchte ist: Wenn du sie gerne in deinem Leben hast, wenn du sagst, du willst diese Frau nie verlieren, dann geh doch einen kleinen Schritt auf sie zu. Ich weiß nicht, ob ein freundschaftliches Verhältnis für dich in Fragen kommt. Vielleicht solltest du das zuerst für dich abklären. Wenn du dazu bereit bist, dann schreib ihr als ein guter Freund, als jemand der sie gut kennt. Aber nur, wenn du es wirklich so im Herzen fühlst. Gib dir Zeit dazu. Denk darüber nach, ob du dir das vorstellen kannst. Es wird immer wieder Rückschläge und schmerzhafte Momente geben. Aber wenn du sie als Mensch magst, dann ist das – denke ich – schaffbar. Sei auch nicht zu streng zu dir – gib dir selbst Liebe und Zeit und Verständnis.


    Alles Liebe, Tini