An den Vater hätte ich in diesem Fall gar nicht gedacht, aber Analytiker würden auf so etwas kommen, vermute ich. Muss es denn wirklich unbedingt ein 'er' sein, nur weil es jetzt in der Gegenwart ein 'er' ist? Ich persönlich sehe das nicht so strikt, wie es Analytiker und Tiefenpsychologen öfters tun. Könnte es nicht auch die Mutter gewesen sein? Ein "werde ich es überleben, wenn die Mutter nicht zurückkommt?" aus der Kindheit? Oder ein "werde ich es überleben, wenn ich mutter- und vaterseelenallein gelassen werde?", weil eben NIEMAND da ist? Niemand da ist, der zuverlässig ist? Niemand da ist, der lieben kann?
Wenn man als Kind die Erfahrung grenzenlosen Allein-Seins macht, weil einfach niemand emotional da ist, dann würde das doch auch zu dem Gedanken passen "kann ich es überleben, wenn er/sie für immer weg bleibt".
Sind nur Gedankenexperimente, weil ich bei mir selbst ja auch ergründen will. Könnte man als Kind einer emotional vollkommen abwesenden Mutter vielleicht doch irgendwo auf den Vater gehofft haben, dass der nochmal alles rumreißt? Dass er einen aus der Situation mit der Mutter rettet? Ich hab mir z. B. die Situation mit meinem Vater (sehr passiv, unterwürfig unter meine Mutter) noch nicht so richtig angeschaut, hatte hier mal einen speziellen Thread dazu eröffnet. Aber was mir so bewusst ist, so leide ich extrem unter dem emotional kalten Verhalten meiner Mutter. Meine Mutter habe ich nie als Mensch erlebt. Meinen Vater hingegen schon.
Ich glaube, ich hätte die Frage eher losgelöst, von den Gegebenheiten in der Vergangenheit, sondern versucht, darauf hinzuarbeiten, dass man jetzt in der Gegenwart die Erfahrung macht, dass man es tatsächlich überleben kann. Meiner Meinung nach könnte das funktonieren, wenn man gegenüber der Person, die einen immer wieder im Stich lässt, ausspricht, dass einen das selbst verletzt und dass man so nicht mehr mit sich umgehen lassen wird und sich dann auch aus dem Kontakt zurückzieht. So habe ich das vor einer Weile mit einem Kontakt gemacht und ich muss sagen, dass diese ganz schlimme Verlustangst seitdem nicht mehr aufgetreten ist. Danach kam aber sehr viel Traurigkeit und ich hatte ein paar Wochen sehr viel geweint. Der Kontakt wurde danach einfacher, ich klammerte nicht mehr so, er tauchte seitdem nicht mehr komplett ab bzw. ich hab es nicht so erlebt. Aber der Kontakt ist trotzdem noch enorm herausfordernd für mich.
Edit: Könnte man die Sache möglicherweise auch überwinden, wenn man der eigenen Mutter (sofern diese noch lebt) ins Gesicht sagt, wie verletzend ihr Verhalten für einen selbst war? Ich hatte das schonmal probiert, aber dann kamen ihre üblichen Methoden, mir die Wahrnehmung abzusprechen, mir den Verstand abzusprechen, so zu tun, als wäre ich verrückt, sowas zu denken, wie ich überhaupt darauf käme oder es kamen Sprüche wie "war ich wirklich SOOOO schlimm?" und dabei die Augen verdreht und alles nicht ernst genommen. Hinterher fühlte ich mich immer noch unverstandener als vorher.