Eigenes Leben aufbauen - Sehnsucht nach Beziehung zurückstellen?

  • Seitdem ich zu Beginn meiner Beziehungen immer die Bindungsänstliche war und bei 'zu viel' emotionaler Nähe schnell Ängste bekam und auch schon aus Beziehungen flüchtete, hat es sich ja seit dem Ende meiner letzten Beziehung bzw. auch schon in der Beziehung dazu geändert, dass ich erstmals in dieser Beziehung den Wunsch hatte bzw. das Gefühl und die Sehnsucht danach spürte, mit einem Menschen eine Familie zu gründen und für immer zusammen zu sein (den Wunsch kannte ich vorher gar nicht). Ob ich diesen Wunsch nur deshalb entwickelt habe, weil da der Mann noch bindungsängstlicher war als ich, weiß ich nicht, nur ist es so, dass ich seitdem dieses Gefühl in mir kenne und es sich nun wie eine Sucht anfühlt. Die Beziehung ist mittlerweile beendet, weil es nicht funktionierte. Ich möchte seitdem unbedingt jemanden kennenlernen, mit dem es sich wieder so schön und vertraut anfühlt, mit dem ich an einem Ort, vielleicht auch in einer gemeinsamen Wohnung lebe, ich will einfach eine 'normale' Partnerschaft und habe auch eine große Sehnsucht nach gemeinsamen Kindern.


    Nun hab ich ja nach dem Ende der Beziehung (die zwei Jahre lief und danach im Fernmodus nochmal 2,5 Jahre on-off ohne Treffen nur über gelegentliche Mails) nach dann nochmal zirka einem halben Jahr Pause einen Mann kennengelernt, mit dem ich nur körperliche Nähe hatte, eine Beziehung kam von vornherein für beide nicht in Frage. Aber seitdem spüre ich noch mehr, dass ich mir eigentlich eine Beziehung wünsche, ich kam ja von diesem Mann gar nicht mehr los, habe auf ihn meine Beziehungswünsche projiziert und als er mir nach 3 Monaten eröffnete, dass er einen einjährigen Sohn mit einer Frau habe, mit der er angeblich nie zusammengewesen sei, konnte ich die Sache auch emotional deshalb nicht mehr weitermachen, weil es mich zu sehr geschmerzt hat, mit meinem eigenen Kinderwunsch konfrontiert zu werden.


    Ich denke, die Männer werden generell merken, dass ich mittlerweile sehr sehnsüchtig nach Kontakt bin und vermutlich klammere ich auch deswegen zu schnell, weil ich mir momentan im Leben wirklich fast nur noch das wünsche: Eine Familie und Kinder. Mein restliches Leben liebt praktisch in Trümmern, wobei da auch sehr viel eingestürzt wurde, was auf falschen Grundlagen aufgebaut wurde, z. B. war ich im Beruf fast nur fokussiert darauf gewesen, mir zu beweisen, was ich kann, es ging bei mir sehr viel um Leistung, weiterkommen usw. Bis auch dieses falsche Bild zusammengebrochen ist bzw. ich keine Kraft mehr hatte, das aufrecht zu erhalten. Die identitätsbildende Stütze "Beruf" ist bei mir weggefallen. Bislang habe ich es immer noch nicht geschafft, mir dahingehend was Neues aufzubauen. Etwas, wo ich nicht wieder eine Getriebene der äußeren Erwartungen (besser, erfolgreicher, Leistung usw.) bin. Früher hatte ich mich eigentlich hauptsächlich um meinen Beruf herum 'aufgestellt': Den Wohnort danach gewählt, und irgendwie so als Identität den Beruf gehabt und darum herum Dinge wie Hobbies angesiedelt. Ich fühlte mich noch nie so auf NICHTS zurückgeworfen. Seit mehreren Jahren fehlt mir diese Berufsidentität, ich habe sehr viel an mir gearbeitet, im Inneren wächst vielleicht seit einem Jahr etwas Neues, zumindest hab ich wieder ein kleines bisschen Hoffnung, nachdem ich mehrere Jahre in schweren Depressionen versunken war. Aber trotzdem habe ich nach außen nichts Vorzeigbares und diese Sehnsucht sitzt in mir, was mich bedürftig werden lässt.


    Die letzten zwei Jahre kreisten bei mir meistens darum, dass ich nur jemanden kennenlernen müsste und dann könnte ich mein Leben darum herum wieder aufbauen: Neuer Wohnort, gemeinsame Familie und nebenher etwas arbeiten, was ein bisschen Geld reinbringt und Selbstwert, aber eher nebenbei und die Familie als Hauptfokus. Offenbar funktioniert das so aber nicht, weil ich noch zu viel Leere in mir habe. Wenn ich nun noch ein paar Jahre 'warte', bis ich jemanden kennenlerne und das vielleicht nicht funktioniert, werde ich immer unglücklicher.


    Ich frage mich, ob ich stattdessen so tun sollte, als würde ich das Thema "Beziehung" und "eigene Familie" abhaken und mich stattdessen auf anderes konzentrieren? Zum Beispiel könnte ich eine Umschulung beginnen oder umziehen und mir ein neues Leben aufbauen. Aber ich hätte das Gefühl, dass ich mich dann meinem Wunsch, eine Partnerschaft und Familie zu haben, ja erst Recht abwende, denn vom Gefühl her wünsche ich mir die als Anker in meinem Leben. So wie andere Menschen auch eine Familie haben und dann eben ihren Beruf und alles andere drum herum gruppieren, aber die Familie ist als Stabilität da. So viele Leute sagen einem, man soll sich nicht so darauf versteifen bzw. das zu so einem wichtigen Thema machen,a ber ich glaube, es ist einfach ein wichtiges Thema, weil es was natürliches ist, dass man eine Familie gründet und zusammen lebt. Irgendwo wirkt es aber doch wieder falsch, dass ich mir meine Stabilität dadurch 'erkaufen' will, auf der anderen Seite ist es aber so, dass sicherlich ganz viele Menschen psychisch schwer einbrechen würden, wenn sie von einem Tag auf den anderen ihre eigene Familie nicht mehr hätten. Somit ist es vermutlich auch legitim, dass ich mir das auch wünsche. Vielleicht kann man auch ohne PArtnerschaft, eigene Familie stabil sein und ein erfülltes Leben führen, aber wenn das doch ein großer Wunsch von einem ist, wäre es doch Quälerei, wenn man sich permanent einredet, dass man das nicht brauchen würde, oder?

    Gibt es irgendeinen Mittelweg, wie man beides erreichen kann? Ich kann den Wunsch danach nicht verleugnen und ich halte ihn sogar zu einem gesunden Leben für dazugehörig (ich glaube, ich war lange so krank, dass ich den Wunsch gar nicht entwickeln konnte), aber wie kann ich es schaffen, mich nicht nur auf diesen Wunsch zu konzentrieren? Wenn ich mir nun etwas aufbaue, das eine Partnerschaft und Familie eher ausschließt (z. B. bei einem mehrjährigen Studium), habe ich Angst, dass ich mir dadurch dann meinen Wunsch erst Recht verbaue bzw. mich davon abwende. So als könnte ich mich nur entweder für das eine oder für das andere entscheiden. Wie geht das beides? Dazu bin ich auch nicht mehr die Jüngste, das heißt, die Zeit läuft auch gegen mich.

    Ich kann momentan einfach nicht sagen: "Okay, das mit der Familie funktioniert offenbar nicht, also konzentriere ich mich halt voll auf den Beruf." Das wäre einfach eine Lüge und ein Ablenkungsmanöver. Hat jemand Gedanken dazu, wie man vom Gefühl her offen für beides sein kann bzw. wie man beides parallel begrüßen kann? Ich denke ich muss definitiv weg von diesem "ich brauche nur den passenden Mann treffen, dann wird sich das alles fügen", denn damit setze ich mich und auch einen möglichen Mann unter Druck. Es wäre schon großes Glück, wenn das funktionieren würde. Besser wäre es, wenn ich irgendwie gelassener wäre, aber das fällt mir schwer, weil ich momentan den Zeitdruck im Nacken sitzen habe und tatsächlich sehr unzufrieden mit meinem Leben bin und mich einfach sehr leer und einsam fühle. Ich komme einfach nicht weiter und fühle mich seit mehreren Jahren (seit dem Wegfall der Arbeit) komplett blockiert. Letzte Woche war ich bei einer Heilpraktikerin, wo aber dieses Thema "Schockstarre/Blockade" nicht so sehr Thema war. Zwar fühle ich mich doch entlastet und etwas freier, aber immer noch sehnsüchtig. Ich würde gerne loslaufen, anfangen zu leben, Kontakte zu Menschen haben, aber ich weiß nicht wo und wie. :| ;( Und wenn ich dann mal jemanden kennenlerne, sauge ich das Leben geradezu in mich ein, schlage über die Stränge usw. Ich habe so eine verdammte Sehnsucht, zu leben.

  • Hi Lebenleben,


    du bist da ziemlich in einer "wenn..., dann..." - Schleife gefangen, so scheint es mir.

    Ich habe nicht ganz verstanden, wieso das eine das andere ausschließen soll?


    Zudem sind es alles Dinge, die sich Schritt für Schritt entwickeln.

    Wenn du gerade keinen Mann am Start hast, dann steht die Familiengründung noch nicht an.

    Also warum nicht mit dem Studium starten? Dafür kannst du dann umziehen oder eben nicht.

    Selbst wenn du einen Mann hättest und Kinder willst, geht das. Ich lebe in einer Beziehung, wohnen zusammen, arbeite Vollzeit und habe jetzt hobbymäßig ein Studium angefangen. Kinder schließe ich nicht aus, aber denke, wenn es soweit kommen sollte, dann mache ich eben ein, zwei, drei Urlaubssemester etc.

    Ich kenne diese Situationen auch, man denkt ganz viel wie was sein könnte und ist aber dann auch in der Gegenwart paralysiert.

    Das dinftist, solange du nichts anfängst, wird auch nichts entstehen.

    Hört sich leichter an als gesagt, aber trifft hier wieder gut zu: einfach mal machen.

    Starte mit irgendwas, was dich so beschäftigt.

    Studium oder neues Hobby für Freunde finden... irgendwas, solange du dich bewegst.

    Was zuerst ist egal.

  • Hallo Bambi,


    ja, ich fühle mich insgesamt sehr gefangen und blockiert und komme einfach nicht weiter. Es könnte sich in alle Richtungen etwas Schritt für Schritt entwickeln, aber es passiert einfach gar nichts und ich kann mich nicht zu Entscheidungen durchringen, was ich beruflich tun will, weil für mich das Thema Beruf so marginal geworden ist, seitdem ich das erste Mal gespürt habe, wie sehr ich mir eine eigene Familie,, eigene Kinder und eine Partnerschaft wünsche. Dieser Wunsch wird seitdem immer größer und drängt alles andere in den Hintergrund.


    Ich habe momentan das Gefühl, dass ich nicht mehr weiterleben könnte, wenn ich niemanden Passenden finde. Früher war ich überhaupt nicht so, ich hatte nie nach Männern oder Partnern gesucht, es hatte sich irgendwie von selbst ergeben. Aber damals lag mir auch nicht wirklich etwas an einer eigenen Familie, ich kannte auch nie das Gefühl nach partnerschaftlicher Sehnsucht. Mein einziger Antrieb war eigentlich meine Neugierde auf das Leben, die sexuelle Anziehung und gemeinsame Interessen und Hobbies, aber damals wusste ich überhaupt nicht wie (schön) es sich anfühlt, mit jemandem zusammen ein Paar zu sein.


    Seitdem ich mit meinem Ex-Partner dieses Gefühl zum ersten Mal erlebt habe (ich hatte ja davor auch schon zwei Beziehungen, da hatte ich das Gefühl nie gespürt), sehe ich nur noch diesen Wunsch, dass ich dort wieder hin möchte. Da die biologische Uhr leider schon sehr laut tickt, könnte es in drei Jahren möglicherweise schon zu spät sein. Wenn ich also jetzt ein weiteres Studium anfange, bin ich damit möglicherweise so beschäftigt, dass ich niemanden kennenlerne und das mit einem Kind nichts mehr wird, mit einer Partnerschaft könnte es natürlich trotzdem was werden. Leider war der Kinderwunsch wahrscheinlich bei mir aufgrund emotionaler Traumatisierung fast 20 Jahre vergraben und nicht abrufbar und nun drängt er an die Oberfläche und führt mich zur Verzweiflung. :cry: :cry:


    Ich bekomme es nicht hin, irgendetwas anzufangen und stecke seit mehreren Jahren wie in einer Schockstarre fest. Mir kommt es auch vor, als hätte mit der Trennung durch meinen vorvorigen Ex-Partner und durch die Trennung von meinem Ex-Partner irgendjemand einen Teil von mir ausgerissen und als könnte ich ohne Beziehung überhaupt nicht mehr glücklich sein, weil ich erlebt habe, wie viel schöner ein gemeinsames Leben ist als diese einsame-Wolf-Nummer. :cry: Wie gesagt hatte ich das vorher nicht, da war ich immer total unabhängig, auch erfolgreich im Beruf, sehr selbstständig und habe eigentlich immer alles hinbekommen was ich wollte und war auch zielstrebig.

    Manchmal denke ich, es wäre am besten gewesen, wenn ich nie erfahren hätte, wie schön sich Partnerschaft und Liebe anfühlt, denn dann wäre ich weiter auf meinem Leistungstrip und hätte wahrscheinlich weiter funktioniert und Beziehungen wären nicht mit so einer tiefen emotionalen Beteiligung verbunden.

    Mir gibt diese Beschäftigung mit mir selbst, die Freiheit, die kulturellen Veranstaltungen, der Wissens-Input, all das, was ich vorher als sehr erfüllend erlebt habe, einfach so gut wie nichts mehr, weil ich nun gespürt habe, wie viel erfüllender und schöner Zweisamkeit ist. Nicht, dass das andere nicht auch schön wäre, aber Kontakte mit einem Partner oder Menschen generell haben für mich eine komplett andere Qualität. Ich kann mir momentan auch nicht vorstellen, dass diese Sehnsucht nach Menschen durch Freundschaften aufgefangen wird, mit denen es seit Corona leider bei mir auch bergab geht, weil ich bei zwei bedeutsamen Menschen gemerkt habe, dass die Differenzen einfach zu groß sind und ich da keinen Kontakt mehr habe. Auch hab ich mich insgesamt stark zurückgezogen, vermutlich aus Angst vor Verletzungen.

    Der Wunsch nach einer Beziehung, jemandem, mit dem man sich austauschen kann, wo man sich gegenseitig aufeinander verlassen kann und zusammenhält, ist einfach unglaublich groß geworden bei mir. Wirklich so groß, dass mir alles andere total nichtig vorkommt. Ich weiß einfach nicht, wie ich es schaffen soll, mich auf etwas anderes zu konzentrieren und mir etwas neben einer Partnerschaft aufzubauen. Ich weiß nicht, wie ich damit anfangen soll, weil meine Sehnsucht alles andere überdeckt und dazu noch dieses Gefühl des Schocks da ist. Wie gesagt, wenn ich eine Richtung im Leben habe und ein Ziel bin ich eigentlich hoch-leistungsfähig, sehr zielstrebig und habe auch viel Durchhaltevermögen, aber das sehe ich alles momentan nicht. Ich sehe nur, dass ich mich nach einem Menschen sehne und habe unfassbare Angst, diesen Menschen wieder zu verlieren. Ich glaube, die letzten drei Männer in meinem Leben haben unbeschreiblich viel in mir zerstört. In allen drei Fällen sind sie aus meinem Leben verschwunden und ich glaube, der Schock sitzt immer noch tief, obwohl die erste Begegnung schon vor 10 Jahren war. Es scheint mir, als hätte ich das immer noch nicht alles verarbeitet. Letztens habe ich auch wieder von dem einen Ex-Partner geträumt. Vor allem von einem Ex-Partner mit dem ich schon vor fast 20 Jahren zusammen war, habe ich immer noch Alpträume in der Form, dass ich mich nicht mehr von ihm lösen kann. Diesen Mann (meinen ersten Partner) habe ich nicht geliebt, war aber 6 Jahre mit ihm zusammen. Nach der Trennung habe ich keine einzige Träne vergossen und war froh, von ihm wieder frei zu sein. Aber die zwei Partnerschaften danach, da hänge ich wohl immer noch tief im Schock drin und hab das immer noch nicht verarbeitet. Und auch jetzt die Affäre mit dem einen Mann, mit dem ich gerade mal 4 Monate etwas hatte, die wird mich vermutlich noch sehr lange beschäftigen, weil ich auch zu ihm eine so tiefe Verbundenheit gespürt habe und mich immer noch so danach sehne.