Ich denke nicht, dass ich der einzige Mensch bin, der es so sieht. Jeder Mensch hat schon Dinge getan, auf die er nicht eben stolz ist.
Ich kann mir vorstellen, dass ALLE Menschen schwierige Gefühle haben können, egal ob den Eltern, den Kindern, dem Partner, den Freunden gegenüber. Zum Beispiel wird einem vorgelebt, dass man als (werdende) Eltern überglücklich sein muss und Kinder immer nur ein Segen. Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Was ist mit den Müttern die gerade entbunden haben, ihr Kind häßlich und anstregend finden und am liebsten "zurückschicken" würden? Diese Mütter sind ja keine "Arschlöcher", bloß weil sie diese Gefühle haben. Dürfen sie diese Gefühle äußern? Mit vertrauten Personen besprechen? Erfahren sie dann Verständnis? Oder müssen sie so tun als wäre alles wie bei "normalen" Müttern. Ich glaube, wenn man sich auch schwierige Gefühle erlauben und zeigen darf, entsteht weniger Druck. Man muss nicht tun als sei alles in Ordnung und muss vielleicht nicht irgendwann ausbrechen weil der Druck zu groß ist. Aber viele Eltern scheitern an den Erwartungen, die an sie gestellt werden oder von denen sie glauben dass sie gestellt werden.
Natürlich sind schwierige Gefühle für die betroffenen Dir nahe stehenden Menschen unangenehm uns schwer auszuhalten, schwer zu besprechen. Aber eine Lebenslüge verletzt mehr, das sehen wir sicher alle gleich. Deine Frau ist verletzt. Zurecht. Und es hilft bestimmt, wenn Du ihr den Schmerz abnimmst, den Du ja auch verursacht hast. Es ist richtig, wenn Du mich fragst. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass eine Chance besteht alles wieder zusammen zu fügen und zu etwas Schönerem zu machen.
Lauf nicht weg. Ich weiß nicht ob Ihr Eure Beziehung retten könnt, aber auch wenn nicht - lauf nicht weg. Du brauchst JETZT keine klare Entscheidung treffen. Viel wichtiger finde ich die Therapie und dass Du anfängst mutig und ehrlich für Dich und über Dich zu sprechen. Gegenüber Freunden, Deiner Frau, Dir selbst - allen gegenüber. Egal was passiert, DAS wird sich lohnen. Vor allem Dir selbst gegenüber ehrlich sein und herausfinden was Situationen mit Dir tun und wie Du antworten willst, wenn Dein Leben Dir eine Frage stellt. Dabei wird Dir die Therapie helfen. Außerdem wirst Du Deiner Familie gegenüber Deine Glaubwürdigkeit zurückerlangen und wirst Du auch gut brauchen können, außerdem fühlt es sich besser an.
Mein Vater läuft noch immer weg und inzwischen ist er alt und hat nicht mehr viel Zeit. Und auch wenn ich z.B. die Mit-Leidtragende bin erkenne ich besonders an ihm, was er sich selbst antut.
Ich kenne zwei Paare - unabhängig voneinander- die schon sehr lange zusammen sind und in beiden Fällen war einer der Partner emotional "auf Abwegen". Beide wurden vom Partner aufgefordert auf ihren Abwegen weiterzuwandeln und herauszufinden was sie wollen. Beide sind zurückgekommen. Ziemlich schnell. Das ist natürlich ziemlich außergewöhnlich und es hätte ja auch schief gehen können, hat aber die Partner nicht entzweit und niemand ist "schuld".