Liebe oder getriggert Verlustangst?

  • Wie merke ich den Unterschied? Ist es Liebe oder sind meine Gefühle und Gedanken, die ich glaube, dass sie Liebe sind, getriggerte Verlustangst? Diese Frage wurde in einem anderen Beitrag angeschnitten. Ich finde sie so interessant, dass ich damit einen eigenen Thread eröffne.


    LG Freya

  • hi freya. sehr interessante frage. Würde mich auch interessieren, was andere dazu meinen.


    getriggerte Verlustangst hat ja m.E. viel mit Abhängigkeit zu tun. Echte Liebe hingegen kann auch loslassen, glaube ich. Auch wenn es weh tut, es ist nicht (über)lebensbedrohend. Du kannst - auch wenn du die andere Person verlierst - trotzdem weiterleben ohne emotional abzusterben. Bei der Verlustangst sitzt du panisch vorm Handy, läufst im Kreis und stirbt 1000 Tode bei der bloßen Vorstellen, dein Partner könnte auch nur jemand anderen ansehen und dann dich nicht mehr wollen. Bei echter Liebe ist das zwar auch irgendwie mit dabei, aber viel humaner, es ist auch Angst dabei, den anderen zu verlieren, aber diese Angst lähmt dich nicht, sie macht dich nicht komplett unfähig, rational zu denken und letztendlich wünscht du deinem Partner nur das beste, auch wenn du ihn vielleicht verlierst. Bei echter Liebe bleibt keine Verbitterung, keine Negativität. Soweit was mir spontan dazu einfällt.


    Tini

  • Hi!
    Genau, das ist die "Anziehung" ist solch einer Konstellation, wenn der Partner z.B. nicht erreichbar ist. Was ich mich vielmehr frage ist, ob ich mir als VÄ viell auch die "positiven" Gesichter der Beziehung einbilde, weil im Hintergrund der Beziehung meine Angst sitzt? Quasi dass ich ihn auf ein Podest hebe.
    LG

  • Ich denke es gibt keine Antwort auf diese Frage.



    Die Liebe zu einem BA wird ja "leider" erst so extrem, Leidenschaftlich usw., wenn sie anfangen zu triggern. Erst dann beginnt ja überhaupt der Strudel. Keiner von uns wäre hier im Forum, um einfach nur mal so über das Thema zu lesen. Alle (die nicht selber BAs sind), suchen hier das, was sie sich so nicht erklären können. Und alle, sind verzweifelt verliebt in den BA. Aber eben WEIL er BA ist.
    Dieses "von 100 auf 0" löst unfassbare VA aus. Ich vergleiche das ja immer mit einem Tod. Eben war der geliebte mensch noch da, plötzlich ist er unerklärlich weg. Aber diesen "Toten" kann man auferstehen lassen. Eben vom Rückzug wieder zum Kontakt. Vom Off zum On. Ein lustiges Spiel, was man mit echten Toten natürlich nicht spielen kann. So spielen wir dieses Szenario immer wieder durch. Wie weit kann ich gehen, bis er wieder tot ist? Und wenn er das ist, dann bin ich ja Schuld. Ich war dann ja zu viel. Aber ICH kann ihn auch wiederbeleben! Verstehst du was ich meine? Oder ist das noch zu abstrakt?


    In jeder Beziehung gibt es ein ausgewogenes Spiel zwischen den Partnern. Man hat Nähephasen, Distanzphasen, Phasen der Liebe, auch mal Streif / Diskussionen. Aber nichts davon sollte dazu führen, dass die Beziehung zerbricht. Im gegenteil. Man lernt sich so besser kennen, die Beziehung wächst daran.
    Bei einer Beziehung zu einem BA geht das nicht. Jedes Mal wenn man eben genau das versucht, fällt der BA weg. Entweder die beziehung läuft zu seinen Konditionen ab, oder "Tod". (Also Off phasen, ohne Kontakt). So wird man praktisch erzogen vom BA. "Wenn du nicht nach meinen Regeln spielst, bin ich weg."
    Ein BA kann so unfassbare Schuldgefühle auslösen. Gefühle der Sehnsucht, der Trauer, aber auch der "Liebe". Wenn ich dafür verantwortlich bin ob Jemand lebt oder tod ist, bin ich ja gewaltig mächtig. Ich kann das Spiel beeinflussen. Ich kann machen, dass er lebendig bleibt. Ich kaufe mir Bücher, ich studiere seine "Krankheit", schreibe und lese mich hier im Forum rund um die Uhr schlau. Und dann versuche ich das neu Erlernte umzusetzen.
    Dass das NIE klappen wird. Dass eben dieses Spiel zu einem BA dazu gehört wie das "nass" zum Wasser, DAS lernen wir erst nach einer halben Ewigkeit.


    Wenn du mich fragst, "lieben" wir den BA eben genau wegen diesem lustigen Spielchen. Ob das Liebe ist...oder ob Liebe so aussehen sollte...naja, ich bin nicht sicher. Sollte Liebe nicht ein Geben und Nehmen sein?

    I can buy myself flowers

    Write my name in the sand

    Talk to myself for hours

    Say things you don't understand

    I can take myself dancing

    And I can hold my own hand

    Yeah, I can love me better than you can

  • Nur für mich gesprochen jetzt:


    Ich musste mir, nachdem ich meinen jetzigen Partner kennenlernte ernsthaft fragen, ob ich je einen der BA wirklich geliebt habe. Ich komme immer mehr zu dem Entschluss, dass da das allermeiste nur getriggerte Gefühle, innere Muster waren, die da abliefen. Diese emotionale Abhängigkeit, die mich hat an den Männern über Jahre festhalten lassen, kann ich heute beim besten Willen nicht mehr als "Liebe" abtun. Das war pure Abhängigkeit und mein innerer Schmerz, der mich an diesen destruktiven Gefühlen festhalten lies. Bin ich mir ziemlich sicher. Klar, auch Gefühle für den Menschen an sich, aber Liebe? Nein, ich denke nicht....


    Liebe ist für mich (persönlich) nun das angekommen sein, die Verlässlichkeit, die mir mein Partner vermittelt, das zusammen in die selbe Richtung schauen, das gemeinsame planen der Zukunft. Diese innere Ruhe wenn ich mit ihm zusammen die einfachsten Dinge mache und sei es nur einen Film anschauen. Dieses stinknormale Leben einfach, das ich mir mit den BA immer so sehr gewünscht habe, aber nie bekommen. Dem ich immer nachgejagt bin und diese Männer für mich gewinnen wollte.


    Liebe ist für mich nicht( mehr), ständig zu hinterfragen, das Verhalten des Gegenüber zu analysieren, aufzupassen wie ich mich verhalten, überlegen müssen, was ich wann und wie mitteilen darf, nicht mehr zu leiden an Sehnsucht, an Ungewissheit, mich mit den winzigen Krümeln, die mir die BA immer zugeworfen haben abzugeben und ein Fest zu feiern, wenn ausnahmsweise nach 5 Wochen Funkstille mal eine Nachricht kam. Liebe ist für mich nicht zu wissen, ob ich morgen noch einen "Partner" habe, der am nächsten Tag wieder eine andere toll findet, weil er sich nicht binden kann oder ich wieder im Off alleine zu Hause sitze und verzweifelt bin. Das alles war emotionale Abhängigkeit, das ich mit Liebe verwechselt habe um mein Bleiben vor mir selbst rechtfertigen zu können...


    Bei mir ist Liebe dann, wenn ich sein kann wie ich bin und mich nicht verstellen muss und wenn ich meinen Partner sein lassen kann wie er ist, ohne darunter zu leiden.
    Diese Art der Gefühlswelt hätte ich früher wahrscheinlich gar nicht ertragen, deswegen musste ich mir ja (unterbewusst) immer die "Bad-Boys" rauspicken, mit denen eine Bindung gar nicht erst möglich war...

  • Danke :flower:


    Diese Gedanken hab ich mir echt auch oft gemacht. Ich hab da lange so tief in der Scheiße gesteckt, das ich selbst dann noch, als ich drei Monate (!) stationär in der Klapse war, weil mich eine echt üble Depression dahingerafft hat, die ich von dem ganzen schmerzhaften Mist mit dem letzten BA mitbekommen habe felsenfest behauptet habe, ich würde ihn ja so sehr lieben. Da wurde mir so langsam aber sicher klar, dass da noch was sehr ernstes dahinterstecken muss, das mit Liebe so gar nichts zu tun hat.


    Liebe heißt nämlich nicht, sich dabei selbst zu zerstören, das eigene Leben in die Tonne zu kloppen, weil man aus Schmerz und purer Verzweiflung keine Kraft mehr hat sich selbst und seinem Alltag zu widmen. Liebe heißt auch nicht, rund um die Uhr einen Mindfuck betreiben zu müssen, ob und wie man nun den BA für sich gewinnen kann, über sein ganzes Verhalten zu studieren, ständig im Kreis zu überlegen, schlaflose Nächte zu haben. Liebe heißt auch nicht, seine Bedürfnisse und Gefühle unter den Tisch kehren zu müssen, weil das Gegenüber dafür gerade mal wieder nicht gemacht ist und immer nur zurückzustecken. Und das schlimmste, was auch mir passiert ist und das ich keinem wünschen würde, wenn man aus vermeintlicher Liebe zum BA sich und die Liebe zu sich selbst verloren hat. Spätestens dann sollte der Punkt erreicht sein, an dem man die eigenen Abhängigkeit entlarvt, die mit Liebe genau nichts zu tun hat.

  • Ich finde dass auch Viele hier dir totale Panik bekommen, wenn man in den Raum wirft, dass auch sie sich ja von ihrem BA trennen könnten.
    "Nein, ich liebe ihn ja. Er ist doch so toll. Er ist doch der EINE".
    Äh...ja?


    Dann wird sich total quer gestellt, als dürfte man den Gedanken nicht einmal zulassen, dass eben beide Seiten einer Beziehung aus eben dieser austreten könnten.
    Da merkt man dann die krasse Abhängigkeit. Wie einen Drogenabhängigen "ich kann ja aufhören, ich will bloß nicht". Sure, Honey.

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  • Ja ich weiß. Ich war selbst so. Mich haben selbst in der Klinik die Therapeuten damit "gestresst", warum sich : Zitat: "Eine Frau wie Sie" an so einen Typen klemmt, der mir überhaupt nichts bieten kann. Sah ich natürlich völlig anders. Rückblickend betrachtet, hatten die natürlich vollkommen Recht! Keiner meiner BA konnte mir nur ansatzweise das bieten, was mein Mann mir heute bieten kann. Ohne faule Kompromisse, ohne sich selbst was schön zu reden, ohne zu leiden, ohne Dramen ( Streit gibt es in jeder Familie mal, Meinungsverschiedenenheiten etc) und vor allem mit einer gewissen Verbindlichkeit und Sicherheit. Ganz andere Baustelle, als bei den Typen vorher, die als die ultimativen Traumtypen gehalten habe. Die hab ich auf einen sehr hohen Podest gestellt, auf das sie hätten eigentlich nicht mal blicken können...


    Ich glaube das ist einfach ein innerer Prozess, bis man das einsehen kann, dass man sich da gewaltig was vormacht...

  • Bei welchen von den vielen? :P


    Beim letzten war ich 28-30 Jahre alt. Davor hatte ich über drei Jahre auch einen extrem BA. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch der davor ein BA ist mit einer narzistischen Persönlichkeitsstörung gepaart, da hing ich auch zwei Jahre fest drin.

  • Ich kann alles unterschreiben, was SugarLea sagt. Allerdings hatte ich nur diesen einen BA. Ich glaube, ich habe ihn wirklich geliebt, aber ich denke, er könnte mich nicht glücklich machen, selbst wenn er nicht immer davonlaufen würde..


    Jetzt, mit meinem Freund, lebe und fühle ich so, wie SugarLea es beschreibt. Allerdings muss ich sagen, dass ich trotzdem Verlustnagst hatte am Anfang und zwar nicht, weil er sie mit seinem Verhlten geschürt hat, sondern weil sie einfach in mir war. Kleinste Abweichungen vom normalen Kommunikationsverhalten bei ihm haben ausgereicht, um Panik in mir hervor zu rufen. Deshalb habe ich mir die Frage von Freya in der Tat zu Beginn auch gestellt.


    Ich war ungefähr ein halbes Jahr lang misstrauisch, wenn er mal zu spät kam, dachte ich: es ist aus, er kommt nicht mehr, er will nicht mehr. Mit der Zeit ließ das immer mehr nach, weil er immer emotional zuverlässig war. Heute vertraue ich ihm zu 100 Prozent und habe Null Verlustangst...es ist großartig :bounce:

  • Ich gebe auch Sugarlea und Radieschen recht.


    Für mich ist es auch so als wäre er tot. Aber auch wenn alles gut ist.
    Gestern hatten wir kurz ein kleines Problem, das aber längst wieder gut ist und wir sind im guten auseinander. Trotzdem weine ich heute als wäre er gestorben.
    In dem Buch das ich lese steht " das was du denkst ist nur das was du denkst und nicht das was er denkt" zb er liebt mich nicht.


    Ich sag mir das immer wieder.
    Ich finde auch das Liebe eig nicht weh tun darf deshalb sag ich dass ich unheimlich verliebt bin... liebe kann es erst sein wenn man sich kennen lernt und das geht ja kaum.