• Hallo Leute,


    vor einiger Zeit war ich diejenige, die sich in der Beziehung zu ihrem Freund (mit dem ich nun ein halbes Jahr zusammen bin) nicht sicher war. Ich hab die typischen bindungsängstlichen Symptome gezeigt, bis hin zu körperlichen Symptomen. Es war teilweise wirklich richtig schwer und mehrmals hab ich - wenn auch nicht wirklich ernsthaft, weil ich es nie wollte - mit dem Gedanken gespielt, aufzugeben. Ich hab ihn sicher damit belastet und er weiß von meinen Problemen.
    Ich hab psychologische Hilfe in Anspruch genommen, war dort einige Male und so langsam hab ich das Gefühl, dass ich konstanter bin in meinen Gefühlen.
    Zuletzt war ich 5 Wochen mit meinem Vater in Thailand, mein Freund war zuhause und ich hab ihn sehr vermisst. In dieser Zeit ist mir klargeworden, dass ich ihn liebe und brauche.


    In letzter Zeit, seit ich mir mit meinen Gefühlen sicher bin, reicht es mir oft nicht, was er für mich tut, bzw. was er sagt. Ich bin plötzlich unsicher, ob es ihm auch genauso geht. Er selbst tut sich nämlich unheimlich schwer über seine Empfindungen zu sprechen - eine Tatsache, die mir nicht so auffiel und auch manchmal recht kam - in der Zeit, in der ich mit mir selbst beschäftigt war.
    Es kommt nur sehr sporadisch etwas Liebes, ein Kompliment oder ein "Ich vermisse dich". Einmal hat er mir bis jetzt gesagt "Ich hab dich lieb". Er zeigt mir, wenn wir zusammen sind, was er für mich fühlt, ich meine, es aus seinem Blick und seinen Berührungen herauslesen zu können. Aber mir fehlt diese Verbalisierung so. Er ist im Allgemeinen sehr zurückhaltend und oft verletzt mich das.
    Erwarte ich zuviel? Kann man einen zu großen Anspruch an Gefühle haben?
    Ich schrieb ihm nach einem besonders schönen Wochenende eine Mail, in der stand, dass sich meine Gefühle für ihn gefestigt haben etc. Nichts bedrohliches, ich dachte, er freut sich.
    Es kam nichts zurück, ich hab ihn eine Woche später darauf angesprochen und er meinte, es sei überwältigend gewesen, aber er habe sich auch bedrängt gefühlt. Na toll. Das hat wehgetan.
    Daraufhin habe ich ihn auf etwas dramatische Art und Weise damit konfrontiert, in Form eines Briefes, von dem ich dann eigentlich doch nicht wollte, dass er ihn liest - zu spät. Er reagierte gekränkt bis gar nicht, er sagte, er habe das Gefühl, dass es für mich nicht reicht, was er mir gibt, wenn ich ihn darauf anspreche. Dass es für ihn sehr schwer sei, Gefühle auszudrücken. Einen Geruch oder Geschmack könnte man ja auch nicht ausdrücken. Er meinte damals (vor 7 Wochen): Ich habe dir noch nicht "Ich liebe dich" gesagt, weil ich es noch nicht fühle und nicht weiß. Ich weiß nicht, ob es die großen Gefühle sind. Aber unsere Beziehung bedeutet mir etwas. Das hat mich sehr verletzt.


    Ich hab einfach das Gefühl, er hängt nicht so an mir, er braucht man nicht so sehr wie ich ihn. Er ist nicht besonders stürmisch oder enthusiastisch, was mich betrifft.


    Warum fällt es ihm so schwer, mir mit Worten zu zeigen, dass ich ihm wichtig bin, mit kleinen Gesten?
    Vom Sex und vom Kuscheln im bett mal abgesehen, was wirklich immer sehr sehr schön ist, ist er nicht besonders körperlich. Er umarmt mich beispielsweise selten.
    Was soll ich tun? Ich kann nicht mehr darüber reden, das führt zu nichts. Ich hab Angst ihn zu verlieren, wenn ich ihn dränge.
    Aber ich hab solche Angst, dass er mir einfach nie sagt, dass er mich liebt. Braucht er noch Zeit? Ich hab aber das Gefühl, dass er vielleicht einfach so ist und das macht mich traurig. Mir fehlt da etwas.
    Jetzt hat sich bei mir alles so gut entwickelt, aber ich denke ständig, er kocht nur auf Sparflamme, weil er mir seine Gefühle nicht mitteilt. :-(


    Habt ihr einen Rat für mich?


    Vielen Dank fürs Lesen.
    Viele Grüße,
    Elena

  • Hallo Elena, ich glaube, ich kann dich verstehen: du vermisst die Sicherheit, dass du ihm wirklich wichtig bist, dass er dich wirklich liebt, weil er so sparsam ist, was verbale Bekundungen anbelangt. Er bleibt da zurück-haltend, weil für ihn offenere, klarere Aussagen nicht stimmen. Bei dir scheint sich in der letzten Zeit was verändert zu haben. Kann es sein, dass sich da eine Rollenumkehr manifestiert? Dass er jetzt den Part, den du vorher mit deiner BA ausgelebt hast, übernimmt bzw. dass du erst durch deine Veränderung seine BA wahrnimmst. Mir scheint, es könnte für dich gut sein, dich weiter zu festigen in deiner positiven Entwicklung: da scheint sich ja einiges getan zu haben, was sich in DIR unabhängig von ihm gelöst hat. Manchmal ist es ja so, dass wir Menschen vor dem Hintergrung der eigenen persönlichen Veränderung anders wahrnehmen, oft ändern sich dann auch die eigenen Bedürfnisse oder werden klarer wahrgenommen. Das hieße dann zu hinterfragen, ob du mit dieser spärlichen Sicherheit, was seine Rückmeldungen anbelangt, auf die Dauer leben kannst. Vielleicht gelingt es dir, ihn einfach so sein zu lassen. Vielleicht wäre es auch sinnvoll, wenn er sich seine "Zurückhaltung", hinter der prinzipiell, aber nicht zwangsläufit BA stecken kann, in einer therapeutischen Auseinandersetzung genauer anschaut.
    Trotz allem: ich freue mich für die Fortschritte, die du machst.
    LG bindi

  • Hi du,
    vielen Dank für deine Antwort.
    Vielleicht sollte ich hinzufügen, dass ich seine allererste Freundin bin und er folglich mit Frauen noch keine Erfahrung hat. Also auch nicht damit, dass für Frauen Kleinigkeiten sehr wichtig sind.
    Ich habe mir zuerst überlegt, ob ich ihn sozusagen auf die Probe stelle und mich mal nicht mehr melde. Hab ich 3 Tage durchgehalten, er hat sich immer gemeldet, wenn auch etwas spät. Er lernt im Moment sehr viel für die Uni, wobei er das eigentlich immer tut. Ich habe eben leider immer mehr Zeit als er.
    Jedenfalls hab ich diese Strategie auch nicht durchgehalten und gestern musste ich doch wieder mit ihm reden.
    Ihm war nicht bewusst, dass es mir zu spät ist, wenn er sich erst um sieben abends meldet. Ich denke mal, ich habe ihm gesagt, ohne ihm Vorwürfe zu machen, auf was es mir ankommt. Ich glaube nicht mal, dass böse Absicht dahintersteckt. Ich weiß, dass ich ihm wichtig bin. Nur manchmal ist es eben schwer mich immer wieder daran zu erinnern.
    Ich meinte zu ihm, dass ich es fühle, dass ich ihm wichtig bin, vor allem, wenn wir miteinander schlafen. Er ist sehr zärtlich, geht auf meine Wünsche ein - kurz: Es ist sehr schön. Er hat das Gespräch denke ich ganz gut aufgenommen und die Frage ist nur:
    Wird er es in die Tat umsetzen können?
    Vielleicht sollte ich einfach noch mehr Geduld mit ihm haben.
    irgendwann sagt er mir vielleicht, dass er mich liebt.
    Ich wünsche es mir sehr.


    Viele liebe Grüße,
    Elena