Beiträge von SunFlower

    Zitat von chmo

    du hast vollkommen Recht, Sukramine. Oft fällt es schwer zu verstehen, warum man so einen "Knacks" hat, wo doch alles in der Kindheit gut gelaufen ist.


    Oftmals denkt man das auch nur, dass alles perfekt war. Das bedeutet nicht, dass man eine schreckliche Kindheit hatte, aber es bedeutet, dass die Interaktionen mit Bezugspersonen in der Kindheit eben so waren, dass man ein für das Erwachsenenalter ungünstiges Arbeitsmodell davon, wie Beziehungen funktionieren, entwickelt hat. Und wenn man das durchschaut, kann man auch gegensteuern. Sich damit zu beschäftigen bedeutet nich, dass man den eigenen Eltern die Schuld an irgendwas gibt. Die haben in der Regel auch nur das beste gewollt, und waren in ihren Möglichkeiten eingeschränkt. Wenn man versucht, das im Hinterkopf zu behalten, dann kann man sich vielleicht auch etwas offener damit beschäftigen, was einen in der Kindheit ungünstig geprägt hat. Und man kann das auch tun, und gleichzeitig den eigenen Eltern gegenüber liebevoll bleiben.


    Menschen mit unsicherem Bindungsstil denken häufig, dass alles in der Kindheit prima war, auch wenn das nicht stimmt. In einem der Bücher, die ich gelesen hab, gab's eine ausführliche Beschreibung davon, wie das Adult Attachment Interview abläuft. Mit diesem Interview kann untersucht werden, welchen Bindungsstil jemand hat. Es fragt z.B., wie zugewandt die Bezugspersonen waren, in etwas konkreterer Form. Menschen mit unsicherem Bindungsstil sagen dann oft, dass die Bezugspersonen zugewandt waren, aber es fehlen oft ausreichend spezifische Erinnerungen, mit denen man das untermauern könnte.



    Zitat von chmo

    Ich muss auch sagen, ich bin kein großer Stahl-Fan, eben weil sie so negativ über die BÄler schreibt. Ihre Bücher tragen schon sehr zum Verständnis von Bindungsproblemen bei, jedoch entmutigen sie dich als Partner auch komplett. Ich weiß, sie will damit nur unsere "Illusionen und Wünsche" entlarven und uns die Realität zeigen. Aber es gibt ja nicht nur den einzigen Weg der Trennung, so wie ich das bei ihr immer wieder rauslese.
    Vielleicht sollte ich auch mal was aktuelles von ihr lesen/ansehen.


    Also ich finde "Vom Jein zum Ja" im Vergleich zu ihrem ersten buch ziemlich gut. Ihr erstes BA-Buch hab ich auf Englisch gelesen, weil es mir wichtig war, es in elektronischer Form zu lesen, und das gab's auf Deutsch nur auf Papier. Das war so schlecht, dass ich nicht sicher bin, wie stark das an ihr und wie stark es an der Übersetzung lag, las sich nach sehr schlecht übersetzt, mit total pathologisierender Sprache, wie man sie in englischer Ratgeberliteratur nie finden würde. Außerdem ist es im Vergleich zum zweiten Buch viel schlechter strukturiert. Ich finde "Vom Jein zum Ja" viel ausgewogener, und ich finde auch nicht, dass sie ausschließlich zur Trennung rät.

    Wie viel Trauma oder nicht man haben darf, um trotz seiner Bindungsangst mit oder ohne Therapie eine Beziehung führen zu können, das kann und mag ich nicht beurteilen.
    Was mich an ihr doch stört ist, dass sie sagt, sie habe diesen Ansatz mit den inneren Kindern entwickelt ohne dabei zu erwähnen, worauf sie ihn aufgebaut hat. Zufällig hab ich mich vor einiger Zeit mal mit Schematherapie beschäftigt und mich erinnert es daran, d.h. es wirkt auf mich wie eine drastisch vereinfachte Form davon, die einem helfen kann, das eigene Innenleben zuv erstehen. Ich will nun nicht sagen, dass ihr Ansatz auf Schematherapie beruht, weil auch Schematherapie nicht ohne Vorgänger und Einflüsse ist,d.h. keine Ahnung, woran sich nun Stefanie Stahl hauptsächlich orientiert hat. Aber ihre Herangehensweise wäre nicht weniger legitim, wenn sie sagen würde, ich habe die und die Ansätze so aufbereitet, dass jeder mit ihnen arbeiten kann, da würde ihr kein Zacken aus der Krone brechen, und mir zumindest wäre es sympathischer.

    Danke Euch für Eure Antworten.


    Die Feiertage sind vorbei, und ich bin weniger melancholisch, was die Beziehung angeht. Griselda, wie Du schon sagst, es dauert wohl länger, als man denkt.


    Zitat von SugarLea

    Was ich aber aus den letzten Jahren gelernt habe ist, dass ich mich auf meine Intuition immer verlassen kann, denn alles was ich damals gefühlt habe, habe ich zu Recht gefühlt und hat sich im Nachhinein total bestätigt...


    Kannst Du schreiben, was Du damit meinst? Ich würde das gern besser verstehen.


    Ich bin nicht jemand, der regelmäßig auf seine Träume achtet, aber manchmal habe ich welche in Bezug auf andereMenschen, die irgendwie lebhafter sind, an die ich mich morgens dann besser erinner, und von denen ich das Gefühl hab, dass sie mir was sagen. Als mein Ex mir erklärte, er sei in mich verliebt, da träumte ich etwas, das ich verstand als: Du kannst gern befreundet sein, aber Du solltest keine Beziehung haben. Später hab ich es anders gemacht. Und nach Trennung 1.0, kurz bevor wir in die Verlängerung gegangen sind, gab's auch noch so einen Traum, der hat sich angefühlt wie "Du verstehst den Mann nicht, was er eigentlich will oder nicht ist zu undurchsichtig".


    Was Du mit Deiner Intuition erlebt hast, ist das ähnlich?

    Hallo,


    ich hatte über die Feiertage nochmal einen Durchhänger. Kurz zusammengefasst: Trennung August 2016, erfolgreiches Gespräch wie und warum Januar 2017, danach sporadischen Kontakt per Mail, so alle 4 Monate oder so, das letzte Mal im August. Aber eigentlich konnte ich daraus nichts Gescheites machen, ich weiß nicht, was ich mit ihm anfangen soll. Beim letzten Kontakt wär er ganz gern irgendwann mal wieder mit mir befreundet gewesen, hätte mittelfristig gern an einem gemeinsamen Projekt weitergearbeitet. Kann ich aber nicht, als wär nichts gewesen. Die Art der Trennung fand ich einen Vertrauensbruch, und Vertrauen ist für mich auch Basis einer Freundschaft.
    Ich habe das Jahr über nichts in Sachen Partnersuche unternommen, meine Beziehungen sind bisher immer aus Freundschaften entstanden und das fand ich sehr angenehm, weil so schon vorher klar war, dass man bestimmte Dinge teilt.


    Davon abgesehen finde ich mein Leben aber gerade so gut wie seit Jahren nicht, neuer Beruf, neue Stelle, Arbeit macht Spaß, ein paar nette neue Leute. Und dann der Gedanke, wie blöd, dass er sich getrennt hat. Ich hätte diesen guten Teil meines Lebens auch gern gemeinsam erlebt und mit ihm geteilt. Denn als wir zusammen waren, war mein Leben anstrengender und weniger gut. Als er mir erzählte, er sei verliebt in mich, da war's eigentlich gerade recht mies.


    Ich hab an die Gründe gedacht, warum ich ihn geliebt hab, das wäre mir auch alles noch zugänglich, wollte ich dem ausgiebig nachgeben. Ich weiß, wie sich sein Sein anfühlt, ich erinnere mich an das Gefühl, wie mich Alltagsdinge ohne BA-Zusammenhang an ihm genervt haben, und wie ich die aber akzeptiert hab und liebevoll fühlend über die hinwegsehen konnte. Was man eben so tut, wenn das bloße Verliebtsein aufhört und man sich dafür entscheidet, trotzdem zu lieben.


    Und dem gegenüber könnte ich noch genau so frisch auf das ungläubige und erschreckte Gefühl zugreifen, das ich hatte, als er sich aus einem impuls heraus in Panik trennte, obwohl wir vor einer Woche beschlossen hatten, dass wir es mit dem neuen Wissen um die Problematik achtsam miteinander versuchen wollten.


    Und dann ist da noch das Gefühl, dass ich ihn eigentlich nicht kenne, denn er ist nicht der Mensch, von dem ich dachte, dass er es war. Denn der hätte mir nicht eine Woche das eine und die nächste das Gegenteil gesagt, ohne dass etwas Wesentliches passiert war. Das Gefühl, dass er da unwiederbringlich etwas zerstört hat.


    Und dann frage ich mich, warum sind diese eigentlich unvereinbaren Gefühle immernoch parallel in mir. MMüsste das nicht mal langsam vergessen werden. Ich kann natürlich einfach so weitermachen wie bisher. Sie nicht verurteilen aber mich im Wesentlichen drauf konzentrieren, dass das Leben weitergeht, und es schon in Ordnung ist, alles so wiedersprüchlich und parallel in mir zu haben. Und dass es irgendwann aufhört. Oder muss ich irgendwas machen, hab ich was vergessen, übersehen?


    Die von Euch, die auch einen BA-Ex haben, mich würde interessieren, ob ihr findet, dass ihr drüber hinweg seid, und wie Ihr der Ganzen Geschichte gegenüber fühlt, egal ob es für Euch abgeschlossen ist oder nicht.
    Kommt gut ins neue Jahr.

    Hallo MyDecember,


    ich kenne Deine Geschichte nicht, hab sie jetzt nicht noch einmal gelesen, aber ich denke, ich verstehe, was Du hier schreibst.


    Ich persönlich glaube, dass eine Beziehung mehr als lediglich ein Bonbon ist. Wir sind ja soziale Wesen, auf Interaktion angelegt, und eine Beziehung ist, so glaube ich, eine einmalige Gelegenheit, sich selber und einen andern Menschen sehr tief kennenzulernen. Ich halte die Gelegenheit für einmalig, weil man mit jedem Partner etwas andere Dinge kennenlernt, auch wenn sich vielleicht die großen persönlichen Themen wiederholen können, aber ich glaube die Ausprägung und Facetten sind verschieden, weil jeder einmalig ist und sich durch das Zusammenspiel etwas Besonderes ergibt.


    Ich glaube, das "gesündere" Verhalten in einer BA-Beziehung ist, nicht ewig zu versuchen und zu warten, sondern eigene Standards zu haben und eben zu gehen, wenn die nach gewisser Zeit nicht erfüllt werden. Aber nicht, weil eine Beziehung ein Bonbon ist, das man ja eigentlich nicht braucht, sondern weil man erkennt, dass man von genau diesem Partner nicht das bekommen wird, was man sich wünscht.


    Wenn ich darauf jetzt so herumgeritten bin, dann nicht, weil ich Dir persönlich widersprechen wollte. Sondern weil mir auffällt, dass manche Coaches, Berater usw., die helfen wollen, aus solchen Beziehungen herauszufinden, oft betonen, dass man alles in sich selber finden soll, dass eine Beziehung zwar ganz nett ist, dass man sie aber nicht so wichtig nehmen sollte. Und da wollte ich nur etwas anderes in die Waagschale werfen.

    Stefanie Stahl hat wieder mal ein Buch veröffentlicht und ein ausführliches Interview dazu gegeben im Video. Wer ihre Ansätze und Ansichten kennt, findet wahrscheinlich nicht viel neues. Darüberhinaus sagt sie in diesem Video, dass sie selber mal als Partnerin eines Bindungsängstlers betroffen war. Das haben ja manche Teilnehmer hier behauptet, aber ich wusste immer nicht auf welcher Grundlage. Außerdem verstehe ich sie in dem Interview so, dass sie sagt, „normalgestörte Menschen“ könnten ihre Probleme mit ihren Büchern und Seminaren lösen. Wer aber noch mit einem Trauma zu tun hat, der sollte sich auch an einen Therapeuten wenden...



    http://www.youtube.com/watch?v=jUT4W-DjMQI

    Ich sehe das ähnlich wie Griselda. Ähnlich wie bei Co-Pilot oder Co-Autor sagt für mich der Begriff Co-Abhängigkeit, dass zwei Menschen von etwas abhängig sind. Ich würde mich eher den Autoren anschließen, die seine Verwindung in dem hier diskutierten Sinn ablehnen. Ich kann im Moment auch nicht sehen, welche Dimension er der Diskussion hinzufügt.


    Ich denke auch, dass Menschen als soziale Wesen interdependent sind. Ich denke es kommt drauf an, ob es möglich ist, die richtige Balance zwischen "gemeinsam" und "allein" zu finden.

    Ich denke es hängt stark davon ab, wie die Trennung lief und welche Vertrauensbrüche es gegeben hat. Verantwortung, Fairness und Vertrauenswürdigkeit sind für mich auch in einer Freundschaft, die diesen Namen verdient, eine wichtige Grundlage. Wenn ich aber erlebt habe, dass jemand keine Verantwortung übernehmen kann oder will für das, was er gesagt oder getan hat, warum soll ich mir dann Mühe geben, befreundet sein zu wollen? Für eine oberflächliche Bekantschaft würde es vielleicht reichen, aber die kann ich wesentlich unkomplizierter mit Menschen ohne gemeinsame Vergangenheit haben.

    Hallo,



    bei meinem war's so, dass wir uns schon ewig online kannten, und der Kontakt über die Jahre mal ganz lose und mal enger war. Es war ursprünglich nur so was wie ein Sprachaustausch. Als wir uns das erste Mal im echten Leben trafen, dachte ich vorher nicht, dass ich mich je in ihn verlieben könnte, und als es dann doch passierte, war es zu unglaublich für mich, ich sah mich als sehr rational und fand das alles zu unwirklich. Darum war es mir die ersten Monate ganz recht, dass es immer nur hieß, wir sehen, ob wir eine Beziehung führen wollen oder nicht. Ob bzw. wie sich diese Statusdefinition änderte, darüber habe ich keinen rechten Überblick. Manchmal wurde ich als Freundin vorgestellt, oft aber nicht, und ich weiß nicht, wovon das abhing. Unsere Familien haben wir kennengelernt, ich war bei seiner zu Weihnachten, sehr schön war das. Aber kurz vor Ende der Beziehung (oder so) meldete ich an, dass der undefinierte Status nicht länger ok sei. Er fragte, warum wir das denn unbedingt als Beziehung definieren müssten, es sei doch auch so schön, und das erzeuge so viel Druck, und immer, wenn er in der Vergangenheit was als Beziehung definiert habe, sei es zerbrochen. Ich denke auch, es ist die Angst vor Verantwortung und Erwartungen des Partners. Und mein Ex war nicht konfliktfähig, er hatte nicht die Erfahrung gemacht, dass man in einer Beziehung seinen Standpunkt erfolgreich verteidigen kann, er konnte Streit nicht ertragen, und ich bin wirklich kein Streithammel. Und manche der Erwartungen, die ich angeblich hatte, fantasierte er sich, aber wegen der Konfliktscheue war eben auch kein richtiges Gespräch darüber möglich. Ich hab das zweite Bindungsangstbuch von Stahl erst neulich gelesen, und das trifft sie mit Näheüberflutung recht gut, denke ich. Wenn man keine inneren Grenzen hat, dann kann man auch keine Beziehungen führen. Also hat man keine und entgeht so der ecten und der fantasierten Verantwortung.

    Hallo MissAnn12,


    ich muss zugeben, dass auch ich Deine Absichten nicht verstehe, auch nicht nach Deiner zweiten Nachricht, die im Übrigen Leuchtfeuers Frage nicht beantwortet.


    Zitat von MissAnn12

    Ich würde den Kontakt zu ihm nur auch bis zu dem Zeitpunkt beibehalten, bis ich mich neu verliebt habe. Ich treffe mich jetzt schon mit einigen Männern und suche nach einer neuen Beziehung-und das weiß er auch. [...] So kann ich mit offenen Karten spielen und mich mit ruhigem Gewissen von ihm verabschieden wenn es soweit ist.


    Wenn Du wirklich nur befreundet sein willst, warum willst Du die Freundschaft dann beenden, sobald Du Dich neu verliebst? Ich glaube, Du bist nicht ehrlich mit Dir darüber, was Du eigentlich mit ihm willst. Nicht schlimm, ist unter diesen Umständen nicht unbedingt einfach.


    Abgesehen davon glaube ich aber auch, dass man direkt nach der Trennung kaum eine Freundschaft führen kann, jedenfalls nicht nach einer BA-Beziehung. Nach meiner langjährigen Nicht-BA-Beziehung ging das gut, aber bei BA ist alles so kompliziert und widersprüchlich, dass ich es direkt danach für schwierig bis unmöglich halte.


    Alles Gute.

    Hallo Amourfou,


    Danke für die Zusammenfassung nochmal hier.


    All das, was Du Dir wünschst, das kann man wollen und tun, aber ob es sinnvoll ist, das weiß man erst hinterher, wenn man es versucht hat. Solche Beziehungen, und besonders ihr Ende ist einfach ungeheuer schmerzhaft. Wenn ich es Dir einfach machen wollte, und glauben würde, dass Du das tun kannst, was ich Dir vorschlagen würde, dann würde ich sagen, dass es am leichtesten ist, diesen Schmerz zu akzeptieren, zu wissen, dass er vorbei geht, dass es lang dauert, aber ihm so wenig wie möglich negative Beachtung zu schenken, aber sich ihm auch nicht entgegenzustellen. Sich dabei zu beobachten, wie man ihn durchmacht, zu sehen, was man draus lernen kann. Aber sich nicht so sehr dagegen zu wehren. Zu akzeptieren, dass er jetzt da ist, dass man was über sich lernen kann, und dass er wieder vorbei sein wird, wenn es Zeit ist. Und inzwischen den rest vom Leben nicht zu vernachlässigen.


    Mein Ex hat letztes Jahr im August Schluss gemacht. Im Abstand von ein paar Wochen träume ich manchmal von ihm, gerade wieder. Ich finde es mit am unbegreiflichsten, dass diese Beziehungen keinen natürlichen Verlauf nehmen. Noch bevor man die Beziehung richtig ausprobiert hat, bevor es Gründe gibt wie "wir haben verschiedene Lebensziele", "wir haben uns auseinandergelebt", "unsere Wertvorstellungen passen nicht zusammen", "ich will Kinder und Du nicht", endet die Beziehung so aus dem Nichts, ohne dass sie ein natürliches Ende nehmen kann. Da kriege ich noch heute ein ungläubiges Gefühl. Aber es ist einfach so. Man hat schon alles da bekommen, was es bei diesem Partner zu holen gab.


    Aber ich denke es ist auch so, dass man nur das tun wird, was sich für einen selber Stimmig anfühlt. Also kann man Dir noch so viel Rat geben, Du wirst am Ende Deinen eigenen Weg da raus finden müssen. Wenn Du denkst, dass Du nochmal mit ihm sprechen musst, dann mach es eben. Aber mach es nicht naiv. Sei ehrlich mit Dir, was Deine Motive sind. Und wenn Du ihnen auf den Grund gegangen bist, dann entscheide nochmal, ob Du es wirklich machen willst.


    Und wenn er jetzt tatsächlich wieder auf Dich zukommen würde, was hättest Du denn dann davon? Ich glaube nichts. Aber natürlich fühlt es sich anders an. Alles Gute Dir.

    Hallo Amourfou,



    willkommen im Forum. Ich habe Deinen andern Post nicht gelesen und weiß daher nichts über Deine Geschichte.
    Ich weiß nicht, was Du Dir wünschst von diesem Gespräch. Vermutlich ist Dein Ex-Partner ähnlich vage, wie er es sonst auch war, die meisten Bindungsängstlichen sind ja immer irgendwie vage und nicht fassbar.
    Trotzdem hatte ich das Glück, dass ein Abschlußgespräch bei meinem ging, aber erst im zweiten Anlauf. Beim ersten Versuch fand er es ein gelungenes Gespräch, für mich hatte es alles noch schlimmer gemacht.
    Das zweite war für mich hilfreich. Er entschuldigte sich bei mir für die Art der Trennung und manches, was während der Beziehung gelaufen war. Das half mir. Es gab mir das Gefühl, dass wir tatsächlich ähnliche Wertvorstellungen davon hatten, wie man miteinander umgeht, aber er konnte den seinen aber nicht gerecht werden. Die Trennung war im August, das erfolgreiche Abschlussgespräch im Januar. Aber ob's was bringt, liegt wohl oft am Ex, und oft bringt's wohl nicht viel, hat es den Anschein.
    Du könntest Dir auch einfach mehr Zeit geben, akzeptieren, dass die Gedanken nach solchen Beziehungen bei den meisten um den Ex kreisen, aber dem nicht so viel Bedeutung beimessen. Vielleicht wird dann ein Gespräch weniger wichtig.
    Was würdest Du in dem Gespräch denn gern hören oder erreichen?

    Zitat von SugarLea

    Wie einige ja vielleicht schon mitbekommen haben, habe ich mich als psychologische Beraterin selbstständig gemacht.


    Ich wünsche Dir einen guten Start und eine erfolgreiche Selbstständigkeit!

    Hallo in die Runde,


    dies Forum ist ja doch sehr BA-partnerlastig. Vielleicht habe ich auch einseitig gelesen, aber das ist jedenfalls mein Eindruck. Letztens hab ich aber mal wieder tiefer gegraben und Boenens Geschichte gefunden, der als BA um seine Beziehung in Australien gekämpft hat, dort gelebt mit seiner Freundin, Therapie gemacht. Ein paar andere Geschichten aus der Perspektive eines BA habe ich noch gesehen, in denen ich den Eindruck hatte, dass die Autoren wirklich versucht haben, eine Beziehung zu führen.


    Das hat sich aber immer nach einer Riesenanstrengung angehört und nach Leiden. Wenn wir die Geschichte aus der Perspektive des Menschen mit Bindungsangst hören, dann fehlt ja meist die Partnerperspektive, mit der wir hier sonst oft so vertraut sind. Aber als ich gelesen habe, wie mühsam es war, trotz Therapie, trotz Selbsterkenntnis, da habe ich mich gefragt, warum sollte man das tun. Warum sollte man als Partner in einer Beziehung mit einem Menschen mit Bindungsangst sein, und warum sollte man es als Mensch mit aktiver Bindungsangst versuchen eine Beziehung zu führen, nachdem man über die Verliebtheit hinaus ist. Es hat sehr hoffnungslos ausgesehen.


    Ich bin ja immer dafür, dass man Menschen und sich selber Dinge zutraut, Chancen gibt. Aber das sah für mich nach so viel Leid aus, für beide Seiten...


    Es gibt keinen akuten Grund, aus dem ich das wissen muss. Aber falls jemand unter Euch die Frage auch interessiert, dann würde ich gern Gedanken dazu hören. Angenommen der Mensch mit Bindungsangst ist ansonsten ganz toll, hat sein Problem erkannt, welche Voraussetzungen müssten erfüllt sein, um sich diesem erhöhten Risiko einer schwierigen Beziehung als Partner erneut auszusetzen.
    Und aus Sicht eines Menschen mit Bindungsangst, der erkannt hat, dass es ein Problem gibt und der dran arbeiten will: unter welchen Umständen würde es sich lohnen, einen Beziehungsversuch zu wagen und vor allem auch weiter dranzubleiben, wenn's schwierig wird, Panikattacken oder was auch immer einen da Unangenehmes erwarten kann.


    Liebe Grüße

    Danke Reni für Deine Antwort. Ich habe in den Thread reingelesen. Die Beziehung dieses Paares ist ja schon rein praktisch darauf ausgelegt, dass sie schnell gelöst werden kann. Das ist offenbar geschehen. Vielleicht haben sich einfach die Werte oder Lebensziele eines der beiden Partner geändert, und dann hat's nicht mehr gepasst. Wenn das Zusammen dann so konstruiert ist, dass es schnell gelöst werden kann, dann gibt es eben auch weniger, das dazu motiviert, trotz Krise ein Paar zu bleiben. Aber das ist natürlich nur wilde Spekulation, ich kenne die beiden nicht und habe ja auch gar keine Grundlage, auf der ich was darüber sagen könnte.

    Zitat von Reni

    Mein Favorit ist nach wie vor "Nah und doch so fern" von Steven Carter und Julia Sokol.


    Warum? Ich fand die Amazonrezensionen ziemlich abeschreckend. Sie stellen das Buch als eine Sammlung von grusligen Einzelfallgeschichten ohne wirkliche Hilfe hin. Was fandest Du daran hilfreich? Ich hab's mir bisher nicht gekauft. Und die beiden Autoren haben ja richtig viel um Thema geschrieben, u.A. auch ein Buch drüber, wie man Bindungsangst überwinden können soll. Fandest Du die auch gut?

    Hallo an Euch,


    ich finde schön, dass dieses Thema nochmal aufgegriffen wurde. Ich stimme zwar nicht mit Evas Ansicht überein, aber auch mir bereitet es manchmal Unbehagen, wie über Menschen mit Bindungsangst gesprochen wird hier. Außerdem wurden in der Diskussion auch Punkte angesprochen, die hier zwar oft geäußert werden, aber ich glaube nicht, dass sie uneingeschränkt wahr sind.
    Aber der Reihe nach:


    Zitat von eva


    Eine Person die bemerkt dass sie sich in einen Bindungsängstlichen verliebt hat - sollte besseres zu tun haben als über diesen zu meckern. Bindungsängstliche verlieben sich in bindungsängstliche. Aus Prinzip. Natürlicher, sinnvoller psychischer SELBSTSCHUTZ.


    Mir leuchtet nicht ein, warum das immer und grundsätzlich so sein soll. Ich denke schon, dass man diese Frage für sich überprüfen muss, wenn man die Erfahrung macht, Partner eines solchen Menschen gewesen zu sein, aber ich weiß nicht, warum es auf jeden zutreffen sollte. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass die Wahrscheinlichkeit, selber Bindungsangst zu haben sich erhöht, je länger man in solch einer unbefriedigenden Beziehung geblieben ist. Ohne eigene Angst wäre man früher ausgestiegen. Aber dass eigene Bindungsangst Voraussetzung für's Verlieben ist, das glaube ich nicht.


    Zitat von SugarLea

    Und ich ( auch du nicht!) bist dazu da, um ihm seinen Wert klar zu machen, den muss er nämlich selbst in sich finden. Er braucht keine Bestätigung von dir um seinen Wert zu erkennen, der braucht eine Therapie um diesen in sich selbst wieder zu finden! Menschen, die sich ihren Wert von Außen bestätigen lassen, fallen in sich zusammen wie ein Kartenhaus, wenn diese Bestätigung dann mal ausbleibt. Und das tut sie bei solchen Menschen schon bei Kleinigkeiten.


    Ich stimme zu, dass niemand einem anderen dessen Wert bestätigen muss, im Sinne einer Verpflichtung, außer Eltern ihren Kindern gegenüber. Aber ich glaube nicht, dass man Selbstwertgefühl als Erwachsener ausschließlich aus sich selbst heraus entwickeln muss.
    Ausgerechnet von meinem BA-Ex hab ich gelernt, dass nicht nur meine praktischen Wünsche, sondern auch emotionale Bedürfnisse wichtig genug sind, um über sie zu reden oder um etwas zu bitten. Ich war geradezu geschockt, als er mich zum ersten Mal fragte, ob er was für mich tun könne, "nur" weil ich einen blöden Tag hatte und etwas traurig war. Aus meiner andern langen Beziehung war ich gewohnt, dass ich vielleicht ein bisschen getröstet werde, oder dass mir gesagt wird, dass ja alles nicht so schlimm ist und der nächste Tag besser wird. Aber dass die Frage, was ich jetzt will, offen gelassen wurde, dass ich selbst entscheiden sollte, dass hat mich in dem Moment überfordert, weil man in meinem Elternhaus mit Gefühlen "vernünftig" umging, und weil meine vorherige Partnerin auch eher praktisch veranlagt war. Ich konnte das also nicht beantworten, weil es neu für mich war, dass jemand meine emotionalen Wünsche genau so wichtig wie praktische Wünsche nahm. Und aus diesem Grund war ich es nicht gewohnt darüber nachzudenken, was ich mir wünschte. Jemanden aus sachlichen Gründen um etwas Praktisches zu bitten, damit hätte ich kein Problem gehabt, aber diese Erfahrung war neu.
    Er hat bestimmte Aspekte von mir anfangs wichtiger und ernster als ich selber genommen. Und wegen seiner Beharrlichkeit glaubte ich es ihm auch, dass dieser Teil von mir es wert ist, ihm Beachtung zu schenken und diesbezügliche Wünsche zu äußern. Und bis zur ersten Krise, von der an ja meist alles den Berg runter geht, verging genug Zeit, dass ich das glauben und verinnerlichen konnte. Und es ist noch immer Teil von mir, obwohl der Ex weg ist.
    Für mich ist das auch ein Selbstwertaspekt. Deshalb glaube ich, dass man Selbstwert nicht im luftleeren Raum und aus sich selber heraus lernen muss, sondern dass man das von anderen Menschen lernt. Wenn man wie ein schwarzes Loch ist, das nicht gefüllt werden kann, dann ist es natürlich ein Problem. Aber wenn man anhand dessen, wie einen andere gut behandeln lernt, wie man sich selber besser behandelt, dann ist das aus meiner Sicht Selbstwert lernen. Und warum das manchen gelingt und anderen nicht, was da für eine zusätzliche Voraussetzung gegeben sein muss, das weiß ich nicht, und das fände ich eine interessante Frage.


    Zitat von Angieohnee

    Hatten hier nicht viele, ich eingeschlossen, eine Phase, in der das Eingestehen der Niedertracht des BA, aus welchen Gründen auch immer, auf einen so heftig zurückgefallen wäre, dass man es zu dem Zeitpunkt noch nicht ertragen konnte?


    Das ist ein Beispiel für die Art von Äußerungen, die ich problematisch finde, weil zu stark verallgemeinernd. Ich finde es legitim zu sagen, dass der eigene Ex niederträchtig war, aber ich finde es nicht richtig zu sagen, dass alle Bindungsängstler "niederträchtig" sind, das ist ein sehr negativ konnotiertes Wort. Wie SugarLea anderswo sagte, BA ist nicht BA, und deshalb möchte ich nicht alle so über einen Kamm scheren. Meiner war aus meiner Sicht vor allem verantwortungslos und vielleicht auch feige. Aber niederträchtig im Sinne von böse war er nicht.


    Und sollte man hier als Mensch mit Bindungsangst neu sein und im Forum einen der Threads erwischen, wo der Ton vorwiegend so ist, dann denke ich auch, dass man sich hier nicht sehr willkommen fühlen wird. Andererseits haben hier viele tatsächlich sehr gelitten, und da ist es verständlich, dass emotional geschrieben und nicht immer differenziert wird. Wie man das letztendlich lösen könnte, keine Ahnung. Aber da sind ja die alten Diskussionen mit RAK oder so, der sich ja anscheinend ziemlich aus seiner Bindungsangst rausgearbeitet hat, der bestimmte Diskussionen hier aber auch ähnlich empfand.