Beiträge von SunFlower

    Nachdem ich dieses Thema vor genau einem Jahr begonnen habe, will ich jetzt nochmal ein Update schreiben.


    Ein weiterer von den vielen kleinen unerwarteten Schritten, die ich hier so oft erwähnt habe, war mein eigener Geburtstag, den mein Ex ebenso wie ich vorher den seinen auch ignoriert hat. Wir sind uns also einig, dass wir keinen Kontakt mehr haben.


    Mein Ex wird mir immer fremder. Ich erinnere mich noch daran, wie sich der Mensch, den ich geliebt habe, angefühlt hat. Warum ich ihn geliebt habe. Das Gefühl des Entschlusses, es trotz seiner Macken ernst zu meinen (was für mich aber nicht die BA-Dinge wie Ignorieren einschließt) kann ich mir noch immer vergegenwärtigen. Ich mag, wie ich mich während der Beziehung verändert habe, ich bin eine etwas bessere Version von mir selber geworden, als ich vorher war. Ob er das von sich selber sagen würde, will ich hier nicht mutmaßen. Aber den ganzen BA-Zirkus und BA-Schmerz habe ich dafür nicht unbedingt gebraucht, die Dinge, von denen ich heute noch profitiere habe ich erlebt, bevor es mit der BA schlimm wurde.


    Auch aus heutiger Sicht würde ich es noch immer schön finden, wenn wir uns aufeinander hätten einlassen können und zusammen bessere Versionen von uns selber geworden wären. Ich habe das sehr lange für möglich gehalten. Das wäre schwierig für mich gewesen, ich wäre ins Ausland gezogen und hätte mehrere neue Sprachen lernen müssen, um da richtig zurechtzukommen. Aber ich hatte mich dafür entschieden, auch für die schwereren Aufgaben.


    Und er hat sich gegen uns entschieden, auch wenn es keine bewusste Entscheidung sondern eine Flucht war. Aber eben eine zu viel. Schade, aber ich trauere dem nicht mehr nach, wie noch vor einem Jahr.


    Ich bin jetzt ein bisschen anders als vorher, und bestimmt ist er es auch. Wir werden Fremde, und das ist ok.

    Um noch kurz was zum eigentlichen Thema zu sagen:
    Mir sind keine Statistiken über Bindungsangst bekannt, deshalb weiß ich nicht, ob sie tatsächlich zugenommen hat. Vielleicht hat sie auch abgenommen, weil der Umgang mit Kindern zumindest bei uns immer freundlicher wurde, und Bindungsstörungen ja oft aus Erlebnissen als Kind resultieren.
    Ich nehme an, dass sich die Funktionsweise der menschlichen Psyche nicht drastisch verändert haben wird, deshalb glaube ich, dass es Bindungsangst auch früher schon gegeben haben wird. Nur konnte man sie da besser verstecken, sie zeigte sich anders, weil die Beziehungspartner aufgrund der Benachteiligung von Frauen keine Beziehungen auf Augenhöhe versucht haben zu führen, oder jedenfalls war das nicht die Regel. Heute sind die emotionalen Anforderungen und die Erwartungen an Beziehungen höher, da wird sie dann sichtbarer.

    Zitat von Sukramine

    Vielleicht ist es das, was Liebe macht: Dass man den anderen, und sei es nur für einen Moment, so sieht, wie oder besser: Was er wirklich IST: absolute Freiheit, unendliche Möglichkeiten und unbegrenztes Sein.


    Ich denke, ich versteh ein bisschen, was Du meinst. Und es muss ja nicht gleich unendlich sein, aber ein bisschen mehr in dem andern zu sehen, als er selber von sich glaubt, kann helfen, dass er neue Dinge probiert, ein bisschen über sich hinauswächst. Aber dafür ist es notwendig, dass man sich gegenseitig das Gute, das der andere einem zutraut, auch glaubt. Und dieses Vertrauen geht ja in der BA-Beziehung kaputt, und dann geht immer weniger.
    Der Traum hat das sehr stark kontrastiert.

    Die in diesem Blogartikel beschriebenen Erlebnisse sind ein bisschen anders als die klassischen BA-Geschichten, die wir sonst hier so lesen. Ich fand es interessant zu lesen, dass einem die Liebesgefühle auch nach langjähriger Beziehung abhanden kommen können, und es erinnert mich an einige, wenige Geschichten, die wir hier auch schon gelesen haben. Vielleicht hilft der Artikel und die darin verlinkten Texte ja jemandem.
    https://www.fraumeike.de/2018/…icht-mehr-zu-lieben-rocd/

    Hallo,


    ich will hier mal wieder updaten.


    Was ich in meinem letzten Post hier geschrieben habe, stimmt noch immer. Ich denke immer, ich bin ziemlich fertig mit der BA-Geschichte, und dann passiert doch etwas, das mich noch einen Schritt mehr machen lässt, der mich noch mehr abschließen lässt. Vor ein paar Wochen war sein Geburtstag, den habe ich ignoriert. Er fand Geburtstage immer sehr wichtig, und da es mir letztes Jahr wieder besser ging, und ich mir einbildete, ich sei drüber weg und könne mich "normal" verhalten, schickte ich eine Gratulation per Mail. War nicht die beste Idee, aber hat auch nicht stark geschadet. Diesmal fand ich es befreiend, den Geburtstag zu ignorieren, weil ich auch wusste, dass es noch ein Schritt von ihm weg war, eben gerade weil ihm Geburtstage so wichtig sind.


    Letzte Nacht habe ich seit Langem mal wieder von ihm geträumt, ein Traum, in dem er was gemacht hat, das er im echten Leben nie gemacht hat. Etwas Mutiges und etwas, bei dem man sich selber andern sehr offen zeigt. Ich hab zugesehen und gedacht, wie schön er ist, fröhlich und mutig und frei. Danach sind wir weggegangen gemeinsam, als gehörten wir zusammen.


    Fühlt sich an wie noch ein Abschließtraum, weil die Version von ihm, die ich da geträumt habe, in Wirklichkeit nicht da war, als ich ihn kannte. Er war unfreier und von seinen eigenen Sorgen oder Vorstellungen, wie er zu sein habe, wie andere zu sein haben, wie Beziehungen zu sein haben, eingeschränkt.
    Das war ein Federleichter Traum ohne Wehmut. Er fühlt sich an, als hätte er noch was von dem "wie konnte er mich nur so behandeln"-Gefühl weggenommen.
    Ich hoffe, mein Ex ist irgendwann mal im richtigen Leben so mutig und fröhlich und frei, wie ich ihn da gesehen hab.


    Alles ist nun schon 1 Jahr und 10 Monate her, und ich bin immer wieder erstaunt, wie lange man braucht, und wie viele Schritte man machen kann, um sich da endgültig zu lösen.

    radieschen, ich würde sagen, da hattest Du Glück, denn der war dann plump. Es ist wichtig, den gesunden Narzismus von dem andern zu unterscheiden, und hier im Forum sind eigentlich die meisten immer sehr vorsichtig, bevor sie andern irgendwelche Labels anheften. Das Narzismus-Label ist aber in Fällen, wie Griselda das geschildert hat, sehr sinnvoll, sonst kann man das nicht verstehen und sich nicht schützen. Wer ernsthaft wissen will, wie man mit solchen Labels auf respektvolle Art umgehen kann, und warum die durchaus ihren Sinn haben, der könnte "Persönlichkeitsstörungen verstehen von Sachse lesen. Das Problem am Narzismus ist ja, dass das Umfeld oft viel mehr als der Betroffene leidet, darum ist das Label unter Umständen sehr wichtig. Wenn hier im Forum immer damit um sich geworfen würde, würde ich die Sorge verstehen, aber weil ich das hier aners erlebe, versteh ich das Problem nicht. Aber vielleicht geht's ja lediglich drum, Meinungen zu hören.

    Viele Merkmale, die Ihr so auflistet, erinnern mich an introvertierte Menschen. Und Introvertiertheit ist doch eine total normale und zu akzeptierende Eigenschaft, auch wenn es in unserer Gesellschaft extrovertierte Menschen leichter haben.


    Vielleicht könnte es ja helfen, über Erfahrungen Introvertierter Menschen zu lesen, wie die ihren Frieden damit gemacht haben und das auszuprobieren. Und die restlichen Eigenschaften, die dann noch übrig bleiben, die haben dann vielleicht einen größeren Zusammenhang zu BA als die anderen. Es ist doch nicht alles, was anders ist, unnormal oder nicht richtig.

    Wer sagt denn, dass man sich entscheiden muss? Di BA kann ja Teil einer andern Störung sein, und dann kann er BA und Narzist sein, oder er kann BA und was anderes sein. Weniger umstrittene Eigenschaften als BA treten ja auch nebeneinder auf. Jemand kann Depressionen haben und dazu noch einen ausgeprägten Persönlichkeitsstil oder gar -störung... Ich würde allerdings auch immer vorsichtig mit Diagnosen sein.

    Hyperfokus, ich finde es schwierig, Deine Texte zu lesen. Hab nur den Anfang und das Ende gelesen.Das wurde Dir hier schon in der Vergangenheit gesagt, Du analysierst alles und jedes an den Frauen, warum um Gotteswillen ist es wichtig hier zu schreiben, in welchem zeitlichen Verhältnis zu Euerm ersten treffen ihr Zyklus steht? Wenn Du Dich im RL so anfühlst wie in Deinen Texten, dann würde ich abhauen, weil ich mich gestalkt fühlen würde. Kümmer Dich lieber mal um Dich, nicht um irgendwelche Frauen.

    stimmt, und wenn man das Thema BA und die Geschichten hier nicht kennt, könnte man es für ein harmloses Liebeslied halten, aber bei "in meiner Liebe stecken bleibst" wirds gruslig und nach der zweiten Strophe weiß man spätestens, auch ohne BA-Vorbildung, wie der Hase läuft...

    Zitat von Sukramine

    Ich glaube, beides sollte ausgewogen sein.


    Extrem zielorientiert wäre es zu sagen: Ich will eine Beziehung und entweder sie funktioniert oder nicht. Wenn nicht, dann such ich mir halt jemand anderen.
    Dann würde man übersehen, dass jeder Beziehung (auch ohne BÄ) auch immer etwas ist, was sich entwickelt, was immer auch KOnfliktpotential birgt, Konflikte, die gelöst werden wollen. Dass man den anderen erst kennen- und verstehe lernen muss, auch das braucht Zeit.


    Ich weiß gerade nicht genau, ob ich so rübergekommen bin, als stellte ich greifbare Ziele über alles, oder ob Du das nur so ansprechen wolltest. Ich stimme Dir jedenfalls zu. Und ich denke je nach Situation und Kontext kann auch mal das eine oder andere überwiegen, Zielorientiertheit oder Prozessorientiertheit.
    Andererseits, vielleicht kann man es noch komplizierter machen wenn man sagt, dass das gegenseitige Kennenlernen auch ein Zwischenziel ist auf dem Weg dahin zu entscheiden, ob man eben miteinander beziehungstechnisch kann oder nicht. Und selbst wenn man solche Entscheidungen gerade nicht treffen will, es ist ja nun nicht so, dass man Leute nur kennenlernt um sie auf Beziehungspotenzial abzuchecken, dann hat man doch Motive, warum man gemeinsam Zeit verbringt. Weil der andere bereichernd ist, weil es Spaß macht, weil man zusammen lacht, weil man ihn mag, und diese Erlebnisse möchte man dann gern wiederholen in der einen oder andern Form. Und schon wieder ist ein Ziel da, ganz ohne Liebesbeziehungskontext.


    Letztendlich glaube ich, dass es gar nicht besonders sinnvoll ist, die beiden so stark zu trennen, als wären sie schwarz und weiß und zu sagen, ich bin so orientiert, ihr seid so orientiert.


    Und Beziehung als Prozess finde ich persönlich sehr spannend, weil einen Beziehungen einfach verändern, bei der Weiterentwicklung helfen. Und je enger die Beziehungen, desto größer ihr Potenzial dafür, weil die Wahrscheinlichkeit für Reibung da am größten ist. Und dann muss man eben drauf vertrauen, dass einem der andere Gutes will, und dass man den Konflikt irgendwie lösen kann.

    Zitat von katyesorno75

    „Einer will Kinder, der andere nicht. Wenn der mit Kinderwunsch dann erklärt, wie er zu seinem Nachwuchs kommt... kaum möglich. Mir ist bewusst, dass ich es mit diesem Beispiel etwas auf die Spitze getrieben habe.“


    Extreme Beispiele sind immer die besten Beispiele. ;-)


    „Ich habe das große Bedürfnis, eines Tages Mutter zu sein. Möchte diese einzigartige Liebe zu einem Menschen erfahren und die Verantwortung erleben, die damit Hand in Hand geht. Dass du diesen Wunsch nicht verspürst, macht mich traurig und lässt mich beinah verzweifeln, da ich dich als meinen Partner sehr liebe. Kannst du dir vorstellen, deine Einstellung zu diesem Thema noch einmal zu überdenken? Ich befürchte, dass wegen dieser unvereinbaren Lebenspläne unsere Beziehung nicht dauerhaft Bestand haben kann.“


    Genau, der Konflikt wird damit nicht gelöst, sondern es wird auf schonende Art mit ihm umgegangen, was erstmal nicht verkehrt ist. Das zugrundeliegende Problem ist eben kaum lösbar, wenn der andere partout keine Kinder will.


    Zitat von katyesorno75

    Eure Einwände, Sukramine und SunFlower, erwecken in mir den Eindruck, ihr würdet euch sehr auf eine LÖSUNG versteifen, die unbedingt zu 100% für beide passen muss. Ich persönlich sehe das halt völlig anders..


    Aber Dein Eindruck deckt sich nicht mit meiner Realität. Menschen mit Bindungsangst haben oft, noch weniger als "normale" Menschen, wenig Zugang zu ihren Gefühlen und Wünschen. Zuerst erwecken sie z.B. den Anschein, als strebten sie mit Vollgas eine Beziehung an, plötzlich fangen sie an, sich doppeldeutig zu verhalten. Sie erwecken also den Anschein, ein Ziel zu haben, warum soll ich das nicht erstmal glauben, wie ich es einem Nicht-Bindungsängstler auch glauben würde. Früher oder später wird sich aber die ganze schöne Dynamik trotzdem in all ihrer Pracht entfalten, vielleicht mit Gewaltfreier Kommunikation ein bisschen später, aber die GFK verhindert es nicht, sie ist ein Hilfsmittel. Wir haben sie ja schon mehrmals als hilfreiches Werkzeug gewürdigt.


    Mir scheint es auch unrealistisch, den Prozess so stark über die Ziele zu stellen. Wenn ich mich mit jemandem unterhalte, dann hat das ja meist einen Grund. Ich kenne den Menschen, ich mag ihn als Freund oder Partner, und daraus folgt dann der Wunsch, ihn wirklich tief zu verstehen. Ich habe nicht die Energie und Ressourcen, alle Menschen wahllos in ihrer Tiefe und Komplexität zu verstehen. Sondern das Interesse am Gegenüber muss erst durch gemeinsame Interessen, Wünsche oder Ziele entstehen.


    Gewaltfreie Kommunikation an sich ist ja auch nicht zielfrei. Ihr Begründer Rosenberg hat sie eingesetzt, um Konflikte nach Bürgerkriegen zu befrieden, damit verfeindete Ethnien wieder miteinander leben konnten. Und klar, da ist dann erstmal gemeinsames Verstehen angesagt, aber das hat letztendlich ein Ziel. Und hätte er die gewaltfreie Kommunikation da nicht erfolgreich anwenden können, dann hätte er diese Geschichten nicht als Beleg dafür nehmen können, dass sie Wirkung zeigt.


    Ich finde es illusorisch zu glauben, dass zwischenmenschliche Beziehungen ohne Verbindlichkeit funktionieren. Und dass Freundschaften und liebe bedingungslos sein können. Maximale Sicherheit bei maximaler Freiheit. Geht meiner Meinung nach nicht.


    Und ich stimme Sukramine zu. Du beschäftigst dich eher damit, zu erklären, warum jedes unserer Gegenbeispiele, doch mit gewaltfreier Kommunikation gelöst werden kann, anstatt auf das Argument einzugehen, dass die Methode zwar das Miteinander erleichtern kann, aber die Kommunikationsprobleme mit BA-Menschen nicht lösen wird. Aber Du bist ja nicht an Lösungen interessiert, sondern nur an Prozessen.


    Ich glaube, so drehen wir uns im Kreis.

    katyesorno,


    sieh mir nach, dass ich jetzt das Zitat nicht raussuche, aber ich hab Dich in einem Deiner Posts in Deinem Thema so verstanden, dass Du auch immer gleich hören möchtest, dass der andere auch selbst für seine Bedürfnisse sorgt, falls Du eben für eine Unternehmung nicht zur Verfügung stehst.


    Ein bisschen seh ich das wie Sukramine, das sollte schon selbstverständlich sein, dass man unter Erwachsenen Menschen voraussetzt, dass jeder für sein Wohl verantwortlich ist und nicht zugrunde geht, wenn Du absagst. Andererseits, wenn ich weiß, dass mein Gegenüber da empfindlich reagiert, dann finde ich es auch nicht ganz so schlimm, ihm da entgegenzukommen und vielleicht zu sagen, was ich noch so machen könnte, falls eine Absage kommt. Das könnte aber, je nach Stimmung des BA auch wieder nach hinten losgehen, "sie braucht mich ja gar nicht". Mein EX ist da jedenfalls geschwankt.


    Als ich den Beitrag von Dir vor ein paar Tagen das erste Mal las, dachte ich auch spontan, dass die Kommunikation, wie ich das Problem ohne Dich löse, auch gar nicht immer möglich ist. Einer will Kinder, der andere nicht. Wenn der mit Kinderwunsch dann erklärt, wie er zu seinem Nachwuchs kommt... kaum möglich. Mir ist bewusst, dass ich es mit diesem Beispiel etwas auf die Spitze getrieben habe.


    Aber wie Sukramine schon sagte, Kommunikation löst keine Probleme, die eine andere Ursache haben. Aber klar, sie kann einiges erleichtern.

    Danke, dass Ihr nochmal auf dieses Thema geantwortet habt. Ihr seid mir ja Jahre voraus.


    Ich glaube, ich hatte niemals übertrieben romantische Vorstellungen von Beziehungen, ich dachte nie, dass Liebe alles kann. Ich mochte meinen BA, weil er extrem achtsam in der Kommunikation war, so was hab ich davor und danach bei niemandem gesehen. Er war auch der ehrlichste Mensch, den ich kennengelernt hab bisher, aber diese Ehrlichkeit sehe ich heute eher als Problem, weil ich denke sie entstand aus der Unfähigkeit heraus, seine eigenen Grenzen zu verteidigen, was ja zu Angst vor überrolltwerden/Bindungsangst führte.


    Ich dachte immer, mit jemand der so achtsam kommuniziert und so ehrlich ist, müsste man über alles reden können, und selbst wenn es mit der Beziehung nicht klappt, müsste man sich freundlich trennen können und könnte dann wissen, dass man es wirklich miteinander versucht hat. Wie sich gezeigt hat, war das ein Irrtum, weil er sich selber nicht gut genug kannte, nicht wusste, was er wirklich wollte, und wie er mit seinen Widersprüchen umgehen wollte.


    Für mich ist überraschend, dass es immer noch mehr daraus zu lernen gibt. Ich denke noch öfter an ihn. Und ich denke immer, ich bin schon ziemlich weit gekommen nach der Trennung. Und dann passiert überraschend aus einem Gedanken oder einer Erkenntnis heraus noch ein weiterer Schritt dahin, etwas heiler zu werden. Ich empfinde die Entwicklung nicht gleichförmig, sondern aus solchen kleinen Schritten bestehend, von denen man manchmal nicht weiß, was sie auslösen wird.

    katyesorno,


    danke für diesen großartigen Hinweis auf die gewaltfreie Kommunikation. Ich habe mich damit in der Vergangenheit auch schon beschäftigt und glaube auch, dass es ein gutes Werkzeug ist, um seine Wünsche und Bedürfnisse klar zu vertreten.


    Allerdings glaube ich nicht, dass irgendein Tool einen davor bewahren kann, in BA-Kommunikationsfallen zu tappen. Ich habe erlebt, wie die harmlosesten Unterhaltungen, die kaum anders hätten verlaufen können, zu BA-Reaktionen geführt haben.


    Beispiel aus meiner eigenen Geschichte.
    Mein Ex lebte im Ausland und eine Freundin hatte ihn zu sich nach Hause eingeladen. Als er mir davon erzählte sagte er, dass die Einladung schon lang ausgesprochen worden sei, und wenn er nicht bald hingehe, würde sie ihn nicht mehr einladen. Er hatte diese Freundin gefragt, ob ich mitkommen könne. Sie bejahte und meinte, wir sollten uns einfach melden, wenn ich da sei. Ich wollte sie gern kennenlernen, weil sie auch Deutsche war und schon länger in diesem Land lebte. Ich wollte mich mit ihr unterhalten um zu hören, wie es sich aus deutscher Sicht anfühlt, dort dauerhaft zu leben. Dass hatte ich irgendwann in der Vergangenheit mal kurz erwähnt, ohne groß darauf herumgeritten zu sein. Weil ich in der Arbeit flexibel bin, wäre ich letztendlich zu meinem Ex gezogen, wenn's so weit gekommen wäre. Das war die situationsbeschreibung, die Unterhaltung nach dem letzten Besuch bei meinem Ex, bei dem die Freundin im Urlaub war, sodass wir sie nicht besuchen konnten, ging so:
    Ich: Hast Du J. inzwischen besucht?
    (Ich wollte, dass mein Ex sich den Kontakt mit J. nicht entgehen ließ, egal ob ich nun da war oder nicht.)


    Ex: Nein, sie will doch dich auch kennenlernen.
    (das verwunderte mich, wusste nicht, dass sie das wollte, hat er auch vorher nie gesagt.)


    Ich: Okay, dann können wir sie ja besuchen, wenn ich das nächste Mal bei Dir bin.


    Darauf abrupter Stimmungsumschwung. Ich will damit sagen, die Unterhaltung war ganz normal, hat sich so ganz natürlich ergeben, und dann gab's diesen plötzlichen Umschwung.


    Ich will damit sagen, ich halte es nicht für möglich, kommunikativ dauerhaft um die Trigger eines BA-Partners herumzuarbeiten.


    Ich halte es für erstrebenswerter, so klar und freundlich, wie man kann, die eigenen Standpunkte, Wünsche und Bedürfnisse zu vertreten, und dem Rest dem BA-Partner zu überlassen, auch wenn das dann zwangsläufig zu Erwartungsdruck führt. Am Ende war ich relativ gut darin, glaube ich, den Grund für solche Momente zu verstehen, in denen sich die Gesprächsatmosphäre schlagartig änderte, und dann genau so schnell darauf zu reagieren: "Vermute ich richtig, dass dich dies oder jenes gerade gestört hat, dass du denkst, dass ich x y z von dir denke oder erwarte?" ja/nein. Falls "ja", "ich habe es in Wirklichkeit so oder so gemeint, es war kein Tadel/keine Forderung." Aber ich glaube selbst wenn man seinen Partner irgendwann so gut kennt, dass man viele dieser Situationen richtig errät und schnell darauf reagieren kann, ist das auch wieder ein Problem, weil das ja große Nähe impliziert.



    Aus heutiger Sicht würde ich nur noch sagen, dass man sich einfach authentisch und freundlich bis liebevoll, je nach Verhältnis zueinander, geben soll. Und die gewaltfreie Kommunikation ist ein Weg dahin, aber sie ist kein Wundermittel gegen BA-Kommunikationsfallen.

    Zitat von Intrup


    Ehrlich, Leute macht mit und testet Euch selber - gerade wenn Ihr in einer Beziehung und/oder frischen Trennung zu einem bindungsängstlichen Menschen seit. Online-Abhängigkeit
    wird oft nicht gesehen.


    Nach der Trennung geht nicht. Wenn man sich als Single angibt, nimmt man nicht an der weiteren Befragung teil. Finde ich nachvollziehbar.