Selbstregulation - Innere Ruhe finden trotz BA

  • Hallo zusammen,


    seit mehreren Jahren beschäftige ich mich schon mit Meditation, habe auch verschiedene Kurse besucht, Bücher dazu gelesen, etc. Leider wohne ich eher ländlich bzw in einer Kleinstadt, so dass es nur wenige Angebote in der Nähe gibt, um gemeinsam zu meditieren. Ich müsste über eine halbe Stunde fahren. Das gemeinsam zu praktizieren hilft mir aber, meinen inneren Schweinehund zu überwinden.


    Wenn mich die BA/VA aber überwältigt, also mein ängstliches Inneres Kind die Vorherrschaft übernimmt, fällt es mir aber seit einiger Zeit sehr schwer mich selbst zu regulieren.


    Seit etwa einem Jahr befasse ich mich auch mit anderen Techniken zur Selbstregulation, auch weil bei einer PTBS Meditation oft nicht ausreichend funktioniert.


    Ich habe Dinge wie EFT (Klopftechnik) oder auch Übungen aus der Körpertherapie ausprobiert.


    Ich fände es super spannend, wenn wir uns hier speziell zum Thema Selbstregulation austauschen könnten. Was nutzt ihr für Techniken, wenn das Gedankenkarussell auf Höchstgeschwindigkeit steht und sich alles schwer und unüberwindbar anfühlt?


    Ich mache mal den Anfang mit der Klopftechnik: Diese hilft mir teilweise durchaus. Es gibt verschiedene Schulen (EFT, PEP, etc.), die sich aber nicht grundlegend unterscheiden.


    Man klopft auf verschiedene Akupressurpunkte auf dem eigenen Körper und geht dabei mit seinen Gefühlen in Kontakt. Meist muss ich mehrere Sequenzen, also Klopffolgen klopfen, um einen Effekt zu spüren. Im Idealfall reduziert sich das Anspannungslevel ganz allmählich.


    Bei YouTube gibt es verschiedene auch deutschsprachige Videos zum Thema. Es gibt auch bereits Studien, die die Wirksamkeit der Technik belegen. Die Qualität der Studien ist aber extrem heterogen.


    Habt ihr schon Erfahrung damit? Was nutzt ihr, um überwältigende Gedanken und Gefühle ein Stück weit zu regulieren?


    Viele Grüße


    Mylo

  • Hallo Mylo,


    trotz meiner langen Historie hier, ordne ich mich nicht selbst in VA/ BA ein. Ggf. etwas VA, durch den geschrumpften, unzufriedenen Selbstwert der letzten Jahre. Ich komme eher aus der Ecke der grundlegenden Helfer/ Empathen. Aufgeben ist nie eine Option, und daher bin ich in vielen Dingen verbissener. Aber wenn mich mal ein Kopfkino überkommt, gehöre ich eher zur Generation PC an, daddeln, oder noch geiler, ins Home-Gym gehen. Ich kenne so Panikattacken etc., oder wie Du es nennst, überwältigende Gedanken & Gefühle, nicht so extrem. Aber Sport ist generell eine gute Lösung, um abzuschalten. Hast keinen kleinen Keller oder Dachboden o.ä.?


    zweifli

  • Hallo Zweifli,


    danke für Deine Nachricht. Sport mache ich schon relativ regelmäßig. Das ist immer hilfreich.


    Mit Zocken hab ich eher schlechte Erfahrung gemacht beim Thema Selbstregulation. Bei mir führt das eher zu einer Verdrängung der Gefühle, aber genau das soll es ja bei Selbstregulation eigentlich nicht sein.


    Viele Grüße


    Mylo

  • Hallo Mylo,


    mit EFT habe ich auch Erfahrungen gemacht, aber ich 'vergesse' oft, dass es diese Methode gibt, wenn ich mitten im Trigger stecke. Bis jetzt habe ich EFT meistens bei Traurigkeit angewandt, wenn ich so zurücküberlege. Im ungeschützten Raum hab ich das noch nie gemacht und da kommt es mir für mich persönlich unpassend vor, meistens lag ich dabei im Bett und war tief verzweifelt, was sich durch EFT öfters in Traurigkeit gewandelt hat und sich dann auch recht schnell aufgelöst hat. Ich klopfe dabei immer auf die gleiche Stelle am Brustkorb (keine unterschiedlichen Punkte, dazu wäre ich nicht mehr fähig, wenn es mir schlecht geht).

    Wenn ich komplett aufgelöst bin und gar nichts mehr fühle bzw. überhaupt nicht mehr benennen kann, was ich gerade fühle, hilft mir EFT auch, wenn ich dabei auf die Oberseite meiner Hand klopfe.

    Es gibt aber viele Situationen, wo das EFT für mich irgendwie nicht passt, z. B. wenn ich draußen bin oder wenn ich einfach so ungeschützt im Raum bin. Irgendwie kann ich mich dort nicht drauf einlassen.


    Mir hilft noch, wenn ich mich erst einmal komplett zurückziehe und alleine bin (was bei Problemen mit Männern aber schwierig wird, weil ich es dann kaum ertrage, aus dem Kontakt zu gehen). Bei anderen zwischenmenschlichen Problemen ist das bei mir aber hilfreich. Wenn ich mich beruhigt habe und nicht mehr getriggert bin, kann es auch hilfreich sein, nochmal in den Kontakt zu gehen und die eigenen Bedürfnisse anzusprechen. Wenn man z. B. sehr wütend ist, ist es hilfreich, die eigenen Grenzen aufzuzeigen, das geht manchmal auch noch nachträglich. Das ist manchmal wirklich Selbstschutz, wenn man sich zurückzieht.


    Was mir auch schon geholfen hat, ist mit jemandem Unbeteiligten über den Auslöser zu sprechen, aber das kommt mir leicht missbräuchlich vor, weil ich die Personen dann als seelische Mülleimer missbraucht hatte.


    Was mir noch hilft, ist abzuwarten. Ich war mal unterwegs so dermaßen getriggert worden, wollte den Ort aber nicht verlassen, weil ich sehr viel Eintritt bezahlt hatte und zog mich dort dann komplett zurück und nach 2 - 3 Stunden ging es wieder halbwegs, d. h. irgendwie hatte ich mich dann von selbst ohne Zutun reguliert. Vermutlich regelt das Gehirn das selbst über Botenstoffe. In der Zeit zog ich mich zwar innerlich zurück, aber hab es nicht ausagiert mit Weinen usw., sondern versucht, mich zu entspannen, zu lesen usw. und hab mir nach außen wenig anmerken lassen (jedoch mit niemandem gesprochen). Zu Hause würde das bei mir nicht funktionieren, weil ich es kaum aushalte, nichts zu tun, wenn ich getriggert bin. "Nach draußen gehen" um aus dem eigenen Kopf rauszukommen. Das mache ich aber in solchen Momenten selten, weil ich mich eher gelähmt fühle.


    Sport hilft bei mir auch sehr gut.


    Ablenken mit Fernsehen, Lesen usw. geht bei mir, wenn es nur quälende Gedanken sind, wenn ich getriggert wurde, funktioniert die Form der Ablenkung bei mir nicht mehr.


    Rückblickend würde ich sagen, dass mir Neurofeedback sehr dabei geholfen hat, mich selbst zu regulieren. Das mache ich schon länger nicht mehr, aber ich bin der Meinung, dass sich damals doch einiges zum Besseren verändert hatte dadurch, weil mein gesamtes Anspannungslevel dadurch runtergegangen ist und ich jetzt viel früher merke, wenn ich gestresst bin.

  • Zettel und Stift in die Hand und schreib dir die Seele aus dem Leib. Alles was hochkommt einfach aufschreiben,. Gefühle zulassen und schreiben .... Einfach schreiben. So verarbeitet das Gehirn am besten.


    Da ich eher auf der VA Seite bin hilft mir in akuten Momenten mir ein Kinderbild von mir zu nehmen und mich selbst als Mama zu sehen und das Kind zu mir zu nehmen und mir zu zeigen, dass ich selbst ein sicherer Ort bin. Das ich Urvertrauen in mich haben kann. Das ich mich sehe und wahrnehmen als strahlender, wertvoller Sonnenschein.


    Auf der BA Seite kommt mir die Idee erstmal ertappen was da gerade wieder für ein Film losgeht, aussteigen gedanklich und die Situation aus der Beobachterposition analysieren. Zettel und Stift und schreiben. Man darf seine Bedürfnisse äußern. Du bist erwachsen und kein kleines Kind mehr das von Mama oder Papa erdrückt wird. Heute darfst du frei entscheiden und mitbestimmen. Eigenverantwortung. Kommunizieren und im Idealfall merken, dass das auch für das Gegenüber völlig in Ordnung ist.


    Ansonsten gibt es auf YouTube eine Übung die ich super finde. Einfach "Kugelübung" eingeben.

  • Lies dir dann das geschrieben selbst nochmal vor aber mit einer Micky Maus Stimme oder einfach ner super albernen Stimme. Oder lasse im Hintergrund während du das liest Zirkusmusik laufen. Probiert das Mal aus ! Das ist echt heftig. Mir persönlich hat das sehr geholfen:)

  • Mir hilft bei kaum zu regulierenden Emotionen am besten die Natur. Alleine ab in den Wald.

    Bewusst die frische Luft einatmen, Atmentechniken, den Wind bewusst spüren, sich selber bewusst in dieser Situation wahrnehmen und Teil des Ganzen werden.


    Was mir ebenfalls sehr gut tut ist ASMR.

  • Kann mich da Foxie nur anschließen, in die Natur gehen, mit dem Rad oder zu Fuß. Das hilft mir am meisten mich und meine Probleme wieder etwas zu relativieren, und mich zu spüren.

    Meditation habe ich aber auch noch vor auszuprobieren.