Weg vom Drama

  • Liebe Lea,


    grundsätzlich stimme ich Dir zu, dass es wichtig ist seinem Herzen bzw. seinem Bauchgefühl zu folgen. Das Problem ist nur: Bei uns BAlern/VAlern ist genau dieses Bauchgefühl 'kaputt'.


    Würde ich auf mein Bauchgefühl in Sachen Bindung hören, wäre ich schon längst wieder aus meiner aktuellen Beziehung geflüchtet.


    Und zum fehlenden Therapieerfolg aus Deiner Sicht: Das kann auch daran liegen, dass die wenigsten Therapeuten sich mit Bindungsangst als Symptom auskennen. Das ist auch bei meiner Verhaltenstherapeutin so. Ich schätze sie grundsätzlich sehr, aber zum Thema Bindungsangst kommt immer nur "Müssen Sie aushalten" oder "Müssen Sie in sich hineinhören". Beides hilft nur sehr bedingt. Vielleicht suchst Du Dir jetzt auch sehr gezielt eine Therapeutin mit einem Schwerpunkt in diesem Bereich. Die sind nicht leicht zu finden, aber es gibt sie.


    Viele Grüße


    Mylo


  • Ich rechtfertige mich tatsächlich ständig, bzw habe das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen, weil ich das Gefühl habe, dass egal ist was ich gerade schreibe, ich hab ja doch immer Unrecht.


    Ich beschreibe zB einfach nur meinen Tag mit ihm, wie er mich begleitet hat und schon heißt es wieder "Jetzt ist wieder alles ganz toll!". Das habe ich nie so gesagt, aber in dieser Situation und drüber hinaus hat er sich wirklich vorbildlich verhalten und war für mich da als ich ihn am dringendsten gebraucht habe. Das wird dann gar nicht gesehen zB.


    Die "Wellen" wie ihr sie nennt hab ich auch schon mehrfach versucht zu erklären. Das sind einfach Momentaufnahmen meiner Gefühle wie sie zu dem Moment wo ich sie schreibe nun mal sind! Wenn ich beispielsweise gerade super wütend bin und denke "Was für ein Arschloch!", dann schreibe ich das auch genau so. Wenn ich mich wieder beruhigt habe, dann sehe ich das halt nicht mehr so...


    Und Überschneidungen mögen richtig sein, was nutzt das? Ist doch zB klar dass ich meine Beziehung verteidige wenn ich der Meinung bin, dass ich sie weiterführen möchte - ich lebe schon ein halbes Jahr mit ihm diese Beziehung und erlebe ihn live. Und nur weil eine Beziehung ihre Probleme mitbringt, muss das doch nicht automatisch heißen, dass sie "konkret Unmöglich" ist! Wer legt denn diese Grenzen und Meinungen fest?


    Bis zu dem Punkt wo er geflüchtet ist wegen der Schwangerschaft wäre hier niemand auf die Idee gekommen mir eine Trennung zu raten, weil es schlichtweg keinen Grund gab, der dies rechtfertigen würde. Nur weil er sich gegen ein Kind entschieden hat (und ich versucht habe zu erklären wie es dazu kam und was da bei ihm los gewesen ist) ist jetzt auf einmal die Beziehung konkret nicht möglich...

    Sehe ich halt nicht so...


    Ich sehe ein, dass das keine einfache Kiste ist und dass es daran viel zu tun gibt. Auf beiden Seiten. Meine eigenen Trigger sind nämlich auch nicht von schlechten Eltern und das ganz ohne sein Zutun....


    Mylo: Hier kriegst ja noch nicht mal einen "normalen" Therapeuten. Versuche ich schon seit Wochen, um eine Unterstützung zu haben wegen dem Abbruch, der mir ganz schön zu schaffen macht langsam...

    Ich bin ja selbst BA/VA und mein Bauchgefühl funktioniert eigentlich echt gut, wenn bei mir was zweifelt, dann ist es der Kopf....

  • Guten Morgen :-)


    Selbstverständlich tut es mir sehr leid, wenn du das Gefühl hast, hier irgendwo in Not zu geraten!

    Das Forum soll ja unser "Safe-Space" sein, zumindest sehe ich das so. Besonders dein Thread hier, dreht sich natürlich um dich und deine Gefühle, dein Leben und deine Entscheidungen.

    Ich glaube auch gut verstehen zu können, dass du natürlich sehr an deiner Beziehung hängst und dass er dir wichtig ist.


    Ich für meinen Teil habe auch nie "erwartet", dass du nach der schweren Beziehung zu deinem Ex-Mann jetzt eine lupenreite, top harmonische Beziehung führen "musst". Erstens, weil mir das garnicht zusteht. Zweitens, weil ich solche Entwicklungssprünge für unmöglich halte. So frustrierend sich das vielleicht auch anhören mag.


    Am Ende triffst also natürlich alleine Du deine Entscheidungen.

    Ich finde aber doch wichtig, neben aller Freude über sein Come-Back auch ein bisschen Rationalität zuzulassen. Einfach, weil ich das Gefühl hatte, dass du die "Schuld" sehr auf dich nimmst. Das fände ich dir gegenüber nicht fair. Laut deiner Aussage hattet ihr von Beginn an gewisse Reibungspunkte. Die gingen (so habe ich´s verstanden) auch viel von ihm aus.

    Ihr habt also bestimmt beide eure Baustellen und auch "Problemzonen" in dieser Beziehung.

    Ich fände daher nur gerecht, wenn auch beide gleichwertig an diesen arbeiten (wollen). Aber das schreibst du ja auch so, oder zumindest habe ich dich so verstanden.


    Am Ende kennst du das Spiel lang genug.
    Du weißt, dass dies eine Runde ist, die mit großer Wahrscheinlichkeit ein absehbares Ende haben kann. Bedeutet nicht, dass nach dieser nicht auch weitere kommen können. Aber Dynamiken verschwinden nicht plötzlich und er hatte schon vor der Schwangerschaft das "Ende" im Kopf.

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  • Nun Lea du beschreibst eben nicht einfach nur den Tag mit ihm.

    Du beschreibst alles positive, bis ins kleinste Detail. Als wolltest du uns (oder vielleicht dich selbst?) davon überzeugen, dass er ein guter Kerl ist.

    Das gleiche gilt im Übrigen, wenn er etwas falsch gemacht hat.

    Es erweckt den Eindruck als wolltest du uns auf deiner Seite. Und wenn wir mal anderer Ansicht sind versuchst du uns von Gegenteil zu überzeugen. Muss nicht stimmen, ist nur meine Wahrnehmung.


    Aber das ist ja der Punkt! Ich zweifle nicht daran, dass er ein feiner Kerl ist und ich denke die anderen auch nicht. Das ändert aber nichts an eurer problematischen Beziehungsdynamik.


    Und Lea, die, die schon länger dabei sind, kennen eben auch die Dynamik mit deinem Ex Mann. Da lief es exakt so ab wie jetzt. Da fandest du uns auch plötzlich zu streng mit ihm und hast letztlich deshalb sogar den Thread gelöscht. Du wolltest unsere Bedenken nicht hören.

    Da fragte ich mich schon, warum das so ist. Vielleicht wusstest du da, dass wir eigentlich recht haben? Vielleicht war es auch ein Kniff des Musters um unentdeckt zu bleiben? Kann ich nicht wissen, ist nur so eine Idee.


    Hast du denn mal nachgelesen wie es in dem alten Thread war oder hast du hier mal nachgelesen? Wenn nein, warum nicht?

  • Dann mal andersherum:

    Welche Maßnahmen triffst du denn um dich auf ein Off oder eine Trennung vorzubereiten?


    Hauptsache du fällst nicht wieder aus allen Wolken wenn die Wellenbewegung wieder abwärts geht. Das gibt Stabilität und führt doch weg vom Drama.

  • Radieschen,


    Ich weiß dass, das jetzt nicht alles gut ist und das die Chance dass das Ganze wirklich eine stabile Beziehung sein wird nicht sehr hoch ist.

    Er wird seine Problematik auch nicht einfach ablegen können, genauso wie ich meine nicht einfach ablegen kann. Er hat immer wieder gezweifelt und wird das auch wieder tun - vermutlich gerade sogar im Moment wieder - und ich werde genauso wieder meine Ängste spüren - so wie gerade auch wieder - ...

    Ich habe meine Anteile an der Geschichte gesehen und ich beschäftige mich mit diesen. Was er damit tut, kann ich nicht sagen. Ich stecke nicht in seinem Kopf und er ist schon wieder beruflich unterwegs die nächsten Tage.


    Er hatte halt immer das Problem mit dem ganz einlassen, mich zu seiner Familie mitnehmen ( mit Ausnahme von einem Dad), mich seinen Freunden mal live vorstellen und nicht nur über WhatsApp Video und so Dingen. Nicht zu vergessen, das er immer seine Gefühle anzweifelt, aber selbst sagt, dass er zweifelsohne welche hat für mich. Das ist seine Baustelle. Die hat er vorher gehabt, die hat er weiterhin.


    Meine Baustelle sind Verlustängste. Die spüre ich schon enorm wenn etwas von der Norm abweicht, wie gerade die Kommunikation zB. Er ist beruflich unterwegs und wir haben echt ungewohnt wenig Kontakt - gestern saß er lange mit Kollegen zusammen, okay da kann es ja sein, dass die sich einfach gut unterhalten haben und Spaß hatten. Das selbe gab es in der Mittagspause ( weiß ich von den Bildern über Snap) - Pause mit Kollegen. Wir beide haben so aber keinen Kontakt seit gestern Abend und das beunruhigt mich tatsächlich schon. Bei so Sachen geht dann mein Kopfkino los. Da kommt dann nicht "Haja, er arbeitet und wenn nicht, dann hat er gerade nen Haufen Leute um sich, man muss ja nicht ständig miteinander sabbeln", sondern da kommt dann "Was wenn er sich schon wieder anders überlegt hat und deswegen keinen Kontakt sucht?!"....SOLCHE Dinge sind mein Problem.... ;(

    Da kann ich mich unglaublich reinsteigern und ein Ding aufs Nächste bauen bis ich dann völlig panisch bin und voll überzeugt er verpisst sich...


    flogdok


    Ich hätte auch die ganzen miesen Details dieses Tages schreiben können. Wie es mir ging damit was da mit mir passiert ist etc. Aber das ist hier in diesem Forum nicht der Schwerpunkt. Da geht es doch um ihn und mich, oder nicht? Und ich fand an diesem Tag nun mal leider nichts, das ich hätte an ihm auszusetzen gehabt. Mit der Ausnahme, das ich bis zum Schluss gehofft habe er überlegt es sich unter diesem Druck dann doch noch anders und verhindert das, dass ich unser Kind wegmachen lasse. Er hat es nicht verhindert, weil er mit der Tatsache ein Kind zu haben momentan nicht zurecht kommt. Und ja, ein bisschen wollte ich auch zeigen, dass er tatsächlich nicht das Arschloch ist, für den man ihn nach den drei Wochen halten könnte.


    Den alten Tread brauche ich nicht mehr zu lesen. Ich war jahrelang die Hauptfigur in diesem Albtraum und konnte da erst aussteigen, nachdem ich begriffen habe, dass eine Scheidung kein Verbrechen ist und ich schon lange nicht mehr verliebt gewesen bin und mein Mann noch viel länger nicht mehr. Wenn überhaupt mal. Mag sein dass es in den Verhaltensweisen einige Parallelen gibt, aber dennoch sind es zwei verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Verhaltensweisen. Und der Unterschied ist, dass ich momentan noch wirklich Gefühle habe und nicht nur nicht loslassen kann, weil ich nicht schon wieder verloren haben will. In dieser Ehe hab ich die letzten Jahre ein schon verwestes Pferd reiten wollen, weil ich keine geschiedene Frau sein wollte....


    Für mich lief diese Beziehung hier viel zu gut, als das ich sie jetzt hinwerfen will. Ich will wissen, was da noch kommt, was noch möglich ist und ob wir einen Weg gemeinsam finden können....


    Und ich habe eure Bedenken alle gehört. Ich sag ja auch nicht, das ich selbst keine habe. Die habe ich wohl und ja auch die Angst, er könnte sich das schon wieder anders überlegt haben. Ich weiß dass man Gefühle nicht festhalten kann und seine kann ich noch viel weniger steuern oder gar beeinflussen.

    Und ich weiß was für eine Scheiße Ängste alles anrichten kann, ich leide selbst mein ganzes Leben lang darunter....


    @Ano,


    wie kann man sich denn auf so was vorbereiten? In der Theorie weiß man immer alles, in der Praxis haut es einem dennoch um. Weiß ich, denn ich arbeite mit Sterbenden. Die Angehörigen wissen auch was passiert und haben oft Wochen und Monate Zeit sich damit zu befassen, was da auf sie zukommt. Deren Trauer ist aber deswegen kein bisschen geringer, denn unter dem Strich kommt das selbe raus - der Mensch ist weg und man selbst bleibt alleine zurück...


    Ich lese den Hemschi gerade. Sein Buch. Und schau mir meine Anteile an. Ich versuche einen Umgang mit eigenen Triggern zu finden. Wirklich weiter komm ich damit aber nicht.

    Ich bin gerade noch ziemlich mit dem Abbruch beschäftigt. Die Hormonumstellung tut ihr weiteres. Das nagt jetzt doch alles mehr an mir, als ich das gedacht hätte.

  • Mal unabhängig von Allem: Lea, ich kann auch wirklich einfach echt verstehen, wenn du nach oder bei dem (vielleicht) schweren Verlust von diesem Baby im Bauch auch einfach seine Nähe wolltest. Echt. Wahrscheinlich hätte ich an deiner Stelle kaum anders handeln können und wollen.

    Da wäre mir dann auch nicht nach rationalität und vernunft.

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  • Bei so Sachen geht dann mein Kopfkino los. Da kommt dann nicht "Haja, er arbeitet und wenn nicht, dann hat er gerade nen Haufen Leute um sich, man muss ja nicht ständig miteinander sabbeln", sondern da kommt dann "Was wenn er sich schon wieder anders überlegt hat und deswegen keinen Kontakt sucht?!"....SOLCHE Dinge sind mein Problem.... ;(

    Da kann ich mich unglaublich reinsteigern und ein Ding aufs Nächste bauen bis ich dann völlig panisch bin und voll überzeugt er verpisst sich...

    Leider aber wahrscheinlich verstärkt dadurch, dass er wirklich nicht konstant ist.

    Die Zeit wird zeigen, wie ihr euch entwickelt. Und das ist das schöne! Da wird nichts stehenbleiben, es wird Bewegung geben.

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  • Das hat sich einfach auch so richtig angefühlt. Und ja, ich habe es ganz arg gebraucht ;(

    Am Montag gab es auch noch viel Nähe, er hat bei mir übernachtet und am Morgen nachdem der Wecker geklingelt hat, haben wir noch paar Minuten gekuschelt. Er kam bevor er ging nochmal ins Schlafzimmer und hat mich nochmal geküsst...


    Dazu passt jetzt der wenige Kontakt halt so gar nicht. Vor allem heute. Da gab es nur die beiden Bilder auf Snap, die er auch allen seinen Freunden schickt, aber kein persönlicher Kontakt zwischen uns. So etwas bin ich von ihm nicht gewohnt. Wir hatten immer reichlich Kontakt. Beide Male auch bis zum großen Knall ein paar Minuten vorher kann man sagen. An der Kommunikation hat man seinen Rückzug nie gemerkt vorher....


    Da weiß ich jetzt nicht wie ich es deuten soll, als Rückzug von ihm oder weil er gerade wirklich beschäftigt ist ( oft online ist er heute tatsächlich nicht gewesen bisher) - aber nachdem er erst vor vier Wochen abgehauen ist, hab ich natürlich Angst. Ich würde lügen und mir etwas vormachen, wenn ich jetzt etwas anderes behaupten würde. In dem Punkt ist mein Vertrauen gerade so richtig am Boden....

  • Liebe Lea,


    auch ich kann natürlich verstehen, dass du nun eine zweite Runde drehen möchtest und würde es vermutlich nicht anders tun. Mich hatte wie gesagt nur irritiert, wie schnell du die extreme Nähe wieder zulassen und die "schlechten" Gedanken beiseite schieben konntest. Aber vermutlich waren die Sehnsucht und Erleichterung in dem Moment größer, als die Angst. Ich find's aber ebenfalls gut, dass du nun wieder etwas Abstand zu der Sache hast und deine Sicht etwas weniger rosarot und verklärt ist.

    Dass er nun wieder etwas distanzierter zu sein scheint, tut mir leid und ich kenne es ja nur zu gut, wie es sich anfühlt, von einem Höhenflug (also in Bezug auf eure Nähe) so Knall auf Fall abzustürzen. Ich kann absolut mitfühlen.


    Wie man sich auf den nächsten Cut vorbereiten soll, weiß ich auch nicht. Ich hatte in meinen Fällen (da gab's auch schon mehrere) auch immer im Kopf, dass das passieren könnte, habe irgendwie versucht, mir in meinen Angstphasen Gutes zu tun, musste aber feststellen, dass mir das gar nicht so wirklich möglich ist, wenn ich tief drin stecke. Ich gehe dann spazieren, mache es mir gemütlich, treffe mich auch mal mit anderen etc., aber kann auch währenddessen die Gedanken nicht ruhen lassen. Es kam vor, dass ich nach Treffen mit Freunden heulend zusammengebrochen bin, weil ich mich zu lange zu sehr zusammenreißen musste oder auf Spaziergängen losgeweint und die totale Panik bekommen habe. Den Schmerz bewusst zuzulassen und ihn zu umarmen funktioniert oft auch nicht. Wenn die Gefühle zu stark sind, schaffe ich es kaum bis gar nicht, mich selbst zu beruhigen. Das ging immer erst mit viel Abstand und Nullkontakt. Leider. Denn eine Trennung möchte und/oder kann man ja häufig nicht...


    Ich habe in den letzten Tagen viel Hemschi geguckt und er meinte auch, dass es beinahe ein Ding der Unmöglichkeit ist, während einer solchen Beziehung aus der starken Abhängigkeitssymptomatik rauszukommen. Ich habe oft gegenteilig gehandelt, als es mir die Verlustangst eigentlich eingeflüstert hat. Zum Beispiel habe ich einem sehr unnahbaren Mann, wegen dem ich großen Kummer hatte, mal geschrieben, dass ich mich gerade nicht so in meiner Mitte fühle und daher zwei Tage für mich alleine brauche. OBWOHL es mir wegen meiner Verlustangst so schlecht ging und ich ihn am liebsten bei mir gehabt hätte (was aber definitiv nicht gut gewesen wäre). Ich wollte dann alleine, ohne ihn, aus dem tiefen Loch rauskommen und die Sucht nicht noch weiter füttern, indem ich mir die Befriedigung beim Suchtmittel hole. Trotzdem: Ob es eine Möglichkeit gibt, die schlimmen Gefühle bei einer Trennung einzudämmen, weiß ich nicht. Da würden mich auch andere Erfahrungen interessieren...


    Ich versuche gerade, einen gewissen Abstand zu gewinnen. Ich mache die Türe noch nicht ganz zu und habe noch Hoffnung, aber ich bleibe in einer gewissen Distanz, um mich zu schützen. Und ich merke, dass sich das trotz blöder Gefühle, die sich manchmal einschleichen (Schuldgefühle, das Gefühl, ihn im Stich zu lassen obwohl es eigentlich eher umgekehrt ist, das Gefühl, die Sache retten zu müssen, weiterhin angepasst sein zu müssen etc.) auch mehr und mehr stimmig anfühlt. Ich bin dadurch mehr bei mir selbst und bei meinen Bedürfnissen. Aber natürlich ist die Situation eine andere... Ich habe eine gewisse Distanz und du steckst noch/wieder voll drin...


    Hupps, das wurde jetzt ein lautes Denken. Aber vielleicht kannst du dennoch irgendetwas daraus mitnehmen.

    Ich wünsche dir, dass du irgendetwas oder irgendjemanden neben deinem Freund findest, das/der dir Halt geben kann und gleichzeitig stabil und beständig ist. Am schönsten wäre natürlich, wenn du diesen Halt auf lange Sicht irgendwie in dir selbst finden könntest. :flower:

  • Mir geht es da genau wie dir. Ich kann auch machen und Tun was ich will und habe ihn in Gedanken dann trotzdem immer dabei und schiebe Angst.


    Ich hab gestern auch alles versucht mich abzulenken und ein bisschen lockerer zu werden. So wirklich gelungen ist mir das nicht. Ich spürte es gestern sehr deutlich dass er sich distanziert. So wenig Kontakt, dann noch ohne Smilies und ohne wirkliches Interesse an meinem Tag bin ich von ihm einfach nicht gewohnt. Wobei ich als ich nachgelesen habe gemerkt habe, dass das schon seit dem Wochenende so gewesen ist und er trotz wenigem Kontakt dennoch zu mir gekommen ist. Das selbe gilt für Montag. Vielleicht kann er gerade selbst nicht einfach so zur "Tagesordnung" übergehen? Immerhin waren wir getrennt ( das erste Mal wirklich) und sind dann wirklich wieder hoch eingestiegen aufgrund unser Situation. Das dürfte ihm ja auch so gegangen sein. Mein Kumpel meinte auch, dass er sich vielleicht jetzt doch auch schwer tut mit der Abtreibung, weil er weiß dass das Kind nur deswegen nicht kommt, weil er es nicht wollte. Ich könnte mir vorstellen, dass ihn das jetzt doch irgendwie belastet und ihn auch sein Gewissen mir gegenüber plagt.


    Ich habe mit einer Freundin telefoniert gestern, die unsere Geschichte vom ersten Tag an kennt und die meinte ich würde gerade total übertreiben, nur weil er mal ein paar Tage ein wenig zurückhaltender ist, müsse das ja mal noch keine Trennung bedeuten. Er ist ja generell eher ein introvertierter Typ, der gut mit sich alleine sein kann und vielleicht bräuchte er es gerade einfach in seine Höhle zu gehen und sich mit seinen Gedanken auseinanderzusetzen.

    Bei mir ist es halt gleich immer Drama irgendwas von der Norm abweicht, vor allem wenn es dann extrem ist. Und ich zerdenke einfach alles und das hundertmal...


    Ich meine, er hat Montag bei mir geschlafen, mit mir geschlafen, gekuschelt nach dem Wecker klingeln, wir haben uns noch ein paar Mal geküsst, bevor er zur Arbeit ist und dann auf einmal spüre ich, dass er den Kontakt zu mir nicht mehr so sucht. Gab nicht einen einzigen Kuss Smily die letzten Tage. Ich habe ihm gestern Abend noch eine "Gute Nacht" Nachricht geschickt und ihm einen guten Start in den Tag heute gewünscht, das hat er heute Nacht irgendwann gelesen, weil er vermutlich kurz wach gewesen ist. Aber keine Antwort bisher....


    Ich habe ihn sogar gefragt gestern, ob alles okay bei ihm wäre. Wie immer kam dann "Schon". Ich hab ihn gefragt ob er sicher wäre und er meinte ja wieso. Ich hab ihm dann geschrieben, das ich schon wieder "Bad Vibes" spüren würde und er meinte darauf "Oh je, hoffentlich nicht" und ein Lachsmily. Die Antwort stellt mich natürlich nicht zufrieden weil ich es jedes Mal gespürt habe, wenn was nicht stimmte und da hat er auch immer gesagt, es wäre nix...


    Da wird wohl morgen ein Gespräch fällig, falls er sich nicht vorher wieder trennt....

  • Lea, mir ist aufgefallen, dass du sehr genau darauf achtest, wie oft er sich meldet, wie viel er schreibt, was er schreibt, welche Smileys er benutzt, usw. Warum ist dir das so wichtig?


    Könntest du dich evtl. mit dem Gedanken anfreunden, nicht ständig mit ihm in Kontakt zu sein, wenn ihr euch gerade nicht seht? Ich kann mir gut vorstellen, dass das einen ordentlichen Batzen Druck von dir nehmen würde.


    Mein Freund und ich hatten vor meinem Umzug zu ihm 2 Jahre Wochenendbeziehung, haben aber nie rund um die Uhr miteinander geschrieben. Unser Kontakt beschränkte sich Montag bis Donnerstag auf 2-3 kurze WA. Einmal pro Woche haben wir im Normalfall telefoniert. Es gab aber auch hier und da mal ´nen Tag ohne Kontakt. Trotzdem habe ich nie an seinen Gefühlen gezweifelt. Mein Freund sagt über sich, dass er "kein Schreiberling ist". Er war noch nie in einem Forum registriert, hat kein FB-Profil und tut sich schwer, etwas schriftlich zu formulieren. Smileys benutzt er grundsätzlich nicht (was ich ihm anfangs irrtümlich als "schlecht gelaunt" ausgelegt hatte).


    Wenn du immer wieder aufs Handy schaust und noch keine Nachricht von ihm eingegangen ist, machst du es dir nur unnötig schwer. Das verunsichert dich und macht dir Angst. Wäre es nicht besser, wenn du dich in seiner Abwesenheit etwas mehr auf dein eigenes Leben konzentrierst und die gemeinsame Zeit dafür umso mehr genießt?

  • Oje, Lea, das ist einfach wieder euer Muster, schon voll im Gange! Gespräche wären ja sowieso fällig nach allem was bei euch los war, das finde ich also gut. Was ich nicht gut finde ist dass du auf seine Mikroreaktionen starrst wie ein Kaninchen auf die Schlange. Und die einzig wichtige Frage scheint schon wieder zu sein: Wird er sich trennen oder nicht und das täglich! Das kann doch jetzt einfach nicht wahr sein. Geh einfach mal davon aus dass ihr euch trennen werdet, vielleicht ermöglicht dir das zu den ganzen anderen Fragen und Themen über zu gehen, die eigentlich wichtiger sind. Dieses Verhalten ist deine Bindungangst, dein toxischer Anteil und du hast leider nicht geschrieben inwiefern du den angehst.


    Man kann sich übrigens auf Trennungen vorbereiten, ich habe hier in deinem Strang superviel Text dazu geschrieben, deswegen schreibe ich hier jetzt nicht noch mal was zu den ganzen Tools. Wenn du die Infos brauchst wirst du sie sicher finden. :)

  • Hey Lea!

    Ich habe mit einer Freundin telefoniert gestern, die unsere Geschichte vom ersten Tag an kennt und die meinte ich würde gerade total übertreiben, nur weil er mal ein paar Tage ein wenig zurückhaltender ist, müsse das ja mal noch keine Trennung bedeuten. Er ist ja generell eher ein introvertierter Typ, der gut mit sich alleine sein kann und vielleicht bräuchte er es gerade einfach in seine Höhle zu gehen und sich mit seinen Gedanken auseinanderzusetzen.

    Bei mir ist es halt gleich immer Drama irgendwas von der Norm abweicht, vor allem wenn es dann extrem ist. Und ich zerdenke einfach alles und das hundertmal...

    Also ich finde überhaupt nicht, dass du -wie deine Freundin sagt- übertreiben würdest. Und ich sehe die Sache auch anders als Reni, denn du kennst deinen Freund ja vom ersten halben Jahr ganz gut und weißt, wie er normalerweise schreibt. Deshalb denke ich, dass du deinem Bauchgefühl da ruhig trauen darfst. Ich finde, dass du die Situation ziemlich realistisch einschätzt: Vermutlich wird er überfordert sein mit allem, was war, möglicherweise auch wieder zweifeln. Er hat da, wie wir ja erkannt haben, seine Muster, geht eher in die Distanz, flüchtet,... das lässt sich meiner Meinung nach gar nicht mit dem stabilen, sicheren Beziehungstypen von dir, Reni, vergleichen.


    Und:

    Was ich nicht gut finde ist dass du auf seine Mikroreaktionen starrst wie ein Kaninchen auf die Schlange. Und die einzig wichtige Frage scheint schon wieder zu sein: Wird er sich trennen oder nicht und das täglich! Das kann doch jetzt einfach nicht wahr sein.

    Wieso "kann das nicht wahr sein"? Ich finde das sehr "normal" vor dem Hintergrund, dass Lea sehr starke Verlustängste hat. Natürlich ist die typische Dynamik in Gange, natürlich ist es sinnvoll, an seinen eigenen Baustellen zu arbeiten, aber wie hätte Lea es denn schaffen sollen, ihr Denken und Fühlen nun innerhalb von wenigen Tagen zu ändern? Das braucht doch viel, viel Zeit... Das Erstaunen verstehe ich an dieser Stelle nicht so ganz.

    Natürlich bleibt trotzdem die Frage, was du, Lea, nun in dieser akuten Angstsituation für dich tun könntest. Da bin ich aber ehrlich auch etwas überfragt... Gründe siehe oben. Gibt es denn eine Sache, die dir an und für sich gut tut, in die du dich vertiefen kannst? Einen Menschen, den du vielleicht besuchen kannst? Mir tut es manchmal gut, an einen Ort zu fahren, den ich nicht mit dem jeweiligen Mann verbinde, dort spazieren zu gehen, ein Buch mitzunehmen, vielleicht auch ein Tagebuch um Gefühle erstmal loszuwerden? Ich denke, das Ziel sollte nun nicht sein, gar nicht an ihn und die Angst zu denken, sondern die starken negativen Gefühle etwas abzumildern. Ich war vor eineinhalb Wochen alleine im Thermalbad. Die ganze Zeit habe ich gegrübelt, aber immerhin war ich draußen und habe mich nicht im Bett verkrümelt. Ein richtig guter Tag war es nicht, aber ich habe das Beste aus ihm gemacht.


    Ich habe ihn sogar gefragt gestern, ob alles okay bei ihm wäre. Wie immer kam dann "Schon". Ich hab ihn gefragt ob er sicher wäre und er meinte ja wieso. Ich hab ihm dann geschrieben, das ich schon wieder "Bad Vibes" spüren würde und er meinte darauf "Oh je, hoffentlich nicht" und ein Lachsmily. Die Antwort stellt mich natürlich nicht zufrieden weil ich es jedes Mal gespürt habe, wenn was nicht stimmte und da hat er auch immer gesagt, es wäre nix...


    Da wird wohl morgen ein Gespräch fällig, falls er sich nicht vorher wieder trennt....

    Hast du denn schon eine Idee, wie du das Gespräch gestalten möchtest? Willst du ihm deine Bedürfnisse mitteilen? Was möchtest du tun, wenn ihr nicht auf einen Nenner kommt?. Bei uns VAs besteht ja die Gefahr, dass wir uns dann weiter anpassen und unsere Emotionen zurückstellen, um den anderen nicht ganz zu verlieren, während bindungssichere Menschen sagen würden: "Okay, wir sind wohl leider nicht kompatibel, also bleibt nur die Trennung, auch wenn es weh tun wird." Was passiert, wenn du sagst: "Ich bräuchte dies und jenes, um mich wohl zu fühlen", er dir genau das aber nicht geben kann und will?

  • Das ist es halt. Er ist da ganz anders. Total kommunikativ und hat ja zu 99% immer anfangen mit dem Kontakt. Auch mit Smilies. Ich finde bei ihm gibt es irgendwie ein "Nähe- Barometer", wenn er distanziert ist, gibt es keine Smilies mehr. Und auch keine Küsse. So wie jetzt seit Tagen schon...

    Bei uns war das halt vollkommen normal das man ständig schreibt ( er schreibt auch mit anderen normal viel, hat oft das Handy in der Hand) ...

    Auf den ganzen Communities ist er sehr zurückhaltend, postet auf Facebook vielleicht einmal im Jahr was. Insta ähnlich. Aber mit seinen Freunden ist er über die Messenger immer irgendwie "online", mit mir normal auch...


    Mich nervt es selbst aber es fällt gerade enorm auf, dass er die Smilies weglässt und mich nicht mehr küsst und irgendwie "anders" ist...

  • @Philo,


    genau so ist es. Ich kenne ihn und ich spüre, dass gerade etwas ganz anders bei ihm ist. Und das er es vermeidet mir "Kuss Smilies" zu schicken. Normal fängt er auch ein Gespräch damit an. Heute nicht. Ich weiß nicht was das ist, aber ich weiß dass was nicht stimmt.


    Ich kann da auch gerade echt weder mein Denken noch mein Fühlen irgendwie ändern. Ich schreibe viel Tagebuch, ich lese. Spazieren bin ich mehrmals am Tag wegen meinem Hund und ich gehe heute wieder in Stall. Fürs Wochenende bin ich mit einer Freundin verabredet.


    Gerade ist es halt eine Qual für mich, weil das wieder so direkt kommt. Am Montag und Dienstag noch die "Welt in Ordnung" und kaum ist er weg, merke ich dass er sich distanziert. Verstehe ich einfach nicht. Und das blöde ist, das man so was auch nicht direkt mit ihm klären kann, weil ja dann immer "Nichts ist".

    Ich hab ja letzte Woche schon zu ihm gesagt, dass ich nochmal das Gespräch mit ihm suchen werde, wenn der Kopf wieder freier ist ( da stand ja noch der Abbruch an einen Tag später), weil ich seine Ängste von denen er sprach bezüglich uns wissen möchte.


    Ich weiß ehrlich nicht, was ich dann machen soll. Ich denke er wird mir schon zuhören und ich werde ihn in jedem Fall bitten, das er mir das doch bitte ehrlich kommuniziert wenn er ein bisschen Zeit für sich braucht, anstatt das ich es dann so spüre und dann Amok laufe. Mir wäre das lieber ich wüsste, was gerade Phase ist, dann kann ich uns beiden den Raum geben ohne mir dauernd Gedanken zu machen, ob das jetzt ein Rückzug ist oder nur Einbildung.


    Das ist für mich auch echt das erste Mal, dass er so derart distanziert ist in der Kommunikation. Das war sonst nur da so wo wir wirklich getrennt waren. Aber auch jetzt, er hat am Sonntag Abend als Erstes wieder den Kuss geschickt. Seitdem kriege ich keinen mehr zurück. Ganz komisch. Ich kann das schlecht erklären, vielleicht ist es gerade auch einfach schwierig für "Small- Talk" nach allem was gewesen ist...

  • Es zeichnet sich immer mehr ab, dass vermeidende, flüchtende Verhaltensweisen genauso zu ihm gehören, wie auch die guten Seiten. Deshalb liegt es, genau wie schon vor dem ganzen Drama vor 4 Wochen, an Dir, Dich auf Dich zu fokussieren und an Deinen Themen zu arbeiten. Ganz akut einen Umgang mit Deinen Ängsten finden. Das Schwierige in dieser Situation ist, dass sich die VA aufteilt in berechtigte, mit ihm in Verbindung stehende (durch sein unsicher gebundes Verhalten) und in Deiner Vergangenheit entstandene Angst, die nichts mit ihm zu tun hat.

  • Deine Verlustangst ist natürlich jetzt hardcore getriggert.

    Klar, dass du, nach allem was war, sehr heftig auf jede Kleinigkeit reagierst.


    Dein Bindungssystem ist jetzt aktiv und da kannst du auch nicht so viel gegen machen.


    Aber denk mal das worst case zu Ende.


    Möglicherweise ist er gerade wieder auf dem Weg ins off. Ja, das wäre schmerzhaft für dich, keine Frage.

    Das wäre heftig, besonders nach allem was war.

    Aber(!) Diese ganze Achterbahnfahrt, diese ganzen quälenden Gedanken und Fixierungen hätten ein Ende

    Und du würdest es überleben

    Du hast es immer überlebt und es wurde für dich sogar besser danach und das wird es wieder, hab da vertrauen in dich.

    Nimm dem worst case seinen Schrecken