Helfen Medikamente?

  • Für mich als ziemlichen BAler hat Ano das Empfinden der Angst genau richtig beschrieben, nämlich nicht als klassische "Angst".

    ich dachte halt dass es ja trotzdem angst ist, auch wenn man es mit anderen Gefühlen überlagert, und es daher helfen könnte…

    aber was ich hier so lese sieht eher nach „bei BA haut der Partner eher noch schneller ab“ aus🤔

  • Meistens fühlt es sich nicht nach Angst an.

    Eigentlich erinnere ich mich in meiner Zeitvor der Therapie an gar keine Angst. Eher Abwehr, Langeweile und Co. Die anderen haben´s gut beschrieben.

    Wenn du es "ekelig" findest, wenn dir eine Person zu nahe kommt, würdest du dann Medikamente nehmen, damit die Person dich anfassen kann und du still hältst?


    Die Frage klingt etwas extrem, aber das ist ja im Grunde einer DER Knackpunkte.

    Das Unterbewusstsein möchte gerne in seinem gewohnten Habitat bleiben. Das ist nicht einmal etwas, das "abnormal" wäre. Ich halte das für total normal.

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  • natürlich würde dann niemand dafür Medikamente nehmen , die Frage/Überlegung zielt doch darauf ab, dass jemand nicht möchte dass dieser Zustand überhaupt erst eintritt, man also vorher so Medikamente nehmen würde…

    es könnte ja auch sein dass man wegen anderen Ängsten Medis bekommt, die Überlegung war nur WIE WÜRDE SICH DAS AUF DIE BA AUSWIRKEN …nicht „ey du fängst an mich langweilig zu finden, willste dagegen nicht mal was nehmen😅

  • Wie bereits erwähnt: I don´t think so.


    Bindungsangst ist wirklich ein Spezialfall, der zudem auch noch höchst komplex ist.


    In meinen ganz ganz heftigen Zeiten, während ich noch in Therapie war, hat meine Thera mir nahegelegt mir für die schlimmen Panik-Phasen Medikamente verschreiben zu lassen. Ich habe mich damals ganz bewusst dagegen entschieden. DAS war aber eine rein individuelle Entscheidung für mich. Ich wollte unbedingt so nah an die volle Wucht meiner Ängste herankommen, wie es nur möglich war. Ich wollte meine Ängste nicht abschwächen, auch wenn das bedeutete, dass ich in Paniksituationen wirklich dachte, es würde mich umlegen.

    Meine Ängste gingen zu Teilen soweit, dass ich ´ne Woche ohne Bewusstsein im Krankenhaus lag. Das war quasi das Maximum. Aber auch da wollte ich nichts einnehmen, was die Angst "unterdrückt". Meine Angst vor der Angst war riesig. Ich hatte und habe oft mehr Schiss vor der Panik selber, als vor der eigentlichen Ursache. Also war mein Weg immer die pure Konfrontation. Das würde ich aber weder jemandem empfehlen, noch abraten. Das muss jeder für sich selber entscheiden.


    Was für mich eine entscheidende Komponente war, war die Therapie itself.

    Zu Beginn der Therapie hatte ich schweres Astma, Schweißanfälle, Ohnmachtsanfälle, extreme Bauchkrämpfe (die machten mich bewusstlos), Dauerperiode, Rheuma, Depressionen...die Liste geht jetzt noch so weiter.

    Kein Facharzt kam auf die idee, dass die Hauptursache die Psyche war. Ich selber nicht. Erst als nach und nach alle Beschwerden nachließen, oder sogar ganz verschwanden, machte das für mich Sinn.


    Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus möchte ich daher wirklich dringend raten, sich einer Therapie anzunehmen und Medikamente begleitend einzusetzen.

    Und selbst das nur nach Rücksprache mit der Thera und einem Arzt.

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  • Schließe mich meinen Vorrednern an.

    Ergänze nur als Beispiel meinen Exfreund mit starker BA. Die Einnahme von Escitaloprame hat nichts an Verbesserung bringen können.

    Selbst in den wenigen Therapiestunden, die er wahr nehmen konnte, überkam ihn die Angst so sehr, dass er flüchtete und die Praxis verließ.

  • Schließe mich meinen Vorrednern an.

    Ergänze nur als Beispiel meinen Exfreund mit starker BA. Die Einnahme von Escitaloprame hat nichts an Verbesserung bringen können.

    Selbst in den wenigen Therapiestunden, die er wahr nehmen konnte, überkam ihn die Angst so sehr, dass er flüchtete und die Praxis verließ.

    vermutlich ist es aber auch immer eine Frage der Heftigkeit, wem was wie bringt… wer weiß ob er ohne überhaupt in die Praxis gegangen wäre, das ist eben das Problem dass man selten einen direkten Vergleich hat wie es mit und ohne bei der selben Person ist. Das ist doch wie mit der Therapie, der eine merkt nach einem Jahr Erfolge (keine Ahnung ob es Menschen gibt die noch schneller sind😅) und andere merken nach 5Jahren keine Verbesserung…

  • Wie ganz zu Beginn beschrieben, gibt es bei Antidepressiva sowieso starke Wirkungsschwankungen.

    Einer der Gründe, warum sie immer mal wieder in der Kritik stehen.

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  • Interessant ist ja dann jetzt tatsächlich die weiter Überlegung… jemand nimmt so etwas, es lindert die Ängste und dann setzt er die Tabletten ab… der unbewusste Druck der versteckten Angst könnte den BA ja dann wohl das Gefühl der absoluten Luftnot bescheren🤔

  • Achtung, es lindert ANGSTZUSTÄNDE und Paniken und kann als Stimmungsaufheller funktionieren.

    Um wirklich aktiv *Angst* bei solcher Bindungsangst zu fühlen, muss man zumindest grundlegend bei dem Thema Reflektiert sein.

    Mir wäre nicht ein Beispiel geläufig, wo der vermeidende Part unreflektiert in seinen Rückzügen von Angst gesprochen hätte.


    Egal ob Tablette oder nicht - diese BA findet zu großen Teilen auf der unterbewussten Ebene statt. Und Angst die nicht gefühlt wird, kann meiner Logik nach auch nicht durch ein Medikament beruhig werden. Was willste denn da beruhigen, wenn nichts da ist?

    Vermeidung greift ja, wenn Gefühle eben NICHT wahrgenommen werden dürfen. Der Körper unterdrückt also schon selber.

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  • ich dachte halt dieser Druck den die BA fühlen, ist gleichzusetzen mit Angst, da ja auch bei Panikattacken zb Druck „auf den Körper“ entsteht.

  • Sie äußert sich bei jedem anders.

    Die einen erleben einen Gefühlstod - empfinden plötzlich nichts mehr für den anderen. Die anderen spüren starke Ambivalenz und sind hin und her gerissen zwischen ihren Gefühlen.

    Wieder andere bekommen richtige Panikattacken (nach dem ersten ausgesprochenen "Ich liebe Dich" musste ich gemeinsam mit ihm die Attacke weg atmen- er ist fast ihn Ohnmacht gefallen).

    Ich glaube einen gewissen Druck verspüren fast alle. Gegenüber den Partnern, der Beziehung und sich selbst. Daraus folgen oft Rückzüge.

    Und mein Exfreund wurde später nach jeder Verabredung mit geplagt von Schamgefühl ("ich bin doch kein Mann" und schlechtem Gewissen "was tue ich ihr schon wieder an").

  • Sie äußert sich bei jedem anders.

    Die einen erleben einen Gefühlstod - empfinden plötzlich nichts mehr für den anderen. Die anderen spüren starke Ambivalenz und sind hin und her gerissen zwischen ihren Gefühlen.

    Wieder andere bekommen richtige Panikattacken (nach dem ersten ausgesprochenen "Ich liebe Dich" musste ich gemeinsam mit ihm die Attacke weg atmen- er ist fast ihn Ohnmacht gefallen).

    Ich glaube einen gewissen Druck verspüren fast alle. Gegenüber den Partnern, der Beziehung und sich selbst. Daraus folgen oft Rückzüge.

    Und mein Exfreund wurde später nach jeder Verabredung mit geplagt von Schamgefühl ("ich bin doch kein Mann" und schlechtem Gewissen "was tue ich ihr schon wieder an").

    aber ist dieser gewisse Druck nicht Angst-Druck?

  • Ja schon.

    Aber nicht jeder weiß das.

    Wie Radieschen schrieb - dafür muss die betroffene Person zumindest ansatzweise reflektiert sein.

    Und selbst dann fällt es vielen wahnsinnig schwer auch einen Umgang mit der Angst zu finden. Es ist ein sehr starkes - wenn nicht sogar das stärkste Gefühl, was man haben kann. Die Reaktionen darauf mitunter unberechenbar.

  • Ja schon.

    Aber nicht jeder weiß das.

    Wie Radieschen schrieb - dafür muss die betroffene Person zumindest ansatzweise reflektiert sein.

    Und selbst dann fällt es vielen wahnsinnig schwer auch einen Umgang mit der Angst zu finden. Es ist ein sehr starkes - wenn nicht sogar das stärkste Gefühl, was man haben kann. Die Reaktionen darauf mitunter unberechenbar.

    das ist soweit klar, meine Verwirrung kommt wahrscheinlich eher daher dass ich nicht verstehe, warum angstlösende Medikamente auf Ängste keinen Einfluss haben sollen, nur weil sie nicht als Angst reflektiert wird.

  • Selbst wenn man aus Gründen der Liebessucht nicht loslassen "kann" (für sich selbst) - möchte man es als empathischer Mensch trotzdem irgendwann, weil es einem schwer fällt mit anzusehen, wie schlecht es dem Partner gesundheitlich mit dieser Störung geht.

  • das ist soweit klar, meine Verwirrung kommt wahrscheinlich eher daher dass ich nicht verstehe, warum angstlösende Medikamente auf Ängste keinen Einfluss haben sollen, nur weil sie nicht als Angst reflektiert wird

    Ich glaube, letzten Endes kann man das auch nicht verstehen, d. h. es gibt keine ultimative Wahrheit oder Richtigkeit, weil es alles (die Wirkungsweise von Medikamenten, die Einteilung von Symptomen) nur auf Theorien und Vermutungen basiert. Aber ich bin immer noch der Meinung, dass Bindungsangst nicht zu den Angststörungen zu zählen ist. Somit würde ich auch nicht erwarten, dass die Interventionen/Medikamente helfen, die bei Angststörungen helfen können (unabhänig davon, ob die eigenen Ängste in Bezug auf die Bindungsangst bewusst sind oder nicht).


    Wenn ich eine Medikation erwägen würde, würde ich mir anschauen, wie Traumafolgestörungen (!) medikamentös eingestellt werden und dann eher in diese Richtung nach Psychopharmaka schauen, als nach klassischen angstlösenden Medikamenten. Aber da wird man vermutlich auch wieder bei den stark sedierenden Mitteln landen.

  • das ist soweit klar, meine Verwirrung kommt wahrscheinlich eher daher dass ich nicht verstehe, warum angstlösende Medikamente auf Ängste keinen Einfluss haben sollen, nur weil sie nicht als Angst reflektiert wird.


    Du weißt doch, wie sich für dich Angst anfühlt.

    Beim schauen eines Gruselfilmes, oder was weiß ich.

    Stell dir das Gefühl vor.


    Und jetzt stell dir vor ein Fremder im Supermarkt würde dich küssen wollen. Einfach so.

    Ist es das selbe Gefühl?

    Oder ist das mehr Ekel, Wut, Empörung?!


    Wie soll ein Medikament gegen Angst helfen, wenn die Angst nicht gefühlt wird?

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  • Ganz genau, ich finde den Begriff Bindungsangst oft auch etwas irreführend, ich spreche deshalb oft auch von mir als Bindungsvermeider.


    Als meine Bindungsangst in meiner jetzigen Beziehung zum ersten Mal zuschlug (ich war noch fast vollkommen unreflektiert) und ich mich trennte, versuchte ich wie jedes Mal abgeklärt mir zu sagen, dass es das eben nicht war. Meine Freundin war sehr traurig und dachte auch, dass es das dann eben war. Aber anders als in vorherigen Beziehungen war ich am nächsten Tag extrem traurig, habe viel geweint und gemerkt, da ist irgendwas anderes. Früher trat nach der Trennung eher große Erleichterung ein und ich war wieder ein freier Mensch, kann wieder atmen.


    Ich bin und war sehr überangepasst, vor zwei Jahren bekam ich dann erste Panikattacken (soziale Phobie), depressive Episoden kenne ich auch schon mein ganzes Leben. Viele psychosomatische Beschwerden kenne ich auch gut. Also die Bindungsangst äußert sich über andere Kanäle. Oder besser gesagt: die Bindungsvermeidung/-angst ist die logische Begleiterscheinungen des tiefsitzenden Glaubenssatzes "wenn ich ganz ich selbst bin, werde ich abgelehnt (in allen Beziehungen)". Allerdings zeigt sich dann in Liebesbeziehungen eben eine extreme Überanpassung und Verliebtheit am Anfang (bei mir zumindest) und sehr pluspoliges Verhalten, und eine krasse Deaktivierung der meisten Gefühle nach wenigen Monaten. Ich kann mich ja nicht ewig so anstrengen und fremde Erwartungen erfüllen, ich muss jetzt mal an mich denken. Der/die Partner/in wird zum Feind.

    Medikamente hab ich bis jetzt noch keine genommen.