Ich vermute das in sehr vielen Fällen einer On-Off Beziehung keine wirkliche Kompaitibiltät herrscht. Es wird durch die Ängste und Triggerungen und das Hormonkarussel bei Trennungen, Streits und vor allem beim Versöhnungssex und der kurzen Nähe nach Streits eine Beziehung aufgebaut, die nicht auf den Füßen von Vertrauen und Liebe steht, sondern durch Bindungsangst zusammengekittet wird.
In den meisten Fällen ist es auch nicht nur der eine Partner, der Bindungsunsicher ist, sondern beide.
Wer sich stark an einen Menschen mit aktiver BA klammert, bringt sehr oft eine passive Form der Bindungsvermeidung mit, die nicht immer ganz so klar in Erscheinung tritt. Dieser Mensch lebt meistens in einer ständigen Überanpassung, um die Brüche und die Flucht und die Kritik des Partners zu verhindern. Alle Antennen sind ständig auf Empfang und er schläft quasi immer mit einem Auge offen.
Dadurch dass man sich quasi aufgibt und in dieser Anpassung erlebt, entsteht effektiv eine starke Distanz. Diese ist nur etwas subtiler, als das Distanzierungsgebahren des aktiven BAs.
Diese subtile Distanz besteht in der Tatsache, dass man sein wirkliches Ich nicht preisgibt und nur in einer Rolle lebt. Innerhalb dieser Rolle glaubt man, die Sache unter Kontrolle zu haben, weil man ständig durch Anpassung die Verantwortung für das Gelingen der Beziehung übernimmt.
Wenn jetzt BEIDE Partner es schaffen würden, diese Verstrickung aufzulösen und jeder für sich seine Anteile bearbeiten würde, und dass nach wahrscheinlich langer Zeit jeder soweit bindungsfähig ist, um echte Nähe leben zu können, dann würde bei beiden ein sehr starker Anteil fehlen, der vermutlich in der Hauptsache diese Beziehung getragen hat. Und dann stellt sich die Frage, ob die Anziehung und die Kompatibiltät überhaupt vorhanden sind.
Wenn ich mir hundert Männer hinstelle, alle grob nach meinem äußerlichen Raster, also zwischen 30 und 40, groß und nicht zu dick zb, dann finde ich bestimmt mindestens 50, mit denen ich eine herrlich toxische Affäre oder Beziehung anfangen könnte und sie dabei extremst attraktiv fände. Aber wenn ich die suche, die wirklich kompatibel sein können, wird das wohl eher in den einstelligen Bereich gehen.
Ein weiterer Aspekt dieser Frage ist auch, ähnlich wie Radi geschrieben hat:
Wenn die BA aufgearbeitet wurde, ist man vielleicht auch etwas vorsichtiger in der Auswahl, weil man eben nicht mehr in solchen Dynamiken landen will. Und der Ex-Partner ist ja dann der, mit dem man das alles erlebt hat. Da wäre ein neuer Start ohne die Lasten der Vergangenheit vielleicht die bessere Wahl.
Allerdings gilt das, was ich hier alles geschrieben habe, aus der Erfahrung von mir selbst und den Geschichten im Forum und anderswo her.
Dein Beispiel ist da etwas anders gelagert.
Ich würde sagen, wenn du wirklich diese Basis als Bindungssichere mitbringst und er tatsächlich nach vier Jahren Therapie vor der Tür stehen würde und du auch noch Single wärest und er dich nach Auflösung der Muster auch noch als Partnerin will: Why Not. Möglich ist alles.
Mir persönlich sind da aber etwas zu viele Konjunktive drin. Zumindest soviel, dass ich an deiner Stelle nicht auf ihn warten würde.
Wenn du bindungssicher bist, halte ich es eher für wahrscheinlicher, dass du dass sauber abtrauerst und zu diesem Zeitpunkt in X Jahren schon längst eine andere Beziehung führst.