Beiträge von hermine66

    Hallo Mara,


    leider kann ich dir keinen wirklichen Tipp geben. Als es bei mir so schlimm war, dass ich Panikattacken hatte, habe ich mich zur Therapie angemeldet, denn Panickattacken sind fies und damit macht Beziehung überhaupt keinen Spaß. Wie hält dein Freund das aus?
    Als mein damaliger Partner in dieser Phase helfen wollte, konnte ich es nicht annehmen, hat es mich nur genervt. Frag doch deinen Partner mal, was er sich von dir wünscht, wenn es ihm so schlecht geht. Und pass auf dich selbst gut auf!!!


    Ich hab hier zwar eine toll zu lesende Erfolgsgeschichte reingestellt, aber fertig bin ich mit dem Thema noch lange nicht. Das Ganze ist eine Langzeitbaustelle, das heißt, im Moment arbeite ich daran, einen besseren Zugang zu meinen Gefühlen zu bekommen- also auch an die "versteckte, in Sicherheit gebrachte" Liebe zu gelangen, was gar nicht so leicht ist.


    Alles Gute für dich,
    Hermine

    Hi Lotte,


    je nach dem wie sensibel du bist, kann so etwas wie du erlebt hast schon ausreichen, um in Sicherheit zu gehen und nichts Richtung Partnerschaft zu wagen - behaupte ich mal so als Küchentischpsychologin und Betroffene;-))
    Du beschreibst das Erleben aus deiner Jugend so nüchtern - was macht der Bauch, wenn du so etwas schreibst und dich erinnerst??? Horch mal in dich hinein!


    Es gibt im Netz ein Forum, in dem sich so genannte "absolute beginners" austauschen. Vielleicht ist das auch interessant für dich? Und auf die "Coach" kannst du ja jederzeit, je nach Leidensdruck.


    Für die Liebe ist es nie zu spät, mein Freund war ja auch schon 43!! Jahre alt, als er sich getraut hat, mit mir etwas anzufangen. Man braucht schon etwas Mut, um sich für die Liebe zu öffnen und für die vielen Schritte, die noch davor anstehen, Kennenlernen etc.


    Ich wünsch dir viel Glück!


    Hermine

    Hallo Lotte,


    du bist hier genau richtig. Hier gibt es viel zu lesen zum Thema Bindungsangst von Betroffenen und deren Partnern/Expartnern. Ich selbst habe als Bindungsängstliche auch durch Google zu dieser Seite gefunden, was für mich sehr hilfreich war.
    Hast du denn schon mal geschaut, was in deiner Vergangenheit/Kindheit/Jugend so passiert ist als eventl. Auslöser für deine Angst? Ist schon mal gut, dass du anfängst, dich mit dem Thema zu befassen, statt es zu ignorieren.


    Von mir gibt es hier eine "Erfolgsgeschichte", in Therapie bin ich immer noch (alleine hätte ich mein Problem nicht bewältigen können) und es gibt immer noch viel zu tun im Hinblick auf Gefühle zulassen, nicht verdrängen etc. Wenn es zu dem Thema eine Selbsthilfegruppe gäbe, würde ich hingehen.....
    Du bist erst 25 Jahre alt. Ich finde gut, dass du jetzt schon anfängst hinzuschauen! Viel Erfolg dabei.


    Viele Grüße von Hermine

    Nee, das mit den "Richtigen" glaubte ich nur solange ich keinen Durchblick hatte und noch voll drin steckte in der Problematik Bindungsangst. Hinterher (im Laufe meiner Therapie, weil ich etwas verändern wollte) habe ich die ewig gleichen Muster erkannt, daran gearbeitet und dann wurde es besser


    Gruß H.

    Hallo zusammen,


    was für ein spannendes Thema!


    Früher wurde mal von einem Ex-User/einer Ex-Userin der Begriff "Komplementärmeise" kreiert. Kann man aber hier nicht mehr "ergoogln" glaube ich. Schade, das war hoch interessant.
    Ganz einfach interpretiert: Es gehören halt immer zwei dazu..... Vielleicht auch einer mit Helfersyndrom????? Ist jedenfalls eine Variante.


    Ich selber bin ganz klassisch bindungsängstlich (gewesen) und dazu gehört auch der Glaube, den Richtigen halt noch nicht gefunden zu haben - auch beim 20. Versuch nicht usw.


    Gruß Hermine

    Meine Erfolgsgeschichte:


    Wie alles begann....
    Bis zu meinem 9. Lebensjahr bin ich unbeschwert aufgewachsen. Dann fing eine Zeit an, in der alles anders wurde und meine Eltern sich nicht mehr verstanden. Insbesondere mein Vater, der eine Geliebte hatte über viele Jahre, wendete sich von mir ab und zeigte kein Interesse mehr an mir. Ich wusste von der Geliebten, war also Geheimnisträgerin und habe nichts gesagt, weil ich mir nichts mehr wünschte als dass sich meine Eltern nicht scheiden lassen. Diese Geliebte verstand es besonders gut, uns am Wochenende mit anonymen Anrufen zu terrorisieren.
    Meine Mutter, mit der ich mich solidarisierte, war zu ängstlich, um sich von meinem Vater zu trennen. Und so lebte ich 11 Jahre in einer schrecklichen Atmosphäre mit viel Streit, Hass und Angst und hatte dabei auch noch einen Platz in der ersten Reihe durch die Lage meines Zimmers als Durchgangszimmer ins Elternschlafzimmer....


    Ich war trotz allem immer schön angepasst und habe nicht aufgemuckt, anders als mein etwas jüngerer Bruder, der durch den häuslichen Stress eher rebellisch wurde, was ich heute als gesündere Reaktion betrachte. Na ja, kurz und knapp formuliert, durch den Schock nach den ersten superschönen Lebensjahren bin ich erstmal erstarrt vor Kummer und Sorgen.


    Natürlich ging dann als ich älter und erwachsen wurde das Drama mit verschiedenen Beziehungen zu Männern los mit den hier so oft beschriebenen klassischen Symptomen. Immer war ich jedoch der Meinung, den Richtigen noch nicht getroffen zu haben. Dabei habe ich mich mit meinen Abwehrmaßnahmen nur selbst geschützt, es nicht zu nah werden zu lassen in den Beziehungen, um nie wieder so enttäuscht zu werden wie damals von meinem Vater.


    Verheiratet war ich auch, was ein paar Jahre gehalten hat und zwar immer mit dem von mir inszenierten „Sicherheitsabstand“. Das hat wirklich unglaubliche Blüten getrieben. Angst macht auch erfinderisch. Letztendlich habe ich immer geglaubt, halt „so“ zu sein, Nähe eben nicht so gut haben zu können. Klar, mir war bewusst, dass meine späte Kindheit und Jugendzeit Mist waren, habe aber nie einen direkten Zusammenhang herstellen können.


    Immer gab es trotz allem eine große Sehnsucht nach Partnerschaft und den Wunsch, nicht alleine durchs Leben zu gehen und so war ich viele Jahre auf der Suche nach Liebe. Es gab unter anderem auch eine sechsjährige Fernbeziehung, in der ich immer den nötigen Sicherheitsabstand hatte. Als diese beendet war, war das sehr traumatisch für mich. Neben dem Herzschmerz hatte ich auch noch kreisrunden Haarausfall. Wahrscheinlich ein Zeichen meines Körpers, mal genau hinzuschauen und über das Thema „Verlust“ in meinem Leben genauer nachzudenken. Das wurde mir aber erst später klar.


    Nach weiteren kurzen Affären habe ich bei einem Tanzkurs jemanden kennen gelernt, der mich wohl an meinen Vater erinnert haben muss. Nach kurzer Zeit des Zusammenseins mit ihm bekam ich durch einen nichtigen Auslöser eine Panikattacke, die mich dann endgültig mit der Nase in meine Baustelle stieß. Es gab noch ein paar mal on/off, bis ich wieder Single war und mir einen Termin zum Erstgespräch bei einer Psychotherapeutin geben ließ (4 Monaten Wartezeit). Gleichzeitig bin ich auf dieses Forum hier gestoßen und habe mich in fast allen Symptomen wieder gefunden! Das war ein unglaublich befreiendes Gefühl: Endlich eine Diagnose – ich habe Bindungsangst! In vielen Berichten konnte ich mich wieder finden, habe Jein gelesen und angefangen schon vor Therapiebeginn an mir zu arbeiten, z. B. hab ich das Focusing ausprobiert, was in „Jein“ beschrieben wird, was schon gut geholfen hat. Glücklicherweise habe ich ein gutes Erinnerungsvermögen und einen guten Zugang zu meinen inneren Bildern. Gleichzeitig habe ich auch angefangen mich mit Meditation und Buddhismus zu beschäftigen und dabei einen neuen Umgang mit meinen Gefühlen gelernt.


    Vor einem halben Jahr habe ich meinen jetzigen Freund kennen gelernt. In der Kennenlernphase hat es noch mal einen Rückfall von Bindungsangst gegeben, als ich merkte, dass er mehr wollte. Irgendwie sind wir aber doch zusammengekommen und ich habe von vornherein mit offenen Karten gespielt und von meiner Angst und der Therapie erzählt. Sein eigenes Schicksal und seine Kindheit sahen auch nicht so rosig aus. Für ihn ist es jetzt die erste längere Beziehung.
    Mittlerweile habe ich überhaupt keine Angst mehr in der Beziehung. Die alten Strategien, es nicht zu nah werden zu lassen, brauche ich nicht mehr und ich kann zum ersten Mal Zweisamkeit richtig genießen!!!


    Ich bin dem Schicksal dankbar für meine Panikattacke damals. Sonst wäre ich sicherlich immer noch auf dem alten Trip und in dem Glauben, den Richtigen eben noch nicht gefunden zu haben.


    Bei meiner Therapeutin habe ich bedauert, dass ich nicht eher zu ihr gekommen bin. Aber sie meint, dass ich eben erst jetzt reif dazu gewesen sei.


    Eigentlich könnte ich ein kleines Buch schreiben mit dem Titel: „Frau Hermine sucht die Liebe“ – so viele Geschichten habe ich bei meiner verzweifelten Suche nach dem richtigen Mann und der Liebe erlebt!
    Es fing an mit meinem ersten Freund. Er war drogensüchtig und homosexuell (was erst später klar wurde) – also wirklich absolut unerreichbar und ich habe gelitten in der Beziehung so wie ich es aus meiner Kindheit und Jugend gewohnt war – nicht schön, aber vertraut.


    In der Therapie habe ich mich quasi auf dem Stand einer Neunjährigen abholen müssen, um dann eben entsprechend „nachzureifen“ durch die Arbeit mit dem „inneren Kind“. Ich hatte auch noch viele Verhaltensanteile, die man eher der Jugendlichen in mir zurechnen musste, an denen ich auch erfolgreich gearbeitet habe. Zum Beispiel kollabiere ich jetzt nicht mehr, wenn ich einen attraktiven Mann treffe und ich denke auch nicht mehr zwanghaft, dass ich einen „besseren“ Mann verpasst haben könnte.


    Zu meinem Vater habe ich den Kontakt nach über 25 Jahren nach seinem Auszug abgebrochen. In diesen 25 Jahren hatte ich all meine Wut, die ich auf ihn hatte unterdrückt und weiterhin auf braves Mädchen gemacht. Ein klärendes Gespräch dazu hat leider noch nicht stattgefunden. Dazu fehlt mir noch der Mut....


    Vielen Dank fürs Lesen! Ich wünsche allen Betroffenen beider Seiten alles Gute!
    Hermine

    Unverletzlich


    Peter Maiwald (1946 - 2008)


    Da badete ich in Drachenblut
    und besorgte mir ein Herz
    aus Stein. Da trug ich
    einen Mantel aus Elefantenhaut
    und ließ mir
    einen Dickschädel wachsen.
    Da ballte ich meine
    Finger zur Faust und
    ließ mir eiskaltes Blut
    spenden. Da schnitt ich
    mir die Haare, dass
    sie nicht mehr zu Berge
    stehen konnten und
    ließ mir alle Nerven
    ziehen. Da war ich
    mit mir zufrieden und eins.
    Da kamst du und
    ich war tödlich
    getroffen.

    Hi Jule!
    Ja, das Leben ist spannend.
    Und nirgendwo steht, dass das Leben ohne Partner nicht auch spannend und lebenswert sein kann!
    16 Jahre Therapie, das ist ja megalang.... Sieht so aus, als hättest du jetzt den Durchbruch geschafft - cool!
    Ich halte es gerne mit einem rheinischen Grundgesetz: Et kütt wie et kütt!
    Lassen wir uns mal überraschen!
    Gruß hermine

    Hi Jule!


    Ich versteh schon was du meinst! Beim Lesen spürt man regelrecht deine Erleichterung, das alte Leben hinter dir gelassen zu haben und nach neuen Ufern zu streben mit ganz viel Unabhängigkeit und Loslassen von alten Mustern. Klingt nach einem großen Abenteuer! Viel Spaß und Erfolg dabei.


    Ich war auch froh, im Mai durch eine verunglückte Beziehung - ich bin die mit der Bindungsangst! - diese "Diagnose" erkannt zu haben. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen, was da die ganzen Jahre mit mir los war. Und jetzt denke ich auch, es wird alles neu bei mir! Wahrscheinlich werden mich auch in der nächsten Beziehung die "alten Symptome" wieder einholen, aber ich weiß ja jetzt, woher es kommt und lerne vielleicht noch in der Therapie damit umzugehen. Werde auch dem nächsten Mann, nach dem ich ja nicht aktiv suche, aber wenn er mir über den Weg läuft, sagen, dass ich es leider mit 44 Jahren immer noch nicht geschafft habe eine gesunde Beziehung zu führen und er wissen sollte, dass ich da so meine Probleme habe.


    Männer nur für das Eine müsste ich mir aktiv suchen, klar - davon gibt´s bestimmt genug, aber das ist nicht so wirklich mein Ding. Ich lass mich jetzt einfach mal treiben und gucke, was noch so passieren wird!


    Willst du denn auch noch mit professioneller Hilfe deine Vergangenheit durcharbeiten (Kindheit, Elternhaus, Ehe)?


    Manchmal habe ich trotz aller neuen Erkenntnisse doch ein bisschen Angst wieder in alte Muster zu verfallen, einfach aus Gewohnheit, weil es so bekannt und vertraut ist auch wenn´s weh tut!


    Schönes Wochenende,
    Gruß hermine

    Hi Jule!


    Herzlichen Glückwunsch zu deiner Erkenntnis.
    Befinde mich zur Zeit in einer ähnlichen Phase und das tut wirklich gut.
    Habe meine Bindungsangst durch Lesen von Jein! und dem darin beschriebenen "Focusing" und durch Gespräche mit meiner Freundin, die Psychotherapeutin ist, schon selbst "antherapiert". Ich glaube, dadurch meine momentane Gelassenheit gefunden zu haben, was bei mir daran erkennbar ist, dass ich nicht mehr krampfhaft nach einem Partner suche so wie sonst.


    Aber was machst du denn mit deinem Bedürfnis nach "Streicheleinheiten"? Darauf möchte ich nicht verzichten. Hier muss ich noch eine Lösung finden - vielleicht so etwas wie eine Teilzeitbeziehung/Affäre? Keine Ahnung.


    Nichts destotrotz steh ich auch auf einer Warteliste für eine Therapie, weil ein Teil von mir immer noch hofft, eine "normale" Beziehung auf die Reihe zu kriegen.


    Aber im Moment bin ich auch gern allein - und das ist gut so!


    Viele Grüße,
    hermine