Liebe Foris!
In ganz vielen Beiträgen geht es um das Thema „Kommunikation“. Egal ob BA, VA, aktiv/passiv, Eltern-Kinder, Arbeitskollegen.., meine ich, dass Menschen generell ziemliche Probleme mit einer gelingenden Kommunikation haben. Missverständnisse liegen dabei immer sowohl am Absender als auch am Empfänger. Was genau beim Empfänger ankommt, ist zwar nicht 100% absehbar aber jeder kann sich darin üben, möglichst klare, unmissverständliche Botschaften zu übermitteln. Gesprächspartner sollten sich im besten Fall gegenseitig dazu einladen, einander zu VERSTEHEN.
Sinnvoll ist es, eine empathische Atmosphäre zu schaffen, in der die Leitungen beidseits nicht verstopfen.
Hab mir nun ein paar Gedanken über den „Absender“ (ist ja der Anfang jeglicher Kommunikation) gemacht, die ich gerne mit euch teilen mag. Gestützt sind meine Gedanken - neben persönlichen Erfahrungen - auch auf ein Seminar in „gewaltfreier Kommunikation“, das ich mal besucht habe. Bin sicher keine Expertin darin...
Wo liegt der Unterschied zwischen Angebot/Vorschlag, Wunsch und Erwartung?
Mache ich jemandem einen Vorschlag oder ein Angebot, z.B. „Magst du mit mir nächsten Sonntag ins Kino gehen?“, ist es von Vorteil, wenn diese Frage ein ECHTES Angebot ist. Der Empfänger hört ja ebendiese Worte von mir. Handelt es sich um ein echtes Angebot, so muss ich mich in einer Haltung befinden, die sowohl „Ja“ als auch „Nein“ als mögliche Antworten offen lässt! Diese Haltung ist wenig emotional besetzt, da man auch ganz easy andere Strategien - Fokus Kino - parat hat (andere Menschen fragen, alleine gehen..völlig gelassen)
Wie weiß man, ob man sich in einer offenen Haltung befindet? Nun, dazu muss man vorab - ganz für sich - klären und spüren, was man wirklich möchte! Welche Bedürfnisse liegen dieser scheinbar harmlosen Frage zugrunde?
Möchte ich einfach nur ein nettes Sonntagsprogramm (Bedürfnis nach Entspannung/Freizeitgestaltung)? Möchte ich einen ganz bestimmten Film sehen (Bedürfnis nach Spaß/Unterhaltung)? Möchte ich mal wieder unter Menschen sein – unabhängig der Unternehmung Kino (Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Nähe/Kontakt)?
Noch klarer wird die Frage für den Empfänger also, wenn ich vorausschicke, welches Bedürfnis mich bewegt: z.B. „Ich möchte gern meinen nächsten freien Sonntag planen (Bedürfnis nach Orientierung/Ordnung). Magst du mit mir ins Kino gehen (Strategie)?“ ...probiert‘s mal selbst aus, den gleichen Vorschlag (Strategie) mit unterschiedlichen Bedürfnissen zu besetzen! Ist spannend!
Wie sieht jetzt diese Frage als Wunsch AN jemanden formuliert aus? „Ich würde gerne mit dir am Sonntag ins Kino gehen! Hast Zeit?“ That‘s it. Wichtig ist dabei, im Blick zu haben, dass Wünsche auch manchmal nicht erfüllt werden (können). Deshalb sollte man sich wieder auf seine Bedürfnisse besinnen und sich schon vorab fragen, welches Bedürfnis unerfüllt ist. „Ich hab dich schon lange nicht mehr gesehen (Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Nähe und Kontakt), deshalb möchte ich gerne mit dir am Sonntag ins Kino gehen (Strategie)! Hast Zeit?“ .
Ein Wunsch beinhaltet neben den eigenen Bedürfnissen und einer Strategie aber meist auch ein Gefühl, deshalb wird es noch klarer, wenn man die Emotion auch vermittelt: „Ich hab dich schon lange nicht mehr gesehen und das bedrückt mich. Deshalb würde ich gern mit dir am Sonntag ins Kino gehen! Hast Zeit?“ (Bedürfnis: Nähe; Gefühl: Traurigkeit; Strategie: gemeinsamer Kinobesuch)
Noch ein Beispiel, damit‘s besser verständlich wird:
„Ich war jetzt schon zwei Wochen nicht mehr aus und bin deshalb schon total unrund. Ich würde gerne mit dir am Sonntag ins Kino gehen! Hast Zeit?“ (Bedürfnis: Unterhaltung/Spaß; Gefühl: Unzufriedenheit; Strategie: Kino)
Spürt ihr die unterschiedlichen Facetten?
Am schwierigsten finde ich es, Erwartungen zu kommunizieren. Beim Kino-Beispiel fällt mir als Rechtfertigung für eine Erwartung nur ein, dass der Termin bereits vereinbart war, aber abgesagt / verschoben wird, also eine Enttäuschung.. „Ich hab aber angenommen, wir gehen zusammen am Sonntag ins Kino, wie ausgemacht?!“ Unglücklich formuliert – Druck, versteckter Vorwurf, die empathische Leitung ist fix verstopft, nur mehr Rechtfertigung möglich.
Erwartungen oder Forderungen sind grundsätzlich sehr gewaltvoll! Sie lassen dem Gegenüber kaum Handlungsspielraum oder Freiwilligkeit. Die positive Erfüllung einer Erwartung beruht meist nur auf Angst: vor Strafe, vor negativen Konsequenzen, vor Ablehnung etc. Auf echtes Verständnis und Bereitschaft ist wenig zu hoffen, eher erwecken Forderungen Weigerung oder innerlichen Widerstand. „Man fügt sich“- wenn überhaupt.
Günstig ist es wahrscheinlich, sich als Absender in jenem Fall, auch eine positive Konsequenz (im Sinne von: Wie kann mein Bedürfnis trotzdem erfüllt werden? - neue Strategie) zu überlegen. Keine Drohung!
Trotzdem dies das schwierigste – leider auch gängigste - Szenario (in BA/VA-Beziehungen) ist, möchte ich versuchen, eine Erwartung zu kommunizieren, die den anderen nicht völlig einschnappen lässt. Wieder ist wichtig, dafür zu sorgen, seine Bedürfnisse, seine Emotionen und die mögliche Strategie zu kommunizieren.
Warum? Damit die Leitung durchlässig bleibt!
„Ich habe mir den Sonntag für unser Treffen reserviert (Bedürfnis: Verbindlichkeit) und bereits zwei Kinokarten besorgt (Strategie). Wenn du nicht kommst, muss ich jemand anderen finden, der die Karte übernimmt (Konsequenz – neue Strategie). Das finde ich ärgerlich! (Gefühl: Wut/Ärger)“
oder
„Ich hab dich so verstanden, dass du unseren Kino-Sonntag schon fix eingeplant hattest? (Bedürfnis: Klarheit) Jetzt fühl ich mich gekränkt (Gefühl: Traurigkeit/Kränkung). Ich schlage vor, du machst mir ein alternatives Angebot (Konsequenz – neue Strategie), wann du das nächste Mal zuverlässig da sein kannst (Bedürfnis: Aufrichtigkeit).“
Liest sich alles ein wenig hölzern, nicht wahr?
Hoffe aber doch, dass ihr verstehen könnt, was ich euch nahebringen will.. Vielleicht kann sich der ein oder andere was davon mitnehmen?
Gewaltfreie Kommunikation ist ohnehin ein heißer Tipp!!
Umärmelung,
Katyes