Beiträge von vivo ahora

    Die Liebe ist eine köstliche Blume, aber man muß den Mut haben, sie vom Rande eines schauerlichen Abgrundes zu pflücken. Neben Lächerlichkeit droht der Liebe stets die verzweifelte Aussicht, von dem geliebten Wesen verstoßen zu werden, und dann bleibt für den Rest des Lebens nur mehr eine unausfüllbare Lücke.
    Stendhal (1, 150), Über die Liebe

    So wahre Worte!!! Gefühle lenken uns, machen uns aus, sind wir! Obwohl wir glauben das wir rationale Wesen sind!
    Und warum glauben wir an diese Rationalität? Weil sie scheinbare Sicherheit bietet, festen Grund bedeutet, die Mauer ist hinter der wir in Deckung gehen.
    Daher ist unsere Angst so groß der Macht unserer Gefühle nachzugeben. Denn Gefühle entziehen sich der Kontrolle und bedeuten den Verlust aller Sicherheit! Können nicht nur das größte Glück bringen, sondern die Kiste der Pandora öffnen und das Leid in die Welt entlassen!
    Und doch, machen nicht unsere Gefühle uns erst zum Menschen??? Ich bin gern ein Mensch, jeden Tag wieder!!!!! :-)

    Liebste, nimm mich zu Dir, halte mich, laß Dich nicht beirren, die Tage werfen mich hin und her, bringe Dir zu Bewußtsein, daß du niemals reine Freude von mir haben wirst, reines Leid dagegen soviel man nur wünschen kann, und trotzdem - schick mich nicht fort. Mich verbindet nicht nur Liebe mit Dir, Liebe wäre wenig, Liebe fängt an, Liebe kommt, vergeht und kommt wieder, aber diese Notwendigkeit, mit der ich ganz und gar in Dein Wesen eingehakt bin, die bleibt. Bleibe auch, Liebste, bleibe!
    Franz Kafka (3, 151), Brief an Felice Bauer, 19. Januar 1913

    Auch zu lieben ist gut: denn Liebe ist schwer. Liebhaben von Mensch zu Mensch: das ist vielleicht das Schwerste, was uns aufgegeben ist, das Äußerste, die letzte Probe und Prüfung, die Arbeit, für die alle andere Arbeit nur Vorbereitung ist. Darum können junge Menschen, die Anfänger in allem sind, die Liebe noch nicht: sie müssen sie lernen. Mit dem ganzen Wesen, mit allen Kräften, versammelt um ihr einsames, banges, aufwärts schlagendes Herz, müssen sie lieben lernen.
    Rainer Maria Rilke, Brief an Franz Xaver Kappus, 14. Mai 1904