Beiträge von Tinadreena

    Du sagst du liebst den Regen, aber benutzt einen Regenschirm. Du sagst du liebst die Sonne, aber bleibst im Schatten wenn sie scheint. Du sagst du liebst den Wind, aber schließt das Fenster wenn er weht. Deshalb habe ich Angst, wenn du sagst, dass du mich liebst.



    (Zitat von Bob Marley, einem Sohn dem ein Vater gefehlt hat... und der nie begriffen hat, wer er wirklich ist)

    wiesenblume: mit "nicht koscher" meinte Santana vielleicht weniger die Tatsache dass er für sie da war als sie seine Zuneigung brauchte, sondern dass er offenbar trotz mangelnder Erwiderung seiner Zuneigung an ihr geklebt hat - bis zuletzt.
    Jedenfalls habe ich das so gedeutet.


    @ zaza: ich habe grad mal überlegt. Ich glaube ich habe erst einmal eine ernsthafte Beziehung in einem Schritt beendet, weil meine Gefühle nicht mehr stark genug waren und ich wusste dass es zwischen auf lange Sicht nicht passt. Aber erleichtert hat mich das dennoch nicht. Ich hab mich ganz schön traurig gefühlt wegen diesem (natürlich unter der Voraussetzung unvermeidbaren) Schritt. Und auch danach. Was mich auf lange Sicht erleichtert hat, war lediglich, dass derjenige mit der Trennung (obwohl er darunter sehr gelitten hat) absolut fair und vernünftig umgegangen ist und mir anschliessend nicht auch noch Schuldgefühle gemacht hat.

    Zitat von Santana

    Ich finde den Freund nicht ganz koscher, irgendwas ist da im Busch.
    Aber das wird Karame eh bald merken. Ich bin gespannt.
    So viel zur Wahrnehmung :-D


    Kann gut sein, dass der Freund "nicht koscher" ist, immerhin schmiert er ihr seine Liebe offenbar unabhängig von den Umständen in jede Pore und ist nicht bereit, damit aufzuhören, egal was sie ihm antut (das nenne ich auch wenig grenztolerant ;)).
    Aber letztlich hat es seinen Grund, warum sie die Beziehung mit diesem Mann überhaupt eingegangen ist und auf die Art geführt hat wie sie es getan hat - und dieser Grund liegt nicht im Freund.

    Zitat von Santana

    Mir ist eben aufgefallen, dass ich noch nie Erleichterung verspürt habe, wenn ich eine Beziehung beendet habe.


    Es gibt Menschen, die ganz anders fühlen und handeln als Du. Sie sind deshalb nicht weniger ok als Du und auch nicht bösartig. Nur anders.


    Wenn es nicht so wäre, das andere Menschen anders denken und fühlen als ich, dann hätte ich ja auch z.B. an dieser Stelle nicht eingewandt, dass mir diese Gefühle (zumindest bisher) völlig unbekannt sind.


    Das Ganze hat meiner Ansicht nach auch garnichts mit bösartig zu tun, sondern eher damit, dass innerlich wenig Sicherheit herrscht, was Grenzen angeht. Wenn man sich auf eine Beziehung einlässt, einfach nur weil der Partner einen unterwürfig liebt und auf Händen trägt, er einem damit einfach gerade "gut tut", und nicht weil man denjenigen selber wirklich liebt - dann ist das sicherlich kein Zeichen für boshafte Absichten, sondern für schwache Ich-Grenzen oder ein Selbst, das die Bestätigung durch das Gegenüber stark braucht oder gegen symbiotische Tendenzen keinerlei Abwehrfunktionen hat. Aber auch Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen fällt dann oft schwer.
    Laut Karames Schilderung konnte sie ihre Gefühle nicht mal eindeutig zuordnen und somit wusste sie offenbar nicht, ob sie den Mann liebt oder nicht. Das wäre ihr möglicherweise nicht so gegangen mit einem Mann, der sich weniger stark um sie bemüht hätte. Kann also sein, dass sie dachte, sie müsse diesen Mann lieben, einfach nur weil er sie geliebt hat, und ihr war nur damals nicht voll bewusst, dass sie da jemanden benutzt (so wie sie es ja übrigens jetzt auch selber sieht) - und ihr Bauchgefühl hat die ganze Zeit gefunkt: nee, das geht gar nicht. Und jetzt hat sie diesen inneren Konflikt nicht mehr, also verspürt Erleichterung.


    Ich hab selber ja schon angemerkt, dass meine Worte hart und urteilend klingen. Vermutlich vor allem wegen "moralisch unreif". Ist wohl nicht ganz passend. Ich bitte, das nicht als VERurteilung zu verstehen. Man streiche den Ausdruck moralisch. Unreife besitzen oder haben wir alle hinter uns, auch da finde ich nicht unbedingt irgendwas "nicht ok" dran.


    Das einzige, was als "nicht ok" bewertbar wäre, ist, dass Karame offenbar keinerlei Problem bei sich sehen möchte, und ich finde eben, dass da sehr wohl etwas im Argen sein könnte.

    Hallo,
    nochmal zum Thema des Threads:
    Mir ist eben aufgefallen, dass ich noch nie Erleichterung verspürt habe, wenn ich eine Beziehung beendet habe.
    Im Gegenteil: es ist ein Abschied, und das ist immer auf eine Art traurig.
    Vielleicht liegt das daran, dass ich noch nie mit jemandem eine Beziehung begonnen habe, den ich nicht liebe/begehre. Allein die Vorstellung, Sex mit einem Mann zu haben, auf den ich garnicht wirklich stehe, erregt in mir ziemlichen Ekel. Mir fehlt da jegliches Verständnis für, wie man eine Beziehung als Notnagel oder Trauerbewältigungsstrategie führen kann. Das kommt ja fast schon Prostitution gleich, zumindest aber spricht es dafür, dass man (moralisch noch ziemlich unreif würde ich sagen) einen anderen Menschen bzw. dessen Gefühle für bestimmte eigennützige Zwecke missbraucht.
    Vielleicht kommt daher auch das Gefühl der Erleichterung bei Karame: sie fühlt sich dann nicht mehr so mies, wenn sie endlich mit dieser Form des Benutzens aufhört. Das scheint mir eher ein schlechtes Gewissen zu sein und daher basieren wohl auch ihre Schuldgefühle weniger auf Mitgefühl mit dem Partner.


    Karame (falls Du in diesen Thread nochmal reinschaust): sorry, dass ich so unverblümt über Dich rede und dabei auch deutlich urteile. Aber ich kaufe Dir irgendwie diese ganze Nummer nicht wirklich ab. Du kommst hier rein, jammerst kurz und stellst Dich als Gutmensch dar, holst Dir ein wenig Bestätigung und dann hakste die Sache mit Deinem Freund schnell ab, jippieh alles in Butter, und bist auch schon wieder weg. Ich lese da wenig Authentizität aus Deinen Zeilen.
    Gehst Du regelmäßig zu einer Psychologin? Wenn ja, sprecht Ihr da auch über Deine wahren Probleme?

    Die Stücke seines Herzens, die mal für eine Person schlugen, bekommt man nicht wieder, sondern sie verbleiben bei der Person.
    Diese Person war mal dafür verantwortlich, dass man sich glücklich, schwindelig, verliebt gefühlt hat.
    Sie hat es somit verdient, ein kleines Stück des für sie schlagenden Herzens ein Leben lang bei sich zu tragen.


    Wenn ich wüsste, dass auch Dein Herz mal für mich geschlagen hat, dann fiele es mir leichter, meinem eigenen Stück Herz Lebewohl zu sagen.
    Denn dann wüsste ich, es ist in guten Händen.

    Hallo Sternenstaub,
    es ist schön, zu lesen, dass es Dir besser geht und Deine Beziehung Fortschritte in eine für Dich als liebevoller empfundene Richtung macht.


    Sollte Dein Partner seinen neu eingeschlagenen Kurs beibehalten, wage ich allerdings zu bezweifeln, dass bei ihm jemals eine Form von Bindungsangst im hier so oft diskutierten störungsbedingten, dysfunktionalen Sinne im Spiel war.


    Ich wünsche Euch aber alles Gute für Euren gemeinsamen Weg und hoffe für Dich, dass es ab jetzt bergauf geht.

    Hallo Traumzeit.
    Erstmal Glückwunsch, dass Ihr beide das zusammen soweit geschafft habt. Und dass Dein Freund sich so toll entwickelt hat.
    Ich finde Deine Reaktion menschlich und nachvollziehbar, aber Du musst natürlich darauf achten, dass es nicht aus dem Ruder läuft oder eine destruktive Dynamik entsteht.
    Ich kann Dir nur den Rat geben, Deine innere Unruhe ein wenig zu besänftigen. Sonst steigerst Du Dich noch in eine Verlustangst-Spirale hinein.
    Versuche es mit Entspannungsübungen, berufe Dich ganz bewusst auf Deine Ressourcen - das, was DU hast, was Deine Welt (außerhalb der Beziehung) ausmacht, Deine Stärken, Deine Interessen/Hobbies etc.
    Möglicherweise legst Du ja den Fokus jetzt schon zu sehr auf ihn/das neue Leben/die Zukunft, das ist immer ein wenig heikel, denn man weiß ja nie, ob nicht doch alles anders kommt und dann bricht womöglich eine Welt für Dich zusammen.
    Frage: Hast Du Dich seit damals auch mit Deinen eigenen Anteilen beschäftigt? Wie steht es um Dein Selbstwertgefühl, Dein Selbstbewusstsein und Deine Selbstsicherheit? Ich denke, wenn Du den Eindruck hast, dass Du das jetzt alles nicht in den Griff bekommst, solltest Du vielleicht selber psychotherapeutische Hilfe nehmen.

    Michael Cöllen ist Paartherapeut und beschäftigt sich vor allem mit den Facetten der narzisstischen Störung bzw. den Frühstörungen und deren Auswirkungen auf die spätere Liebesfähigkeit.


    Er schildert die typische Kollusion, in der sich offensiver und defensiver Part zusammenfinden und jeweils an den Blockaden bzw. Ängsten des anderen scheitern, so dass sie beide niemals die Liebe erhalten, die sie ersehnen.


    Er beschreibt, wie man zusammen Wege aus der Angst vor Verletzung und der emotionalen Blindheit finden und die Liebe zum Fliessen bringen kann.
    Das Buch ist gleichzeitig ein Arbeitsbuch für Paare, die sich ineinander verbissen haben und deren Beziehung deswegen destruktiv verläuft.
    Es ist als Begleitbuch zu einer Therapie gedacht. Man kann es auch autodidaktisch in seiner Beziehung verwenden.


    Was ich besonders schön fand an dem Buch, war, wie der Autor Liebe, und wie sie sich zeigt und ausdrückt, beschreibt - denn darin habe ich voll und ganz meine Herzenssprache wiedergefunden.


    Super Buch, enthält tolle Anregungen und Arbeitsanweisungen für alle, die es trotz Bindungsstörung mit ihrem Partner versuchen wollen - ACHTUNG:
    wenn BEIDE es wollen!


    Meiner Ansicht nach ein einfühlsam geschriebener Augenöffner, besonders für unreflektierte BÄs!

    Liebe Wiesenblume,
    ganz tolle Erkenntnisse hast Du da. Und ja, Du warst prädestiniert, und die Sache mit Deinen Eltern hat Dich sicherlich geprägt. Du kannst ja darauf achten, in Zukunft Deine Grenzen bewusst zu spüren und den sicheren Umgang damit ein bißchen üben. Hast du zufällig das Schema Unterwerfung bei Dir entdeckt?

    Hi karli,
    stimmt absolut - unsere Lücken zu erkennen und wahrzunehmen ist ein großes Geschenk, denn es verhilft uns dazu, unsere Persönlichkeit weiter zu entwickeln - eine weitere Ebene der Reife und Transzendenz zu erreichen.


    Ich selber bin sehr dankbar dafür, dass ich an diese Punkte gestoßen bin - denn was ich über mich selbst und über meine "verdrängten" Anteile gelernt habe, und was mir alles bewusst geworden ist, hat mich positiv verändert, vor allem in meinem Selbstverständnis.


    Die Folgen davon zeigen sich seitdem auch positiv in meinem Umgang und meinen Erfahrungen mit meinen Mitmenschen und mit mir selber.
    Meine Selbstliebe ist gewachsen, ein Stück stabiler geworden.


    Riesen-Chance also, und kein Grund, sich mies oder gar krank zu fühlen.

    Hi Wiesenblume,
    Du hattest mal erzählt, dass Du Dich irgendwann selber manipulativ verhalten und im totalen Kontrollverlust oft Überreaktionen gezeigt hast.
    Das ist natürlich logisch, dass man sich schämt dafür, wenn man das im Nachhinein feststellt (und feststellen tut man das ja meistens, wenn man sich mit den "Fehlern" des anderen auseinandersetzt: man merkt, dass man selber auch Fehler gemacht hat. Wenn man halbwegs gesund ist zumindest ;)).
    Daran ist aber nichts "pathologisch" - denn jeder Mensch macht erstens Fehler und zweitens ist auch jeder Mensch manchmal manipulativ, rastet aus etc., wir sind ja keine Heiligen, sondern mehr oder weniger auch von Emotionen gesteuert. Du musst Dir das verzeihen. Du hattest guten Grund, die Kontrolle zu verlieren.


    Sei also nicht so streng mit Dir selber. Es ist nachvollziehbar, dass man so streng mit sich ist wie mit anderen bzw. umgekehrt - rein gerechtigkeitshalber ;).
    Aber diese Strenge mit Dir selbst ist vermutlich auch noch ein Überbleibsel aus Deiner Kindheit/Jugend.
    Wenn man für Äußerungen des eigenen Selbst (dazu gehört auch Protest, Gegenwehr oder Abgrenzung gegen ein Elternteil) bestraft oder kritisiert wurde, dann neigt man dazu, dieses bescheuerte Über-Ich zu entwickeln - vor allem dann, wenn man selber glaubt, versagt zu haben.
    Du kannst aber diese Haltung Dir selbst gegenüber ablegen.
    Du hast nicht versagt, im Gegenteil. Du hast geliebt, warst bedürftig und hast Dich verrannt/gegen Windmühlen gekämpft. Sowas passiert auch Menschen ohne Komplementärmeise.


    Zitat von wiesenblume

    Aber mich beschäftigt halt die Frage, mensch, aber warum konnte ich denn nicht anders? Es war, als wär ich fremdgesteuert gewesen, der absolute Wahnsinn, sowas sitzt einfach tief. Echter Kontrollverlust in den Zeiten, wo ich so bedürftig war.


    Du konntest nicht anders, weil Du ein Mensch bist. Ein Mensch, dessen empfindliche Punkte getroffen wurden, der sich verausgabt hat, der den Halt verloren hat, der bedürftig und damit kontrollierbar und erpressbar war.
    Ich weiß, was Du meinst - ich hab mich auch sehr geschämt für diesen gefühlten Selbstverlust, der mir so unvereinbar mit meinem sonstigen Zustand schien.
    Das Gefühl, seiner Würde beraubt worden zu sein, ist furchtbar beschämend.
    Aber weißt Du was, ich glaube dass das alles in der Realität halb so schlimm war, wie es sich im Nachhinein anfühlt. Dein Verhalten war eine natürliche psychische Reaktion, menschlich und verzeihbar.
    Und Du bist ja aus diesem Zustand auch wieder rausgekommen.
    Dein Ex war ein Manipulierer und hat Dich eben bis ganz nach unten gerissen, und das hätte er wahrscheinlich bei hundert anderen auch geschafft, das war nicht Deine Schuld.
    Du hast Dir eben ordentlich die Pfoten verbrannt, und Du wirst sicher zukünftig daran denken, mehr hinter deiner Würde stehen und rechtzeitig die Notbremse ziehen. Man lernt aus Erfahrung.


    Wichtig ist, seine Selbstsicherheit wiederzufinden, und dazu muss man diese strengen, verurteilenden Stimmen aus seinem Kopf raus treiben, denn die haben nicht recht.
    Du hast das Recht, Fehler zu machen, genau so wie Du das Recht hattest, Dich gegen Deinen Vater aufzulehnen.
    Also scheiß mal schön auf das harte Urteil Deiner Schwester.


    Ich gehe doch davon aus, dass diese Kontrollverlust-Erfahrung in einer Beziehung die erste ihrer Art bei Dir war?
    Falls ja, mach Dir keine Sorgen.


    Tina

    Liebe Wiesenblume,
    es ist halt nichts konstant. Jedes noch so gute Selbstwertgefühl wird mal erschüttert, jede Wahrnehmung ist mal getrübt, jeder Mensch verliert mal das Gleichgewicht - und es ist immer ein ständiges Auf und Ab im Leben.
    Wichtig ist, dass Du das so annehmen kannst. Und Dich selbst auch.


    Ich habe den Eindruck, dass Du Dir noch nicht verziehen hast - jedenfalls nicht gefühlt.
    Mir ist vor einiger Zeit mal aufgefallen, dass Du immer noch Scham empfindest und Schuld (die beiden gehören zusammen), weil Du Dich schwach, mies, schlecht verhalten hast. Mensch, Du konntest nicht anders, mach Dich deswegen nicht so fertig.
    Mit Dir ist mehr in Ordnung, als Du glaubst. Du bist einfach ein bißchen psychisch hypochonder, weil Du mit Schuldgefühlen zu kämpfen hast.

    Zitat von wiesenblume

    Aber....haben wir hier fast alle nicht ein fehlendes Selbstwertgefühl?


    Denke ich nicht.
    Ich kenne keinen Menschen mit "fehlendem" Selbstwertgefühl.
    Vermutlich hat sogar ein Selbstmordattentäter irgendeine Art von Selbstwertgefühl, auch wenn sein Verhalten nicht direkt darauf schliessen lässt, dass es auf Selbstliebe basiert. Wohl eher zu sehr auf den äußeren Wertesystemen (in dem Fall fanatische) und zu wenig auf der Lebensfreude oder der Achtung vor dem Leben - also alles in allem primär auf dem Selbstbild, dem Image (in dem Fall das des "Märtyrers" oder sowas).


    Zitat von wiesenblume

    Ich denke, allein Lebensfreude als Indiz für eine hohe Selbstliebe langt hier nicht aus.


    Ich meine, dass Lebensfreude die Grundvoraussetzung dafür ist, ein gesundes Selbstverständnis, Selbstliebe und damit einen stabilen Selbstwert zu finden.
    Sartre sagte einst sinngemäß, dass jeder Mensch selbst eine Rechtfertigung seines Daseins finden muss.
    Diese Rechtfertigung im biophilen Sinne zu finden, dürfte allerdings schwer fallen, wenn man seinem irdischen Dasein bisher so gar nichts glückliches oder angenehmes abgewinnen konnte.


    Zitat von wiesenblume

    Denn warum fühlt man sich von jemanden angezogen, wenn man selbst über ein enormes Urvertrauen und über einen stabilen Selbstwert verfügt?


    Tja, warum fühlt man sich von jemandem angezogen? Das Phänomen Liebe lässt sich leider immernoch nicht ganz pauschal und vollständig wissenschaftlich oder psychologisch erklären.

    Im übrigen gehe ich davon aus, dass jeder Mensch irgendeine Meise hat. Keiner wächst paradiesisch auf, ohne Ängste, ohne Traumata. ANGST ist von Natur aus ein essentieller Bestandteil des Daseins, denn ohne Angst liesse sich der Lebenserhaltungstrieb gar nicht realisieren.


    Ich finde, man sollte hier vorsichtig sein und nicht jede schlimme zwischenmenschliche Erfahrung gleich auf psychische Macken oder gar fehlendes Urvertrauen zurück führen.
    Spreu vom Weizen trennen kann man nur durch Übung: indem man es tut. Es gibt vielerlei Arten Spreu und Weizen, die kann man dann kennenlernen.


    Der Mensch ist außerdem nicht ausschliesslich triebgesteuert, und somit auch nicht völliges Opfer seines Unbewussten.
    Von daher stimmt die Hypothese nicht ganz, dass jeder Mensch mit Selbstwertproblemen sich destruktive Beziehungen sucht - genau so wenig wie es stimmt, dass jemand, der eine solche mal erlebt hat, einen erheblichen Schaden verbirgt, der ihn sozusagen zum selbstschutzmäßigen Versager oder beziehungstechnischen Gefahrengut macht.


    Man beachte die vielen Abstufungen und Kombinationen auf der Ebene zwischen "gestört" (nekrophil/destruktiv) und "gesund" (biophil/konstruktiv) - und vor allem die Tatsache, dass es bei den meisten Menschen, auch denen mit nicht einwandfreiem psychischem Background, in den meisten Fällen einfach dennoch prima klappt.
    Findet sich das passende Deckelchen, so gestört es auch sein mag, fühlen sich beide in der Beziehung wohl und entwickeln sich dadurch positiv - und nur das zählt.


    Zitat von wiesenblume

    wie kann man sich durch einen anderen menschen derart aus den tritt bringen lassen, dass ein Urvertrauen zerstört wird? es heisst ja nicht zufällig Urvertrauen. dieses Urvertrauen schützt ja gerade davor bzw. befähigt einen menschen, auf sich gut zu achten und eben diese verletzungen und demütigungen nicht zuzulassen, oder?


    Das Urvertrauen unterstützt enorm dabei, nicht völlig neurotisch oder psychotisch durch die Welt zu laufen.
    Dass jeder Mensch, der das Haus verlässt, automatisch ein größeres Risiko auf sich nimmt, im Straßenverkehr oder bei einem Terroranschlag zu verunglücken, leuchtet ein.
    Ähnlich befähigt einen das Urvertrauen überhaupt erst, sich auf unbekannte, unvorhersehbare Situationen und Menschen einzulassen und damit automatisch mögliche Enttäuschungen oder Verletzungen des Selbstwertgefühls/der Lebensfreude in Kauf zu nehmen.
    Das Urvertrauen und vor allem die Lebensfreude tragen aber zugleich auch erheblich dazu bei, sich im Anschluss an Verletzungen und Enttäuschungen wieder zu regenerieren.


    Lebensfreude und Selbstliebe hängen eng zusammen.
    Nicht umsonst enden viele Menschen mit schweren Depressionen, die nachweislich keine Lebensfreude empfinden, im Suizid.
    Lebenslust ist der Urtrieb, die Energie, die die Entwicklung des Urvertrauens erst motiviert. Säuglinge, deren Lebenstrieb durch existentielle Frustrationen (Mangel an Kontakt/Liebe/Freude) depriviert wurde, sterben häufig - ohne organische Ursachen.


    Auch ein intaktes Selbstwertgefühl und Urvertrauen können erschüttert werden.
    Jemand, der völlig gesund und voller Urvertrauen ist, wird nach einer grausamen Folterung seelisch gebrochen sein - aber seine Chancen, zu heilen, sind besser als bei jemandem, der sich bis dahin nicht ganz so stabil entwickelt hat und nur über mangelndes Urvertrauen verfügt.


    Zitat von wiesenblume

    und ein gesunder, gewachsener selbstwert schützt eben auch vor diesen destruktiven beziehungen. ich lasse sie nicht zu. ich entziehe mich, grenze mich gesund ab.


    Das stimmt wohl, im Idealfall. Aber das bedeutet nicht, dass man keinen Menschen mehr begegnet, die einen in eine destruktive Beziehung hineinziehen können.
    Es ist ausschlaggebend, ob man in der Lage ist, die fortschreitende Entwicklung zu erkennen und rechtzeitig gegen zu steuern.
    Das kann man m.E. vor allem durch trial-error, sprich Erfahrungen und LERNPROZESS.
    Das Grundprinzip, was hinter einer Paarung mit "destruktivem Potential" steckt, ist doch, dass beide unbewusst Erlösung suchen.
    Wenn zwei Menschen sich magisch anziehen, so haben sie meistens ähnliche Grundkonflikte. Das ist nicht komplett sinnfrei. Nur, manchmal sind beide oder einer von beiden eben so unreflektiert und untranszendiert, dass es sich verhakt.
    Genau darum ist es ja so wichtig, SelbstBEWUSSTSEIN zu entwickeln, sprich transzendierenden (im Sinne von Erkenntnis) und vor allem emotionalen Zugang zu seinem Unbewussten zu haben.


    Wie gesagt, kein Mensch ist frei von Mustern, auch nicht von destruktiven.
    Und die Destrudo/der Todestrieb steckt in allen Menschen, genauso wie die Libido/der Lebenstrieb.
    Die unterschiedlich starke Ausbildung der beiden Kontrahenten ist eben individuell durch die Entwicklung geprägt.
    Man könnte das mit einem Schachspiel vergleichen: Anfangs sind die Chancen gleich, alle Züge möglich, der Ausgang des Spiels ist ungewiss. Mit fortschreitendem Spiel entsteht eine Tendenz, und irgendwann ist der Punkt erreicht, wo es keine Umkehr mehr gibt - und den gilt es zu verhindern, indem man frühzeitig der "guten" Partei einen Vorsprung verschafft. Das gelingt je nach Stadium nur noch mit sehr viel Bewusstseinsarbeit.
    Menschen, deren Entwicklung zugunsten der "bösen" Partei verläuft, gehen manchmal bis zum Schachmatt. Die Menschen landen dann als Psychopathen im Hochsicherheitstrakt, oder sprengen sich in die Luft, um andere zu töten.


    Zitat von wiesenblume

    Ich denke, wenn ich das schaffe, unabhängig von äußeren Faktoren, die zusätzlich Stabilität bieten können, dann kann ich sicher sagen, ja, ich nehme mich so an, wie ich bin, ich besitze ein stabiles Selbstwertgefühl. Die Fähigkeit dazu habe ich sicher, ich kann vieles annehmen, genießen, spüre Lebendigkeit und Lebensfreude in mir, aber allein das langt meines Erachtens nicht aus.


    "Unabhängig von äußeren Faktoren" bist Du als sozial lebendes Wesen und Bestandteil Deiner Umwelt niemals.
    Was willst Du denn erreichen? Mir gefällt diese zwanghafte "Selbstoptimierung" nicht.
    Wer sich selbst liebt, nimmt sich ganz an - in seiner Unvollkommenheit, mit seinen Schwächen, Mängeln und Fehlern, jederzeit - und grübelt nicht darüber, wie er mehr Selbstwertgefühl erreichen kann. Er hat einfach das Basispaket, weil er gern in der Welt ist, sein Glück spürt und die Welt liebt. Und wer dementsprechend mit der Welt interagiert, der wird auch viele Erfahrungen machen, die sein Selbstwertgefühl stärken.

    Hallo Leute,
    da hier oft der Begriff Selbstwert thematisiert wird, möchte ich dem gerne mal einen thread widmen.


    Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen ihren Selbstwert entweder isoliert aus sich selbst (d.h. ihrer Selbstschau/dem Selbstbild) beziehen zu müssen meinen, oder aber aus ihrer Funktion innerhalb der menschlichen Gesellschaft und deren Wertesystemen (Erfolg, Selbständigkeit, Unabhängigkeit, Stärke und ähnliche standardisierte Begriffe).


    Ich habe andern orts schonmal erwähnt, dass meiner Ansicht nach Selbstliebe sehr viel mit LEBENSFREUDE zu tun hat.


    Irgendwo las ich kürzlich, dass sich der Selbstwert vor allem darüber definiert: zu wissen, was diese Welt einem wert sein kann.


    Ich denke, man sollte darüber mal nachdenken, in all dem Selbstfindungs-Wust an egoverhafteten Beurteilungen von vergangenem oder aktuellem Persönlichkeitszustand oder individuellen Entwicklungen oder Zielen.


    Ein Mensch, der sich selbst liebt, liebt nicht eine ganz bestimmte Version seiner selbst. Er liebt alles.
    Ein entspanntes und alles einschließendes JA zu seiner Existenz.


    Ist es nicht so, dass man die pure Freude am Dasein vor allem dann empfinden kann, wenn man sie sich nicht erst durch Leistungen erarbeiten musste? Wenn man das geniessen kann, was sich einem ganz von allein bietet, jeden Tag und überall?


    Und ist es nicht so, dass man im Kontakt mit dieser Welt, mit dem was ganz von allein und völlig unabhängig von unserer Existenz ist, und in der Fürsorge - und damit dem Wert, welchen man allem Leben in dieser Welt beimisst - auch seine Selbstliebe ausdrückt? Und wenn es nur der Regenwurm ist, den man an einem grauen Schmutzwettertag vor dem Überfahrenwerden rettet, weil man zufällig grad den Blick gesenkt hielt?

    Hi karli,
    ich denke damit hast Du den Kern dieses Spruches getroffen.
    Letztlich liegt es in uns, was wir für gut befinden, und nur dadurch können wir einen Prozess beenden.
    Ich bemerke das z.B. auch immer, wenn ich Bilder male.