Wenn es aber in Zeiten, wo keine Distanz herrscht anders ist, dann ist doch irgendwo hinter dem „Verpiss dich!“ doch vielleicht ein Fünkchen „geh nicht“, oder? Und dann?
Ich stehe jetzt da, wo früher bei mir wohl Andere standen. Und man kann nichts tun, für einen Menschen, den man so gern hat. Das ist furchtbar. Und manchmal denke ich, das ist Karma. Das, was ich vielleicht Anderen damit angetan hab, muss ich nun selbst durchleben.
Hallo,
ich glaube, ich kann dich sehr gut verstehen. Aber ich denke nicht, dass das Karma ist oder sowas wie eine Bestrafung, sondern dass du nun praktisch als 'Lehrer' auftreten darfst bzw. dir die Entwicklungsaufgabe auf dieser Stufe zugemutet wird, wie man nun auf der anderen Seite damit umgeht. Vielleicht auch, um die schon bei dir erfolgte Gesundung (der erste Schritt, das "aus den Mauern rauskommen") abzuschließen? Manchmal erkennne ich selbst bei mir den Fortschritt erst dannn, wenn ich Verhalten bei anderen sehe, was ich früher auch gezeigt hatte.
Ich hab dann aber auch oft den Impuls, helfen zu wollen und dem anderen auch die Entwicklung 'anschieben' zu wollen, die ich selbst durchgemacht habe. Das ist vermutlich ein Fehler, denn man kann einfach Entwicklung nicht erzwingen. Da man aber glaubt zu wissen, wie sich das anfühlt, die Situation in der der andere steckt, wäre es vielleicht besser, die Situation so akzeptieren und dem anderen dafür nicht noch Vorwürfe machen. Aber ich sehe auch nicht wirklich eine Lösungsmöglichkeit. Man hätte bei mir damals vermutlich sagen und tun können, was man wollte (vermutlich), ich war da auch noch nicht so weit und hab (und tue es ja immer noch) ständig Leute angezogen, die mir die Hand nur halb reichen konnten und es wäre zu gefährlich gewesen, sie ganz anzunehmen, weil ich noch nicht so weit war und weil die andere Person mich eh nicht hätte halten können. Es ist auch so oft eskaliert, auch von Seiten der anderen Person, die da ihre blinden Flecken hatte und mich tatsächlcih genau an den Stellen dann 'angegriffen' bzw. verletzt hatte, wo ich am verwundbarsten war. Auch durch Therapeuten und professionelle Helfer. Deshalb weiß ich nicht, ob es dann für jemanden, der außen steht, überhaupt ein Verhalten gibt, das 'richtig' oder 'falsch' ist im Sinne einer 'Lösung des Problems'. Vermutlich gibt es schon Verhalten, das dem Anderen in dem Moment besser tut und weniger gut tut, aber irgendwie glaube ich, dass es sein könnte, dass die Person die Hand, die man ihr über die Mauer hinweg reichen will, eben einfach momentan nicht annehmen kann. Man zieht dann einfach die Leute an, wo beide etwas lernen können und das 'Problem' löst sich erst mit der Zeit bzw. ist vielleicht gar kein 'Problem', sondern einfach eine sehr große Entwicklungsaufgabe, die das ganze Leben über dauert und nichts, was repariert werden muss, sondern es gehört erstmal zu einem dazu und ist anzunehmen? Ich weiß es nicht genau, bin gerade selbst sehr melancholisch und schreibe deshalb eher auf einer abstrakten Ebene.
MIch zerbricht das momentan auch bzw. führte mich noch eine Stufe weiter zurück in meiner Vergangenheitsbewältigung, wo mir nochmal so richtig bewusst wurde, dass ich wohl früher, bevor ich wohl schon als Baby komplett dicht gemacht habe und in mir selbst verschwunden bin, auch ein kurzes Zeitfenster gehabt haben musste, wo ich meiner Mutter bildlich gesehen die Hände entgegengestreckt habe, aber dann eben auch nur Ablehnung zurückkam. Und dieser Schmerz wird bei mir momentan aktiviert, wenn ich jemandem die Hand reichen möchte, der sie aber nicht haben will. oder nicht annehmen kann. Ich hab dann das Gefühl, dass das 'Gute' in mir, das 'geben-Wollende' und nur 'Sein-Wollende' verstoßen wird, weil es mich doch mittelstark triggert. Daran kann man vermutlich selbst auch etwas lernen.
Ich bin mittlerweile dazu übergegangen, für die Person zu beten und das an Gott abzugeben. Besonders gut gelingt mir das vermutlich nicht. Aber ich glaube, dass es schonmal gut ist, wenn man sich selbst nicht mehr durch die Rückzüge der Person komplett gekränkt fühlt. Wenn einem das gelingt, hat man bei sich vermutlich schon einiges aufgearbeitet. Ob man dann trotzdem in der Situation bleiben will oder gehen soll, weiß ich selbst nicht. Es gibt ja dann für einen selbst irgendwie nichts mehr 'zu holen'. Mich hält momentan dennoch etwas, wahrscheinlich die Ahnung um die tiefe Sehnsucht, die das Gegenüber in sich trägt und dass ich es nicht übers Herz bringe zu gehen, weil sich das Gehen von anderen Menschen damals bei mir zwar auch sehr erleichternd anfühlte, aber weil es trotzdem jedes Mal wie ein eigener Tod war, da ich davon extrem getriggert wurde. Ich will dieses schlimme Gefühl dem anderen nicht zumuten.
Momentan versuche ich in meinem Fall zu akzeptieren, dass es eine Mauer an bestimmten Stellen gibt, ich erkläre mir das mit Resonanz. Dass an bestimmten Stellen zu bestimmten Zeiten mit der Person keine Resonanz möglich ist. Ich übe, damit umzugehen, was das bei mir auslöst. Warum ich permanente Resonanz brauche. Und bin noch am einsortieren, ob es mir gut tun würde, in der Situation zu bleiben (auch wenn zeitweise keine Resonanz zurückkommt) oder besser tun würde, zeitweilig oder ganz aus der Situation rauszugehen. Jedenfalls ist mir bewusst, dass ich selbst ein Problem mit der fehlenden Resonanz habe (also wenn die Person eine Mauer hochzieht, obwohl sie vorher sehr offen war) und da lohnt es sich ja schon, weiter bei sich selbst hinzuschauen und damit zu 'experimentieren'.
Der Text des Songs ist ansonsten sehr krass. Schreib den doch in den Song-Thread, falls er da noch nicht drin steht! Da können solche Songs gesammelt werden. Ich höre auch Sachen von Lotte, den Song kante ich noch nicht, muss ich mal schauen, ob es ein neues Album gibt. Ich könnte den Text auch 1:1 auf den Mann übertragen, um den es immer noch bei mir geht. Da hab ich auch teilweise den Eindruck, dass er so tief verletzt wurde und sich bei gewissen Themen hinter allem verschanzt, um nicht noch tiefer verletzt zu werden, nur ist es ihm in diesen Momenten (und in anderen auch?) offenbar nicht möglich, zu erkennen, wie er mit seinem Verhalten wiederum auch andere verletzt. Ich sehe dennnoch permanent das 'Gute' in ihm, weil ich meine, ihn erkannt zu haben über den Blick in seine Augen und seine Seele. Ich glaube, dass sein Verhalten wirklich sowas ist, wie es teilweise bei Borderlinern vorkommt, dass man weggestoßen wird, aber eigentlich wünscht sich die Person so sehnlich Kontakt. Im Prinzip ist das unlösbar und die Sache ergibt vielleicht wirklich erst dann Sinn, wenn man von der 'Lösungsebene' weggeht und noch in Liebe IST.