Habe ich Bindungsangst?

  • Hallo zusammen,


    Ich bin neu hier und auch erst ganz frisch darauf gestoßen, dass ich BA haben könnte. Daher würde ich mich über einen Austausch zu meiner Problematik freuen und vielleicht gibt es ja jemanden, der meine Symptomatik selbst kennt.


    Ich bin jetzt Mitte dreißig und hatte bisher 2 Beziehungen, die 3,5 Jahre gehalten haben. Die zweite Beziehung war sehr intensiv und wir hatten gemeinsame Zukunftspläne. Nach 2 Jahren kippte meine Sicherheit und mich haben immer mehr Dinge gestört. Ich wusste aber, dass es trotzdem gut zusammen passt und habe mit ihm weiter gemacht. Stück für Stück wurde meine Abwehr gegenüber meinem jetzigen Exfreund größer. Ich konnte seine Stimme, seine Art zu reden, seinen Geruch einfach nicht mehr ertragen. Ich vermisste ihn auch immer weniger, konnte mir aber auch nicht vorstellen ohne ihn zu sein. Es war für uns beide irgendwann nur noch psychisch extrem belastend, sodass ich mich dann getrennt habe, sobald ich eine Wohnung gefunden hatte. Die Trennung war erlösend und gleichzeitig extrem schmerzhaft. Ich weiß leider noch nicht, was nach den 2 Jahren passiert ist. Ich versuche dies seit über einem Jahr in einer Therapie herauszufinden.


    Die Beziehung liegt jetzt 5 Jahre zurück. In der Zwischenzeit hatte ich ein paar Beziehungsversuche. Grundsätzlich finde ich Männer, die in einer Beziehung sind schon interessant, hatte allerdings einmal eine kurzen Anlauf mit einem vergebenen Mann und seitdem habe ich diese Männer gemieden. Ich habe ab und an Männer kennengelernt, bei denen ich mich von vornherein nicht so richtig hin gezogen gefühlt habe oder schon gespürt habe, dass was nicht passt. Ich habe es aber trotzdem mal probiert, nur um schnell festzustellen,dass es mir nicht gut tut. Es gab einen Mann, der Gefühle in mir ausgelöst hat und mit dem ich sehr schnell in einer Beziehung war und überglücklich war. Nach 4 Wochen waren meine Gefühle plötzlich von heute auf morgen weg und ich hatte keine Ahnung wieso. Ich bin in der Bindung drin geblieben und habe gehofft, dass es wieder besser wird. Leider wurde es immer schlimmer und ich habe wieder viele störende Faktoren gefunden: die Stimme, die Art zu reden, das Gesicht, das Lachen, die Art sich zu bewegen, die Körperbehaarung. Es ging soweit, dass ich mit Schwindel zu kämpfen hatte wenn ich alleine war, weil mich diese Dinge so belastet haben. Ich habe es also beendet, weil ich ihn nicht mehr ertragen konnte.


    Aktuell habe ich wieder jemanden kennengelernt, in den ich mich sehr schnell verliebt habe und wir hatten nach einer Woche schon was miteinander und waren schnell zusammen. Die ersten 2 Wochen waren herrlich, seitdem fallen mir immer mehr Dinge auf, die mich stören. Ich kann die Liste von vorher eins zu eins übernehmen. Mittlerweile glaube ich nicht mehr, dass es einfach immer nicht der Richtige war und meine Therapeutin ist auch der Überzeugung das eine Angst dahinter steckt. Das Komische ist, dass ich selber keine Angst wahrnehmen kann. Ich möchte die Nähe total gerne und genieße auch noch das Kuscheln, er sollte sich nur nicht großartig bewegen oder reden.


    Hat denn jemand eine ähnliche Erfahrung gemacht? Ist das denn wirklich Bindungsangst?

    Ich suche noch den Weg da raus. Ich wünsche mir ja extrem eine Beziehung und habe das Gefühl mich selbst zu sabotieren.


    Vg

  • Hallo und erst mal herzlich willkommen! Ja, das klingt 1A nach Bindungsangst. Denn es ist ja scheinbar egal was deine Partner tun oder lassen, deine Abwehr kommt aus dir. Und natürlich kann ein Partner es nicht lassen sich zu bewegen oder zu reden und das wäre auch nicht wünschenswert, denn dann wäre er ja nicht mehr "da" nicht mehr "greifbar". Es gibt so eine Theorie, dass Bindungsangst sich durch große Abwehr äußern kann, die sich dann auch nicht wie Angst anfühlt, sondern man fühlt sich einfach abgestoßen, ekelt sich vielleicht sogar. Und dass dahinter versteckt eigentlich eine große Angst verlassen zu werden verborgen ist. Und es kann sich so äußern dass man sich an den anderen klammert, sich verbiegt, da ist dann mehr die Angst verlassen zu werden fühlbar aber verborgen ist die Angst vor der Eigenständigkeit oder sich selbst zu verlieren. Ist tricky die Psyche und ich weiß auch nicht ob schon fest steht wie das alles funktioniert oder ob das mehr so Ahnungen, Theorien etc. sind. Ist auch nicht so wichtig, denn nach dem erst mal verstehen wollen kommt sozusagen das ne leben und lieben lernen. Das kommt durch neue Erfahrungen und Erlebnisse die man aber erst mal zulassen können muss.


    Ein Beispiel: Ich habe solche Angst abhängig zu sein und von jemand anderem beherrscht zu werden (mehr unbewusst oder inzwischen halb-bewusst), dass ich Partner attraktiv finde die ausstrahlen dass sie das gar nicht drauf hätten um mich dann aufzuregen dass ich alleine die Verantwortung für alles trage und das solche "Lappen" sind. Ich drücke das hier mal extra so salopp aus. Bis ich dahinter gestiegen bin ist schon mal einige Zeit vergangen und das zu wissen alleine ist noch keine Veränderung.


    Aber ich finde es mega dass du es fühlst und gerne ändern möchtest.


    So ein plötzlicher Gefühlstod kann auch ein Zeichen sein. Im Grunde ist der Weg sich selbst besser kennen zu lernen, besser wahrzunehmen und das dann an die Umwelt zu kommunizieren und diese Grenzen, die eigenen, die inneren, die äußeren, die der andern und die damit verbundenen Gefühle besser zu spüren, zu leben und auch auszuhalten.


    Und wenn man die Veränderung spürt ist das sehr schön finde ich und tut sehr gut, also kann ich dich von hier aus echt nur motivieren deinen Weg zu gehen.