Die eigene BA verdrängen

  • Hallo,

    Es zeigt sich ja, dass viele BAler sich gar nicht ihrer BA bewusst sind.


    Ich stelle es mir anfangs auch tatsächlich schwierig vor, besonders bei passiver BA, das Problem bei sich zu entdecken.

    Ebenso bei aktiver BA, wenn man Fehler am Partner entdeckt und die Gefühle verschwinden.

    Der Gedanke, dass es einfach nicht die richtige Person war, ist das naheliegendste.


    Dann gibt es wieder die BAler, die genug Leidensdruck aufgebaut haben und ihre Anteile erkennen und sich reflektieren.

    Das scheinen mir aber tatsächlich die wenigsten zu sein.


    Ein großer Teil, scheint mir, sind BAler die um ihre BA nicht wissen oder aber die grob um ihre Problematik wissen, sie aber schlicht verdrängen.


    Besonders hier im Forum bekommt man sehr oft mit, dass die BAler von Usern hier, schon an einigen Stellen durchblicken lassen, dass Sie Ihre Probleme haben. Dass gewisse Muster immer wieder auftreten, dass sie "nicht können".

    Viele User hier haben ihre Partner auf das Thema aufmerksam gemacht. Einige lehnten die BA vehement ab, viele erkannten sich wieder in den Texten, räumten ihre Anteile ein, wollten etwas ändern, doch die wenigsten taten es.


    Mir scheint, dass der Großteil die BA verdrängen will.

    Und das noch bevor Sie genaueres überhaupt über die Thematik wissen.


    Ich dachte ein Thread hierüber sei ganz passend.

    Da gerade die Partner es oft nicht nachvollziehen können, wieso ihr BAler seine BA nicht akzeptiert / akzeptieren will

  • Weil sie sich oft nicht bewusst zeigt vielleicht?


    Ich meine wenn zB Gefühle in einer Beziehung verschwinden, dann denkt man halt erst Mal "passt halt nicht". Man kann sich sehr lange sehr vieles schön reden, viele Ausreden haben, warum das nicht passt, bevor man sich selbst an die Stelle setzt an der es was zu tun gibt. Meine eigene BA hat sich oft einfach in absolutem Dessinteresse und körperlichen Beschwerden gezeigt, sobald es irgendwie ernst wurde und ich habe da sehr lange gebraucht um einen Zusammenhang überhaupt zu erkennen und herzustellen. Von einem Außenstehenden hätte ich mir da genau gar nichts sagen lassen ( schon gar nicht von eben diesem Mann, der mich eigentlich nicht mehr interessiert hat), das hätte bei mir nur Gegenwehr erzeugt und by the way, hätte ich das auch sehr übergriffig gefunden zu damaliger Zeit, wenn mir jemand ein Problem aufs Auge drücken hätte wollen. Für mich hat es sich ja nie wie ein Problem angefühlt.


    Das da was nicht stimmt, hab ich erst gemerkt als ich anfing selbst an die aktiven BA ran zulaufen und mit VA reagiert habe. Damit habe ich mich dann befasst. Mit meinen eigenen Ängsten und Reaktionen und so kam eins zum anderen.


    Grad die psychischen Dinge finde ich zeigen sich oft maskiert. Oder auch gut zu sehen bei Drogen oder Alkoholabhängigkeit. Da muss der Mensch auch meistens erstmal komplett am Boden liegen und alles verloren haben, bevor ihm ein Licht aufgeht, dass das Problem an einem selbst liegt und auch nur da in den Griff zu kriegen ist....

  • @Lea

    Das verstehe ich.

    Das ist ja oft so, dass man als aktiver BA es eher nicht merkt und erst, wenn man dann selbst an einen aktiven gerät, leidet und die Muster erkennt (und dann vielleicht auch bei sich)


    Mir ging es aber eher um die BAler die schon irgendwie ahnen, dass da etwas im Busch ist.

    Die schon am anfang vor sich selbst warnen.

    Genauso die, die immer wieder on/off erzeugen.

    In den frischen On Phasen (liest man hier so häufig) bereuen Sie ja und erkennen oftmals , dass da etwas nicht so rund läuft aber es wird irgendwie sofort weggewischt.

  • Ich schreibe es ja immer wieder; solche Muster wollen nicht ins Bewusstsein kommen.

    Und überhaupt; unser Bewusstsein ist oft nur ein Bruchteil unserer gesamten Psyche. Viele Menschen sind null reflektiert und leben eben so in den Tag hinein.

    Als ich in dieses Forum kam, war ich eine von Dutzenden „mein Partner hat Ba, ich aber nicht“ Userinnen.

    Und nun? Ich bin schon ganz gut bindungsproblematisch.


    Man kann sowas ziemlich lang ziemlich gut vermeiden. Vielleicht wird man dann eben depressiv, oder man trinkt, raucht oder „frisst“ das Problem eben weg. Wie viele Millionen Menschen in Deutschland haben psychosomatische Befunde? Zähneknirschen beheben die meisten stumpf mit einer Knirschschiene. Dass die nicht das Problem löst, sondern nur das Symptom dämpft, ist klar. Auch das sind Verarbeitungsprozesse im Schlaf. Aber von was?

    Wie viele Menschen haben einen Reizdarm, Bluthochdruck, Migräne, Schuppenflechte, Rückenschmerzen, Panikattacken, Zähneknirschen usw usw?

    Prozentual gesehen… wie viele davon gehen der möglichen psychischen Ursache auf den Grund?


    Und nochmal: Bindungsangst ist keine psychologische Diagnose. Bedeutet dass kein Therapeut in den Bericht „Bindungsangst“ schreiben wird. Das ist auch nur ein Symptom von…, Ja… von Traumata oder eben Begleiterscheinung einer anderen psychischen Diagnose.

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  • Dieses vor sich selbst warnen ist doch nur Ausdruck der Minderwertigkeitskomplexe, die da zu 99,9% automatisch stark mitschwingen.

    Das ist doch keine reflektierte Kommunikation.

    (Oder nur extrem selten)

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  • Hallo,


    ich glaube nachdem ich nun viele Artikel, Fachbücher und Beiträge hier im Forum gelesen habe, dass mein Ex-Partner unter Bindungsangst leidet bzw. sich deshalb getrennt hat. Ihm wird das aber nicht bewusst sein. Wir haben seit der Trennung (5 Wochen) bis auf ein Gespräch vor 3 Wochen keinerlei Kontakt.


    Er hat mir Anfang Mai gesagt, dass er eine innere Blockade hat und keine Nähe zu mir ertragen kann. Weder kuscheln, noch gemeinsam auf dem Sofa liegen oder in einem Bett schlafen. Es löst Beklemmung in ihm aus und er hat Schweißausbrüche usw.-

    Er will Abstand. Diesen habe ich gegeben. Es gab dann die Woche drauf ein gutes offenes Gespräch mit der Verabredung für eine Fahrradtour. War auch gut und 2 Tage später sind wir sogar gemeinsam auf einen Geburtstag und er wollte, dass ich bei ihm übernachte. Hat mich auf die Stirn geküsst und gesagt, dass er es unbedingt wieder hinkriegen will und kämpfen will und nicht aufgeben wird. Hat gesagt es ist der erste Tag seit Wochen an dem er nicht weinen muss.

    Er hat mich dann am nächsten Tag auch zu den Eltern wieder zum Frühstück mitgenommen (wohnen im Nachbarhaus und waren sehr glücklich, dass ich wieder da bin)


    Nach diesem Tag hat er sich wieder eine Woche nicht gemeldet und kam dann und hat sich getrennt.

    ER kann nicht mehr. er fühlt sich eingeengt weil ich mit ihm zusammen ziehen will (die ursprüngliche Idee dazu kam von ihm).

    Außerdem hat er mir vor einem Jahr gesagt, dass er vermutlich keine Kinder will. Ich bin bei ihm geblieben und habe gesagt, dass Kinder für mich nicht zum Lebensglück dazu gehören bzw. kein Muss sind sondern dass ich eine Beziehung mit ihm haben möchte. Er glaubt es mir nicht, da ich sehr kinderlieb bin bei anderen (er auch) und möchte mir das nicht nehmen.


    Er ist 32 und ich bin 37 Jahre alt.


    Wir haben seit Mai 2019 Kontakt sind aber erst in 2021 offiziell zusammengekommen, da ich aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen unter passiver /Verlustangst leide und mich lange nicht auf die Beziehung einlassen wollte-

    Jetzt wird es ernst und er stößt mich von sich


    er hat nach der Trennung 3 Wochen weder mit seinen Eltern noch Geschwister ein Wort geredet, keine privaten WhatsApp beantwortet und sich komplett isoliert.

    Er redet generell wenig über seine persönlichen Probleme und sieht das auch als Schwäche. er macht alles mit sich selbst aus.

    Sein Schwager hat versucht mit ihm zu reden. Er stand mit Tränen in den Augen in der Türe und hat ihn weggeschickt. Auch der besten Freundin die Türe nicht geöffnet.


    mir hat er aufgemacht und gesagt (am 07.06) dass er alleine glücklicher ist als mit mir und einfach nur arbeiten will. Er will niemanden sehen. Mich nicht, seine Mama nicht und auch seine Schwester und das Baby nicht (ist im Mai geboren und er hat 4 Wochen keinerlei Interesse daran gezeigt)

    Er hat sich auch von seinem Hobby (Fußball) komplett zurückgezogen und laut der Kumpels dort seit Wochen wie ausgewechselt verhalten. Nicht gesprochen und sofort nach Training/Spiel nach Hause obwohl er sonst sehr gesellig ist. Er arbeitet im Vertrieb und ist viel unterwegs und stürzt sich nun noch mehr in die Arbeit.


    Seine Familie steht komplett hinter mir und unserer Beziehung und keiner versteht ihn. Sie denken auch, dass ich die perfekte Partnerin bin und er hat vor kurzem noch Freudestrahlend daheim erzählt, dass ich mir vorstellen kann zu ihm zu ziehen und auf dem Nachbargrundstück zu bauen.

    Nun engt es ihn aber ein.


    Es sind nun 4 Wochen vergangen und er redet wieder mit seiner Familie und sagt es geht ihm gut und über die Trennung will und wird er nicht sprechen und sie sollen ihn ihn Ruhe lassen.


    Er ist auch immer noch in der Familien-whatsappruppe meiner Familie aber liest die Nachrichten seit einer Woche nicht mehr bzw. im zeitlichen Verzug-

    Warum tritt er nicht aus-


    Auch wenn Freunde ihn fragen wo ich bin weicht er aus und sagt, dass ich zb gerade weg bin.


    Wie soll ich das alles deuten?

    Das ist doch kein normales Verhalten.

    er rennt mir 2 Jahre hinterher und schmeißt dann alles in 3 Wochen weg? (vom ersten Gespräch bis zur Trennung)


    als ich am 07.06. bei ihm war standen meine Kosmetikartikel noch alle im Bad und auch meine Seite des Bettes war bezogen etc.. Meine Schuhe und Jacken waren noch an der Garderobe. Macht man das nicht weg, wenn man sich erleichtert fühlt?


    was soll ich tun?

    Ich weiß, dass er nicht reflektiert und denkt ihm gehts doch jetzt gut. Aber ich liebe diesen Menschen und würde alles geben, damit wir noch eine Chance bekommen!


    Wie ist eure Einschätzung? Hat er Bindungsangst oder ist es einfach eine Trennung?

    er konnte nicht sagen, dass er keine Gefühle mehr für mich hat.

    Er konnte aber auch in der Beziehung nicht sagen, dass er mich liebt. Er meinte immer ich kanns dir nicht sagen aber ich zeige es dir durch Gesten. So war es auch...


    Er hatte vorher eine lange Beziehung im Studium (nicht zusammengewohnt) und danach noch eine sehr kurze Beziehung mit einer jüngeren Frau.

    Er meinte er hat sich bewusst zu mir hingezogen gefühlt, da ich etwas älter bin und im Leben stehe und selbst sehr viel arbeite und kein Problem habe, dass er ebenfalls viel arbeitet. Das ist auch so gewesen. Wir haben nie gestritten und es war immer so, dass wir uns ca 2x unter der Woche gesehen haben und Sa+So.

    Mal auch mehr oder weniger, da nicht viel Strecke dazwischen liegt aber wir sind beide sehr selbstständig...


    Bitte helft mir, wie ihr das seht und kann ich noch etwas tun und wenn ja wann

    Meine Sachen sind auch noch bei ihm... (Kleidung, Kosmetik, Schuhe usw)


    DANKE!°!!

  • mir hat er aufgemacht und gesagt (am 07.06) dass er alleine glücklicher ist als mit mir und einfach nur arbeiten will.

    Hallo Mirila,


    offenbar geht es ihm aktuell nicht gut und er braucht Zeit und Raum für sich alleine. Ein nachvollziehbarer, legitimer, zu respektierender Wunsch.

    Ich fände es sehr empathisch, wenn alle Beteiligten diesen Wunsch respektieren könnten.

  • Hey und willkommen!


    Ich bin grade nur am Handy, da klappt das zitieren nicht gut.


    Du schreibst:

    „Seine Familie steht komplett hinter mir und unserer Beziehung und keiner versteht ihn. Sie denken auch, dass ich die perfekte Partnerin bin und er hat vor kurzem noch Freudestrahlend daheim erzählt, dass ich mir vorstellen kann zu ihm zu ziehen und auf dem Nachbargrundstück zu bauen.

    Nun engt es ihn aber ein.“


    Sowas finde ich grundsätzlich super mega schwierig und sogar eher übergriffig. Seine und eure Beziehung geht niemand externen etwas an. Und weder seine Familie, noch Freunde oder sonst wer kann die Beziehung für ihn beurteilen. Auch nicht du.

    Nur er.

    Und leider Gottes gibt es „perfekt“ auf dieser Welt auch nicht. Bei gar nichts. Und erstrecht nicht bei Menschen und Beziehungen.

    Das ist eine Illusion, die wir natürlich alle gerne hätten, die aber fernab jeder Realität und Wahrscheinlichkeit liegt. Das ist gut so und auch total ok, es bedeutet nur eben Kompromisse und Arbeit. So oder so.


    Er hat entschieden, dass diese Beziehung jetzt grade für ihn nicht passt.

    Du könntest für dich jetzt feststellen, dass dir ein Mann nicht passt, dem du und die Beziehung zu dir nicht passt.

    Die Gründe dafür wären zumindest für mich erstmal 2. ranging, oder?

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  • Hey Mirila,


    es hört sich schon etwas bindungsängstlich an. Erkenne mich selbst in vielen Punkten wieder. Krasse Diskrepanz im Gesagten und dem Tun. Starke Ambivalenz in beidem (aber beides fühlt sich im entsprechenden Moment genau richtig an). Plötzliches eingeengt fühlen nach 'schönem' Körperkontakt. Nicht gut neben meiner Freundin schlafen können (Beklemmung). Habe das mit meiner Partnerin auch sehr stark, dass ich manchmal Lust habe, einen Urlaub zu planen und am nächsten Tag alle Pläne wieder einreiße und erstmal gar nichts mehr will.


    Schließe mich aber Inso und Radi an. Akzeptier seine Entscheidung. Vielleicht beginnt er in seinem Rückzug und (scheinbaren) Leidensdruck zu reflektieren. Vielleicht aber auch nicht. Es liegt nicht in deiner Hand.

  • Vielen Dank für eure Antworten.

    Das ist richtig. Es gibt kein perfekt aber es gab eben keine Streitereien oder ähnliches sondern das Gespräch kam aus dem Nichts für mich.

    Man fühlt sich einfach hilflos und machtlos und verletzt.

    Erst durch viel lesen bin ich auf die Idee gekommen dass evtl Bindungsangst oder ähnliches dahinter stecken könnte.

    Aber ich habe auch Angst dass ich eine verschobene Wahrnehmung habe und er eben einfach die Trennung wollte aus welchen Gründen auch immer und es ihm nun gut geht.

    Ich hätte ihm gerne geholfen aber wie ihr schreibt muss er das selbst errkennen und ich kann mich ihm nicht aufzwingen...


    Danke für die Zeit die ihr euch für mich genommen habt.

    Fühl mich einfach verzweifelt, alleine und unendlich traurig da ich ihn sehr vermisse und sehr liebe und das kann man eben nicht einfach abschalten

  • Zitat von Synne

    Mir scheint, dass der Großteil die BA verdrängen will.

    Und das noch bevor Sie genaueres überhaupt über die Thematik wissen.

    Ich würde das "wollen" durch ein "müssen" ersetzen. :| Aus persönlicher Erfahrung würde ich sagen, dass man es als BA in manchen Momenten nicht anders aushält und selbst stark leidet. Als Bewältigungsmechanismus wird dann die Verdrängung 'gewählt', um die inneren Zustände zu regulieren. Dass dabei andere Menschen verletzt werden, scheint dann eher nachrangig bis egal zu sein, weil wohl irgendwie ein so hoher Leidensdruck im Raum steht, der nur durch Verdrängen reguliert werden kann. :(

    Im Grunde kann ich es nachvollziehen, dass 'der/die BA' nach Wegen sucht, die eigenen inneren Zustände zu regulieren, aber über keine unschädlicheren oder 'besseren' Regulationsmechanismen verfügt. Er/sie probiert vermutlich sein Bestes, aber es ist einfach nicht mehr drin.


    Ich bin mir ziemlich sicher, wenn Betroffene früh genug gelernt hätten, dass man eigene Grenzen ansprechen darf, ohne zurückgewiesen zu werden, dass man eigene Bedürfnisse ansprechen darf, ohne lächerlich gemacht zu werden, dass man Meinungsverschiedenheiten austragen kann ohne Hass und Verletzungen und so fort, dass die Betroffenen ziemlich sicher zu diesen Mechanismen greifen würden, denn damit könnten sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die inneren Zustände regulieren UND im Kontakt bleiben.

    Wenn man das aber nicht gelernt hat und es nicht abrufen kann bzw. vielleicht nicht mal ein Gespür dafür hat, dass es auch anders gehen könnte, ist es ja naheliegend, dass man zu dem greift, von dem man zumindest weiß, dass es den überfordernden Zustand erstmal kurzfristig (!) verbessert, z. B. Kontaktabbruch, Rückzug, Kopf mit Alkohol und Drogen ausschalten, Arbeitssucht. Es dient der Leidensminimierung im jeweiligen Moment.


    Das finde ich so weit nachvollziehbar. Offenbar sind diese inneren Zustände so schlimm bzw. haben so eine Macht über die Betroffenen, dass liebevolle Gefühle, Zuneigung, Wertschätzung und Respekt, ja sogar Liebe davon plattgemacht werden können. :( Das find ich das wirklich Schlimme daran. Bei keiner anderen Erkrankung kenne ich es, dass so alles in Frage gestellt wird, aber durch die BA wird das einfach für den Moment alles überrollt und geht unter, weil das andere leider noch stärker ist. Ich kenne das von mir ansatzweise auch, wo ich in Beziehungen eher im BA-Part war, dass ich von einem Tag auf den anderen die Liebe zu einer Person nicht mehr spürte, nur weg wollte etc. Was einen da überrollt, ist erbarmungslos und hat die Macht, alles andere aufzufressen.


    Heißt nicht, dass ich plädiere, als VA immer weiter in der Situation zu veharren, aber ich bin die letzten Monate dazu übergegangen, die betroffenen BA doch weniger dafür zu verurteilen und das alles weniger als absolut gegen mich gerichtet und frech usw. einzustufen, sondern als Ausdruck einer schweren seelischen Erkrankung. Dadurch leide ich deutlich weniger als vorher. Aber zufrieden bin ich mit der Situation trotzdem nicht, weil ich mir doch wünschen würde, dass es anders wäre.


    Ich wollte nur betonen, dass ich 'Verdrängen' nicht per se als etwas 'Böses' sehe (obwohl ich immer wieder dazu tendiere), sondern wenn man es anwendet, ist man rein psychologisch gesehen im Glauben, dass man eine Situation damit zum Besten bewältigt oder es fallen einem jedenfalls keine besseren Strategien ein. :| Und das Verdrängen bringt es ja dann auch noch wiederum mit sich, dass man sich gar nicht wirklich mit anderen Strategien beschäftigen kann, das ist so mein Eindruck. Wenn jemand als Bewältigungsmechanismus z. B. Aggressionen hat, dann könnte ich mir vorstellen, dass man da viel eher drankommt, weil eben diese total krasse Abwehr fehlt, sondern jemand vielleicht offener ist, hinzuhören, welche anderen Strategien außer Zuschlagen und Brüllen es noch geben könnte. Aber das Verdrängen beinhaltet ja in sich, dass man für das Thema generell und evtl. auch andere Lösungsmöglichkeiten gar nicht richtig offen sein kann. :( Deshalb kann man sich da von außen wahrscheinlich auch den Mund fusselig reden, dass das Verhalten verletzend ist etc.. Wenn jemand richtig übel drin hängt, dann muss diese Tatsache halt auch verdrängt werden, denn sonst wäre man ja zusätzlich noch für das Leid des anderen 'verantwortlich' und hätte noch ein Problem mehr, also erscheint als naheliegendste Lösung auch diese Tatsache zu verdrängen. So erkläre ich mir das.

  • Hallo zusammen,


    mir fällt es so schwer die Trennung auszuhalten. Natürlich versuche ich mich in erster Linie um mich zu kümmern. Mich abzulenken, mit Freunden zu reden, viel Sport zu machen. Einfach Dinge, die mir gut tun.

    Aber es ist kaum möglich die Gedanken auszuschalten. Egal, ob ich abends alleine ins Bett gehe - morgens aufwache. Der ständige Blick aufs Handy bzw. was er wohl gerade macht und wie es ihm geht.

    Ich halte tapfer durch und nehme keinen Kontakt zu ihm oder Leuten auf, über die ich etwas herausfinden könnte. Aber es macht mich wahnsinnig.

    Dieses nichts tun können.


    Wir sind noch seit 27.05. getrennt und das letzte mal gesehen habe ich ihn am 07.06. sonst nichts gehört oder gesehen.


    Ich habe nun gehört, dass er zu einer Freundin am 24.06. gesagt hat, dass es ihm nun seit ein paar Tagen gut geht. sie glaubt aber dass er sich nicht sicher ist, ob seine Entscheidung richtig war oder nicht.

    Ich weiß, dass ich da nichts rein interpretieren darf und man mir solche Dinge am besten gar nicht sagt aber es triggert mich so sehr.

    Ist er schon soweit, dass es Sinn macht Kontakt aufzunehmen. Aber wenn ja, was schreiben? Oder einfach aushalten und hoffen, dass er sich irgendwann nochmal meldet. Ich weiß, dass er es nicht tun wird weil er zu stolz ist und ja seine Gefühle auch nicht äußern kann -

    Vermutlich ist für ihn auch alles geklärt.


    Irgendwann muss ich auf ihn zugehen, da meine persönlichen Dinge, wie Kleidung/Schuhe usw. noch bei ihm sind.

    Er ist auch immer noch Teil unserer Familienwhatsappgruppe - warum tritt er nicht aus?

    er liest die Nachrichten nur alle paar Tage mal also hat kein Interesse aber er geht eben auch nicht aus der Gruppe


    Was soll ich tun`?

    Sprüche wie er war einfach nicht der Richtige bzw. gib dir ein bisschen Zeit bald ist alles gut helfen mir einfach nicht ...

    Ich bin gerade auf der Suche nach einer psychologischen Unterstützung für mich . Ich habe hier bei mir ebenfalls bindungs/verlustängstliche Dinge entdeckt je mehr ich die Trennung reflektiere.


    Ich kämpfe mich von Tag zu Tag aber es wird einfach nicht besser

    Ich bin mittlerweile 37 und habe schon einige Beziehungen hinter mir und in mir ist einfach ein Gefühl, dass er es ist und ich ihn nicht aufgeben darf und kann

    aber was soll ich tun. Ich weiß, dass er es selbst erkennen muss, dass er Hilfe braucht :-(

    Aber diese Schmerzen in der Brust, das Gedankenkarusell und das Gefühl zu ersticken hört einfach nicht auf.


    DANKE für Eure Unterstützung. Es ist einfach etwas anderes als mit Freunden zu sprechen, die diese Híntergrundinfos zum Thema Bindungsangst etc. nicht haben

    Ich habe mir das nun einfach von der Seele geschrieben... Bitte legt nicht jedes Wort auf die Goldwaage ich bin einfach durcheinander und überfordert mit der Situation :-(

  • Aber diese Schmerzen in der Brust, das Gedankenkarusell und das Gefühl zu ersticken hört einfach nicht auf.

    Das kann mitunter sehr lange dauern.

    Die akute "Sterbezeit" - je nachdem welche Themen man mitbringt - kann gut und gerne ein halbes Jahr dauern, bis es von Zeit zu Zeit besser wird.

    Ich kann Dir aus Erfahrung sagen, dass man es besser und länger aushält, als man sich zu Beginn zutraut. Die Angst, es nicht durchstehen zu können, ist viel überdimensionaler als der Zustand tatsächlich ist, wenn man hindurch geht.

  • Danke.

    Ja ich habe leider schon zwei sehr schmerzhafte Trennungen hinter mir.

    Vor 4 Jahren ging es mir ähnlich schlecht und es hat lange gedauert. Aber ich konnte irgendwann in die Wutphase wechseln, da raus kam, dass mein Ex mich betrogen hat und bereits eine Neue hat...

    Dieses Mal weiß ich, dass es einfach an dieser Bindungsangst liegt und ich ihm so gerne helfen möchte, denn wir gehören zusammen.

    Aber wie hier schon oft geschrieben/gelesen kann ich ihm schlecht das Buch in den Briefkasten werfen und sagen: Hier schau mal das sind wir beide. Du der Vermeider und ich der ängstliche Part...

    Es hilft nun nur dass ich mich mit mir beschäftige. Wenn ich rational drauf schaue ist mir alles klar und ich könnte vermutlich jedem anderen Tipps geben aber innerlich bin ich am verzweifeln und kämpfe einfach nur gegen die Tränen...

    Ich habe auch schon Angst immer wieder das Gleiche anzusprechen bei Freunden, da ich denke dass die nicht verstehen können dass ich nach 5 Wochen immer noch nicht weiter bin und einen Menschen zurück will von dem ich weiß, dass er mir nicht gut tut und dass er nicht einsieht, dass er Hilfe braucht und es immer wieder passieren wird.

    Ich weiß, dass es nichts bringt und ich mir keine Hoffnung machen darf aber ich kann einfach nicht.


    Ich liebe ihn so sehr und bin bereit auch durch schlechte Zeiten/Phasen zu gehen wenn er mich und vorallem sich nur lassen würde.


    Danke für Euer Verständnis und die Worte und das Zuhören ohne mich zu Verurteilen, dass ich dumm bin/es nichts bringT/ich was besseres verdient habe/nach vorne schauen muss usw. Das sind die Standardsprüche die man hört und die richtig sind aber in der aktuellen Situation nicht helfen.

  • Ich bin mittlerweile 37 und habe schon einige Beziehungen hinter mir und in mir ist einfach ein Gefühl, dass er es ist und ich ihn nicht aufgeben darf und kann

    aber was soll ich tun. Ich weiß, dass er es selbst erkennen muss, dass er Hilfe braucht :-(

    Aber diese Schmerzen in der Brust, das Gedankenkarusell und das Gefühl zu ersticken hört einfach nicht auf.

    Warum darfst du ihn nicht loslassen?

    Wann hast du gelernt und akzeptiert dass Liebe Schmerz bedeutet?

    Woher kommt das Gefühl zu ersticken? Denn es kommt nicht von der aktuellen Situation, da bin ich mir sicher. Es muss schon irgendwie in dir verankert gewesen sein, aber woher kommt es genau?


    Selbst wenn er es erkennt: Die Erkenntnis alleine ist keine Veränderung. Veränderung braucht oft sehr viel Zeit. Auch Therapien haben nicht die Ziele dir du dir wünschst. Wie lange willst du warten? Ich bin nun etwas mehr als 10 Jahre an dem Thema dran und noch nicht bindungssicher.

  • Dieses Mal weiß ich, dass es einfach an dieser Bindungsangst liegt und ich ihm so gerne helfen möchte, denn wir gehören zusammen.

    Was macht dich da so sicher? Was wäre wenn ihr nicht zusammen gehören würdet? Würdest du die aktuelle Situation dann anders bewerten? Warum willst du ihm so gerne helfen? Will er Hilfe?

    Zitat

    Ich habe auch schon Angst immer wieder das Gleiche anzusprechen bei Freunden, da ich denke dass die nicht verstehen können dass ich nach 5 Wochen immer noch nicht weiter bin und einen Menschen zurück will von dem ich weiß, dass er mir nicht gut tut und dass er nicht einsieht, dass er Hilfe braucht und es immer wieder passieren wird.

    Ich weiß dass es nicht schön ist wenn Freunde auf die Schleife verständnislos reagieren, aber es ist irgendwie auch ein hilfreiches Feedback, nämlich dass andere Menschen bemerken dass man selbst fest hängt. Wie hilfst du dir selbst? Was kannst du tun um das zu überwinden?

    Zitat

    Ich liebe ihn so sehr und bin bereit auch durch schlechte Zeiten/Phasen zu gehen wenn er mich und vorallem sich nur lassen würde.

    Warum ist das so? Warum denkst du nicht: Mir soll es gut gehen und wenn es mir nicht gut geht muss ich Abstand nehmen? Woher kommt diese Opferbereitschaft?

  • Hallo nochmal,

    danke für die Fragen. Ich merke, dass ich tatsächlich nochmal in mich gehen muss, um das vernünftig zu beantworten und mich selbst mehr zu hinterfragen!

    Ich habe selbst gemerkt, dass ich ebenfalls unter Bindungsangst leide bzw. Verlustangst.

    Das ist auch der Grund, warum ich mir nun selbst Hilfe suchen werde und in eine psychologische Behandlung gehen werde.

    Ich muss mich mit meinem inneren beschäftigen und woher diese Ängste/Klammern/Opferbereitschaft wie du geschrieben hast kommen.


    Ich hatte einfach das Gefühl angekommen zu sein. Wir hatten bis Ende April als er sich schlagartig distanzierte eine sehr schöne und ausgeglichene Beziehung. Viel Spaß zusammen, gemeinsame Unternehmungen, Zukunftspläne und beide sehr in die Familien des anderen integriert.

    Wie gesagt im April kam der Wunsch nach zusammenziehen und ich dachte es passt alles - bis es bei ihm im wahrsten Sinne einen Hebel umgelegt hat und ich möchte gerne verstehen, was diese Ängste in ihm ausgelöst hat und uns als Paar zurück....


    ich will ihn nicht loslassen weil wir uns beide gesagt haben (noch im APril) dass wir noch nie so glücklich und gelöst und entspannt in einer Beziehung waren und wir eben Arsch auf Eimer sind.

    Ich habe schon andere Beziehungen hinter mir aber es hat noch nie so gut gepasst. Gleiche Werte, Vorstellungen, Spaß und gemeinsame Unternehmungen aber auch für jeden genug Freiraum und eigene Hobbies etc.

    Er kann mir ja auch keine vernünftigen Trennungsgründe nennen sondern eiert da irgendwie rum...


    ach ja ich weiß ich dreh mich schon wieder im Kreis


    Ich muss einfach kapieren, dass er mich und uns bzw. die Beziehung nicht mehr haben will. Aus welchen Gründen auch immer...

    aber ich wills einfach nicht wahrhaben, dass es vorbei ist. Das ich wieder alleine bin, dass ich ihn verloren habe... und er mich

  • Heute ist die Trennung 6 Wochen her. Manchmal fühlt es sich an als ob es gestern war an anderen Tagen weiß ich schon gar nicht mehr, wie es sich angefühlt hat. Leider füllt er immer noch den Großteil meiner Gedanken und ich frage mich, wie es ihm geht.

    Gab es Momente in denen er mich vermisst, hinterfragt er seine Entscheidung.

    Wie schließen wir das ganze ab. Meine Sachen sind immer noch bei ihm. Er ist immer noch in unserer Familienwhatsappgruppe und ich bei ihm.

    Ich kann ihn gerade nicht kontaktieren. Ich bin emotional noch nicht gefestigt genug. Aber habe auch Angst, dass es irgendwann immer komischer wird. Vielleicht frage ich auch seine Schwester oder Mutter irgendwann, ob ich meine Sachen dort abholen kann.

    Ich weiß, dass er Probleme hat, die er runterschluckt. Das er nicht reflektiert und es ihm gut geht, da ja alle Last/Einengung etc. durch die Trennung entfallen sind. (so stelle ich mir die Gefühlslage beim Bindungsvermeider zumindest nach der Trennung vor)

    Ich weiß auch, dass es besser ist mein Leben ohne ihn fortzusetzen.

    Dennoch sind einfach immer noch die Gefühle für ihn da. Das Vermissen ist kaum auszuhalten. Vor allem am Wochenende.

    Ich hoffe immer noch jeden Tag, dass er sich meldet auch wenn ich eigentlich weiß, dass es nicht passieren wird und auch dass es dumm wäre...


    oh man was ist nur mit uns passiert und warum hab ich es nicht kommen sehen.


    Ich bin verzweifelt

    :-(

    und unendlich traurig

  • Ich kann deinen Schmerz so gut nachempfinden.


    Was ich dir aber sagen kann ist, dass es nichts geändert hätte, wenn du es hättest kommen sehen. Ich habe mit meinem BA mehrere Runden gedreht, wir hatten ein sehr großes Drama letzten Sommer, darauf folgten zwei weitere Runden im Hamsterrad BA...

    Und auch wenn ich wusste was passieren wird, hat es mich doch jedes Mal total umgehauen und ich habe sehr gelitten...


    Manchmal denke ich auch noch darüber nach, wie er sich wohl fühlt und ob unsere Gedanken ähnlich sind. Aber unter dem Strich nutzen diese Gedanken nichts, die Situation ist wie sie ist. Gegen die Gefühle anderer ist man einfach machtlos. Alles was man tun kann ist irgendwann weiterzugehen und zu lernen mit einem gewissen Frieden loszulassen. Das ist aber ein Prozess und ein langer Weg, durchaus auch sehr schmerzhafter Weg den man da gehen muss um an diesen Punkt zu gelangen.

    Ich bin gerade auch mittendrin ihn zu gehen. Ich habe ihn losgelassen (auch weil ich gemerkt habe, dass er definitiv nicht als fester Partner in Frage kommen kann, weil seine Muster das einfach zu verhindern wissen - egal ob bei mir oder einer anderen Frau), die zweifelsohne schönen Momente mit ihm kann mir niemand mehr nehmen. Ich habe durch diese Geschichte aber wirklich viel gelernt, auch über mich selbst und jetzt liegt es an mir, die Dinge umzusetzen und dabei an mir selbst zu wachsen.


    Dein Schmerz wird mit der Zeit verblassen, mit genügend Abstand wirst du die Dinge anders bewerten als jetzt und du wirst daran wachsen.

    Sechs Wochen nach einer Trennung ist noch keine Zeit, dass das noch sehr weh tut ist völlig nachvollziehbar und verständlich. Erlaube dir traurig zu sein, ihn zu vermissen, euch zu vermissen aber sei dir gewiss auch der Schmerz wird weniger werden :)