Meditation ein Erfahrungsbericht

  • In einer Zeit des Nullkontaktes zu meinem BA habe ich neben vielen anderen Dingen auch Mediation ausprobiert. Hier mein Bericht. Es ist mein ganz persönlicher Zugang - meine Erfahrung - meine subjektive Sichtweise.


    Was heißt Meditieren? Etwa sich zwingen, nichts zu denken? Nein, das glaube ich nicht. Es ist viel mehr, einen Schritt zurückzutreten und nicht mehr aktiv Denken zu müssen, nicht urteilen, nicht zu schlußfolgern, nicht Lösungen finden.


    Wie mache ich das?


    Im Sitzen oder Liegen schließe ich die Augen und gehe erstmal in die Bauchatmung - tief und ruhig. Das braucht nicht lange - höchstens vier fünf Ein-Ausatmer, danach langweilt sich der Geist sowieso schon und schweift ab.


    Anschließend scanne ich jeden einzelnen Körperteil, vom Zeh bis in die Haarspitzen und spüre einfach, wie er sich anfühlt. Das scheint meinem Geist einigermaßen interessant zu sein und er bleibt zunächst beim Thema.


    Jetzt gehe ich in die Wahrnehmung der Geräusche. Vielleicht rauscht die Heizung, ein Auto fährt vorbei, frau Dingens über mir trampelt durch ihre Wohnung .... Ich lasse alles ungefiltert in mich rein und zum anderen Ohr wieder heraus. Ich brauche garnicht zu urteilen. Fährt ein Bus draußen vorbei, denke ich "Aha, ein Bus fährt vorbei" - nichts weiter.


    Das schöne an Sache ist das Nicht-Urteilen, Nicht-Bewerten.. einfach nur denken: "Aha, die Heizung rauscht".


    Ich kann danach auch in meine eigenen Geräusche gehen: Knistert vielleicht das Kissen am Kopf? Rauscht das Blut in den Ohren.. Wie hört sich das Geräusch an, wenn die Luft aus der Nase kommt....


    Jetzt schaue ich mir die Rückseite der Augenlider an. Kringel, Punkte, Flächen... Schwarz.... was auch immer.


    Auch hier wieder: einfach nur interessiert den Film wahrnehmen.


    Jetzt gehe ich in ein inneres Bild: die Farbe Rot. Überall ist rot in mir, über mir, unter mir. Ich bin drin im Rot, bin selber rot.

    Das ist Anfangs garnicht so einfach, macht aber Spaß.


    Jetzt kommt das gleiche mit Orange, solange wie es Spaß macht, oder ich es halten kann oder mein Geist noch interessiert ist. Dann folgt Gelb, Grün, Hellblau, Dunkelblau und dann Lila.


    Diese Ganzen Dinge -- also Geräusche Außen, innen, Film auf den inneren Lidern, Farben -- mache ich nicht immer alle und auch nicht immer in der Reihenfolge.


    Nach diesen geführten Meditationen, jetzt endlich, darf mein Geist los. Er ist ja schon recht lieb und bemüht an der Leine gegangen und ist schon ungeduldig. Ich drück den Karabiner, mach die Leine ab, und er darf laufen:


    Wie sieht das aus?


    Natürlich macht er jetzt die tollsten Denkkaskaden und zieht mich immer wieder rein. Das macht garnichts. Sobald ich das merke, trete ich wieder einen Schritt zurück, lasse die Gedanken wieder laufen und beobachte sie von hinten. Wie Wolken am Himmel.


    Ich mache dabei nur positive Affimationen:

    Nicht etwa "ich darf nicht Urteilen" , sondern "einfach nur Wahrnehmen"


    Ich glaube nämlich, dass das Unterbewusstein keine negativen oder positiven Bewertungen versteht. Wenn ich ihm sage, "ich darf nicht Urteilen", wird nur das Wort "Urteilen" verstanden.

    Wenn ich sage "ich darf die Gedanken nicht festhalten" wird nur "festhalten" Verstanden.


    Wenn ich dem Hund sage "es gibt nichts zu Essen" versteht er nur "essen" :)


    Deshalb sage ich nur: "loslassen", "Wahrnehmen", "vobeiziehen lassen".


    Je nach Tagesform schaffe ich es dann immer mal länger, den schönen Abstand zu den Gedanken zu haben. Ich brauche nicht mitzudenken. Ich beobachte nur.

    Ähnlich wie bei der Geräuschmeditation gibt es überall Gedanken, ein riesen Kuddelmuddel.... Das Hirn oder der Geist ist total beschäftigt, läuft von einem zum nächsten, sortiert irgendwelche Karteikarten in Schubladen ein.


    Der entscheidende Punkt ist das Zurücktreten und nur zu Beobachten.

    Darin liegt eine unglaubliche Entspannung. Es ist wie Urlaub für meine Ratio.


    Mal ein konkretes Beispiel, ich habe mich eben wieder reinziehen lassen. Denke zum Beispiel an meinen BA und irgendeine Problemlösung.

    Wenn ich mich dabei erwische, sage ich:


    "Ups, schon wieder festgehakt. Man gut, dass ich gerade auf Problemlösungsurlaub bin. Von mir bekommst Du, Geist, jetzt grad keine Lösung - ich zieh mich jetzt wieder zurück. Lauf alleine weiter"


    Wenn man das ein bisschen übt, werden die Phasen des Abstands immer länger und eine entspannte Haltung entsteht. Und diese wirkt sich zweifelsfrei auch auf den Alltag aus. Das habe ich schon nach dem ersten Tag gemerkt.


    Ich kann es nur jedem empfehlen.

  • Danke, ich habe das im Urlaub schon angefangen und will das weiter machen und gerne darüber berichten. Komme grad nicht so zu allem wie ich gerne will. Ne Kleinigkeit schon mal: Bisher habe ich in meinem Körper sehr wenig gespürt. Darüber war ich selbst erstaunt. Einfach wie eine glatte, weiße oder eher hellgelbe Leinwand. Aber in meinem Herzen da war sehr klar ein kleiner, fester, toter Klumpen. Also im Herzen, vielleicht ein Teil davon. Oder wie ein Projektil dass drin steckt. Das habe ich jedes Mal gefühlt und nun fühle ich das auch so über den Tag öfter. Ich versuche auch nix davon zu bewerten, einfach nur mal zu spüren und zu beobachten.


    Dein Post hat mir sehr geholfen damit anzufangen.

  • Meditation finde ich auch ein spannendes Thema, wusste aber auch nicht so recht, wie ich das anfangen soll. Nun hab ich auf Netflix eine Serie gefunden, die in jeder Folge eine andere Meditation vorstellt und auch führt.


    Die Serie heißt "Headspace - Eine Meditationsanleitung". Ich bin jetzt bei Folge 5 :)

  • Flog, dein Tipp mit dieser Netflixserie ist großartig! Ich finde mich in Yoga schon sehr wieder und mache manchmal geführte Meditationen oder PMR zum einschlafen, was mir sehr hilft - nun probiere ich unbedingt diese Serie aus. Danke!