Wie Kommunikation gelingen kann..

  • Liebe Foris!


    In ganz vielen Beiträgen geht es um das Thema „Kommunikation“. Egal ob BA, VA, aktiv/passiv, Eltern-Kinder, Arbeitskollegen.., meine ich, dass Menschen generell ziemliche Probleme mit einer gelingenden Kommunikation haben. Missverständnisse liegen dabei immer sowohl am Absender als auch am Empfänger. Was genau beim Empfänger ankommt, ist zwar nicht 100% absehbar aber jeder kann sich darin üben, möglichst klare, unmissverständliche Botschaften zu übermitteln. Gesprächspartner sollten sich im besten Fall gegenseitig dazu einladen, einander zu VERSTEHEN.
    Sinnvoll ist es, eine empathische Atmosphäre zu schaffen, in der die Leitungen beidseits nicht verstopfen.


    Hab mir nun ein paar Gedanken über den „Absender“ (ist ja der Anfang jeglicher Kommunikation) gemacht, die ich gerne mit euch teilen mag. Gestützt sind meine Gedanken - neben persönlichen Erfahrungen - auch auf ein Seminar in „gewaltfreier Kommunikation“, das ich mal besucht habe. Bin sicher keine Expertin darin...


    Wo liegt der Unterschied zwischen Angebot/Vorschlag, Wunsch und Erwartung?


    Mache ich jemandem einen Vorschlag oder ein Angebot, z.B. „Magst du mit mir nächsten Sonntag ins Kino gehen?“, ist es von Vorteil, wenn diese Frage ein ECHTES Angebot ist. Der Empfänger hört ja ebendiese Worte von mir. Handelt es sich um ein echtes Angebot, so muss ich mich in einer Haltung befinden, die sowohl „Ja“ als auch „Nein“ als mögliche Antworten offen lässt! Diese Haltung ist wenig emotional besetzt, da man auch ganz easy andere Strategien - Fokus Kino - parat hat (andere Menschen fragen, alleine gehen..völlig gelassen)


    Wie weiß man, ob man sich in einer offenen Haltung befindet? Nun, dazu muss man vorab - ganz für sich - klären und spüren, was man wirklich möchte! Welche Bedürfnisse liegen dieser scheinbar harmlosen Frage zugrunde?
    Möchte ich einfach nur ein nettes Sonntagsprogramm (Bedürfnis nach Entspannung/Freizeitgestaltung)? Möchte ich einen ganz bestimmten Film sehen (Bedürfnis nach Spaß/Unterhaltung)? Möchte ich mal wieder unter Menschen sein – unabhängig der Unternehmung Kino (Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Nähe/Kontakt)?
    Noch klarer wird die Frage für den Empfänger also, wenn ich vorausschicke, welches Bedürfnis mich bewegt: z.B. „Ich möchte gern meinen nächsten freien Sonntag planen (Bedürfnis nach Orientierung/Ordnung). Magst du mit mir ins Kino gehen (Strategie)?“ ...probiert‘s mal selbst aus, den gleichen Vorschlag (Strategie) mit unterschiedlichen Bedürfnissen zu besetzen! Ist spannend!


    Wie sieht jetzt diese Frage als Wunsch AN jemanden formuliert aus? „Ich würde gerne mit dir am Sonntag ins Kino gehen! Hast Zeit?“ That‘s it. Wichtig ist dabei, im Blick zu haben, dass Wünsche auch manchmal nicht erfüllt werden (können). Deshalb sollte man sich wieder auf seine Bedürfnisse besinnen und sich schon vorab fragen, welches Bedürfnis unerfüllt ist. „Ich hab dich schon lange nicht mehr gesehen (Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Nähe und Kontakt), deshalb möchte ich gerne mit dir am Sonntag ins Kino gehen (Strategie)! Hast Zeit?“ .
    Ein Wunsch beinhaltet neben den eigenen Bedürfnissen und einer Strategie aber meist auch ein Gefühl, deshalb wird es noch klarer, wenn man die Emotion auch vermittelt: „Ich hab dich schon lange nicht mehr gesehen und das bedrückt mich. Deshalb würde ich gern mit dir am Sonntag ins Kino gehen! Hast Zeit?“ (Bedürfnis: Nähe; Gefühl: Traurigkeit; Strategie: gemeinsamer Kinobesuch)


    Noch ein Beispiel, damit‘s besser verständlich wird:
    „Ich war jetzt schon zwei Wochen nicht mehr aus und bin deshalb schon total unrund. Ich würde gerne mit dir am Sonntag ins Kino gehen! Hast Zeit?“ (Bedürfnis: Unterhaltung/Spaß; Gefühl: Unzufriedenheit; Strategie: Kino)
    Spürt ihr die unterschiedlichen Facetten?


    Am schwierigsten finde ich es, Erwartungen zu kommunizieren. Beim Kino-Beispiel fällt mir als Rechtfertigung für eine Erwartung nur ein, dass der Termin bereits vereinbart war, aber abgesagt / verschoben wird, also eine Enttäuschung.. „Ich hab aber angenommen, wir gehen zusammen am Sonntag ins Kino, wie ausgemacht?!“ Unglücklich formuliert – Druck, versteckter Vorwurf, die empathische Leitung ist fix verstopft, nur mehr Rechtfertigung möglich.


    Erwartungen oder Forderungen sind grundsätzlich sehr gewaltvoll! Sie lassen dem Gegenüber kaum Handlungsspielraum oder Freiwilligkeit. Die positive Erfüllung einer Erwartung beruht meist nur auf Angst: vor Strafe, vor negativen Konsequenzen, vor Ablehnung etc. Auf echtes Verständnis und Bereitschaft ist wenig zu hoffen, eher erwecken Forderungen Weigerung oder innerlichen Widerstand. „Man fügt sich“- wenn überhaupt.


    Günstig ist es wahrscheinlich, sich als Absender in jenem Fall, auch eine positive Konsequenz (im Sinne von: Wie kann mein Bedürfnis trotzdem erfüllt werden? - neue Strategie) zu überlegen. Keine Drohung!
    Trotzdem dies das schwierigste – leider auch gängigste - Szenario (in BA/VA-Beziehungen) ist, möchte ich versuchen, eine Erwartung zu kommunizieren, die den anderen nicht völlig einschnappen lässt. Wieder ist wichtig, dafür zu sorgen, seine Bedürfnisse, seine Emotionen und die mögliche Strategie zu kommunizieren.
    Warum? Damit die Leitung durchlässig bleibt!


    „Ich habe mir den Sonntag für unser Treffen reserviert (Bedürfnis: Verbindlichkeit) und bereits zwei Kinokarten besorgt (Strategie). Wenn du nicht kommst, muss ich jemand anderen finden, der die Karte übernimmt (Konsequenz – neue Strategie). Das finde ich ärgerlich! (Gefühl: Wut/Ärger)“
    oder
    „Ich hab dich so verstanden, dass du unseren Kino-Sonntag schon fix eingeplant hattest? (Bedürfnis: Klarheit) Jetzt fühl ich mich gekränkt (Gefühl: Traurigkeit/Kränkung). Ich schlage vor, du machst mir ein alternatives Angebot (Konsequenz – neue Strategie), wann du das nächste Mal zuverlässig da sein kannst (Bedürfnis: Aufrichtigkeit).“


    Liest sich alles ein wenig hölzern, nicht wahr? ;-)
    Hoffe aber doch, dass ihr verstehen könnt, was ich euch nahebringen will.. Vielleicht kann sich der ein oder andere was davon mitnehmen?
    Gewaltfreie Kommunikation ist ohnehin ein heißer Tipp!!


    Umärmelung,
    Katyes

    But the more you hold on to me
    The less you can have of me
    The more you hold on to me
    The less I am yours to keep
    (Wallis Bird "in dictum")

  • Interessant.


    Da sich die lieben BAs so extrem schnell unter Druck gesetzt fühlen, erscheint es mir übrigens am sinnvollsten, möglichst garkeine ja/nein-Frage zu formulieren, wenn man selber der Antwort ganz offen ist.


    Sondern eher so: "Wenn Du Lust hast, könnten wir am WE ins Kino gehen (dann melde Dich spätestens Donnerstag)."


    So muss der andere nicht "nein" sagen (wer macht das schon gern ->"Druck"), wenn er nicht mag, sondern kann klar antworten - indem er einfach garnicht antwortet. (Natürlich darf man diese Art der "Antwort" nur anbieten, wenn das für einen so auch ehrlich ok ist.)


    Viele Grüße, Sandra

  • uuuh ja, ein extrem wichtiges Thema. Und die Art der Frage kann echt massiv etwas an der Antwort "ändern".
    Das ist mir auch schon aufgefallen :study:

    I can buy myself flowers

    Write my name in the sand

    Talk to myself for hours

    Say things you don't understand

    I can take myself dancing

    And I can hold my own hand

    Yeah, I can love me better than you can

  • Liebe Sandra,
    danke für deine Antwort! Mag dir gerne feedback dazu geben:
    Du hast ja recht, dass vieles, womit man als bindungsfreudiger Mensch oft gar nicht rechnet, beim BÄ Druck erzeugen kann. Habe selber auch BA-Tendenzen und seltsamerweise ist mir bei deinem Vorschlag, wie die Kino-Frage (ohne ja-nein Möglichkeit) an einen BÄ gestellt werden sollte, aufgefallen, dass sich ein diffuses Druckgefühl/Widerstand in mir breit machte.. :?
    Hab überlegt, woran das liegen könnte.
    Das erste, was mein Bauchgefühl meldete, war: "Du überlässt ja damit sämtliche Verantwortung und Entscheidung mir! Das fühlt sich too much für mich an."
    Was mir bei der Art deiner Fragestellung fehlt, ist die Info, was DU möchtest! Und ebenso deine Strategie, wie du selber dafür sorgst, unabhängig von meiner Entscheidung.
    Also schließe ich daraus, das, was in BÄ am meisten Druck auslöst ist, wenn das Gegenüber nicht ganz klar Selbstbestimmtheit, Selbstbewusstsein (im Sinne von: ich bin mir meiner Bedürfnisse und Emotionen bewusst) und Eigenverantwortung -für sein eigenes Wohlergehen - signalisiert.


    <3 lichst,


    Katyes

    But the more you hold on to me
    The less you can have of me
    The more you hold on to me
    The less I am yours to keep
    (Wallis Bird "in dictum")

  • Hallo Katyes, danke für Deine Rückmeldung.


    Indem ich den Vorschlag mache, sage ich doch indirekt, dass ich das durchaus möchte/Lust habe.


    Aber ich setze den anderen nicht "unter Druck", weil es eben nicht wirklich sage. Wenn man sagt, was man möchte, fassen BAs das ja unheimlich schnell so auf, dass man das dann auch "erwartet". Und alles, was irgendwie Erwartungen erzeugt, naja.
    Natürlich ist das so garnicht gemeint, aber die BAs interpretieren das fälschlich schnell so und fühlen sich dann unwohl.


    1. weil Du was von denen willst.
    2. unter diesen Umständen wollen sie nicht, wollen aber gleichzeitig auch nicht "nein" sagen, weil sie damit Deine (vermeintliche!) Erwartung enttäuschen.
    3. machen sie irgendwas komisches, im beste Falle nur garnicht antworten. Hakt man dann nach (was ist denn nun?), dann erzeugt man wirklich Druck....
    4. machen sie erstrecht was komisches, vielleicht Streit?


    Aber diese Art zu fragen ist in der Tat ein bewusstes Entgegenkommen, nicht wirklich auf Augenhöhe. Vielleicht deshalb Dein unwohles Gefühl. Man darf sich dann nicht insgeheim eine Antwort wünschen und hinterher enttäuscht sein (schlecht fühlen), wenn keine kommt.


    Viele Grüsse, Sandra

  • Sandra kannst du mal eine Beispiel"frage" basteln?

    I can buy myself flowers

    Write my name in the sand

    Talk to myself for hours

    Say things you don't understand

    I can take myself dancing

    And I can hold my own hand

    Yeah, I can love me better than you can

  • Lesen hilft :wink:


    Zitat von spock


    Sondern eher so: "Wenn Du Lust hast, könnten wir am WE ins Kino gehen (dann melde Dich spätestens Donnerstag)."



    Wenn man planungstechnisch frei genug ist, kann man das in Klammern im Grunde auch noch weglassen, für den BA noch angenehmer.


    :P

  • ABER.
    Den satz finde ich sehr...weiß nicht..."trocken". Also da kommt ja so 0 rüber, dass der "Fragesteller" auch Bock hat.

    I can buy myself flowers

    Write my name in the sand

    Talk to myself for hours

    Say things you don't understand

    I can take myself dancing

    And I can hold my own hand

    Yeah, I can love me better than you can

  • Ich gehe eigentlich davon aus, dass man etwas mehr kommuniziert als nur einen Satz - sondern, dass dieser Beispielsatz in einem Kontext steht. Vielleicht lässt es sich ja auch enthusiastischer formulieren, es geht ja hier nur ums Prinzip.

  • Hey Sandra,
    klar, die liebe BA hat so viele unterschiedliche Gesichter, wie es Menschen dazu gibt...deshalb wirst du vermutlich auch dementsprechend individuelle Erfahrungen mit solch einem "Exemplar" gemacht haben. Und daraus deine durchaus verständlichen Schlüsse gezogen haben.


    Ich hatte bei diesem Beitrag in erster Linie die Intention, wie man sowohl als Sender seine eigene Integrität wahren kann, als auch, wie es gelingen könnte, den Empfänger dazu einzuladen, empathisch zu bleiben und gleichzeitig zu sich stehen zu dürfen.


    Mir kommt vor, mit deiner Strategie der völligen Offenheit und Vermeidung, eigene Bedürfnisse zu äußern, möchtest du gerne den BÄ Empfänger vor einem möglichen Druckgefühl und (dich selbst?) vor der daraus resultierenden verqueren Handlungen schützen.
    Aber: Wo bleibt deine Zufriedenheit in dem "Spielchen"?..frag ich mich.
    Auf Dauer wird es auf diese Art wohl nicht funktionieren, dich gut zu fühlen. Von Augenhöhe - wie du selber erkennst - gar nicht zu sprechen.
    "Sich gut fühlen dürfen" ist doch aber das erklärte Ziel im Leben, oder?


    Kleine offtopic-Geschichte aus meiner jüngsten Vergangenheit dazu:
    Ich hatte vor einigen Wochen abends zufällig einen Bekannten von früher getroffen. Wir verbrachten einen wirklich lustigen Abend mit interessanten Gesprächen. Nachdem ich mich derzeit in einer "Einigel"-Phase befinde und Kontakt zu "analogen Menschen" ;-) in meiner Freizeit meide - dies aber selbst nicht wirklich gut finde - habe ich besagten Mann ganz unverbindlich über facebook kontaktiert. Ihm gesagt, wie nett ich diesen spontanen Abend fand, und auch manchmal an eine Wiederholung denke. Mit den Worten: "Ich lass dir mal meine Nummer da, kannst mich gerne bei Lust&Laune kontaktieren!" machte ich mich wieder vom Acker aus dem Chat. Obwohl er mir beipflichtete, dass es ihm ebenso geht, ergab sich bislang keinerlei Versuch der Kontaktaufnahme seinerseits. Und wisst ihr was? Ich bin HEILFROH darüber! So muss ich meine "Komfortzone" doch nicht verlassen...Auch so erfüllt die liebe "Unverbindlichkeit" ihren Zweck. :P


    Drück Euch!


    Katyes

    But the more you hold on to me
    The less you can have of me
    The more you hold on to me
    The less I am yours to keep
    (Wallis Bird "in dictum")

  • katyesorno,


    danke für diesen großartigen Hinweis auf die gewaltfreie Kommunikation. Ich habe mich damit in der Vergangenheit auch schon beschäftigt und glaube auch, dass es ein gutes Werkzeug ist, um seine Wünsche und Bedürfnisse klar zu vertreten.


    Allerdings glaube ich nicht, dass irgendein Tool einen davor bewahren kann, in BA-Kommunikationsfallen zu tappen. Ich habe erlebt, wie die harmlosesten Unterhaltungen, die kaum anders hätten verlaufen können, zu BA-Reaktionen geführt haben.


    Beispiel aus meiner eigenen Geschichte.
    Mein Ex lebte im Ausland und eine Freundin hatte ihn zu sich nach Hause eingeladen. Als er mir davon erzählte sagte er, dass die Einladung schon lang ausgesprochen worden sei, und wenn er nicht bald hingehe, würde sie ihn nicht mehr einladen. Er hatte diese Freundin gefragt, ob ich mitkommen könne. Sie bejahte und meinte, wir sollten uns einfach melden, wenn ich da sei. Ich wollte sie gern kennenlernen, weil sie auch Deutsche war und schon länger in diesem Land lebte. Ich wollte mich mit ihr unterhalten um zu hören, wie es sich aus deutscher Sicht anfühlt, dort dauerhaft zu leben. Dass hatte ich irgendwann in der Vergangenheit mal kurz erwähnt, ohne groß darauf herumgeritten zu sein. Weil ich in der Arbeit flexibel bin, wäre ich letztendlich zu meinem Ex gezogen, wenn's so weit gekommen wäre. Das war die situationsbeschreibung, die Unterhaltung nach dem letzten Besuch bei meinem Ex, bei dem die Freundin im Urlaub war, sodass wir sie nicht besuchen konnten, ging so:
    Ich: Hast Du J. inzwischen besucht?
    (Ich wollte, dass mein Ex sich den Kontakt mit J. nicht entgehen ließ, egal ob ich nun da war oder nicht.)


    Ex: Nein, sie will doch dich auch kennenlernen.
    (das verwunderte mich, wusste nicht, dass sie das wollte, hat er auch vorher nie gesagt.)


    Ich: Okay, dann können wir sie ja besuchen, wenn ich das nächste Mal bei Dir bin.


    Darauf abrupter Stimmungsumschwung. Ich will damit sagen, die Unterhaltung war ganz normal, hat sich so ganz natürlich ergeben, und dann gab's diesen plötzlichen Umschwung.


    Ich will damit sagen, ich halte es nicht für möglich, kommunikativ dauerhaft um die Trigger eines BA-Partners herumzuarbeiten.


    Ich halte es für erstrebenswerter, so klar und freundlich, wie man kann, die eigenen Standpunkte, Wünsche und Bedürfnisse zu vertreten, und dem Rest dem BA-Partner zu überlassen, auch wenn das dann zwangsläufig zu Erwartungsdruck führt. Am Ende war ich relativ gut darin, glaube ich, den Grund für solche Momente zu verstehen, in denen sich die Gesprächsatmosphäre schlagartig änderte, und dann genau so schnell darauf zu reagieren: "Vermute ich richtig, dass dich dies oder jenes gerade gestört hat, dass du denkst, dass ich x y z von dir denke oder erwarte?" ja/nein. Falls "ja", "ich habe es in Wirklichkeit so oder so gemeint, es war kein Tadel/keine Forderung." Aber ich glaube selbst wenn man seinen Partner irgendwann so gut kennt, dass man viele dieser Situationen richtig errät und schnell darauf reagieren kann, ist das auch wieder ein Problem, weil das ja große Nähe impliziert.



    Aus heutiger Sicht würde ich nur noch sagen, dass man sich einfach authentisch und freundlich bis liebevoll, je nach Verhältnis zueinander, geben soll. Und die gewaltfreie Kommunikation ist ein Weg dahin, aber sie ist kein Wundermittel gegen BA-Kommunikationsfallen.

  • Hi Kaytes,
    ich finde allgemein hier im Forum wird der Umgang mit den BA oft so schwarz-weiss gesehen.


    Entweder jemand "opfert" seine Identität, um sich anzupassen - oder es wird gesagt, man soll eben so sein wie man ist und wenn der andere (der BA) damit nicht klar kommt, Pech gehabt.


    Ich denke, es gibt ein dazwischen.


    Der BA hat nunmal ein Defizit, das ihm selber oft garnichtmal bewusst ist und das man ihm auch nicht "einfach so" sagen kann (sollte).


    Wenn man das sieht, warum kann man nicht bewusst (!) auf den anderen einen Schritt zugehen an Stellen, wo ich mir "keinen Zacken aus der Krone" breche?


    Das ist kein "Spielchen"! Es geht doch um Menschen, die uns wichtig sind. Wenn ich weiss, der kommt so besser klar, wenn ich mir hin und wieder ein paar Gedanken mache, wie ich ihn angehe - warum denn nicht? Ich mache das gerne, weil ich ihn mag!


    Und natürlich geht das nicht immer. Dann eben leider nicht. Aber hin und wieder, bei Sachen, die nicht wirklich wichtig sind, schon.


    Und ja, ich habe mit dieser Art gerade nach gemeinsamen Unternehmungen gute Erfahrungen gemacht. Sehr oft geht er darauf nicht ein! Und das ist ok. Als ich früher wirklich gefragt habe, bekam ich durchaus mal ein "ich fühle mich unter Druck gesetzt" (immerhin er spricht es aus) und öfter haben wir dann auch nix zusammen gemacht (ich bin sicher keine Person die den anderen abnervt, dass man sich jetzt dauernd sehen muss).


    Ich kenne zwei BAs, die übrigens sehr verschieden sind, und beide werden irgendwie unsicher, wenn man irgendwie was von denen will, wenn man ihre Zeit "will" (ich rede nicht von Hilfe, das wäre was anderes). Sind beides Männer, die fühlen sich per se schneller "unter Druck" als Frauen und gerade von Frauen.


    Viele Grüße,
    Sandra

  • Sunflower, ich stimme dir absolut zu, dass die gewaltfreie Kommunikation kein Tool ist, das man befolgt und dann ist alles gut. Man kann sogar auf nicht gewaltvolle Weise schreien oder toben. Das mit dem "freundlich" finde ich also nicht unabdingbare Grundvoraussetzung.. :wink:
    Aber, sie ist ein möglicher Weg, SELBST dafür Sorge zu tragen, dass sich die Chancen erhöhen, vom anderen in seiner Gesamtheit (Bedürfnis, Emotion, Strategie) verstanden zu werden - ohne Garantie natürlich. Gerade bei bindungsscheuen Elefanten, die vor lauter Panik dem anderen direkt aufs Herz trampeln. (ticke ja selbst ähnlich, ich DARF das also so ausdrücken - und liebe mich und alle anderen, die solche Verhaltensmuster entwickelt haben, trotzdem heiß und innig) :alien:


    Sandra, danke für den Hinweis auf das vorherrschende "Schwarz-Weiß". Du hast recht, dass im Forum eine gewisse Dynamik dahingehend spürbar ist. Warum das so ist, kann ich mir schon denken: Hier versammeln sich verschärft Menschen, die in einer ganz ganz argen Lage sind. So arg, dass sie sich an andere Menschen wenden, um Hilfe zu finden. Also wenn man nun selbst in so einer verzweifelten, verzwickten Situation steckt (bzw. ähnliches erlebt hat), ist es irgendwie leider nur menschlich und verständlich, wenn sich zwei "Pole" bilden... dann braucht es einen gesunden Ausgleich, damit sich wieder eine MITTE bilden darf. Deshalb finde ich deine Wortmeldung auch so wertvoll! :flower::flower:


    Auch ich bin in der einigermaßen glücklichen Position, dass sich in meinem Leben grad keine besonderen Wogen bilden und ich mich deshalb aus einer gewissen emotionalen Distanz heraus, jenen akuten Problemen mit BA zuwenden kann.
    Die Mitte hier zu nähren war auch u.a. mein Beweggrund, diesen Beitrag über die gewaltfreie Kommunikation zu eröffnen.


    Offenbar befindest du dich auch in einem sehr ausgewogenen Zustand mit dir selbst, weshalb du völlig locker und frei mit der BA deiner dir nahe stehenden Menschen umgehen kannst - ganz nach deinem eigenen Ermessen, wunderbar!!
    Zum Begriff "Identitätsverlust"...so was Schlimmes sollte ja dann doch bitte nicht passieren.. Ich sprach von Integrität! Also der Urzustand einer gesunden Menschenseele: stark, in sich ruhend und unverletzt.


    Alles Liebe,


    Katyes

    But the more you hold on to me
    The less you can have of me
    The more you hold on to me
    The less I am yours to keep
    (Wallis Bird "in dictum")

  • No worries, Sandra!
    Habs eh gar nicht auf mich bezogen, wollte nur (er)klären ... dass es da einen eklatanten Unterschied zw den Begriffen gibt.
    <3

    But the more you hold on to me
    The less you can have of me
    The more you hold on to me
    The less I am yours to keep
    (Wallis Bird "in dictum")

  • Uh! Sukramine, du gibst mir ja ordentlich Stoff!! :bounce:
    Das muss ich jetzt erstmal studieren, kauen und wiederkäuen...DANKE vielmals!! :-D

    But the more you hold on to me
    The less you can have of me
    The more you hold on to me
    The less I am yours to keep
    (Wallis Bird "in dictum")

  • Grundsätzlich übe ich mich tagtäglich darin, gewaltfrei zu kommunizieren. Egal ob in Beruf, mit Familie oder Freunden..einfach mit allen Menschen, wo ein Gespräch über den lieben Smalltalk hinaus geht.
    Doch, ja, es fällt erstaunlich viel leichter, eigene Bedürfnisse auszudrücken, wenn schon eine gewisse Basis an Vertrauen und Sicherheit zu dem anderen gegeben ist. Unmöglich ist es mit (noch) Unbekannten aber auch wieder nicht. Paradoxerweise hilft aber ein unerschütterliches Naheverhältnis zu vertrauten Menschen auch, ganz gut mit "Unverbindlichkeit" zu können.. Da stört es mich z.B. überhaupt nicht, wenn meine liebe Freundin gelegentlich meint, "Schaumamal, vielleicht treffen wir uns ja am Wochenende." Und daraus wird dann doch nichts. Die Gewissheit, Interesse aneinander, Zuneigung und Liebe..all das besteht weiterhin ohne Zweifel.


    Sukramine, ich betrachte deine Aussage sehr kritisch, dass BÄ generell etwas vom anderen fordern, was sie selbst nicht aufweisen können (Stärke, Selbstbewusstsein, Zugang zu den eigenen Bedürfnissen..). Mein "Plädoyer" FÜR eine möglichst unmissverständliche Kommunikation miteinander - sowohl auf sachlicher als auch emotionaler Ebene - sollte nicht ausdrücken, ein Rezept zu sein, mit dem dann sämtliche Probleme ausgemerzt werden könnten! Es ist eine Idee gewesen, Bewusstsein dafür zu schaffen, dass man es als "Sender" sehr wohl auch in der Hand hat, wie sehr man vom Gegenüber verstanden wird (oder nicht).
    Ich umgebe mich zwar lieber mit Menschen, die mir klar und eindeutig vors Gesicht treten, das schon. Aber selbst "Exemplare", die damit Schwierigkeiten haben - und somit in mir Ungewissheit oder Unverständnis wecken - werden nicht sofort geplättet oder gemieden, sondern ich habe mir angewöhnt, einfach tiefergehend nachzufragen, wenn ich spüre, etwas nicht richtig verstanden zu haben bzw. eine Aussage nicht richtig einordnen zu können.


    Dein "Fragenkatalog" ist sehr hilfreich für mich, noch mehr darin eintauchen zu können, warum ich unrund werde und in welchen Situationen sich der Fluchtimpuls bemerkbar macht! Danke dafür! Kann mich nur wiederholen, dass es mir einfach too much ist, wenn mir jemand die VOLLE Entscheidung (über sich und sein Wohl..sehr überspitzt gesagt) überlässt.
    Dazu steh' ich ganz offen und ich finde es auch völlig legitim.


    Mir ist an dieser Stelle einmal mehr wichtig, zu sagen, dass ich keinesfalls vom anderen VERLANGE, nur "richtig" kommunizieren zu müssen, damit ich bloß nicht mit meinen inneren Unsicherheiten und Ängsten konfrontiert werde. Mein Anliegen ist und bleibt es, den anderen - wie auch mich selbst - verstehen zu wollen. Worte sind dabei im zwischenmenschlichen Bereich zumeist das "erste Mittel der Wahl", wie ich meine..


    Der Mann, von dem ich erzählte, hat sich dann übrigens bald darauf gemeldet und mich ganz konkret nach einem Treffen gefragt! :oops::-D Und wir haben eine lange Nacht mit unglaublich tiefgehenden Gesprächen über ALL DAS verbracht. Zufällig spricht er genau meine Sprache und ich verstehe ihn und fühle mich verstanden. Wow! Unverhofft kommt doch öfter als man denkt. Bin schon sehr neugierig und gespannt, welche Impulse und Erfahrungen dieser neue Mensch in meinem Leben noch so bereit hält...


    LOVE to y'all,


    Katyes

    But the more you hold on to me
    The less you can have of me
    The more you hold on to me
    The less I am yours to keep
    (Wallis Bird "in dictum")

  • katyesorno,


    sieh mir nach, dass ich jetzt das Zitat nicht raussuche, aber ich hab Dich in einem Deiner Posts in Deinem Thema so verstanden, dass Du auch immer gleich hören möchtest, dass der andere auch selbst für seine Bedürfnisse sorgt, falls Du eben für eine Unternehmung nicht zur Verfügung stehst.


    Ein bisschen seh ich das wie Sukramine, das sollte schon selbstverständlich sein, dass man unter Erwachsenen Menschen voraussetzt, dass jeder für sein Wohl verantwortlich ist und nicht zugrunde geht, wenn Du absagst. Andererseits, wenn ich weiß, dass mein Gegenüber da empfindlich reagiert, dann finde ich es auch nicht ganz so schlimm, ihm da entgegenzukommen und vielleicht zu sagen, was ich noch so machen könnte, falls eine Absage kommt. Das könnte aber, je nach Stimmung des BA auch wieder nach hinten losgehen, "sie braucht mich ja gar nicht". Mein EX ist da jedenfalls geschwankt.


    Als ich den Beitrag von Dir vor ein paar Tagen das erste Mal las, dachte ich auch spontan, dass die Kommunikation, wie ich das Problem ohne Dich löse, auch gar nicht immer möglich ist. Einer will Kinder, der andere nicht. Wenn der mit Kinderwunsch dann erklärt, wie er zu seinem Nachwuchs kommt... kaum möglich. Mir ist bewusst, dass ich es mit diesem Beispiel etwas auf die Spitze getrieben habe.


    Aber wie Sukramine schon sagte, Kommunikation löst keine Probleme, die eine andere Ursache haben. Aber klar, sie kann einiges erleichtern.

  • Langsam langsam, ich komme ja kaum nach. *lach*


    Was zum teufel ist Metakommunikation?


    Und... meine Güte... woher wisst ihr sowas alles ?

    I can buy myself flowers

    Write my name in the sand

    Talk to myself for hours

    Say things you don't understand

    I can take myself dancing

    And I can hold my own hand

    Yeah, I can love me better than you can

  • „Einer will Kinder, der andere nicht. Wenn der mit Kinderwunsch dann erklärt, wie er zu seinem Nachwuchs kommt... kaum möglich. Mir ist bewusst, dass ich es mit diesem Beispiel etwas auf die Spitze getrieben habe.“


    Extreme Beispiele sind immer die besten Beispiele. ;-)


    „Ich habe das große Bedürfnis, eines Tages Mutter zu sein. Möchte diese einzigartige Liebe zu einem Menschen erfahren und die Verantwortung erleben, die damit Hand in Hand geht. Dass du diesen Wunsch nicht verspürst, macht mich traurig und lässt mich beinah verzweifeln, da ich dich als meinen Partner sehr liebe. Kannst du dir vorstellen, deine Einstellung zu diesem Thema noch einmal zu überdenken? Ich befürchte, dass wegen dieser unvereinbaren Lebenspläne unsere Beziehung nicht dauerhaft Bestand haben kann.“


    Ich sehe Kommunikation (nochmal..) NICHT lösungsorientiert, sondern prozessorientiert!!


    Ziel ist immer nur das Verständnis für den anderen! Manche Probleme bleiben eben ungelöst...das ist das Leben. Und ja, in so einem Fall ist jeder einzelne dazu aufgefordert, sich womöglich eine andere Strategie zu überlegen, die ihm bei seiner Bedürfnis-Erfüllung behilflich ist. Was jedoch trotz aller Probleme und Unterschiede immer gelingen kann, ist, einerseits sich selbst verständlich zu machen, andererseits den anderen in seinem ganzen Mensch-Sein verstehen zu können.
    Eure Einwände, Sukramine und SunFlower, erwecken in mir den Eindruck, ihr würdet euch sehr auf eine LÖSUNG versteifen, die unbedingt zu 100% für beide passen muss. Ich persönlich sehe das halt völlig anders..


    „Meinen BÄ frage ich manchmal (wenn ich das spüre), ob er Angst hat. Manchmal schließe ich dann auch an, dass ich Angst vor vielen Sachen habe, um zu vermitteln: es ist völlig okay, Angst zu haben.“


    Mit Nachfragen habe ich echte, offene Fragen gemeint. In deinem Beispiel befindest du dich in einer urteilenden Haltung, da du ja davon ausgehst, er hätte Angst. „Wie fühlt sich das für dich an?“ wäre z.B. so eine ehrliche Frage, um eventuell (nur, wenn der andere dazu bereit ist..) mehr in die Tiefe kommen zu können.
    Ist der andere nicht dazu bereit, nun – siehe oben – dann gibt es für diesen Moment eben keine Lösung. Trotzdem darf Verständnis auf beiden Seiten herrschen. Vielleicht bekommst du ja irgendeine Antwort in dem Sinne..“Keine Ahnung, es nervt mich einfach nur. Lass mich in Ruhe!“ Mögliche Erkenntnis: Gut. Danke, für diese wichtige Info! Ich nehme auf dein Genervtheitsgefühl Rücksicht und respektiere dein Bedürfnis nach Ruhe. Verständnis ist da, wunderbar! (greife das Thema – wenn es denn für mich selbst so dringend ist – nach einer Weile wieder auf)


    Metakommunikation – also die Kommunikation über die Kommunikation – ist eine super-wichtige Sache, da sie u.a. gewisse „Gesprächsregeln“ im Fokus hat. Also in Streitsituationen, z.B. wenn jemand dem anderen permanent ins Wort fällt, kann man kurz „break“ machen (von der Grundthematik weg) und darüber kommunizieren, wie es einem während dieses Gesprächs gerade geht...was man vermisst, was man sich wünscht usw.


    Schönen Sonntag Euch!
    hugs

    But the more you hold on to me
    The less you can have of me
    The more you hold on to me
    The less I am yours to keep
    (Wallis Bird "in dictum")