Weg vom Drama

  • Ich hab neulich erst gelesen, dass ein Kind die größte Probe für ein Paar überhaupt ist und fast kein Paar da ohne Blessuren durchkommt, weil die Umstellung von "wir zwei" zu 3, mit allem was dazu gehört, also dass Spontanität nicht mehr geht, die Zeit nur für sich als Paar fehlt, die Sexualität oft anfangs fehlt, es Streit darum gibt wer wieviel macht und die Erziehung etc. Eben sehr einschneidend sind.

    Klar, Schweißt ein Kind auch zusammen aber es ist eben kein Hollywood Film.

    Der größte Teil des Tages geht dann eben nur darum, wer wie oft schon die Windel gewechselt hat und wer den Müll rausbringen muß diesmal.


    Versuch das nicht so verklärt zu sehen.


    Was ich damit sagen will, Kinder allein erziehender sind nicht schlechter dran.

    Klar ist es allein schwieriger aber dafür hat man alleine dann gewisse Probleme nicht, die man als Paar hat

  • Wenn man halt selbst weder Vater noch Mutter hatte, sieht man vieles anders...

    Um mich rum sehe ich halt immer die Paare mit ihrer "Arbeitsteilung". Ganz geil, einer meiner Nachbarn geht morgens immer mit dem Kinderwagen los zum Spaziergang und liest während dem Laufen ein Buch :D Ich treffe den jeden Morgen wenn ich mit meinem Hund unterwegs bin...

    Ich hab halt immer das Bild vom Paar, das zusammenhält und diese Aufgabe zusammen meistert....

  • Liebe Lea,


    Ich muss leider etwas „drücken“.

    Du hast geschrieben, dass du da einen Menschen gefunden hast, mit dem es total passen würde.

    Ich frage mich, ob du vielleicht die großen Missstände bei euch grade einfach aus den Augen lässt/ verdrängst?!

    Alles, was du in der Beziehung gehofft hast, macht er doch seit Wochen zu Nichte?


    Würdest du sagen, sein Verhalten passt zu deinen Vorstellungen? Dann würde das für mich aber im Kontrast mit deinen hier beschriebenen Empfindungen stehen.


    Auch stelle ich mir das Szenario „Kind“ für euch spannend vor.

    Stell dir mal vor das Kind wird ein Mädchen. Und am Ende klappt es mit eurer Beziehung eben nicht, das Mädchen hat aber einen super Bezug zu ihm und bekommt quasi alles, was du eigentlich wolltest.

    Du hast mehrfach geschrieben, dass alleinerziehend für dich der Horror wäre. Wie viel schlimmer wäre es, wenn du dann auch noch in einen Konkurrenzkampf mit dem Kind kommst?

    Und das kommt, wahrscheinlich sogar. Kinder „flirten“ mit ihren anders geschlechtlichen Eltern.


    Eure Beziehung ist jetzt schon beidseitig der „BA“ Klassiker. Oder würdest du das anders sehen?

    Jetzt wirkt es auf mich so, als würde es nur noch darum gehen, ihn irgendwie zurück zu bekommen?

    Oder was wäre konkret der Plan?

    I can buy myself flowers

    Write my name in the sand

    Talk to myself for hours

    Say things you don't understand

    I can take myself dancing

    And I can hold my own hand

    Yeah, I can love me better than you can

  • Natürlich will ich ihn zurückbekommen. Sehe aber keine Chance, dass das so kommen wird. Der ist einfach weg!


    Jede Beziehung hat ihre Probleme. Bei uns eben die "Missstände" von denen du schreibst. Auf der Beratungsstelle hat die mir noch erzählt, dass auffallend viele werdende Väter bei der Nachricht dass die Frau schwanger ist die Biege machen. Sich dann aber doch noch besinnen und zu ihrer Verantwortung stehen. Kann man mir das in meiner Situation gerade wirklich Übel nehmen, dass ich mir das wünschen würde es wäre bei uns ebenso?


    Verdrängen tu ich gar nichts, sonst würde ich mich nicht so grauenvoll fühlen seit drei Wochen. Mir ist das bewusst dass das was da gerade läuft GAR nicht akzeptabel ist und ich rede das auch nicht schön. Ich vertrete aber nach wie vor die Meinung, dass keiner Fehlerfrei ist und dass meine Türe offen wäre, wenn er sein Fehlverhalten wirklich bereuen und sich Mühe geben würde seinen Mist da wieder gutzumachen.


    Ich wüsste jetzt nicht, warum ich einen Konkurrenzkampf haben sollte wenn es doch genau DAS ist, was ich mir für mein Kind wünsche! Ich hatte das nicht und habe das schmerzlich vermisst!


    Aber ich kann das alles eh drehen und wenden wie ich will, ich werde Morgen früh um 8 Uhr dort auf der Matte stehen. Und wenn ich noch so flenne und mich innerlich winde. Es ist einfach das Beste für alle Beteiligten.

  • Was man sich ausmalt und wie es später kommt.....ich war bei beiden Kindern jedes mal überfordert und erschöpft, obwohl ich den kooperierenden Partner an meiner Seite hatte. Beide Kinder haben sich im 1. Jahr ausschließlich von mir beruhigen und füttern lassen. Vor allem nachts spitzte es sich grundsätzlich so zu, wenn ich nicht kam,dass ich irgendwann freiwillig allein den Nachtdienst übernommen habe. Weil ich dann schneller weiter schlafen konnte.

    Und jedes mal habe ich mich gefragt "scheiße, was habe ich getan?!" Obwohl beide geplant waren.

    Die Beziehung war dann nach 25 Jahren ebenfalls um

  • Mein Partner war da und ich habe dennoch alles alleine gemacht. Für das Umfeld war es ein "er kümmert sich doch", weil er ab und zu mit seiner Tochter spazieren gegangen ist. Er war seiner Meinung nach raus, denn er musste ja arbeiten und ich nicht. Er hat einfach nachgemacht was seine Eltern gelebt haben ohne mich zu fragen wie ich leben möchte. Als er dann noch ekelhaft zu mir wurde wusste ich gar nicht mehr wozu ich ihn in meinem Leben brauche und wir leben ohne ohn tatasächlich friedlicher. Inzwischen sieht das sogar meine Tochter so. Sie wpnsct sich bestimmt für immer eine Bilderbuchfamilie, aber das was unsere Realität war, will sie heute auch nicht mehr. Als Kind natürlich schon. Papa wird nur noch besucht. So viel zum Thema "Wie es kommt".

  • Mein Partner war da und ich habe dennoch alles alleine gemacht. Für das Umfeld war es ein "er kümmert sich doch", weil er ab und zu mit seiner Tochter spazieren gegangen ist. Er war seiner Meinung nach raus, denn er musste ja arbeiten und ich nicht.

    Was du hier beschreibst, deckt sich 1:1 mit der Ehe/Erziehung meiner Eltern. Mein Vater war berufstätig und ging ab und zu mal mit uns spazieren (meistens am Sonntag, damit meine Mutter in Ruhe das Mittagessen zubereiten konnte). Alles andere hat meine Mutter gemacht: Sie hat uns gewickelt und gefüttert, Kleidung für uns gekauft, uns in den Kindergarten und in die Schule gebracht, Elternabende und -sprechtage besucht, ist mit uns zum Arzt gegangen, hat uns in die Musikschule und in den Turnverein gebracht, Geburtstagsgeschenke für unsere Freunde besorgt, einfach alles. Und natürlich den ganzen Haushalt alleine erledigt.


    Als sie später wieder Teilzeit arbeiten ging, änderte sich nichts. Haushalt und Kinder blieben weiterhin komplett an ihr hängen.


    Ich kenne Menschen, die bei einem alleinerziehenden Elternteil aufgewachsen sind und in ihrer Kindheit/Jugend trotzdem viel glücklicher waren als ich.


    Viel Glück beim Treffen nachher!

  • Ich kenne genug Familien wo das nicht so läuft. Wo beide ihre Aufgaben erfüllen, beide das Kind von der Kita oder den Großeltern abholen, beide mit dem Kind was unternehmen. Nachbars Familie geht er mit beiden Kindern und beiden Hunden spazieren, damit sie mal ein bisschen verschnaufen kann.

    Klar, wenn Frau zu Hause ist und "Hausfrau" ist auch klar, dass sie mehr häusliche Aufgaben und rund um die Kinder zu erledigen hat. Der Mann geht ja dafür jeden Tag 8 Stunden arbeiten. Ich denke aber trotzdem, das "gescheite" Männer schon ihren Anteil an ihren Kindern übernehmen wollen und auch ihre Frau unterstützen....


    In einer Stunde treffe ich mich mit ihm. An einem neutralen Ort ( der für uns eigentlich gar nicht neutral ist aber egal), er wollte das so. Beschäftigt mich jetzt ohne Ende, warum er nicht mal mehr in meine Wohnung will. Er hat hier ja auch Schluss gemacht und alles...

    Ich weiß allgemein jetzt nicht, wozu wir uns noch treffen, denn es ist ja eigentlich alles gesagt. Er hat meinen Brief gelesen, er hat mir Antwort darauf gegeben. Was könnte man da noch reden wollen? Ich hätte heute eigentlich nicht mehr mit ihm gerechnet nach der Reaktion auf meinen Brief gestern.

    Da hat er ja nochmal geschrieben, dass er die Entscheidung gegen das Kind trotzdem für richtig hält und das es ihm leid tut, das er nicht für mich da wäre.


    Schon ein bisschen fies für meine Nerven jetzt gerade...Wir laufen noch nicht mal zusammen an den Ort zum reden, obwohl ich da gleich ums Eck wohne und wir da schon einige Male gewesen sind (See) ....

  • Also, das Gespräch mit ihm hat mir ehrlich gut getan! Wir waren beide sehr offen zueinander und auch gar nicht kühl und distanziert. Er wollte auch alles wissen über die ganzen Gespräche und Untersuchungen und alles. Wir haben dann auch nochmal gesprochen was wir machen, aber er kann sich einfach nicht einlassen auf ein Kind. Er hat das aber wirklich auch alles begründet und in keinsterweise irgendwas abwertend gesagt. Keine Spur von diesem kühlen und distanzierten Menschen vor drei Wochen!


    Ich kann jetzt hier gar nicht alles wiedergeben. Das Gespräch dauerte ein paar Stunden und war auch tatsächlich mal eines. Ich konnte auch heulen und er hat versucht mir ein bisschen Halt zu geben. Ihm geht es selbst nicht gut mit dieser Entscheidung, das hat man gemerkt. Wir sitzen quasi im selben Boot mit unseren Ängsten und wir haben diese Entscheidung jetzt wirklich gemeinsam getroffen. Einfach, weil es für uns alle momentan am Besten ist.


    Ich hab ihn auch über uns gefragt, ob er nichts vermissen würde und er meinte "Doch!", ich so "Aber?!" Er "Ich habe Angst!" - Was hab ich gesagt!!!!

    Ich habe ihm dann meine Ängste in Beziehungen erzählt und wie sich das bei mir äußert. Auch auf unsere Beziehung bezogen ( Man tat das gut, das mal alles rauszulassen, was ich mich vorher nicht getraut habe!) Wir haben auch festgestellt, dass wir beide Probleme haben uns zu öffnen, wirklich Dinge anzusprechen....Ich habe gesagt, wenn ich wieder klar denken kann, möchte ich da nochmal ein Gespräch mit ihm haben und seine Ängste wissen.


    Er wird mich morgen übrigens tatsächlich unterstützen. Er hat es mir angeboten, ohne das ich fragen musste. Er fand die Vorstellung schrecklich dass ich die vielen Stunden Wartezeit bis zur OP selbst alleine verbringen muss. Er verschiebt morgen einen Termin und kommt dann so schnell es geht nach und bringt mich danach auch nach Hause. Wir haben uns am Ende vom Gespräch total fest und lange umarmt (Alter, hat mir das gut getan!) und er meinte "Wir werden das schon irgendwie schaffen!". WIR, er lässt mich also nicht alleine durch diesen Höllentag gehen morgen. Ich bin so froh!

  • Klar, wenn Frau zu Hause ist und "Hausfrau" ist auch klar, dass sie mehr häusliche Aufgaben und rund um die Kinder zu erledigen hat. Der Mann geht ja dafür jeden Tag 8 Stunden arbeiten. Ich denke aber trotzdem, das "gescheite" Männer schon ihren Anteil an ihren Kindern übernehmen wollen und auch ihre Frau unterstützen....

    Alles an diesem Satz schüttelt mich.


    Ich finde arbeiten gehen ist ein Witz gegen Kinderbetreuung. Ein Witz. Ich wäre gern arbeiten gegangen und hätte meinen Kaffee getrunken so lange er noch warm ist. Und wieso muss man zu diesem ultraharten Muttijob noch "mehr häusliche Arbeiten" erledigen als der Mann? Der macht doch den gleichen Job wie vorher? Wieso soll der denn da plötzlich zuhause weniger machen wenn er Vater wird? Im Gegensatz zu mir hat mein Ex nachts geschlafen und war den ganzen Tag unter Erwachsenen, die selbst klar kommen (gut, in der Pflege ist das noch mal ein andere Thema, aber meiner hatte wie ich einen Bürojob). Er hat auch immer so mit mir geredet als würde ich den ganzen Tag Freizeit genießen und wäre faul. War schon ganz richtig dass ich mich getrennt habe. Keine Wertschätzung.


    Es war abgemacht dass wir nach einem Jahr tauschen, dass ich arbeiten gehe und er zuhause bleibt. Und wer hat den Deal gebrochen? Er! Und ich denke mal er wusste genau warum. Weil es nämlich doch nicht so ein Zuckerschlecken ist. Und dabei ist es nach einem Jahr schon ein viel leichterer Job als mit einem Säugling.


    Auch dieses auch ihre Frau unterstützen.... , da kriege ich echt zu viel, sorry Lea. Er soll seine Scheissrolle als Vater ausfüllen und nicht "mich unterstützen". ICH kann selbst aufs Klo, mich anziehen, Zähen putzen, nach draußen gehen und mich beschäftigen, einschlafen und essen. ICH brauche keine "Unterstützung". :evil:

  • Danke <3


    Ich bin auch so früh drüber, dass er seine Kurve gekriegt hat mich jetzt nicht auch noch durch diese Hölle alleine zu schicken. Er hat gemeint wenn er es früher gewusst hätte, hätte er sich frei genommen. Aber nachdem er heute erst wieder den ersten Tag arbeiten war nach zwei Wochen Urlaub, wird sein Chef ihm die Hölle heiß machen.


    Ich habe gerade wieder den Menschen gesehen, den ich kenne! Und ich bin so froh drum, dass das so ist! Ich mag mir nicht vorstellen wie noch schrecklicher ich mich gefühlt hätte morgen, wenn ich hätte mit dem Gefühl der letzten drei Wochen dahin gehen müssen. Mit dem Wissen das er mich einfach so dahin gehen lässt und ich mich zu Tode leide und ihn das nicht juckt...Und er hat sich wirklich Gedanken gemacht zu dem Kind und zu dieser Entscheidung und die nicht leichtfertig getroffen, wie es im ersten Schock ausgesehen hat.


    Das ist aber genau das, was ich gesagt habe. Es ist legitim kein Kind zu wollen. Seine Flucht und die damit verbundene Ablehnung hat mich mehr verletzt als alles andere.


    Ich bin auch froh, dass ich nicht die Einzige bin, die vermisst. Er tut das auch! Also kann ich meinem Bauchgefühl doch vertrauen wenn ich die ganze Zeit gefühlt habe, dass da bei ihm das selbe an Gefühl da gewesen ist, wie bei mir und das er uns jetzt auch vermisst. Das ist auch noch mal ein anderes Gefühl als das was ich die letzten Wochen hatte, nämlich das er mich einfach abserviert hat und fertig ist mit allem. So ist es nicht....

    Ob wir nochmal eine Chance haben, keine Ahnung. Ich weiß es nicht....


    Jetzt müssen wir erst Mal den Tag morgen überstehen und die damit verbundene kommende Zeit...für ihn wird das auch nicht leicht werden, das hab ich gespürt. Auf jeden Fall bin ich sehr froh, dass ich ihn an meiner Seite habe morgen und zwar einen warmen und zugänglichen Menschen und kein gefühlskaltes Arschloch...

  • @Ano,


    ich wollte damit kein bisschen den harten Job der Hausfrau und Mutter abwerten! Mir ist das vollkommen bewusst was du schreibst.

    Für mich wäre es halt irgendwie selbstverständlich, dass ich zu Hause gewisse Arbeiten habe, die auf meinen Aufgabenbereich fallen, eben weil der Mann den ganzen Tag nicht zu Hause ist. Zumindest unter der Woche. Und mit Unterstützung meine ich halt eben genau das, das sie mal aufstehen wenn das Kind schreit, dass sie sich kümmern, wenn Frau mal ne Auszeit braucht, dass sie mal ihre dreckige Wäsche selbst waschen oder zumindest nicht noch mehr Arbeit verursachen....whatever...

  • Lea - 3 Sachen noch.

    Bei allem Verständnis für Dein Durchschnaufen und Deiner Freude darüber, dass er menschliche Züge zeigt.


    Er hat Dir zwar gerade die Seite gezeigt, die Du kennst und liebst. Dennoch gehören alle dunklen Seiten der letzten Wochen ebenfalls zu ihm. Und diese werden von Zeit zu Zeit immer wieder aufpoppen.


    Es ist legititim kein Kind zu wollen. Aber auch verantwortungslos das erst zu bemerken, nachdem man sich bereits dafür entschieden hatte, neues Leben zu schaffen bzw. sogar geschaffen hat. Das deutet nur 1 x mehr auf sehr große Unsicherheit hin.


    Und er hat Dich zunächst "einfach" rücksichtslos abserviert . Nicht aus Boshaftigkeit oder dem gezielten Willen, Dich fertig zu machen, ne - sehr wahrscheinlich nicht. Sondern um seine Haut in dem Moment zu retten. Wenn er zu diesem Verhalten und diesen Ängsten neigt, weißt Du, wird er es immer wieder tun, sobald er mit dem Rücken zur Wand steht.


    Ich möchte Dich nicht unnötig belasten in dieser ohnehin mehr als schwierigen Situation. Aber es ist für den weiteren Verlauf wichtig, dass Du die Fakten auf dem Schirm hältst und nicht beschönigst.


    Jetzt versuch aber erstmal halbwegs zur Ruhe zu kommen. Du brauchst die Kraft in den nächsten Tagen.

  • Mir ist das alles bewusst :|


    Hab ich ihm auch gesagt, dass das für mich gar nicht ging und das so weglaufen keine Lösung ist und wenn dann hätte er das kommunizieren sollen, dass er einfach gerade weg muss, Zeit für sich und seinen Kopf braucht und nicht mir das Gefühl geben, der letzte Dreck zu sein.


    Er müsste auch an genau solchen Dingen arbeiten, sollte es bei uns nochmal zu einer Annäherung kommen. Und wir beide an der gemeinsamen Kommunikation.


    Ich hab ihm gesagt das ich da auch so bin, das ich ihm vieles vieles einfach nicht gesagt habe aus Angst mich zu öffnen und dann verletzt zu werden. Auch das man ein Einzelkämpfer sein darf, aber wissen muss welche Dinge und Themen man wirklich anspricht, einfach weil sie elementar wichtig sind...


    Ich hab gleich damit angefangen und ihm gesagt (unter anderem), das ich dieses Kind kriegen würde, aber ich mich das ohne ihn auch nicht trauen würde. Das ist meine ehrliche Meinung und dazu bin ich gestanden. Und das es auch bei mir Dinge gibt, vor denen ich "flüchte", weil ich Angst habe vor der Konfrontation. Ich habe ihm die Beispiele genannt und ich glaube bei einigen war er ziemlich überrascht das zu hören.


    Wir sind uns gar nicht so unähnlich und ich will ihn jetzt in keinem Fall in Schutz nehmen aber ich wäre früher kein Haar besser gewesen. Ich hab auch schon viel Schutt und Asche hinterlassen, wenn die BA ankam. Die hab ich damals noch nicht mal als solche erkannt. Er kann das als Angst benennen wenigstens !


    Ich fand unser Gespräch auf jeden Fall wirklich gut und in Anbetracht der Umstände doppelt und dreifach....

    Wenn man es voll getriggert noch schafft sich zu öffnen und ehrlich miteinander zu reden. Und wir saßen wirklich nah beieinander, ich hab mal eine Weile meinen Kopf auf seiner Schulter abgelegt, er hat mich eine Weile am Rücken gestreichelt als ich geheult hab. Vor drei Wochen saßen wir bei mir 5 Meter auseinander und haben uns beide in sich selbst zurückgezogen. Verbal und körperlich....

  • Ein Lebenszeichen....


    Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Ich wusste ja, dass das nun nicht einfach werden wird, aber ich wusste nicht wie schwer es wirklich sein wird.

    Stundenlange Wehen und Blutungen nach der Einleitungstablette, die den Eingriff vorbereitet. Und nach der Tablette das Wissen, dass es nun keinen Weg mehr zurückgibt, selbst wenn man wollen würde.


    Er kam direkt mit dem Geschäftsauto zur Praxis (obwohl erst viel später dann in der Klinik ausgemacht war, weil es vorher schwierig war beruflich), wo das alles vorbereitet wurde und ist dann mit mir zur Klinik gefahren (und hatte direkt Ärger auf der Arbeit weil er einfach Termine auf nächste Woche verschoben hat, damit er bei mir bleiben kann). Wegen Corona durfte man keine Begleitperson haben. Also haben wir uns draußen auf den Flur gesetzt und ich durfte dann dort stundenlang Wehen aushalten. Ich habe geheult ohne Ende. Aber alles egal, Hautsache er konnte bei mir sein...


    Er hat mich die ganze Zeit gehalten, gestreichelt und war für mich da. Er ist auch geblieben als ich im OP und danach im Aufwachraum gewesen bin ( ganz schlimme Zeit, die Stunde im Aufwachraum vor und nach der OP - ganz alleine, keine Ablenkung, nix) und ist danach mit mir nach Hause gefahren.

    Wir sind zusammen im Bett gelegen, ich hatte immer noch Schmerzen und dann kamen sie, all die Emotionen. Er hat sie alle abgefangen, mich gehalten, gestreichelt und mich dann in seinen Armen einschlafen lassen.


    Am Abend hat er was gekocht und mir das Essen ans Bett gebracht. Hat kurz sein Geschäftsauto nach Hause gebracht und kam dann wieder, ist mit dem Hund raus und hat sich wieder zu mir gelegt. Und ist geblieben bis heute Morgen. Hab in seinen Armen geschlafen und konnte zum ersten Mal wirklich so sein wie ich bin - mit all meinen Emotionen, ungefiltert - das alles hat eine gigantische Nähe geschaffen zwischen uns....


    Heute bin ich noch schlapp und ja hormonell noch immer schwanger. Wird auch noch eine Weile dauern bis ich das emotionale dahinter verarbeitet habe aber ich denke mittlerweile auch, dass das die richtige Entscheidung gewesen ist, das Kind nicht gegen seinen Willen und seine Nöte zu bekommen. Ein Kind geht immer beide etwas an und wenn jemand solche Nöte hat mit solch einer Entscheidung, wäre es auch von mir nicht fair gewesen einfach so ein Leben zu verändern, obwohl er dazu ganz offensichtlich noch nicht bereit ist. Ich hab ihn gestern bevor ich die "No Return Tablette" gekriegt habe nochmal gefragt, ob er sich wirklich sicher ist und er war sich sicher. Er hat sich das alles auch nicht leicht gemacht und gestern hat man sehr gemerkt wie sehr ihn das alles wirklich mitgenommen hat.


    Die Zeit von der Nachricht der Schwangerschaft bis Vorgestern war zweifelsohne ein No Go und hat mich enorm verletzt - so eine Flucht darf es nicht mehr geben, aber ich hab es die letzten zwei Tage wieder gesehen, dass er sehr wohl Charakter und Reife besitzt und auch zu seiner Verantwortung gestanden ist. Und ich bin unfassbar froh, dass ich mich da nicht in ihm getäuscht hatte!