Beiträge von Trine

    Moin,
    also ich habe in der 5 jährigen Beziehung verschiedene Formen des Abbruchs erlebt. Es ging von 100 auf Null binnen 24 Std (beim ersten Mal) bis zum Beenden der Beziehung (jetzt). Die Kontaktpausen gingen von 8 Wochen Nullkontakt, bis hin zu 1 Jahr mit immer mal wieder virtuell auftauchen und hintenrum in meinem Leben mitmischen. Sonst war es immer so, dass er nie klar Stellung bezog und es einfach laufen ließ. Dieses Mal hat er nach dem er sich wieder 4 Wochen "abgemeldet" hat, per Fb-Nachricht das Ganze beendet und das, nachdem er eine Woche vor dem "verschwinden" mir noch sagte, dass er bei seinem Hobby kürzer treten will, damit wir mehr Zeit haben. Das war für mich DAS ZEICHEN. Ich hatte nie darum gebeten und hätte ihn am liebsten angebrüllt: oh nein, tu das bitte nicht. Ich ahnte, dass ich das übel ausbaden muss. 3 Wochen später, also nach dem Beenden, erfuhr ich dann über fb, dass er im September wegen seines/unseres Hobbys in MEINE STADT kommt (wir hatten eine Fernbeziehung mit 300km Abstand und in 5 Jahren war er nur 3 x hier). Und ich wohne definitiv nicht in ner Weltstadt, in die man unbedingt kommen muss.
    Spitze!! Naja, Grenzen erkennen und einhalten war noch nie seine Stärke! :-(

    Hallo,
    grundsätzlich ist zu sagen, dass das individuell zu sehen ist. Ich habe mit einer Verhaltenstherapie angefangen. Die war sehr auf die Interaktion ausgelegt und die einfühlsame Art der Therapeutin hat mir sehr geholfen, überhaupt erstmal "zum Reden" zu kommen. Bei der Lösung meiner Probleme hat sie mir aber nur bedingt geholfen. War aber trotzdenm gut für den Einstieg. Als die Stundenzahl erfüllt war, habe ich eine Gruppentherapie bei einem Tiefenpsychologen angefangen. Leider hatte ich das Pech, dass ich eher in eine Seniorengruppe geraten bin und es viel um oberflächliche Themen wie Arbeitslosigkeit usw ging. Und weil ich auch in so nem Bereich arbeite, war ich leicht unterfordert. Dazu kam, dass mich der Therapeut als Borderlinerin abstempelt und ich (und meine jetztige Therapeutin) das nicht so sehe. Ist halt ne Modediagnose!
    Weil mir das in der Gruppe aber nicht reichte und ich mich dort komplett missverstanden fühlte, habe ich mir nebenher selber eine Körpertherapeutin bezahlt. Zu wirklicher Körperarbeit sind wir aber nicht gekommen, weil ich große Angst davor und zu großen Redebedarf hatte. Gut getan hat es aber trotzdem!!!!!
    Jetzt bin ich seit 1 1/2 Jahren bei einer Tiefenpsychologin und da wurde das Wort "Bindungsstörung" das erste Mal ausgesprochen. Auch dort geht es viel um Interaktion und sie spiegelt mir ständig anhand unserer Beziehung, was da abläuft. Sie konfrontiert mich sehr einfühlsam mit meinem Verhalten und auch die Parallelen zu meiner Vergangenheit/Kindheit werden besprochen. Ich konnte wirklich Vertrauen zu ihr aufbauen.
    Von einer Psychoanalyse wurde mir die ganze Zeit abgeraten, weil ich sehr auf die Reaktionen meines Gegenübers angewiesen bin und das ja bei dieser Therapieform extra nicht passieren soll, um selber auf die Gedanken zu kommen.
    Was für wen das Beste ist, muß aber jeder alleine entscheiden.
    Liebe Grüße, Trine

    Habe ich eben beim Stöbern gefunden. Ist zwar für Fachpersonal, aber ziemlich interessant und nicht nur destruktiv. Braucht man ja manchmal auch. ;-)


    Hier ein Auszug: ( wer es ganz lesen will: http://www.neuerkerode.de/uplo…eziehungen_mit_Wunden.pdf )


    "Menschen mit Bindungsstörung verstehen
    Menschen binden sich also an ihre Bezugspersonen, es bleibt ihnen nichts anderes. Während die einen das Glück haben unterstützende Eltern zu haben, wachsen andere in unsicherer, bedrohlicher oder gar gewalttätiger Umgebung auf und müssen sich diesen Gegebenheiten anpassen. Sie müssen sich schlimmstenfalls an Gewalttäter und sadistische Menschen binden. Die innere Empörung, Wut und das Aufbegehren können sie nicht ausleben,
    die reale Abhängigkeit lässt das nicht zu. Da Bindungsmuster- und Störungen alle späteren Begegnungen und Beziehungen prägen,
    ist es für uns wichtig diese Störungen zu kennen und adäquat darauf zu reagieren.


    Bindungsstörungen


    • Bindungslosigkeit (jede Form von Bindung wird vermieden.
    • „Offenherzig“ (bis zur Promiskuität, jede/r Beliebige Person wird als „beste Bindungsperson“
    gewählt).
    • Übererregung (jede Trennung von der Bindungsperson wird vermieden).
    • Hemmung sich der Bindungsperson anzunähern
    • Rollenwechsel (das Kind muss die Elternrolle übernehmen).
    • Psychosomatische Auffälligkeiten, das Kind reagiert körperlich auf Irritation hoch erregt.


    Aber auch:


    • Unterwerfung,
    • „möglichst unsichtbar sein“


    Wir müssen die Betroffenen unterstützen aus ihrer Opferrolle herauszukommen, wir dürfen sie nicht all umfassend versorgen, sondern sie ermutigen Verantwortung und Fürsorge so weit wie möglich für die eigene Person zu übernehmen. Das heißt, das Ziel ist es eine tragfähige
    Beziehung aufzubauen, aber trotzdem „draußen“ zu bleiben. Die Betroffenen haben meist zu wenig emotionalen Abstand zu ihren Erfahrungen. Erwachsene
    mit einer sicheren Bindung können frei und eine einem kohärenten Sprachfluss über ihre Erlebnisse von Bindung, Verlust und Trauer mit ihren Eltern und anderen wichtigen Bezugspersonen sprechen, nicht aber Befragte mit Bindungsmustern im Zusammenhang mit ungelösten traumatischen Erlebnissen. (Main 1986).


    So begegnen uns Betroffene ohne Worte für ihre inneren Bilder und Gefühle, sie können sich nicht ausdrücken und reagieren erschreckt auf unsere Interventionen. Wenn wir dieses Verhalten als Abwehr oder gar Widerstand werten, bekommen wir keinen Zugang zu den Betroffenen. Wir müssen dieses Verhalten als Ergebnis aller schlimmen Erfahrungen anerkennen. Die Betroffenen müssen unterstützt werden, Worte und andere Ausdrucksformen
    für ihre innere Welt zu finden. Hier ist Geduld und Einfühlsamkeit gefragt. Menschen, die in ihrer Kindheit in den Genuss einer sicheren Bindung an mindestens eine Bezugsperson gekommen sind, haben ein ausreichendes Selbstwertgefühl, um sich mit anderen Menschen und ihrer Umwelt im „Hier und Jetzt“ differenziert auseinandersetzen zu können. Sie können auch in belastenden Beziehungssituationen relativ ruhig und sachlich bleiben. Menschen mit einer Bindungsstörung sind im Grunde unfähig, sich selbst und andere richtig einzuschätzen. Sie bekommen nicht (in ihrer Kindheit) richtig gespiegelt, wer sie
    sind und warum sie gemocht oder ablehnt werden. Sie können nicht erkennen, was für Menschen ihre Eltern sind und was diese wollen. Sie suchen nach etwas, was berechenbar und vorhersehbar ist. Im zwischenmenschlichen Kontakt, vor allem wenn er enger wird, geraten sie meist in ein Gefühlschaos zwischen Freude über die Zuwendung und panischen Ängsten vor Trennungen Zurückweisung und Bestrafung (Ruppert: Depressionen – Symptome, Ursachen und Verläufe aus Sicht einer systemischen mehrgenerationalen Psychotraumatologie 2003).
    Entsprechend ihres inneren Gespaltenseins und ihrer hohen inneren Anspannung verhalten sich Menschen, die Bindungstraumen erfahren haben, auch ambivalent im Kontakt mit Personen und Institutionen, die ihnen psychosoziale Hilfe anbieten. Sie wissen und spüren einerseits dass sie Hilfe brauchen, andererseits sehen sie andere Menschen auch schnell als Gegner und Bedrohung und haben zunächst wenig Vertrauen in sie. Dennoch suchen die Betroffenen auch nach Bindungsberuhigung. Das birgt wieder neue Gefahren, oft überfrachten sie ihre Bezugspersonen mit ihren Wünschen nach Nähe und Aufmerksamkeit, sind schnell enttäuscht und verletzt. Hier heißt es für die Profis: „Viel hilft nicht viel“, also statt vieler schneller Interventionen, die uns den Atem nehmen wird eher ein langer Atem, Kontinuität und Zuverlässigkeit benötigt. Traumatisierte Menschen habe kaum Gefühl für die eigenen Grenzen, manchmal öffnen sie sich zu sehr in der Hoffnung auf Schutz und Geborgenheit, auch Menschen gegenüber, die sie nicht kennen und ihre Enttäuschung ist dadurch vorprogrammiert, ihre innere Überzeugung „ich werde abgelehnt und bestraft“ wird bestätigt. Oftmals machen sie ihre Grenzen jedoch ganz dicht, ziehen sich in sich selbst zurück und isolieren sich gegenüber anderen. Egal was die Betroffenen zeigen, wir müssen den idealen Abstand zu ihnen wahren.
    HelferInnen können auf pragmatische Weise versuchen, die häufigsten Störungsbereiche der Betroffenen „anzugehen“. Meist ist das Hauptproblem die Affektregulierung, also der Umgang mit extremen Gefühls- und Spannungszuständen, außerdem gilt es, für Selbstverletzungen und dysfunktionales Verhalten bessere Alternativen zu finden und wesentliche Unterstürzung zu geben in den Bereichen soziale Integration, Körperwahrnehmung, Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit. Unterstützung im Umgang mit Symptomen und deren Auswirkungen führt zu einer hilfreichen Beziehung."


    "Wie gesagt, geht die Bindungstheorie davon aus, dass der Mensch eine angeborene Neigung hat, unter Stress die Nähe einer vertrauten Person zu suchen. Je sicherer er sich der vertrauten Bezugsperson ist, desto sicherer kann er sowohl die Umwelt explorieren als auch Trennungen tolerieren. Ein desorganisierter Bindungsstil bedeutet, dass ein Mensch keine stabile Strategie entwickeln konnte, um befriedigende menschliche Beziehungen eingehen zu können. Hier wieder die innere Zerrissenheit: Zumeist wird in der Beziehungen gleichzeitig das Bedürfnis nach Bindung und die Angst vor dem Verlust der Autonomie bzw. erneuter
    Verletzung aktiviert. Erwachsene mit desorganisierter Bindung fällt es schwer, Beziehungen oder andere Personen überhaupt zu beschreiben. Beziehungen können oft nur eingegangen werden, wenn diese von ihnen selbst kontrolliert werden können. Auch in therapeutischen Beziehungen versuchen sie die Kontrolle zu behalten. Betroffene können gehemmt sein, ihre Bindungswünsche zu formulieren und Bindungsverhalten offen zu zeigen, entstanden aus dem Bindungskonflikt in der Kindheit, z.B. wenn der Vater als Bindungsperson erlebt wurde, aber auch als jemand der die Vertrauenssituation ausnutzte, um nur die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Die Betroffenen haben später verständlicherweise Schwierigkeiten anderen Menschen auf gesunde Distanz zu bringen."


    Grüße,
    Trine

    "Hast du jemals versucht eine Katze, die Angst hat, zu streicheln?" Interessante Aussage, finde ich. Passt ganz gut zum Thema!

    Hallo Pille,
    bin auch neu hier. Deine Frage beschäftigt mich auch gerade, wobei ich ja glaube, dass "verlieben" bei den Meisten das geringere Problem ist. Die "Liebe" (durch)zu halten, stellt sich schwieriger da.
    Kurz zu mir: ich (37J) befinde mich seit 1 1/2 Jahren in einer Fernbeziehung mit einem Mann (43J.). Unsere Beziehung bietet alles, was hier auch schon von Anderen beschrieben wird. Intensiver Kontakt mit viel Nähe und innerer Verbundenheit, plötzliche mehrwöchige Kontaktabbrüche, sexuelle Verweigerung (seinerseits, und das von Anfang an!! Haben in der Zeit nur 2x Sex gehabt und das nach einer mehrmonatigen "Kontaktpause" nachdem wir schon über 1 Jahr "zusammen" waren), er chronisch überlastet (neue Ausbildung und Nebenjob zu Lebensunterhaltsfinanzierung) (seine Begründung für die sexuelle Unlust), Doppelbotschaften (die Gefühle stimmen, aber er weiß nicht, ob er sich mir zumuten kann :think: ) usw. ! Was bei uns nicht passiert, sind offene Konflikt. Wenn wir uns sehen, gehen wir sehr liebevoll miteinander um. Wir haben noch nie gestritten! :think::think::think:
    Jetzt stehe ich gerade an einem Punkt, an dem ich mir über ganz andere Dinge Gedanken mache. (Und nun komme ich zu Deiner Fragestellung)
    Was er nämlich nicht weiß, ist das auch ich an einer BA leide. Aber im Gegensatz zu ihm befinde ich mich in Therapie und die befähigte mich erst, diese Beziehung einzugehen. Ich gehöre zu der angstlich-vermeidenden Gruppe und habe für mich jahrelang vor jeder Art von Bindung, die das Platonische übersteigt, gedrückt. Ich glaube ja, dass mein Verständnis für viele seiner (oftmals strangen) Verhaltensweisen daher kommt, dass ich das von mir kenne. Diese Rückzugstendenzen, auf einmal unbedingt weg zu müssen, "ich verlasse lieber, bevor ich verlassen werde".
    Letztes We schrieb er nach 4 Wochen Nullkontakt wie dankbar er mir wäre, dass ich immer für ihn da bin usw. Mit einem Mal hatte ich, obwohl es wirklich eine gute und der Situation angemesse Mail war, das Gefühl mich entscheiden zu müssen und es entstand eine große Leere in meinem Kopf. Wochenlang hatte ich auf diese Mail gewartet und nun wußte ich nicht, was ich schreiben soll. Wie sollte ich mich entscheiden? Und was passiert, wenn ich ihn endlich "habe"? Was ist, wenn er sich entschließt etwas gegen sein Problem zu unternehmen und wirklich mit mir zusammen sein will. Kann ich das überhaupt? Will ich ihn dann überhaupt noch? Habe ich nicht viel zu viel von seinem Verhalten? Mich nämlich nicht wirklich zu binden? Wie unfair ist das denn!
    Ist das Eingehen einer Beziehung zu einem Beziehungsängstlichen ist ein untermauern der eigenen Bindungsangst? Weil eine Bindung nicht stattfindet?
    100 Fragen!
    Liebe Grüße,
    Trine
    PS: Sorry für den langen Text