Hallo Anna Lena!
Zuerst mal ein ganz großes Dankeschön für Deine unterstützenden Worte!
Es tut so gut, endlich mal so etwas "gesundes" zu lesen, denn ich denke im Grunde meines Herzens genauso wie Du darüber, aber hier im Forum wird das leider oft missverstanden.
Ich war schwach, ja - aber insbesondere wenn man liebt, darf man das. Meiner Meinung nach.
Zitat von AnnaLena
Das muss ja, nicht unbedingt ein Helfersyndrom sein und anfangs ist ja auch alles noch im Rahmen...im Normalfall lernt man an und miteinander. Man erkundet sich.
Wenn ich jemanden liebe, habe ich Interesse für ihn, bin neugierig. Ich hab halt viel gefragt, z.B. wollte ich irgendwann mal Fotos von seiner Familie sehen, die hat er mir dann auch nach einigem Zögern gezeigt.
Ich find es normal, dass man sich gegenseitig erkundet, dass man sich für das Leben des anderen interessiert. Leider war das mit ihm größtenteils recht einseitig ;).
Ich sollte zwar mein Leben "auf die Reihe kriegen" seiner Meinung nach, aber er hat sich im Grunde null dafür interessiert.
Er hat oft versucht, mir das Gefühl zu geben, ich sei defizitär. Aber da drehte es sich meist um so Statusdinger, oder eben um meine strukturellen Schwächen, z.B. mein "lustiges Studentenleben".
Er hat allerdings auch mehrmals angemerkt, dass er mich für meine menschlichen Eigenschaften bewundert und schätzt.
Zitat von AnnaLena
Dass er Dir zu verstehen gegeben hat, dass er anders kann...ist nett, aber ich bezweifele, dass das stimmt ;-). Ich hätte bis vor ganz kurzem über mich auch noch gesagt, dass ich stark bin ;-). Mein Ex-Mann sagte auch immer er KANN auch treu sein...ähem, seine jetzige Frau sieht das vermutlich auch mittlerweile...nun sagen wir ...differenziert.
Also er hat ganz offensichtlich einiges weggelassen (öfter wohl mal die Eigenbeteiligung an den Problemen ;)) bei seinen Erzählungen, das hab ich schon gemerkt.
Ich denke auch, dass er es nicht unbedingt besser kann - und wenn doch, dann jedenfalls nicht auf Dauer.
Aber es hat mich sehr verletzt, weil es natürlich mein Gefühl verstärkt hat, missbraucht worden zu sein.
Zitat von AnnaLena
Der letzte Rest Zuneigung ist doch okay. Steh um Gottes willen dazu! Bloss, weil er sich benommen hat wie ein Vollpfosten, heißt das doch nicht, dass Deine Gefühl plötzlich schlecht sein müssen.
Naja, ich hab schon eine ganze Menge schlechte Gefühle wegen ihm gehabt. Schmerz, Trauer und Wut. Aber wie gesagt, ich habe ihn wirklich geliebt, mit seinen Fehlern, und deswegen ist diese Zuneigung auch noch da. Ich schäme mich nicht dafür, dass es so ist, zumal es mir eher natürlich vorkommt.
Zitat von AnnaLena
Nun habe ich folgendes gelernt - in der Therapie und auch sonst: eigentlich ist es ziemlich übergriffig, wenn man glaubt man müsse jemandem in einer Beziehung "therapeutisch" betreuen. Man darf freundlich sagen, dass es dafür Profis gibt und dass er das da klären kann und wenn er das nicht will...nun ja.
Das sehe ich genauso. Ich habe mich daher auch sehr zurückgehalten mit meinen "Therapieversuchen".
D.h. ich habe ihm nur so freundschaftlich was dazu gesagt (er meinte nämlich mal, er glaube er habe einen Defekt und das mache ihn innerlich sehr unglücklich und das Zusammensein mit mir für ihn sehr kompliziert).
Ich gestand ihm, dass ich das Gefühl hätte, dass er einfach mit Nähe und mit gesunder Abgrenzung nicht so gut zurecht kommt (das war übrigens lange, bevor ich überhaupt auf irgendwas "Pathologisches" gekommen bin) da er ja auch vorher und auch in anderen zwischenmenschlichen Bereichen ähnliche Probleme hatte - und hab ihm den Hinweis gegeben, dass, wenn er selber so sehr leidet und denkt, dass das Problem in ihm liegt, er ja z.B. mal in eine Therapie gehen könnte, da es für jedes Problem Lösungen gibt. Aber dass ich mich da nicht einmischen wolle.
Seine Antwort kam dann irgendwann mal nebenbei: "Über deinen Vorschlag habe ich mal ein bißchen nachgedacht - ich glaube, die Couch ist nix für mich. Ich rede lieber mit lieben Menschen wie dir."
Na toll.
Ich hab ihn allerdings immer wieder zur Verantwortung gezogen für sein Hin und Her. Sein Verhalten war ja die ganze Zeit ambivalent, und das hat irgendwie keine stabile Basis gebracht.
Dass ich da stetig gefordert habe, dass er mal einen klaren Kurs einschlägt, und versucht habe, ihm dafür auch, so weit wie es mir möglich war, entgegenzukommen, hat ihn glaub ich ziemlich überfordert.
Er konnte einfach nicht klar seine Wünsche und Bedürfnisse äußern. Von seinen Befürchtungen ganz zu schweigen. Er konnte mich nur wegstoßen, wann immer es nah zu werden drohte.
Als er plötzlich die Beziehung annullieren wollte, nachdem es endlich verbindlich wurde, und sich in immer widersprüchlichere Aussagen verstrickte, hab ich dann aber schon verstärkt auf den Zahn gefühlt und viel gefragt und gebohrt. Das hat er ganz sicher als übergriffig empfunden - aber es war ja meine eigene Hilflosigkeit und mein berechtigtes Unverständnis. Ich hab das auch immer gesagt, aber er hatte dafür kein Mitgefühl.
Bzw. er konnte mir ja keine plausiblen Antworten geben, denn ansonsten hätte er sich ja selber für bescheuert erklären müssen ;).
Zitat von AnnaLena
VERZEIH Dir! Du bist zum Teil so streng mit Dir! Du mochtest ihn und - soweit ihm das möglich sein konnte - er Dich sicher auch. Warum auch nicht? Lass ihn nicht zu Deinem Richter werden. Du hast es versucht, so gut wie Du konntest und wie es Dir zu diesem Zeitpunkt möglich war ... er konnte damit nicht umgehen...warum auch immer!
Verzeih Dir, dass Du manipulierbar warst, weil Du ihn mochtest. Verzeih Dir, dass Du nicht gegangen bist...warum auch, Du mochtest ihn ja. Verzeih Dir auch, dass Du ihm erklärende Entschuldigungen serviert hast ...machen fast alle Frauen. Schwamm drüber. Verzeih Dir, dass Du Dich nicht besser geschützt hast...Du wusstest es doch nicht anders, wir sind nicht alle so bewandert in so etwas.
Ja, da hast Du wohl recht. Das Sich-selbst-verzeihen ist sowieso (meiner Meinung nach zumindest) die Voraussetzung dafür, mit etwas innerlich Frieden zu schliessen, und dem anderen verzeihen zu können.
Ich empfinde ihn nicht als meinen Richter. Dass ich sehr viel wert bin, das weiß ich, und das spüre ich auch ohne ihn.
Ich bin halt, wie gesagt, nur so entsetzt darüber, dass er so wenig für mich empfunden hat. Wirklich, so wenig... so wenig, dass er nichtmal etwas zur Versöhnung unternimmt - das hätte ich nicht erwartet. Denn ich glaube schon, dass ich ihm näher gekommen bin als jede andere Frau in den letzten 10 Jahren. Nur, dass Nähe für ihn eben eine Bedrohung ist...
Mein Therapeut ist übrigens der Meinung, dass dieser Mann einfach nur die Hose gestrichen voll hat mit Schiss... und ein Weltmeister im verdrängen und verleugnen ist. Interessant. Nützt mir aber nix
Zitat von AnnaLena
Du hast ihm vermutlich gute Ratschläge gegeben und er hätte das auch machen können. Aber dann hätte er ja auch was MACHEN müssen ;-)... manchmal werden sie sich der eigenen Defizite dann doch kurz bewusst. Da zieht er Dich dann gleich mit runter.
Er hat gesagt, dass ich ihm gute Ratschläge gebe und dass er viel durch mich lernt, z.B. wie wichtig miteinander reden ist. Er hat das wohl auch versucht, anzuwenden bei seinen Bezugspersonen oder hatte zumindest den Wunsch danach.
Vielleicht hat er ja mittlerweile wieder eine Beziehung mit der Mutter seines Kindes (die er ja angeblich nie geliebt hat). Aber ich versteh nicht, warum er das nicht einfach sagen konnte. Ich hätte es doch verstanden, und auch akzeptiert. Wieso hat er mir stattdessen deutlich gemacht, dass ich nur ein Placebo war, dass er "keine tiefen Gefühle" für mich hatte, dass ich nicht gut genug bin für seine Ansprüche, dass er bereits wieder "idealeren" Frauen hinterherjagt? So habe ich das Gefühl, angelogen und benutzt worden zu sein, und das hat mein Vertrauen erschüttert und war sehr enttäuschend für mich. Zusätzlich zu seinem ganzen verletzenden Verhalten.
Zitat von AnnaLena
Und mal ganz klar: Du ist kein ausgedieter Hut - es fühlt sich nur so an; er kann Dich auch nicht abwerten, auch wenn er es versucht - es fühlt sich nur ebenfalls nur so an und schämen musst Du Dich gleich gar nicht! Wofür? Weil Du nicht hellsehen kannst...das können die meisten nicht.
Und zum Affen hast Du Dich auch nicht gemacht und mal ehrlich: selbst wenn!
Ja, ich denke, genau das ist eben mein Problem. Dass ich denke: Oh Mann, wieso hab ich das mit mir machen lassen, wieso hab ich aus lauter Zuneigung fünfe gerade sein lassen und mich möglicherweise verhalten wie ein naives Dummchen.
Manchmal hab ich wirklich den Gedanken gehabt, er macht sich hinter meinem Rücken über mich lustig oder das Ganze war nur eine Wette mit seinen Kumpels, dass er mich nochmal kriegt usw. ... ich weiß, so einfach war das ganze Ding nicht und die Tatsachen sprechen dagegen - und ich bin mir auch bewusst darüber, solche Gedanken grenzen an psychotische Wahnvorstellungen - es sind wohl meine ganz persönlichen Ängste.
Ich möchte in meiner Therapie auch daran arbeiten, warum ich ihn so schwer loslassen konnte - und vor allem möchte ich noch das ein oder andere Gespenst aus meiner Kindheit der Sonne aussetzen
LG
Tina