Welche Rolle spiel körperliche Attraktivität?

  • Hallo zusammen,


    mir (m 31) ist erst seit ein paar Monaten bewusst, dass ich überhaupt an Bindungsangst leide, ich befinde mich zum zweiten Mal in meinem Leben in einer "Beziehung" mit einer hochgradingen "Wegläuferin". Habe aber inzwischen einiges gelesen und bin mir inzwischen im Klaren darüber, dass ich selbst (unbewusst) indirekt davonlaufe, auch wenn ich mir (bewusst) nichts sehnlicher Wünsche als eine glückliche, feste Partnerschaft, vor allem natürlich mit ihr (was absolut hoffnungslos ist). Im Rückblick auf mein bisheriges Beziehungsverhalten in den letzten 15 Jahren macht das auch absolut Sinn. Momentan versuche ich meine Angst zu "erkunden" und mir meiner verborgenen Handlungsabläufe bewusst zu werden. Und soweit sind die Grundsätze der Bindungsangst ja auch nicht so schwer zu verstehen. Es gibt allerdings eine Sache, die ich nicht einordnen kann und das ist die Sache mit der körperlichen Attraktivität:


    In beiden Beziehungen, in welchen ich mich hoffnungslos in zwei hochgradige Bindungsphobikerinnen "verliebt" habe, hatte ich es mit extrem hübschen Frauen zu tun. Bevor ihr antwortet: Natürlich bin ich mir bewusst dass der passive Partner (also ich, der "Hinterherläufer") dazu neigt, den aktiven (also den davolaufenden Partner) zu überidealisieren und ihn in den Himmel zu loben. Es ist allerdings so, dass beide Frauen tatsächlich auch von anderen als extrem hübsch beschrieben wurde, die eine war in meinem Freundekreis nur als "Felix' heiße Schwester" bekannt, jeder wollte sie und ich bin aus allen Wolken gefallen, als sie mich plötzlich ziemlich deutlich angegraben hat und konnte mein Glück kaum fassen, als ich sie regelmäßig gedated habe und irgendwann auch im Bett mit ihr geladet bin. Zunächst war ich der King unter meinen Kumpels... Ähnlich war es bei der zweiten. Beide konnte man in keiner Bar auch nur fünf Minuten alleine stehen lassen, bevor sie den ersten Drink spendiert bekommen haben. Immer wieder habe ich mitbekommen wie sie von Barkeepern, Bademeistern, Werkstattmitarbeitern usw. angesprochen wurde. Das haben mir beide auch immer wieder berichtet. Permanent haben sie irgendwelche Typen aus ihrem Freundekreis angeschrieben. Es war beide Male eine Qual, ich konnte mich ihrer nie sicher sein. Ich wusste immer: Sie kann jeden, wirklich jeden anderen haben. Umso qualvoller wenn sie mich mal wieder auf Disntanz gehalten hat oder abgetaucht war. -->Quälende Fragen ob- bzw. mit wem sie sich gerade trifft usw.


    Wie jeder anständige Bindungsphobiker war ich jedoch auch selbst bereits mind. einmal in der umgekehrten Situation. Sie ist mir hinterhergelaufen und ich war derjeniger der nicht wollte. In diesen fällen war es jedoch so, dass die Frauen (auch Objektiv betrachtet - das ist wichtig!) deutlich weniger attraktiv waren. Klar liegt Attraktivität im Auge des betrachters, aber man kann es zu einem Teil doch auch einigermaßen Objektiv betrachten. Ein Victorias Secret Model ist nun mal hübscher als Angela Merkel. Diese Frauen waren extrem nett zu mir, haben mich geliebt wie ich bin - und ganz ehrlich, ich bin überzeugt, wenn sie attarktiver gewesen wären, wäre ich sehr glücklich mit ihnen geworden. Warum bin ich also überhaupt die Beziehung mit ihnen eingegangen? In beiden Fällen in einer durchfeierten Nacht, angetrunken kennen gelernt und nur aufgrund ihres super Charakters auf sie eingelassen. Klar fand ich sie natürlich auch ein bisschen attraktiv, aber sie haben mich nicht "umgehauen". Und seine eigene Freundin sollte man doch nicht nur "durchschnittlich" finden, oder? Bereits von Tag 1 wusste ich: Diese Frau will ich nicht behalten. Man mag mir jetzt Sexismus und Oberflächlichkeit vorwerfen, aber erstens gehört körperliche Anziehung doch auch dazu und zweitens wäre ich nicht hier, wenn ich mich meinen Problemen nicht stellen wollte.


    So wie ich Bindungsangst bisher verstanden habe, hat körperliche Attraktivität bei Bindungsphobikern -natürlich auch-, aber eher weniger mit der Partnerwahl zu tun, als hauptsächlich geht es darum, sein BA-Gegenstück zu finden (Jäger/in und Gejagte/r). Normalerweise sollte ich als BAler doch erst dann kein Interesse mehr an einer Frau haben, wenn sie mich wirklich haben will? Bei mir ist es aber so wie oben beschrieben: Ich weiß von der ersten Minute (aufgrund ihrer Attraktivität) ob ich sie behalten will oder nicht. Nach dem Motto: Hübsch finde ich sie schon mal, wenn jetzt noch der Charakter passt, kann ich mich verlieben.


    Lange (sehr lange, sorry) Rede, kurzer Sinn: Warum hatte ich noch nie die Situation, dass ich eine Frau extrem hübsch fand, bereits aber nach kurzer Zeit (sobald ich sie sicher habe) das Interesse verliere, wie es bei den meisten BAlern ist?
    Suche ich mir (unbewusst) absichtlich Frauen aus, die "out of my league" sind? Die ich quasi niemals halten kann?
    Ich habe den verdacht, dass ich das tue. Und weil ich bei Frauen die hübsch UND psychisch gefestigt (also nicht BA) sind, keine Chance habe, lande ich immer wieder bei den hübschen, aber psychisch extrem labilen.
    Mir kommt es vor, also suchen sich die Bindungsphobiker mich aus, das war übrigens auch in beiden Fällen als ich hinterhergelaufen bin so: Sie haben mich völlig überraschend angebaggert, ich selbst wäre kaum darauf gekommen es bei so hübschen Frauen überhaupt zu probieren. Dazu kommt noch: Bereits bevor ich die beiden auch nur annähernd persönlich kannte, habe ich sie bereits gesehen und fand sie unglaublich hübsch und hätte bereits da vieles dafür getan mit einer solchen Frau zusammen zu kommen, was ich aber nie für möglich gehalten hätte - bis sie mich wie gesagt angebaggert haben. Wie passt das mit Bindungsangst zusammen? Wieso finde ich sie schon unglaublich begehrenswert bevor ich überhaupt die Chance hatte (unbewusst) herauszufinden, ob sie mein passendes BA-Gegenstück ist?
    Umgekehrt als ich derjenige war, der nicht wollte: Warum wusste ich schon ab Tag eins aufgrund ihrer mangelnden Attraktivität gewusst, dass ich sie nicht behalten will?


    Eine Frage lässt sich für mich (gefühlt) sofort beantworten: Wenn mich eine genauso hübsche Frau wie meine beiden "Davonläufer-Freundinnen" auf der Straße ansprechen würden und wirklich eine feste Beziehung mit wollten, kann ich mir beim besten Willen und aller Selbstreflektion nicht vorstellen, davon zu laufen. Wahrscheinlich würde ich eher klammern. Es würde aber auf jeden Fall eine vertraute Beziehung zustande kommen. Das ist meine absolut feste Überzeugung. Und die kann ich irgendwie überhaupt nicht mit meinem Wissen über Bindungsansgt in einklang bringen...


    Nochmal im Kurzen: Hübsch-Bindungsphobikerin = hatte ich bereits, Sie hat kein Interesse an mir
    Durchschnittlich-Bindungswillig = hatte ich bereits, ich hatte kein Interesse an ihr
    Was passiert wenn ich eine hübsche UND bindungswillige Frau treffe? Das hatte ich noch nie.


    Vielleicht treffe ich solche Frauen nicht, weil ich mich innerlich nicht gut genug für sie fühle und deshalb von ihnen kaum als attraktiv wahrgenommen werde? Ist das der Kern der Sache? Der Ursprung meines Problems?


    Ich möchte nochmal ausdrücklich betonen, dass es hier tatsächlich auch um objektiv beurteilbare Attarktivität geht. Das war sowohl am Verhalten unseres (männlichen) Umfeldes sofort zu erkennen, als auch im ansonsten in der Öffentlichkeit. Also NICHT (nur) durch mich (als BA-verblendeten) selbst.


    Habe ich vielleicht eine narzistische Störung und brauche hübsche Frauen um mich aufzuwerten? Wieso entpuppen sich alle richtig attraktiven Frauen die mich anmachen bereits nach kürzester Zeit als hochgradige Bindungsphobikerinnen? Wieso werde ich nicht auch mal von einer attraktiven, psychisch stabilen angegraben? Wenn ich in einem solchen Fall dann wegrennen würde, würde ich ja alles einen Sinn machen, aber das kann ich mir beim besten willen nicht vorstellen. Ich glaube ich würde sie sofort heiraten wollen und wäre überglücklich, dass ich endlich eine hübsche UND nette Freundin habe. Das passt alles irgendwie nicht zusammen für mich.


    Ich weiß das klingt so, als ob ich mich herausreden wollte "die falschen Frauen graben mich halt an, ich kann nichts dafür"... Das will ich aber überhaupt nicht. Ich weiß dass irgendwo hier bei mir der Fehler liegt, ich kann ihn nur nicht ganz klar erkennen und erhoffe mir hier Tips von jemandem der vielleicht schon weiter ist als ich.


    Ich hoffe jemand kann diesen zugegebenermaßen vielleicht etwas wirren Schilderungen folgen, oder macht sich überhaupt die Mühe alles durchzulesen, das wär ja schon mal was :D Vllt habe ich ja Glück und eine/r von euch kann mir etwas Licht in meine Bindungsphobie werfen. Mir geht es vor allem darum, mich zunächst mal selbst zu verstehen. Mit über 30 kam die Erkenntnis leider etwas spät.


    Vielen Dank schon mal!

  • Interessnat


    Da bin ich gespannt was für Antworten kommen.

    Um in der Welt etwas zu bewirken, bedarf es liebevoller Emotionen, nicht kaltherziges Denken!


    Wenn du mein Licht erst kennst, dann weißt Du, wie hell dein Tag sein kann und wie hinreißend die Freude die Du, durch mich erfährst.

  • Ich äh....ja. Was antwortet man denn da?


    Hello! Redieschen mein Name. (Noch) 26, W., passive BA zu einem aktiven Kerl. Das geht schon 2 Jahre so.


    Ich kann dich ein ganzes Stück weit verstehen. Ich habe mir einen Mann ausgesucht, der in meinen Augen DEUTLICH über meiner Reichweite liegt. Älter, disziplinierter, schlanker, trainierter, VERDAMMT HÜBSCH, gebildet...Ich frage mich jeden Tag, wann er mich denn nun endlich verlässt und sich einer auf Augenhöhe sucht.
    Das possierliche ist, dass ich ihn nicht immer so gesehen habe. Am Anfang waren unsere Rollen umgekehrt. Ich war die Aktive, er der Passive. DA fand ich ihm "ganz schnuffelig", aber irgendwie auch normal. Interessant, aber lange nicht so "perfekt". Das kam erst, beim Rollentausch. Plötzlich krabbelte er "aktiv" auf ein Podest. Und ich in passiv den Keller.
    Ich weiß, dass ich nicht so hässlich und dumm bin, wie ich denke. Aber vor ihm fühle ich mich wie Miss Piggy in Person.
    Er wandelte sich komplett. Anfangs war er lieb, machte mir Komplimente, lief mir "hinterher", sprach von einer Zukunft usw. Und dann wandelte er sich komplett. Ich bekomme kein liebes Wort mehr, nicht einmal eine SMS an meinem Geburtstag. Kritik - Ja. Ablehnung - Oh ja. Er ist kühl, schweigsam, kritisch. Und ähnelt damit leider sehr meinem Vater. Er rutschte in mir komplett in diese Rolle. Dieses "Er wird und kann mich niemals lieb haben, ich bin´s nicht wert." Und bei Gott, er spielt diese Rolle besser als die Meisten Anderen.
    Ich bin mir ziemlich sicher dass ich ihn so sehe, weil er auf diese Rolle maßgeschneidert ist. Ich WEIß bei ihm, dass ich ihn vorher nicht soooooo perfekt fand. Deswegen habe ich den direkten Vergleich.
    Er ist ein hübscher Mann, das sehen Andere auch so, das sah ich immer so. Aber dieses "BOAH! Ist der Perfekt/Einzigartig", kam erst später.

    I can buy myself flowers

    Write my name in the sand

    Talk to myself for hours

    Say things you don't understand

    I can take myself dancing

    And I can hold my own hand

    Yeah, I can love me better than you can

  • Hey Inco,


    willkommen im Club :mrgreen: Ich glaube du lügst dir selbst einen in die Tasche (sorry, ist nicht so hart gemeint wie es rüber kommt) wenn du sagst, würdest du eine hübsche Bindungswillige finden die dich auch will, dass du glücklich und zufrieden wärst. Eine Zeitlang vielleicht. Aber dann käme deine BA wie ein Reflex durch Kleinigkeiten ausgelöst wieder hoch. Und ja, es kommen dann Ausreden - doch nicht so hübsch, lacht so doof, sie passt nicht zu mir, sie nervt mich etc. das könnte man ewig so weiter ausführen, denke der Sinn ist aber verständlich...


    Ich erzähl dir kurz aus meiner Erfahrung, ich (37) passive BA, mein "Freund" (er würde mich steinigen wüsste er dass ich ihn hier so nenne) ist 31 und aktiver BA. Er läuft weg, ich hinterher. Und hier ist es andersherum: Ich bin relativ "vorzeigbar" zumindest wird mir das sehr häufig gesagt, er ist der "nicht so hübsche" ... jajaja Auge des Betrachters. Ich weiß, dass er keine Bombe ist. Ich finde ihn trotzdem wunderschön. Er war immer genervt wenn wir unterwegs waren und mich wieder Typen angegraben haben oder mir Komplimente machten und ihm in meinem Beisein unter die Nase rieben "Junge, wie hast du das denn geschafft? Blindes Huhn findet auch mal einen Korn?? Die kannst du im Leben nicht halten" und alle die das sagten waren entweder gute Freunde oder Bekannte (männlich) von ihm.... nun ist es so, dass er mich ziemlich weit von sich gestoßen hat. Er lässt mich null an ihn ran. Wir haben uns dieses Jahr 3 Mal gesehen, zuletzt vor 10 Wochen. Er will sich nicht mit mir treffen. Ich habe laut seiner Aussage ihn genervt und zu viel nach Treffen gefragt. Es gab ein Gespräch (Telefonat) zwischen uns vor 3 Tagen. Fazit: Ich fragte ob er mich überhaupt noch sehen will usw. Antwort "ja klar" !! Aber er wisse nicht wann und ob das wieder regelmäßiger sein würde ... puuuhhh harte Nummer für mich.


    Dieses Beispiel soll dir zeigen hübsch hin oder her, steckst du in der passiven Rolle, haste ein Stückweit die Arschkarte gezogen... für weitere Fragen bin ich gerne offen.

    Niemals ist Liebe festhalten...aber Liebe ist auch nicht loslassen...LIEBE ist Da sein.

  • Wow, ich bin echt über die Resonanz hier überrascht! Vielen Dank Euch allen für Eure Beiträge!


    Tja wo fang ich an, zunächst mal zu Radieschen: Danke für Deine Geschichte, interessant was Du da schreibst! Hört sich ja leider echt mies an, hoffe Du kommst bald aus der Sache raus! So wie ich das bisher verstehe, ist das ja die klassische Sache, sobald der aktive Partner auf Distanz geht, wird er vom passiven überidealisiert. Was ich in Bezug auf meine Situation allerdings nicht verstehe, ist dass ich meine aktiven BA-Partnerinnen von vornerein, sogar schon bevor ich auch nur ein Wort jemals mit ihnen gewechselt habe, immer extrem hübsch fand. Noch bevor ich wusste -bzw. überhaupt wissen konnte- wie sie persönlich, oder in Beziehungen drauf sind. Wärend ich meine passiven BA-Partnerinnen von vornerein eher mäßig attraktiv fand. Sowohl bei den passiven als auch den aktiven hat sich meine Meinung bzgl ihrer Attraktivität im Laufe der Beziehung nie geändert. Das ist die Sache die ich nicht verstehe. Ich habe also irgendwie den verdacht, dass ich mir unbewusst Frauen aussuche, die ich unmöglich halten kann und entsprechend nur die bekomme, die selbst ne Klatsche haben, um es mal salopp zu sagen ;) Vielleicht sollte ich hier mal erwähnen, dass ich selbst (zumindest bewusst, unbewusst ist ja so eine Sache...) eigentlich ganz zufrieden mit mir bin. Ich bin kein Superman, aber ich finde mich nicht hässlich, bin sportlich, beruflich einigermaßen erfolgreich und nicht unbedingt auf den Kopf gefallen. Alles in allem bin ich mit mir zufrieden, habe allerding wie schon angedeutet den Verdacht, dass es aufgrund meiner Bindungsangst da unbewusst doch etwas gibt...muss ja... Aber um das herauszufinden bin ich ja jetzt erstmal hier.


    Zu Schlaubi80: Das sorry ist nicht nötig, ich bin hier für eine ehrlich Meinung, also erstmal vielen Dank und schone mich nicht! ;) Dass ich mir damit selber in die Tsche lüge ist mir paradoxerweise fast schon selber klar, sich das einzugestehen ist wohl der erste Schritt. Aber ich kann es mir bei aller Selbstreflexion und retionalem Nachdenken beim besten willen nicht vorstellen... Denke da brauch ich dann die Anleitung von einem Therapeuten, der mir das auch wirklich klar machen kann.
    Jedenfalls auch echt interessant was Du schreibst, die ganze Story mal aus der anderen Perspektive zu sehen. Meine aktuelle..ähh.."Partnerin"... würde mich im übrigen auch mit 100%igem Rückzug bestrafen, wenn sie mitbekommen würde, dass ich sie als meine "Freundin" bezeichne ;) Bei deinem letzten Satz kann ich Dir auf jeden Fall recht geben, wir haben als passive Partner echt die Arschkarte gezogen... wobei es den aktiven im Grunde genommen wahrscheinlich auch nicht besser geht.


    @ Spock: Den verdacht habe ich irgendwie auch... letztenendes kann mir das wohl nur ein Therapeut bestätigen.


    @ Sukramine: Um Intellektualisieren oder Aufmerksamkeit geht es mir hier nicht im geringsten. Ich will mich tatsächlich ändern, da ich mir eine glückliche Beziehung mehr als alles andere Wünsche und irgendwann auch mal Kinder haben will. Ich sehe das Forum hier als ersten Schritt, vielleicht kann ich hier schon mal ein wenig Licht ins Dunkle bringen und mich ein bisschen austauschen (klappt ja schon super). Eine Therapie sehe ich dann als nächsten Schritt, da ich aber aus diversen Gründen Selbstzahler sein werde, will ich mich im Vorfeld schon soweit wie möglich mit meinem Problem auseinandersetzen, damit die ~100€/Sitzung später auch gut investiert sind :)
    Was Du schreibst (Narzismus, Partnerinnen als Objekte zur Selbstbestätigung) -so schwer es mir auch fällt solche Gedanken zuzulassen- klingt plausibel, vielleicht ist da ja was dran.
    Was mir bei solchen Gedanken schwer fällt, ist einzuschätzen wo die Grenze zwischen "normal" und "gestört" verläuft. Z. B. gerade bei diesem "Was für ein toller Typ, dass er diese Frau haben kann!": Es ist ja so dass jeder Mann gerne eine hübsche Frau an seiner Seite hat und auch mal ein bisschen angeben will, wenn man(n) ehrlich ist. Die frage ist eher wo man beginnt andere, wichtigere Qualitäten des Partners -oder vielmehr deren Abwesenheit- für diesen Effekt in Kauf zu nehmen... Und dieser Punkt könnte bei mir schon überschritten sein.
    Vielleicht sollte ich auch noch anmerken, dass ich bisher eben nur zwei Mal die Erfahrung mit aktiven BAlern gemacht habe und in beiden fällen waren das eben quasi Supermodels. Das erscheint mir eben auffällig. Die erste war charakterlich tatsächlich das allerletzte. Da habe ich dann auch aus eigener Kraft nach vier Monaten abgrundtiefen Leidens selbt die Notbremse gezogen und ihr ein Ultimatum gesetzt (worauf Sie dann natürlich Schluss gemacht hat- aber immerhin :).
    Bei meiner aktuellen muss ich sagen, dass ich merke dass sie selbst sehr unter ihren Ängsten leidet und teilweise auch selbst an sich arbeiten möchte und sie unglaublich herzlich und liebenswürdig sein kann. Das macht die Sache für mich natürlich sehr schwierig. Ich bin also nicht NUR auf auf Äußerlichkeiten fixiert - auch wenn sie aber anscheinend doch eine große Rolle spielen.


    Was meinen Hintergrund betrifft, hier ein kleiner Steckbrief:
    Eltern seit über 35 Jahren glücklich verheiratet, keine größeren Ehekrisen von denen ich wüsste, glückliche Kindheit. Vater allerdings sehr cholerisch und sehr Dominant. Mutter eher liebevoll aber deutlich untergeordnet. Keine Misshandlungen, Drogen, Alkohol, Gewalt oder ähnliches. Da muss vielleicht irgendwas vorgefallen sein was der frühkindlichen Amnesie oder sonstwas zum Opfer gefallen ist. Für mich gibts in der Hinsicht (ohne professionelle Anleitung )wohl eher weniger an Gründen zu holen.
    Frühere Beziehungen: Klassischer Fall: Sowohl passive als auch aktive BA, zeitweise viele Affären wo die Grenzen von vornerein abgesteckt waren, Fernbeziehungen, noch nicht eine glückliche, erfüllte Beziehung dabei.
    Ich denke die eigentlichen Gründe wird nur ein Therapeut aus mir raus bekommen. Aber mir geht es hier ja erstmal um einen Erfahrungsaustausch. Und ganz ehrlich, es tut auch echt gut mal darüber zu sprechen bzw. zu schreiben. Ich leide tatsächlich unter dieser Scheiße udn will einestages fähig sein, eine feste Beziehung zu führen!

  • Okay, die Sache ist ja schon älter, aber ich hätte dem dennoch was hinzuzufügen: Neben der Egoaufwertung, die hier bestimmt eine Rolle spielt, sind Supermodels, die sehr bindungsfähig sind bestimmt auch selten "frei", sondern oft "vergeben". Eine überdurchschnittlich attraktive Frau hat ja doch erst mal mehr Auswahl und daher kann es gut sein, dass die frei herumlaufenden Supermodels überdurchschnittlich oft eher sehr wenig bindungsfähig sind. Und ich weiß von mehreren sehr ähnlich gestrickten Typen: Jedes Supermodel hat auch weniger perfekte Stellen an sich. Darüber gibt es auch Blogs im Internet, z.B. über "bees-knees"-Kate Moss (ja, Kate Moss hat komische Knie). Sie haben abstehende Ohren, schiefe Zehen, Pickel am Po, ein komisches Muttermal, wasweißich. Jemand der beziehungsfähig ist, wird das unter nicht-wichtig verbuchen, während ein aktiver BAler diese Ding mit wachsendem Distanzwunsch plötzlich unter dem Vergrößerungsglas sieht und das nicht mehr in eine vernünftige Relation bringen kann. das ist zum Glück mal ein Problem, dass ich nicht habe, aber das diskutiere ich mit manchen männlichen Freunden intensiv.

  • Oh, dazu kann ich auch was "Lustiges" ergänzen.


    Ich habe eine sehr gute Freundin, die lange gemodelt hat (und nebenbei noch macht). Miss-Wahlen gewonnen, ein BILD von einer Frau. Von Natur aus schlank, zierlich, dennoch Brüste. Lange, dunkle Haare, strahlend grüne Augen. UNd, einen mords Charakter. Eine sehr liebe, fürsorgliche Maus. So eine, die dir zum Geburtstag verlässlich einen Kuchen backt und nie irgendwo Gezicke oder Streit anzettelt. Nahezu Vorurteilslos. Nie habe ich sie lästern hören (in fast 15 Jahren in denen ich sie kenne).
    Sie hat seit einigen Jahren mit heftigen Essstörungen zu kämpfen. So schlimm, dass sie mit einem enormen Untergewicht über Monate in der Klinik war. Zu der Zeit war sie absolut Beziehungsunfähig. Hat einfach Niemanden wirklich an sich heran gelassen. Empfand Männer, die sie mochten als ekelig. Abstoßend. Männer, die sie nur ausnutzten zogen sie an wie das Licht die Motte.
    Einen der wohlgesonnen Männer von damals, habe ich über ein Jahr "verarztet". Und meine Güte - was hat sie ihn damals auf Distanz gebracht.
    Ich habe versucht ihm zu erklären was in ihr abgeht.
    Aktuell wohnen die 2 zusammen und führen eine sehr sehr schöne Beziehung.
    Eine Essstörung ist leider Etwas, das man wohl nie ganz weg bekommt. Sie ist immer noch sehr kritisch mit sich selbst, hat durch diese Scheiße heftige Unverträglichkeiten bekommen.
    Es gibt immer noch Momente, wo sie auf Distanz haut.


    Eine Frau, die nach Außen wirklich Perfekt wirkt. Eine, von Gott weiß wie vielen, die Innerlich aber mächtig zu kämpfen haben.

    I can buy myself flowers

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  • Ja, kann ich mir vorstellen. Perfektionismus ist ja auch stressig. Wie du sie beschreibst: Immer angenehm sein, Kuchen backen können und nicht vergessen, für jeden ein toller Freund sein. Ich zitiere mal die Apotheken-Umschau: "Magersüchtige wirken oft angepasst, introvertiert und nicht selten perfektionistisch. Ihre Persönlichkeit kann zwanghafte Züge tragen. Viele haben auch Schwierigkeiten zu spüren, wie es ihrem Körper gerade geht. Sie fühlen zum Beispiel nicht, dass sie müde sind oder Schmerzen empfinden." Kann ich bestätigen. Mein magersüchtiger Ex meint, dass Gefühle wie Hunger etwas sind, was man unterdrücken kann. Das sei doch nur ein Gefühl. Er sieht sie gar nicht als Hinweise wie er sein Leben führen muss oder was seine Seele braucht.

  • Ja, die Offenheit, die sie anderen entgegen bringt, funktioniert bei ihr selber kaum oder nur schlecht / verzerrt.
    Sie würde auch nie schlecht über Übergewichtige reden, außer vielleicht anzuemerken, dass ihr das leid tut (Wenn´s denn auch in Richtung Essstörung /Krankheit geht).
    Dass sie eine Essstörung haben könnte musste ich ihr damals regelrecht vorhalten. Wie du´s beschreibst...sie dachte, sie isst gesund. Ja, das was sie gegessen hat, war auch alles gesund, nur in Summe VIEL zu wenig.


    Possierlich: Die Kliniken haben sie bei einem Körpergewicht von 42 Kilo ABGELEHNT. Zu "schwer", kein Notfall. Die Gute hat Modelgröße. Mit 38 ging es dann endlich los. Genial, einer Magersüchtigen zu sagen sie sei zu "dick" für Irgendwas.

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