Hallo Toni70, ich finde, du hast wundervolle Fragen gestellt. Schade, dass du keine einzige Frage beantwortet bekommen hast, oder ich habe es übersehen. In deinem Beitrag deutet für mich nichts darauf hin, dass du selber ein Problem hast, nach dem du suchen und es bearbeiten müsstest. Es ist völlig normal und nachvollziehbar, dass du mit seinem uneindeutigen Verhalten Probleme hast. Wie soll man denn seelisch beschaffen sein, um mit so einem Verhalten zurechtzukommen? Menschlich völlig abgestumpft, oder was? Selbstverständlich sehnst du dich nach Klarheit und Eindeutigkeit, und in meinen Augen hast du es verdient zu erfahren, und er steht in der moralischen Pflicht, dir mitzuteilen, was das mit euch ist und werden soll.
Ich versuche mal deine Fragen zu beantworten, soweit ich es kann. Ich habe aber keine große Erfahrung mit dem Thema.
Ich finde es OK, einen nahestehenden Freund auf ein Problem hinweisen zu wollen, dass er offensichtlich hat. Auch dazu sind Freundschaften da. Ich finde an dieser Absicht nichts verkehrt. Du bist ja auch nicht übergriffig, sondern man sieht, du willst ihm wirklich helfen. Und auch das ist ein völlig normales Bedürfnis, das gesunde Menschen haben. Da muss man nicht in sich hineinhören, welche inneren Konflikte man hat, weil man einem Menschen helfen möchte, der einem was bedeutet. Das ist in meinen Augen völliger Quatsch. Eher im Gegenteil: wenn du dieses Bedürfnis nicht hättest, DANN solltest du dir Gedanken machen, ob mit dir was nicht stimmt.
Ich finde, du hast das Recht, ihn zu konfrontieren, aber nicht die Pflicht. Du kannst frei entscheiden. Klar, die große Frage ist, WIE ihn am besten konfrontieren? Es ist grundsätzlich schwer, einem Bindungsängstler diese Thematik nahezubringen. Wenn es dir nicht gelingt, wie du es dir wünschst, hast du nicht unbedingt einen Fehler gemacht, sondern diese Aufgabe ist einfach sauschwer!
"Du ich mache mir Gedanken, weil ich habe beobachtet, dass du ..... (dich so und so verhältst). Ich will dir nicht zu nahe treten, aber ich mache mir ein wenig Sorgen (um dich), ob du da vielleicht ein Thema haben könntest? Was meinst du?"
Oder:
"Weißt du, ich kann schlecht damit umgehen, dass du dich mal so und mal so verhältst. Ich brauche klarere Verhältnisse. Ich weiß nicht, woran ich bei dir bin. Ich möchte gern auf deine Bedürfnisse Rücksicht nehmen, aber ich muss auch auf mich selber achten. Und wenn du dich so und so verhältst, bringt mich das ziemlich durcheinander, weil ich nicht weiß, was ich damit anfangen soll. Ich würde gern mit dir darüber reden, dass ich das (besser) einordnen kann."
Du hast jedes Recht dieser Welt, von ihm zu erfahren, woran du bei ihm bist. Wenn er mauert, ist das für dich natürlichermassen sehr belastend. Letztendlich hast du eine schwere Entscheidung zu treffen, wenn du nicht an ihn rankommst. Du akzeptierst die Situation, wie sie ist, und versuchst das beste, daraus zu machen. Vermutlich wird es dir damit nie richtig gut gehen. Das liegt nicht daran, weil du selbst irgendwelche inneren Konflikte hast, sondern es liegt an der Situation, NICHT AN DIR.
Oder du "verlässt" ihn. Möglicherweise kommt er dann an. Wenn du ihm klar machst, unter welchen Bedingungen du bereit bist, Eure Freundschaft oder Beziehung wieder aufzunehmen, kann ihn das vielleicht motivieren, sich zu ändern und sich endlich mit dem Thema, dass er hat, auseinanderzusetzen. Die Verlustangst, die Bindungsängstler haben, kann da bei manch einem sehr motivierend wirken.
Aber es ist ein "Risiko". Es kann auch dabei herauskommen, dass du ihn "verlierst", bzw., dass er nicht zurückkommt, oder nicht bereit ist, sich so zu ändern, dass eure Freundschaft/Beziehung auch für dich gut ist. Es ist deine Entscheidung! Du kannst entscheiden, wie du willst. Möchtest du mit ihm glücklich sein, musst du rigoros die Bedinungen stellen, oder du verzichtest auf ihn, wenn er dir nicht entgegenkommt. Oder du lebst damit, dass dich sein Verhalten immer mal wieder verletzen wird, akzeptierst das, und behältst ihn in deinem Leben, auch wenn er sich nicht ändert.
Oder du könntest versuchen, ihn weiterhin in deinem Leben zu behalten, aber auf distanziertere Weise, also mit selteneren Kontakten und weniger nah, beispielsweise nicht bester Freund, sondern loser Bekannter. Dann ist er in deinem Leben noch vorhanden, aber seine Verletzungen sind dann weniger groß und vielleicht für dich tolerierbar.
Grüsse