Beiträge von tom1aufdersuche

    Hi Nadja,


    beim Lesen sind mir einige Redflags aufgefallen:


    * zwei Monate lang schreiben ohne sich zu treffen, weil er ständig absagt


    Allein das ist für mich schon ein sehr ungutes Zeichen.


    * danach mit Pausen wieder nur Schreiben ohne reales Treffen


    im Prinzip zieht sich diese Kette so weiter. Dann hast du schließlich, als du in abgefangen hast, eine klare Ansage bekommen: "Ich kann es nicht". Eine solche Aussage, gleich am Anfang würde ich als Geschenk sehen. Wenn er es selbst schon sagt, würde ich das ernst nehmen, auch wenn es schwerfällt.


    Was danach noch von ihm kam, kannst du getrost in den Skat drücken.


    So fängt niemals eine Beziehung auf Augenhöhe an.

    Ich vermute das in sehr vielen Fällen einer On-Off Beziehung keine wirkliche Kompaitibiltät herrscht. Es wird durch die Ängste und Triggerungen und das Hormonkarussel bei Trennungen, Streits und vor allem beim Versöhnungssex und der kurzen Nähe nach Streits eine Beziehung aufgebaut, die nicht auf den Füßen von Vertrauen und Liebe steht, sondern durch Bindungsangst zusammengekittet wird.


    In den meisten Fällen ist es auch nicht nur der eine Partner, der Bindungsunsicher ist, sondern beide.

    Wer sich stark an einen Menschen mit aktiver BA klammert, bringt sehr oft eine passive Form der Bindungsvermeidung mit, die nicht immer ganz so klar in Erscheinung tritt. Dieser Mensch lebt meistens in einer ständigen Überanpassung, um die Brüche und die Flucht und die Kritik des Partners zu verhindern. Alle Antennen sind ständig auf Empfang und er schläft quasi immer mit einem Auge offen.


    Dadurch dass man sich quasi aufgibt und in dieser Anpassung erlebt, entsteht effektiv eine starke Distanz. Diese ist nur etwas subtiler, als das Distanzierungsgebahren des aktiven BAs.

    Diese subtile Distanz besteht in der Tatsache, dass man sein wirkliches Ich nicht preisgibt und nur in einer Rolle lebt. Innerhalb dieser Rolle glaubt man, die Sache unter Kontrolle zu haben, weil man ständig durch Anpassung die Verantwortung für das Gelingen der Beziehung übernimmt.


    Wenn jetzt BEIDE Partner es schaffen würden, diese Verstrickung aufzulösen und jeder für sich seine Anteile bearbeiten würde, und dass nach wahrscheinlich langer Zeit jeder soweit bindungsfähig ist, um echte Nähe leben zu können, dann würde bei beiden ein sehr starker Anteil fehlen, der vermutlich in der Hauptsache diese Beziehung getragen hat. Und dann stellt sich die Frage, ob die Anziehung und die Kompatibiltät überhaupt vorhanden sind.


    Wenn ich mir hundert Männer hinstelle, alle grob nach meinem äußerlichen Raster, also zwischen 30 und 40, groß und nicht zu dick zb, dann finde ich bestimmt mindestens 50, mit denen ich eine herrlich toxische Affäre oder Beziehung anfangen könnte und sie dabei extremst attraktiv fände. Aber wenn ich die suche, die wirklich kompatibel sein können, wird das wohl eher in den einstelligen Bereich gehen.


    Ein weiterer Aspekt dieser Frage ist auch, ähnlich wie Radi geschrieben hat:

    Wenn die BA aufgearbeitet wurde, ist man vielleicht auch etwas vorsichtiger in der Auswahl, weil man eben nicht mehr in solchen Dynamiken landen will. Und der Ex-Partner ist ja dann der, mit dem man das alles erlebt hat. Da wäre ein neuer Start ohne die Lasten der Vergangenheit vielleicht die bessere Wahl.


    Allerdings gilt das, was ich hier alles geschrieben habe, aus der Erfahrung von mir selbst und den Geschichten im Forum und anderswo her.

    Dein Beispiel ist da etwas anders gelagert.


    Ich würde sagen, wenn du wirklich diese Basis als Bindungssichere mitbringst und er tatsächlich nach vier Jahren Therapie vor der Tür stehen würde und du auch noch Single wärest und er dich nach Auflösung der Muster auch noch als Partnerin will: Why Not. Möglich ist alles.

    Mir persönlich sind da aber etwas zu viele Konjunktive drin. Zumindest soviel, dass ich an deiner Stelle nicht auf ihn warten würde.


    Wenn du bindungssicher bist, halte ich es eher für wahrscheinlicher, dass du dass sauber abtrauerst und zu diesem Zeitpunkt in X Jahren schon längst eine andere Beziehung führst.

    Guten morgen,


    ich hoffe, deine Liste ist nicht als absolut zu sehen. Ich würde eher sagen: emotional unreife Menschnen können sein: ...


    Für mein Empfinden ist diese Liste etwas zu speziell, als würde sie eine bestimmte Ausprägung und beschreibung genau eines Menschen mit emotionaler Unreife enthalten, die bei einem anderen Menschen auch ganz anders aussehen könnte.


    Ich sehe das etwas anders:

    Für mich ist emotionale Unreife ein Stehenbleiben auf einer Entwicklungsstufe, so dass sich ein Erwachsener emotional z.B. wie ein 14-Jähriger verhält. Ich denke darüber hinaus, dass viele mit Bindungsthematiken auch emotional reif sein können und bei bestimmten Triggern in diese Entwicklungsstufe zurückfallen, in der damals die Abwehrmechanismen gebildet wurden.


    Vereinfacht gesagt (bleiben wir mal bei dem Beispiel 14 Jahre):

    Verhält sich ein Erwachsener emotional wie 14, könnte er tatsächlich eine Egozentrik aufweisen oder im Umgang mit den eigenen Emotionen unsicher sein. Vielleicht sind sdie Emotionen auch überwältigend und lassen manchmal wenig Empathie zu.... usw.

    Aber ich würde nicht so weit gehen, eine Liste an möglichen Symptomen und Abwehrstrategien von Bindungsängstlern so einfach zuzuordnen.


    Außerdem gibts ja auch nicht die emotionale Reife als fertigen Entwicklungsstand. Für mich teilt sich das durchaus in verschiedene Bereiche auf. In manchen Bereichen ist man reifer, in manchen hat man noch Entwicklungsbedarf.


    Wo ich mir ziemlich sicher bin, ist, dass wir alle hier in unserern Situationen in unseren BA-Beziehungen und der Verarbeitung unserer Ängste in einen Verarbeitungsmodus des kindlichen Stadiums zurückfallen. Immer dann, wenn wir getriggert sind und aus unseren Ängsten heraus handeln.


    EDIT:

    Vielleicht meintest du das ja ähnlich wie ich, und ich habe Deinen Beitrag als zu pauschal verstanden.

    Bei mir gab es ganz häufig Tendenzen zu Freunden, die mich ausgenutzt haben zu oder Grenzen überschritten haben.


    Nicht alle Freunde, aber so einige waren dabei.

    Aber glücklicherweise habe ich mich schon so weit verändert, dass ich meine Grenzen schützem kann und nicht mehr so interessant für solche Leute bin.

    Ob ein BA sagt, dass er nicht kann, oder ob er sagt, dass er nicht will, ist ziemlich das Gleiche.


    Im Grunde ist es unerheblich. Die Angst drückt sich ja nicht als Angst aus, sondern als Abwertung, Gefühlsverlust und eben auch manchmal Unwillen. Dann heißt es halt manchmal auch "ich will nicht"


    Mein Ex hat vor langer Zeit mal gesagt, als es darum ging, ob er Beziehungsunfähig ist, dass er eher "BeziehungsunWILLIG" ist.


    Es ist gehupft wie gesprungen...

    Das können dir die Betroffenen glaube ich etwas besser erklären.


    Einige haben hier geschrieben, das die Gefühle tatsächlich weggehen. Das scheint zu passieren, wenn die Bindungsangst reinkickt. Die Ambivalenz besteht wohl darin, dass sie gerne lieben wollen, aber es nicht dauerhaft können.

    Ja, leider können sie das.


    Es ist zwar unangenehm, aber du hast eine deutliche Aussage von ihm bekommen.


    Wenn ein BA das so deutlich sagt, dann sollte man es ernst nehmen.


    Ich selbst habe das damals nicht getan und bin deshalb ins Schlamassel geraten.

    Mir hilft es gerade selbst, mir nochmal vor Augen zu führen, was mein Ex damals schon zu mir gesagt hat und was ich einfach nicht hören wollte, weil dachte, Liebe ist stärker. Hier mal eine Auswahl:


    "Ich verliebe mich nur in Männer, die mich nicht wollen, vergeben sind etc."


    "Wenn Leute auf mich stehen, finde ich sie nicht attraktiv"


    "Ich bin nicht beziehungsfähig/willig"


    "Trenne dich bloß nicht für mich"


    "Wenn Du herausfindest, wie schlecht ich wirklich bin, wirst du mich verlassen"


    "Ich kann Dich nicht lieben"


    Usw.


    Das ganze geschah aber auch im Gegenteil, also


    "Ich liebe Dich"


    "Bitte Verlass mich nicht"


    " So jemanden wie Dich, finde ich nie wieder"



    All das ist Ausdruck dieser wahnsinnig starken Ambivalenz, die manche BAs empfinden. Eigentlich ist es herzzerreißend und unglaublich traurig, in welcher Lage sie sich befinden.


    Mit Liebe und Verständnis können wir das nicht heilen.

    Ich vermute mal, das es sich in den schönen Momenten richtig anfühlt. Aber reichen diese paar Brocken für eine gesunde Beziehung, wenn dem gegenüber die ganzen Widersprüchlichkeiten und das chaotische Verhalten stehen?


    Ich fürchte, dass es für jemanden wie ihn, der Probleme mit Bindungen hat, nicht "die Richtige" gibt, mit der er eine erfüllende Beziehung führen kann.

    Die Stories, in denen erzählt wird, dass ein super Bindungssicherer sich völlig gelassen und in sich selbst ruhend von einem BA auf der Nase rumtanzen lässt und alles einfach in Liebe und stoischer Ruhe auffängt.... Diese Stories glaube ich meistens nicht so recht.


    EDIT:

    Ich korrigiere mich nochmal: ich rede hier von unreflektieren BAs, die noch nicht begonnen haben, das Thema zu bearbeiten.

    (...)

    Ja... dann hat er mich etwas angeschnauzt. Woher ich wissen würde, daß ich nicht die Richtige wäre und das er mir schon zig mal erklärt hätte, das er einfach nicht das kann was auch er sich gerne wünschen würde. Das sex nicht mehr geht, da einer leiden würde, und ich das sein werde. Ganz schön kalt oder.... was soll ich davon halten. Irgendwie doch widersprüchlich. Einerseits hat er keine Gefühle, andererseits sagt er, daß er nicht das kann was auch er sich gerne wünschen würde....

    Vermutlich bist du genau deshalb nicht die Richtige.?

    Das mit dem Emoji hatte ich damals auch probiert. Es funktionierte nicht. Er hat mich nach diesem Versuch auch wieder einfach weggeekelt, oder geghostet, oder ich bin extrem wütend abgehauen. Oder ich hab mich verständnisvoll zurückgezogen.... alles für die Katz.


    Ich war jedes Mal in Wartestellung und hab meine Bedürfnisse wieder und wieder zurückgestellt.


    Diese ganze Nummer mit dem Verständnis schadete mir wahrscheinlich mehr, als es nützte. Sowas funktioniert nur in gesunden Beziehungen.


    Ich vereinfache mal radikal:

    Es gibt praktisch nur zwei Möglichkeiten mit einem BA zusammen zu sein. Die eine ist das ständige Anpassen, was die eigene Bindungsangst noch weiter kultiviert und einen auf Dauer fertigmacht.

    Die andere ist, noch viel weiter ins Minus zu gehen als der BA. So nach dem Motto: OK, Du willst keine Bindung, willst mit anderen rumvögeln, dann mache ich das jetzt auch. Aber erwarte ja nicht, dass ich Dir auf Abruf die Seele streicheln soll, wenn Dir plötzlich danach ist.


    Für mich hat beides nicht funktioniert.

    Ich hab das Wort Narzissmus extra nicht verwendet, weil es durch das Internet ziemlich verwaschen wurde. Außerdem ist es eine definierte Persönlichkeitsstörung, die zwar aus der ICD10? (keine Ahnung) bald entfernt wird oder wurde.

    Und da mag ich mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen.


    Aber ja, ich glaube auch, dass dieser ganze Bereich Schuldumkehr, gaslithing usw. und auch Abspaltung im narzisstischen Kontext ziemlich unangenehme Ausprägungen annehmen kann.


    Letztendlich habe ich als Laie aber zu wenig Kenntnis um jemanden als Narzissten zu bezeichnen. Da bin ich immer vorsichtig.


    Jedenfalls habe ich gewisse Argumentationsstrategien und diese Abspaltungstendenz auch beim Ex bemerkt. Auch ein Paar Aspekte der Antisozialen PS haben teilweise gepasst, wenn auch nur in leichter Ausprägung.


    Aber als Laie ist das ein bisschen wie Horoskope lesen. Irgendwas der Beschreibungen passt immer.

    Sehr interessante Diskussion. Ich denke, jeder hat irgendwo Recht, da ist ein so vielschichtiges Thema und ziemlich individuell ist.


    Neben der Thematik der Schmerzvermeidung gibt es für mich aber auch noch einen anderen Aspekt:


    Das betrifft ganz bestimmt nicht alle Bindungsvermeider, aber einige haben einfach einen übersteigerten Egoismus. Sie sind ebenso unfähig wie auch unwillig, sich den Gefühlen und Bedürfnissen anderer unterzuordnen und besitzen lediglich eine Empathie der kalten Form die ihnen dazu dient, ihre Ziele zu erreichen. Eine Empathie des Mitfühlens haben sie nie erlernt.


    Meiner Meinung nach sind sie irgendwann auf einer frühen Entwicklungsstufe stehen geblieben und sind einfach zu unreif für eine ehrliche Selbstreflexion. Mit den zugrunde liegenden Ängsten kommen sie wahrscheinlich gar nicht in Kontakt. Im Vordergrund steht einzig und allein der Lustgewinn durch Aufmerksamkeit von anderen.


    Nach der Lovefbombing-phase greift dann die alte Schutzstrategie der Kritik und der Abwertung, um sich anbahnende echte Nähe zu verhindern.


    Die Bindungsangst, die sich nicht als solche ausdrückt, sondern eher als Abwertung und gefühlsverlust überdeckt einfach die vielleicht mögliche Fähigkeit zur Selbstreflexion.


    Darüber hinaus fällt es ja auch leichter, jemanden zu verletzen, den man zuvor abgewertet hat.


    Es hört sich vielleicht übertrieben an, aber es gibt einfach Menschen denen es wirklich scheißegal ist was sie anderen antun.


    Einige dieser Ausprägungen vermute ich bei meinem Ex. Ich habe lange gebraucht um das zu erkennen.

    Es gibt sowas wie eine Komfortzone. Vielleicht ist genau dieses platonische Zusammensein als WG die Dosis an Nähe zu Dir, die er noch ertragen kann.


    Die schlechte Nachricht, ist, dass alles was über die Komfortzone hinausgeht seine Warnlampen angehen lässt. Unter Umständen kann auch Dein Verständnis und konstruktive Lösungsvorschläge sich für ihn schon als "zuviel" anfühlen. Ihn irgendwie auf das Thema BA bringen zu wollen , könnte schon ein Übergriff für ihn sein.


    Du bist also einer ziemlich schlechten Position. Als Arbeitshypothese würde ich mal zur Probe annehemen, dass es für Dich da sehr wenig Möglichkeiten gibt, an ihn heranzukommen und ihn näher zu Dir ranzubekommen. Dieses Maß an Nähe ist es und wird es vermutlich auch immer bleiben.


    Die Gefühlslage, in der BAs stecken, ist oftmal sehr ambivalent und nach Außen hin auch sehr paradox. Da gibt es oft eine Mischung zwischen einerseits Schuldgefühlen wegen der Abweisung und andererseits sehr starken Abgrenzungswünschen und Ängsten vor Vereinnahmung.


    Das beschissene an der Sache ist, dass man als Partner praktisch null Handhabe hat. Eben wegen diesen paradoxen Zuständen ist es praktisch unmöglich, sich irgendwie richtig zu verhalten. Es gibt eigentlich nur ein richtiges Verhalten, dazu gleich mehr.


    Die Frage, die sich dann anschließt, ist, ob Du wirklich in dieser Situation bleiben willst, in der er der Herrscher über den Grad von Nähe ist und Dieser Grad Dir viel zu wenig ist.


    Es ist glaube ich völlig normal, dass man zu Anfang nach Erklärungen sucht. Das ist vermutlich auch einen Art Schutzmechanismus. Das Hirn oder der Kopf will und muss einfach diese völlig absurde Situation verarbeiten und erklären können, deshalb entstehen dann glaube ich diese Grübeleien und Erklärungsversuche. Man liest ein Buch nach dem anderen, hängt tagelang im Forum rum, und fragt sich: "warum zum Teufel ist er so wie er ist, und wie kann ich mich verhalten, damit es besser wird?"


    Jetzt kommen wir langsam zum Kern der Sache. Ich denke, Du wirst das hier schon sehr oft gelesen haben. Dieser Fokus auf ihn und die Erklärungsversuche sind auch ein Schutz davor, sich mit den eigenen Ängsten zu beschäftigen. In dem Du ständig gedanklich um ihn kreist, stellst Du eine Art künstlichen Kontakt zu ihm her, da der reale Kontakt ja nicht möglich ist.

    Ich glaube, dass man in dieser Situation sehr sehr viele eigene Themen in den Partner projiziert, weil die Psyche das irgendwie auf den anderen Menschen auslagert. Es ist anscheinend auch eine Schutzstrategie.


    Wenn wir mit einem Menschen zusammen sein wollen, der das nicht will oder nicht kann, und nicht davon ablassen können, dann sind die viel wichtigeren Fragen warum WIR SELBST eigentlich nicht aus der Situation herausgehen. Hier könnte man jetzt erforschen, welches Programm an Liebe man eigentlich innerhalb der frühen Kindheit gelernt hat. Wenn das stark damit zu tun hatte, dass man sich für Liebe anstrengen musste und sich anpassen musste, die eigenen Beürfnisse zurückstellen musste, könnte hier schon der Schlüssel dafür liegen. (Thema: Ich bin nicht gut genug)


    Selbst wenn man die genauen Sachverhalte der Kindheit nicht 100% therapeutisch aufarbeitet und erklären kann, so ist in der Gegenwart auf jeden Fall die Beschäftigung mit dem eigenen Selbstwert sehr sinnvoll. Denn der ist das Ergebnis im hier und heute.

    Das Festhalten und zusammensein Wollen mit unerreichbaren Partnern ist meiner Meinung nach in einem ungenügenden Selbstwert begründet. Dummerweise ist es auch noch selbstwertschädigend obendrein, da man ja permanent zurückstecken muss.


    Wenn du also die erste Phase des "Ihn erklären Wollens" langsam überwindest, dann kommt der weitaus interessantere Teil: die Erforschung Deiner selbst.


    Das einzig richtige Verhalten (Meiner Meinung nach) im Bezug auf die BA Beziehung ist Abstand - Distanz. Denn je weiter Du in der Distanz bist, desto mehr kannst Du Deinen Selbstwert erforschen und Dich um Dich kümmern.

    Die Krux ist natürlich, dass eine aktive und bewusst entschiedene Distanzierung nicht mal eben so vom Himmel fällt, weil man ja eben gerade nicht in der Lage dazu ist.


    Ich denke hier zählen ganz stark die kleinen Erfolgserlebnisse, wenn man den großen Schritt noch nicht geschafft hat. An den kleinen Erfolgen kann man lernen, dass man auch mal Herr der Lage ist und seine Grenzen gewahrt hat.


    Das war jetzt ganz schön viel Text. Ich habe sehr allgemein geschrieben. Vielleicht kannst Du Dich ja mit einigen Aspekten identifizieren.

    So wie ich das einschätze, spürt er das ganz klar, dass Du voll im VA-Modus bist.


    Vielleicht wäre es ratsam, dass ihr Mal Eure Standards besprecht.


    Wenn dann rauskommt, dass seine Maximaldosis an Schreibereien ohne wirklichen organisatorischen Inhalt weit unter Deinem Bedürfnis ist, dann könntet ihr schauen, wie ihr Euch da einigt.

    Das würde bedeuten, dass Du ihn auch ein Stückweit Mal in Ruhe lässt.


    Aber ein wirklicher Kompromiss bei zwei BAs wäre für mich eine absolute Seltenheit. Leider liegt das Problem oftmals darin, dass BEIDE eben genau das nicht können.


    Denn ein Kompromiss setzt auch eine gewisse Souveränität im Umgang mit den eigenen Ängsten voraus. Bist Du da schon so weit?

    Ich vermute, die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich hoch, dass Du diesen Menschen überhaupt nicht kennst. Ohne reales Treffen mit nur online Kontakt besteht dieser Mensch zu einem sehr großen Teil aus Deinen Projektionen und umgekehrt wird es genau so sein.


    Auch ohne Toxik und Bindungsangst halte ich es generell für besser, so wenig wie möglich zu schreiben und so schnell es geht zum persönlichen Treffen zu kommen. Das ganze Geschreibe baut nur gegenseitige Projektionen auf. Trifft man einen Menschen real, kann einem das sehr viel Zeit, Suche und Mühe sparen. Entweder, weils gleich klar ist, dass es nicht passt, oder dass sich was entwickeln könnte.


    In Eurem Fall liegen eigentlich schon alle Fakten auf dem Tisch: Er hat selbst erklärt, dass er toxisch, bindungsängstlich etc ist. Ich würde mir gut überlegen, ob ich mich mit so einem Menschen in die toxische dynamik stürzen will.


    Das kannst Du natürlich tun. Aber ich fürchte leider, dass die ganze Geschichte von ziemlich viel Leid und Schmerz gezeichnet sein wird.


    Es ist wohl richtig, dass einem genau die Menschen begegnen, die die Wunden aufreißen, die bearbeitet werden wollen. Das alternative Modell der Seelenverwandschaft mag als Analogie da schon stimmen. Die Frage ist nur, wie man die Lösung anstrebt. Ich denke, die Lösung liegt keinesfalls im Festhalten und dem Aufbau einer Beziehung mit diesen Menschen, sondern eher darin, sich davon zu lösen.

    Und das geht nun mal am effektivsten mit dem Fokus und der Arbeit an sich selbst.


    Ich weiß aber auch aus eigener Erfahrung nur zu gut, dass alles theoretische Wissen und der feste Entschluss es zu beenden, oftmals nicht reicht, weil das ganze eben einen sehr starken Suchtcharakter hat. Deshalb können wir hier nur den richtigen Rat geben, es zu beenden. Wenn dieser Zeitpunkt aber noch nicht reif ist, habe ich volles Verständnis und wir sind hier im Forum trotzdem für Dich da.


    Viele Grüße

    Tom

    Ich finde es immer schwierig, in solchen Situationen einen Rat zu geben.


    Wir haben hier jetzt den Fall, den denke ich jeder von uns schon mehrmals erlebt hat. Nämlich in eine neue Runde zu gehen.


    Ich kann dir weder raten, die Runde zu starten, noch zu gehen.

    Wenn es noch nicht die richtige Zeit ist, sich zu lösen, dann geht man eben in die nächste Runde. So ist das einfach bei BA/VA.

    In jedem Fall kann ich Dich total verstehen, dass Du jetzt seine Unterstützung und seine Kraft annimmst und Dich erstmal erholen kannst.

    Aber wie Anno schon sagte, sollte man bei nem neuen On nicht zu sehr in der Euphorie verarren, sondern so bald wie möglich Präventionsarbeit leisten.


    Das bedeutet für mich, dass Du Dir immer wieder die Realität vor Augen hältst, dass der erneute Rückzug mit guter Wahrscheinlichkeit irgendwann kommen wird. So wie die Zeiten im Off sehr gut genutzt werden können, kann man das auch im On tun. Aber machen wir uns nichts vor, das kann durchaus schwierig sein.

    Es geht ja wie immer darum, sich selbst zu finden, auf sich hören zu lernen, und sich zu definieren, die Grenzen zu definieren.

    Es gibt also auch im On die Chance das zu tun.


    Im idealfall könntest Du, wenn Du Dich erstmal erholt hast, nun beginnen Grenzen zu definieren und ggf. auch einzufordern, bzw. diese zu formulieren. Das ganze erzeugt dann allerdings Distanz - aber Distanzierung ist genau das, was wir in solchen Situationen benötigen, um wieder zu uns selbst zu finden, um wieder in den gesunden Abstand zwischen Nähe und Distanz zu kommen.


    Diese Veränderungen, die ja praktisch alternativlos sind, wenn man weiterkommen will, erzeugen selbstverständlich wieder erneuten Sand im Beziehungsgetriebe. Und dabei würde ich empfehlen, dass Du weiterhin im Auge behältst, dass eine positive Veränderung deinerseits einem Happy End entgegenwirken könnte.


    Ich würde empfehlen die Priorität sehr sehr stark auf Dich und Dein Wohlbefinden zu richten. Und wenn die Beziehung dabei draufgeht, sollte das im Idealfall weniger wichtig sein, als die erfreuliche Tatsache Du besser darin geworden bist, in Deiner Mitte zu sein.

    Das merkwürdige ist tatsächlich, dass es oftmals diese beiden Seiten sind.

    Die Rolle der Anpassung und Selbstaufgabe existiert scheinbar manchmal tatsächlich. Das würde ja auch gut zu der These passen, dass fälschlicherweise Mal als Kind erfahren musste, dass man nur geliebt wird, wenn man gut genug ist.

    Der Wechsel in seiner unglaublichen krassen Art und Weise ist für Außenstehende einfach nicht nachvollziehbar.

    Wenn die BA zuschlägt, ist einfach nichts mehr davon da.

    Das kenne ich von meinem BA. Er macht das auch mit seinen Restfreunden, die sich noch nicht angewandt haben.


    Ich fürchte, je krasser die Wechsel, desto tiefgreifender und massiver ist die Problematik.


    Mein ewiges Mantra, dass ich mir immernoch häufig einhammern muss, ist:


    Er - wird - sich - nicht - ändern. Tausend Ausrufezeichen.!!!!!


    Wenn er in den Modus kommt, sind ihm die, die ihm zu nahe kommen, scheißegal. Es zählt einzig und allein nur die Abgrenzung, weil der Selbstschutz alleroberste Priorität hat.


    Du wirst Dr. Jekyll niemals dauerhaft haben können. Mr. Hyde wird immer und immer wieder kommen. Leider leider. Es ist wirklich eine traurige sache.