Hallo zusammen,
ich brauch dringend Rat.
Es geht um einen Mann, bei dem ich jetzt erst begriffen habe, dass er unter Beziehungsangst leidet.
Wir kennen uns schon seit Jahren. Wir hatten ein sehr enges (platonisches) Verhältnis. Wir haben alles zusammen gemacht über Jahre hinweg. Es gab kaum einen Tag, an dem wir uns nicht gesehen haben. Wir haben uns blind verstanden. Wir hatten beide Interesse aneinander. Nur hat sich keiner von uns getraut, den ersten Schritt zu machen. Je länger wir gewartet haben, desto schwieriger wurde es. Irgendwann hat es sich ergeben, dass wir zu einer WG zusammengezogen sind (ich muss zugeben, dass ich mich ihm dabei etwas aufgezwungen habe). Die WG hat gut funktioniert.
Dann habe ich endlich meinen ganzen Mut zusammengenommen und ihm gesagt, was ich für ihn empfinde. Seither ist nichts mehr, wie es mal war. Es gibt kein „wir“ mehr. Wir leben nur noch nebeneinanderher und machen immer weniger gemeinsam. Er gibt mir das Gefühl, ihm völlig gleichgültig geworden zu sein. Er weigert sich, mit mir zu reden. Je mehr ich ihn darum bitte, wieder etwas gemeinsam zu machen, desto mehr weicht er mir aus. Wenn ich dann aber tatsächlich darüber nachdenke auszuzuziehen, reagiert er eingeschnappt. Er scheint wohl doch nicht zu wollen, dass ich ausziehe. Wenn ich ihm sage, es würde nur ein Wort von ihm genügen, dass ich bleibe, schweigt er.
So geht es nun schon eine ganze Weile. Wir scheinen nicht miteinander, aber auch nicht ohneeinander zu können.
Ich bin mir inzwischen sicher, dass es sich bei ihm um eine Bindungsangst handelt. Er ist sich dieser aber nicht bewusst. Ich möchte ihn darauf ansprechen, weiß aber nicht wie. Ich kann seine Reaktionen inzwischen gar nicht mehr einschätzen und habe Angst, dass danach alles endgültig auseinander geht.
Meine Fragen v.a. an die Betroffenen:
Wie wurdet ihr mit dem Thema Bindungsangst konfrontiert? Habt ihr es selbst erkannt oder wurdet ihr darauf hingewiesen? Wie hat es sich in dem Moment für euch angefühlt? Was hat euch geholfen, es zu akzeptieren? Kann ich etwas tun, das ihm die Konfrontation mit dem Thema etwas erleichtert?
Ich glaube nicht, dass er die Angst tatsächlich spürt, sondern eher der Typ ist, der dann nichts mehr fühlt. Ein offenes Gespräch ist unmöglich. Er blockt alles ab, was auch nur ansatzweise unangenehm werden könnte.
Unabhängig, was aus uns beiden wird, würde ich ihm aber sehr gerne helfen, da ich ja sehe, wie sehr er sich eine Beziehung wünscht.
Was sind eure Erfahrungen?