Es gibt sowas wie eine Komfortzone. Vielleicht ist genau dieses platonische Zusammensein als WG die Dosis an Nähe zu Dir, die er noch ertragen kann.
Die schlechte Nachricht, ist, dass alles was über die Komfortzone hinausgeht seine Warnlampen angehen lässt. Unter Umständen kann auch Dein Verständnis und konstruktive Lösungsvorschläge sich für ihn schon als "zuviel" anfühlen. Ihn irgendwie auf das Thema BA bringen zu wollen , könnte schon ein Übergriff für ihn sein.
Du bist also einer ziemlich schlechten Position. Als Arbeitshypothese würde ich mal zur Probe annehemen, dass es für Dich da sehr wenig Möglichkeiten gibt, an ihn heranzukommen und ihn näher zu Dir ranzubekommen. Dieses Maß an Nähe ist es und wird es vermutlich auch immer bleiben.
Die Gefühlslage, in der BAs stecken, ist oftmal sehr ambivalent und nach Außen hin auch sehr paradox. Da gibt es oft eine Mischung zwischen einerseits Schuldgefühlen wegen der Abweisung und andererseits sehr starken Abgrenzungswünschen und Ängsten vor Vereinnahmung.
Das beschissene an der Sache ist, dass man als Partner praktisch null Handhabe hat. Eben wegen diesen paradoxen Zuständen ist es praktisch unmöglich, sich irgendwie richtig zu verhalten. Es gibt eigentlich nur ein richtiges Verhalten, dazu gleich mehr.
Die Frage, die sich dann anschließt, ist, ob Du wirklich in dieser Situation bleiben willst, in der er der Herrscher über den Grad von Nähe ist und Dieser Grad Dir viel zu wenig ist.
Es ist glaube ich völlig normal, dass man zu Anfang nach Erklärungen sucht. Das ist vermutlich auch einen Art Schutzmechanismus. Das Hirn oder der Kopf will und muss einfach diese völlig absurde Situation verarbeiten und erklären können, deshalb entstehen dann glaube ich diese Grübeleien und Erklärungsversuche. Man liest ein Buch nach dem anderen, hängt tagelang im Forum rum, und fragt sich: "warum zum Teufel ist er so wie er ist, und wie kann ich mich verhalten, damit es besser wird?"
Jetzt kommen wir langsam zum Kern der Sache. Ich denke, Du wirst das hier schon sehr oft gelesen haben. Dieser Fokus auf ihn und die Erklärungsversuche sind auch ein Schutz davor, sich mit den eigenen Ängsten zu beschäftigen. In dem Du ständig gedanklich um ihn kreist, stellst Du eine Art künstlichen Kontakt zu ihm her, da der reale Kontakt ja nicht möglich ist.
Ich glaube, dass man in dieser Situation sehr sehr viele eigene Themen in den Partner projiziert, weil die Psyche das irgendwie auf den anderen Menschen auslagert. Es ist anscheinend auch eine Schutzstrategie.
Wenn wir mit einem Menschen zusammen sein wollen, der das nicht will oder nicht kann, und nicht davon ablassen können, dann sind die viel wichtigeren Fragen warum WIR SELBST eigentlich nicht aus der Situation herausgehen. Hier könnte man jetzt erforschen, welches Programm an Liebe man eigentlich innerhalb der frühen Kindheit gelernt hat. Wenn das stark damit zu tun hatte, dass man sich für Liebe anstrengen musste und sich anpassen musste, die eigenen Beürfnisse zurückstellen musste, könnte hier schon der Schlüssel dafür liegen. (Thema: Ich bin nicht gut genug)
Selbst wenn man die genauen Sachverhalte der Kindheit nicht 100% therapeutisch aufarbeitet und erklären kann, so ist in der Gegenwart auf jeden Fall die Beschäftigung mit dem eigenen Selbstwert sehr sinnvoll. Denn der ist das Ergebnis im hier und heute.
Das Festhalten und zusammensein Wollen mit unerreichbaren Partnern ist meiner Meinung nach in einem ungenügenden Selbstwert begründet. Dummerweise ist es auch noch selbstwertschädigend obendrein, da man ja permanent zurückstecken muss.
Wenn du also die erste Phase des "Ihn erklären Wollens" langsam überwindest, dann kommt der weitaus interessantere Teil: die Erforschung Deiner selbst.
Das einzig richtige Verhalten (Meiner Meinung nach) im Bezug auf die BA Beziehung ist Abstand - Distanz. Denn je weiter Du in der Distanz bist, desto mehr kannst Du Deinen Selbstwert erforschen und Dich um Dich kümmern.
Die Krux ist natürlich, dass eine aktive und bewusst entschiedene Distanzierung nicht mal eben so vom Himmel fällt, weil man ja eben gerade nicht in der Lage dazu ist.
Ich denke hier zählen ganz stark die kleinen Erfolgserlebnisse, wenn man den großen Schritt noch nicht geschafft hat. An den kleinen Erfolgen kann man lernen, dass man auch mal Herr der Lage ist und seine Grenzen gewahrt hat.
Das war jetzt ganz schön viel Text. Ich habe sehr allgemein geschrieben. Vielleicht kannst Du Dich ja mit einigen Aspekten identifizieren.