Erkennen ist der erste Schritt?

  • Hallo ihr alle,


    ich habe euch erst heute gefunden- habe auch erst heute nach euch gesucht. Denn zufällig gab ich "Bindungsangst" bei google ein, weil ich seit Wochen über das Verhalten meines Freundes nachdenke und einfach keine Lösung dafür fand.
    Jetzt weiß ich es.
    Unsere Beziehung find an wie ein Tornado. Wir sahen uns und verliebten uns. Da wir 140 km voneinander entfernt wohnen haben wir auch sofort die Wochenenden miteinander verbracht. Es war wie ein Traum. Den ganzen Tag simsten wir. Er schrieb mir wunderschöne sms und emails. Morgens aus dem Büro rief er an und abends führten wir zusätzlich endlose Telefonate. Immer wieder sagte er mir wie sehr er mich liebt und sogar, dass er noch nie eine Frau so geliebt habe wie mich. Wenn er mit Freunen unterwegs war, rief er von dort noch an, weil er solche Sehnsucht hätte. Und jedes Mal beim Abschied hatte er Tränen in den Augen und Bauchschmerzen.
    Und dann kam schleichend die Veränderung.
    Die sms wurden seltener, die Telefonate kürzer, die Liebeszeugungen hörten nahezu auf. Jetzt sagt er nur noch: ich hab dich lieb, selten.
    Für mich war klar: wenn man sich so liebt wie wir, will man auch zusammenleben. Und ich sagte ihm, dass ich umziehen würde wenn ich einen Job fände. Das hat in ihm wohl die Angst ausgelöst. Irgendwann sprach er mit mir darüber- er wäre froh so wie es wäre und wolle keine Pläne machen. Er hätte eine regelrechte Paranoia mit mir zusammenzuziehen, was er auf keinen Fall wolle. Wenn wir zusammen sind ist alles perfekt. Wir verstehen uns fast blind. Sobald er wieder in seinem zu Hause ist, läuft es schief. Die Telefonate abends waren dermaßen gezwungen, dass ich ihn gestern bat nicht mehr anzurufen, es sei denn er hätte Sehnsucht. Sehr bereitwillig nahm er es an, nach anfänglichem Schmollen natürlich.
    Nach wie vor kommt er am WE her, aber verplant über meinen Kopf hinweg Wochenenden mit seinen Freunden. Ich bin keine Frau die einengt, aber spricht man so etwas nicht ab?


    Nach wie vor bin ich mir sicher, dass wir ein wundervolles Paar sind. Wir froh sein sollten so eine Beziehung gefunden zu haben.Aber ich bin ratlos wie ich mit ihm umgehen soll. Ich möchte einfach nur geliebt werden und zur Ruhe kommen. Was kann ich machen? Kann ich ihm sagen, dass er meiner Meinung nach an BA leidet?


    Er hatte keine schöne Kindheit, keinen Vater nur eine Mutter die nicht fertig mit ihm wurde. Dann eine Ehe die nur Zweckgemeinschaft war, und dann eine absolute Horrorbeziehung, mit einer Frau die ihn übelst verletzt hat. Ich verstehe ihn- aber verdammt er muss doch erkennen, dass ich ihm gut tue?


    Manu

  • Hallo Manu,


    ich würde Dir raten das zu tun, was Du dir wünschst. Nämlich zur Ruhe zu kommen.


    Ich könnte mir vorstellen, dass Du, nachdem es bei euch so stürmisch und eng begonnen hat, erstmal von Wolke 7 abgestürzt bist.


    Das bei ihm muss ja auch keine ausgepägte BA sein. Vielmehr vielleicht eher sein Bedürfnis nach Freiheit und Autonomie, was er vielleicht meint durch ein zusammen ziehen zu verlieren. Ist ja schließlich auch ein großer Schritt.


    Könntest Du dir vorstellen ein wenig Abstand zur derzeitigen Situation zu gewinnen?
    Vielleicht wieder deinen eigenen Fokus mehr aud dich, deine Interessen und deinen Freundeskreis zu richten?


    Die Sache das Du dir wünschts das er mit dir die Wochenenden abspricht: Hast Du ihm denn diesen Wunsch auch mitgeteilt? Oder willst du das es von ihm kommt?


    Blueeyes

  • ich wünschte ich könnte das so einfach. Leider ist er pausenlos in meinen Gedanken und ich so eine immense Verhaltensänderung einfach nicht kapiere. Natürlich versuche ich mich mit Freunden zu treffen und Dinge zu unternehmen, aber unterschwellig ist immer der Gedanke an ihn da.


    Ja,dass mit der Absprache habe ich ihm mitgeteilt. Sobald ich Wünsche äußere die sein Verhalten betreffen (nicht viele!) schaltet er komplett auf stille Post um, setzt sich in eine Ecke und schmollt. Irgendwann dann kommt er wieder an- dann ist heile Welt angesagt. Aber reden über etwas, diskutieren kann er nicht.


    Dass es sich nur um das Bedürfnis nach Freiheit handelt glaube ich einfach nicht. Wir sehen uns ausschließlich am WE. Und damit ist Man(n) für immer zufrieden? Keine Pläne in keine Richtung?

  • Hi Manu,


    was bei dieser "Problematik", also wenn man merkt das der oder die Liebste distanzierter wird, oft vorkommt ist die Verlustangst. Die Angst den geliebten Menschen zu verlieren. Was wie ich finde auch ganz normal ist. Das hat nun aber (leider) zur Folge, dass die Gedanken ständig um diese Person kreisen. Hier sollte man aufpassen, sich nicht zu sehr zu verlieren.


    Nicht nur das man vielleicht sein oder ihr Verhalten verstehen möchte. Man möchte das es wieder so ist wie früher. Man versucht die Nähe wieder herzustellen, was aber oft zur Folge hat, dass der Andere noch distanzierter wird.
    Oder man versucht selbst auf Distanz zu gehen, damit der Andere wieder näher kommt.


    Aus sowas kann oft ein Teufelskreis entstehen.


    Wie lange kennt ihr Euch denn schon?


    Ja das mit der Freiheit. Manche Menschen empfinden es bereits als Einschränkung, Pläne zu machen, Absprachen zu treffen oder auch Kompromisse zu machen.


    Wichtig finde ich z.B. in jeder Beziehung, dass ich meine Wünsche und oder Bedürfnisse äußern kann, ohne das der Andere schmollt oder geht und mich einfach damit stehen läßt. Es geht mir also darum, dass man offen drüber reden kann, der Andere kann ja eine Andere Meinung haben oder Nein sagen.


    Wie ist das bei Euch, wenn Du sagst er schmollt und kommt dann wieder. Hat er denn dann deine Wünsche angenommen und ist das Thema dann für ihn oder auch dich beendet (weil du sagst, dann wäre wieder heile Welt) ?


    Und damit ist Man(n) für immer zufrieden? Keine Pläne in keine Richtung?


    Ich finde es kommt darauf an wie lange das schon so geht und was einem selber wichtig ist. Und wenn sich dauerhaft abzeichnet, dass ihr komplett andere Ziele verfolgt (also Du feste Beziehung, Wohnung usw. und er locker weiter wie bisher) und Du aber damit unglücklich bist - dann würde ich mir überlegen, ob es nicht besser wäre, die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Trotz Liebe. Das ist meine Meinung dazu.


    Blueeyes